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Psiana aus der Gegenwelt

von

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Saint Elsewhere

Ein schöner Pfad führte nach Weideburg. Es ging über kleine Hügel, durch Wälder und an Seen vorbei. Mal wieder Natur pur. So wie ich es mag. Doch so schön es hier auch war, meine Stimmung war immer noch im Keller. Es war bereits abends, die Sonne stand nur noch im Halbkreis über den Baumkronen. Ich hatte Hannah meine Meinung gesagt. Sie ist weinend zusammengebrochen, so wie auf der Brücke. Zwei Mal wegen mir weinend zusammengebrochen. Ich bedeutete ihr wohl doch etwas. Oder fügte ich ihr soviel Schmerz zu, dass Hannah gar nicht anders konnte? Mir war es egal, ich war immer noch sauer. Sauer auf Hannah, doch der größte Teil meiner Wut galt Dwayne. Oh mein Gott, wenn dieser Name nur in meinem Kopf auftauchte, sank meine Laune ins Bodenlose.
 

Ich musste mich auf andere Sachen konzentrieren. Nach dem Arenakampf hatte ich so viel Energie, so viel Lust auf etwas Neuem. Ok, ich hatte dieses Gefühl nicht lange, doch lange genug, mich daran erinnern zu können und dieses Gefühl erneut fühlen zu wollen.

Alle Anstrengungen halfen nichts, weder bekam ich Dwayne aus meinem Kopf, noch fühlte ich die Energie von vorhin. Und als wär nicht alles schon schlecht genug, fing es plötzlich das Regnen an. Um nicht als nasser Waschlappen zu enden, suchte ich nach einer Unterstellmöglichkeit. Ich musste rennen, doch in diesem Wald fand sich nichts Taugliches. Ich sah nach links, ich sah nach rechts, nur leider sah ich nicht auf den Boden, wo mir ein Baum eine Wurzel stellte. Mit einer richtig schönen Gesichtsbremse kam ich wieder zum Stehen, oder eher zum Liegen.

Ich sah hoch. Es regnete nicht mehr. Neben mir sah ich Psiana, dessen Magenta-Orb klirrte. Ich stand auf und befand mich irgendwie woanders. Ein kleines Holzschild verriet mir: Frühlingspfad. Psiana hüpfte wild umher und rannte wie von einem Bibor gestochen tiefer in den Wald. Mir blieb nichts anderes übrig, als meinem Pokémon zu folgen.

Immer tiefer und tiefer ging es in den Wald. Die Bäume reihten sich schön ordentlich neben dem Pfad auf, während ich die ganzen schönen Blumen zertrampeln musste, die auf dem Weg wuchsen, um Psiana nicht aus den Augen zu verlieren.

Urplötzlich war ich umgeben von einer weißen, dicken Suppe. Nebel überall. Verzweifelt hielt ich nach Psiana Ausschau, bis ich nur noch vermuten konnte, wo es war. Der Magenta-Orb schien unheimlich hell. Er strahlte eine rosa Aura aus, die es mir möglich machte, Psiana zu lokalisieren. Ich konnte nur manchmal eine katzenähnliche Silhouette ausmachen, folgen konnte ich nur dem rosa Licht.

Es ging bergauf. Nicht lange, aber steil. Oben angekommen, lichtete sich der Nebel für einen Augenblick. Man konnte auf einen kleinen See herabblicken, der in einem Krater gelegen war. Doch auf der Wasseroberfläche lag immer noch eine dicke Schicht Nebel. Eine Treppe führte uns in den Krater. Erst jetzt konnte man sehen, dass sich hier ein Höhleneingang befand. Es lag eine mysteriöse Spannung in der Luft.
 

<Das ist die Scheidequelle, Nathaniel. Und das ist die Höhle der Umkehr. Eine Höhle, ähnlich wie die Verlorene Höhle nahe dem Ferienparadies. Es ist der einzige Aufenthaltsort von Giratina in ‚unserer‘ Welt.>

„Und wieso führst du mich hierher, Psiana?“

<Dazu später mehr.>
 

Dazu später mehr? Was sollte das hier? Ich wollte meinen nächsten Orden gewinnen, stattdessen führt mich Psiana in eine Höhle, ähnlich der Verlorenen Höhle, und das Erlebnis von damals sollte sich nach Möglichkeit nicht wiederholen. Andererseits könnte ich auch etwas Ablenkung von Hannah und Dwayne gebrauchen.
 

Als wir die Höhle betraten fing Psianas Anhänger an leuchtend zu pulsieren. Wie damals mit dem Altbernstein, oder eher dem Platinum-Orb in der Verlorenen Höhle. Richtiger Weg, weiterhin Leuchten. Falscher Weg, kein Leuchten. Auch hier wie damals. Viele fast gleiche Räume, ein endloser Irrweg, Ausgang nicht in Sicht. Aber ich vertraute Psiana voll und ganz. Es lief immer weiter, ohne jede Pause. Solange, bis wir in einem großen Raum angelangt sind.

Bislang war kein Raum dieser Höhle beleuchtet und ich folgte immerzu dem rosa Licht von Psianas Magenta-Orb. Es blieb stehen. Auch ich tat keinen weiteren Schritt.

Plötzlich wurde der Raum durch Fackeln an den Höhlenwänden erleuchtet. Erst jetzt bemerkte ich die riesige Steinsäule in der Mitte des Raumes die bis zur Decke ragte.

Ein komisches Gefühl umgab mich. Ich wusste nicht wirklich was ich tun sollte. Der Grund für mein Herkommen lag für mich noch immer im Dunkeln.
 

Ich sah mich um und musterte die Umgebung, als mich Psiana am Bein anstupste und mich aufforderte, zur großen Säule zu gehen. Folgende Inschrift ließ sich darauf erkennen:
 

„Dies ist ... Wo Leben funkelt ... Wo Leben schwindet ... Ein Ort, an dem sich zwei Welten überlappen ...“
 

OK? Hat genau was zu bedeuten? Sichtlich verwirrt blickte ich zurück zu Psiana.
 

„Und jetzt Psiana?“

<Nimm dein abgebrochenes Stück des Platinum-Orbs.>
 

Ich verstand zwar nicht wozu, doch einfach nur warten würde mich sicherlich nicht weiter bringen. Ich kramte in meinem Rucksack, bis ich ihn fand. Nichtsahnend nahm ich ihn heraus, um auf halbem Weg zu merken, dass dieser heiß war. Reflexartig ließ ich ihn los, da mein Arm jedoch nach oben schnellte, fiel das Stück Orb nicht zurück in den Rucksack, sondern landete vor der Säule auf dem Boden. Doch zuerst musste ich meine Hand begutachten, die ziemlich schmerzte. Dann sah ich mir den Rucksack an. Ich wunderte mich, dass der Orb kein Loch hinein gebrannt hatte.

Erst jetzt galt meine Aufmerksamkeit dem heißen Steinchen, das leuchtend vor der Säule lag. Mittels Psychokinese hob Psiana den Platinum-Orb auf und bat mich zurückzutreten. Kurze Zeit wurde es still, ehe der Boden zu beben begann. Aus einem kleinen Loch in der Säule sprudelte Wasser heraus, das eine Wasserlache bildete. Alles war genauso wie damals in der Verlorenen Höhle. Auch deswegen konnte ich mir vorstellen was jetzt folgen würde. Ein lila Strudel würde sich auftun und uns entweder hineinziehen oder uns eine kräftige Brise um die Ohren wehen, wobei mir Letzteres dann doch lieber wäre.

Glücklicherweise war es auch so. Ein Portal, aussehend wie ein lila Trichter öffnete sich. Kurz darauf bekamen wir einen starken Wind zu spüren. Während des kleinen Sturmes in der Höhle stieg Giratina in seiner länglichen Form, oder wie mir Psiana einst erzählte, in seiner Urform aus dem Strudel, um sich gleich nach seinem Austritt zu verwandeln. In dieser Form hatte ich Giratina noch nie gesehen. Es sah irgendwie mächtiger aus. Die Flügel, die sechs großen Beine, es wirkte größer.

Psiana rannte zu Giratina hin und begrüßte es ausgiebig. Ich näherte mich nur langsam. Würde es anders auf mich reagieren, weil wir uns in ‚meiner‘ Welt trafen? Ich glaubte zwar nicht daran, letzte Zweifel blieben jedoch.

Ich blieb gute fünf Meter vor diesem Koloss stehen und blickte erstaunt nach oben ins Gesicht des Drachens. Psiana rief von dessen Rücken zu mir herunter, dass Giratina sehr froh sei, einen guten Trainer gefunden zu haben, der auf Psiana aufpasst. Nach diesem Satz wich meine Unsicherheit und ich musste schmunzeln.
 

„Danke, Giratina.“
 

Mehr wusste ich im Moment nicht herauszubringen. Mich beschäftigte eher die Frage, wozu das Ganze nun gut sei und wieso wir Giratina herbeiriefen.

Psiana, mal wieder einen Schritt weiter als ich, las meine Gedanken und musste mir meine innerlich gestellte Frage natürlich sofort beantworten.
 

<Eigentlich gibt es keinen besonderen Grund für unser Herkommen. Ich wollte dir zeigen, dass du mit Hilfe deines Platinum-Orb-Stückes Giratina herbeirufen kannst. Allerdings nur, sollte sich Wasser oder andere spiegelnde Objekte in der Nähe befinden.>

Deshalb trat aus beiden Steinsäulen auch Wasser aus, sowohl in der Verlorenen Höhle, als auch hier. Interessanter Fakt.

<Zudem möchte ich dir zusammen mit Giratina noch etwas zeigen. Dir wird das Thema jetzt nicht gefallen, aber es dient unter anderem auch zu meinem Schutz.>
 

Es konnte mir gerade nur ein Thema nicht passen, aber was das nun im Zusammenhang hiermit zu tun hat und was mir deswegen gezeigt wird machte mich doch ziemlich neugierig.
 

<Wir werden in die Gegenwelt reisen und dir dort einen besonderen Ort zeigen. Saint Elsewhere. Der Name trifft es sehr passend. Zum einen hat der Ort wirklich etwas Heiliges, zum anderen liegt er irgendwo im Nirgendwo in der Gegenwelt und nur Giratina kommt an diesen Ort.>
 

Da ich sowieso nichts dagegen einwenden konnte, stimmte ich zu. Gleich darauf öffnete sich erneut das lila Portal, das Psiana, Giratina und mich verschlang. Diesmal war kein Sog vorhanden und bewusstlos wurde ich auch nicht. Ich konnte beim Eindringen in die Gegenwelt spüren, wie mich eine andere Aura umgab. Die Aura der Gegenwelt eben.

Giratina verwandelte sich wieder in seine Urform und fing mich mit seinem Rücken auf, auf dem auch noch Psiana verweilte. Nun ging es also nach Saint Elsewhere. Psiana hatte mir zwar gerade eine grobe Erklärung gegeben wieso Saint Elsewhere Saint Elsewhere heißt, doch den genauen Sinn dahinter verstand ich nicht. Ich bat um eine genauere Erläuterung. Natürlich nur gedanklich, mehr musste ich nicht machen.
 

<Tja, Nathaniel, wie kann man Saint Elsewhere erklären? Lass es mich so versuchen:

Die Gegenwelt ist eine abstrakte und verzerrte Kopie von unserer Welt. Unsere Welt kann durch die Gegenwelt beeinflusst werden und umgekehrt. Nur einen kleinen Haken hat die Gegenwelt, und der heißt Saint Elsewhere. Jeder Ort, jedes kleinste Stück Lebensraum in unserer Dimension, vom Weltall bis tief unter die Erde, ob Wasser, Land oder Luft, ist hier in der Gegenwelt abgebildet. Nur Saint Elsewhere nicht. Es ist der Ort, der in unserer Dimension nicht existiert, der Ort, der in unserer Dimension nicht abgebildet ist, der Ort, den es nur in der Gegenwelt gibt. Saint Elsewhere ist ein Fehler, denn nur hier trennen sich Zeit und Raum. In keiner anderen Dimension ist das der Fall.

Der Eintritt in Saint Elsewhere wird extreme Auswirkungen in unserer Welt haben, jedoch nur solange du dich in Saint Elsewhere befindest. Denn momentan wäre es so, als wärst du nicht in unserer Welt. Man könnte dich suchen, aber nicht finden, da du in einer anderen Dimension bist. Trittst du allerdings in Saint Elsewhere ein, wirkt sich das so auf unsere Welt aus, als hättest du nie existiert, da Saint Elsewhere auch nicht in unserer Dimension existiert. Das ist solange der Fall, bis du wieder aus Saint Elsewhere austrittst. Danach wird dich wieder jeder kennen und keiner wissen, dass du für kurze Zeit nie existiert hast.>
 

Zeit und Raum trennen sich? Es wäre so, als hätte ich nie existiert? Ich muss sagen, das ich an solche Sachen nie geglaubt hätte, würde ich es jetzt nicht gerade selbst erleben.

Etwas beschäftigt mich aber immer noch. Was hat das Ganze mit dem Schutz Psianas zu tun?
 

<Während ich in Saint Elsewhere sein werde, wird mich weder Team Galaktik, noch Team Rocket auf dem Zettel haben, beziehungsweise von mir wissen. Deswegen musst du es auch für dich behalten. Du darfst absolut niemanden davon erzählen.>
 

Ich versprach es, niemanden je davon ein Wort zu erzählen, doch was hat es mit dem Thema, das mich nicht erfreuen wird zu tun?
 

<Das wirst du sehen, wenn wir in Saint Elsewhere sind.>
 

Hm, OK. Lange konnte es ja hoffentlich nicht mehr dauern. Während wir auf Giratinas Rücken durch die Gegenwelt flogen, schaute ich mich ausgiebig um. Es ließ sich nur erahnen was so mancher Gegenstand wohl in unserer Welt darstellte. Alles war verschnörkelt, verdreht oder gar nicht wieder zu erkennen. Allerdings war auch die Gegenwelt auf ihre Weise schön. Trotz der ungewohnten und meist kuriosen Formen passte alles irgendwie zusammen. Da sah es zu manchen Teilen in unserer Welt viel schlimmer aus. Und immer wieder diese verspiegelten Tropfen, Kugeln oder Perlen, die einfach in der Luft hingen. Bei genauerem Hinsehen erkannte man Landschaften, Gegenstände oder Menschen aus unserer Dimension. Wie kleine Gucklöcher.
 

<Das sind in der Tat kleine Gucklöcher. Giratina kann durch diese Spiegelperlen in unsere Welt sehen. Jeder Gegenstand, der in der realen Welt spiegelt, spiegelt sozusagen in die Gegenwelt hinein. Doch nur wir können von der Gegenwelt in unsere Welt sehen, nicht umgekehrt. Deshalb kann Giratina auch nur durch spiegelnde Sachen in unsere Welt schlüpfen.>
 

Es wird immer abstruser, aber auch immer interessanter. Bei meiner ersten Ankunft damals in dieser Dimension dachte ich, ich werde womöglich nie wieder zurückkommen. Doch die reale Welt und die Gegenwelt schienen enger miteinander verknüpft zu sein als ich dachte. Die beiden Welten stützen sich gegenseitig. Und doch sind sie grundverschieden.
 

<Wir sind fast da. Siehst du das da vorne?>

„Was? Die weiße ... ähm, Blase? Kuppel? Was soll das sein?“

<Das ist Saint Elsewhere. Halte dich gut fest, wenn wir hinein fliegen.>

„Saint Elsewhere? Das ist ein Haufen Nichts!“

<Genau deswegen ist es ja Saint Elsewhere.>
 

Ich wollte noch etwas sagen, doch wir wurden plötzlich schneller und ich musste mich an Giratinas Rücken krallen. Ich wollte meine Augen öffnen, um zu sehen wie ich quasi in unserer Welt ausgelöscht werde, obwohl ich quicklebendig war. Es gelang mir nur teilweise, und wenn ich es schaffte konnte ich nichts erkennen außer ... weiß, irgendwie. Da war nichts, noch nichts. Wir wurden noch etwas schneller. Ich hatte keine Chance mehr meine Augen offen zu halten.
 

Wie aus dem Nichts stoppten wir. Voller Aufregung öffnete ich meine Augen, um kurz darauf die totale Ernüchterung zu spüren. Das war Saint Elsewhere? Hier war es weiß. Sehr weiß sogar. Doch man konnte erkennen, dass wir nicht im Nichts waren. Es ließ sich ein Raum erkennen. Wir waren in einem Raum. Wir waren nicht im Nichts. Wirre Gedanken, irgendwie unbeschreiblich. Ich versuchte es zu verstehen, doch es gelang mir nicht. Ich sprang von Giratinas Rücken und landete auf ...? Nichts, es war weiß, es war weich, so als würde man auf Wolken gehen, doch es war nicht Nichts.
 

Meine Gedankengänge waren für mich selbst unergründlich, da es sowas nicht geben sollte. Mir schoss in den Kopf, dass ich in unserer Welt gerade nicht existiere. Wieder so ein unfassbarer Gedanke. Doch bevor ich völlig durchdrehte, beschloss ich meinen Kopf frei zu kriegen und auf andere Sachen einzugehen.
 

„Psiana, was machen wir hier nun?“

<Komm mit.>
 

Wir liefen. Mehr ließ sich dazu nicht sagen, denn ich wusste nicht ob geradeaus, kopfüber, nach unten, in welche Himmelsrichtung oder sonst irgendetwas. Wir liefen einfach nur.

Nach nicht all zu langer Zeit waren wir an einer komischen Stelle. Auf einem Podest aus weißem Irgendwas lagen zwei Kapseln. Zwei riesige Kapseln. Beide ungefähr zwei Meter lang. Die Linke leuchtete Blau, die Rechte Rosa.
 

<Das hier sind Zeit und Raum. Getrennt in zwei Kapseln, die damals Arceus erschuf und hierher legte. Giratina erhielt den Auftrag auf sie aufzupassen.>
 

Wenn ich ehrlich bin, stellte ich mir Zeit und Raum etwas spektakulärer vor. Doch der Gedanke daran, dass das hier Zeit und Raum ist machte mich sprachlos. Diese Gedanken und Gefühle ließen sich nicht beschreiben, auch wenn man es noch so sehr wollte. Immer noch auf die zwei Kapseln starrend, holte mich Psiana zurück in die Realität, falls man das hier Realität nennen konnte. Wir liefen weiter und kamen an einen Ort, an der eine riesige Spiegelperle stand, lag oder schwebte.
 

<Es wird dich verwundern, Nathaniel, doch sieh hinein.>
 

Ich blickte auf dieses riesige Etwas und erkannte plötzlich Hannah und Dwayne. Hannah und Dwayne wie sie sich jetzt gerade fühlten, wo sie waren, was sie machten. Ihre Konversation spielte sich in meinem Kopf ab. Ungewollt, zu meiner Verteidigung. Ich blickte weg und auch ihre Unterhaltung konnte ich nicht mehr hören. Ich musste erneut in die Spiegelperle gucken. Wieder ertönten ihre Stimmen in meinem Kopf.
 

<Das ist Hannah und Dwayne jetzt. So verhalten sie sich, wenn du nicht existierst. Das ist keine Fiktion, das ist die Realität, wie sie sich jetzt gerade in der realen Welt abspielt. Doch geh ein paar Schritte nach links und sieh dort mal in die Perle.>
 

Wieder Hannah und Dwayne. Allerdings so, wie sie sich verhalten würden, wenn es mich gerade gäbe. Trauriger, bedrückter, sie sprechen kein Wort miteinander.
 

<Das ist eine Fiktion, Nathaniel. Die Szene die du gerade gesehen hast, gab es nie wirklich. Doch geh noch ein paar Schritte nach linkst und schau erneut.>
 

Und nochmal Hannah und Dwayne. Zu der Szene davor hat sich aber nicht viel geändert. Immer noch traurig, immer noch bedrückt, immer noch still.
 

<Das ist die reelle Vergangenheit. Das geschah, während du existiertest, aber nicht in deren Dimension warst. Also von dem Zeitpunkt, des Eintretens in die Gegenwelt bis zum Zeitpunkt des Eintretens in Saint Elsewhere’s.>
 

Wow, ganz schön kompliziert, aber auch einleuchtend.
 

<In dieser Perle würden sich alle möglichen Zeiten und Zusammenstellungen der Zeiten nachsehen lassen. Von der Vergangenheit in der du existieren würdest, oder eben nicht, über die Zeit, in der du in anderen Dimensionen unterwegs bist, bis zu der Zukunft in der du existieren würdest oder nicht. Du kannst dir sämtliche Konstellationen in dieser Spiegelperle ansehen.>

„Nein, Danke, Psiana. Ich denke ich habe genug gesehen. Du hattest Recht. Es erfreut mich wirklich nicht, in diese Perle zu sehen, unabhängig, ob ich darin Hannah und Dwayne sehe oder jemand anderes. Alles zu wissen, macht eben doch keinen Spaß.“

<Wie du möchtest. Dann werden wir wieder gehen.>

„Ja, das wäre mir auch ganz recht.“
 

Wir machten es uns wieder auf Giratinas Rücken gemütlich und flogen los. Erst aus Saint Elsewhere heraus. Wieder so schnell, dass ich meine Augen nicht offenhalten konnte. Dabei wurde ich doch gerade wieder in unserer Welt geboren, wenn man es im übertragenen Sinne sieht. Wahrscheinlich beschäftige ich mich auch nur zu viel damit und dachte nur noch wirres Zeug. Jedoch war ich immer noch so in Gedanken versunken, dass ich gar nicht merkte, wie wir schon aus der Gegenwelt austraten.

Alles war dunkel, wo waren wir? Ich spürte wie Giratina mit seinen sechs Beinen auf dem Boden landete, als genau in diesem Augenblick die Fackeln an den Höhlenwänden entfacht wurden.
 

<Danke, Giratina.>
 

Mehr kam nicht von Psiana. Giratina hob stattdessen ab und flog durch das Portal zurück.
 

„Und jetzt?“
 

Auch ich brachte nicht mehr heraus, doch die Antwort war ebenso komisch, wie aufheiternd.
 

<Nach Weideburg natürlich! Zur Nächsten Arena.>
 

Ich konnte nur grinsen und verstaute währenddessen das kleine Platinum-Orbstück, das das Portal geöffnet hatte wieder in meinem Rucksack. Als ich aufschaute, sah ich Psiana nur noch losspurten. Abermals musste ich grinsen und spurtete hinterher.
 

„Hey, Psiana, warte! Nicht so schnell!“



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