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Dein Wert, mein Wert
von

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Die Strahlen der Sonne erhellten nach und nach mein kleines aber gemütliches Zimmer durch meine weißen Vorhänge und trafen auf meine Augenlider. Langsam vernahm ich das Zwitschern der Vögel, was darauf hinwies, dass ich so langsam aufwachte. Zunächst war ich von dem Licht geblendet, als ich langsam meine Augen öffnete und hatte diese sofort wieder geschlossen. Während ich etwas blinzelte, versuchte ich, meine Augen an das Licht zu gewöhnen, woraufhin ich nach und nach die Umrisse der Möbel meines Zimmers erkennen konnte, als ich mich aufsetzte. Mir gegenüber stand mein relativ kleiner aber ausreichender Kleiderschrank. Daneben befand sich mein schlichter Schreibtisch. Zusätzlich dazu hatte ich ein kleines Regal für Bücher und meine Schulhefte. Meine Deckenlampe sorgte für ausreichend Licht in der Nacht und schließlich hatte ich noch mein liebstes Möbelstück, mein wundervolles, warmes Bett. Mehr hatte ich nicht, mehr brauchte ich nicht. Nachdem ich mich kurz streckte, stand ich schwermütig aus meinem geliebten Bett auf und ging zu meinem Fenster, dessen Vorhänge ich aufriss. Nicht der blaue Himmel weitete sich vor mir, sondern das Fenster des Nachbarhauses. Es gehörte zum Schlafzimmer meines besten Freundes, den ich seit Ewigkeiten kannte. Schon immer hatte ich in diesem Haus gewohnt und er nebenan. Fenster an Fenster. Ich blickte kurz zum Wecker auf meinem Schreibtisch. Wieder war ich vor dem Wecker wach geworden und fragte mich, wozu ich ihn eigentlich brauchte. Es war also noch recht früh. Daher war es kein Wunder, dass er noch schlief. Aber da wir es uns nicht leisten konnten zu spät zu kommen und ich ihn gerne ärgerte, dachte ich mir, ich sollte ihn doch aufwecken. Mit diesem Beschluss machte ich mein Fenster auf, um an seines zu klopfen.

„Lucas! Lucas, wach auf!“ Doch es regte sich nichts, nachdem ich etwas auf eine Reaktion wartete. Natürlich weiß ich aber, wie ich ihn aufzuwecken hatte. Entweder mit Essen. „Lucas, deine Mangas verbrennen!“ Oder mit seinen geliebten Mangas. Daraufhin kam ein lautes Krachen aus seinem Zimmer und lautes Gestampfe. Er war wohl aus seinem Bett gefallen, dachte ich mir und kicherte etwas. Kurz darauf öffnete sich schlagartig sein Fenster.

„Marce!“ Und sein wütendes Gesicht kam mir entgegen, bis es, kurz bevor seine Nase meine berührte, stoppte. Ohne dass seine tiefgrünen Augen von meinen wichen, lehnte er seinen Kopf etwas vor und tappte leicht mit seiner Stirn auf meiner, als wollte er mir eine Kopfnuss geben. „Ich hatte grade einen so schönen Traum!“, nörgelte er. „Mir hat das schönste Mädchen in der neuen Schule ein Liebesgeständnis gemacht! Die wunderschöne Elizabeth! Und du hast das kaputt gemacht!“ Er zog sich mit schmollenden Lippen wieder zurück und kreuzte seine Arme. Lucas war etwas mehr als einen halben Kopf größer als ich, deswegen musste ich zu ihm aufblicken, während er auf mich herabschauen konnte. Während wir auf die Grundschule gingen, war ich immer größer als er, doch seit der Mittelstufe war er stark gewachsen, worüber ich mich heute noch ärgerte. Aber auch wenn er körperlich auf mich herabblickte, in echt war ich diejenige, die auf ihn herabblickte. Leicht verärgert kniff ich ihm in seine Wangen.

„Na dann ist ja gut, dass ich dich geweckt habe.“ Ich grinste ihn schadenfreudig an, als ich seine erröteten Wangen wieder losließ. „Du glaubst doch nicht, dass überhaupt irgendein Mädchen an der Regal Academy irgendwas von dir will. Nicht mal an der Mittelschule hast du das geschafft! Und wer zum Teufel ist Elizabeth?“

„Alter, lass einem Mann seine Träume!“ Nachdem wir uns kurz böse Blicke zuwarfen, lachten wir beide wie aus einem Mund auf. Ich hatte das Gefühl, wir waren so laut, dass wir die halbe Nachbarschaft hätten wecken können. Aber zum Glück hat sich niemand über diesen morgendlichen Lärm beschwert.

„Bist du ein Idiot!“, brach ich zwischen dem Gelächter heraus und zeigte mit meinem Finger auf ihn, während ich mir den Bauch mit der anderen Hand hielt.

„Man, lach nicht!“ Lucas musste sich mit beiden Armen den Bauch vor Lachen halten und fiel fast auf die Knie. Immer wenn wir uns so unterhielten, endete es irgendwie mit einem Lachflash. Aber das zeigte halt, wie gut wir uns verstanden. Und mit Lucas war es nie langweilig.

„Du lachst doch selbst, Mensch!“ Nachdem wir es geschafft hatten uns zu beruhigen, fragte ich nochmal. „Also was ist mit dieser Elizabeth?“

„Ich habe mich auf der Website der Schule umgesehen und sie hat da einige Artikel und Fotos. Weil sie so hübsch war, habe ich etwas recherchiert. Sie ist die Tochter von einem reichen Kerl, ich weiß nicht mehr, was der macht, auf jeden Fall hat sie schon seit sie ein Kind war Ballettstunden gehabt und ist anscheinend ein nationaler Star! Sie ist ein Jahr jünger als wir und geht ebenfalls auf die Regal Academy. Sie ist so hübsch und wahnsinnig freundlich. Zumindest wirkt sie so in den Videos.“, schwärmte er, dass ich fast Herzen in seinen Augen sehen konnte. Mit sowas wie klassischer Musik, Opera und Ballett befassten wir uns nie. Eher Rock, Metal und so. Aber anscheinend gefiel ihm noch, etwas Anderes von dem ich nichts wusste. Komisch irgendwie, auch wenn wir uns schon immer kannten, kannten wir immer noch nicht alles voneinander.

„Ach, so ist das.“ Ich schmollte ein wenig, als ich mich mit meinen Armen am Fensterbrett abstützte und meinen Körper sacken ließ. „So eine kriegst du doch niemals ab.“, sagte ich spöttisch und grinste so fies ich nur konnte. Ich war schon ein wenig neidisch, denn Lucas stand nur auf hübsche, liebe und wohlerzogene Ladies, obwohl er selbst fast wie ein Punk aussah mit seinen blonden Haaren, die türkise Spitzen hatten, den Spangen in seinem Haar, seinen Piercings an den Ohren und seiner Kleidung. Naja, man konnte ihn noch auf die Straße. Aber was rede ich da. Ich war selbst nicht anders. Meine dunkelbraunen Haare wurden von dunkelroten Strähnen geschmückt und ich hatte mindestens genauso viele Ohrpiercings wie Lucas, wenn nicht mehr. Übrigens ließen wir sie uns zusammen stechen. Meine hellbraunen Augen fielen nicht so auf wie seine tiefgrünen. Ich musste zugeben, dass er echt schöne Augen hatte. Objektiv betrachtet sah Lucas echt gut aus. Auch wenn er ein Idiot war, war er mein bester Freund und ein echt toller Mensch, nicht umsonst war er meine erste Liebe. „Hast du deine Sachen schon gepackt?“ Er hatte kurz einen erschrockenen Gesichtsausdruck, als hätte ich ihn an etwas Wichtiges erinnert. Was ich natürlich auch hatte.

„Ne und du?“, antwortete er seine Wange kratzend als sei nichts.

„Gestern Abend schon. Alles ist bereit!“, prahlte ich stolz mit meinen Händen auf die Hüften gestemmt.

„Ich mach das gleich eben schnell. Weiß nur nicht, wie ich meine Mangas mitnehmen soll.“ Er seufzte kurz und blickte zu seinem Bücherregal, was neben seiner Zimmertür stand und von meinem Fenster gut sichtbar war.

„Die kannst du doch auch auf dem Tablet lesen. Lass die hier!“ Die konnte er natürlich nicht alle mitnehmen, das wäre ja verrückt.

„Das ist aber nicht das gleiche, wie sie in der Hand zu halten.“ Er seufzte auf mein Unverständnis seiner Situation.

„Idiot…“, murmelte ich und rollte genervt die Augen.

„Hey, das ist mir ernst! Ich könnte wohl ein bisschen Kleidung weglassen… wir brauchen eh nur hauptsächlich die Uniform.“

„Bist du blöd? Jetzt pack dein Zeug und lass die Mangas hier.“

„Ja… Mama…“ Er schmollte mich an, schien sich aber doch geschlagen gegeben zu haben.

„Außerdem mach was gegen deine Sturmfrisur!“ Ich wuschelte ihm nochmal durch seine Haare, als ich wieder hinters Fenster trat. „Wir sehen uns gleich.“

„Jaja, bis gleich.“ Er versuchte seine blonden Haare mit seinen Händen anständig zu richten aber daraus wurde nichts. Als er daraufhin mein Kichern vernahm, streckte er mir die Zunge aus und schloss sein Fenster wieder. Ich tat es ihm nach und drehte mich zu meiner Zimmertür.

„Wie ein kleines Kind.“, murmelte ich, während ich mich auf dem Weg in die Küche machte. Gleichzeitig schnappte ich mir schon mal meinen Koffer und brachte ihn mit nach unten, wo mich schon meine Mutter erwartete, die unser erstmal letztes gemeinsames Frühstück vorbereitete. „Kann ich dir helfen, Mama?“, fragte ich als ich mich zu ihr gesellte.

„Ich bin fast fertig, Marce. Du kommst immer runter, wenn nichts mehr zu tun ist!“ Sie kniff mir kurz meine Nase und widmete sich wieder den Omeletts.

„Hehe, okay!“ Ich setzte mich an den schon gedeckten Tisch und wartete bis meine Geschwister und meine Eltern sich setzten. Nachdem wir uns einen guten Appetit wünschten, aßen wir gemeinsam unser leckeres Frühstück bei unserer üblichen, netten Unterhaltung. Daraufhin machten wir uns fertig für unseren ersten Schultag des neuen Schuljahres. Wer zuerst fertig mit Essen war, konnte auch zuerst ins Bad. Also konnte ich in Ruhe meine Zähne putzen und mir noch die Haare zu einem strammen Zopf binden, bevor meine Geschwister sich ums Bad stritten. Papa und Mama hatten ein eigenes Bad. Aber ich war immer froh drum, dass die Kleinen beim Essen so viel redeten und langsam aßen. Während sich die zwei also im Bad auf die Füße traten, holte ich noch meinen Rucksack und meine Kontrollliste von oben um zu schauen, ob ich auch wirklich alles hatte. Mama half mir dabei und Papa machte sich ebenso fertig für die Schule. Er war nämlich ein Lehrer an der Mittelschule, die meine Geschwister und ich besuchten. Meine Mutter arbeitete, seit mein kleiner Bruder in der sechsten war, wieder in einer kleinen Bäckerei in der Nachbarschaft und brachte von dort oft leckeres Gebäck mit. Meine kleine Schwester war nun in die 9.Klasse gekommen und mein kleiner Bruder in die 7.Klasse. Auch wenn die beiden etwas nervig waren, waren sie dennoch meine geliebten kleinen Monster. Die vier machten sich, als alles bereit war, auf dem Weg zur Schule und zur Arbeit, nachdem sie mich zum Abschied noch alle fest umarmten und wir uns gegenseitig alles Gute wünschten. Unsere Abschiedsparty hatten wir schon am Abend zuvor mit Lucas und seiner Familie. Da bemerkte ich erst, wie merkwürdig es sich anfühlte, etwas Trauriges wie einen Abschied zu feiern. Wir hatten viel gelacht und geweint. Aber es war ja kein Abschied für immer. Also mussten wir dadurch. Ich wartete vor Lucas‘ Haus auf ihn und seinen Vater. Er und Lucas‘ Mutter arbeiteten in einer großen Firma, wo sie sich auch kennengelernt haben. Sein Vater hatte sich extra frei genommen, um uns beide zu unserem Fernbus in der nächsten Stadt zu fahren. Denn Lucas und ich wechselten für die Oberstufe auf ein, nein, das beste Privatschulinternat des Landes, die Regal Academy, dessen Schulanfangsversammlung am Nachmittag beginnen sollte.

Jedes Jahr erhielten einige glückliche Schüler Stipendien für diese Privatschule. Denn es gab jährlich einen Aufnahmetest für die Schüler der Jahrgänge 6-12. Wer diesen bestand, wurde an der Schule aufgenommen, doch das schafften nur sehr wenige. Meistens waren es pro Jahr nur 5-6 Schüler. Auch wenn Lucas und ich nicht danach aussahen oder nicht so wirkten. Wir waren echt klug und hatten wohl auch viel Glück. Aber wir zwei hatten auch sehr viel dafür gepaukt, denn es war ein großes Privileg in diese Schule zu dürfen. Wer den Namen dieser Schule auf dem Abschlusszeugnis trug, dem waren alle Türen geöffnet. Egal welchen Rank man hatte. Nun war ich auch meinem Traum näher Ärztin zu werden, denn Berufe wie diese waren normalerweise nur 1.Ranks möglich. Nur wenige 2.Ranks schafften es. Also wäre es für eine 4.Rank wie mich niemals möglich gewesen. Lucas brauchte diesen Abschluss auch, um Jura studieren zu können. Er war zwar einen Rank höher als ich, aber hier spielte das gleiche Prinzip wie bei Medizin. Generell war es schwer für 4.Ranks und 5.Ranks überhaupt einen Studienplatz zu erhalten. Außerdem sagte er, er wollte mich nicht allein gehen lassen, was mich sehr glücklich machte. Letztes Jahr hatten wir uns auch dafür entschieden, an dem Test teilzunehmen. Aber für diesen hatten wir uns leider nicht qualifiziert. Naja, nun hatten wir es ja geschafft. Was für ein Glück, das wir es beide bestanden hatten.

„Hey, sorry, dass ich etwas länger gebraucht habe.“ Lucas kam mit seinem Vater und einem Koffer, der sogar größer war als meiner, aus seinem Haus. Er sah schon wesentlich anständiger aus als am Morgen. Seine Haare waren gepflegt zurecht gestylt und statt seiner üblichen Kleidung trug er eine normale Jeans ohne Löcher, ein weißes Hemd, einen beigen Cardigan drüber und rote Chucks. Ich hatte mich auch anständig angekleidet. Schwarze Strumpfhose, dunkelblauer Rock, weiße Bluse und pastellgelber Cardigan. Zu meinen Füßen ebenso meine roten Chucks. Wir waren wie im Partnerlook als hätten wir uns abgestimmt. Ich kicherte leicht, weil mich das etwas freute und grinste ihn an.

„Kein Ding, wir sind ja gut in der Zeit.“ Ich schielte zu seinem Koffer, welches er bemerkte.

„Ich habe keine Mangas drin, keine Sorge.“, sagte er und kreuzte kurz mit einem bösen Blick die Arme.

„Ja, ich habe sie aussortiert.“, bestätigte sein Vater mit einem Zwinkern, während er den Koffer in das Auto packte.

„Gut gemacht!“ Ich rollte mit meinem Koffer auf die beiden zu, doch Lucas kam mir entgegen und reichte mir seine Hand.

„Gib mir deinen Koffer, ich trag ihn ins Auto.“

„Wow, du kannst ein Gentleman sein? Dann nehme ich das Angebot gerne an.“, sagte ich in einer ironischen Stimme und reichte ihm den Koffer.

„Natürlich, Milady.“, welchen er daraufhin annahm.

Gemeinsam stiegen wir dann in das Auto und wurden zum Busbahnhof in der größeren Nachbarstadt gefahren. Von dort würde unser Fernbus uns in die Hauptstadt bringen. Nach einer fünf stündigen Fahrt kamen wir dann auch endlich da an. Die Hauptstadt war so riesig und sah so edel aus im Vergleich zu unserer geliebten Kleinstadt. Es liefen Leute rum denen man ansah, dass sie 1.Ranks oder 2.Ranks waren. Aber überrascht hat mich, dass viel mehr Leute der anderen Ranks hier waren, immerhin war es die Hauptstadt. Doch dadurch fühlte ich mich nicht so deplatziert. Höhere Ranks sollten eh nicht an einem Busbahnhof sein. Immerhin konnten die sich besseres leisten. Wir spazierten dann in Mitten der Horde Menschen zum Ausgang, wo uns dann ein Lehrer abholen sollte und dieser stand tatsächlich schon da. Schnell konnten wir ihn erkennen, denn er trug im Vergleich zu den anderen Leuten, auf seinem schicken schwarzen Anzug das Wappen der Academy. In der Hand hielt er außerdem noch ein Schild mit dem Wappen und Namen der Academy und unsere Namen, welches in Sichtweite kam je näher wir ihm entgegenkamen. Wir stellten uns kurz vor, nachdem wir uns begrüßt hatten, woraufhin er erstmal unsere Personalausweise kontrollierte, ob wir denn wirklich die richtigen Personen waren. Ich fand das echt übertrieben, aber damit mussten wir leben, denn wir waren dabei in eine uns ganz unbekannte Welt einzutauchen. Der Lehrer stellte sich als Herr William vor und wird uns in Englisch unterrichten. Er bat uns in eine schicke, schwarze Limousine, was für uns ein zu großes Kaliber war und fuhr uns dann zum Schulgelände. Egal wie sehr wir uns rausputzten, Lucas und ich, uns würde von meilenweit angesehen, dass wir eigentlich nicht hierhergehörten. Doch wir würden uns noch einen Platz in dieser Welt schaffen.

Das Schulgelände war ummauert und der Herr William musste am Tor einen Code eingeben, um dieses zu öffnen. Er erzählte, dass es in alle Himmelrichtungen jeweils ein Tor gab. Das Schulgelände war so groß wie eine Kleinstadt. Also gigantisch für eine Schule. Dabei musste man aber bedenken, dass die Wohnheime, die sogenannten Dorms, auch zum Schulgelände gehörten. Das Gelände bestand aus drei Teilen. Im Zentrum befanden sich die eigentlichen Schulgebäude und drum herum wurden die Dorms aufgebaut, von denen man schnell zu Fuß zur Schule kommen konnte. Um die Dorms herum befanden sich kleine Stadtteile wie Einkaufsviertel, Freizeitviertel mit Parks, Theater und sogar ein Stadion, wo Sportturniere und sonstige Wettbewerbe stattfanden. Hier fehlte es an nichts. Der äußere Ring war Flächenmäßig der größte, um zu Fuß alles zu erreichen brauchte man daher lange. Deswegen nutzten die Schüler Schultaxis, um an ihr Ziel zu gelangen. Davon gab es in der Regel pro Schüler einen eigenen Chauffeur. Diesen mussten sie aber vor Schulbeginn anmelden. Das klang wahnsinnig verrückt für mich. Aber für Stipendiaten wie uns gab es einen sogenannten Dormbus. Was mir auch wesentlich lieber war, denn es ist doch total unnötig einen eigenen Chauffeur haben zu müssen, vor allem wenn die Dorms und die Schule so nah beieinander sind. Außerdem hatte unser Dorm noch für jeden Stipendiaten Fahrräder, mit denen man ebenfalls alles gut erreichen konnte. Die Dorms der regulären Schüler besaßen keine Fahrräder, da diese sie eh nicht benutzten. Nur einzelne Ausnahmen gab es für Schüler, die doch Fahrrad fahren wollten oder dies in ihrer Freizeit als Sport betrieben. Letztendlich gab es alles, was man brauchte innerhalb dieser Mauern. Und hier würden wir das nächste gesamte Jahr verbringen.

„So sieht also ein goldener Käfig aus.“, murmelte Lucas zu sich selbst so leise, dass ich es neben dem Geräusch des Motors kaum hören konnte. Aber ich verstand, was er meinte. Er schien anders als sonst sehr nachdenklich. Sein Blick starrte nach draußen auf die vorbeigehenden Mauern der Schulstadt, doch schien er nichts von alledem zu sehen. Ich ging nicht weiter darauf ein, da er wahrscheinlich nur mit sich selbst redete. Außerdem machte er einen so vertieften Eindruck, dass ich ihn nicht aus seiner Gedankenwelt holen wollte.

Als wir ankamen ließ Herr William uns an unserem Dorm raus und übergab uns unsere Schülerausweise, welche in einem dunklen Blau glänzten und mit silberner Schrift bedruckt waren. Wir verabschiedeten uns von Herr William und traten in einen neuen Abschnitt unseres Lebens ein.

In der Eingangshalle erklärte man uns alles Weitere. Wir waren im O Dorm einquartiert. O stand hierbei für Ordinary also normal und durchschnittlich. Dort wurden alle 2.Ranks hingeschoben, die sich die Schulgebühren noch leisten konnten und die ganzen Ranks darunter, die den Test geschafft hatten. Einige wenige Schüler aus den umliegenden Ländern, gingen ebenfalls auf diese Schule. Diese waren auch im O Dorm untergebracht. Außerdem gab es noch vier andere Dorms für die ganzen 1.Ranks des Landes. Einmal den Heart Dorm, ein reiner Mädchen Dorm. Den Sword Dorm dementsprechend nur für Jungs. Den Star Dorm, ein gemischter Dorm, der für die reichsten unter den 1.Ranks ist. Jede Dorm war sehr großzügig ausgestattet. In jeder gab es eine Bibliothek mit etlichen Büchern jedes Genres aus etlichen Ländern. Einen Freizeitraum mit allem an Unterhaltungsmöglichkeiten, wie Spielekonsolen, Billiard, Darts und vieles Weiteres. Der Star Dorm hatte sogar eine Bowlinghalle im Freizeitraum. Sonst hatte jeder Dorm noch einen großen Dinner Saal, wobei die 1.Rank Dorms Chefköche hatten, die einem jede Speise, die sie sich wünschten herzauberten, wohingegen wir unser Essen selbst zubereiten mussten. Die Speisepläne und Kochpläne wurden von der Dormbetreuung erstellt, Wünsche sollte man einen Monat im Voraus schriftlich einreichen. Schließlich gab es noch ein großes Gemeinschaftsbad. Unser Dorm war im Vergleich zu den anderen nicht so speziell, aber wir hatten ebenso viel wie die anderen nur in kleinerem Maße. Ich war davon überzeugt, dass wir mehr als genug hatten in den Dorms. Dementsprechend waren wir stark davon überwältigt als wir reingingen.

Der Eingang führte in die große Eingangshalle, in der wir uns befanden. Der Boden bestand aus dunklem Holz sowie das restliche Möblier, was es recht altmodisch aber sehr schick wirken ließ. Die Wände waren in einem dunklen Rotton gehalten, der von silbernen Verzierungen geschmückt war. Der dunkel eingerichtete Saal wurde von einer riesigen Chandelier beleuchtet, die von der Decke hing. Das Obergeschoss war mit den Zimmern der Schüler belegt und alles andere befand sich im Erdgeschoss. Eine große Treppe entzweite in die Richtungen, zum Mädchen Flügel und zum Jungen Flügel des Dorms. Dort trennten sich fürs erste unsere Wege und wir machten uns auf die Suche nach unserem Zimmer. Bevor die Schulanfangsveranstaltung beginnen sollte, würden wir uns dann in der Eingangshalle wiedersehen und uns gemeinsam auf dem Weg dahin machen.

Ich lief den Flur entlang, der wie der Eingang eingerichtet war, bei den Jungs würde es wohl nicht anders aussehen. Meine Zimmernummer war 22. Ich schaute auf die Karte des Infoheftes, welches jedem von uns mitgegeben wurde und schaffte es irgendwie zu meinem Zimmer zu gelangen, ohne aber jemanden auf dem Weg anzutreffen. Ich würde, die anderen des Dorms früher oder später noch kennenlernen. Das Zimmer war etwas schlichter als die restliche Fassade. Die Möbel waren immer noch in den dunklen holz Ton gehalten sowie der Boden und die Wände. Aber die Bettwäsche und Vorhänge bestanden aus einem matten Weiß. Ich stellte meinen Koffer auf den Boden und begann mein Zimmer einzurichten, da wir noch ein wenig Zeit bis zur Veranstaltung hatten. Ein eigenes Badezimmer mit Toilette, Dusche und Waschbecken standen uns in einem separaten kleinen Raum an unserem Zimmer zur Verfügung. Diese war mit cremefarbenen Fliesen eingedeckt, während der Rest auch schlicht weiß war. Glücklicherweise befand sich im Bad ein Spiegel, in den ich kurz schaute um festzustellen, dass ich recht müde aussah und meine Haare etwas wild waren. Ich richtete alles zurecht, damit ich zur Versammlung anständig aussah und räumte weiter aus. Den Schreibtisch bedeckte ich schon mal mit meinen Stiften und Heften. Meine Kleidung räumte ich in den Kleiderschrank ein, worin ich schon zwei Exemplare der Schuluniform in meiner Größe entdeckte. Diese setzte sich zusammen aus einer weißen Bluse, einem marineblauen Blazer mit dem Wappen der Schule und einem beigebrauen Faltenrock. Bei den Jungs war es generell dasselbe nur, dass sie eine Hose trugen. Dazu gab es noch für die Mädchen eine dunkelrote Schleife und die Jungen eine Krawatte. Ich probierte die dann auch schon an, als ich fertig mit einräumen war und musste feststellen, dass sie überhaupt nicht zu mir passte. Dann warf ich mich auf das Bett und schloss die Augen für eine Weile. Das Bett roch nach frisch gewaschener Bettwäsche. Es war ein fremder Geruch, daher fühlte es sich nicht so warm und wohlig an wie mein Bett zu Hause, war also sehr Gewöhnungsbedürftig. Generell war der Raum etwas trist, aber damit musste ich leben.

Als es Zeit wurde ging ich aus dem Zimmer. Zeitgleich kam aus dem Zimmer gegenüber auch ein Mädchen raus. Sie hatte kurze dunkelblonde Haare und klarblaue Augen. Ich bemerkte, dass sie etwas größer als ich war als sie auf mich zukam und einfach meine Hand nahm.

„Hi! Dein Gesicht kenne ich noch nicht!“, begrüßte sie mich mit einem nette, breiten Lächeln und schüttelte meine Hand kräftig. Ich war so perplex von ihrer plötzlichen Überfreundlichkeit, dass ich mich weder dagegen gewehrt habe noch etwas sagen konnte. Aus irgendeinem Grund aber machte es mir nichts aus. Mein Gefühl sagte mir, sie wäre eine nette Person mit der ich mich schnell anfreunden könnte. „Du bist bestimmt eine Neue?“, fragte sie, was mich aus meiner Paralyse brachte.

„Äh, ja! Hi, ich bin Marce.“ Ich lächelte ihr zurück, während sie meine Hand wieder losließ.

„Freut mich!“ Mit einer Hand auf die Hüfte gestemmt und der anderen flach an die Brust gedrückt stellte sie sich vor. „Ich bin Mia die Dormleaderin. Wenn du Hilfe brauchst, frag mich einfach! Mein Zimmer ist ja auch direkt gegenüber!“ Mia war eine 3.Rank wie Lucas.

„Das ist total lieb! Danke!“

„Halt dich bloß nicht zurück!“ Wir lachten uns kurz an, nachdem ich ihr zunickte. „Dann lass uns mal zusammen zur Aula gehen. Du weißt bestimmt noch nicht, wo die ist.“

„Ich müsste aber noch auf einen Freund warten, mit dem ich zusammen an die Academy gekommen bin.“

„Kein Ding! Ich muss auch noch auf einen Kumpel warten.“ Wir gingen zusammen los und an der Treppe stand auch schon Lucas mit einem anderen Kerl, der rote Haare und hellbraune Augen hatte.

„Hey Marce!“, rief mir Lucas zu als er mich sah und winkte kurz.

„Oh, sie ist diejenige auf die du wartest? Hey Mia!“ Und der rothaarige schien derjenige zu sein auf den Mia wartete. Perfekt. Dachte ich. Und Mia schien dasselbe zu denken, denn wir kicherten beim heruntergehen gleichzeitig los. Unten angekommen stellen wir uns alle nochmal einander vor und liefen zusammen zur Aula, wo die Eröffnungszeremonie stattfinden sollte. Der Freund von Mia hieß Kevin, also ein 5.Rank. Er wohnte im Nachbarzimmer von Lucas, so hatten die sich auch zufällig kennengelernt und wollten gemeinsam los. Mia und Kevin schienen echt wahnsinnig nette und gesellige Menschen zu sein, denn wir verstanden uns sofort, als wir uns auf dem Weg dahin unterhielten. Von unserem Dorm aus war die Aula in etwa 20 Minuten zu Fuß erreichbar. Auf dem Weg dahin trafen wir ein paar andere Schüler an, wahrscheinlich 1.Ranks, die uns ziemlich doof angestarrt hatten. Lucas flüsterte uns zu, ob sie eifersüchtig auf seine coolen Haare wären. Wir kicherten nur und diese drehten sich schnell weg und ignorierten uns, als sie bemerkten, dass wir zu ihnen schauten.

„Was glauben die wer die sind?“, fragte ich mich und kreuzte meine Arme.

„Mach dir nichts draus.“, seufzte Lucas und strich mit seiner Hand einige Male über meine Haare.

„Daran werdet ihr euch schon noch gewöhnen.“ Kevin lächelte uns aufmunternd zu und klopfte mit seiner Hand auf meine Schulter. „Das wird euch immer wieder passieren hier.“

„Irgendwie ist das traurig.“ Es war mir schon unangenehm, wie die Leute starrten. Woher wollten überhaupt wissen, was unser Rank war? Naja… vielleicht sah man es uns an, so wie wir rumliefen. Aber ein Buch sollte man nicht nach seinem Einband beurteilen.

„Damit müssen wir leben.“, murmelte Mia. „Aber keine Sorge. Wenn man Freunde wie uns hat, ist alles ein Kinderspiel! Mit uns wird euch nie langweilig, sodass ihr nie an die schlimmen Dinge denken müsst.“ Sie lächelte lieb, während sie mir ebenfalls auf die Schulter klopfte. Ich glaubte, man hatte mir meine Nervosität richtig ansehen können. Doch die negativen Gefühle und Gedanken waren sofort weggestoßen. Denn ich war sehr glücklich darüber, dass die beiden uns schon als Freunde betrachteten, obwohl wir uns grad erst kennenlernten, sodass ich mich sogar schon auf die Schulzeit freute.

Als wir angekommen waren suchten wir uns weiter hinten freie Plätze und beobachteten das Geschehen auf der Bühne. Die Aula war riesig. Sie hatte 6 Parketts, drei unten drei Balkone drüber. Die Sitze waren in einem edlen Rotton und zum Einschlafen gemütlich. Lucas musste ich wachhalten, damit er während der Rede des Direktors nicht einschlief. Nach der langen Rede kam noch eine kürzere vom Schülersprecher. Ganz wach wurde Lucas, als seine Elizabeth auf die Bühne trat. Sie durfte nämlich zur Eröffnung des neuen Schuljahres einen Tanz vorführen, und das konnte sie gut. Als sie fertig war jubelte der ganze Saal und Lucas erst, er strahlte wie ein Kind, was sein neues Lieblingsspielzeug entdeckte. Das machte mich schon ganz schön neidisch, aber ich musste zugeben, dass Elizabeth wirklich wahnsinnig hübsch war. Sie hatte bis zur Taille lange haselnussbraune Haare und strahlend blaue Augen, außerdem schien ihr Gesicht perfekt zu sein. Es hatte eine schöne Form, schöne Augen, schöne Lippen, eine schöne süße Nase, wie eine Puppe! Man war ich neidisch, aber so ging es bestimmt vielen anderen Mädchen im Saal. Schlank, klein und süß, das perfekte Mädchen, was jeder Junge beschützen wollte. Und auf der Bühne wirkte sie wahnsinnig nett und freundlich. Ihr Lächeln glich dem eines Engels also kein Wunder, dass sie so beliebt war. Wie zu Erwarten von einer 1.Rank. Zum Ende hin wurden wir Stipendiaten noch auf die Bühne gebeten und kurz vorgestellt und gratuliert, also wir und die anderen, die ein Stipendium bekommen hatten. Die anderen Schüler waren von uns nicht so begeistert, aber wer konnte ihnen das übelnehmen, immerhin mussten sie im Gegensatz zu uns eine Menge dafür blechen. Nach der Feier gingen wir gemeinsam zurück, aßen zu Abend und gingen in unsere Zimmer. Nach einer schönen Dusche, ging ich auch schon schlafen. Denn obwohl ich das Gefühl hatte, ich hatte nicht viel gemacht, war ich dennoch fix und fertig.

Morgen würde unser erster Schultag beginnen und ich war schon sehr gespannt darauf, wie es so sein würde.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Isamu_17
2016-03-22T12:49:31+00:00 22.03.2016 13:49
Super Geschichte und auch sonst sehr gut
schreibe bitte bald weiter!
Antwort von:  _Marce_
23.03.2016 09:22
danke schön >w< im moment hab ich weniger zeit aber ich hoffe ich kann bald weitermachen <3
Antwort von:  Isamu_17
23.03.2016 10:58
Oh ja viel Glück dabei


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