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Heldin im Aufwind

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
(Man möge mir verzeihen, ich habe derzeit kein Programm mit Rechtschreibprüfung) Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Da ich ja immerStück für Stück aktualisiere, markiere ich den neuen Abschnitt jetzt mit [___]. Hoffentlich ist das ok und erleichtert das Suchen ;) Komplett anzeigen

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Vierwinden

Die Nacht war frisch und sternenklar. Der Mond schien hoch am Firmament und strahlte fast wie eine kleine Sonne.

Karenja lag auf ihrem Bett und stierte an die Decke. Das Licht des Mondes erhellte ihre kleine Kammer und lies sie nicht so recht in den Schlaf kommen. Die Vorhänge sind zu ihrer neuen Zudecke geworden, da die alte Dank der großen graubraunen Schadnager doch recht luftig geworden war. Sie hasste Ratten. Widerliches kleines Getier, was eigentlich keinen Nutzen hat und schrecklich schmecken sie noch dazu.

Die junge Frau stieß ein verächtliches Schnaufen in den Raum und stand auf. Es hat doch keinen Zweck. Sie öffnete die Tür und lief über Flur und Treppe die Küche herab.

Dieses Haus war einmal ein herrschaftliches Gebäude. Die hiesige Adelsfamilie verlies es, als ein Erbe in Festum anstand. Festum war eine reiche Hafenstadt voller Leben und Handel. Vierwinden hingegen schien langsam auszusterben. Vater und Mutter Karenjas standen im Dienste der Familie und zogen mit ihnen. Für sie gab es keinerlei Verwendung, da sie eine freie Frau war und hätte bezahlt werden müssen.

Unten in der Küche angelangt, ging sie Richtung des Herdes, nahm eine Kanne herunter und goss sich eine Tasse Tee ein. Da noch etwas Glut vor sich hin schimmerte, entfachte sie noch einmal ein Feuer. So musste sie später nicht neu anschüren. Die Küche war der einzige noch gut genutzte Raum. Sie war allein in diesem riesigen Haus, welches langsam mehr und mehr verfiel.
 

Zurück in ihrem Zimmer saß sie in ihrem Bett und schaute, mit der Teetasse in der Hand, aus dem Fenster. Der Mond schien wirklich hell, als würde Mada den Kampf ihres Lebens führen.

"Vielleicht ziehe ich in die Küche um und baue mir dort ein Nachtlager auf", dachte sie sich still. Aber eigentlich wollte sie nur weg. Raus aus diesem Haus, weg aus Vierwinden. Ein Zeichen zum Aufbruch, das wärs. Irgendwas. Diese Einöde machte sie Wahnsinnig. Seit der Tempel der Rondra wiederbelebt wurde, kamen zwar mehr Reisende in die einstige Handelsmetropole, doch verteilte sich auf sporadisch ankommende Grüppchen oder einsame Pilgerer. Zumindest kam sie als Schankmaid so an Geschichten und Neuigkeiten außerhalb der Tristess der verfallenden Häuser. Ganze sieben Wirtshäuser gab es. "Zum Ostwind"," Zum Südwind", "Zum Nordwind", "Zum goldenen Hirsch" und die "Zum dicken Wirt" sind seit Jahren geschlossen. Übrig blieben "Zum vollen Krug" und "Zum schwarzen Eber". Beides waren schon vorher eher etwas für den kleinen Geldbeutel und geringe Erwartungen.
 

Der Mond war mittlerweile weit gewandert, die Sterne verschwanden nach und nach und das Morgengrauen zeigte sich langsam am Fiermanent. "Nagut, dann war das eben eine kurze Nacht." Karenja stand auf, wusch sich und zog sich an. Sie ging in die Küche, aß gemütlich Getreidebrei, schnappte sich ihren Einkaufskorb und ging zum Markplatz. Zwei, drei kleine Stände standen auf einem gepflasterten, überdimensionierten Platz und wirkten irgendwie verloren.

"Guten Morgen Karenja, du bist heute aber früh auf." Marktfrau Mascha lächelte ihr zu und Karenja erwiderte. "Guten Morgen. Ich konnte leider nicht schlafen. Ob ich nun eine Stunde mehr oder weniger in der dreckigen Kaschemme vergammel, das ist... Oh, rote Kartoffeln?"

Die deutlich ältere Frau schmunzelte. "Ja, wir haben die Samen von einem Pilger bekommen. Er wollte etwas altes Brot, weil er so wenig Geld hatte. Ich hatte ihm einen trockenen Kanten geschenkt. Darauf hin gab er mir die Samen. Mein Mann hatte sie angebaut. Die Kartoffeln schmecken hervorrangend. Möchtest du welche kaufen?"

Ohje, wenn Masche einmal loslegte, stand ihr Mund nicht mehr still. Aber Karenja nickte freudig, auch wenn sie sich sicher war, dass es kein einzigen Gast im vollen Krug interessiert, welche Farbe die Knollen haben. Nach einem weiteren Plausch konnte sie sich endlich losreißen und ging zur Arbeit.
 

Als sie das Wirtshaus betrat, schlug ihr der alltägliche Mief entgegen. Es roch abgestanden, modrig und nach altem Schweiß. Weitere Gerüche wollte sie nicht definierten.

Der Wirt lag schlafend hinter der Theke.

"Chef, ich habe Kartoffeln mitgebracht.", rief die junge Frau laut in den Raum. Ein Brummen hallte zurück. Da musste sie sich das Geld für das Gemüse eben selbst aus der Kasse nehmen.

In der Küche angekommen, lag der Koch auf dem Boden, total besoffen in seinem eigenen Erbrochenen. "Das ist doch nicht wahr! Habt ihr wieder Wettsaufen gemacht?" Der Koch erschrak und zuckte zusammen. Karenja aber wetterte weiter: "Gestern Abend kamen Gäste zum Übernachten und ihr beiden widerlichen Säcke lasst mich wieder alle Arbeit allein machen?"

"Schnauze", lallte es nur zurück.

Jetzt reichte es ihr und sie versuchte den Trunkenbold vom Herd weg zuziehen. Aber keine Chance. Sie war zu schmächtig und er zu fett. Der Mann wiederum kroch wenigstens etwas genervt beiseite und schlief weiter.

"Oooaarrrr ekelhaftig", wettere Karenja weiter und wischte erst einmal grob den stinkenden Mageninhalt weg. Sie rang damit, nicht ihren auch noch zu verlieren. Danach setzte sie einen Kessel mit Wasser übers Feuer. Sieschälte Kartoffeln, Zwiebeln, Möhren und Sellerieknolle, würfelte alles klein und gab ins in das heiße Wasser. Im Keller gab es noch etwas Hammelfleisch und Knochen. Die Schankmaid rümpfte die Nase. Höchste Zeit, dass das in die Suppe kommt.
 

Als sie alles soweit fertig hatte und sich zum Verschnaufen hingesetzt hatte, fing es auf der Etage über ihr mächtig an zu rumpeln. Karenja schreckte auf.

Der Wind steht gut

Es rumpelte und polterte und Stimmen schimpften vor sich hin. Stimmt. Gestern Abend hat ein bunter Trupp Abenteurer Zimmer gemietet. Das war richtig ungewohnt.

Schritte, Trampeln auf der Treppe.

"Hallo, ist hier jemand ansprechbar?"

Karenja schritt aus der Küche und stand einem hochgewachsenem Mann in einem buntem Mantel und Schlapphut gegenüber.

"Den Zwölfen zum Gruße. Mein Name ist Tassil. Man nennt mich auch Tassil Wohlgesang."

"Äh, Karenja. Karenja Berow. Kann ich was für dich tun?"

"Ein leckeres Essen für vier Personen, wäre nicht schlecht. Es riecht bis hoch in unsere Zimmer nach gutem Eintopf."

Karenja nickte und verschwand in der Küche. Weiteres Getrampel und Stimmen ertönten. Eine hitzige Diskussion schien im Gange und das zur frühen Mittagsstunde. Kurz darauf saßen vier Männer an einem der wenigen Tische. Die Schankmaid brachte das Essen. Bis auf einen stürzten sich alle auf den Hammeleintopf.

"Was ist denn mit eurem Kollegen hier los?" Sie runzelte die Stirn.

Tassil lachte auf. Der werte Herr hier hat mit dem Wirt und dem Koch ein Wetttrinken veranstaltet. Karenja verschrenkte die Arme und schaute grimmig drein.

"Ernsthaft? Dem habe ich heute diese ganze Schweinerei hier zu verdanken? Die beiden Sufftrottel sind schon Katastrophe genug, allein, wenn sie nur besoffen und nicht schon halb tot besoffen sind."

"Halt die Klappe!", lallte hinter der Theke vor.

"Halt selber die Klappe und schlaf deinen verdammten Rausch aus und wehe du kotzt."

"Haha, das Mädel hat Schneid." Ein Mann mit langem blonden Haar lachte auf.

Die junge Frau wandte sich wieder den Gästen zu.

"Kann ich noch irgendwas bringen?"

"Wie wäre es mit etwas Wasser und salzigem Fisch für unseren Freund hier?", sagte der Blonde und stieß dem kleinen Elend neben sich Schulter an Schulter. Der hingegen grummelte vor sich hin und setzte kurz darauf auf.

"Fisch ist leider aus. Der Hammel ist das einzige, was gerade im Haus ist."

Tassil hob den Löffel. "Der Eintopf ist vorzüglich. Wenn wir eine so gute Köchin bei uns hätten, würden die Reisen wesentlich beschwingter sein."

Karenja ging grinsend zurück in die Küche. Der Koch hatte sich mittlerweile aufgerappelt und räumte Küchenkrempel herum. Endlich war dieser Trottel wach und ging derArbeit nach, die sie für ihn übernommen hatte. Dennoch, es wurde ein Wasser bestellt. Sie schnappte sich einen Tonkrug und schöpfe etwas Wasser aus einem Fass. Damit ging sie zurück in den Schankraum. Tassil lachte und erzählte von dem letzten Abenteuer, wie sie nur knapp einem Steinschlag am Rande der Roten Sichel entkommen sind. Was daran lustig sein soll, war ihr unklar. Einen Schatz schienen sie auch nicht gefunden zu haben. Reich und bekannt sein, das wäre doch was. Vor sich hin summend stellte sie den Krug auf den Tisch.

"Nachschlag!" rief einer. "Ich auch!", erwiderten die anderen, selbst der kleine dickliche, der bisher immer nur stillschweigend da saß und kaum Regung zeigte.

"Wenn ihr wollt, stelle ich euch den Kessel auf den Tisch und ihr nehmt euch selbst."

Die Gruppte nickte zustimmend.

"Oleg, hilf mir den Kessel tragen." Der Koch brummelte. "Warum?" Karenja schnaubte. "Mach einfach." Widerwillig nahm der Koch den Kessel vom Feuer. Die Schankmaid schnappte sich ein altes Tuch und legte es auf den Tisch, wo der restliche Eintopf schon mit großen Augen erwartet wurde. Einer klatschte sogar. Als der Koch den Kessel auf den Stoff gestellt hatte, gab es kein Halten mehr und innerhalb von Sekunden und viel Gerangel, war der Kessel leer und die Schüsseln randvoll gefüllt.

Nun konnte sich Karenja erst einmal wieder hinsetzen. Während mit vollem Mund ein wilder Austausch von weiteren Abenteuergeschichten statt fand und viel gelacht wurde, träumte Karenja von einem Leben, weit weg von Vierwinden.

Als die Schüsseln leer waren und die junge Frau den Tisch abräumte, fragte sie nebenher, wo es denn als nächstes hingehen würde.

Der kleine dickliche, mit dem kurzen braunen Haar, meldete sich zu Wort.

"Wir überlegen noch, in welche Richtung wir aufbrechen. Meist entscheiden wir spontan."

"Naja. Alles wäre besser, als hier zu verotten."

"Was hält dich eigentlich in diesem Ort?" Fragte Tassil und lächtelte voller Charm.

Karenja schien belustigt. "Was führt einen Trupp, wie euch, in so ein unbedeutendes Nest?"

Nun meldete sich ein weiteres Gruppenmitglied zu Wort.

"Darf ich vorstellen? Mein Name ist Yann Bellentor und möchte die Statue der schwarzen Rondra in Augenschein nehmen."

"Der schwarzen, nackten Rondra?" Sie kicherte, während Yann rot anlief. Eine seltsame Erscheinnung für einen doch sehr kräftigen Mann im Gambeson.

Tassil löste schnell die Situation auf. "Jetzt aber mal im Ernst, was hält so eine schlagfertige junge Frau in einer Taverne, bei zwei solchen 'Wirten'?"

Karenja seufzte tief und ließ sich auf einen Stuhl fallen.

"Wisst ihr, der Vater dieser zwei Trunkenbolde hier, ist mein Oheim. Es ist der letzte Rest Familie, der noch übrig geblieben ist. Der andere Teil hat sich in alle Winde zerstreut."

"Das nennst du eine Familie?" Er schien sich sichtlich erschrocken. "Die beiden halten dich hier? Ach komm."

"Und mit einem Trupp unbekannter Männer herum zuziehen ist besser?"

Am Tisch wurde es still. Alle schauten auf Tassil. Der Trunkenbold der Runde meldete sich zu Wort. Lallend versuchte er klar zu sprechen, was ihm nicht so ganz gelang. "'S war seine Idee, dass wir 'weibliche Attribute' in unserer Gruppe bräuchten. 'S wusste ja keener... keener, dass er sich auf die nächst beste Dirne ein...schießt." Dann war es wieder still. Alle schauten zu Karenja, in deren Gesicht eine finstere Miene formte. Es wurde beängstigend still. Bevor Tassil zum reden ansetzen konnte, zerrte Karenja ihre Schürze runter, formte sie zu einem Stoffballen und war sie dem unverschämten Mann an den Kopf. "Pah!", rief sie laut aus und stampfte wortlos in die Küche. "Gut gemacht Scaldis, du bist mal wieder die Höflichkeit in Person." Yann Bellentor seufzte und gab ihm einen Klaps auf den Hinterkopf. Doch Scaldis knurrte nur mürrisch zurück und stand auf. "Hee, Wirt. B... Bier!"

"Fredo, Kundschaft! Fredo?" Karenja lugte um die Ecke und sah, wie sich ihr Cousin langsam am Thresen hochzog. "Seit wann hast du eigentlich hier das sagen?" Fredo winkte ab und füllte einen Krug mit Gerstensaft.

"Seit wann hast du hier eigentlich das sagen?", äffte sie ihn nach und verließ, mit einem Eimer voll Wasser in der Hand, die Küche und stampfte die Treppe hochwärts zu den Gästezimmern. Die Familienzusammengehörigkeit war wirklich eindeutig erkennbar.

Tassil verfolgte die Szenerie stumm und mit verschrenken Armen. Er saß zurückgelehnt an seinem Stuhl und beobachtete Karenja. Seine Mundwinkel verzogen sich langsam und ließen ihn etwas gequält aussehen.

Fast zeitgleich erhoben sich die restlichen drei. "Für mich und Brin auch ein Bier, bitte." Yann zog seinen Kumpanen am Ärmel mit vor an den Thresen. Tassil hingegen schritt langsam Richtung Treppe und folgte der Schankmaid zu den Zimmern. Diese leerte gerade die Nachttöpfe und schüttelte die Betten auf. Als sie schließlich mit dem Auswechseln des Waschwassers fertig war, wollte sie ins nächste Zimmer gehen. Plötzlich erschrak sie. Wasser schwabbte aus dem Eimer. Der große Mann mit dem Schlapphut stand in der Tür und schaute sie schweigend und ausdruckslos an. Wie gebannt blickte sie zurück in seine stahlgrauen Augen. Als er langsam auf sie zuging, umkrampfte sie den Henkel des Eimer, mit der Absicht sich zu verteidigen. Aber sie war wie gelähmt. So schnell konnte sie gar nicht reagieren, hatte Tassil ihre Hand gefasst, zog seinen Hut und hauchte einen Handkuss. "Es würde mich freuen, wenn du mich und die anderen begleitest. Wir werden noch einen weiteren Tag bleiben, da unsere letzte Reise erschöpfend war. Du hast also etwas Zeit zum Nachdenken."

"Der Tag Miete geht aber nicht aufs Haus", antwortete die Frau sarkastisch, löste sich aus dem lockeren Griff und eilte verstört und mit immer schneller werdenden Schritten hinaus in das nächste Zimmer, wo sie als erstes die Zimmertür abschloss. Mit großen Atemzügen versuchte sie wieder etwas herunter zu kommen. Ein Rumpeln und ein überlautes Gähnen aus dem Nachbarraum waren zu vernehmen. In Windeseile fertigte sie das Zimmer ab und verschwand wieder nach unten. Tassil hingegen lag auf dem Bett und starrte, mit einem schelmischen Grinsen, an die Decke.
 

Zurück in der Küche kam Oleg gleich auf sie zu. "Die Kerle da draußen haben für eine weitere Nacht und Verpflegung gezahlt. Wir brauchen Fleisch, Brot und Käse." Karenja verleierte die Augen, schnallte sich aber ohne Widerworte die Kiepe auf den Rücken. Unter dem Thresen holte sie ein paar Münzen aus einem Tonkrug, steckte diese in ihre Rocktasche und begab sich nach draußen.

In den Gassen zog der Wind durch und wehte ihr die Haare um das Gesicht. Karenja hielt sich die Hand an dir Stirn und schaute verträumt in den Himmel. Dicke Wolkenberge türmten sich und zogen schnell vorüber. Nur ein Schwarm Wildgänse zog lauthals schneller vorbei. Als sie sich wieder besann und weitergehen wollte, bogen zwei Personen in ihre Straße ein. Der Schankmaid blieb das Herz stehen, als sie erkannte, um wen es sich handelte - Pietr und Jella. Als Jella Karenja erblickte, henkelte sie sich bei Pietr ein und lächelte abwertend. Peinlich berührt schaute Pietr weg und lies sich von der Frau mit den langen, rotblonden Haaren regelrecht wegzerren.

Als die beiden vorbei gegangen waren, fing Karenja an schnell zu atmen. Sie kämpfte mit Tränen. In ihr krampfte sich alles zusammen und aus schnellen kurzen Zügen wurden lange, tiefe. "Nicht darüber nachdenken, nicht an mich heran lassen", flüsterte sie sich selbst zu und strich sich mit den Fingern die Augen von außen nach innen aus. Als hätte sie Scheuklappen auf, wandelte sie durch die Straßen, von Geschäft zu Geshäft, besorgte frische Brote, einen halben Laib Käse und verschiedenes an Fleisch.

Vollgepackt machte sie sich auf den Rückweg. Mit den Gedanken diesmal wie im Nebel wandelnd, kehrte sie in der Küche ein. Als sie dann alles in den Keller geräumt hatte, ging sie wieder hinaus. Neben dem Eingang lagerten unter einem kleinen Vordach Holzscheite. Einiges an Holz lag lose verstreut herum und wartete darauf, aufgearbeitet zu werden. Karenja zog das Beil aus dem Hackstamm und fing an weitere Holzscheite zu hacken und einzusortieren. Sie bemerkte überhaupt nicht, dass die ersten neuen Gäste das Gasthaus betraten. Aus der Ferne des Sonnenunterganges näherte sich ein leichtes Scheppern und stoppte direkt neben ihr. Karenja schaute verwundert auf. Es war Yann Bellentor in seiner Rüstung. "Nicht schlecht", dachte sie sich und fragte grinsend "Und? Ist sie nackt?" Yann lief rot an und fing schnell ein anderes Thema an. "Das ist gar kein schlechter Umgang mit dem Beil. Es sind aber gerade Gäste rein." - "Oh." Die Frau schwang das Beil noch einmal und schlug es zurück in den Hackstamm. Dann gingen beide in den Schankraum, er dann weiter hoch in sein Zimmer.

Tassil saß auf dem Tische recht mittig, den linken Fuß stützend auf einem Stuhl gestellt. Den rechten schwang er etwas hin und her. Sanft zupfte er auf den Saiten seiner Mandoline und schien sich einzuspielen. Auch verlangten die ersten Gäste nach einem Bier. Die Schankmaid wischte sich dem Ärmel ihres grünen, schlichten Kleides, den Schweiß von der Stirn und schaffte die ersten überschäumenden Krüge zu den Tischen. Aus der Küchte holte sie eine Tonschale mit Brot und Trockenfleisch. Die Männer an den Tischen warfen ihr die üblichen Blicke zu, aber sie lächelte und im Rumdrehen verleierte sie erst die Augen. Zum Glück waren die erst einmal versorgt und redeten laut und lachten und lärmten. Ein üblicher Abend. Schließlich gab es in dieser Stadt nicht allzu viel, an dem man sich erfreuen könnte.

Karenja konnte sich zumindest für einen Moment in eine Ecke setzen und den mittlerweile lauteren Klängen Tassils Mandoline zuhören.
 

"Der Weg war beschwerlich

Doch der Gedanke war herrlich

Dass dieses Land den Segen bringt

Ich überwand jede Schwierigkeit

War zu Allem bereit

Und trotzdem leicht und beschwingt

Von der Anziehung dort hin

Zog ich mit dem Wind

Hoffte, dass ein neues Leben für mich beginnt…"
 

Seine Stimme machte seinem Beinahmen "Wohlgesang" alle Ehre. Sie lauschte seinen Worten und schweifte wieder ab. Kurz darauf holte sie die Realität wieder ein, als die Rufe nach Biernachschub lauter wurden. Genervt stand sie auf und kümmerte sich um die Gäste. Einer zupfte ihr am Rock, worauf sich die Schankmaid lauthals beschwerte. Es kam nichts weiter als Gelächter zurück. Sie hasste es. Im nächsten Moment schaute sie wieder zu Tassil und seiner Mandoline. Stimme und Instrument ergänzten sich perfekt. Es waren bisher einige Barden in der Taverne aufgetreten, aber bei keinem klang alles so harmonisch. Ab und an, so übertönten die Lacher und Ausrufe der weiteren Gäste die Musik. Kurz darauf stimmte Tassil neue Klänge an, die bei Männern im Raum gut ankamen. Ein Trinklied. Er wiederholte mehrmals den Refrain.
 

"Hoch die Krüge, rein das Bier

Ausgelassen feiern wir

Hoch die Becher, trinkt den Wein

Und schenkt euch immer wieder neu voll ein..."
 

Es dauerte nicht lange und alle konnten ihn mitsingen. Sogar Karenja sang leise mit und brachte in einem mittlerweile schnelleren Rhytmus, die Bierkrüge von Tisch zu Tisch.

Es ging so eine ganze Zeit weiter, bis die ersten hinaus torkelten. Das Geschäft lief an diesem Abend gut und stimmte Oleg und Fredo so zufrieden, dass sie sich selbst auch wieder einige Biere gönnten. Die Schankmaid hingegen räumte die Tische ab, säuberte sie und kehrte aus. Nach einigen ruhigen Liedern, wurde es still. Der Barde sah müde aus und schaute zu Karenja, die wohl genau so zusammen gekniffene Augen hatte. Brin und Yann schienen wohl schon im Bett zu sein. Dass Scaldis Sitzfleisch hatte, war abzusehen. Die Frau stellte ihren Besen hin. Sie warf sich ihren Umhgang um und nahm sich eine Laterne.

"Schlaf gut, in Borons Armen." Tassil winkte ihr hinter her und die Frau erwiederte die Geste. Dann wurde er wieder ernst. Sie schienen wohl doch wieder zu viert weiter zu ziehen.

Draußen zog eine frische Brise auf, sodass Karenja ihren Umhang eng an sich ziehen musste. Es war dunkel, aber am Himmel zog eine graue Wolkendecke vorüber und erstickte Madas Schein förmlich. Die Flamme der Laterne führte einen wilden Tanz auf und so einige Male beugte sie sich fast dem Erlöschen. Die Atmosphäre war unheimlich und Karenja schauerte es. Schnellen Schrittes ging sie durch die Straßen, an ihrem Haus vorbei, zum Tempel der Travia. Es war nicht das erstemal, dass sie hier zu so später Stunde erschien. Nach gewinnbrinegnden Abenden, kehrte sie stehts dort ein. Als sie durch die Halle ging, hallte jeder ihrer Schritte wieder. Trotz Laterne war nicht viel zu erkennen. Auf dem Altar standen einige fast herunter gebrannte Kerzen. Karenja nahm einige neue Kerzen aus einer Kiste rechts vom Altar, zündete sie an und setzte sie auf die noch weichen Wachstürmchen. Flüsternd bedankte sie sich für den gewinnbringenden Abend und wühlte in ihrer Rocktasche nach Münzen. Mittig auf dem Altar stand ein kleiner, vergoldeter Kessel und schimmerte im Kerzenschein. Die Frau lies die Münzen klimpernd hinein fallen und verlies das Gebäude. Draußen wehte wieder dieser unheimliche Wind, zu dem sich nun vereinzelte Tropfen vom Himmel aus gesellten. Kurz nach dem sie die Türschwelle betreten hatte, fing es auch schon richtig zu regnen an. Glück gehabt. Wasser brauchte Karenja trotzdem noch. In der Küche zog sie sich um und wusch sich. Die Bettschwere zog sie auch gleich in ihre Kammer. So schnell sie im Bett war, so schnell war sie auch eingeschlafen.
 

Sonnenstrahlen schienen zum Fenster herein. Diese waren so intensiv, dass Karenja davon wach wurde. Langsam setzte sie sich auf und räkelte sich. In der Kammer war es stickig und außergewöhnlich warm. Als sie zum Fenter hinaus schauen wollte, wurde sie aber nur geblendet. Ein helles und gleißendes Licht unterdrückte die Umgebung und überstrahlte alles andere. Die Frau hielt es nicht mehr aus und verlies den Raum. Als sie sich in Richtung Küche aufmachen wollte, hörte sie hinter sich ein seltsames Geräusch. Es war wie ein Watscheln. Verwirrt drehte sie sich um und staunte nicht schlecht. Eine große, strahlend weiße Gans stand vor ihr und fing leise an zu schnattern. Ganz langsam und mit ausgebreiteten Armen, schlich sie auf das Federvieh zu. Kurz bevor die Schankmaid das Tier erreicht hatte, fing dieses an laut zu schreien und zu zedern. Es machte kehrt und rannte mit flatternden Flügeln davon. Karenja machte sich schnell hinterher. Eine wilde Jagt begann durch das ganze Haus. Treppe runter, Treppe rauf ging es munter hin und her. Plötzlich sprang die Gans auf das Treppengeländer und dann von der obersten Etage hinunter. Karenja rannte hinterher, aber bis auf Federn fand sie nichts mehr vor. Sie durchsuchte jedes Zimmer, aber nichts. Doch dann war wieder ein leises Schnattern zu hören. Die Frau versuchte herzufinden, woher es kam und schlich leise durch das Haus. Es wurde lauter, als sie die zweite Etage erreicht hatte. Dennoch konnte sie nicht zuordnen, woher das Geräusch kam. Sie schloss die Augen und lauschte. "Aus der Decke?" Am Ende des Ganges, war oben in der Decke war eine verschlossene Luke. In der Ecke hing ein langer Stab mit Haken. Beherzt nahm sie diesen Stab und führte den Haken in den, an der Deckentür befestigen, Metallring. Es bedurfte einiger Anstrengung, doch dann knackte und knarzte es und die Tür klappte auf. Eine dicke Staubwolke rollte herunter und brachte Karenja zum Husten. Nicht allzu lange und eine Leiter lugt an der Deckentür hervor, die man herunterklappen konnte. Das ging schon einfacher. Endlich konnte der Dachboden betreten werden.

Oben war es duster. Nur ein Strahl schien hell durch eine Lücke der Dachziegel und zeigte direkt auf die Gans. "Wie kommst du hier hoch?" schimpfe die Frau ihr entgegen. Das Tier schaute ihr wiederum fest in die Augen. "Nutze die Zeit!" Hatte es etwa geredet? Karenja stolperte vor Schreck, rückwärts über eine flache Truhe. Schneller, als sie sich fragen konnte, wie die Truhe dahin kam, saß sie wieder aufrecht im Bett. Regen schlug gegen die Fensterscheiben, als hätte Efford das tosende Meer aufs Festland gebracht. Verstört stieg Karenja aus dem Bett und wandelte leicht abwesend in die Küche, schürte den Ofen an, setzte einen Kessel Wasser auf und zog sich um. Ihr war unbehaglich. Dieser Traum schien so real. Als die Frau sich eine Schüssel holte, schwebte eine weiße Dauenfeder aus dieser heraus. Es klirrte. Die Schüssel fiel zu Boden und zerbarst. Im Eiltempo rannte sie los, die Treppen hoch in die oberste Etage. Tatsache. In der Decke befand sich eine Luke. Auch die Stange mit dem Haken war vorzufinden. Geschwind öffnete sie die Luke, wie in ihrem Traum und kletterte hinauf. Es war dunkel, dennochwaren die Umrisse einer flachen Kiste leicht auszumachen. Karenja tastete sich langsam voran und dann die Truhe ab. Sie war nicht verschlossen. In ihr befand sich ein zusammengenotetes Bündel. Da sie nicht viel sehen konnte, nahm sie das recht große Bündel mit die Leiter hinunter und in die Küche, wo sie es neugierig aufknotete. Kleidung, Schuhe, eine Decke, eine Tasche und noch so verschiedenes. Es handelte sich um die Ausstattung einer Reisenden. "Aber, wie...?" Sie stockte. Das war kein normaler Traum, das war ein Wink mit dem Zaunspfahl. "Danke", flüsterte sie leise lächelnd, sortierte und probierte die Kleidung an. Alles passte, wie auf den Leib geschneidert. Ein geräumiger Rucksack befand sich ebenfalls unter den ganzen Utensilien, sowie kleinere Umhängetaschen und Beutel, Gürtel, Schnallen, ein Mieder und Stiefel. Neugierig und hibbelig, wie ein kleines Kind, packte sie aus, stöberte, sortierte hin und her. Am Ende wich das grüne Kleid und die Schürze, einem beigen, knielangem Kleid und einer weiten, braunen Hose. Auch das dunkelgrüne Mieder passte und blieb über das Kleid gezogen. Die Lederstiefel reichten bis zur Wade. Ihre braunen Haare ordnete sie unter einer Fellmütze zurecht. Gurte, Riemen, Taschen -alles wurde durchprobiert, was am besten passte und praktisch schien. So gekleidet hüpfte sie regelrecht herum, in ein leeres Zimmer. Nur ein rechteckiger, mannshoher Spiegel stand an eine Wand gelehnt. Im recht stumpfen Spiegelbild dessen, drehte sie sich hin und her wandte sich im Kreis herum und begutachtete sich von allen Seiten. Es gefiel ihr sehr. Sie fühlte sich wohl. Ein gutes Zeichen.

Der Regen peitschte immer noch gegen die Fenster. Bei dem Wetter werden die vier im Gasthaus, doch hoffentlich nicht weiter ziehen. Sie kennt Oleg und Fredo. Das sind keine schlechten Menschen. Die beiden würden wahrscheinlich Geld für das Essen verlangen und ihnen die Übernachtung wesentlich günstiger kommen lassen. Ungehobelte Oberflächen, weicher Kern. Dann schlich sich plötzlich etwas Wehmut ein. Es gab dennoch kein zurück, bei ihrer Entscheidung.

Karenja verließ den Raum und überlegte, beim Gang zurück in die Küche, was es in diesem Haus gab, an dem sie hing. Eigentlich gab es nicht wirklich etwas, was persönlich und von Bedeutung für sie war. Etwas Kleinkram landete in einer Schatulle und die Schatulle verschwand im Blindboden, unter dem Bett ihrer Kammer. Unter einer lockeren Bohle lagerte schon eine weitere Schatulle. Aus dieser nahm sie einige Münzen und verschloss alles wieder. Es fiel nicht auf, dass sich dort ein Versteck befand, zumal es auch recht weit an der Wand war. Mit zwei Nägeln und einer schweren Eisengusspfanne, befestigte sie die Holzlatte wieder, dass es auch ja nicht auffällt.

Nun behängte sie sich mit Gürteln und Schnallen, packte Lebensmittel und nützliche Gegenstände, wie Messer, eine Pfanne, einen Topf und diverse andere Utensilien, ein. Die Frau schnappte sich einen Schlüsselbund mit sechs Schlüsseln und hing einen weiteren dran. Es handelte sich um den Haustürschlüssel. Vollgepackt zog sie sich einen dicken Schurwollmantel über. Draußen lugte mittlerweile die Praiosscheibe zwischen den Wolken hindurch und der Regenschleier lichtete sich. Karenja schloss die Haustür ab und tänzelte um die Pfützen herum, auf die gepflasterte Hauptstraße. Von dort aus, marschierte Richtung Marktplatz und bog in eine Seitengasse. Mit kräftigen Schlägen, klopfte sie an einer unscheinbaren Tür. Mascha, die Frau vom Markt, öffnete ihr mit verwundertem Blick.

„Darf ich reinkommen?“

„Äh… äh… natürlich, du bist immer willkommen.“ Mascha zögerte kurz, trat aber beiseite und bat die Frau ihr gegenüber ins Haus. Karenja zog ihre Stiefel aus und Marktfrau schob ihr Fellpantoffeln hin.

„Warte, ich bring dir etwas Brühe. Es überrascht mich, dass du um diese Tageszeit hier vorbei schaust. Brauchst du irgendwas? Kann ich dir helfen?“ Sie brachte der Schankmaid eine Schüssel frischer Fleischbrühe an den Tisch und schob sie ihr rüber. Diese wiederum schob ihr einen Schlüsselbund, mit sieben Schlüsseln dran, hin. Mascha schaute verwirrt auf den Gegenstand. Karenja legte ihn in ihre Hände und holte tief Luft, um zum Reden anzusetzen.
 

„Das sind die Schlüssel für mein Haus. Der große ist der für die Haustür. Ich werde weggehen und du brauchst für deine große Tochter sicher eine Mitgift. Dein Sohn ist doch in der Lehre zum Zimmermann. Vielleicht kann er es etwas von außen verschönern. Innen ist soweit alles intakt. Ich möchte nur die kleine Kammer behalten. Wenn ich wieder komme, werde ich sie brauchen, bis ich was anderes gefunden habe. Ich möchte dieses große Haus nicht mehr. Bitte Mascha, nimm es.“

Die Frau steckte ihre Haare unter ihre Fellmütze und schlürfte die Hühnerbrühe. Mascha wusste nicht, was sie sagen sollte. Das alles überforderte sie gerade und fragte nur zögernd. „Ist es wegen Pietr?“ Karenja schlug traurig die Augen nieder und widmete sich weiter schweigend ihrer Suppenschüssel. Die Frau vom Markt war eine der wenigen, zu denen sie so etwas wie eine Freundschaft pflegte. Nein, eigentlich war sie die einzige. Die Frau mit den halblangen, welligen Haaren bemerkte, dass sie einen wunden Punkt getroffen hatte. „Mach dir mal keine Sorgen. Du wirst bei uns in der Familie immer einen Platz haben.“

„Danke.“ Karenja lächelte wieder. „Aber einen Gefallen kannst du mir noch tun.“ Sie kramte in einer Geldkatze und legte zehn Kupfermünzen auf den Tisch. „Kannst du eine deiner vier Töchter entbehren, die für mich im ‚Vollen Krug‘ einspringen kann und ein paar Kwassetz schwingt? Nur solange, bis sie jemanden neues gefunden haben.“

Mascha schob ihr die Münzen zurück. „Bring mir einfach was Hübsches mit, wenn du wieder kommst.“

Die Münzen wanderten zurück in den kleinen Lederbeutel. „Und… Nessa oder eine der anderen, wird sich sicher über etwas Abwechslung zur Stall- und Feld freuen.“

Nach einem kurzen und heiteren Plausch, machte sich die frischgebackene Abenteurerin wieder auf. Sie lief zielstrebig Richtung Wirtshaus. Der Regen hatte bereits vollständig aufgehört und in den Pfützen schimmerte Praios Antlitz. Von Weiten hörte sie bekannte Stimmen. Tassil und Scaldis schienen sich irgendwie nicht so einig zu sein. Sie fing an schneller zu laufen und winkte. „Hey, wartet auf mich!“ Die Frau rannte regelrecht in das Wirtshaus hinein. Es dauerte nicht lange und sie kam freudig wieder raus.

Tassil schien sichtlich erfreut. „Willkommen in der Familie.“
 

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Kapitel 1 Ende
 

Ich bin gegen Ende hin echt fast abgefault, weil ich irgendwie nicht weiter kam.
 

Lob, Kritik, Anregungen, Wünsche, etc. sind willkommen! :)

Aufruhr in Drauhag

(Da, warum auch immer, der Latop abgestürzt ist und somit jegliche Speicherstände einiger Programme und Spiele weg waren, habe ich es nochmal etwas überarbeitet. Motivation pur. Yeah...)
 

Vierwinden verschwand langsam immer mehr und mehr hinterm Horizont. Die vereinzelten Pflastersteine und Pfützen glänzen in der Sonne, wie tausend Adamanten, den reinsten aller Edelsteine. Der Wind zog kühl über das Land hinweg und schlug die weiten Wiesen, wie ein Wellenmeer hin und her. Selbst Bäume beugten sich seiner Kraft. Die Landschaft wurde immer monotoner, wie eine endlose Fremde, in der man sich mit seinen Blicken verlieren könnte, wenn man zulange und zu weit hinausschaute. Weite Wiesen waren im steten Wechsel mit Baumgruppen, immer und immer wieder. Einzig allein die Straße bot Abwechslung, denn durch den Regen in der Nacht, hatten sie regelrechte kleine Seen gebildet, die es zu umgehen galt. Die Straße war nicht sonderlich gut, aber immer noch eine Hauptstraße und somit um einiges besser, als die restlichen im Umland.

Karenja Gesicht verkrampfte, je weiter sich der Trupp von ihrem Heimatort entfernte. Sie kannte sich in der Umgebung aus, kam aber meist nicht über drei, vier Orte hinaus. In diese Richtung kam sie bisher am weitesten nach Drauhag. Dort sollten sie und ihr Bruder, einen Pferdekarren, mit einem Zweiergespann, für die Arbeitgeber ihrer Familie holen. Das Erbe in Festum stand an und es schien ein reichliches Erbe zu sein. Noch bevor Travias Unwetter aufkamen und die Straßen in schlammige Flüsse verwandelte, waren sie verschwunden. Karenja wollte unbedingt bleiben und so hinterließ ihr die Adelsfamilie, das alte Haus. Zumal sie verlobt war und sich eine Zukunft mit eigener Familie ausmalte. Als frischgebackene Hausbesitzerin hatte sie sogar etwas vorzuweisen. Ein Schauer lief ihr über den Rücken, bei diesem Gedanken. Es machte sie traurig. Der Schmerz saß tief. Gerade wollte sie einen Blick zurück werfen, da traf sie eine Schelle am Hinterkopf und riss sie aus ihren negativen Gedankenspielen. „Hey!“ Sie schimpfte und sah sichtlich verärgert aus.

Tassil legte seine Hand auf ihre Schulter. „Nicht zurück schauen. Das macht es nicht leichter.“

Wortlos schaute sie wieder nach vorne. Er hatte ja Recht. Zumindest war sie geistig wieder zurück in der Realität angekommen. Yann und Brin liefen vor ihr und unterhielten sich über belanglose Dinge, wahrscheinlich um sich die Zeit zu vertreiben. Scaldis musste hinter ihr sein und Tassil lief direkt neben ihr. Er war um groß. Sie fühlte sich etwas unwohl, weil er so nah bei ihr lief. Mit unsicheren Blicken, versuchte sie ihn zu mustern. Er hatte wieder diesen großen Hut auf, den er bei stärken Böen festhalten musste. Seine Kleidung war recht bunt gehalten; senfgelb, dunkles grün, etwas blau. Ein Gürtel hielt den Mantel eng am Körper. Der Barde bemerkte ihre Heimlichtuerei ihrerseits und lächelte der Frau entgegen. „Wenn du Fragen hast, stell sie einfach.“ Karenja überlegte kurz. „Von wo seid ihr alle her?“

Tassil zeigt zuerst auf die beiden Männer vor sich. „Yann und Brin sind aus Gareth.“ Dann zeigte er mit dem Daumen nach hinten. Scaldis ist aus von irgendwo aus Andergast. Aufgegabelt haben wie ihn aber in Festum.“ Ein verächtliches Schnauben drang von hinten, nach vorne, worauf hin der Barde lachen musste.

„Ihr wart in Festum?“ Ihre Überraschung konnte sie nicht verbergen. „Wie lange ist das her und gäbe es… äh… habt ihr eventuell vor, dort nochmal hinzureisen?“

Der Mann im bunten Gewandt lachte weiter. „Erstmal nicht. Scaldis hat es sich etwas mit der Nachtwache verscherzt.“

Karenja verzog die Augenbrauen. „Will ich Einzelheiten wissen?“

Nun richtig herzlich lachend, klopfte er ihr auf die Schulter, während ein unverständliches Gegrummel aus der hinteren Reihe erklang. „Ich denke, du passt ganz gut in die Gruppe. Du scheinst wohl nach Festum zu wollen? Das kann aber, wie gesagt, noch etwas dauern.“

Yann Bellentor drehte sich um. „Wir reisen erst einmal zur Stadt der Toten.“

„Dann machst du also eine Pilgerfahrt. Es kamen schon öfters bei uns Leute vorbei, die die gleiche Strecke nahmen. Am merkwürdigsten waren aber diese Frauen in seltsamer Kleidung. Die haben aber im anderen Wirtshaus übernachtet. Aber komisch waren die schon.“

Yann drehte sich wieder um machte ein nachdenkliches Gesicht und ging nicht weiter darauf ein.

Die frischgebackene Abenteurerin kannte einige Geschichten aus dem Wirtshaus, über die Stadt der Toten und den dort liegenden Totensümpfen und das dort Leichname über diese Stätte wachen sollen. Auch ging es in der Runde, von Totenbeschwörern herum. In ihr gab es deswegen nicht wirklich eine Regung, diesem Ort einen Besuch abzustatten. Das mag vielleicht auch zum Leben und Sein eines Abenteurers gehören. Dennoch sollte es nicht gleich zu Anfang sein. Vielleicht gab es ja eine Möglichkeit, sich diesem Ort nicht ganz so sehr nähern zu müssen. Karenja war überzeugt, abzuwarten und zu sehen, was die Zeit bringt. Außerdem war sie der festen Überzeugung, dass Travia ihr Beistand leisten wird, auch, wenn sie noch nicht ganz verstand, dass die Göttin von Heim, Herd und Familie sie in ihrem Vorhaben als Reisende unterstützte. Die Frau war ihr aber so dankbar, dass sie in jedem Ort mit einem Tempel der Travia, als erstes dort einkehren wollte.

Ein starker Windstoß riss sie aus ihrem kurzem Gedankengang und Tassil fast den großen Schlapphut vom Kopf, hätte er diesen nicht mit einer schnellen Reaktion festgehalten. Die langen, dichten Halme der Wiesen, schlugen regelrecht Wellen. Selbst die Wipfel der Bäume gaben sich diesem Tanz der Lüfte hin. Die Luft war klar und kalt. Der Himmel dennoch, war blau. Nur einige kleinere Wolkenhügel zogen vorüber. Eine bedächtige Stille raunte durch den Trupp. Es war ein herrlicher Tag. [___]Die letzten Tage schien das öfters so zu sein. Kein Wunder, mit Peraine wurden die Tage milder.

Karenja hielt die Nase in den Wind und genoss das Wetter. Eigentlich hatte sie noch viele Fragen, diese hatten jedoch Zeit. Schließlich waren sie noch eine Weile unterwegs.

So ging es sehr lange im Schlängellauf die Straße entlang.

Die Sonne neigte sich langsam dem Horizont entgegen. Der Himmel färbte sich in ein zartes Rosa, welches gen Himmel in ein kräftiges violett überlief und von vereinzelten Sternen durchwebt wurde. Es bildete sich Hauch vor dem Mund und die kalte Luft drang immer tiefer in die Lunge, je tiefer die Sonne stand. Brin meldete sich zu Wort und fragt, ob es nicht Zeit wäre, sich einen geschützten Ort zum Schlafen zu suchen. Der Frau war die Wegstrecke aber bekannt und konnte den Trupp überreden, noch bis weit in die Nacht zu reisen. Der nächste Ort war Gorschnitz und nicht mehr weit entfernt. Eine Scheune voller Heu schien schließlich verlockender, als harter Boden unter Sternenhimmel. Schließlich war erst Peraine und die Nächte noch eisig. Bisher hatte der Trupp nicht viele Pausen gemacht und trotz der öfters harten Arbeit zuhause, zehrte es der Frau an Kräften. Bis zum nächsten Ort musste sie einfach durchhalten. Sie wusste auch, an welcher Tür sie für einen guten Unterschlupf klopfen musste. Die Menschen dieser Gegend waren allgemein als sehr gastfreundlich bekannt und würden mit Gästen selbst das wenige, was die meisten hatten, auch noch teilen. In den kleineren Orten gab es einige Unfreie. Auf den Dörfern direkt, waren die Menschen es fast ausschließlich, Besitz eines Bronjaren. Für Karenjas Familie war es nicht selbstverständlich gewesen, dass sie als freie Bürger bei Adligen arbeiten konnten. Durch das Leben und Arbeiten in dem Haus und für ihre Arbeitgeber, hatten sie ein recht sorgenfreies Leben. Das Essen und ein Dach über den Kopf, waren sicher.Die Göttin von Heim und Herd schien stets eine Hand über die Berows zu haben. Meistens. Dennoch sollte man sein eigenes Glück nicht allein von den Göttern abhängig machen und so schaute Karenja Berow, Tochter des Stane und der Paale Berow, entschlossen in den letzten Hauch der Dämmerung. Die ersten Rauchsäulen der Häuser waren sichtbar. [___] Mittlerweile wurde auch bei den anderen ein erschöpftes Schnaufen hörbar. Langsam waren vereinzelte, fahle Lichtpunkte erkennen. In einigen Häusern brannte ein schönes und warmes Feuer. Im Ort angekommen, zählte Karenja die Schemen Häuser ab, bis sie bei einem mit dem Finger stehen blieb. „Kommt“, sagte sie nur knapp und hielt an, ihr zu folgen. Die Frau klopfte an die Haustür. Kurz darauf erklang eine Stimme. „Wer da?“

„Berow, Karenja. Aus Vierwinden. Hast du Platz in deiner Scheune? Wir sind vier Mann. Äh halt, drei Mann und eine Frau.“

Die Tür ging einen Spalt auf. Eine Laterne lugte hindurch und warf ihren schwachen Schein auf die Reisenden. Karenja übernahm wieder das Wort. „Wir sind auf Durchreise und sehr müde. Wir haben sicher auch die ein oder andere Münze für dich.“

„Wer sind diese Männer?“, fragte die männliche Stimme misstrauisch.

„Die sind in Ordnung.“

Die Tür ging ein Stück weiter auf und ein Kopf schaute hindurch. Der Mann musterte immer noch etwas argwöhnisch die männlichen Begleiter. „Du verlässt also nun auch Vierwinden?“ Die Frau nickte. „Festum liegt aber in der anderen Richtung.“

„Ich weiß“, erwiderte sie nur etwas wehmütig.

„Nagut. Kommt mit.“ Der Mann winkte, dass sie ihm folgen sollen. Er führte sie um das Haus herum, in eine kleine Scheune mit Stroh und restlichem Heu vom Vorjahr. Es reichte dennoch für ein schönes weiches Bett aus. Der Gastgeber ließ seine Laterne stehen und zog sich zurück. Der Trupp bereitete schweigend sein Nachtlager. Jeder von ihnen war sehr müde. Selbst der redselige Tassil gab keinen Ton von und auch Scaldis grummelte nicht vor sich hin.

Die Scheunentür öffnete sich knarzend und eine Frau, mit einem Kessel und einem Beutel in der Hand, kam herein. „Mein Mann bat mich, euch das hier zu bringen. Es ist leider nicht sehr viel.“

Yann stand ihr am nächsten und nahm ihr Topf und Beutel ab und bedanke sich lächelnd. Als er sich so nach vorne beugte, fiel sein langes, blondes Haar über die Schulter, nach vorne. „Es ist mehr als genug. Vielen Dank.“ Mit einem schüchternen Lächeln auf den Lippen, ging die Frau wieder.

„Wirklich...?“, erklang es monoton hinter ihm. Da war er wieder, der grummelige Scaldis. „Nun rück das Zeug schon raus.“ Dass es sich um Eintopf handeln musste, war nicht zu überriechen. So breitete Yann den Beutel aus und verteilte das darin enthaltene Essgeschirr und den halben Laib Brot. Jeder packte aber noch etwas Reiseproviant aus. Die Mägen waren leer und knurrten so laut, wie Wölfe, die sich bedroht fühlten. Der Eintopf war wässrig und Karenja bröselte ihr Stück Brot hinein, was die anderen drei ihr gleich taten.

„Dein Eintopf war besser“, murmelte Brin und schlürfte eilig die dünne Brühe mit den Brotstücken. Karenja lächelte. „Du wirst ihn sicher bald wieder haben können. Eine ordentliche Feuerstelle, ein Topf, gute Zutaten, dann wird das schon werden.“

Nachdem alle gegessen und ihr Nachtlager errichtet hatten, löschte Brin die Flamme der Laterne. Das war also ihre erste Nacht auf Reisen auf unbestimmte Zeit. Sie kam nicht weit aus Vierwinden heraus, einige Dörfer weiter und kannte den Rest nur aus den Erzählungen der Gäste, in der Taverne. Viel kam sie nicht zum Grübeln, dann viel sie in einen tiefen, traumlosen Schlaf.

Gegacker von Hühnern, Enten und Gänsen ertönte. Ein Hahn krähte inbrünstig, als wolle er verkünden, er sei der alleinige Herr des Hauses. Vereinzelte Sonnenstrahlen drangen in die Scheune. Es wurde langsam richtig stickig. Nach und nach regte es sich. Scaldis fing an, sich über den Hahn aufzuregen, Brin half Yann in ein paar Rüstteile und Tassil öffnete einen Fensterladen und schaute hinaus. Das alles schien Karenja nicht zu stören. Schwer wie ein Stein, schlief sie tief und fest. Der Barde nahm seine Laute, setzte sich neben die Frau und fing an, auf den Seiten zu zupfen. Er begann erst leise und zart und steigerte sich in Geschwindigkeit und Lautstärker und lies seine Stimme in einem langgezogenen Ton erklingen. Siehe da, langsam schien das Leben in Karenja zurückzukehren. Sie öffnete etwas ihre Augen und drehte sich langsam um. Durch das Gegenlicht, konnte sie nur einen Schemen erkennen, der schwarz auf die viel. Mit einem Mal riss sie die Augen auf und schrie. In einem Ruck bäumte sie sich auf, fiel nach hinten und trat um sich. Dann traf sie etwas und der dunkle Umriss kippte beiseite. Lautes Gelächter ging durch die Runde. [____ sorry, dass es so lange gedauert, ich war krank und dann total im Eimer und sowas :D ___] Es brauchte einige Momente, um zu begreifen, was da gerade geschah und vor allem, wer da gerade am Boden lag. Der Andergaster Scaldis lachte hämisch. „Wehrhaft is‘ die Kleene ja schon mal. Na wenigstens was. Haha!“ Yann rief belustig: „Barde am Boden!“ Karenja schaute schockiert zu ihren Füßen und darüber hinaus. Der Mann rappelte sich langsam auf die Knie auf und tastete etwas benommen nach seinem Instrument. Es war heile, wenigstens was. Die Frau eilte zu ihm hin und versuchte Tassil aufzuhelfen. „E… e… es tut mir Leid!“

Tassil aber musste selbst lachen, „So schlimm sehe ich nun auch wieder nicht aus“ und hielt seine Hand auf ihre Schulter. „Schon gut.“

Der ganze Tumult blieb natürlich nicht unbemerkt. Durch den offenen Fensterladen lugten neugierige Augen. Kleine Fingerchen klammerten sich am Holz des Rahmens fest und verschwanden ganz schnell, als die Aufmerksamkeit auf sie fiel. Gekicher. Es waren wohl die Kinder des Bauern, der ihnen Obdach bot. Der Barde nahm seine Mandoline in die Hand, als sei nichts geschehen und ging hinaus. Draußen klimperte er etwas auf den Seiten, nur ein paar einfache Melodien und schon kam eine kleine Kinderschar an und tanzte im Reigen um ihn herum. Nach drei, vier Liedern, kehrte er in die Scheune zurück und die Eltern pfiffen unter deren Protest ihre Sprösslinge zurück. Der restliche Trupp hatte derweil zusammen gepackt und war zum Aufbruch bereit. Karenja kramte in ihrer kleinen Ledertasche nach Münzen. Yann tippte sie an die Schulter und gab eine Münze dazu. Brin tat es ihm gleich. Nachdem die Zeche gezahlt, der Wasservorrat aufgefüllt war und alle gepackt hatten, ging es auch schon wieder weiter.

Es war noch früh am Morgen und der Tau lag glitzernd in den Wiesen. Tropfen fädelten sich wie Perle an Perle die Spinnfäden entlang und bildeten hübsche Ketten. Es regte sich kein Lüftchen und dennoch schien es kalt. Lange ging ein lautes Schweigen durch die Gruppe. Es schien, als genieße jeder von ihnen die Unschuld des neuen Tages. So trotteten sie eine ganze Weile daher, bis Karenja die Stille durchbrach. „Als nächstes kommen wir nach Drauhag. Dort gibt es eine richtige Unterkunft für reisende Gruppen. Von dort aus gelangt man zur Stadt der Toten, am besten zu Pferd.“ Sie stockte kurz. „Ach ja, wir kommen über einen Fluss. Das heißt, wir müssen Brückenzoll entrichten.“

„Ein warmes Bett und ein ordentliches Essen sind alles, was ich brauche“, entgegnete Brin. „Weichling“, zischte Scaldis. Der dickliche Mann schaute schweigend nach unten und schwieg. Tassil und Yann warfen sich Blicke zu und seufzten. Karenja hingegen schaute etwas verwirrt, weil sie die Situation gerade nicht einzuschätzen vermochte. Als sie Luft holen wollte um zu sprechen, fasste Tassil ihr wieder auf die Schulter und schüttelte mit dem Kopf. Brin eilte an Yanns Seite und fing ein Gespräch an. Irgendwann lachten beide. Gegenstand der Unterhaltung schienen wohl ein junges Marktfräulein aus Gareth zu sein und eine Taverne. Die Frau hingegen hatte das Gefühl, dass sie ständig von dem Barden gemustert wurde und als sie ihn darauf ansprach, verzog er seine Miene nur zu einem schelmischen Grinsen. Karenja schlug ihn daraufhin leicht auf den Unterarm und grummelte vor sich hin, woraus Tassil erst recht lachen musste. So ging es stundenlang daher, bis sie nicht mehr weit von der Brücke entfernt waren. Es war bereits früher Nachmittag. Der Anstieg des Weges, machte der frisch gebackenen Abenteurerin doch ganz schön zu schaffen und auch Brin schnaufte auffällig laut. „Das letzte Mal war das irgendwie nicht so anstrengend“, keuchte sie und setzte sich kurz auf den Boden am Wegesrand. Die anderen nutzten die Gelegenheit, um einen Bissen Nahrung und einen Schluck Wasser zu sich zunehmen.

„Was wolltest du denn in Dro… Dra… Drahug?“, fragte Brin. „Drauhag. Ich sollte für die edlen Herrschaften Pferde kaufen, die sie für ihren Umzugskarren nach Festum benötigten.“ Brin reagierte schockiert. „Du bist doch nicht etwa alleine unterwegs gewesen?“ Karenja lächelte. „Nein, mein Bruder war mit dabei. Er und meine Eltern sind mit umgezogen und wohnen jetzt auch dort.“ Nicht wirklich weniger schockiert, fragte er weiter. „Und du bist nicht mit ihnen gegangen? Was hat dich…“

„So! Ich denke, wir können weiter.“ Karenja fiel dem dicklichen Mann ins Wort, würgte das Gespräch ab und ignorierte auch, dass er versuchte, zögernd weiter zu fragen. Also ließ er es wieder sein und schwieg erneut.

Als sie über den Hügel waren, sahen sie schon von weiten die Brücke und noch weiter in der Ferne im Dunst versunken, einige Dachgiebel. Es würde schon länger dunkel sein, wenn sie ankommen würden. [___]Dennoch musste erst der Brückenzoll gezahlt werden, bevor es weitergehen konnte. Über die Hälfte der Strecke, bis nach Drauhag, war geschafft. Der lange Marsch den Tag zuvor, steckte Karenja noch tief in den Knochen. Die Füße schmerzten und die Blasen rieben fürchterlich an Ferse und Zehen. Sie versuchte sich nichts anmerken lassen, allerdings warf Tassil ihr schon wieder Blicke zu, als würde er wissen, was sie denkt und wie ihr es geht. Es der Frau war schon regelrecht unheimlich und warf einen provokativen Blick zu und versuchte seinem standzuhalten. Ein seltsamer Kerl. Ihn einzuschätzen war gar nicht so einfach.

„Ach, von hier und da“, antwortete er ihr amüsiert.

Die Frau kniff die Augen etwas zusammen und musterte ihn. Seine Haut war dunkler, als die der anderen in der Gruppe. Die markanten und schnittigen Gesichtszüge vielen besonders auf. Das Haar war dunkel und etwas länger, aber unter den großen Schlapphut gesteckt.

In ihrem Kopf arbeitete es und dann viel ihr es ein.

„Du bist einer von diesen fahrenden Händlern, einer dieser Norbarden!“

Tassil wendete sich von Karenja ab. Sein Gesicht wurde ausdruckslos und er schwieg. Yann hatte das Gespräch mitbekommen. Mit betrübtem Blick schaute er kurz zu dem Barden und zog die junge Abenteurerin, zu sich und Brin, vor.

„Weißt du, warum unser Freund Scaldis so sauer auf dich ist?“

Karenja schüttelte den Kopf.

„Wir wollten eigentlich einen Abstecher nach Ouvenmas machen, aber dann hätten wir auf dem Rückweg wieder durch Vierwinden gemusst. Am Ende wäre dir der Weggang dadurch noch schwerer gefallen. Also sei etwas nachsichtig mit ihm.“

Karenja war sichtlich betroffen. „Was wolltet ihr denn dort besorgen?“, fragte sie vorsichtig.

„Scaldis baucht einen neuen Bogen. Er musste Festum vorzeitig und schnell verlassen.“

Die Frau schaute den blonden Mann höchst neugierig an. Dieser lachte.

„In einer Taverne im Hafen, gefiel einem Kerl aus Nostria nicht, dass er in seinem Suff ein heimatliches Loblied auf Andergast anstimmte.“

„Das geht dieses Weib überhaupt nichts an!“, brüllte es aus der hinteren Reihe.

Yann drehte sich lachend um. „Es war doch eigentlich Notwehr. Du hast nur etwas fest mit dem Krug zugeschlagen.“

Der Andergaster stürmte wütend nach vorne und packte Yann Bellentor am Arm.

„Na na na, Freundchen. Wir haben dir geholfen. Sonst hätten dich die Wachen erwischt.“

„Das gibt dir aber nicht das Recht, das einfach so auszuplaudern!“

Wärend die beiden weiterzankten, gesellte Karenja sich zu Brin.

„Du scheinst viele Bücher zu lesen“, meinte er schüchtern.

„Ich hörte und erlebte in der Taverne einiges. Die Leute reden viel, man hört mit, Barden bringen ab und an Geschichten dar. Ein Buch habe ich noch nie gelesen.“

Der Mann mit dem kräftigen Körperbau schien überrascht. „Kannst du lesen?“

„Nicht wirklich gut.“

„Und schreiben?“

„Nicht wirklich.“

„Wenn du willst, dann…“ Brin stockte kurz. „Also, wenn du willst, dann bringe ich es dir bei.“

„Bist du ein Lehrmeister?“, fragte die Frau verwundert. Brin schüttelte den Kopf. „Nein, ich war lange Zeit ein Stadtschreiber in Gareth. Weißt du, da schreibt und liest man recht viel.“

Damit konnte Karenja nichts anfangen. Sie wusste, dass Gareth die größte Stadt Aventuriens war, aber was ein Stadtschreiber macht, konnte sie sich nicht vorstellen.

„Über was schreibt man denn da so den ganzen Tag?“

Der Mann schmunzelte verlegen über diese unschuldige Neugier. Er erklärte ihr, dass er für Genehmigungen verschiedenster Art zuständig war und einen relativ guten Posten innehatte. Auch erzählte er etwas über die verschiedenen Stadtteile, die Menschen, Läden, wie interessant Bücher sein können und, dass er Yann und Tassil in einem Gasthaus kennengelernt hatte.

Durch das lockere Gespräch verging die Zeit schneller und die Füße schmerzten nicht mehr ganz so sehr, wie am Anfang dieses Tagesmarsches. Erste Pferdeherden rannten über die weiten Wiesen und deuteten darauf hin, dass es nicht mehr weit sein musste. Drauhag war nämlich für seine Pferdezucht bekannt. Die Käufer kamen sogar aus den größeren Städten, weil es dort die besten Pferde für jegliche Verrichtungen gab. Dieser straffe Tagesmarsch saß aber jeden, aus dem Trupp, tief in den Gliedern. Denn diese Strecke war noch etwas länger als die davor. Das Beste war aber, dass es eine richtige Taverne gab und es sehnte sich wirklich jeder nach einer Mahlzeit und einem Bett. Scaldis sehnte sich außerdem nach einem Krug Bier.
 

Es war schon wirklich mitten in der Nacht, als die Gruppe im Ort eintraf. Die Taverne fand sich recht schnell. Es war eines der wenigen, beleuchteten Häuser. Eine Frau kehrte bereits die Schankstube aus. Als diese die Ankömmlinge erblickte, ging rief sie hinein, dass Kundschaft käme und verschwand dann selbst im Gebäude.
 

(Im nächsten Upload geht es etwas gwaltätig zu und deswegen muss ich diese Einstellungen dazu tätigen)



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Kommentare zu dieser Fanfic (2)

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Von:  Aviendha
2016-02-07T21:17:06+00:00 07.02.2016 22:17
Wieso ist sie gegen Ende noch mal ins Wirtshaus rein? Einfach nur so verwirrt die Textstelle nur. Generell hat man dein kleines Tief am Ende bemerkt. In solchen Fällen nach der Rohfassung vorm Hochladen vielleicht noch mal ein zwei Nächte drüber schlafen und dann noch mal überarbeiten. (Ich weiß, gerade wenn man mal nicht so vorankommt, freut man sich, wenn man's endlich weg hat, aber es lohnt sich. ;) )

Insgesamt hat aber auch der Rest des Kapitel Spaß beim Lesen gemacht. Dass ausgerechnet Travia, die Göttin des Herdfeuers, die junge Frau auf Reisen "schickt"...! xD
Ich freue mich auf die nächsten Kapitel! :) Wäre schön, wenn du die vllt in weniger Abschnitten hochladen könntest. Animexx zeigt einem ja leider nicht an, bis wohin man schon gelesen hat.

LG Aviendha
Antwort von:  Ianna_von_Baskerville
08.02.2016 12:09
Danke für deine Auswertung! :)
Sie geht eigentlich nur noch mal rein, um zu sagen, sie ist dann mal weg. Das kann ich ja noch ergänzen. Werden sicher nicht mehr als 3-4 Sätze :)
Warum Travia sowas macht, kommt noch raus. Sie hat schließlich noch andere Tribute hehe. Spoilern will ich jetzt aber nicht ;)
Das mit den Absätzen werde ich so machen, wusste ich nciht. Gut das du das sagt. Du wirst demnächst gleich finden, wenn was neu hinzu kam.

LG Ianna
Von:  Aviendha
2016-01-17T09:22:21+00:00 17.01.2016 10:22
Deine Geschichte liest sich gut, selbst das Vorgeplänkel bisher. :) Freue mich schon darauf, wenn es richtig losgeht. Hast du Karenja selbst mal bei DSA gespielt? Schön finde ich, wie du immer aventurische Redewendungen mit einflichst. Damit wirkt die Welt nicht so beliebig.

LG Aviendha

P.S.: Auch ohne Rechtschreibprogramm sind wirklich wenig Fehler drin. Die letzten paar könntest du noch ausmerzen, indem du dir'nen Betaleser suchst.
Antwort von:  Ianna_von_Baskerville
17.01.2016 10:32
Ich danke dir für deine Rückmeldung! Ich habe Karenja schon als NSC gespielt. Sie wurde ganz spontan kreiiert. Ansonsten spiele ich meine Hexe Marja oder was gerade so gebraucht wird an NPC :)

Betaleser sind angestachelt, haben aber auch alle ein Leben :D

LG Ianna


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