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濤声

Voice of Waves
von

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Kapitel 5

Kapitel 5
 

So sehr hatte sich Die noch für nichts und niemanden eingesetzt, wie für seinen Freund. Mittlerweile war Kyo in ein Therapiezentrum verlegt worden, nachdem sie ihn im Krankenhaus noch etwas aufgepäppelt hatten. Doch auch wenn alles gerade sehr positiv erschien, wusste er nicht genau, wie es weitergehen sollte. Was wenn Kyo so bleiben würde?

Der Gedanke spukte ihm ständig im Hinterkopf herum während er die Wohnung auf Kyos Ankunft vorbereitete. Es war klar, dass der Sänger nicht von heute auf Morgen genesen würde, also musste die Wohnung so eingerichtet sein, dass es für jemanden mit einer körperlichen Behinderung auch gerecht war.

Wobei sich der Jüngere eh nicht selbst vom Fleck bewegen konnte, also war es fast egal, aber auch nur fast. Zumindest das Pflegebett war schon da und stand direkt neben ihrem eigentlichen gemeinsamen Bett. Den Pflegerollstuhl hatten sie schon im Krankenhaus beantragt und in diesem saß Kyo jetzt für einige Stunden am Vormittag. Er würde niemals den strahlenden Ausdruck seiner Augen vergessen und das Lächeln, was Kyo wieder auf den Lippen gehabt hatte, als er das erste Mal mit ihm nach Draußen gefahren war. Fast fünf Wochen lang hatte der Sänger nicht mehr frische Luft geschnuppert und anscheinend hatte er das wahnsinnig vermisst, obwohl er sonst nur das Haus verließ, wenn er musste.

Doch gerade war keine Zeit mehr für eine Spazierfahrt, denn Kyo hatte fast jeden Tag Therapie vormittags. Physiotherapie, Logopädie und auch Psychotherapie, denn es war sicher nicht leicht in seinem eigenen Körper gefangen zu sein.

Zudem hatte er auch einen Sprachcomputer den er mit seinen Augen bedienen konnte, was die Kommunikation erleichterte, auch wenn er mit diesem nicht so wie Steven Hawkins ganze Sätze formulieren konnte, sondern mit seinen Augen immer nur auf programmierte Floskeln wie: Ich bin müde, Ich möchte mich hinlegen, ich möchte aufstehen, ich möchte meine Ruhe usw., deuten konnte. Aber es reichte vollkommen aus.

Nachmittags, wenn Die dann zu Besuch kam, war der kleine Mann so erschöpft, dass er nicht mehr aufstehen wollte. Es sollte ihm recht sein, so lange er seinen Mut nicht verlor, denn das war wohl das schlimmste was passieren können würde. So wie er ihn einschätzte, glaubte er, dass er sicher auch nachmittags so ein Programm wollte, um schneller voran zukommen, denn er war einfach zu ungeduldig.

Auch um die Pflege hatte er sich gekümmert, denn auch wenn er ihn sehr liebte, wollte er ihn nicht waschen, zumindest wollte er ihm nicht die Windeln wechseln. Ihm beim Anziehen zu helfen war da eine andere Sache oder ihn zu waschen, hatte er dies doch auch ab und an unter der Dusche mit ihm gemacht, aber da hatte es eher etwas sinnliches gehabt und er wollte damit immer Zärtlichkeiten austauschen und es war weniger der Reinigung gedacht.

Ihr Zusammenleben würde sich um 180 Grad drehen und er hoffte, dass er das auch können würde, denn gerade fühlte sich Die dem nicht gewachsen, wenn er sah, wie hilflos Kyo war und wie sehr er auf andere angewiesen war. Er fragte ihn nie danach, da er sich vorstellen konnte, dass er nicht darüber reden wollte, zumal er es auch nicht konnte.

Wenn das nichts bringen würde, würde er für immer mit einem behinderten Kyo zusammensein. Er liebte ihn, aber konnte er das? Das war viel Verantwortung und wenn Dir en grey auf Eis gelegt war, dann kam auch weniger Geld rein und so würden sie die Wohnung nicht halten können.

Normalerweise lebte Die einfach vor sich hin neben dem eifrigen Kyo, natürlich arbeitete er auch hart für Decays und auch für Dir en grey, aber er war beiweitem nicht so diszipliniert wie Kyo, der immer so früh aufstand, dass er es manchmal gar nicht mitbekam.

Müde strich er Mochi durch ihr weiches Fell und sah die weiße Birma Katzen mit der Seal Point Färbung im Gesicht an, die sich zufrieden auf seinem Schoß rekelte. In letzter Zeit hatte er nur wenig geschlafen, denn er hatte sich ständig Gedanken über die Zukunft gemacht und um Kyo.

„Ich muss dann jetzt zu Kyo“, murmelte er und setzte die Katze neben sich auf das Sofa. Im Flur enthaarte er erst einmal seine dunkle Jeans mit einer Fusselrolle und schlüpfte anschließend in seine Sneakers.

Mit dem Pflegebett im Schlafzimmer sah das auch nicht mehr aus wie das, was sie zusammen eingerichtet hatten und ihm gefiel der Gedanke nicht, den er in letzter Zeit hegte, dass Kyo für immer so bleiben würde...
 

Kyo lag jetzt wieder im Bett nachdem er sein ganzes Programm an Therapie durchgezogen hatte und schlief. Er war kaum noch belastbar, denn er selbst musste sich auch sehr anstrengen dabei, aber bis jetzt sah er kaum Fortschritte. Das einzige, was jetzt besser funktionierte, waren die Bewegungen seiner Zunge, etwas, was er auch ohne den Logopäden üben konnte, denn die brauchte er nun mal zum Sprechen, denn seine Stimmbänder konnten noch Geräusche von sich geben. Das machte der Jüngere auch ab und zu, wenn er zu frustriert war, weil nichts klappte. Einen kleinen Fortschritt gab es jedoch, ab morgen wollte der Logopäde mit ihm die ersten Schluckübungen machen.

Auch ihn beschlich der Gedanke, dass dies hier vielleicht gar nichts brachte und dass er bald einsehen würde müssen, dass sein Körper für immer ein lebloser Sack sein würde, der zu nichts zu gebrauchen war. Und ob Die ihn dann noch wollte? Er konnte auf der einen Seite verstehen, wenn ihn dieser verlassen würde, denn was wollte er mit so einem anfangen für den Rest seines Lebens, auf der anderen Seite hätte er dann nichts mehr, für was er am Leben bleiben sollte. Er liebte Die nun mal und er wollte nicht noch einsamer sein als er es jetzt schon war. Dieser Gedanke nagte an ihm sehr und er konnte ihn nicht zum Ausdruck bringen, gab dies der dumme Sprachcomputer nicht her.

In seinen Vorstellungen steckte Die ihn in ein Heim für Pfelegebedürftige und dort musste er den Rest seines Lebens versauern und nur an seinem Geburtstag bekam er Besuch von ihm.

Er merkte gar nicht, wie Die das Zimmer betrat und erwachte erst, als er die Lippen seines Freundes auf seiner Stirn spürte. „Hrmm..“, brummte er leise und blickte ihn, lächelte leicht, als er ihn erblickte.

„Na, du kleine Schlafmütze?“, fragte dieser nach, aber sein Grinsen wirkte eher gezwungen und Kyo seufzte leise.

„Hast du gut geschlafen?“, fragte er nach während er ihm über das blonde Haar strich, dass mal wieder einen Schnitt vertragen konnte. Normalerweise rasierte Kyo sich selbst seinen Sidecute nach, aber das konnte dieser wohl schlecht.

Der Sänger zeigte mit seinem Sprachcomputer auf „Ja“ und sah Die wieder an, der sich neben ihn gesetzt hatte.

„Soll ich dir morgen mal deinen Sidecut nachrasieren?“, fragte er wieder nach und Kyo antwortete wieder mit „Ja“.

„Dann mach ich das Morgen mal.“

Dann schwieg Die wieder und hielt seine Hand während der Sänger ihn mit seinem Blick musterte. Er sah seinem Rotschopf an, dass es ihm nicht gut ging, dass die Situation natürlich auch an seinen Nerven zerrte und obwohl er für ihn da sein wollte, konnte er es einfach nicht, was ihn traurig machte, denn sein Freund brauchte doch auch jemanden.

„War es heute wieder sehr anstrengend?“, fing Die wieder an die gleichen Fragen zu stellen wie auch gestern und Kyo antwortete wieder mit Ja. Er merkte, dass es Die schwer fiel hier zu sein, denn es war nichts mehr sowie früher und es würde sich jetzt zeigen, ob ihre Beziehung weiterhin bestand haben würde oder nicht.

Er wusste, dass ihre Wohnung behinderten gerechter werden würde, trotzdem hatte er Angst, dass ihn der andere irgendwann abweisen würde.

Wie lange die Therapie gehen würde und ob sie etwas bringen würde, würde die Zeit zeigen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  ScarsLikeVelvet
2016-03-21T06:38:02+00:00 21.03.2016 07:38
Irgendwie ist es sehr traurig über Kyo in solch einer Situation nachzudenken. Dieser Mann ist so energiegeladen und dann in solch einer Situation zu stecken, ist die Hölle.
Antwort von:  -aftermath-
21.03.2016 15:30
Ich dachte beim Schreiben ähnlich...
Danke für deinen Kommentar btw :3


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