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Alpha Ny Beta Ypsilon

Dem Behauptenden obliegt der Beweis.
von

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Beta

-Beta-

 

Natürlich würde er Sasuke nicht unterschätzen. Dieser Fehler war ihm schon viel zu häufig passiert und er hatte seine Lehren daraus gezogen. Was er jedoch unterschätzte, waren die absurden Kriege, die die Studentenverbindungen Konohas untereinander führten. Obwohl sie im Prinzip alle aus den gleichen kleinen reichen Schnöseln bestanden, die sich einbildeten etwas Besseres zu sein, als der Rest ihrer Kommilitonen, beharrten sie stets darauf keinerlei Gemeinsamkeiten zu haben. Mehr noch, sie hatten der jeweils anderen Verbindung erbitterte Feindschaft auf Lebenszeit erklärt, verspotteten deren Werte und zettelten einen Streit an, sobald sich die Mitglieder gegenseitig über den Weg liefen.

 

Am schlimmsten war dabei die Feindschaft zu Sigma Ypsilon Ny Alpha. Unglücklicherweise lagen die Verbindungen recht nahe beieinander, sodass es häufiger zu Streits kam und nicht selten resultierten die dann in einer handfesten Schlägerei. Naruto wäre es nicht mal im Traum eingefallen, sich an diesen Streitereien zu beteiligen, geschweige denn sich für seine Verbindung zu prügeln. Im Grunde genommen ging es einfach nur darum, wer das größere Ego hatte und am Ende gingen alle mit einem blauen Auge nachhause. Doch leider sah Sasuke das wohl etwas anders. Die nächste Aufgabe auf seiner Liste lautete, die Fahne von Sigma Ypsilon Ny Alpha zu klauen, um sie dann im eigenen Garten zu verbrennen. Diese Mission glich praktisch einem Selbstmord.

 

Zunächst einmal musste er es irgendwie schaffen, sich unbemerkt auf deren Grundstück zu schleichen. Alleine das war bereits ein Ding der Unmöglichkeit. Der Fahnenmast der Verbindung stand gut sichtbar direkt in der Mitte des Rondells, das als Einfahrt diente und war zu jeder Tages- und Nachtzeit streng bewacht. Schließlich war es nicht das erste Mal, dass jemand probierte, die Fahne der Verbindung zu klauen. Sie war so etwas wie ein Statussymbol und wer sie sich klauen ließ, konnte genauso gut in einem Aschenputtelkostüm auf dem dreckigen Boden sitzen und gefühlt eine Million Linsen sortieren. Eine Erfahrung, auf die Naruto nur allzu gerne verzichtet hätte.

 

In seiner Verzweiflung hatte er sich schließlich an Kiba gewandt. Nach ein paar Bier und dem Versprechen, dass Naruto ihm Zusammenfassungen für sämtliche ihrer Vorlesungen schicken würde, hatte der schließlich zugestimmt ihm zu helfen. So standen sie nun beide vor der großen Mauer, die das Verbindungshaus von Sigma Ypsilon Ny Alpha umgab und überlegten, wie sie sie am besten überwinden konnten. Das gusseiserne Eingangstor war fest verschlossen. Naruto hatte es tatsächlich ausprobiert. Man durfte nichts unversucht lassen und es wäre auch zu peinlich gewesen, wenn sie sich hier einen abgestrampelt hätten, während der einfachste Weg direkt vor ihrer Nase lag.

 

Im Endeffekt mussten sie sich mit einer klassischen Räuberleiter behelfen, was zu ihrer beider Überraschung ohne Probleme klappte. Kiba jammerte zwar ein bisschen, dass Naruto ihm seinen Hintern nicht so ins Gesicht strecken sollte, aber er wusste, dass er einen durchaus schönen Hintern hatte und deswegen sollte er sich mal nicht so anstellen. Die Landung auf der anderen Seite war nicht ganz so sanft, wie Naruto sich das vorgestellt hatte, aber zumindest hatte niemand sie bemerkt. Das war im Moment die Hauptsache.

 

Es war bereits dunkel. Natürlich hatten sie sich nachts auf das Anwesen geschlichen, weil dann die wenigsten Verbindungsmitglieder im Haus waren. Wie bei Alpha Ny Beta Ypsilon hatten auch hier nur die Senioren ihre eigenen Zimmer, was bedeutete, dass alle anderen zum Schlafen nachhause fuhren. Rings um den Einfahrtsbereich standen ein paar Tannen, die ihnen zusätzlich zur Dunkelheit Schutz boten und sie tasteten sich langsam immer näher an das Haus heran, indem sie wie Ninjas von Baum zu Baum huschten. Je näher sie der hellblau gestrichenen Fassade kamen, desto nervöser wurde Naruto. Wenn man sie hier erwischte, könnten sie sich auf etwas gefasst machen.

 

Der Großteil der Fenster im Erdgeschoss war bodentief und es hingen nur vereinzelt Vorhänge davor, sodass man ohne Probleme ins Haus sehen konnte. Hinter ein paar Scheiben brannte noch Licht, aber auf den ersten Blick konnte Naruto von seinem Versteck aus niemanden erkennen. Seine Augen huschten einmal quer über den Hof und blieben dann an dem Fahnenmast hängen. Das Gewinde kam ihm bekannt vor, es war das gleiche wie bei Alpha Ny Beta Ypsilon und dadurch wusste er auch, dass es einige Zeit kosten würde, die Fahne herunterzulassen.

 

„Und jetzt?“, raunte Kiba leise.

 

Naruto zuckte mit den Schultern. Er glaubte kaum, dass es so leicht werden würde. In seiner eigenen Verbindung hatte er bereits diverse Gerüchte gehört, was die Leute von Alpha Ny Beta Ypsilon betraf. Unter anderem über einen Typen namens Gaara, der angeblich niemals schlief und somit die ganze Nacht ein Auge auf die Fahne hatte. Keiner anderen Verbindung war es so oft gelungen, Fahnendiebe dingfest zu machen und Naruto bezweifelte, dass es ausgerechnet ihnen gelingen würde, ungesehen mit der Fahne abzuhauen. Allerdings war er sich auch nicht ganz sicher, inwieweit die Leute aus seiner Verbindung übertrieben hatten, um ihm Angst zu machen. Vielleicht gab es diesen Gaara auch überhaupt nicht.

 

„Wir schleichen uns noch ein Stück näher ran“, beschloss Naruto. „Dann stehst du Wache und ich renne so schnell ich kann zum Fahnenmast. Sobald du jemanden siehst, warnst du mich und wir verschwinden von hier.“

 

Soweit er das in der Dunkelheit und im Schatten der Bäume erkennen konnte, war Kibas Blick mehr als nur skeptisch.

 

„Scheiße man, was ist, wenn die uns erwischen? So schnell kommen wir doch niemals über die Mauer.“

 

Naruto wusste, dass sein Kumpel Recht hatte. Er wusste aber auch, dass Sasuke ihm den Arsch aufreißen würde, wenn er ohne die Fahne wieder zurückkam und alleine hätte er nicht den Hauch einer Chance. Kiba musste ihm hier einfach beistehen. Das war seine Pflicht als bester Bro auf Lebzeiten und das hatten sie sich schon in der achten Klasse geschworen.

 

„Die werden uns schon nicht erwischen“, behauptete er deswegen zuversichtlich.

 

Wenn er sich nicht anmerken ließ, wie viel Schiss er eigentlich hatte, würde vielleicht wenigstens Kiba einen kühlen Kopf bewahren.

 

Nachdem er einen letzten Blick über die Fensterreihe geworfen hatte, trat er vorsichtig einen Schritt hinter der Tanne hervor. Immer wieder sah er sich um und lauschte dabei auf jedes verdächtige Geräusch. Falls Kiba etwas bemerkte, würde er das Jaulen eines Hundes imitieren. Weil er das ziemlich gut konnte, hatten sie die Taktik schon mehrere Male angewandt und es war noch nie etwas schief gegangen. Das letzte Mal hatte es funktioniert, als Naruto sich nachträglich in das Büro eines Dozenten geschlichen hatte, weil er den Abgabetermin für eine Hausarbeit verpennt hatte, die er nur noch einmal schreiben durfte. Auf Kibas Hundegeheul war einfach Verlass, auch wenn ihn manch ein Student auf dem Parkplatz komisch angesehen hatte. Beste Bros machten so etwas füreinander.

 

Doch diesmal kam es gar nicht erst soweit, dass Kiba ihn warnen musste. Noch bevor Naruto richtig aus dem Schatten der Bäume hervorgetreten war, nahm er plötzlich eine Bewegung hinter einem der Fenster im Erdgeschoss war und sprang wie von der Tarantel gestochen zurück hinter die Tanne. Dort, halb verdeckt von einem der Vorhänge, stand ein junger Mann. Feuerrote Haare, ein Gesichtsausdruck, der in seiner Starrheit sogar Sasuke Konkurrenz gemacht hätte und tiefschwarze Augenringe. Gruselig. Der Beschreibung nach könnte es durchaus dieser Gaara sein. Die ganze Zeit über hatte er sich kaum bewegt, sodass Naruto ihn für ein Regal gehalten hatte, aber nun erkannte er ganz deutlich die Umrisse. Fast wäre er direkt in sein Sichtfeld gelaufen.

 

„Verdammt, da ist einer“, fluchte er unterdrückt.

 

Kiba brauchte eine Weile, bis er ihn auch entdeckt hatte.

 

„Shit man, ich dachte das wäre ein Regal oder so. Was machen wir jetzt? Der sieht nicht danach aus, als würde er bald da weggehen.“

 

Die beiden sahen sich planlos an. Vielleicht war es einfach das Beste, wenn sie umdrehen und es am nächsten Tag erneut versuchen würden. Allerdings bezweifelte Naruto, dass er Kiba nochmal dazu überreden konnte, ihn zu begleiten. Aus diesem Grund beschloss er, dass es unbedingt heute sein musste. Außerdem hatte er gegenüber Sasuke schon großspurig angekündigt, dass er ihm morgen zum Frühstück die passende Flagge zu seinem Fahnenmast servieren würde.

 

„Ich hab Farbbomben dabei“, verkündete plötzlich Kiba. „Vielleicht können wir sie damit irgendwie ablenken.“

 

Verblüfft starrte Naruto ihn an. Es war nicht so, dass er die Idee scheiße fand – ganz im Gegenteil – er war einfach nur verblüfft.

 

„Warum zum Teufel hast du Farbbomben dabei?“

 

Kiba zuckte mit den Schultern.

 

„Ich dachte, dass wir damit vielleicht die Überwachungskameras ausschalten können, falls es welche gibt. Die in den Filmen machen das immer so.“

 

Am liebsten hätte Naruto seinen besten Freund totgeknutscht, aber er war sich sicher, dass Kiba das nicht wirklich gutheißen würde. Im Gegensatz zu ihm war er nämlich kein bisschen schwul. Als er einen Blick auf die bunten Farbballons warf, rieb er sich vorfreudig die Hände. Ablenkung war so etwas wie sein Spezialgebiet, denn dabei musste man nicht unauffällig sein und allmählich zog er auch in Betracht, dass das hier Spaß machen könnte. Es waren nicht besonders viele Ballons, aber für ihre Zwecke würde es reichen. Insbesondere, da er bisher noch keine einzige Überwachungskamera gesehen hatte.

 

Wieder teilten sie sich auf. Naruto schnappte sich so viele Farbbomben wie er konnte und umrundete dann in einem sicheren Abstand das Haus. Das Zimmer, in dem dieser Gaara lauerte, hatte auch auf der gegenüberliegenden Seite Fenster. Von dort aus würde Naruto angreifen und dadurch versuchen, ihn in den Garten zu locken, während Kiba so schnell wie möglich die Fahne in Sicherheit brachte. Für ihre Verhältnisse klang das durchaus nach einem vernünftigen Plan. Klar, er musste wohl oder übel den Lockvogel spielen, aber dafür waren sie ja schließlich zu zweit und er konnte ja schlecht von Kiba verlangen, dass der sich Gaara gegenüber stellte.

 

Es klatsche laut, als der erste Farbbeutel die Fensterscheibe traf und zersprang. Dunkelblaue Farbe lief in mehreren Bahnen über das Glas und hinterließ hässliche Spuren, die sich vermutlich nur schwer wieder beseitigen lassen würde. Einen Moment lang dachte Naruto darüber nach, dass das was er hier machte, vermutlich Sachbeschädigung war, doch wozu hatte er einen Verbindungssenior, der Jura studierte? Irgendwie würde er ihn da schon wieder rausholen – andernfalls konnte Naruto ihn bestimmt wegen Anstiftung oder sowas drankriegen. Jetzt war es jedenfalls zu spät, um sich über so etwas Gedanken zu machen.

 

Als er den zweiten Farbbeutel warf, konnte er bereits eine Bewegung im Raum wahrnehmen. Gaara hatte scheinbar bemerkt, dass sich da irgendjemand an der Fassade des Hauses zu schaffen machte und verließ seinen Beobachtungsposten am Fenster. Er verschwand in eines der angrenzenden Zimmer und rief irgendwas. Vermutlich machte er seine Verbindungsbrüder darauf aufmerksam, was gerade bei ihnen im Garten passierte. Naruto würde es also nicht nur mit ihm zu tun bekommen. Innerlich betete er, dass Kiba sich beeilte.

 

Der dritte Beutel enthielt ein sattes kackbraun, dass Naruto unwillkürlich an Durchfall erinnerte. Diesmal hatte er auf ein anderes Fenster gezielt, das sich dicht neben der Terrassentür befand, aus der jetzt drei Männer stürmten. Zwei von ihnen waren relativ unscheinbar, hatten braunes Haar und trugen jeweils ein schlichtes Hemd und eine Anzughose. Der dritte war der Rothaarige vom Fenster und Naruto musste zugeben, dass er aus der Nähe betrachtet noch viel angsteinflößender aussah. Vielleicht hätte er sich doch lieber von Sasuke den Arsch aufreißen lassen sollen.

 

„Hey ihr langweiligen Streberärsche“, brüllte er todesmutig. „Euer Haus sieht so farblos aus wie eure Gesichter. Da dachte ich mir, ich helfe mal ein bisschen nach. Was haltet ihr von dem kackbraun? Das würde euch vielleicht auch stehen.“

 

Die Männer hatten ihn mittlerweile durch sein Geschrei lokalisiert und kamen jetzt direkt auf ihn zu. Zum einen, um seine Aussage zu untermauern und zum anderen, um sie sich vom Hals zu halten, warf er einen weiteren Ballon direkt in ihre Richtung. Erschrocken stoben sie auseinander, aber einer von ihnen war nicht schnell genug und hatte jetzt mehrere rote Flecken auf dem weißen Hemd. Prüfend warf Naruto nochmal einen Blick auf die Farbbomben in seinem Arm. Drei Stück waren übrig. Damit musste er so lange auskommen, bis Kiba ihm das Signal zur Flucht gab.

 

 „Hast du Todessehnsucht, Kleiner?“, rief einer der Männer.

 

„Ganz im Gegenteil“, widersprach Naruto. „Ich will einfach nur Farbe in euer tristes Leben bringen.“

 

Wieder warf er einen Ballon. Noch zwei übrig.

 

Ohne die Männer aus den Augen zu lassen, ging er mehrere Schritte rückwärts. Lange würden die sich nicht mehr aufhalten lassen und sie waren dafür bekannt, dass sie nicht gerade zimperlich mit Mitgliedern anderer Verbindungen umgingen.

 

„Ich denke dir würde ebenfalls ein bisschen Farbe stehen“, mischte sich nun auch Gaara mit ein, doch im Gegensatz zu dem anderen klang seine Stimme kühl und bedrohlich. „Wie wäre es mit einem schönen Blutrot?“

 

Ein Schauer lief über Narutos Rücken. Mit dem Kerl war definitiv nicht zu spaßen und wenn die anderen aus seiner Verbindung nicht maßlos übertrieben hatten, sollte er schleunigst die Beine in die Hand nehmen.

 

„Tut mir Leid, das ist nicht ganz meine Farbe“, winkte er ab. „Sieht schon bei deinen Haaren scheiße aus.“

 

Wenn man keine Fluchtmöglichkeit hatte, war der Weg nach vorne immer noch der Beste. Zumindest hatte das seine Mutter immer gesagt. Es war ihr wichtig kein kleines Weichei großzuziehen und er hatte stets nach dieser Lehre gehandelt. Ob das so eine kluge Entscheidung gewesen war, stand auf einem anderen Blatt. In diesem Moment jedenfalls hätte er liebend gerne einen Fluchtweg gehabt, selbst wenn seine Mama das nicht toleriert hätte. Aber die wäre wahrscheinlich auch nicht damit einverstanden, dass er Farbbomben auf fremde Häuser warf.

 

Ein Jaulen ertönte und Naruto hätte beinahe geweint vor Erleichterung. Das unverkennbare Hundejaulen, Kibas Signal. Scheinbar hatte er es wirklich geschafft, sich die Fahne zu schnappen und sie konnten endlich zusehen, dass sie hier wegkamen. Ruckartig machte Naruto auf dem Absatz kehrt und begann zu sprinten. Es war dunkel, sodass er ein paar Mal fast über ein paar Zweige gestolpert wäre, aber er brachte den Weg tatsächlich ohne weitere Zwischenfälle hinter sich. An der Mauer wartete bereits Kiba ungeduldig auf ihn. Sie war das letzte Hindernis, das sie noch zu bewältigen hatten, aber mit den verbliebenen zwei Ballons konnte Naruto ihnen vielleicht etwas Zeit verschaffen. Dicht hinter sich konnte er die Schritte der drei Männer hören. Er warf den ersten Farbbeutel und sie blieben tatsächlich stehen um auszuweichen.

 

Mit seinen Händen bildete Naruto eine Stufe, damit Kiba hochklettern konnte. Anschließend würde er ihn hinterherziehen. Seine Hände waren schwitzig und Naruto wäre fast abgerutscht, aber es gelang ihm gerade noch rechtzeitig die Mauer zu erklimmen, bevor einer der Verfolger seinen Fuß packen konnte. Die letzte Bombe ließ er direkt in sein Gesicht fallen.

 

„Einen schönen Gruß von Sasuke Uchiha“, rief er lachend.

 

Dann ließen sie sich auf der anderen Seite runterrutschen und begannen zu laufen. Sie liefen immer weiter, blieben kein einziges Mal stehen und drehten sich auch nicht mehr um, bis sie sich sicher waren, dass ihnen niemand mehr folgte. Sie hatten es verdammt nochmal geschafft. Die Fahne wehte hinter ihnen im Wind und nichts hätte ihn in diesem Moment glücklicher machen können, als der süße Triumph.

 

Bedauerlicherweise hielt der euphorische Zustand nicht besonders lange an. Nämlich genau so lange, bis er Sasuke wieder gegenüberstand.

 

„Hast du den Arsch offen, meinen Namen da mitreinzubringen?“, fauchte er ungehalten.

 

Allem Anschein nach hatten die von Sigma Ypsilon Ny Alpha sich schon bei ihm gemeldet und von ihrer Aktion berichtet. Vermutlich waren sie ihm nicht gerade freundlich gesinnt gewesen.

 

„Du hast nicht gesagt, dass ich deinen Namen da raushalten soll“, stellte Naruto der Vollständigkeit halber fest.

 

Im Grunde genommen hatte er nicht wirklich erwartet, dass Sasuke ihn damit so einfach davonkommen lassen würde, aber er war dennoch verblüfft als der ihn plötzlich ohne ein weiteres Wort vor die Tür setzte. Die Fahne hatte er natürlich behalten und würde sie wahrscheinlich alleine im Garten verbrennen. Wütend stapfte Naruto in Richtung Bushaltestelle. Kiba war schon lange nachhause gefahren und nachdem es bereits so spät war, hatte er eigentlich gehofft, dass er im Verbindungshaus schlafen durfte. Sasuke hatte ihn manchmal auf dem Sofa übernachten lassen, wenn es abends mal später geworden war. Heute hatte er es sich bei ihm wohl verkackt.

 

Trotzdem änderte es nichts daran, dass er die sechste und damit vorletzte Prüfung bestanden hatte. Auf der Liste stand nur noch eine einzige Aufgabe und die war seiner Meinung nach definitiv machbar, wenn auch sehr unangenehm. Hinzu kam, dass die drei Wochen in denen er Sasukes Dienstmädchen spielen musste, fast um waren. Lange würde es also nicht mehr dauern, bis er die letzte Prüfung antreten und somit seinem Albtraum ein Ende bereiten konnte. Mit diesem Gedanken und einem Lächeln auf den Lippen schlief er schließlich ein.

 

Nur wenige Stunden Schlaf später stand er auch schon wieder bei Sasuke auf der Matte, der ihm verkündete, dass sie heute Abend zum See gehen würde. Konnte ihm nur Recht sein, denn je früher er die Aufgabe bewältigte, desto früher hatte er es auch hinter sich. Zum Glück war er ein recht guter Schwimmer, hatte in der Oberstufe sogar den Leistungskurs belegt und auch Tauchen bereitete ihm keine Schwierigkeiten. Die Stunden bis zum Abend zogen sich jedoch schier unendlich dahin und Naruto hatte das Gefühl, dass Sasuke es heute besonders darauf angelegt hatte, ihn zur Weißglut zu treiben.

 

Es war Samstag, was zum einen bedeutete, dass sich heute besonders viele Verbindungsmitglieder im Haus versammelt hatten und zum anderen, dass Naruto keine Vorlesungen hatte. Dementsprechend hatte Sasuke beschlossen, dass er heute den ganzen Tag im Haus verbringen und den anderen hinterherputzen, beziehungsweise sie bedienen könnte. Besonders Neji nutzte das sehr gerne aus.

 

„Naruto, bring mir doch mal ein Bier.“

 

Grummelnd ging er zum Kühlschrank und das obwohl der Idiot selbst nur ein paar Meter davon entfernt saß. Vorbildlich entfernte er den Deckel von der Flasche und reichte sie ihm.

 

„Oh tut mir Leid, das aus dem Kühlschrank ist mir zu kalt. Hol doch bitte eins aus dem Keller.“

 

Naruto wollte ihn schlagen, aber er durfte es nicht. Nicht so kurz vor seinem Ziel. Sobald er Sasuke bewiesen hatte, dass er kein Loser war, würde er sich Neji gegenüber nicht mehr zurückhalten. Vielleicht brauchte er wieder Kiba zur Unterstützung, weil er noch immer riesen Respekt hatte vor allen, die einen Kampfsport ausübten, aber irgendwie würde er es ihm heimzahlen. Genauso wie Sasuke.

 

Ein letztes Mal atmete er tief durch, dann verschwand er im Keller, um von dort Bier zu holen. Insgesamt ging er die Treppenstufen an diesem Tag bestimmt an die zwanzig Mal rauf und runter. Er kam sich vor wie ein billiger Laufbursche und obwohl er wusste, was ihm noch bevorstand, hatte er den Abend noch nie so sehr herbeigesehnt wie an diesem Samstag. Die letzte Aufgabe. Das letzte Mal, dass er sich vor versammelter Mannschaft vollkommen blamieren musste. Wahrscheinlich hatte Sasuke deshalb den heutigen Tag dafür ausgewählt.

 

Es waren unglaublich viele Zuschauer da. Sie alle hatten sich rund um den See aufgestellt und ließen sich selbst von dem eiskalten schneidenden Herbstwind nicht vertreiben. Von allen Seiten wurden ihm neugierige Blicke zugeworfen, als er mit Sasuke durch den weitläufigen Garten ging, direkt auf den Ort des Geschehens zu und am liebsten hätte er sie alle angebrüllt, dass sie sich verpissen sollten. Stattdessen bemühte er sich, seine Wut unter Kontrolle zu halten und sagte sich immer wieder, dass es die letzte Prüfung war. Sollten sie doch gaffen, wenn sie nichts Besseres zu tun hatten.

 

„Du kannst jetzt ins Wasser“, sagte Sasuke ruhig.

 

Langsam begann Naruto damit, seine Hose aufzuknöpfen. Es war nicht so, dass er Angst vor dem Wasser hatte, aber er konnte sich durchaus Angenehmeres vorstellen. Mit Sicherheit würde es kalt sein, schweinekalt und er wusste nicht wie lange er brauchen würde, um alle vier Ringe zu finden. Die Ringe waren schon vorher in den See geworfen worden und lagen nun irgendwo auf dem Grund. Um die Aufgabe zu bestehen, musste er alle vier finden. Von hier aus sah das Wasser ziemlich trüb aus, was bedeutete, dass er sich vordergründig auf seinen Tastsinn verlassen musste und das konnte dauern. Naruto hoffte, dass ihm in der Zeit nicht sämtliche Glieder abfrieren würden.

 

Es klirrte leise, als er die Hose samt Gürtel über den Ast eines nahen Baumes hängte. Unter dem Ast standen bereits seine Schuhe und seine Socken. Er fackelte nicht lange und zog gleichzeitig seinen schönen warmen Hoodie und das T-Shirt aus, woraufhin seine Brustwarzen sofort hart wurden. Schon hier draußen war es unglaublich kalt, da wollte er nicht wissen, wie es erst im Wasser sein würde. Nur in Boxershorts bekleidet, trat er unruhig auf der Stelle.

 

„Den Rest auch“, forderte Sasuke.

 

Widerwillig ließ er die Daumen unter den Saum seiner Shorts gleiten und zog sie mit einem Ruck herunter. Sofort spürte er die neugierigen Blicke, die auf ihm und ganz besonders auf seinem besten Stück lagen. Normalerweise hatte er kein Problem damit, nackt zu sein, aber das hier war einfach eine ganz und gar seltsame Situation. Erstens war er der einzige, der nichts mehr anhatte. Zweitens war es verdammt kalt und das warf nicht gerade ein besonders gutes Licht auf ihn. Und drittens standen hier lauter fremde Männer, die er schon allein aufgrund ihrer Zugehörigkeit zu dieser Verbindung nicht leiden konnte und die ihn umgekehrt auch nicht außerordentlich sympathisch fanden. Andernfalls würden sie sich kaum so an seinem Leid ergötzen. Auch Sasuke starrte ihn ungeniert an.

 

Um die Situation nicht unnötig in die Länge zu ziehen und den Gaffern nicht noch weiter die Gelegenheit zu geben, ihn mit ihren Blicken zu durchbohren, ging er schnellen Schrittes auf den See zu. Die Wasseroberfläche war ruhig und vermittelte den trügerischen Eindruck von Idylle und Entspannung. Selbst jetzt noch zwitscherten ein paar Vögel in den Bäumen und ab und an segelte ein einzelnes Blatt herunter. Wie erwartet war der See jedoch ziemlich trüb, sodass Naruto schon nach weniger als zwanzig Zentimetern nicht mehr auf den Grund schauen konnte. Probehalber berührte er die Wasseroberfläche mit seinem großen Zeh und zuckte dann erschrocken zurück. Fuck, war das kalt.

 

„Was ist? Hast du es dir anders überlegt?“

 

Sasukes Stimme klang wie immer spöttisch. Als ob Naruto jetzt vor versammelter Mannschaft einen Rückzieher machen würde und das nachdem er sich bereits komplett vor ihnen entblößt hatte. Entschlossen machte er einen ersten Schritt in den See. Das kalte Wasser stach wie tausend kleine Nadeln und ein taubes Gefühl machte sich auf seiner Haut breit. Naruto biss die Zähne zusammen und zog den zweiten Fuß hinterher. Schritt für Schritt ging er tiefer hinein und als die Wasseroberfläche seine Brust erreicht hatte, hatte er das Gefühl, das ihm schlagartig alle Luft zum Atmen geraubt wurde.

 

Er musste sich bewegen. Er musste sich so schnell wie möglich auf die Suche nach den verdammten Ringen machen oder er würde hier drin erfrieren. Rausziehen würde ihn sicherlich keiner, am allerwenigsten Sasuke. Noch ein letztes Mal holte er tief Luft, dann tauchte er mit dem Kopf unter die Wasseroberfläche. 



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  fragile
2015-11-01T09:56:45+00:00 01.11.2015 10:56
hi meine liebe,

ich finde es wahnsinnig cool, dass du eine college story geschrieben. ich bin unsicher
ob ich das bisher erwähnt habe... deshalb tu ich es jetzt einfach nochmal. es gibt
natürlich viele filme :D aber sowas in dieser form kannte ich wirklich bisher noch nicht (das
hab ich schon erwähnt)
es gibt ein paar idioten, die halt shon länger dabei sind, es gibt idioten, die unbedingt dabei sein
wollen und es gibt idioten, die wirklich ALLES machen. auch ne fahne klauen.
mein fähnchen schwenkt übrigens, vielen dank für die hommage :D

ich mag deinen schreibstil sehr, vor allem, wenn du dann noch über naruto und sasuke
schreibst. da quietsche ich vor vorfreude wie ein fangirl. ;D kapiert?

sind wir mal ehrlich. sasuke steht drauf, den obermacker raushängen zu lassen. und das
rumgeprolle hin und wieder, die kleinen machtkämpfe, das reizt beide. aber sowieso gehörte
das sich gegenseitig auf die palme bringen und triezen durchweg zu ihrem gewirr an freundschaft.

mir gefällt, wie du gaara hier mit reinbringst und das naruto ihn ganz dreist beleidigt.
und das ja alles für seinen sasuke ;D klaut die fahne und dann, haha, statt ruhig zu sein,
überwältigt ihn vllt sein eigenes erfolgserlebnis und er posaunt, wer ihn schickt. oder aber er wollte
einfach sasuke einen kleinen arschtritt damit geben.
sehr schön beschrieben übrigens. das schafft immer ein kleines kino. du gibst genug informationen,
damit das vorm inneren auge abläuft.

und ich habe schon jetzt mitleid mit naruto, der sich vor versammelter mannschaft ausziehen muss, um
ins eiswasser zu springen.
schön, dass sein stolz ihn da nicht verlässt - blöd, weil ganz sicher streiche gespielt werden.
klamotten gestohlen... oder so.

aber schön, wie sasuke ihn gewissermaßen ... ermuntert, nicht aufzugeben. sicher, das war
spöttisch und wieder mal arrogant. aber so ist er eben.
sasuke uchiha will scheinbar, dass der blondschopf die aufgaben bewältigt.

tüdelüü
fraggy
:)
Antwort von:  -Zerschmetterling-
01.11.2015 12:54
Zusammengefasst könnte man sagen:
Es gibt nur Idioten in einer Studentenverbindung. :D
Dass ich das Thema ausgesucht habe,
war ja eigentlich nur Zufall,
aber umso besser, wenn es dir gefällt.
Und eigentlich schade,
dass es nicht mehr in diese Richtung gibt.
Studentenverbindungen bieten so viel Potenzial
(ganz besonders wegen den Idioten).

Kapiert. ;)

Gaara war vor Shippuden finde ich total gruselig
und da musste ich irgendwie letztens dran denken
und dachte mir, dass ich das mal mit einbaue.
Natürlich hat Naruto den Namen mit Absicht gesagt,
um auch Sasuke gleichzeitig eins auszuwischen.
Er ist nicht so naiv, wie man manchmal denkt. ;)
Offiziell klaut Naruto die Fahne für Sasuke,
inoffiziell hab ich die Fahne für dich positioniert. <3

Klamotten gestohlen... oder so. ;D
Wie hast du das nur erraten? o.O

Und ja richtig, eigentlich treibt Sasuke ihn nur weiter an,
statt ihn zu verunsichern und wahrscheinlich weiß er das auch...

Vielen, vielen Dank für deine Meinung.
Du weißt, sie ist mir sehr wichtig
und ich freue mich über jeden Kommentar von dir.
Herzliche Grüße
-Zerschmetterling-


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