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Persephone und Hades

Eine Liebesgeschichte aus der Griechischen Vergangenheit wird nun in die Gegenwart versetzt
von
Koautor:  Daelis

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Demeter

Sie war außer sich vor Zorn. Das konnte doch kaum Zeus' Ernst sein! Und ausgerechnet jetzt! Der Göttervater hätte sich kaum einen unpassenderen Zeitpunkt für seinen Plan, die Menschheit auszulöschen indem er sie der Titanen Zorn auslieferte, kaum aussuchen können. Ausgerechnet jetzt wo ihre kleine Persephone sterblich war. Als wäre es Absicht!

Sie hatte offen nichts gesagt und es war auch nicht nötig gewesen, denn sie hatte den Göttervater mit zornerfüllten Augen angeblickt und jeder im Raum hatte sofort sagen können, dass die Göttin außer sich war. Kein Wunder, schließlich galt dieser Beschluss auch Persephone in ihrer zerbrechlichen menschlichen Hülle.

Wütend war sie mit wehendem Umhang aus dem Saal gestürmt, kaum dass der Göttervater einen Vortrag beendet hatte. Sie hatte die Blicke gespürt, die die anderen Götter ihr nachgeworfen hatten, als sie an ihnen vorbei schritt.
 

Jetzt saß sie in ihrem kleinen Reich, den Thron aus dunklem Holz unter sich, der in einem gewundenen Baum endete, dessen Blätter sich ihrer Laune folgend in dunklem Goldbraun, als wäre es später Herbst. Es fehlte nur der Wind, der durch die Baumkronen strich, um die herbstliche Stimmung zu vervollständigen, die in dem Thronsaal herrschte, dessen Boden aus dunkler Erde bestand, auf dem sich das rote, goldene und braune Laub sammelte und den Boden in ein raschelndes Feld verwandelte.
 

Ihre Gedanken galten allein ihrer Persephone, ihrer armen kleinen Persephone. Trotz all der Jahrhunderte, die sie sich nicht gesehen oder gesprochen hatten, all der Wut und all des Unverständnisses für einander, das zwischen ihnen stand, liebte sie ihre Tochter mehr als alles andere. Nur ihretwegen hatte sie diesen Fluch erst verhängt, nur ihretwegen die Worte gesprochen, die Hades von ihrer Tochter trennen sollten – wenn schon nicht für immer, dann zumindest für einen gewissen Zeitraum. Sie wünschte ihrer Tochter nur das Beste – und eben das war Hades nun einmal nicht ihrer Meinung nach.

Der Totengott war der makabere Abklatsch seines Bruders, ein Schreckbild eines Gottes, eine morbide Idee von einem Gott, verflucht und verbannt in die Finsternis der Unterwelt und dem Leid, dass dieser eigen war und jeden, der dorthin gelangt und gezwungen war, dort zu verweilen, in den Wahnsinn zu treiben. Wie also könnte er, Hades, noch bei Sinnen sein? Sie konnte es nicht glauben und wollte ihn weit fort von ihrer lieben Tochter wissen.
 

Leider sah ihre Tochter schon damals mehr in dem Totengott. Und was immer es war, das Persephone in ihm sah, sie sah es nicht. Sie sah nur des Todes Fratze, die Umarmung der Finsternis und die Kälte der Unterwelt, wenn sie in des Gottes dunkle Augen sah. Nein, er war nicht gut genug für Persephone und noch immer hoffte sie, dass auch Persephone es eines Tages endlich erkennen würde.

Demeter seufzte. Ihre kleine Persephone. Ihre kleine Tochter. Sie hatte sie nur beschützen wollen. Sie wollte es immer noch. Denn was auch immer man über Demeter sagen mochte, sie liebte ihre Tochter aus tiefstem Herzen und selbst deren Zorn über den Fluch würde und könnte daran niemals etwas ändern. Das Band, das sie verband, war das Band zwischen Mutter und Kind. Nicht einmal Zeus könnte etwas daran ändern.
 

Entschlossen erhob sie sich. Zeus' Plan durfte nicht gelingen, solange Persephone eine Sterbliche war. Und sie würde höchstpersönlich dafür sorgen, gleich was es sie kosten sollte. Sie musste ihre Tochter warnen und einen Plan ersinnen, wie sie aus ihrer sterblichen Tochter wieder eine Unsterbliche machen konnte.

Nur wenige Stunden später als die Sonne bereits am Horizont versank und alles in ein rotorangenes Licht tauchte, betrat sie den Hof des Hauses, in dem sie zweifelsfrei ihre Tochter spürte. Unschlüssig blieb sie vor dem Gebäude stehen, unsicher, ob sie es wagen sollte, ihr wirklich gegenüber zu treten.



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