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Die Unsterblichen und ich

von

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Kapitel 32

Kapitel 32

 

Ich fiel. Es war ein komisches Gefühl, aber ich kannte es.

Plötzlich wurde es hell und ich stand neben einem Podest. Ich war nicht wirklich da. Es war schon wieder ein Traum.

Ein Schrei ertönte und ich sah neben mich auf das Podest, was eigentlich keines war. Es war eher ein Altar, wo eine blonde Frau drauf lag. Und genau die hatte auch geschrien. Als ich die Frau erkannte stockte mir der Atem und meine Glieder fingen an, zu zittern. Es war Jessica. Die langen blonden Haare würde ich überall erkennen und auch ihre hellgrünen Augen, die sie weit aufgerissen hatte. Aber warum träumte ich von ihr?

„Nein, nicht!“, schrie sie und wehrte sich gegen die Fesseln, die sie auf dem Altar festhielten. Schnell sah ich mich um. Ein in einen schwarzen Umhang gehüllter Mann kam auf den Altar zu. Er hatte einen Dolch mit Goldenem Griff in der Hand. Langsam hob er die Hände und schubste die Kapuze von seinem Kopf. Ich hätte es wissen müssen, wer dieser Mann war. Es war Logan. War er etwa der Kopf hinter allem? Oder war er auch nur eine Marionette? Darüber konnte ich allerdings nicht weiter nachdenken, denn er kam Jessica mit dem Messer einfach zu nahe.

„Nein!“, schrie sie wieder.

„Sch, sch. Es wird nicht all zu weh tun“, meinte Logan und holte mit dem Messer aus. Ich schrie, aber mich hörte keiner. Ich könnte nichts tun. Das Messer fuhr herunter und schnitt Jessica in den Bauch. Sie schrie und bäumte sich auf; Logan machte einfach seine Arbeit weiter. Er fügte ihr einen langen Schnitt am Bauch zu und hob das Messer dann an seine Lippen. Sie färbten sich von Jessicas Blut rot und als er dann lächelte, sah es einfach nur grotesk aus. Die Wunde an Jessicas Bauch war nicht tief, denn ich hatte das Gefühl, dass sie einfach nur bluten musste. Logan hob die Arme und fing an, Worte zu murmeln, die ich nicht verstand. Aber diese Worte stellten etwas mit Jessica an. Sie bäumte sich auf und schrie … und da begriff ich, was Logan tat. Er klaute ihr, ihre Kraft, ihre Magie. Doch darauf konnte ich mich nicht mehr konzentrieren, denn plötzlich flog die Türe des Saals auf und eine mir wohlbekannte Person betrat diesen. Ich schluckte. Es war Aiden. Aber nicht der Aiden, den ich kannte. Dieser hatte Hass in den Augen, Hass, Verwüstung und einen riesigen Hunger auf Zerstörung. Überall auf seinem Körper war Blut, sein Hemd war zerrissen und in seiner Rechten Hand hielt er ein langes Schwert. Er sah gefährlich aus und ich wusste, das er auch genau das war.

Logan drehte sich zu Aiden um und lächelte wieder.

„Ich hatte gedacht, dein Bruder würde sie retten kommen.“

„Ich war schneller“, knurrte Aidens raue Stimme und verursachte eine Gänsehaut auf meiner Haut. Logan zuckte die Schultern und drehte sich wieder zu Jess um, um ihr weiter ihre Macht zu nehmen. Kaum machte Aiden einen Schritt vorwärts, öffnete sich neben mir eine Tür und etliche Dämonen kamen heraus gestürmt. Aidens Augen blitzen auf und das war der Anfang von einem riesigen Massaker. Aiden schlachtete jeden Dämon auf übelsteweise ab, sodass ich es noch nicht mal beschreiben konnte. Mir wurde übel, als ich sah, wie er sich genüsslich die Lippen leckte, als er einen Dämonen nach dem anderen tötete. Aiden hatte Tot in den Augen stehen und ich wusste, dass er nicht aufhören würde, bis er jeden in seiner Nähe getötet hatte. Nur aus dem Augenwinkel sah ich, wie Logan verschwand. Aiden bekam es nicht mit, er tötete einfach weiter, bis er am Altar angekommen war. Jessicas Kopf war auf das Geschehen gerichtet. Ihre Augen waren geweitet und sie wurden noch größer, als Aiden zu dem Altar kam. Auch ich bekam Angst. Er würde ihr doch nichts tun, oder? Bitte, bitte tu ihr nichts. Ich versuchte ihn am Arm zu packen, aber ich glitt durch ihn hindurch.

„Nicht, bitte Aiden“, hauchte Jess und versuchte an ihren Fesseln zu ziehen, aber sie war zu schwach. Aiden hob sein Schwert, den Irren Blick immer noch auf Jess gerichtet. „Komm zu dir.“ Ich blinzelte und starrte die Szene vor mir an. Komm zu dir? Was hatte das zu bedeuten?

Aiden hob das Schwert und ich schrie. Schrie laut und hielt mir die Augen zu. Das konnte nicht sein, er durfte sie nicht töten. Aber es kam kein schmerzensschrei von Jess. Es war leise, das einzige was ich hörte, war wie etwas auf den Boden fiel und schepperte. Ich öffnete meine Augen und traute ihnen nicht. Aiden hatte ihr nichts getan, er hatte die Fesseln durchtrennt und jetzt umklammerte Jessica seinen Hals. Aidens Körper zitterte und er krallte sich in den Altar.

„Ist okay, du hast mir nichts getan“, hörte ich Jess flüstern, als ich zurück geschleudert wurde und aufwachte. Keuchend saß ich in der modrigen Zelle und war wieder alleine.

„Geht es dir gut?“, hörte ich plötzlich eine leise und zarte Stimme. Ich schreckte leicht zusammen und sah mich um. In der Zelle links neben mir sah ich sich etwas bewegen und dann sah ich in zwei nussbraune Augen. Da saß eine Frau! Warum hatte ich sie nicht schon früher bemerkt? „Geht es dir gut?“, fragte sie ein weiteres Mal. „Du hast ein paar Mal geschrien.“ Ich schüttelte den Kopf.

„Mir geht es gut, es war nur ein komischer Traum. Warst du schon die ganze Zeit hier?“ Sie nickte und drehte sich etwas zur Seite, sodass ich ihre Ohren sehen konnte. Braunes Haar kam zum Vorschein und ein spitzes Ohr. Sie war eine Elbin! Aber was wollte Logan mit einer Elbin?

„Ja, ich bin schon zwei Monate hier.“ Zwei Monate? Das war lange. Das sie noch lebte, war unglaublich.

„Aber was machst du hier?“ Sie seufzte und drehte ihren Kopf wieder zu mir.

„Das gleiche, was du hier machst.“ Ich stockte. Wie bitte?

„Du bist auch eine Göttin?“ Sie nickte.

„Ich weiß zwar nicht welche, aber die Typen sind sich sicher, dass ich eine bin.“ Aber warum lebte sie dann noch? Wenn das wahr war, was ich gerade geträumt hatte, dann hätte Logan ihr schon lange die Macht rauben können. „Die verfolgen ein Ziel“, hörte ich sie sagen und meine Aufmerksamkeit galt wieder ihr.

„Wie meinst du das?“

„Sie hätten mir schon längst meine Macht rauben können, aber sie wollen erst alle Göttinen zusammen haben. Und noch mehr.“

„Noch mehr?“

„Logan sagte eben doch zu dir, dass er hofft, dass die Unsterblichen dich retten kommen. Mich würde es nicht wundern, wenn sie auch ihre Macht wollen.“

„Das ist einleuchtend, aber was wollen sie mit der ganzen Macht? Vor allem, wer soll sie in sich aufnehmen? So viel Macht wird einen Dämonen zerreißen.“ Die Frau nickte.

„Ich weiß es auch nicht.“ Verdammt. Ich wünschte, ich könnte mit Aiden reden. Ihn davon abhalten her zu kommen, nach mir zu suchen. „Ich bin übrigens Liliana.“

„Dylen.“

„Vielleicht schaffen wir es ja hier raus.“

„Wir zwei alleine?“, fragte ich ungläubig. Sie nickte und sah sich die Zellentüre an.

„Kommt aber auch auf unsere Fähigkeiten an.“

„Ich weiß nicht, was ich für Fähigkeiten habe.“

„Oh“, machte sie enttäuscht. „Meine sind auch nutzlos, zumindest in dieser Situation. Ich hab Heilkräfte und damit bekomm ich die Türe nicht auf.“ Wow. Diese Elbin war unglaublich. Ich glaubte nicht, dass ich nach zwei Monaten noch so reden könnte. Logan musste ihr doch bestimmt etwas angetan haben … aber wenn sie heilte, war das wohl ein kleiner Trost.

Plötzlich wurde es ein bisschen lauter und Schritte halten von den Wänden wieder.

„Oh nein“, murmelte Liliana und kroch etwas weg. „Versteck dich.“ Was? Verstecken, wie sollte ich mich denn hier verstecken?

Aber es war eh zu spät. Ein großer Mann trat vor meine Zelle und schloss sie auf. Meine Augen weiteten sich und mein Körper spannte sich an. Das war ein Monster, so groß war er. Allerdings konnte ich nicht ausmachen, was für ein Wesen er war. Eins konnte ich aber sagen. Ein Dämon war er nicht … oder vielleicht ein besessener. Der Typ packte mich unsanft am Arm und zerrte mich auf die Beine. Ich wehrte mich, aber er packte nur fester zu und zog mich nah an sein hässliches Gesicht, dass voller Narben war.

„Zappel rum und ich brech dir die Arme, die wirst du nämlich nicht mehr brauchen“, grollte er und spuckte mich dabei an. Meine Lippen bebten. Er zerrte mich aus der Zelle und warf mich dann über seien Schulter.

„Lass mich runter“, rief ich und strampelte, aber der Typ packte sich einfach meine Beine und drückte zu. Ich schrie auf und hörte auf, mich zu wehren. Er schleppte mich durch einen langen Gang, bis wir zu einer Treppe kamen. Die ging er hoch und trug mich dann einen weiteren Gang zu einer Doppeltür. Diese wurde uns schon geöffnet, bevor wir überhaupt davor standen. Endlich ließ der Kerl mich auf die Füße und ich sah mir den großen Saal an. Sofort bekam ich eine Gänsehaut und meine Augen weiteten sich. Ich stand in dem Saal, in dem ich eben noch in meinem Traum gewesen war. Das konnte nicht sein. Uns gegenüber stand ein alter Altar und davor stand Logan. Allerdings trug er keinen schwarzen Mantel, sondern einfach nur Jeans und ein Shirt.

„Gefällt es dir?“, fragte er und kam auf mich zu. Der Riese hinter mir hielt mich fest, damit ich nicht weglief. Logan kam immer näher und nahm dann mein Kinn zwischen seine Finger. „Deine Augen erkennen diesen Raum, oder?“ Wie …? „Ich hab lange gebraucht, um zu erfahren, was du für eine Fähigkeit hast.“ Er lächelte und ließ mich los. „Visionen sind schon etwas schönes, oder?“ Visionen? „Es ist jetzt schon 85 Jahre her, als Aiden hier ein Massaker veranstaltet hat.“ 85 Jahre? Also … sah ich in die Vergangenheit? „Ich weiß zwar nicht, wozu die Vergangenheit gut sein soll, aber du hast diese Gabe nunmal.“

„Nein“, hauchte ich. Das konnte nicht sein. Wenn ich in die Vergangenheit sehen konnte, dann war Daphne wirklich so gestorben? Sie war wirklich fremd gegangen? „An was erinnerst du dich denn jetzt?“ Logan kam wieder zu mir und sah mir in die Augen. Seine kalten und leblosen Augen sahen einfach nur schrecklich aus. „Vielleicht an den Tot deiner Schwester?“ Mein Atem und meine Augen verrieten mich, als ich Luft holte und meine Augen sich weiteten. Logan grinste. „Ich muss sagen, das deine Schwester wirklich etwas drauf hatte. Wir hatten nämlich erst gedacht, sie sei es, aber dann bist du geboren worden.“ Schnell presste ich meine Zähne zusammen, bevor ich etwas sagte. Ich wollte ihm nicht das Gefühl geben, dass er mich an der Angel hatte. Nein, das Vergnügen gab ich ihm nicht. „Allerdings war sie nicht treu. Schade oder? Aber das weißt du ja alles, nicht wahr? Du hast gesehen, wer ihr zur Hilfe geeilt ist, oder? Wer sie geküsst hat.“ Ich schluckte und Logans grinsen verschwand. „Nein, hast du nicht. Das wird ja noch lustiger, wenn ich es dir sage … oder wenn er es dir selber sagt.“ Er es mir selber sagt? Was meinte er damit? Er machte eine Handbewegung und der Riese hinter mir zerrte mich hinter sich her, bis neben den Altar. Dort blieben wir stehen und der Riese packte mich an den Oberarmen. „Wir bekommen Besuch“, lächelte Logan und schwang sich auf den Altar. Ich sah ihn verwirrt an, aber da ertönte ein Schrei. Sofort bekam ich eine Gänsehaut. Diesen Laut kannte ich, zwar hatte ich ihn erst ein paar Mal gehört, aber er war mir bis ins Mark gegangen. Aidens Schmerzensschrei.

„Nein“, hauchte ich. Logan klatschte in die Hände und lachte.

„Ich hab dir doch gesagt, dass er kommen wird, um dich zu retten.“ Ich zerrte an den Armen, die mich festhielten, aber der Riese packte mich einfach fester und zog mich wieder an sich.

Die großen Flügeltüren wurden wieder aufgemacht und zwei Riesen, die meinem sehr ähnlich sahen, zerrten Aiden in den Saal. Er wehrte sich stärker als ich gegen die Griffe der beiden, aber sie hatten ihn fest in den Händen. Was allerdings auch daran liegen könnte, dass Aiden auch noch gegen die Schmerzen kämpfen musste, die Logan ihm zufügte. Sein Gesicht war verzehrt und Schweiß lief schon über seine Schläfen.

„Aiden, alter Freund“, rief Logan, als die Riesen Aiden auf die Knie zwangen und seine Arme auf seinen Rücken drückten. „Komisch, dass wir uns hier wieder gegenüber stehen, oder?“ Aiden sah mit einem wilden Blick zu Logan.

„Es war klar, dass du dich hier wieder verkriechst“, knurrte Aiden.

„Ja, oder? Ich war mir sicher, dass du hier nicht mehr suchen würdest“, grinste Logan und sprang von dem Altar. Ein Riese verließ Aidens Seite, aber nur um mit Fesseln wieder zu kommen. Es war eine dreier Kette, oder wie man so ein Ding auch nannte. Die Fesseln waren unterteilt in drei Regionen. Kopf, Hände Füße. Ein Stahlring schnappte um Aidens Hals zu, dann machte der Riese seine Hände auf Aidens Rücken zusammen und dann kamen seine Füße dran. Und genau wie bei mir, waren diese drei Regionen mit einer Kette verbunden. „Meine Untertanen haben mir berichtet, dass du leicht zu besiegen warst.“ Aiden starrte ihn nur an und sagte kein Wort. „Das konnte ich mir nicht vorstellen, also wolltest du her kommen, auch wenn du keine Chance hattest.“ Er hatte … nein, er war nur wegen mir hier. Er hatte sich fangen lassen, nur um mich hier raus zu holen. „Warum hast du nicht Derek oder Adam geschickt?“ Logan drehte sich lächelnd zu mir um und kam auf mich zu. „Für sie wäre es nicht so schmerzhaft, wenn sie in meiner Nähe wären … oder hat es mit etwas persönlichem zutun?“ Ich schluckte und starrte Logan an.

„Fass sie einmal an und ich reiße dir den Kopf ab“, knurrte Aiden und zerrte an seinen Fesseln. Logans Lächeln wurde größer.

„Das hab ich doch schon, Aiden. Du warst doch dabei. Sie schmeckt wirklich richtig gut. So Süß, wie eine Süßigkeit von der man abhängig werden könnte.“ Schnell machte ich einen Schritt zurück und stieß gegen den Riesen.

„Du warst Bec“, stellte Aiden fest. Logan klatschte in die Hände.

„Super, Aiden. Ein Rätsel gelöst. Sollen wir das nächste von Dylen lösen lassen?“ Er befahl dem Riesen etwas zur Seite zu gehen und stellte sich hinter mich. Sein Arm schlang sich um mich und packte mein Kinn. Aiden wollte aufstehen, aber die zwei Riesen an seiner Seite hielten ihn fest.

„Lass sie da raus.“

„Aber sie ist doch der Mittelpunkt von all dem Drama.“ Was? „Willst du nicht wissen, welcher Gott hinter deinem Aiden steckt?“, flüsterte Logan mir ins Ohr. Ich starrte Aiden an, der sich noch heftiger gegen die Riesen wehrte. „Willst du nicht wissen, wer der geheimnisvolle Mann war, der deine Schwester geliebt hat?“ Mein Verstand arbeitete und was heraus kam, gefiel mir gar nicht.

Vor meinen Augen bildete sich die Szene, wie meine Schwester auf dem Boden lag und blutete. Der Mann, der die Dämonen vertrieben hatte kniete sich neben sie und dann hörte ich, was sie flüsterte. „Aiden.“

„Nein“, hauchte ich.

„Aiden kennt dich schon dein ganzes Leben lang. Er wollte an dem Tag an dem du Geboren wurdest mit Daphne verschwinden. Sie waren schon auf dem Weg, als dein Vater sie anrief und sagte, dass du unterwegs seist. Sie wusste, dass du etwas besonderes warst, also kehrte sie zurück. Oder nicht, Aiden?“ Aiden hörte auf, sich gegen die Griffe der Riesen zu wehren. „Sag ihr die Wahrheit.“

„Stimmt es?“, fragte ich.

„Ja“, sagte Aiden, sah aber nicht weg. „Alles was er gesagt hat, stimmt.“

„Och, wie süß. Willst du ihr noch den ganzen anderen Rest erzählen?“, fragte Logan, trat neben mich und packte mich am Arm. „Ihr sterbt eh zusammen, warum sich weiter anlügen?“ Er zog mich mit und stellte sich vor den Altar. Sobald wir an dem Altar angekommen waren, wehrte Aiden sich wieder. Er wusste, was Logan vorhatte … und ich dank meiner Vision auch. „Ich fände es schön, wenn sie dich hasst, bevor du stirbst.“ Logan nickte und dann wurde ich von dem Riesen hoch gehoben und auf den Altar gelegt. Ich wehrte mich und schrie.

„Nein! Lass mich los“, kreischte ich, aber es nützte nichts. Ich war immer noch gefesselt, also konnte er in Ruhe meine Füße an den Altar fesseln und dann meine Hände. Als ich dann fest gemacht war trat der Riese zur Seite und ich hatte wieder den Blick auf Aiden frei. Logan schlenderte auf Aiden zu, holte aus und schlug Aiden ins Gesicht. „Nein!“, rief ich und bäumte mich auf … aber genauso wie bei Jess vor 85 Jahren, tat sich auch bei mir nichts. Einer der Riesen gab Logan einen Schlagstock in die Hand, mit dem dieser erst einmal spielte.

„Also, ich liebe Dramen. Willst du ihr nicht erzählen, wie du sie dazu gebracht hast, sich in dich zu verlieben? Das arme Mädchen konnte ja nicht anders, nach deinem Kuss. Und dann tatest du auch noch so, als wenn du sie nicht kennen würdest, dabei warst du Tag und Nacht an ihrer Seite gewesen.“ Was redete Logan da? Aiden und ich hatten uns … da machte es klick. Sein Geruch, er war mir so bekannt vorgekommen. Ich hatte ihn schonmal gerochen, schon öfter. „Weißt du, Dylen, Aiden hat deiner Schwester versprochen auf dich aufzupassen, damit ich dich nicht finde oder dich mitnehme und weil Aiden deine Schwester so sehr geliebt hat, hat er das natürlich getan. Egal wo du hingegangen bist, er war in deiner Nähe und hat alles Böse von dir fern gehalten.“ Logan holte aus und schlug Aiden in den Bauch. Dieser stöhnte und sackte nach vorne, aber die zwei Riesen hielten ihn aufrecht.

„Hör auf!“, rief ich. Aiden kämpfte doch so oder so gegen die Schmerzen an, die Logan ihm mental zufügte, warum musste er ihn auch noch so foltern?

„Ach, du glaubst mir also. In deinem Unterbewusstsein wusstest du, dass er es war oder?“

„Dylen“, flüsterte Aiden und ich sah ihn an. Schweiß rann ihm über Stirn und Schläfen und seine Muskeln waren wieder zum zerreißen angespannt. Also war Logans bloße Anwesenheit schuld an seinen Schmerzen.

„Halt die Klappe, ich will weiter erzählen“, motze Logan und schlug Aiden wieder in den Bauch. Diesem entwich ein Schrei. Ich kniff die Augen zusammen und am liebsten hätte ich mir auch die Ohren zugehalten … aber das ging nicht. „Also wo war ich? Achso, genau. Was ich gerne wissen würde, was hat er dir denn erzählt, woher er all die Narben hat?“ Ich schluckte und sah Aiden in die Augen. Das alles war zu viel. War eigentlich irgendetwas wahr, was er mir erzählt hatte? „Hmm? Narben aus Schlachten?“ Ich schüttelte den Kopf. Ich wollte es nicht hören.

Logan packte Aidens Hemd und zerriss es, mit dem Schlagstock zeigte er auf eine Narbe, die horizontal über Aidens Brust verlief. „Was ist mit der? Soll ich dir sagen, was das war?“ Logan wartete nicht ab, ob irgendwer etwas sagte. „Das war ein Kurzschwert, was ich ihm über die Brust gezogen habe, als du zwei warst.“ Sofort sah ich Aiden an. „Du warst mit deinen Eltern auf dem Spielplatz gewesen, als wir dich schnappen wollten, aber Aiden war da gewesen und hat es verhindert. Zur Belohnung verpasste ich ihm die.“ Der Schlagstock rutscht weiter zu einer Narbe auf seinem Bauch. „Hmm, da warst du vier? Das war schon kniffliger. Es war Nachts und ich wollte in dein Zimmer steigen. Aber da hatte ich auch wieder Pech gehabt, denn Aiden war da gewesen. Meinen Dolch hatte ich ihm in den Bauch gerammt, damit ich davon kam.“ Er zuckte die Schultern, aber ich konnte nur Aiden ansehen. Er sagte nichts dagegen, er nahm sich nicht in Schutz. Er starrte mir einfach in die Augen. „Eine meiner Lieblingsnarben ist aber die über seinem Auge. Acht warst du da. Ich lauerte dir auf, als du von einer Freundin wieder nach hause wolltest. Diesmal war ich nicht in deine Nähe, ich war auf einem Dach mit Pfeil und Bogen. Der Pfeil löste sich und Aiden sprang dazwischen. Leider ist er nicht ins Auge gegangen, das hätte mich wirklich gefreut.“ Mir stockte der Atem. Das alles … das alles hatte er nur wegen mir? Und immer und immer wieder hatte er mich beschützt. „Aber eine wichtige Narbe kommt doch noch, Dylen“, grinste Logan und schlug Aiden genau auf die Branntnarbe, die von seiner Brust bis zu seiner Leiste reichte. Meine Augen weiteten sich mehr und mir kam der Satz ins Gedächtnis, den Aiden gesagt hatte.

Jemanden den ich geliebt habe, hallte Aidens Stimme in meinem Kopf wieder.

„Ah, davon hat er dir also erzählt. Was hat er gesagt? Wurde er gefoltert?“, fragte Logan los. Ihm gefiel das alles. Klar, er hatte Aiden ja jede einzelne Narbe zugefügt. „Sag es, Dylen.“

„Nein“, flüsterte ich und sah in Aidens dunkel grüne Augen. Hatte er mir die Wahrheit gesagt? Aber wen hatte er geliebt?

„Wie langweilig, dann sag ich es dir eben. Du warst gerade zehn geworden. Es war an deinem Geburtstag, als euer Haus Feuer fing. Schnell breitete sich das Feuer aus und deine Familie musste sich aus dem Haus retten, aber ohne dich, weil das Feuer sich schon im oberen Stockwerk ausgebreitet hatte und man annahm, dass du schon tot seist. Aber Aiden sprang in die Flammen und holte dich hinaus. Sein Hemd fing Feuer und verbrannte zunächst nur seinen Bauch, aber die Ausgänge waren versperrt und er wusste nicht, wie er dich heraus bringen sollte“, erzählte Logan grinsend und umfasste nun Aidens Kinn und drückte zu. „Also wickelte der tolle Aiden dich in sein Hemd und lief durch die Flammen, die seine ganze Seite verbrannten. Romantisch oder? Nur blöd das deine Eltern ihn wegjagten, als er dich unbeschadet aus dem brennenden Haus getragen hatte.“ Ich schluckte.

Jemand den ich geliebt habe.

Aiden riss sein Gesicht los und starrte Logan an.

„Hattest du deinen Spaß?“, fauchte er, aber das Grinsen bekam er nicht aus Logans Gesicht heraus.

„Ja, etwas, aber hast du ihr auch schon gesagt, dass du sie liebst?“ Ich hörte auf zu Atmen und starrte Logan an. Was hatte er gesagt? „Deswegen hast du sie doch auch in der Gasse geküsst, oder? Sie nach neun Jahren wieder zu sehen, wie sie sich gemacht hat, hat dich einfach überwältigt. Doch damit hast du sie gezwungen sich auch in dich zu verlieben, sie hatte keine Chance.“

„Das ist nicht wahr“, hauchte ich. Das wollte ich nicht glauben, das konnte ich nicht glauben. Das alles zwischen uns … nur weil ich keine Chance hatte selber zu entscheiden?

Aber so war es doch. Seit seinem Kuss hatte ich nur noch an ihn denken können. Er hatte mich manipuliert, schon die ganze Zeit. 



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Miena
2015-09-29T22:36:04+00:00 30.09.2015 00:36
Blöder Logan...
Hoffentlich wird alles gut zwischen den beiden. :(
Liebe übersteht alles... *.*

Lg,
Miena


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