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On the road

von

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Lelo kann manchmal so bitterböse drein schauen, dass man sich ziemlich schnell ein ziemlich großes Loch zum Verschwinden wünscht. Nicht dass es mich davon abhält, ihm weiterhin auf den Zeiger zu gehen. Denn Tatsache ist – auch wenn ich ihm das niemals so sagen würde, weil er mir dann wahrscheinlich die Eier abreißt und sie an sein Riesenviech von Vogelspinne verfüttert – er einfach zum Anbeißen ist, wenn er sich aufregt.
 

„An irgendetwas denkst du grade und ich wette, es ist nicht jugendfrei.“
 

Seine Stimme schnarrt, klingt mies gelaunt und nörgelig. Manch einer würde sich daran stören, ich jedoch nicht. Ich grinse stattdessen. Viel zu breit, viel zu selig und das liegt nicht mal an der Tüte, die ich mir vor ein paar Stunden noch mit Tim geteilt habe. Nein, das liegt an Lelo. Seine beeindruckend blauen Augen fixieren mich hinter dem dunklen Rand seiner viel zu klobigen Brille und ich schwöre bei Gott, dass nie ein Kerl entzückender ausgesehen hat als er.
 

„Och. Einiges. Vielleicht. Vielleicht aber auch nicht. Ich würde aber nicht drauf wetten. Höchstens auf ‘nen Kuss. Wie wär’s?“
 

Diese beeindruckend blauen Augen blinzeln, dann taucht das blasse Gesicht mit einen absolut hinreißenden, motzigen Ausdruck wieder hinter dem dicken Schinken von Buch ab, was er gerade liest. Goethe. Natürlich. Hätte mich auch gewundert wenn es die Biographie von Kim Kardashian gewesen wär.
 

„Nein.“
 

Lelo braucht kein „Vielleicht“, auch kein „Mal schauen“ – Lelo braucht einfach nur diesen „Der Blitz möge dich auf der Stelle treffen, du unwürdiges Subjekt!“ Blick aufsetzen und dieses eine, schneidende Wort und ich bin Wachs in seinen Händen. Beziehungsweise, ich wäre es gerne. Oder ich wäre gerne das Wachs auf seinen Händen. Oder zwischen seinen Händen. Oder andere Körperpartien von mir wären gerne zwischen seinen Händen….
 

„Komm schon. Du kennst mich jetzt….3 Wochen. Es wird Zeit für den ersten Kuss. Ich bin doch ein Held. Du musst mich belohnen. Ansonsten kommt das nächste Mal anstatt Captain Supersexy der Hulk.“
 

Ich sehe, wie seine helle Augenbraue ein Stück hinter dem Rand seines Buches empor wandert. Gespannt warte ich. Oh komm schon, Herr Gott! Der Hulk zieht immer. Kein Mensch will Bruce Banner küssen. Zumindest hoffe ich das.
 

„Es gibt keinen „Captain Supersexy“. Weder bei Marvel, noch bei DC.“
 

Verdammter Nerd. Ich widerstehe kaum noch dem Drang, ihm auf der Stelle das Buch wegzureißen und zu Boden zu knutschen, allerdings sieht Lelo immer noch nicht danach aus, als würde er sich zu Boden knutschen lassen. Die Handbremsen an seinem Rollstuhl sind zwar festgezogen und der Wind stellt dieses absolut begehrenswerte Sache mit dem Zerzausen seines blonden Haares an, doch kaum dass man es mir wieder gestattet einen vagen Blick hinter den dicken Schinken von Goethes gesammelter Präsenz zu werfen, entdecke ich immer noch diesen Ausdruck von Missfallen und Skepsis, mit dem er mich auch schon vor 3 Wochen angeschaut hatte. Obwohl ich ihn – wunderbar, fürsorglich und atemberaubend im Übrigen – vor diesen versoffenen Schlägern gerettet hatte. Aber wahrscheinlich sah er es nicht als Rettung, sondern als meine „Bürgerpflicht“. Der kleine Scheisser war nämlich nicht verheult, nicht eingeschüchtert, ja noch nicht einmal kurz vor einer Heulattacke gewesen, als ich die Typen davon gejagt hatte – er hatte nur dieses absolut hoheitsvolle, maßlos ärgerliche Gesicht gezogen und hatte mich gefragt, ob ich in eine Steckdose gefasst hatte, bei meiner Frisur.
 

Mit blutender Unterlippe, aufgeschrammten Händen und Beinen, die quer unter einer Decke hervor lugten, während er sich wieder in seinen Rollstuhl zu hieven versuchte.
 

Ich war sofort fasziniert gewesen.
 

„Lelo?“
 

Das Zucken einer göttlich geformten hellen Augenbraue und mein Herz tanzt Tango, in mir wird Schiller wach und ich möchte ihm sofort ein Gedicht auf all die feinen Haare seiner Augenbraue verfassen, die sich dabei wölben wie in einem Katzenbuckel. Ach Lelo. Wenn du noch hinreißender wirst, werde ich zum Triebtäter. Aber sowas von.
 

„Was?“
 

Das kleine Wort klingt schneiend wie immer, aber ich sehe, wie er das Buch wieder ein Stück hinab sinken lässt und mich diese beeindruckend blauen Augen wieder für einen Moment mustern. Kritisch. Skeptisch. Ärgerlich. Argwöhnisch. Aber auch irgendwie unsicher, als wäre noch nie zuvor Jemand an ihn heran getreten und habe ihm gesagt, er möchte ein Date als Wiedergutmachung und eine heiße Liebesnacht, wenn ihm sein Hintern gefiele. Tatsächlich glaube ich, dass Lelo sogar noch nie jemanden geküsst hatte. Auch wenn ich das nie sagen würde. Vogelspinne und so. Und das Viech ist RIESIG.
 

„….was?“
 

Als ich nicht sofort antworte, fragt er es nochmal. Dieses leise, ärgerliche Wort mit rollenden Klang und beeindruckend blauen Augen hinter einer riesigen Brille. Er mustert mich angestrengt, weil ich längst weiß, dass die Brille eigentlich zu schwach ist und er kam noch etwas sieht. Aber die Brille gehörte seinem Vater und er hängt an ihr. Wie an vielen Dingen auch.
 

„Krieg ich irgendwann mal einen Kuss? Nicht heute, aber…irgendwann? Komm schon, du musst einen Superhelden motivieren. Damit er die Welt retten kann. Das funktioniert nicht mit anklagenden Blicken Marke „KRIECHE DU WURM!!“, auch wenn ich deine Schmollschnute liebe. Also? Komm schon. Die Wange. Die Stirn. Ach wenigstens das Haar, hm? Komm schon. Mein Haar schreit nach Liebe. Siehst du? Es SCHREIT. Sein Herz blutet. Jämmerlich. Aber du KÖNNTEST es aufhalten. Nur du allein. Du hast die MACHT, mein junger Padawan.“
 

Für einen Moment ist er still und ich kann mir ein breites Lächeln nicht verkneifen.

Mein schief gefärbter Pony hängt mir wild im Gesicht herum und ich meine Achterbahn ist ganz weit oben. Mein Magen ist eine aufgelöste Brausetablette, als die skeptisch angehobene Augenbraue zu einen winzigen Zucken in seinem Mundwinkel wird und er es ist, der unseren Blickkontakt unterbricht. Ich kann die Ahnung von weißen Zähnen sehen, als er den Blick zurück auf seinen fetten Goethe Schinken richtet und dann die unglaublich dichten, schwarzen Wimpern über die blauen Augen senkt. Lelo ist zum niederknien. Schiller ist wieder da und ich will ein Sonett verfassen. Oder ihm jede einzelne Wimpern küssen. Sofort. Verdammt. Hallo Triebtäter, dein Name ist ab heute King.
 

„Dein…Haar kann nicht bluten, du Idiot. Und schreien kann es auch nicht. Der einzige, der hier andauernd plärren muss, bist du.“
 

„Wenn’s denn Erfolg hat – plärre ich einfach noch eine Weile weiter. Im A oder B –Moll.“
 

„Ich rufe die Parkaufsicht, King.“
 

„Das wagst du dir nicht. Ich könnte dich ausziehen, aus deinem Bike zerren und dich nackig auf meinem Schoss absetzen. Also? Forderst du mich heraus?“
 

„Du hast einen Totalschaden an deinem präfrontalen Kortex, weißt du das?“
 

„Äh….heißt das jetzt „Ja, ich knutsch dich gern und aufjedenfall hier zu Boden, du göttliches Wesen jenseits aller menschlichen Vorstellungskraft?“
 

„Nein.“
 

„Oh maaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaan. Ja okay. Hab’s kapiert. King – Maul zu, ich knutsch dich nicht. Weißt du, manchmal bist du echt unglaublich herzlos. Aber immer noch zum niederknien. Ich werde ein Triebtäter werden wegen dir, aber du bist trotzdem zum niederknien.“
 

„Würdest du….wirklich niederknien?“
 

„Soll ich?! Ich meine – sofort, meine Königin! Linkes oder rechtes Knie?“
 

„Königin?“
 

„Na – jeder König braucht ‘ne Königin, oder?“
 

„…das nächste Mal bringe ich die Spinne mit.“
 

„IERKS! Du herzloser, nerdiger, auf tote Kerle stehender, aber unglaublich toller Mensch. Mach das nochmal mit deinem Mund. Oh yeah, Baby - hrhrhrhr! Ich steh drauf wenn du das – hey, nicht das Buch werfen! Man wirft nicht mit Goethe, der hat ‘ne ziemliche Faust!“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  MissGrace
2016-06-07T19:09:37+00:00 07.06.2016 21:09
Wieso hast du keine Kommentar ? Deine Geschichte ist doch super lustig und süß ?? Ok ich bin jetzt offiziell dein erstes Kommentar 😉


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