Zum Inhalt der Seite

Eragon V - Die Lehre der Jahrhunderte

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Abgetrieben

Als Eragon früh am nächsten Morgen die Augen aufschlug, wurde ihm mit einem Schlag das wirkliche Ausmaß der Zerstörung bewusst. Vorsichtig kroch er unter einem ihrer blau glänzenden Flügel hervor, sorgsam darauf bedacht sie nicht aufzuwecken. Von dem einst so prachtvollen Wald war nicht mehr übrig geblieben, als eine traurige, schwarze Ansammlung von Baumstümpfen und eine Schicht Asche bedeckte die wenigen Zweige, die von dem verheerenden Feuer verschont worden waren. Vorsichtig kroch er unter einem ihrer blau glänzenden Flügel hervor, sorgsam darauf bedacht sie nicht aufzuwecken. Nach ihrem gestrigen Kampf hatte sie sich den Schlaf redlich vedient, doch je mehr er von seiner Umgebung wahr nahm, desto zweifelhafter wurde ihm, warum sie sich grade hier niedergelassen hatten. Vorsichtig tastete er mit seinem Geist die unmittelbare Umgebung ab, doch er stieß nicht einmal auf das geringste Anzeichen einer noch so winzigen Lebensform. Das Feuer hatte in sekundenschnelle um sich gegriffen und viele der Tiere mit in den Tod gerissen. Jene, die rechtzeitig aus dem Wald entkamen, waren nicht zurückgekehrt. Er ging noch einige Schritte weiter, bis er schließlich das Feld der Verwüstung hinter sich gelassen hatte. Am Horinzont sah man einen der Nebenarme des Az Ragni verlaufen, während der Andere in einer der unzähligen, kleinen Bergtäler verschwand. Mühsam zwang er sich den Blick von der morgendlichen Sonne abzuwenden und begann langsam wieder zurückzugehen, langsam und mit gesenktem Kopf. Er wollte es nicht sehen müssen, nicht noch einmal. Er ging ohne es wirklich zu wollen, ohne dabei zu denken. Vorbei an etlichen Baumstümpfen, verkohlten Zweigen und den leblosen Körpern toter Tiere des Waldes, die dem Feuer letzte Nach zum Opfer gefallen waren, bis er schließlich Saphira sah, die grade verschlafen ein Auge öffnete und ihm einen fragenden Gedanken sand. Sogar auf den Schwingen seiner Begleiterin hatte sich über Nacht eine dünne Schicht Asche abgesetzt.
 

Von den Elfen war weit und breit nichts zu sehen und auch das Schiff, die Talitha, mit dem sie gekommen waren, war verschwunden. Er beschloss sich darüber zunächst nicht den Kopf zu zerbrechen. Vermutlich waren sie schlichtweg weitergezogen, weg von der Spur des Verderbens. Insgeheim hoffte er, dass sie den linken Fluss gewählt hatten. Er hatte keine Lust mehr zu reisen, ständig umher zu ziehen, kein noch so kleines Haus zu haben, dass er als seine Heim bezeichnen könnte. Seine angestammte Heimat würde natürlich immer das Palancar-Tal bleiben, doch das gehörte nun der Vergangenheit an. "Guten morgen, meine Liebe", begrüßte er sie. Saphira stieß als Antwort nur ein versonnenes Brummen aus und nahm den Begleiter-ihres-Herzens genauer in Augenschein. "Hast du dich eigentlich schon einmal selbst betrachtet?", erkundigte sie sich amüsiert und schickte ihm ein Bild. Nun sah er sich aus ihrer Perspektive, das Gesicht mit Asche verschmiert, genauso wie sein Wams. Auch sein braunes Haar glänzte nun mattschwarz in den Licht der Sonne. "Du brauchst dringend ein Bad", stellte sie fest und stieß ihn liebevoll mit der Schnauze an, wobei ihr ebenfalls Staub von den Schwingen rieselte. "Das musst du grade sagen", konterte er und schickte sich an auf ihren Rücken zu steigen, als ihm ein glatter Schieferstein auffiel der senkrecht im Ufer steckte. Darauf war eine mit Holzkohle geschriebene Nachricht zu erkennen. Verwischt und verschmiert, aber lesbar:
 

Schattentöter,

ich hoffe ihr verzeiht mir, wenn ich das sage, aber wir können hier

nicht bleiben. Die Spur des Verderbens ist allgegenwärtig und

schwer zu ertragen. Wir werden dem Fluss durch die Berge folgen

und nach weiteren Spuren des Drachen suchen, der euch bereits

begegnet ist. Ich bedauere, dass ich eine derart wichtige Entscheidung

in eurer Abwesenheit treffen musste, doch wir haben uns bereits mit

den Eldunari beraten, die diesem Vorgehen ihren Segen gegeben haben.

Auch wir werden ein Lager aufschlagen. Ihr findet uns ein Stück

flussabwärts, am Fuße des ersten Berges, dem ihr begegnet wenn ihr

dem genannten Fluss folgt. Wir werden dort auf euch warten.

Möge euch die Sonne im Rücken stehen und das Glück euren Weg begleiten.

Bloedhgarm
 

Er nahm den Schieferstein an sich und befestigt ihn an einer der Taschen, bevor er selbst in den Sattel stieg. "Nun, ich denke wir brauchen beide ein Bad", korrigierte Saphira und stürzte sich übermütig in die Fluten, bevor ihr Reiter etwas entgegnen konnte. Der Fluss war klar und sauber, sodass man mehrere Meter weit sehen konnte. Mehrere Herzschläge lang blieben die beiden unter Wasser, bis es schließlich Zeit wurde aufzutauchen. Langsam ließ sie sich von der Strömung den Fluss hinunter treiben, die Felsschlucht vor sich. Zwar war das Wasser weder kalt noch unangenehm gewesen, doch schon binnen kürzester Zeit begann Eragon ein wenig zu frieren und schmiegte sich eng an den warmen Hals seiner Drachendame, während das Tal immer näher rückte.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück