Zum Inhalt der Seite

Galaxy Credit

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Erneut herrschte einige Sekunden lang Schweigen, welches diesmal jedoch von Reiko gebrochen wurde. Über die Gegenfrage und den Gesichtsausdruck der Anderen, war sie nun wiederum mehr als irritiert, hatte sie doch eben eine logische Frage gestellt, oder nicht?

„Doch, natürlich ist das mein Ernst.“, stellte sie fest und wollte gerade noch etwas sagen, da ergriff ihre Gesprächspartnerin auch schon das Wort.

„Du willst mir also wirklich weiß machen, dass du mich noch nie gesehen hast?“

Die junge Frau mit den hellblauen Haaren musterte ihr Gegenüber genau und dachte nach.

Die Andere schien ja fast schon vorauszusetzen, dass sie sie kannte. Aber woher?

„Nein, ich kann mich wirklich nicht erinnern.“, sagte sie schließlich. „Sind Sie am Ende noch berühmt?“ Obwohl ihre derzeitige Situation höchst unerfreulich war und sie die Angst im ganzen Körper spürte, die Neugierde der Journalistin war geweckt.

Die Stimme der Anderen kam ihr wirklich bekannt vor, doch wer war diese Frau bloß?

Leider musste sie sich eingestehen, dass sie sich diese Frage nicht selbst beantworten konnte, auch wenn die Brünette es scheinbar zu erwarten schien.

Crow, die den ratlosen Blick ihrer Gesprächspartnerin zu deuten wusste, seufzte genervt auf und rang sich schließlich zu einer Antwort durch.

„Dummkopf.“, tadelte sie die Journalistin erneut. „Vielleicht bist du ja wirklich so naiv, wie du dich gibst. Auch wenn es mir schwer fällt das zu glauben. Sagen wir es so : ich weiß ganz gut über die Krähe, oder den Tengu, wie du sie nennst, Bescheid.“

„Sie kennen den Tengu?“ hakte Reiko überrascht nach.

„In gewisser Weise, ja.“

„Und...und woher haben Sie oder die Anderen so schnell Wind von dem Foto bekommen, dass ich erst heute Abend geschossen habe?“

Angesprochene suchte nach einer bequemeren Sitzposition und strich sich eine Strähne aus dem Gesicht, bevor sie ihr die ziemlich allgemein gehaltene Antwort gab : “Ich bin eben gut informiert.“

Bevor Reiko noch etwas darauf antworten konnte, hatte die Brünette jedoch auch schon erneut das Wort ergriffen.

„So, aber jetzt wird es Zeit den Spieß umzudrehen. Wenn Nyanko schon zu faul ist ihre Arbeit zu machen, dann bleibt die Sache jetzt wohl oder übel an mir hängen.“

„Was genau meinen Sie damit?“

Bei so viel Begriffsstutzigkeit auf einen Haufen, hätte Crow am liebsten laut aufgeschrien oder sich zumindest die Hand gegen die Stirn geklatscht, doch sie ließ es lieber. Womit hatte sie das nur verdient?

„Beantworte einfach meine Fragen, in Ordnung? Ich werde mir Mühe geben sie so zu formulieren, dass selbst ein Hohlkopf wie du sie versteht.“

Egal in was für einer Situation sie sich gerade auch befand, doch Reiko konnte es einfach nicht lassen, sich über diese Anrede zu beschweren. „Wie unhöflich!“, protestierte sie.

„Wie zutreffend, wolltest du wohl eigentlich sagen.“, verbesserte ihr Gegenüber sie trocken.
 

„Also, dann fangen wir mal an. Wie viele Fotos hast du genau gemacht? Mehr als eins?“

Besonders lange musste die Journalistin diesmal nicht nachdenken, um eine Antwort geben zu können. „Nein, nur ein einziges. Mehr hätte ich auch gar nicht schießen können, denn dann hat mich der Tengu auch schon verfolgt.“

„Ach ne.“, stellte die Frau, die sie vermutlich hatte herbringen lassen, angenervt fest.

„Hast du dir das Bild bereits angesehen?“

Ein wenig erstaunt über diese Frage, nickte Reiko. Natürlich hatte sie das Foto bereits auf ihrem Laptop begutachtet, so etwas war schließlich naheliegend.

„Natürlich habe ich das. Es ist leider ein klein wenig verschwommen und das Licht ist nicht das Beste, aber trotzdem erkennt man das Motiv ganz gut, wie ich finde.“, begann sie zu erklären, doch dann fiel ihr etwas ein. Wäre es vielleicht besser gewesen zu behaupten, sich das Bild noch nicht näher angesehen zu haben? Diese Leute hatten sie wegen dem verdammten Foto entführt, allem Anschein nach, weil sie nicht wollten, dass Informationen über dieses Wesen an die Öffentlichkeit gelangten.

„Ähm, hätte ich das jetzt besser nicht sagen sollen? Ich meine...“, weiter kam sie gar nicht, denn ihre Gesprächspartnerin hatte bereits verstanden, was sie mit der Frage bezweckte.

„Du steckst so oder so schon bis zum Hals in Schwierigkeiten. Da ist es vollkommen bedeutungslos, ob du dir das Bild nun bereits angesehen hast oder nicht.“

Na das waren ja keine guten Aussichten. Natürlich, nach der Entführung hatte die junge Frau mit den hellblauen Haaren bereits gewusst, dass ihre Situation nicht die beste war, doch dies nun noch einmal aus dem Mund einer anderen Person zu hören, war ganz und gar nicht ermutigend.

„Was genau passiert eigentlich mit mir, wenn ich Ihnen erst einmal alle Fragen beantwortet habe, Frau...?“

Nun erst fiel ihr wirklich auf, dass sie den Namen der Anderen ja noch gar nicht kannte.

Catwoman, alias Nyanko, hatte ihr Gegenüber vorhin mit Crow angesprochen, doch das konnte unmöglich ihr echter Name sein. So hieß schließlich niemand.

Einen Moment lang schien die Brünette abzuwägen, ob sie ihr ihren Namen wirklich nennen sollte, doch dann schien sie diese Information wohl für ungefährlich zu halten.

„Karasuma, Akane Karasuma um genau zu sein.“

„Also...darf ich Akane sagen?“, erkundigte die Journalistin sich, fragte sich im nächsten Moment jedoch auch schon selbst, ob diese Frage nicht am Ende noch als unhöflich aufgefasst werden konnte.

„Mach doch was du willst.“, murrte Angesprochene nur ziemlich genervt, bevor sie Reikos eigentliche Frage beantworte. 

„Was genau passiert, wenn du alle Fragen beantwortet hast?“ Akane zuckte lediglich mit den Schultern, bevor sie weitersprach. „Tut mir leid, das kann ich dir auch nicht genau sagen. Diese Entscheidung liegt nicht in meinem Ermessen. Das ist ganz allein Sache der Chefin.“

„Sache der Chefin? Irgendwie klingt das beunruhigend, finde ich.“, stellte die junge Frau mit den hellblauen Haaren nun fest.

„Das ist es auch. Glaub mir, du hättest eindeutig bessere Chancen deinen Hals nochmal aus der Schlinge zu ziehen, wenn es meine Entscheidung wäre.“

Die Journalistin schluckte schwer. Sie spürte, wie die Panik sich erneut in ihr ausbreitete, wie die Angst ihren Körper dazu brachte, sich taub und gelähmt zu fühlen.

Diesmal lag die aufkommende Angst nicht an ihrem Gegenüber, denn seit sie hier saßen und redeten, empfand sie die Andere verrückterweise gar nicht mehr als so bedrohlich, sondern viel mehr daran, dass sie keine Ahnung hatte, um wen es sich bei besagter Chefin handelte.

Lediglich war gewiss, dass mit dieser Frau wohl nicht zu spaßen war, denn Akane sah nicht gerade so aus, als hätte sie einen Witz gemacht.

Die temperamentvollen, dunklen Augen der Anderen, suchten direkten Blickkontakt. Als sie wieder zu sprechen begann, klang die Stimme der Brünetten sehr ernst. „Ich gebe dir jetzt einen guten Rat. Beantworte meine Fragen ehrlich und denk nicht mal im Traum daran zu lügen. Wenn sich herausstellen sollte, dass du gelogen haben solltest, hast du dir dein eigenes Grab geschaufelt. Meine Chefin zögert bei so etwas nämlich nicht besonders lange.“

Im ersten Moment wie paralysiert, blickte Reiko Akane an. Die Aussage war ganz eindeutig ernst gemeint gewesen, oder?

Zwar hatte die Journalistin mit den hellblauen Haaren besagte Chefin noch nicht persönlich kennengelernt, doch war sie ehrlich gesagt auch ganz und gar nicht scharf darauf etwas daran zu ändern.

„Ich habe nicht gelogen! Ich habe wirklich nur ein Bild von dem Tengu gemacht.“, beteuerte sie sogleich.

„Gut, dann geht es jetzt weiter.“, entgegnete ihre Gesprächspartnerin, bevor sie die nächste Frage stellte.
 

„Ist dir auf dem Foto etwas merkwürdiges aufgefallen?“, wollte Akane nun wissen.

Angesprochene blickte sie im ersten Moment nur verwirrt an, dann sagte sie : “Etwas merkwürdiges? Das ganze Bild ist merkwürdig! Ich meine, jeder weiß, dass es Tengus eigentlich nicht gibt.“ Sie suchte nach den passenden Worten. Nach wie vor konnte Reiko noch nicht so ganz glauben, dass sie den Tengu vorhin mit eigenen Augen gesehen hatte. Noch viel weniger konnte sie jedoch glauben, in was für einer Lage sie sich nun wegen dem angeblichen Fabelwesen befand.

„Nein, so meinte ich das nicht.“, murrte Akane, alias Crow. Schon wieder klang ihre Stimme ziemlich genervt.

„Ich meine die Flügel. Ist dir daran irgendetwas aufgefallen?“

Nun war es an Reiko einige Sekunden lang nachzudenken und sich das Foto möglichst genau ins Gedächtnis zurückzurufen.

An den Flügeln...? Was für eine Frage. Wenn die Brünette sie schon so fragte, dann ging sie vermutlich davon aus, dass ihr etwas aufgefallen war, doch was genau meinte sie?

„Die Flügel waren wirklich riesig. Aber vermutlich müssen sie das auch sein, sonst würden sie einen menschengroßen Tengu mit Sicherheit nicht tragen.“ Die junge Frau verschränkte die Arme und grübelte weiter. „Aber ansonsten..., nein, sonst ist mir nichts ungewöhnliches aufgefallen. Das Foto war, wie gesagt, leider ziemlich verwackelt.“

Zu gern hätte sie die Andere gefragt, worauf sie mit dieser Frage eigentlich angespielt hatte, doch bevor sie nachhaken konnte, ging die muntere Fragerunde auch schon weiter.

„Na fein, wenn du das sagst. Den angefangenen Artikel und das Bild, hast du die Datei bereits an irgendjemanden weitergeleitet?“

Da gab es eigentlich nichts zu überlegen. Fast sofort schüttelte Reiko den Kopf.

„Dazu bin ich noch nicht gekommen. Der Artikel war noch nicht ganz fertig und ich kann doch nichts unfertiges verschicken. Was soll denn mein Chef denken?“, stellte sie fest und blickte Akane verständnislos an. Allein diese Idee erschien ihr absurd.

Der Chef der Niigata Morgenpost war derzeit eh nicht sonderlich gut auf sie zu sprechen.

Zwar wäre der geplante Artikel mit Sicherheit eine Sensation geworden, doch unfertig hätte sie den Text und das Foto niemals verschickt.

„Ganz sicher?“, hakte ihre Gesprächspartnerin noch einmal nach und blickte sie durchdringend an.

Sofort musste die junge Frau mit den hellblauen Haaren daran denken, was die Andere ihr eben noch bezüglich eventueller Lügen gesagt hatte. Ihr lief ein eiskalter Schauer über den Rücken.

„Ja, das ist die Wahrheit. Außer mir hat den Artikel noch niemand gesehen.“

„Und was ist mit Speichermedien wie USB-Sticks oder CDs? Hast du das Bild irgendwo gesichert?“

Auch diese Frage war nicht wirklich schwer zu beantworten, denn auch dazu war die Journalistin bisher noch nicht gekommen.

„Nein, habe ich nicht. Das Foto ist nur auf meinem Handy und meinem Laptop, sonst nirgendwo.“

Für einen Moment musterte die Brünette ihr Gegenüber skeptisch, suchte in ihrer Mimik nach möglichen Anzeichen für Lügen. Doch nichts dergleichen konnte sie entdecken.

Reiko sah lediglich ziemlich fertig und müde aus. Kein Wunder, wenn man bedachte, dass sie erst einmal die Begegnung von vorhin verkraften musste, vor gar nicht all zu langer Zeit mit Äther betäubt worden und hier her verschleppt worden war. Und nun begann sie vermutlich gerade ihre Lage zu begreifen, begann zu verstehen, wie schlimm die Situation wirklich war. Kein Wunder also, dass die Journalistin so niedergeschlagen und erledigt wirkte. So würde es vermutlich jedem ergehen, der sich in einer ähnlichen Situation befinden würde.

„Den Laptop und das Handy wird sich unsere Technikerin noch bei Zeiten ansehen und morgen wird sich zudem jemand in deiner Wohnung umsehen.“, erklärte Akane ihr und stand schließlich von ihrem Platz auf.

„Solange, wie das noch nicht passiert ist, wirst du hierbleiben müssen.“

Diesmal war es an der jungen Frau mit den hellblauen Haaren zu seufzen. Sie hatte sich so etwas in der Art schon fast gedacht, doch nun, wo es ausgesprochen war, begann sie erst wirklich zu realisieren, dass sie tatsächlich verschleppt worden war und so schnell wohl nicht mehr von hier verschwinden könnte. Wenn sie überhaupt noch einmal von hier verschwinden könnte, verstand sich. Keine schöne Aussicht. Selbst für eine Optimistin wie Reiko nicht.

„Woher hast du überhaupt gewusst, wo ich wohne?“, wunderte sie sich nun.

Catwoman und ihre beiden Schläger hatten erstaunlich schnell auf der Matte gestanden. Das war wirklich im höchsten Maße irritierend.

„Das war wirklich nicht schwer, Reiko.“, entgegnete Crow ihr. „Aber woher ich weiß wo du wohnst, tut an der Stelle rein gar nichts zur Sache.“ Dann fiel der Brünetten noch etwas ein.

„Ach, bevor du dich auch noch wunderst woher ich weiß wie zu heißt : Vor und Nachname standen auf dem Klingelschild.“, fügte sie noch recht trocken hinzu.

Erst wollte die Journalistin diesbezüglich noch einmal genauer nachhaken, doch erkannte sie selbst, dass sie auf weitere Fragen, welche in diese Richtung gingen, keine Antwort bekommen würde.

Von daher machte sie sich gar nicht erst die Mühe und beließ es dabei.

„Ich denke, du hast mir jetzt erst einmal alles gesagt, was ich über das Foto wissen muss.“, zog Akane die Aufmerksamkeit der Frau mit den hellblauen Haaren wieder auf sich.

Na wenigstens etwas. Die Fragerunde war nun wohl erst einmal vorüber. Reiko war auch ganz froh darüber, hatte sie doch schon befürchtet, dass die Andere sie gleich noch irgendetwas fragte, was sie gar nicht wissen konnte.

„Also sind wir erst einmal fertig?“, erkundigte die Journalistin sich sogleich, blickte die Brünette fragend an und wollte dann wissen : “Und nun?“
 

Auf eine ähnliche Zwischenfrage schien Akane, alias Crow, nur gewartet zu haben, denn sie lief rüber zur Tür und war schon im Begriff, diese mit Hilfe ihres Armreifs zu öffnen, als ihr jedoch plötzlich etwas einfiel und sie sich eines besseren besann.

Einige Augenblicke blieb ihr Blick an der Wanduhr, gegenüber der Tür, hängen.

„Mir wäre es am liebsten, dich möglichst zeitnah rüber zur Chefin zu bringen, aber es ist leider noch mitten in der Nacht.“

Das besagte Chefin um diese Uhrzeit höchst wahrscheinlich schlief und gar nicht erfreut darüber sein würde, wegen so einer Sache aufgeweckt zu werden, dass war sogar Reiko auf Anhieb klar.

„Das stimmt schon. Um diese Uhrzeit werden die meisten noch schlafen.“, stimmte die naive junge Frau ihr zu, doch im gleichen Augenblick fiel ihr dazu noch etwas ein. „Warum bist du eigentlich noch wach?“

Ihr Gegenüber sah so aus, als würde sie wegen so viel Blauäugigkeit gleich einen Schreikrampf bekommen, doch beherrschte sie sich so gerade noch. Vielleicht auch angesichts der Uhrzeit, das konnte Reiko nicht so genau sagen.

„Dummkopf!“, schimpfte Akane nun allerdings los. „Das ist doch wohl selbsterklärend! Glaubst du ich lege mich ins Bett und schlafe seelenruhig, während ich eigentlich noch Arbeit habe und du hier im Raum bist?!“ Sie warf ihr einen ziemlich angesäuerten Blick zu.

„Ich würde dich am liebsten in ein anderes Zimmer bringen, aber dann würde niemand mitbekommen, wenn du irgendetwas anstellst. Das ist viel zu riskant. Und aus diesem Grund und der Tatsache, dass Nyanko zu faul ist, ihre gottverdammte Arbeit selbst zu erledigen, habe ich dich jetzt erstmal am Hals!“, regte die Brünette sich auf.

Den dunklen Augen konnte man das Missfallen darüber nur all zu deutlich ansehen. Generell fand Reiko, dass ihr Gegenüber eine sehr temperamentvolle und hitzköpfige Person war. Zumindest hatte sich die Andere ihr gegenüber bisher immer ziemlich gereizt und wenig freundlich verhalten. Aber gut, was wollte sie erwarten?

Leider musste auch die Journalistin zugeben, dass ein Entführungsopfer wohl eher nicht mit Gastfreundschaft und guter Laune empfangen wurde.

Wenn sie ihre Situation mit derer, einiger entführter Kollegen in Krisengebieten verglich, dann konnte sie sich noch fast glücklich schätzen, dass sie bisher nicht ernsthaft zu Schaden gekommen war. Was jedoch natürlich keinesfalls heißen sollte, dass sie auch nur im entferntesten glücklich über die derzeitige Situation war. Die war nämlich eher ein einziges Desaster. Auch wenn ihr bis jetzt noch nicht wirklich etwas passiert war, hieß das noch lange nicht, dass sie wirklich mit einem blauen Auge aus der ganzen Angelegenheit entkommen könnte.

Sie durfte nicht vergessen, dass Morgen wohl die Anführerin dieser Verbrecherbande über ihr Schicksal entscheiden würde. Und bei besagter Frau, schien es sich um keine all zu freundliche Person zu handeln. Wie also standen ihre Chancen nun, noch einmal mit dem Schrecken davonzukommen? Vermutlich nicht all zu gut. Und allein der Gedanke daran, verursachte ein äußerst ungutes Gefühl.

„Das heißt dann, dass ich erst einmal hier bleibe, oder?“, schlussfolgerte die junge Frau mit den hellblauen Haaren, anhand der Aussage der Anderen.

„Sehr gut erraten.“, seufzte diese nur entnervt, bevor sie sich zurück an ihren Schreibtisch setzte und ein Kästchen aus einer der Schreibtischschubladen holte.
 

Einerseits war Reiko ganz froh, dass sie die Fragerunde fürs Erste überstanden hatte und ein wenig Ruhe eingekehrt war, andererseits nutzte ihre Fantasie diese Ruhe, um sich sämtliche Horrorvisionen zusammenzudichten, von dem, was morgen eventuell alles passieren würde.

Zwar versuchte die Journalistin sogleich an etwas anderes zu denken, doch leider ließen diese Gedanken nicht nicht all zu leicht zur Seite schieben.

Irgendwie musste sie sich ablenken, sonst würde die aufkommende Angst vor dem morgigen Treffen mit der Chefin dieser Kriminellen, sie noch verrückt werden lassen.

Und da es hier im Raum nicht vieles gab, was sie ein wenig hätte ablenken können, blieb ihr ja schon fast gar nichts anderes mehr übrig, als Akane ein Gespräch aufzuzwingen.

„Sag mal, deine merkwürdige Kollegin, die mich hergebracht hat, warum hat sie dich eigentlich ständig Crow genannt?“, fragte die naive junge Frau auch sogleich das erst Beste, das ihr in den Sinn kam. Darüber hatte sie sich vorhin wirklich schon ein wenig gewundert, wenn sie in ihrer Panik überhaupt in der Lage gewesen war, sich über etwas Gedanken zu machen.

Überrascht blickte die Brünette auf, hatte sie Reiko doch gerade nicht mehr all zu viel Beachtung geschenkt und ehrlich gesagt auch nicht damit gerechnet, dass diese sie gleich wieder ansprechen würde.

„Weil mich jeder hier so nennt. Hast du etwa keinen Spitznamen?“

„Doch natürlich. Meine Arbeitskollegen nennen mich ständig Siren. Warum das so ist, kann ich mir allerdings auch nicht erklären.“

„Ich fürchte, dass du dir so einiges nicht erklären kannst.“, merkte Akane recht ironisch an.

„Eh, was meinst du damit? Ich finde die Anrede wirklich ziemlich ungewöhnlich. Hat sich denn bisher niemand darüber gewundert?“

Nach wie vor schenkte ihr Gegenüber Reiko nicht all zu viel Beachtung. Die Brünette hatte eine kleine Tischleuchte eingeschaltet und war damit beschäftigt, irgendetwas zu sortieren. Um was genau es sich handelte, das konnte sie von ihrem Sitzplatz aus jedoch nicht wirklich sagen.

„Siehst du, damit bestätigt sich meine Befürchtung auch schon. Wenn du auch nur in der Lage wärst eins und eins zusammenzuzählen und halbwegs logische Schlüsse zu ziehen, dann würdest du dich über so einfache Dinge nicht wundern müssen, Siren.“

„Hey, das ist jetzt aber nicht nett!“, beschwerte die junge Frau sich sogleich.

Dann stand sie von ihrem Platz auf und ging ein paar Schritte näher rüber zum Schreibtisch.

„Was machst du da eigentlich?“, wollte sie wissen, doch dann erkannte sie auch schon, was Akane da gerade vorsichtig in verschiedene Schachteln sortierte. Das waren ja...Edelsteine!

Alles in allem musste sich ein halbes Vermögen in dem Kästchen, welches da vor der Anderen auf dem Tisch stand, befinden.

„W-was? Ich fasse es nicht. Das ist ja alles Schmuck!“, rief sie überrascht aus.

„Wie beruhigend, dass du wenigstens das erkannt hast.“

„Aber...wo bekommt man so eine Menge Edelsteine her?“, wollte Reiko nun recht fassungslos wissen.

„Hast du nicht selbst schon erkannt, dass unsere Organisation nicht gerade die Wohlfahrt ist?“, entgegnete Crow ihr gelassen. Ein Geheimnis musste sie daraus wohl nicht mehr machen, denn die Journalistin der Niigata Morgenpost würde keine Gelegenheit erhalten, die Gruppe bei der Polizei zu verpfeifen. Dann blickte sie jedoch wieder um einiges genervter drein.

„Zumindest versuche ich den ganzen Kram gerade zu sortieren, bevor ich die Steine dann morgen an die Chefin weitergebe. Oder besser gesagt : es bleibt wohl nur bei dem Versuch, weil du mich ständig ablenkst!“

Erneut sah Crow so aus, als würde sie gleich einen Wutanfall erleiden. Mit der klaren Ansage, dass sie jetzt endlich ruhig sein sollte, verscheuchte sie Reiko in die andere Hälfte des Zimmers.

Während der Platz um den Schreibtisch doch ziemlich an ein Büro erinnerte, sah die andere Zimmerhälfte eher so aus wie ein Wohnbereich. Oder wie ein Hotelzimmer, fanden sich doch eine Sitzecke mit Tisch, sowie ein Bett und ein Kleiderschrank darin. Die Einrichtung war sehr unpersönlich gehalten, dennoch grenzte es an ein kleines Wunder, dass der kleine Raum, auch ohne eine Trennwand, so gut unterteilt worden war

Nachdem die Journalistin den Raum etwas auf sich hatte wirken lassen, ergriff sie noch einmal vorsichtig das Wort. „Ist das hier eine Art Übernachtungsmöglichkeit im Büro, oder leben du und die Anderen wirklich hier in diesem Gebäude?“

„Was hast du an sei still nicht verstanden!? Das war doch wirklich keine komplizierte Ansage!“, regte Akane sich auf, jedoch klang auch ein Fünkchen Verzweiflung in ihrer Stimme mit.

Für's erste stellten die Journalistin und der Zeitungsartikel zwar keine Gefahr mehr da, aber...war die derzeitige Situation wirklich so viel besser?



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (3)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  _Natsumi_Ann_
2015-03-06T17:19:53+00:00 06.03.2015 18:19
Dummkopf :D Ich mag es wenn sie Siren so nennt XD
Bin mal gespannt wann es zwischen den beiden prickelnder wird xD
Von:  fahnm
2015-01-01T01:24:00+00:00 01.01.2015 02:24
Spitzen Kapitel
Von:  -NicoRobin-
2014-12-30T19:20:49+00:00 30.12.2014 20:20
Wieder ein tolles Kapitel. :-) ein Kritikpunkt habe ich aber. Du hast sehr oft das Wort besagte benutzt. Vielleicht setzt du nächstes mal ein anderes Wort ein.

Ansonsten super. Bin schon sehr gespannt, wie es weitergeht.


Zurück