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Galaxy Credit

von

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>>Das Geräusch hallte durch den Innenhof und das geflügelte Etwas, was immer es auch sein mochte, wirbelte herum.

Ihre Blicke trafen sich, wenn man das überhaupt so nennen konnte.

Es war Reiko nicht möglich dem Biest, welches mit großer Wahrscheinlichkeit für die Diebstähle in letzter Zeit verantwortlich war, in die Augen zu sehen. Eine Art venezianische Maske verfälschte die Gesichtszüge vollkommen.

Das Herz der tollpatschigen Journalistin begann zu rasen, ihr Magen zog sich ungut zusammen.

Wieder einmal hatte sie es mit unglaublicher Präzision geschafft sich in Schwierigkeiten zu bringen.«
 

Die momentane Situation erschien ihr so unwirklich. Fast wie ein böser Traum, aus dem sie jede Sekunde erwachen würde. Jeder wusste, das es keine Wesen halb Mensch halb Vogel gab, doch was genau stand dann dort vor ihr?

Die Journalistin war dazu geneigt einfach nicht glauben zu wollen, was sie da gerade mit ihren eigenen Augen sah.

Nachdem sie auf den Ast getreten war, der das Geräusch verursacht hatte, durch das dieses Wesen auf sie aufmerksam geworden war, war sie wie erstarrt.

„D-das kann doch gar nicht... Sie...Sie sind kein Mensch, oder? Aber was dann?“

Es brauchte geschlagene fünf Sekunden, bis Reiko registrierte, dass es ihre Stimme war, die diese dämliche Frage gestellt hatte.

Der Tengu – oder was auch immer es sonst war – hatte sie entdeckt und starrte sie an.

Um ehrlich zu sein, wollte die Frau mit dem langen, hellblauen Haar die Antwort, die sie eventuell auf ihre Frage erhalten würde, gar nicht mehr abwarten.

Sie sollte am besten zusehen, dass sie so schnell wie möglich das Weite suchte. Nichts wie weg von hier. Raus aus der unbelebten Straße und nur fort aus dem Innenhof.

Sie wollte sich umdrehen und loslaufen, doch ihre Füße bewegten sich keinen Millimeter.

Eine Antwort hatte das vogelartige Wesen Reiko bisher noch nicht gegeben. Es starrte sie derzeit mindestens genau so überrascht und paralysiert an.

//D-das glaubt mir doch niemand...!//, schoss es der jungen Frau durch den Kopf.

//Wenn ich irgendjemandem erzähle, was ich hier heute gesehen habe, wird man mich für verrückt erklären.///

Die Panik, die in ihr aufgestiegen war, machte es ihr schwer, auch nur einen klaren Gedanken zu fassen. Nach wie vor wollte Reiko nicht wahrhaben, was für ein Wesen sie da aufgescheucht hatte.

//I-ich sollte zusehen, dass ich von hier verschwinde, auch wenn vor mir gerade die Story des Jahres steht.//

Diese Erkenntnis hatte sich ganz plötzlich in ihre Gedanken geschlichen.

Dieser Tengu würde wohl wirklich die Story des Jahres abgeben. Wenn sie doch nur irgendeinen Beweis für die Existenz dieses Wesens hätte...

Obwohl ihre Beine wie erstarrt waren und es der Journalistin nicht möglich war zu fliehen, ihre Arme konnte sie bewegen.

Ganz automatisch griff sie in die Jackentasche ihrer Blazers. Ihre Finger umschlossen das kühle Metallgehäuse ihres Handys. Ohne weiter darüber nachzudenken, verstärkte sie den Griff um das Mobiltelefon. Ein leises 'Klick' in ihrer Blazertasche ertönte, als sie eher versehentlich gegen den Knopf kam, der ihre Handykamera aktivierte.

//Moment...ein Beweis... Ich glaube das wäre ein perfekter Beweis.//

Reiko war sich durchaus bewusst, das es besser wäre sich in Sicherheit zu bringen und das möglichst jetzt, doch ihr Körper hatte da wohl ganz andere Pläne.

Wie durch unsichtbare Marionettenfäden gelenkt, beförderte sie das Handy aus ihrer Tasche, streckte den Arm aus und richtete die Kamera auf den Tengu.

Keine Sekunde später war der Auslöser auch schon betätigt und ein Blitz, welcher sich wegen der schlechten Beleuchtung automatisch aktiviert hatte, blendete das Wesen für einen Moment.

Die Journalistin konnte sehen, wie der Tengu augenblicklich erschrocken zusammenzuckte, doch er erholte sich schnell von dem Schrecken.

Was nun geschah, damit hätte Reiko im Traum nicht gerechnet.

„Du Dummkopf! Ich hatte eigentlich vor dich laufen zu lassen, aber daraus wird jetzt ja wohl nichts mehr!“, fuhr das Vogelwesen sie an.

Moment..der Tengu konnte sprechen?!

Was aber deutlich schlimmer war, war die Tatsache, das die Unbekannte – das Wesen hatte ganz eindeutig eine Frauenstimme – sich nun in Bewegung setzte und genau auf sie zulief!

„Was?! Aber... - nein, lassen Sie mich!“

Egal wie begriffsstutzig sie sein mochte, auch Reiko war sich im Klaren darüber, dass die Aktion mit dem Foto eindeutig eine dumme Idee gewesen war. Seit sie den Tengu entdeckt hatte, waren nur wenige Sekunden vergangen, doch diese paar Sekunden hatten der Journalistin ausgereicht, um sich wiedereinmal zielsicher in Schwierigkeiten zu bringen.

Nun kehrte das Leben auch in den Körper der junge Frau zurück.

Ein paar Schritte stolperte sie rückwärts, dann befand sie sich wieder auf dem Weg, dessen Straßenlaternen größtenteils kaputt waren.

Der Tengu, so betitelte die Journalistin das Biest vor sich zumindest in Gedanken, hatte bereits die meiste Distanz zwischen ihnen überbrückt.

Als sie schließlich die Mitte des Weges erreicht hatte, entschied Reiko sich spontan dafür nach links zu laufen. Von hier aus wäre es nur ein kurzes Stück, bis sie die belebte Hauptstraße erreicht hätte.

Das vogelartige Wesen verfolgte sie, griff nach ihr und erwischte ihren Arm, doch der jungen Frau gelang es gerade noch sich loszureißen. Von der Aktion aus dem Gleichgewicht gebracht, stolperte sie ein paar Schritte weiter, fing sich jedoch wieder und rannte.

„Bleib sofort stehen, du dummes Gör!“, hörte sie den Tengu hinter sich gereizt fluchen.

„Das können Sie vergessen! Lassen Sie mich in Ruhe!“, protestiere Reiko während ihrer Flucht.

Den Gefallen würde sie der Anderen sicher nicht tun.

Durch das Adrenalin, das ihr Körper aufgrund ihrer Panik freigesetzt hatte, rannte sie, als sei der Teufel höchst persönlich hinter ihr her. In gewisser Weise war er das ja auch.

Sie traute sich nicht sich umzusehen, denn das hätte sie langsamer werden lassen. Ein Wunder eigentlich, dass die Andere es bisher noch nicht erneut geschafft hatte sie einzuholen.

Doch noch war nichts entschieden, hörte sie nach wie vor schnelle Schritte hinter sich. Sie hatte das Wesen noch nicht abgeschüttelt.

Warum hörte sie eigentlich Schritte und nicht das Schlagen von Schwingen?

Der Tengu hatte doch schließlich Flügel. Wäre eine Verfolgung in der Luft nicht deutlich leichter?

Was auch immer der Grund dafür sein mochte, dass die Unbekannte darauf verzichtete, Gebrauch von ihren Flügeln zu machen, es sollte ihr recht sein. So blieb der Journalistin wenigstens eine winzige Chance, ihren Kopf noch einmal aus der Schlinge zu ziehen.

Schließlich endete der schlecht beleuchtete Weg. Ab hier begann die wesentlich belebtere Hauptstraße.

Nach wie vor blind vor Entsetzen ,über diese Verfolgungsjagd, rannte Reiko weiter.

Ihr Weg führte sie mitten über eine Kreuzung. Autos hielten mit quietschenden Reifen, ihre Flucht hatte ein wahres Hupkonzert zur Folge.

In ihrem derzeitigen Zustand war die junge Frau sich gar nicht im Klaren darüber, dass es an ein Wunder grenzte, unverletzt auf der anderen Straßenseite angekommen zu sein.

Kopflos rannte sie weiter. Woran es lag, das sie bisher noch keine Passanten umgerannt hatte, darüber zerbrach sie sich im Moment nicht den Kopf. Die Tatsache, dass auch um diese Uhrzeit noch so viele Leute in der Stadt unterwegs waren, behinderte sie stark jedoch bei ihrer Flucht. Immer wieder standen ihr irgendwelche Leute im Weg, oder aber sie musste Menschengrüppchen ausweichen, welche mindestens in Dreierreihen über den Bürgersteig trödelten.
 

Erst nach weiteren fünf Minuten, als ihre Lungen bereits brannten wie Feuer und ihre Knie sich langsam anfühlten wie Wackelpudding, fühlte sie sich gezwungen anzuhalten.

Reiko war es überhaupt nicht gewöhnt eine solche Distanz in dieser Geschwindigkeit zu laufen.

Kaum zu glauben, dass sie es überhaupt bis hier her geschafft hatte. Zu was Adrenalin doch so alles in der Lage war...

Komplett außer Atem stützte die junge Frau die Hände auf die Knie und versuchte irgendwie Luft zu bekommen, während sie die ganze Zeit über erwartete, dass der Tengu sie jeden Moment eingeholt haben würde. Doch...das vogelartiges Etwas war verschwunden. Wie merkwürdig...

Reiko traute dem Frieden noch nicht so ganz, blickte skeptisch nach links und rechts und schließlich sogar hoch in den Himmel, schließlich konnte sie nicht ganz ausschließen, dass dieses Wesen vielleicht gleich doch noch aus der Luft angreifen würde. Doch hier war wirklich kein Tengu mehr zu sehen.

Erst langsam begann die Journalistin zu begreifen, dass sie dem geflügelten Biest tatsächlich so gerade noch entkommen war. Sie hatte es wirklich geschafft!

Eigentlich kaum zu glauben. Woran es wohl lag, dass sie es geschafft hatte, den Tengu abzuhängen?

//Es muss die Menschenmenge gewesen sein, die ich gerade noch so verflucht habe//, kam es ihr dann plötzlich in den Sinn. Das klang in der Tat logisch. Vielleicht hatte der Tengu ganz einfach unerkannt bleiben wollen? Dann war es wohl wirklich ihr Glück gewesen, dass sie in blinder Panik auf die Hauptstraße geflüchtet war, wo mehr als genug Passanten herumliefen. Oder vielleicht war ihre Verfolgerin nicht so kopflos über die Kreuzung gerannt wie sie?

Einen Moment lang blieb Reiko einfach noch unbeweglich auf dem Bürgersteig stehen. Von dem Sprint eben war sie fix und fertig. Sie musste erst einmal wieder zu Atem kommen, bevor sie weiterlaufen konnte.

Und sie versuchte nach wie vor zu begreifen, was ihr da eben passiert war. Dieses Wesen, welches sie gerade verfolgt hatte - der Tengu - so etwas dürfte es doch eigentlich gar nicht geben.

Spontan musste sie an das Gespräch heute morgen, vor dem Juwelier, denken. Ob die alte Dame mit ihrer Behauptung am Ende doch noch Recht gehabt hatte? Eine andere Möglichkeit gab es praktisch gar nicht, oder? Die Journalistin wusste zumindest, was sie da eben gesehen hatte!

Was machte sie denn jetzt am besten? Die Polizei anrufen? Aber die würden ihr die Geschichte doch nie im Leben glauben und sie für verrückt erklären.

Erst als sie sich ein wenig von der Verfolgungsjagd erholt hatte und wieder zu Atem gekommen war, wurde auch ihr Kopf wieder etwas klarer. Erst jetzt bemerkte sie, dass ihr Weg sie automatisch bis fast vor das Haus geführt hatte, in dem sie wohnte.

Zurück in ihr Appartement, das wäre jetzt genau das Richtige. In ihrer kleinen Wohnung würde sie sich zumindest sicher sein können, dass diese Vogelfrau sie nicht wiederfinden würde.

In ihrem Appartement wäre sie in Sicherheit. Nach den Geschehnissen der letzten Minuten, war die Aussicht auf ein sicheres Plätzchen, wirklich verdammt verlockend.

Das Reiko eigentlich vorgehabt hatte einzukaufen, erschien ihr nun nebensächlich. Für heute wäre der Einkauf zumindest gecancelt. Das war zwar schade, da ihr Kühlschrank so gut wie leer war, doch irgendetwas Essbares würde sie schon noch finden. Zwar war der Journalistin gutes Essen sehr wichtig, erst recht in Stresssituationen wie eben, doch für kein Gericht der Welt, würde sie es riskieren, heute noch durch die City zu laufen, Was, wenn sie es mit ihrem Talent am Ende noch schaffen würde, dem Tengu erneut über den Weg zu laufen? Niemals!

Die junge Frau lief die letzten Meter rüber zu dem Haus, in dem sie wohnte, schloss sie Tür auf und war froh, als sie sich im Hausflur befand und fremde Personen somit erstmal ausgesperrt waren.

Ihr Weg führte sie durchs Treppenhaus, bis zu ihrer Wohnungstür. Kurz suchte sie das Schlüsselbund nach dem richtigen Schlüssel ab, dann hatte sie ihn schließlich gefunden und konnte ihr Appartement betreten.

Als die Tür hinter ihr wieder ins Schloss gefallen war, lehnte Reiko sich gegen die Wand und atmete auf. Ein Glück! Vorhin hatte sie wirklich nicht damit gerechnet, noch einmal aus dieser Situation entkommen zu können, doch nun stand sie hier, in ihrer sicheren, kleinen Wohnung.

//Das war wirklich knapp. Warum musste ich mich auch wieder so in Schwierigkeiten bringen? Das hätte wirklich böse enden können.//

In Gedanken schalt sie sich dafür, diesen Tengu vorhin überhaupt fotografiert und auf sich aufmerksam gemacht zu haben. Sollte sie in Zukunft noch einmal einem so skurrilen Wesen über den Weg laufen, sie würde es bestimmt nicht wieder mit Blitzlicht fotografieren.

Fotografieren...Foto...halt Moment! Jetzt wo sie gerade so darüber nachdachte, auf ihrem Handy befand sich ja wirklich noch ein Foto dieses Wesens!

Auch wenn es dumm und unvorsichtig gewesen war und auch wenn sie sich mit der Aktion in größte Schwierigkeiten gebracht hatte, dank ihrer Dummheit war ihr der Schnappschuss des Jahres gelungen! Sie würde sich das Bild gleich mal ansehen und es auf ihren Laptop laden.

//Reiko, du bist genial//, dachte sie sich. // Das wird mit Sicherheit einen Artikel geben, der es auf die Titelseite der Zeitung schafft.//

Und das wiederum bedeutete, dass ihr Chef seit langem mal wieder zufrieden mit ihrer Arbeit sein würde. Vielleicht war ihr Job nun doch gar nicht mehr so gefährdet, wie sie heute morgen noch geglaubt hatte?

Obwohl sie eben noch verfolgt worden war und sie noch gar nicht so recht wusste, was sie von dem Vorfall eigentlich halten sollte, Reiko war eben durch und durch Journalistin. Natürlich war diese Aktion eben verdammt unüberlegt, gefährlich und dumm gewesen, doch wenn sie das Foto nun eh schon hatte, dann könnte sie es auch ruhig verwenden, um einen Artikel zu schreiben, richtig?

Sie war wirklich gespannt darauf, wie gut das Foto geworden war. Das würde sich gleich zeigen, wenn sie es erst einmal auf ihren Laptop geladen hätte.

Grrrrr.....das plötzliche Knurren ihres Magens ließ die junge Frau ihren Plan jedoch ganz schnell wieder vergessen. Sie hatte Hunger, so viel stand fest. Und wenn sie hungrig war, dann konnte sie sich unmöglich auf's Schreiben konzentrieren.

Erst einmal würde sie wohl doch etwas essen und dann wäre immer noch genug Zeit, das Bild auf den Laptop zu ziehen und mit einem Artikel zu beginnen.

//Genau so mache ich es. Erst einmal esse ich etwas, damit ich mich überhaupt konzentrieren kann und dann werde ich mir ansehen, wie gut das Foto geworden ist.//, beschloss sie.
 

Da sich nicht mehr all zu viel Essbares im Haus befand, musste eine Fertignudelsuppe für heute wohl genügen. Immerhin war die schnell zubereitet. Reiko schüttete heißes Wasser in die kleine Plastikschale der Fertignudelsuppe, rührte ihr Abendessen um und wartete ab.

Ein paar Minuten würde es noch brauchen, dann wäre die Instantsuppe bereits fertig.

In der Wartezeit, schaltete die junge Frau bereits ihren Laptop an. Während das Gerät hochfuhr, suchte sie schon einmal das Kabel, mit welchem sie ihr Handy an den Laptop anschließen könnte, aus der obersten Schublade ihres Schreibtischs.

Nachdem dies erledigt war, trug Reiko die Plastikschale ,mit der Nudelsuppe darin, rüber zum Tisch, setzte sich und atmete einmal tief durch. Sie konnte es immer noch nicht so ganz fassen, diesem Tengu vorhin wirklich entkommen zu sein!

Erneut rührte sie ihr Abendessen in der kleinen Schale um, befand, dass die Suppe nun fertig wäre und aß erstmal zu Abend. Etwas Essbares – genau das hatte sie nach diesem Schrecken gebraucht!

Mit etwas zu essen, war die Welt doch schon gleich wieder viel erträglicher und auch ihre Nerven erholten sich halbwegs von diesem Erlebnis.

Sehr lange dauerte es zumindest nicht, da war die kleine Portion Suppe auch schon verspeist.

Reiko stand von ihrem Sitzplatz auf, streckte sich erst einmal, strich sich eine lange Strähne aus dem Gesicht und ging dann rüber zu ihrem Sofa, vor dem, auf dem Wohnzimmertischchen, ihr Laptop stand.

Gespannt verband sie ihr Handy mit dem Gerät, musste erneut kurz warten und konnte besagtes Foto dann endlich auf den Laptop übertragen.

Nach ein paar Sekunden, sprang das Foto dann schließlich als Datei auf dem Bildschirm auf.

Gespannt musterte sie das Bild, welches sie da vorhin gemacht hatte.

Leider war das Foto ein wenig verwackelt und auch die Lichtverhältnisse waren nicht die Besten, doch auf dem Bild war trotz allem ganz deutlich das Wesen zu erkennen, welches sie vorhin aufgeschreckt hatte.

Die junge Journalistin vergrößerte das Foto auf ihrem Laptop noch ein wenig, musterte die Gestalt ganz genau, da sie selbst nicht so recht glauben konnte, was sie da sah und vorhin in erschreckender Realität gesehen hatte.

Bei dem Wesen, welches sie vorhin verfolgt hatte, handelte es sich tatsächlich um ein Biest, halb Mensch halb Vogel. Der Körperbau war ganz eindeutig menschlich, doch die langen Klauen und die riesigen Krähenflügel, gehörten keinesfalls zu einem Menschen. Das Gesicht des Tengus war durch eine venezianische, vogelartige Maske, mit vielen feinen Verzierungen verdeckt und dank einem Überwurf aus Federn, konnte sie nicht genau sagen, ob die Gestalt nun handelsübliche Kleidung trug, oder nicht.

„Das Foto ist zwar nicht das Beste, aber es ist eindeutig zu erkennen, dass das kein Karnevalskostüm ist.“, stellte Reiko fest, obwohl außer ihr niemand im Raum war.

Eine Weile lang musterte sie das Bild noch und rief sich immer wieder ins Gedächtnis, was für ein Glück sie doch gehabt hatte, dem Tengu so gerade nochmal entkommen zu sein.

Doch obwohl es schon so spät war und ihr Nervenkostüm nach diesem Tag auch nicht mehr das Beste war, beschloss sie schon einmal mit dem Schreiben des Artikels zu beginnen. Der jungen Frau war klar, dass das keine Zeit mehr bis Morgen hätte. Morgen müsste der Zeitungsartikel bereits fertig sein, so viel stand fest.

Nachdem sie noch einmal ihre Schränke durchsucht hatte und schließlich noch eine Packung Kekse gefunden hatte, setzte sie sich wieder vor den Laptop und begann mit der Arbeit.

Während sie nach einer passende Überschrift suchte, biss Reiko gedankenverloren in eins der Plätzchen. Was für eine Schlagzeile würde sich auf der Titelseite wohl besonders gut machen?

'Begegnung mit dem Tengu von Niigata' ? Oder doch besser 'Vogelmonster frei in unserer Stadt' ?

Die junge Frau mit den hellblauen Haaren seufzte entnervt, beschloss die Überschrift ganz zum Schluss über den Artikel zu schreiben und begann nun erstmal damit den Text zu tippen.

Doch auch die Aufgabe war gar nicht so leicht, denn was fesselte die Leser wohl am meisten?

Die Tatsache, dass es endlich ein Foto von der Verantwortlichen der Einbruchserie gab, oder eher das Tengus wirklich existierten? Oder doch vielleicht, dass dieses Biest sie verfolgt hatte?

So verging die Zeit, doch nach und nach füllte sich die Seite ihres Schreibprogramms.
 

Gerade las Reiko erneut über den Artikel, um hier und da noch etwas zu ändern und zu verbessern, da riss die Türklingel sie plötzlich aus den Gedanken.

Eh? Überrascht blickte sie auf. Wer schellte denn bitte um diese Uhrzeit noch?

Ihr Blick wanderte kurz zu der digitalen Uhr ihres Laptops. Es war bereits 01:23 Uhr nachts.

„Frau Matsui, sind Sie das?“, erkundigte die Wohnungsbesitzerin sich blauäugig, während sie auch schon von ihrem Sitzplatz aufstand und rüber zur Tür lief.

Frau Matsui war ihre Nachbarin und hatte ein unglaubliches Talent darin, sich auszusperren. Aus diesem Grund, hatte ihre Nachbarin ihr vor etwa einem halben Jahr auch ihren Zweitschlüssel anvertraut, da diese Lösung einfach besser und vor allen Dingen kostengünstiger war, als ständig den Schlüsseldienst rufen zu müssen. Da besagte Nachbarin es auch nachts schon öfters geschafft hatte, vor verschlossener Tür zu stehen und anzuschellen, konnte es sich eigentlich nur um Frau Matsui handeln.

Sie hatte die Tür noch nicht ganz erreicht, da klopfte die Person auch schon ungeduldig von außen gegen das Holz der Wohnungstür.

„Ich mache ja schon auf, einen Moment bitte!“

In der festen Überzeugung, gleich ihrer Nachbarin gegenüberzustehen, griff die naive Journalistin also nach der Türklinke und öffnete schließlich die Tür.

Doch anstatt dem vertrauten Gesicht, erblickte die junge Frau drei ihr vollkommen unbekannte Gestalten. Zum einen standen da zwei bullige, wenig freundlich dreinblickende Kerle vor der Tür, die ohne weiteres als Türsteher durchgegangen wären, zum anderen sah sie sich auch noch einer etwas zierlicheren Person gegenüber, welche sie ein wenig an eine Karikatur von Catwoman erinnerte.

„Nyaah, das ist mal wieder so typisch. Da vermasselt die verdammte Krähe ihren Auftrag und ich darf es mal wieder ausbaden!“, murrte die Fremde, welche Reiko so eben noch gedanklich als Catwoman-Abklatsch betitelt hatte.

„Eh? Wie meinen Sie das? Und wer sind Sie überhaupt? Sie sollten doch eigentlich wissen, das es extrem unhöflich ist, um diese Uhrzeit noch bei jemandem zu klingeln.“, ergriff die Frau mit den hellblauen Haaren das Wort. Irgendwie...machte sich da gerade wieder ein ganz ungutes Gefühl in ihr breit. Erst der Tengu heute, nun diese drei merkwürdigen Gestalten, welche mitten in der Nacht vor ihrer Wohnungstür auftauchten. Irgendetwas sagte ihr, dass sie die Tür besser gar nicht erst geöffnet hätte und so getan hätte, als wäre sie nicht Zuhause. Doch um die Tür einfach schnell wieder zu schließen, dazu war es inzwischen schon zu spät, denn einer der Schränke hatte bereits einen Fuß in die Tür gestellt.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  _Natsumi_Ann_
2015-03-06T08:30:11+00:00 06.03.2015 09:30
das Siren aufträumt bzw ein penibel aufgeräumtes appartment hat kann ichmir bei ihren unsortiertheit gar nicht vorstellen :D passt eher du lead crew :D xD
sehr interessante story, bin echt gespannt wie es weiter geht, werde mich also durchlesen ^^
und eigentlich mochte ich iron mouse/Tin nyanko mehr aber du hast meine aufmerksamkeit gewonnen also ein großes kompliment^^ weiter so^^
Von:  -NicoRobin-
2014-12-21T11:52:51+00:00 21.12.2014 12:52
Ein tolles Kapitel. Schön, dass du es so schnell geschafft hast weiterzuschreiben. :-) das Ende ist aber ziemlich blöd. Wie kannst du an so einer Stelle nur aufhören? Bitte schreib schnell weiter.


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