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above and beyond

von

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Izuna und Madara

Als ich erwachte, war ich orientierungslos und kämpfte gegen die Panik, die in mir aufzusteigen drohte, an. Selbst nach einigen Tagen ohne Augenlicht war es noch immer ungewohnt und beängstigend nichts als Dunkelheit zu sehen. Es war das schwarzeste Schwarz, das ich je gesehen hatte und wahrscheinlich würde ich mich nie dran gewöhnen, denn zu groß war die Angst vor einer unerwarteten Attacke oder das die letzten Tage nur ein Traum gewesen war. Erschöpft ließ ich mich zurück in die Kissen sinken.
 

Man hatte meinen Bruder und mich gefunden, die Senju in die Flucht geschlagen. Wir wurden nach Hause gebracht und die Heiler gaben ihr Bestes mich wieder zusammen zu flicken. Als Ersatz für meine zerstörten Augen, bekam ich die meines toten Bruders eingesetzt. Nun hieß es warten und die Wunden heilen lassen. Dennoch war es verstörend dauerhaft diesen Verband um die Augen zu tragen und keinerlei visuelle Wahrnehmung zu besitzen. Der Arzt hatte geraten, kein Tageslicht zu erblicken, bis die Wunden des Eingriffes vollends verheilt waren, selbst dann sollte ich es langsam angehen lassen. Es war noch nicht viel über solche Transplantationen bekannt, dementsprechend vorsichtig ging man vor. Allerdings gab es wegen meinem schlechten Allgemeinzustand Komplikationen während meiner Operation. Meine Mutter meinte, sie hätten mich schon längst aufgegeben, doch ich wollte anscheinend nicht endgültig aufgeben.

Kurz überlegte ich. Vier Tage waren seitdem vergangen, also hatte ich noch zehn vor mir. Zehn weitere Tage ohne Licht. In völliger Dunkelheit.
 

Ich nahm das Geräusch nackter Füße auf dem Holzfußboden wahr. Das musste ich jedoch zugeben: Meine anderen Sinne hatten sich verschärft. Schon von weitem hörte ich, wenn sich jemand näherte. Zudem hörte ich die Vögel draußen im Garten und die Menschen auf der Straße viel deutlicher als zuvor.

Nun spürte ich das leichte Beben des Untergrunds, welches durch die Schritte auf dem Flur ausgelöst wurde. Sie kamen vor meiner Tür zum Stehen. Einen Augenblick später wurde eben diese geöffnet.

„Kaya?“, fragte die Stimme meiner Mutter.

„Ja, Mutter?“

„Zieh dir etwas an. Unser Besuch ist eingetroffen.“

Ich nickte und kurz darauf wurde die Tür wieder geschlossen.
 

Schon sprang ich von meiner Schlafstätte auf, wobei mich ein Schwindelgefühl beinahe wieder auf den Futon gebracht hätte, und tastete nach meiner Kleidung. Hastig zog ich mich an, denn ich konnte es kaum erwarten den Besuch zu begrüßen. Am Vorabend hatte mein Vater mitgeteilt, dass Izuna mit uns zu Abend speisen würde.

Ungeschickt stolperte ich zur Tür, riss diese auf und trat in den Flur. Schnellen Schrittes steuerte ich das Esszimmer an, wobei ich mit einer Hand der Wand entlang strich, um nicht die Orientierung zu verlieren. Noch ehe ich eintrat, roch ich seinen warmen und erdigen Duft. Mir war nie aufgefallen, dass er so betörenden Geruch ausströmte.

Als ich endlich im Raum stand, konnte ich mir ein dümmliches Grinsen nicht verkneifen.
 

„Kaya“, erklang seine tiefe Stimme, was meinen Kopf zu ihm um schnellen ließ. Es stand vielleicht zwei, drei Schritte links von mir. Ich trat auf ihn zu und breitete die Arme aus. Schon legte er seine schützenden Arme um mich und drückte mich an seine breite Brust. Zum ersten Mal, seit den schrecklichen Geschehnissen, fühlte ich mich geborgen. Jetzt war ich wirklich sicher.

Auch er drängte mich fest an mich. „Was machst du denn nur? Als ich dich dort liegen sah, dachte ich-“

„Du hast mich gefunden?“, unterbrach ich ihn. Dabei hob ich den Kopf an und lockerte den Griff um ihn.

„Wir“, korrigierte Izuna.

Nun spürte ich die zweite Präsenz in dem Raum und der Geruch von Moschus, Sandelholz und Zimt kroch in meine Nase. „Schön, dass du wieder auf den Beinen bist“, drang die dunkle Stimme, die Izunas ähnlich war, zu mir vor und jagte mir eine Gänsehaut über den Rücken.

„Madara“, erkannte ich überrascht. „Was geht hier vor? Ich verstehe es nicht ganz.“
 

„Dein Vater hat uns eingeladen, um sich bei uns zu bedanken, dass wir dich und deinen Bruder zurückgebracht haben“, klärte Madara mich auf.

„Wir hatten mit mehreren Männern die Gegend erkundet, um die Standorte der Senju zu lokalisieren, da kam uns euer Team entgegen. Sie erklärten eure Situation und wir stellten fest, dass ihr ganz in der Nähe eines solchen Platzes sein musstet. Deswegen haben wir euch gesucht und schließlich gefunden“, setzte Izuna fort.

Ich versuchte all dies zu verarbeiten, doch weigerte sich mein Hirn zu verstehen was passiert war. Nach und nach ging ich die Fakten noch einmal durch.
 

Wir wurden angegriffen, mein Bruder schwer verletzt. Ich hatte ihn getötet.

Dann kamen die Senju zurück. Sie verstümmelten und folterten mich.

Madara und Izuna hatten mich gerettet und nach Hause gebracht.

Dank ihnen lebte ich noch und dank meinem Bruder hatte ich die Hoffnung in nächster Zeit wieder etwas sehen zu können.
 

„Was war passiert?“, fragte Izuna. Die Erinnerung an die letzten Momente löste heftige Kopfschmerzen aus. Wie von allein legte sich eine Hand an meine Schläfe. Doch noch ehe ich etwas erwidern konnte, traten meine Eltern ein.

„So Kinder, Essen ist fertig", meinte meine Mutter und ich konnte das entwaffnende Lächeln förmlich aus ihrer Stimme heraushören. Mit ihnen zusammen betrat ein köstlicher Geruch das Zimmer, welcher einem das Wasser im Mund zusammenlaufen ließ.
 

Wir setzten uns, wobei Madara mir half, um danach neben mir Platz zu nehmen. Vor mir ertastete ich eine Schüssel, worin sich mein Essen befand, doch die Stäbchen dazu konnte ich einfach nicht finden. Irgendwann ergriff ich etwas warmes, lebendiges, nämlich Madaras Hand. „Entschuldige", brachte ich etwas peinlich gerührt hervor und zog meine Hand zurück. 

„Jetzt stell dich nicht so ungeschickt an", brauste mein Vater auf, was mich zusammenzucken ließ.

„Schon gut", besänftigte Madara ihn. „Ist wahrscheinlich nicht so einfach plötzlich nichts mehr sehen zu können."

„Nein ist es nicht", gab ich kleinlaut zu.

„Ich hoffe, ich werde es nicht bereuen, dass ich dir Takerus Augen gegeben habe", begann er erneut.

Diese Predigt durfte ich mir schon mehrmals anhören. Wie schlecht ich doch war und warum ich überleben musste und nicht mein Bruder. Sie wussten noch gar nicht, dass ich diejenige war, die ihn umgebracht hatte. Wie sollte ich es ihnen nur beibringen?

Bisher hatte ich mit niemanden über die genaueren Geschehnisse gesprochen. Man wusste nur, dass mein Bruder und ich angegriffen wurden, wobei er sein Leben ließ und ich die Verletzungen zugetragen bekam. Noch gab man mir Zeit mich zu erholen und meine Gedanken zu ordnen, jedoch war ich noch nicht mal dazu gekommen.
 

„Hörst du mir überhaupt zu?", riss mich die Stimme meines Vaters aus meinen trüben Gedanken. Abermals erschrak ich.

„Vergib mir", nuschelte ich in den Kragen meines Oberteiles.
 

„Dich muss ich anscheinend mit einem angesehenen Mann verheiraten, damit du unserer Familie noch Ehre bringen kannst."
 

Verärgert holte ich Luft, um eine Verteidigung auszusprechen, besann mich jedoch und senkte stumm den Kopf. Wieso musste er vor Izuna und Madara seine Missbilligung mir gegenüber so demonstrieren? In diesem Moment wünschte ich, ich könnte im Erdboden versinken.
 

„Ich danke euch dennoch, dass ihr meine Tochter gerettet habt", sprach mein Vater an die zwei Brüder gewandt.

„Obwohl ich mir wünschen würde, ihr hättet meinen Sohn lebend zurückgebracht", hängte ich in Gedanken an. Denn das war es, was er sehr wahrscheinlich dachte.

„Allerdings frage ich mich, wieso diese Tat überhaupt nötig war?"
 

Alle stoppten die Nahrungsaufnahme  und es wurde schlagartig still in dem Raum. Es war, als hätten sie sogar die Luft angehalten. Auch wenn ich für den Zeitpunkt blind war, konnte ich trotzdem all die fragenden Blicke auf mir spüren, sodass ich sie mir regelrecht vorstellen konnte. War nun der richtige Zeitpunkt für die Wahrheit gekommen?



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2015-01-30T12:30:59+00:00 30.01.2015 13:30
Wieder mal ein großartiges Kapitel *-*


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