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Love Me or Shut Up

Chris und Ryan Two
von

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Vergessen und vergraben

Chris
 

Mit einem Schrecken wachte ich auf. Einige Sekunden traute ich mich nicht zu bewegen uns lag steif in meinem Bett. Ich spürte wie der Angstschweiß über meine Stirn lief. Trotz der warmen Decke wurde mir kalt.

„Chris, Zeit zum Aufstehen“, rief Maria fröhlich und kam in mein Zimmer. „Bist du krank?“, fragte sie, als ich mich träge aus dem Bett mühte.

Auch während des Frühstücks ließen mich die Bilder aus meinem Traum nicht los. Ich sah Ryan immer wieder vor mir, wie er sich immer weiter und weiter von mir entfernte und bald unerreichbar für mich war.
 

Während des Unterrichts ging es mir nicht besser. Ich hatte ein ungutes Gefühl. Genau konnte ich mich an den Albtraum nicht erinnern, aber ich wusste das Ryan darin vorkam. Deswegen kümmerte es mich nicht dass Steffen mir den ganzen Tag über mörderische Blicke zuwarf. Ich könnte schwören, dass er auf eine Gelegenheit wartete mir den Schlag in den Magen heim zu zahlen. Daran hindern tat ihn wohl nur die ständige Anwesenheit von Jenny, die ihn wie ein Aufseher beobachtete.

Nach der Schule wollte ich Ryan anrufen. Ich wählte seine Nummer und wartete bis er abnahm. Aber das passierte nicht, was mein ungutes Gefühl nur noch verstärkte. Langsam bekam ich Angst. Obwohl ich dazu eigentlich doch noch keinen Grund hatte. Ich wusste doch gar nicht was genau los war. Vielleicht hatte Ryan sein Handy einfach nur irgendwo liegen gelassen. Es war der reinste Blödsinn, dass ich mir wegen nichts solche Sorgen machte. Mit mir ging mal wieder die Fantasie durch.

Beim Mittagessen bekam ich kaum einen Bissen runter.

“Was ist denn mit dir los?”, fragte meine Mutter verwundert.

“Ich hab keinen Hunger”. Ich stand auf und ging ohne ein weiteres Wort in mein Zimmer.

Dann fiel mir etwas ein. Ich nahm mein Handy und rief Jessy an. Sie nahm gleich ab.

“Hi, ich bins. Sag mal, hast du Ryan schon angerufen?”

Aber leider hatte sie auch nichts Neues von Ryan gehört. Sie bemerkte natürlich das ich mir Sorgen machte und sagte: „Mach dir bloß keinen Kopf! Wenn du ihn später noch einmal anrufst geht er sicher dran. Also mach es gut!” Sie legte auf.

Ich setzte mich an den Schreibtisch und versuchte Hausaufgaben zu erledigen. Als ich damit fertig war, wusste ich nicht was ich noch machen sollte. Also lernte ich weiter, was bei mir eher selten vorkam. Als ich auf die Uhr sah waren gerade mal drei Stunden vorbei. Dann kam meine Mutter herein und stellte zufrieden fest, dass ich immer noch lernte. Sie freute sich darüber und sagte dass das Abendessen fertig war. Ich ging in die Küche und setzte mich an den gedeckten Tisch.

Zurück in meinem Zimmer griff ich zum Handy. Jetzt war genug Zeit vergangen. Ich wählte die Nummer und hörte es klingeln. Ich merkte wie mein Herz mit jeder Sekunde schneller schlug. Doch ich wurde abermals enttäuscht. Ryan ging nicht dran.

“Was soll das?” Ich hatte ihm doch gesagt er soll sein Handy immer dabei und eingeschaltet haben. „Warum zum Teufel geht er nicht dran?“
 

Nachdem ich noch ein wenig gelernt hatte, aber mich kaum noch darauf konzentrieren konnte, gab ich es auf. Also ging ich ins Wohnzimmer, wo mein Vater und Maria auf der Couch saßen und sich einen Film ansahen. Ich setzte mich zu ihnen, konnte dem Film aber kaum folgen.

“Was ist denn mit dir los?”, fragte mein Vater.

“Gar nichts”, antwortete ich schnell. Wahrscheinlich zu schnell denn er schaute misstrauisch.

“Und wieso zappelst du so rum?”

“Zuviel Zucker, was denn sonst”, kicherte Maria.
 

Als es schon längst dunkel war versuchte ich noch einmal ihn zu erreichen. Doch diesmal klingelte es nicht einmal. Ryan hatte sein Handy ausgeschaltet.

„Verdammt, was soll das jetzt?“ Ich lief im Zimmer auf und ab wie ein Irrer. „Okay, beruhig dich. Was wäre eine logische Antwort für das alles? Vielleicht ist sein Akku einfach nur leer und er hat das Handy irgendwo liegen gelassen“. Ich blieb abrupt stehen und hoffte die Antwort gefunden zu haben. „Ja, das muss es sein. Aber wieso zum Henker ist er um die Zeit nicht zu erreichen?“ Entnervt raufte ich mir die Haare.

„Wenn er doch nur endlich mal anrufen würde“. Doch plötzlich fiel mir etwas ein. Hatte Vincent Ryan nicht damals zur Schule gefahren? Also musste er die Adresse haben. “Ich Dummkopf”. Wieso bin ich nicht früher darauf gekommen?

Ich wählte Vincents Nummer und wartete ab. Es dauerte etwas aber dann nahm, er ab. Er klang verschlafen als er sagte: “Was soll das? Hast du eine Ahnung wie spät es ist?”

“Wo ist die Schule?”

“Was?”

“Die Schule auf die Ryan geht. Du hast ihn doch hingefahren”.

Er schwieg einen Moment. “Wieso willst das so plötzlich wissen”.

“Einfach so”.

„Dann frag mich morgen nochmal! So spät kann ich nicht mehr denken. Gute Nacht“.

„Hey, warte! Ich muss es jetzt wissen“.

Wieder wurde es still. “Ist was passiert?”

“Sag mir einfach die Adresse!”

Vincent schwieg wieder. Ich wurde ungeduldig.

“Sag sie mir einfach! Ryan geht nicht an sein Handy”.

“Ja, und?” es klang als wäre es ihm egal. “Das ist doch nicht das erste Mal”.

“Ich habe ihn lange nicht mehr gesehen oder gesprochen und ein ungutes Gefühl deswegen. Jetzt mach ich mir Sorgen. Ist das nicht verständlich?”

“Du musst dir doch keine Sorgen machen! Ryan kann auf sich selbst aufpassen”.

Ich konnte nicht abstreiten, dass Vincent damit irgendwie Recht hatte. “Das sagst du so einfach. Ich hab aber ein ungutes Gefühl”.

“Das bildest du dir ein. Sei vernünftig!”

“Was soll das heißen? Ich bin vernünftig”, protestierte ich.

“Und was gedenkst du zu tun, wenn ich dir die Adresse gebe? Lass mich raten! Du gehst sofort dorthin. Du suchst die ganze Schule nach ihm ab und machst einen gigantischen Aufstand. Nicht wahr?”

“Wieso sagst du das? Das weist du doch gar nicht. Ich will einfach nur wissen wo er ist”.

“Ich sage das weil ich dich kenne. Man kann sich denken dass du etwas Voreiliges tust, egal wie dumm das wäre. Beruhig dich und geh ins Bett! Du kannst jetzt nichts tun, geschweige denn aufs Schulgelände kommen“.

“Vergiss es”, schrie ich fast so laut das ich Angst hatte meine Eltern geweckt zu haben.

“Na gut. Wenn es dich beruhigt, dann fahr ich gleich morgenfrüh zu ihm und schau wie es ihm geht. Zufrieden?”

“Nein. Ich…”

“Machs gut, Chris. Geh ins Bett!” Er legte auf.
 

Ich schmiss das Handy aufs Bett. “Was soll das? Die halten mich alle für verrückt”. Ich wählte zum wiederholten Mal Ryans Nummer. Es klingelte und klingelte und nichts geschah.

Doch plötzlich stoppte das klingeln, ohne das der Anrufbeantworter dran ging. Ich hörte schwache Hintergrundgeräusche und ein leises Rascheln. “Ryan?” Er antwortete nicht. Doch ich war so froh, dass er dran gegangen war. “Wo bist du? Geht es dir gut?” Es blieb still. Ein lautes Rauschen war zu hören. “Wo bist du? Sag es mir bitte!”

Erst herrschte Stille. Nur das Rauschen war zu hören. Dann ganz leise, eine schwache Stimme: “Auf dem Friedhof”.
 

Ich rannte so schnell ich konnte. Der Weg kam mir unendlich lang vor. Dann kam ich zum Friedhof. Bei dessen Anblick beschlich mich ein mulmiges Gefühl. Ich wollte durch das Tor, doch ich musste feststellen, dass es fest verschlossen war. Hastig schaute ich mich nach einem anderen Weg um. Durch die Gitterstäbe kam ich nicht durch. Ich würde mit Sicherheit stecken bleiben. Ich lief an der Mauer entlang die mir knapp bis zur Brust ging. Ich hatte den Friedhof schon zur Hälfte umrandet, als ich eine Stelle sah, an der die Mauer halb eingefallen war. Einzelne Steine hatten sich gelöst und ich kam halbwegs gut durch die schmale Kluft hindurch.

Es war stockfinster auf dem Friedhof. Alles war nur schemenhaft zu erkennen. Der Mond schien gerade mal hell genug, so dass man noch ein wenig sah wo man hintrat. Trotzdem musste ich aufpassen, dass ich nicht auf ein Grab trat, oder über einen Grabstein stolperte. Ich kam mir vor, als würde ich durch ein Mienenfeld laufen.

Mir lief es eiskalt den Rücken hinunter. Ein Ast knackte irgendwo. „Verdammt, ist das unheimlich hier“.

Ich sah mich um und versuchte irgendwo auf diesem riesigen Gelände einen noch lebenden Menschen zu finden. Die schwarzen Bäume, die rund um den Friedhof standen und deren Blätter im Wind raschelten, verstärkten die Angst hier auf einen Geistertreffpunkt zu sein nur noch mehr. Ich erschrak sogar vor dem Geräusch meiner eigenen Schritte auf dem Kiesweg. “Ryan!”, rief ich leise in die Nacht.

Plötzlich nahm ich eine schwache Bewegung neben mir wahr. Vor Schreck blieb mir fast das Herz stehen. Ich schaute in zwei leuchtend gelbe Augen. Ich wusste im ersten Moment gar nicht was das war. Bis der Schatten mit einem leisen Mauzen davon huschte.

“Verdammt, wo bist du?“, rief ich bibbernd.

Ich schlich ein Stück weiter. Und dann sah ich etwas. Etwas auf dem Kiesweg das nicht dorthin gehörte. Eine kleine Gestalt die dort hockte wie ein Wasserspeier. So schnell es ging lief ich vorsichtig zu ihm. Jetzt wo er so nahe war erkannte ich ihn ganz deutlich. Er hatte seine schwarze Jacke an und hatte die Kapuze tief ins Gesicht gezogen, so dass man ihn in der Dunkelheit kaum von den Grabsteinen auseinander halten konnte. “Ryan, was machst du hier?”

Ich hockte mich neben ihn. „Ich bin froh, dass ich dich endlich gefunden habe. Nachts ist es verdammt gruselig hier“. Obwohl es nicht zu Situation passte musste ich lächeln, so erleichtert war ich das ich ihn gefunden hatte. Am liebsten hätte ich ihn in die Arme genommen.

Ryan sah zum Sternenhimmel hinauf. Dabei fiel die Kapuze ein Stück zurück. Ich folgte seinem Blick. Eigentlich war es eine schöne Nacht.

“Was machst du hier?”, fragte ich.

Ryan senkte seinen Blick. “Ich wollte mich verabschieden”. Seine Stimme war so leise das sie beinahe vom Wind übertönt wurde.

Ich sah ihn verwundert an. “Was meinst du damit?”

“Ich habe sie hier nicht ein einziges Mal besucht“.

Ich brachte keinen Ton heraus. Ich sah auf das Grab vor uns. Eine Wolke verdeckte gerade den Mond und als das Licht wieder heller wurde, erkannte ich den Grabstein seiner Mutter. Damals war ich mit Ryan zusammen auf ihrer Beerdigung.

“Es tut mir so leid”, seine Stimme zitterte. “Ich wollte es nicht wahr haben. Ich dachte wenn ich zu ihr komme und mir eingestehe, dass sie mich verlassen hat, würde ich anfangen sie zu vergessen. Ich vermisse sie”.

Er saß stumm dort und schaute das Grab seiner Mutter an und wirkte dabei selbst wie eine tote Person. Ryan schwankte etwas als er aufstand. Reflexartig wollte ich ihn stützen, doch er fing sich schnell wieder.

„Lass und von hier weh gehen!“, sagte ich. Ryan folgte mir. „Pass auf wo du hintrittst!“ Es war lange her seit ich ihn so niedergeschlagen gesehen hatte. Ich war mir unsicher ob ich mit ihm über seine Mutter reden sollte. Denn alles was ich dazu sagen könnte kam mir unbedeutend vor.

Wir quetschten uns wieder durch den schmalen Spalt in der Mauer, durch den ich reingekommen war und verließen diesen gruseligen Ort. Als wir nebeneinander zu einer S-Bahnstation gingen, kam Ryan mir schockierend kraftlos vor. Er schlenderte und ließ die Schultern hängen. Vorher, als er am Grab aus der Hocke aufstand, wäre er schon beinahe umgekippt. Jetzt sah es so aus als könne er kaum noch einen Schritt weit gehen. Ich blieb dicht neben ihm.

Glücklicherweise war die Station nicht allzu weit entfernt. Es war schon sehr spät, kein Mensch war mehr unterwegs in dieser Gegend und leider fuhren auch kaum noch Bahnen. Deshalb mussten wir eine halbe Stunde warten. Ich setzte mich neben Ryan, unwissend was ich sagen sollte. Besorgt musterte ich ihn von der Seite, er sah erschöpft aus, seine Haut wirkte fahl. Die Hände hatte er zu Fäusten geballt auf den Beinen liegen. Leise sagte er: „Danke, dass du gekommen bist“.

„Natürlich. Ich konnte gar nicht anders“, gab ich zu. „Aber lass bitte immer dein Handy an! Ich habe mir Sorgen gemacht“.

Er reagierte nicht.

„Wie lange warst du auf dem Friedhof?“

„Den ganzen Tag“, wisperte er so leise, das ich es kaum verstehen konnte.

„Den ganzen Tag?“, fragte ich ungläubig. „Ganz alleine“. Schon bei dem Gedanken lief es mir eiskalt den Rücken runter. Wie hatte er das nur ausgehalten? Doch ich hatte schon an seiner Stimme gemerkt, dass er nicht weiter darüber reden wollte, und ich wechselte das Thema: „Wie gefallt es dir auf der neuen Schule?“

„Gut“

„Darf ich dich bald mal dort besuchen?“

Ich erinnerte mich daran, wie ich mit ihm auf seiner alten Schule war. Er schien sich dort ganz und gar nicht wohl gefühlt zu haben. Ängstlich war er über das Schulgelände geschlichen, ähnlich eines Hassens der direkt vor die Flinte des Jägers hoppelte.

Unsicher sagte ich: „Hör mal, wenn du Probleme hast kannst du mir das sagen. Oder wenn du nicht alleine sein willst“.

Mit leicht genervtem Gesichtsausdruck sah er mich an. Plötzlich bekam ich einen Schreck. Ohne groß nachzudenken, berührte ich ihn sachte an der der Wange. „Was ist das“, fragte ich besorgt. „Hast du dich verletzt?“

Hash schlug er meine Hand weg. „Das ist Nichts“.

„Red doch keinen Unsinn. Erzähl mir nicht das, dass Farbe wäre. Hat dir jemand aus der Schule was getan?“

„Nein“, sagte er eindringlich. “Es ist alles okay“. Er ballte die Fäuste fester.

„Bist du sauer auf mich?“

Verzögert antwortete er: „Nein, bin ich nicht“.

Ein wenig erleichtert war ich darüber, aber fragte dann, eher als Scherze: „Dann magst du mich nicht mehr? Nerve ich?“ Ich erwartete keine Antwort.

Für diesen Scherz erntete ich einen bösen Blick. Gerade wollte ich es anders formulieren, da sagt er: „Ja, du nervst manchmal“.

Ich traute meinen Ohren nicht. Hatte Maria recht, als sie sagte das Ryan mich bald nicht mehr leiden konnte, weil ich ihn nur auf die Nerven ging? „Meinst du das ernst?“

„Du bist manchmal übertrieben fürsorglich“, gestand er. „Ich hab dir schon mal gesagt, dass ich es nicht mag, wenn du mich wie ein Kind behandelst“.

Übertrieben fürsorglich? Was sollte das bedeuten? „Ich mach mir nun mal Sorgen um dich. Erst recht wenn du nicht ans Handy gehst, wenn ich doch tausendmal versuche dich zu erreichen“.

„Musst du nicht. Nicht so oft“.

Ich wunderte mich darüber, dass er sowas sagte. Aber ich begann zu verstehen was er meinte. Er war nicht der erste der mir das sagte. Sogleich musste ich daran denken was Steffen gesagt hatte. Ihm war es auch aufgefallen das ich mich nicht benahm wie die meisten anderen Jungs. Dass er mich ein Weichei genannt hatte, darin steckte ein Fünkchen Wahrheit. Aber ich wollte nicht das Ryan das von mir dachte. „Okay, ich werde mich in Zukunft mit meinen Sorgen zurückhalten. Versprochen“.

Ryan sah mich ungläubig an.

„Hey, ich kann auch ganz anders sein“, um meine Worte zu unterstreichen schlug ich ihm freundschaftlich auf die Schulter.

Ryan verzog das Gesicht, als hätte ich ihm den Arm gebrochen, und hielt sich die Hand auf die rechte Schulter. „Was ist los? Hab ich dir wehgetan?“ Nun war meine Sorge begründet. Fürsorglich, wie ich es nun mal war, legte ich ihm die Hand auf die schmerzende Schulter, wobei ich seine Finger berührte.

Wie vom Blitz getroffen zog Ryan seine Hand weg. „Alles in Ordnung. Es tut nicht weh“.

Ich nahm meine Hand weg. „Wirklich?“

„Du bist schon wieder zu besorgt“, antwortete er.

Kurz hatte ich den Eindruck, als wollte er lächeln, doch das gelang ihm nicht. Ich hielt mich zurück, was mir nicht leicht viel. Um mich auf andere Gedanken zu bringen fragte ich ihn: „Hast du Durst?“ Ich stand auf. „Ich werde uns was holen. Warte hier!“ Auf dem Weg vom Friedhof hierher, hatte ich eine Tankstelle gesehen und beschloss dort etwas zu besorgen.

Eilig ließ ich davon und ließ Ryan für einen Moment alleine. An der Tankstelle nahm ich zwei Dosen Cola und zwei Schokoriegel. Draußen schaute ich auf mein Handy. Meine Mutter hatte dreimal angerufen. Mit einem riesen Donnerwetter von ihr musste ich wohl rechnen.

Mit der weißen Plastiktüte in der Hand machte ich mich auf den Rückweg zur S-Bahnstation. Ryan saß immer noch dort. Ein wenig hatte ich befürchtet er wäre einfach abhauen. Ich setzte mich neben: „hier“, und reichte ihm die Cola, er nahm sie nicht. Verwundert, und auch neugierig, beugte ich mich zu ihm und musste lächeln als ich in sein friedliches Gesicht blickte. Ryan schlief tief und fest.

Die Dose packte ich zurück und wollte Ryan gerade einen leichten Schups geben, so dass er sich an meiner Schulter ausruhen konnte, da fiel mir ein, dass ich ihm vorhin auf dieser Seite wehgetan hatte. Hurtig stand ich auf uns setzte mich auf die andere Seite von ihm und ließ ihn sachte auf meine Schulter sinken. Er wachte nicht einmal auf. Lange würde diese Situation leider nicht dauern.

Noch einmal beugte ich mich vorsichtig vor, um mir Ryans schlafendes Gesicht anzusehen. Wieder musste ich lächeln. Er sah so friedlich aus, auch wenn das Blut auf seiner Wange, wovon ich nicht wusste woher es war, mir Sorgen bereitete. Genauso wie die Stelle an seiner Schulter. Was war nur passiert? Mein Blick senkte sich. Dabei fielen mir etwas an Ryans Händen auf. Er hatte seine Fäuste ein wenig geöffnet und nun lagen sie locker auf seinem Schoss. Neugierig strich ich mit den Fingerspitzen über seine aufgeschürften Handflächen. „Was hast du gemacht?“, wisperte ich.

Die Bahn kam und ich musste ihn aufwecken. Noch schlaftrunken stieg er mit mir ein. Wir setzten uns gleich auf die erstbeste Bank und Ryan ließ wieder müde den Kopf hängen.

Nach einigen Minuten sagte er: „Ich will nicht zurück!“



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