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shunbun no hi - Zeit für große Gefühle

Herbst-OS-Projekt
von

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Herbstanfang

秋分の日

(Shûbun no Hi)
 


 


 

Der 23. September war bereits vergangen und damit dem Oktober gewichen. Die Tage wurden kürzer und kühler. Der Herbst hatte eindeutig Einzug in Tokio gehalten. Allmählich färbten sich die Blätter von Sträuchern und Bäumen bunt und leuchteten in der Herbstsonne noch einmal in ihren schönsten Farben, spiegelten sich in aller ihrer Farbenpracht im See des Juban-Parks, bevor sie zu Boden fielen und Wiesen und Wege bedeckten.
 


 

"Es gibt eine Stille des Herbstes bis in die Farben hinein."

Hugo von Hofmannsthal (1874 - 1929)
 


 

Es war unterdessen der 30. Oktober und eine Horde Kinder lief am frühen Nachmittag vergnügt quietschend und tobend durch den Jubaan-Park. An diesem herbstlichen Tag, der ungewöhnlich warm für die Jahreszeit war, stand das jährliche Herbst-Basteln an. Laut jubelnd sprangen die Minis in jeden noch so kleinen Blätterhaufen, genossen das Rascheln und wie die Blätter auseinander stoben, sammelten die schönsten davon auf, suchten nach Eicheln und Kastanien und brachten sie zu den fünf Mädchen, die gemeinsam auf den in der Nähe befindlichen Parkbänken saßen, quatschen und lachten, ihre Schützlinge aber dennoch aufmerksam beobachteten und nicht aus den Augen ließen.
 

»Ist das nicht herrlich? Schaut nur, wie die Sonne durch die Zweige und Äste hindurch scheint und die roten, orangen und gelben Blätter leuchten lässt.« Mit glänzenden Augen blickte Usagi um sich, nahm jedes noch so kleine Detail der Flora und Fauna um sich herum in sich auf und atmete die wunderbar klare Luft tief ein.

»Wisst Ihr, woran mich das gerade erinnert? Erst vor ein paar Tagen habe ich eine sehr interessante Dokumentation über den Indian Summer gesehen«, sagte Ami und nahm lächelnd ein rotes Blatt von der kleinen Tamasaburou entgegen.

»Was haben die Indianer denn mit dem Sommer zu tun?«, fragte Usagi irritiert und erntete damit augenblicklich das Gelächter der anderen Mädchen.

»Oh Usagi ... hahaha! Das ist wieder so typisch ... hahaha!«, gröhlten Minako, Rei und Makoto um die Wette. Selbst Ami konnte sich ein Kichern nicht verkneifen, ehe sie der Blondine die tatsächliche Bedeutung erklärte:

»Nein, nein, Usagi! Als Indian Summer bezeichnet man eine ungewöhnlich trockene und warme Wetterperiode im späten Herbst auf dem nordamerikanischen Kontinent. Das Phänomen wird begleitet von einem strahlend blauen Himmel, warmer Witterung und einer besonders intensiven Blattverfärbung in den Laub- und Mischwäldern. Da wir hier heute auch so einen herrlich milden Herbsttag haben und die Bäume sich mehr und mehr Gelb, Orange und Rot färben, musste ich einfach daran denken.«

»Woher hätte ich das denn bitte wissen sollen?«, empörte sich Usagi und stand von der Bank auf.

»Lasst uns lieber langsam los. Ich denke eh, wir haben genug gesammelt.«

»Du bist ja nur scharf auf die Kekse«, frötzelte Rei und kassierte dafür einen Seitenhieb ihrer Freundin.
 

Nachdem sie tatsächlich unzählige bunte Blätter, kleine und große Eicheln und Kastanien gesammelt hatten, ging es mit den Kindern geradewegs zurück ins Crown, wo Motoki bereits mit heißem Kakao, Keksen und einiges an Obst auf sie wartete. Auch er war mit großer Freude bei diesem Event dabei, das bereits das dritte Jahr in Folge stattfand. Und jedes Jahr hängte er stolz die liebevoll gebastelten und gestalteten Herbstdekorationen der Kinder auf.
 

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Usagi bildete an diesem Tag das Schlusslicht und hatte ein Auge auf die Nachzügler. Als sie schlussendlich das Crown betrat, waren die anderen Mädchen mit den Kindern bereits an den zusammengeschobenen Tischen angelangt.
 

Ihr Blick fiel wie eigentlich immer sofort auf Mamoru, der am Tresen auf einem der Barhocker saß, mit Motoki sprach und dabei genüsslich seinen Kaffee trank. Normalerweise wäre sie jetzt hinüber gegangen, hätte Motoki herzlich begrüßt und Mamoru bewusst ignoriert, ehe er etwas gesagt hätte, um sie zu ärgern und aufzuziehen. Man könnte fast meinen, er genoss es regelrecht, sie zu provozieren und auf die Palme zu bringen.

Natürlich stand Usagi ihm in nichts nach und gab ihm oft genug Contra. Doch heute verspürte sie nicht den Drang, ihrem persönlich auserkorenen Lieblingsfeind gegenüber zu treten und sich mit ihm ein Wortgefecht zu liefern. Nein, heute ließ sie sich nicht von ihm provozieren und schon gar nicht die Laune verderben. Sie wollte sich voll und ganz auf die Kinder und die Herbstbastelei mit ihnen konzentrieren, denn das war es, was ihr am Herzen lag und sie glücklich machte.

Schon früh wusste sie, welche berufliche Laufbahn sie später einschlagen wollte. Und so hatte sie sich, nachdem sie mit Ach und Krach den Schulabschluss geschafft hatte, als Kindergärtnerin beworben.

Das fröhliche Lachen der Kleinen war einfach wie Musik in ihren Ohren und sie genoss es, die Zeit mit ihnen zu verbringen. Und so kam auch die Idee mit der Herbstbastelei im Crown nicht von ungefähr...
 

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Kurz winkte Usagi Motoki zu, der ihr lächelnd zunickte, bevor sie sich auf einem der Bänke zwischen den Kindern niederließ und sich ihrer Jacke entledigte. Lächelnd nahm sie einige der Blätter von einem der Kinder entgegen und legte diese auf das ausgebreitete Zeitungspapier, um dann nach einem Pinsel und den Farbtöpfen zu greifen.
 

Mamoru hatte ihr kurz nachgeblickt und wandte sich nun fragend an Motoki.

»Was ist denn mit Usagi los? Sie kommt doch sonst immer her und fällt dir regelrecht um den Hals!?«

»Keine Ahnung! Aber wenn es dich so brennend interessiert, frag sie doch einfach selbst«, antwortete der Blonde leicht schnippisch und schnappte sich die zwei großen Schüsseln, die er mit Keksen und Obst befüllt hatte.

»Du weißt ganz genau, dass eine normale Unterhaltung zwischen mir und unserem Odango Atama nicht möglich ist...« Mamoru verzog gespielt das Gesicht und griff nach seinem Kaffee, der unterdessen fast kalt geworden war.

Abrupt war Motoki neben dem Tresen noch einmal stehen geblieben und blickte nun zu seinem besten Freund.

»Schon mal darüber nachgedacht, warum das so ist? Hast du Usagi je normal begrüßt? Soweit ich mich erinnere, bist du immer derjenige, der sofort anfängt zu sticheln, sobald sie auch nur das Crown betreten hat«, tadelte er ihn und lief weiter, ohne auf die Reaktion des Schwarzhaarigen zu warten.
 

Stirnrunzelnd wandte Mamoru sich ab und dachte über Motokis Worte nach. War er tatsächlich allein Schuld daran, dass sie nicht normal miteinander umgehen konnten? Dass sie sich fetzten, sobald sie aufeinander trafen?

In Gedanken versunken drehte er sich auf seinem Barhocker und beobachtete Motoki, wie er die Schüsseln mit den Keksen und Obststückchen auf den Tischen abstellte und sich kurz zu den Kindern setzte. Sein Blick wanderte weiter und blieb an Usagi haften, die unterdessen dabei war mit dem kleinen Mädchen die im Park gesammelten Blätter für die bunte Herbst-Blätter-Girlande anzumalen.

Sein Herz erwärmte sich, als er ihr wohlklingendes, glockenhelles Lachen hörte. Ihre liebevolle und warmherzige Art nahm jeden für sich ein und er kam nicht umhin sich zu fragen, ob sie jemals ebenso herzlich zu ihm wäre, wenn er sich nur ein bisschen mehr Mühe geben würde.
 

Je mehr er darüber nachdachte, um so mehr musste er sich eingestehen, dass Motoki recht hatte. Er war derjenige, der immer wieder aufs Neue dafür sorgte, dass sie bisher nie ein normales Gespräch geführt hatten. Er war selbst schuld daran, dass Usagi ihn nicht mochte. Seufzend wandte er sich wieder ab.
 

»Möchtest du noch einen Kaffee?«, fragte Motoki, der soeben wieder zum Tresen zurückgekehrt war.

Ohne auf seine Frage einzugehen, blickte Mamoru auf. »Ich hab es verbockt, oder?«

Doch Motoki zuckte nur mit den Schultern und goss dem Schwarzhaarigen, ohne auf dessen Antwort zu warten, einen neuen Kaffee ein.
 

»Sag mal, wie geht es eigentlich Reika? Habt Ihr die Tage mal gesprochen oder geschrieben?«

»Ja, ich hatte ihr gestern Abend eine eMail geschrieben. Durch die enorme Zeitverschiebung ist es ja fast unmöglich für uns, zu einer humanen Zeit miteinander zu telefonieren. Naja, und dann war in Deutschland gerade diese Zeitumstellung. Hast du davon schon mal gehört?«, fragte Motoki, während er die Gläser polierte.

»Soweit ich weiß, hat es dort etwas mit der Sommer- und Winterzeit und dem Stromersparnis zu tun«, antwortete Mamoru.

»Ja, genau. Ich musste es mir von Reika auch erst einmal erklären lassen. In der Nacht vom Samstag auf Sonntag wurde die Zeit in Deutschland um eine Stunde zurückgestellt. Da Japan aber nicht zu den Ländern gehört, welche an diesem Tageslicht- und Stromsparprogramm mitmachen, passiert hier nichts mit den Uhren.«

Verstehend nickte Mamoru. »Das heißt also, der Zeitunterschied zwischen Deutschland und Japan hat sich von 7 Stunden auf 8 Stunden erhöht!?«

»Genau! Reika hat schon damit gescherzt, dass meine Worte bei einem Telefonat oder Chat nach Deutschland nun 8 Stunden aus der "Zukunft" bei ihr ankommen.« Kopfschüttelnd stellte Motoki das Glas beiseite.

»Sag mal, hat sie zufällig erwähnt, wann das Paket ankommt?«

»Ja, ich hab heute früh nochmal in der Sendungsverfolgung geschaut. Soll wohl morgen eintreffen... Was war das eigentlich nochmal, was sie für dich besorgen sollte?«

»Die Herbst-Zeitlose... Es handelt sich hierbei um eine Pflanze, die ausschließlich Europa wächst. Sie ist hochgiftig, aber nahezu das einzige Mittel, das wirksam bei einem akutem Gichtanfall hilft. Und da ich gerade an meiner Dissertation über "Giftpflanzen – Pflanzengifte in der Pharmazie - Vorkommen, Wirkung, Therapie" arbeite, passt diese Pflanze ganz wunderbar, um darin näher thematisiert zu werden«, antwortete Mamoru und nahm einen weiteren Schluck Kaffee.

»Du und deine Arbeit. Manchmal denke ich wirklich, dein ganzes Leben dreht sich fast nur darum. Aber mal ganz ehrlich, Mamoru....« Motoki wurde plötzlich ernst, als er sich mit den Armen auf dem Tresen abstütze und leicht vorbeugte. »Hast du nicht manchmal auch das Gefühl, dass dir die eine ganz besondere Person im Leben fehlt? Die Frau, der du dein Herz schenkst ... der du dein ganzes Leben zu Füßen legen und jeden Wunsch von den Augen ablesen würdest?«

Sekundenlang blickte Mamoru vor sich, direkt in die Schwärze seines Kaffees, ehe er antwortete.

»Weißt du, Motoki, eigentlich ist es so, dass ich mein Herz schon längst verschenkt habe. Und dass ich mich eigentlich auch nur so in meine Arbeit stürze, um nicht ständig darüber nachdenken zu müssen.... Um nicht ständig an SIE denken zu müssen.« Nur für einen Sekundenbruchteil wanderte sein Blick hinüber zu Usagi, doch Motoki begriff sofort.

»Es ist noch nichts verloren, mein Freund! Nur vielleicht solltest du langsam damit anfangen, etwas zu ändern und ehrlich zu dir selbst und zu ihr zu sein, denn ich denke, du könntest durchaus Chancen bei ihr haben.« Grinsend zwinkerte Motoki dem Schwarzhaarigen zu und widmete sich wieder dem Polieren der Gläsern und Tassen, die er kurz zuvor aus der unter dem Tresen befindlichen Geschirrspülmaschine geholt hatte.
 

Ein spitzer Schrei zog wenige Minuten später alle Aufmerksamkeit auf Usagi, die abrupt aufgesprungen war, nachdem sie ein Töpfchen mit Farbe umgerissen hatte. Diese hatte sich schnell über dem ganzen Tisch verteilt und war nun geradewegs über die Tischkante auf ihr Shirt gelaufen.

»Oh nein, verdammt! Mein schönes neues Oberteil...«, fluchte sie lauthals und hastete los in Richtung der neben dem Tresen befindliche Toilette.
 

Mamoru lacht leise auf, nachdem er ihr Missgeschick mitbekommen hatte und sie losstürmen sah.

»Deine Tollpatschigkeit wirst du wohl nie ablegen können, oder Odango?«

Ruckartig drehte Usagi ihren Kopf zu ihm und funkelte ihn böse an.

»Dein unverschämtes Mundwerk wirst du wohl genauso wenig los, oder? Aber weißt du was? Ich lass mir meine gute Laune von dir heute nicht vermiesen, Baka!«, erwiderte die Blondine, streckte ihm kurz die Zunge raus und drehte ihm dann wieder den Rücken zu.

Motoki reicht ihr ein Tuch und schickte Usagi direkt nach hinten in den Toilettenraum für Angestellte und Mitarbeiter. »Unazuki wird dir gleich die Seife bringen, um den Farbfleck einzureiben und einzuweichen, damit er nicht fest trocknet.«

»Danke Motoki, du bist meine Rettung!«, antwortete Usagi dankbar und lief eiligst hinüber zur Toilette.
 

Mamoru ertappte sich selbst dabei, wie er ihr hinterher blickte und sie von oben bis unten mustert. Warum nur war ihm ihre Wahnsinns Figur und ihre endlos wirkenden Beine bisher nicht aufgefallen? Hm... Lag es vielleicht einfach daran, dass sie heute diesen unglaublich kurzen schwarzen Rock und dazu Lederstiefel trug, die ihre Beine erst recht betonten? Oder hatte er bisher einfach Tomaten auf den Augen gehabt? Dass sich Usagi verändert hatte und zu einer bildschönen jungen Frau geworden war, sah doch schließlich sogar ein Blinder. Und plötzlich sah auch er sie mit ganz anderen Augen.
 

»Ein Penny für deine Gedanken, mein Freund. Wobei ich mir fast sicher bin, dass Usagi mal wieder der Grund für deine kurzzeitige geistige Abwesenheit war...«, riss ihn Motoki aus seinen Gedanken und schob ihm breit grinsend die Tube mit Gallseife hin.

Stirnrunzelnd blickte Mamoru vor sich und dann zu seinem besten Freund.

»Was soll das werden, Motoki? Ich hatte sicherlich keine so schmutzigen Gedanken, dass ich Gallseife benötige. Eher aber unser Tollpatsch von Dienst...«

»Du tust es schon wieder...«, ermahnte er seinen besten Freund, ehe er hinter Mamoru deutete. »Im Übrigen hat Unazuki gerade noch das Tablett mit Getränken voll, sodass du Usagi die Gallseife bringen wirst, damit sie den Fleck auf ihrer Bluse damit einreiben kann. Oder willst du, dass sie dir damit in den Ohren liegt, weil sich der Fleck auf ihrem neuen Shirt nicht mehr raus waschen lässt?«

Mamoru verzog kurz das Gesicht, als er nach der Gallseife griff und grummelnd von seinem Hocker aufstand. »Das machst du doch mit Absicht...«
 

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Usagi hatte, nachdem sie den Aufenthalts- und Umkleideraum mit der angrenzenden Toilette betreten hatte, sofort ihr T-Shirt über den Kopf gezogen und hielt es nun unter den Wasserhahn, während sie sich mal wieder über sich selbst ärgerte. Wahrscheinlich hatte Mamoru doch recht und sie würde ihr Leben lang mit diesem unsäglichen Talent der Tollpatschigkeit gesegnet sein und sich damit in die ärgerlichsten, unmöglichsten und peinlichsten Situationen bringen. Sie wie gerade, wo mal wieder alle Welt mitbekommen hatte, wie sie mit ihren zwei linken Händen etwas umgeschmissen hatte. Ob Motoki schon eine Strichliste über die von ihr zerdepperten Gläser und Tassen führte? Sollte dies tatsächlich der Fall sein, so konnte sie nur hoffen, dass er diese nicht irgendwann mal bezahlt haben wollte. Seufzend hielt sie ihr Shirt weiter unter den Wasserhahn und beobachtete verzweifelt, wie sich der Farbfleck immer weiter ausbreitete und größer wurde. Wo blieb nur Unazuki?
 

Im Glauben, es wäre Motokis Schwester, hob sie nicht den Kopf, als die Tür aufsprang und wieder lautstark ins Schloss fiel. »Na endlich...«, murmelte sie. Es kümmerte sie in diesem Moment herzlich wenig, dass sie lediglich in ihrem neuen schwarzen, fast durchsichtigen Spitzen-BH da stand. Wie hätte sie auch ahnen können, dass es nicht Unazuki war, die soeben die Toilette betreten hatte?
 

Mamoru selbst hatte, noch während er die Rückseite der Tube las, die Tür zu den Toiletten geöffnet und war ohne aufzublicken hineingegangen.

»Motoki bat mich, dir die Gaaa.......« Die restlichen Worte blieben ihm regelrecht im Hals stecken, als er in die weit aufgerissen Augen von Usagi blickte und registrierte, dass sie lediglich in einem fast durchsichtigen BH vor ihm stand. Ganz offensichtlich hatte sie nicht damit gerechnet, dass er ihr die Gallseife bringen würde.
 

Schon als sie seine ersten Worte gehört hatte, riss Usagi erschrocken den Kopf hoch und blickte ihn mit vor Entsetzen geweiteten Augen an. Sie war unfähig sich zu bewegen, riss aber auch schon im nächsten Moment die Arme hoch und versuchte mehr schlecht als recht ihren halbnackten Oberkörper zu bedecken. »Mamoru«, flüsterte sie erschrocken und wich einige Schritte zurück. Leider hatte sie die Rechnung mal wieder ohne ihr besonderes Talent gemacht und rutschte in einer Pfütze aus, die sich unter dem Waschbecken gebildet hatte. Ein entsetzter Schrei entwich ihren Lippen, als sie das Gleichgewicht und den Halt verlor. Der Boden kam immer näher und sie sah sich bereits hart auf dem Boden aufschlagen.
 

Wieder nahm das Unheil seinen Lauf............ so dachte sie zumindest.
 

Binnen Sekunden war Mamoru auf Usagi zugestürzt, als er sah, wie sie zu stürzen und auf den harten Fliesen aufzuschlagen drohte.

Im letzten Moment packte er sie und zog sie in seine Arme.

»Ist alles okay bei dir?«, fragte er und blickte besorgt auf sie herunter.

»Ich... ähm... ja, mir geht es gut......«, stammelte Usagi und senkte beschämt den Blick.

»Soll ich dir meinen Pullover borgen, solange du den Fleck entfernst? Ich meine, dein Shirt ist nass und naja... fast durchsichtig; und du.....« Er stockte. Sie war ihm in diesem Moment so nah wie nie zuvor und ihm wurde schlagartig bewusst, wie sehr er es genoss, sie in seinen Armen zu halten. Wie gut sich ihre nackte Haut unter seinen Händen anfühlte und wie sehr es ihn erregte, ihre wohlgeformten Brüste an seinem Oberkörper zu spüren. Alles an ihr war warm und weich, ihr Duft raubte ihm die Sinne und er war kurz davor, den Verstand zu verlieren. Unmerklich schüttelte er den Kopf, als er sich der Situation wieder bewusst wurde. Immerhin befanden sie sich hier im Waschraum des Crown und es konnte jederzeit jemand hinein kommen.
 

Nur zögerlich löste er sich von ihr, als Usagi stumm nickte und ihm damit zu verstehen gab, dass sie sein Angebot mit dem Pullover gern annehmen würde.
 

Noch immer wagte sie es nicht, ihm in die Augen zu schauen, registrierte aber aus den Augenwinkeln, wie er den Saum seines schwarzen Pullovers packte und ihn sich über den Kopf zog. Und noch während er sich den Pullover über den Kopf zog, rutschte sein T-Shirt ein Stück hoch und gab einen kurzen Blick auf seinen muskulösen Oberkörper frei. Usagi schluckte beim Anblick seines nackten Oberkörpers und sah schnell in eine andere Richtung. Doch zu spät, seine Konturen hatten sich bereits in ihr Gehirn gebrannt und würden wohl der Grund für den nächsten unanständigen Traum sein. Warum musste er auch so unverschämt gut aussehen? Und warum musste er so ein arroganter Mistkerl sein? Alles wäre soviel einfacher und erträglicher, wenn er nicht immer so gemein und unhöflich zu ihr wäre.

Genauso wenig verstand sie, warum er gerade so nett zu ihr war. Sein seltsames Verhalten irritierte sie erst recht.
 

Noch immer schlug ihr Herz unnormal heftig und ihre Atmung war unkontrolliert, und doch nahm sie erleichtert zur Kenntnis, dass er höflicherweise den Blick von ihr abgewandt hatte. Zögerlich griff sie nach dem Pullover und zog ihn sich schnell über den Kopf. Er duftete so herrlich intensiv und sie atmete tief ein. Es roch nach Rosen. Nein, es roch nach Mamoru.

»Danke!«, murmelte Usagi leise.

Überrascht blickte Mamoru zu ihr. »Wofür?«

»Na dafür, dass du mir die Gallseife gebracht hast, mir deinen Pullover leihst und mich dann noch vor dem Hinfallen gerettet hast. Ich war einfach überrascht, weil du doch sonst immer so....« Usagi überlegte kurz.

»...weil ich sonst immer so ein Arschloch bin!?«, ergänzte Mamoru sie und insgeheim versetzte es ihm einen Stich, dass sie so dachte.

»Nein, nein! Ich wollte nicht sagen, dass du ein Arschloch bist. Aber ich habe einfach bisher das Gefühl gehabt, das du immer nur zu mir so fies und unhöflich bist. Dass du mich nicht ausstehen kannst und ich in deinen Augen einfach immer nur das tollpatschige und verheulte Odango sein werden.«

»Usagi, ich ... Mist!« Fahrig fuhr sich Mamoru das sein schwarzes Haar. »Bitte entschuldige mich, ich habe noch etwas dringendes zu erledigen.«

Die Blondine konnte gar nicht so schnell reagieren oder antworten, wie er die Toilette wieder verlassen hatte und die Tür hinter ihm zugefallen war.
 

Stirnrunzelnd blickte sie ihm hinterher und verstand die Welt nicht mehr. Was zum Teufel war bloß in ihn gefahren?
 

Als sie mit dem nassen T-Shirt in der einen und der Tube mit der Gallseife in der anderen Hand wieder nach draußen trat, stellte sie enttäuscht fest, dass der Platz am Tresen, wo Mamoru zuvor noch gesessen und seinen Kaffee getrunken hatte, leer war. Nur Motoki befand sich dahinter und war wie so oft gerade dabei, die Arbeitsfläche auf Hochglanz zu polieren. Überrascht blickte er auf, als Usagi ihm die Gallseife direkt vor die Nase stellte. Scheinbar hatte sie ihn aus seinen Gedanken gewesen, sodass er sie nun mit großen Augen anblickte und interessiert musterte. Sicherlich hatte er sofort erkannt, dass sie Mamorus Pullover trug.

»Und? Hast du den Fleck herausbekommen?«, fragte er und griff nach der Gallseife, um sie dann wieder unter dem Tresen zu verstauen.

»Mmmmh...! Ähm, du sag mal, Motoki, hat Mamoru gerade was gesagt, warum er so plötzlich los musste?« Innerlich hoffte sie, dass er eine Erklärung für das merkwürdige Verhalten des Schwarzhaarigen hatte. Doch Motoki schüttelte nur mit dem Kopf und teilte ihr mit, dass er ganz plötzlich gezahlt hatte und dann ohne ein Wort der Erklärung verschwunden war.
 

Die Stunden vergingen und der Tisch mit den von den Kindern gebastelten Herbst-Dekorationen wurde immer voller. Alle waren mit großer Begeisterung und Enthusiasmus dabei; malten, falteten, klebten und schnitten was das Zeug hielt. Nur Eine war still geworden und pinselte, tief in Gedanken versunken, über die Blätter der Bäume, die ihr die kleine Miyu nacheinander hinlegte. Immer wieder vergrub Usagi ihr Gesicht und ihre Nase tief in Mamorus Pullover. Immer wieder atmete sie tief seinen Duft ein. Hatte sein Gesicht vor Augen, sobald sie ihre schloss.
 

Das freudige Kreischen und fröhliche Lachen der Kinder ließ sie jedoch aufschrecken. Die kleine Tamasaburou hatte Minako mit dem Pinsel einen roten Punkt auf die Nase gemalt. Kichernd hatte Minako es sofort zum Anlass genommen, sehr zur Belustigung der Kinder, einen Clown zu mimen und Grimassen zu ziehen.
 

Seufzend kuschelte sich Usagi wieder in den Pullover und ließ ihren Blick durch das Crown schweifen, ehe sie bei Motoki hängen blieb. Sie stutzte, denn scheinbar beobachtete er sie aufmerksam. Ein aufmunterndes, leicht schiefes Lächeln stahl sich auf sein Gesicht und ihr wurde bewusst, dass er sie wohl auch dabei gesehen hatte, wie sie immer wieder an Mamorus Pullover gerochen hatte. Was er nun wohl dachte? Ob er ahnte, dass sie insgeheim....? Schnell setzte sie sich wieder aufrecht hin und wandte sich Miyu zu, die gerade dabei war, ein kleines Kastanienmännchen zu basteln. Lächelnd griff sie nach den Streichhölzern, tunkte diese in Leim und half ihr dabei, die Arme und Beine zu befestigen.
 

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Es war der frühe Samstag-Nachmittag, als Usagi das Crown betrat. Sie wusste selbst nicht, was sie an diesem trüb-diesigen Tag nach draußen getrieben hatte, der genau das Gegenteil vom goldenen Herbst am Tag zuvor war, welcher ihnen Stunden mit blauen Himmel, strahlender Sonne und warmen Temperaturen beschert hatte.

Der Himmel war trist und grau, die Luft feucht, der Nebel hing tief und hartnäckig und der stürmische Wind wehte die noch hängen Blätter von den Bäumen oder ließ die Frisuren der Menschen, die bei diesem Mistwetter unterwegs waren, zerzausen.

Überrascht stellte sie fest, dass sie nicht die Einzige war, die auf die Idee gekommen war, den eigenen vier Wänden und auch dem trüben Herbsttag ein wenig zu entkommen und im Crown auf ein wärmendes Heißgetränk einzukehren. Motoki schwirrte hektisch zwischen unzähligen Gästen hin und her, nahm Bestellungen auf oder servierte Getränke und kleine Snacks.
 

5 Minuten saß sie bereits am Tresen, als Motoki endlich neben sie trat.

»Usagi, mensch, was treibt dich denn heute so allein hier her?«

»Hallo Motoki, ich hatte eigentlich gehofft... naja, also... ich hatte gedacht, dass Mamoru zufällig hier ist und ich ihm seinen Pullover zurückgeben kann«, antwortete sie hastig.

»Tut mir leid, aber er hat sich heute noch nicht blicken lassen. Eigentlich wollte ich heute noch bei ihm vorbeischauen und ihm ein Päckchen vorbeibringen, aber Unazuki ist krank geworden und ich muss ihre Schicht mit übernehmen. Naja, und du siehst ja, was hier heute los ist.« Der Blonde zog kurz die Schultern hoch und seufzte hörbar, als ein neuer Gast nach der Bedienung verlangte. Kurzerhand wandte sich Motoki um und rief dem Gast zu, dass er in wenigen Sekunden bei ihm sein würde, ehe er sich wieder Usagi zu wandte. Ein breites Lächeln hatte sich in diesem kurzem Moment auf seinem Gesicht ausgebreitet, als ihm ein Gedanke gekommen war, der sich schnell zu einer hervorragenden Idee weiterentwickelt hatte.

»Hmmm, sage mal, Usa, wenn du ihm eh den Pullover zurückgeben willst, könntest du doch das Päckchen nehmen und direkt zu ihm gehen. Du wirst ihn garantiert zu Hause antreffen, denn er schreibt, wenn er nicht gerade hier ist, durchweg an seiner Doktorarbeit.«

»Ich soll zu Mamoru nach Hause?« Ungläubig blickte Usagi zu ihrem besten Freund, der kurzerhand über den Tresen griff und ein Päckchen hervorholte.

»Du hast dann natürlich auch was gut bei mir, Usa!«
 

20 Minuten später stand Usagi tatsächlich vor dem Wohnkomplex, in dem Mamoru wohnte und suchte die Klingelschilder ab. Zögerlich hob sie den Finger und haderte kurz mit sich, den Klingelknopf zu betätigen.

Abrupt wich sie zur Seite, als die Tür aufgerissen wurde und zwei Kinder hinaus gelaufen kamen. Ohne weiter darüber nachzudenken, war sie schon im nächsten Moment durch die sich schließende Tür geschlüpft und schnurstracks auf den rechts neben der Eingangstür befindlichen Fahrstuhl zugelaufen. Laut Klingelschild musste sie in das 5. Stockwerk und ihre Kondition gab es einfach nicht her, diese unendlichen vielen Stufen hinauf zu laufen.

Surrend und mit einem kurzen Ruck hatte sich der Fahrstuhl in Bewegung gesetzt. Von Nervosität geplagt, blickte Usagi währenddessen auf die kleine Schachtel in ihren Händen und drehte sie mehrfach hin und her. Was sich wohl darin befand? Doch vorerst kam sie nicht dazu, weiter darüber nachzudenken, denn sie war im 5. Stockwerk angelangt.

Langsam schritt sie den endlos lang erscheinenden Flur entlang und las sich jeden einzelnen Namen auf den Klingelschildern durch. Mit jedem Schritt den sie Mamorus Wohnung näher kam, schlug ihr Herz kontinuierlich einen Takt höher.
 

'Chiba Mamoru' las sie leise an der vorletzten Tür und schluckte nervös, als ihr bewusst wurde, das sie ihr Ziel erreicht hatte. Als ihr Finger den Klingelknopf betätigte, konnte sie deutlich die penetrante Türklingel hören. Doch auch nach dem dritten Klingeln öffnete niemand die Tür und sie stellte enttäuscht fest, dass sie Mamoru wohl verpasst hatte. Dabei hatte Motoki ihr doch noch versichert, dass er definitiv zu Hause wäre...
 

Seufzend ließ sie sich auf der obersten Stufe der nach unten führenden Treppe nieder und legte sich den Pullover, als auch die kleine Schachtel auf den Schoß. Tief in Gedanken versunken, fuhr sie, durch das laute Knallen einer Tür und das darauf folgende Poltern im 6. Stockwerk, erschrocken hoch und fluchte leise vor sich hin, als der Pullover und auch die kleine Schachtel mehrere Stufen hinunter purzelten. Schnell eilte sie hinunter und hoffte, dass der Inhalt der Schachteln heil geblieben war. Zu ihrem Entsetzen war der Deckel völlig eingedrückt und offenbarte den Inhalt.

»Oh nein!«, flüsterte sie und hob das zerdrückte Päckchen vorsichtig hoch. Mamoru würde sie sicherlich einen Kopf kürzer machen und wieder als tollpatschiges Odango bezeichnen, wenn er es sah. Schnell versuchte sie, den Deckel wieder halbwegs in die richtige Form zu bringen, doch vergebens. Er ließ sich einfach nicht mehr schließen.
 

Währenddessen hatte der Inhalt der Schachtel bereits ihre Aufmerksamkeit auf sich gezogen. 'Was für eine wunderschöne Blume', dachte sie und griff nach dem durchsichtigen Beutel, in dem diese sich befand. Es erinnerte sie weit entfernt an Krokusse, die aber -soweit sie wusste- ausschließlich im Frühjahr blühten.
 

Usagi betrachtete die Blume näher und war ganz angetan von ihren lilafarbenen Blütenblättern. Wie sich diese wohl anfühlten? Ob die Blume gut roch? Sicherlich würde es nicht auffallen und keiner würde es merken, wenn sie die Blume kurz mal aus der Tüte nahm. Immerhin würde sie sie sofort wieder zurück tun. Neugierig öffnete sie den durchsichtigen Beutel und schob vorsichtig ihre Hand hinein. Doch nichts - sie war einfach nur glatt und kalt, und auch hatte sie keinen besonderen Duft an sich.
 

Sie wollte gerade den Beutel wieder verschließen, als sie Schritte auf der Treppe vernahm. Ein schwarzer Haarschopf erschien in ihrem Blickfeld und zwei funkelnde tiefblaue Augen blickten ihr überrascht entgegen.

»Usagi? Was machst du denn hier?«
 

Über Mamorus plötzliches Auftauchen überrascht, war Usagi aufgesprungen und hatte dabei fast ein zweites Mal das Päckchen mit der Pflanze fallen lassen.

»Oh, ähm ... Hey, Mamoru. Ich wollte dir eigentlich nur deinen Pullover zurückgeben. Naja und Motoki hat mir auch noch etwas für dich mitgegeben.« Zögerlich zeigte sie ihm die zerdrückte Schachtel.

»Oh nein, was ist denn damit passiert? Verdammt, ich hoffe, der Inhalt ist heil geblieben. Komm, lass uns schnell zu mir in die Wohnung gehen, damit ich den Inhalt überprüfen kann«, sagte Mamoru hastig und eilte mit seinen Einkaufstüten an Usagi vorbei.
 

Mit einem schlechten Wissen trat die Blondine hinter Mamoru in dessen Wohnung, immerhin war es ihr Verschulden, dass das Päckchen Schaden genommen hatte. Und scheinbar schien es sehr wichtig für Mamoru zu sein. Es würde sie sicherlich lynchen.

»Usagi? Komm ... und zeig mir mal bitte das Päckchen!«

Zögerlich trat sie mit hängenden Schultern auf ihn zu. »Mamoru ich ... es tut mir leid!«

Stirnrunzelnd nahm er den durchsichtigen Beutel heraus und atmete erleichtert aus:

»Puh, Glück gehabt. Der Herbst-Zeitlosen ist zum Glück nichts passiert. Ich will mir gar nicht ausmalen, was gewesen wäre, wenn der Beutel gerissen und jemand mit der Pflanze in Berührung gekommen wäre.«

Usagi wurde mit einem Mal ganz unwohl. »Oh, was...was ist das denn für eine Blume? Und warum ist sie so wichtig für dich?«

»Es handelt sich um eine hochgiftige Pflanze, die in der Pharmazie bei der Herstellung von Arzneimittel Verwendung findet. Sie wird daher auch Thema in meiner Dissertation und weil sie nur in Europa vorkommt, habe ich mir ein Exemplar von Reika schicken lassen.« Mamoru blickte auf und erschrak, als er sah, wie Usagi plötzlich Leichenblass wurde und zurück taumelte. Schnell war er neben ihr und packte sie sanft an den Armen. »Mein Gott, Usagi. Was ist denn mit dir? Ist alles in Ordnung?«

»Ich... ich habe sie berührt«, stammelte sie geschockt und starrte zitternd auf ihre Hand.

Als Mamoru ihre Worte begriff, erstarrte er augenblicklich. Angst machte sich in ihm breit. Panische Angst, dass ihr dadurch etwas passieren könnte. Dass es bei ihr durch die bloße Berührung bereits zu Vergiftungserscheinungen führen konnte.

»Verdammt, Usagi! Du dummes Ding....«, brüllte er und zog sie eilig zum Badezimmer. Dort riss er den Wasserhahn auf, packte Usagis Arme und hielt sie unter heißes Wasser. Mit einer desinfizierenden Waschlotion rieb er ihre Arme ein und rubbelte immer wieder kräftig über ihre Haut, während die Blondine still vor sich hin weinend alles über sich ergehen ließ.
 

30 Minuten später saß Mamoru mit Usagi im Arm erschöpft auf dem Boden. Nachdem er ihre Arme wie ein Wahnsinniger geschrubbt hatte, rieb er sie noch mit Desinfektionsmittel ein und betete immer wieder, dass es zu keinen Vergiftungserscheinungen kommen würde.
 

»Was hast du dir nur gedacht? Wieso bringst du dich nur immer wieder in solche Situationen?«

Leise schluchzte Usagi. »Es tut mir leid... so leid!«

»Du hast mir eine Heidenangst eingejagt«, sagte er leise und strich ihr behutsam über das Haar.

»Mamoru? Glaubst du mir, dass ich das nicht mit Absicht mache? Dass ich das alles nicht wollte?«

Überrascht blickte er auf sie hinunter. »Natürlich glaube ich dir!«

»Mein Lebensretter...«, murmelte sie leise.

»Ich möchte übrigens, dass du heute Nacht hier bleibst, damit ich ein Auge auf dich haben kann«
 

Nachdem Mamoru Usagi auf der Couch in seinem Wohnzimmer abgesetzt und ihr eine Decke über den zitternden Körper gelegt hatte, dauerte es keine 10 Minuten und Usagi war eingeschlafen. Kurzzeitig hatte er ihren gleichmäßigen Atemzügen gelauscht, ehe er sich seinen Laptop schnappte, im Sessel gegenüber Platz nahm und weiter an seiner Dissertation schrieb.
 

Immer wieder ertappte er sich dabei, wie er zu Usagi hinüber starrte. Wie er ihre weichen Gesichtszüge genauer betrachtete und verfolgte, wie sich ihre Brust beim Atmen hob und senkte. Er würde stets über sie wachen, sie beschützen und für sie da sein, dem war er sich sicher.
 

Sonnenstrahlen durchfluteten die Wohnung und kitzelten Usagi im Gesicht. Gähnend streckte sie sich und öffnete langsam die Augen. Es dauerte einen Moment, ehe sie begriff, wo und bei wem sie sich befand. Stück für Stück kam die Erinnerung an den gestrigen Nachmittag zurück und ließ sie hochschrecken. Angstvoll betrachtete sie ihre Arme und Hände. Doch es war nichts zu sehen und auch so ging es ihr den Umständen entsprechend gut. Ihr Blick fiel auf den gegenüber stehenden Sessel. Mamoru. Schlafend. Was ein hinreißender Anblick, der ihr Herz erwärmte. Ihr Lebensretter. Derjenige, dem sie schon vor langer Zeit ihr Herz geschenkt hatte.
 

Leise stand sie auf und trat an die riesige Balkontür, die sich neben der Couch befand. Es war wieder einer dieser strahlend schönen Herbsttage, die sie so liebte. Ihr Blick fiel auf die Blumenkästen am Balkongeländer und staunend betrachtete sie die darin befindlichen Eisblumen.

»Wie schön...«, flüsterte sie leise.

»Raureif«, entgegnete eine raue Stimme hinter ihr und ließ sie überrascht herumfahren.

»Raureif?«, fragte sie sichtlich irritiert.

»Ja, das auf den Blumen ist Gefrorenen Tau. Oder eben Eistau, beziehungsweise Raureif.«

Usagi drehte sich wieder zur Balkontür, als sie seinem intensiven Blick nicht länger stand halten konnte.

»Wie geht es dir? Tut dir irgendetwas weh oder ist dir unwohl?«

»Es geht mir gut ... dank dir! Mamoru, ich weiß gar nicht, wie ich das jemals wieder gut machen kann.«

»Versprich mir einfach, dass du in Zukunft besser auf dich Acht gibst, okay?«
 

Einem inneren Impuls folgend, hatte sich Usagi umgedreht und war zum ihm geeilt. Sie musste ihn einfach umarmen. Seine Nähe und seine Wärme spüren.

Zögerlich hab sie den Kopf und blickte ihm direkt in die Augen. »Ich verspreche es dir!«

»Usako...«, flüsterte Mamoru heiser und plötzlich waren ihre Gesichter sich so nah. Ihre Nasenspitzen berührten sich leicht, ehe sich ihre Lippen aufeinander legten und sie ihrem Verlangen nachgaben.
 

Schwer atmend lösten sich die Beiden Minuten später von einander und Mamoru fuhr sich unsicher durch das schwarze Haar.

»Bitte entschuldige...ich wollte dich nicht überrumpeln. Aber du warst mir in diesem Moment einfach so nah. Und du warst so hübsch und du hast so gut gerochen. Da musste ich dich einfach küssen.«

Die Blondine stutze und blickte überrascht zu Mamoru. »Du findest mich hübsch?«

Kurz räusperte sich der Schwarzhaarige. Es war an der Zeit, aufrichtig zu sein und zu seinen Gefühlen zu stehen. »Hübsch ist noch untertrieben. Usako, du bist einfach umwerfend, wunderschön, herzlich, aufrichtig...«

»Ich liebe dich!«, sprudelte es aus ihrem Mund. Sie konnte einfach nicht länger warten, ihm endlich zu sagen, was sie wirklich für ihn empfand. Und ein neuerlicher Blick in seine tiefblauen Augen, ließ sie seufzen. Es wären keine Worte nötig gewesen, um zu wissen, dass er genauso empfand. Und doch ließ es ihr Herz höher schlagen, als er ihr ebenso seine Gefühle offenbarte...

»Du hast mich vom ersten Moment an verzaubert und mein Leben mit deinem Dasein bereichert. Für alle Zeit gehört dir mein Herz, Usako!«
 

¨¯¯¨˜“¤.¸°¸.¤“˜¨¨¯¯¨
 

Motoki wischte gerade über den Tresen, als die Schiebetüren des Crown sich öffneten. Es verschlug ihm regelrecht die Sprache, als Mamoru und Usagi Arm in Arm hinein gelaufen kamen und Platz nahmen.

»Ähm, hallo Ihr Zwei. Sagt, träume ich gerade oder habe ich etwas Entscheidendes verpasst?«

Usagi kicherte und schmiegte sich an ihren Liebsten. »Wenn das ein Traum ist, möchte ich nie wieder aufwachen.«

»Dank dir und der Pflanze, die Reika aus Europa geschickt hat, haben wir endlich erkannt, was wir wirklich füreinander empfinden«, entgegnete Mamoru und küsste Usagi sanft auf die Stirn.

»Oh ja, du musst Reika unbedingt und ganz schnell Dankesgrüße ausrichten, Motoki. Am Besten heute noch...«

»Heute wird es leider nichts werden, da Reika bei einem Drachenfest ist, was gerade in Deutschland stattfindet. Ich muss euch unbedingt mal ein Bild von den dort verwendeten Drachen zeigen. Aber vorher möchte ich ganz genau wissen, wie es dazu kam, dass ihr endlich begriffen habt, dass Ihr zusammengehört«, grinste Motoki und schob Mamoru einen Kaffee und Usagi einen heißen Kakao hin.
 

eɴde
 



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  solty004
2014-12-04T20:47:18+00:00 04.12.2014 21:47
Hey,
Sorry das ich mich erst jetzt schreibe.
Doch ist mein wenige Freizeit die so schon habe noch weniger. Den meine Baustelle neigt sich endlich zum Ende und dann noch die Weihnachtszeit kombiniert mit Geburtstag.
Jeder der eigene oder kleine Kinder in der Verwandtschaft hat weiß das heißt. Dass man mit den kleine jetzt halt Kekse backen um sie auf weinachten ein zu stimmen.
Also nicht böse sein wen ich zur Zeit etwas unregelmäßige schreibe!!!!!!

Es ist ein echt süßes OS von dir .
Es hat von Anfang bis zum Schluss zum Träumen eingeladen.


Freu mich schon auf was Neues von dir für mein Kopf Kino.

LG Solty

Von:  Lunata79
2014-11-30T19:18:17+00:00 30.11.2014 20:18
Süß. Aber irgendwie ging gegen Schluss alles etwas zu schnell, für meinen Geschmack. Würden die beiden wirklich so etwas sagen und tun, in den beiden Absätzen, vor dem Letzten?
Hab auch einige Rechtschreib- und allgemeine Schreibfehler entdeckt. Hab sie mir aber leider nicht gemerkt.
Aber auf jeden Fall eine super Idee und eine wunderschöne Story .

Lg
Lunata79
Antwort von:  -Luna-
30.11.2014 21:11
Darf ich fragen, wie du es dargestellt hättest?
Und was meinst du mit allgemeine Schreibfehler?
Rechtschreibfehler schleichen sich nun mal ab und an ein, niemand ist gänzlich Fehlerfrei.

Dein Kommi spiegelt leider das wieder, was ich schon im Gefühl hatte...nämlich, dass mir der Herbst-OS völlig misslungen ist. Nun ja, danke trotzdem für deine Kritik.
Antwort von:  Lunata79
30.11.2014 21:54
Ganz misslungen würde ich nicht sagen. Der Anfang ist wirklich vielversprechend und wirklich gut beschrieben. Nur, dass sie von der Balkontür zum Sofa in seine Arme stürzt, klingt etwas ... vorschnell. Schon allein wegen der Wegzeit von der Balkontür zu Mamoru. Hier hättest du vielleicht einen kleinen Stolperunfall einbauen können.
Und Usagi hätte auch nicht herausplatzen sollen, dass sie ihn liebt. Weil da meinstens erst Zeit verstreichen sollte, ehe es zum Geständnis kommt. Habe ich zumindest bei anderes FFs so gelesen. *schulterzuck*
Deine OS ist auf jeden Fall noch ausbaufähig, aber misslungen würde ich sie unter keinen Umständen bezeichnen.


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