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Kaizoku no Kokoro

Das Herz des Piraten
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
"Okimoto"
-> Name von Motonaris Halbbruder (historisch gesehen leibliche Brüder, jedoch mit mehreren Jahren Altersunterschied)

PS: Verzeiht mir, dass ich das Kapitel vergessen habe -.-° Komplett anzeigen

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Okimoto

Sano schloss die Shoji hinter sich, doch Myokyus Schluchzen hörte er immer noch. Er ließ den Kopf hängen, seufzte schwer und ging den Terrassengang entlang zu einem anderen Zimmer. Vor diesem atmete er tief ein, ging in die Knie und atmete wieder aus, bevor er seine Stimme erhob.

„Meister Okimoto...“

„Was gibt es?“, war die Stimme von innen zu hören.

Sano öffnete die Shoji und rutschte in den Raum hinein. Okimoto saß auf einem niedrigen Stuhl, zu seinen Füßen hockte seine Frau. Ihr Kimono rutschte ihr auf einer Seite von der Schulter und das lange schwarze Haar fiel wie Seide über ihren Rücken.

„Was gibt es so wichtiges, dass du mich störst?“, raunte Okimoto.

„Meister Okimoto. Ihr habt es sicher schon gehört, aber ich wollte es Euch persönlich sagen. Dem Gesinde ist doch nicht zu trauen, nicht wahr.“, begann Sano.

„Sprich endlich! Siehst du nicht, dass ich beschäftigt bin?!“

„Sehr wohl. Euer Bruder, der junge Herr Motonari, ist bei der Schlacht ums Leben gekommen. Wir haben ihn von Oshiba mitgebracht.“

Okimotos Frau schnappte leise hörbar nach Luft und sah ihren Mann an. Der junge Motonari war immerhin ihr Schwager und dieser sanftmütige Mann sollte im Kampf gestorben sein? Okimoto hingegen sagte nichts dazu. Seine Mundwinkel zuckten und Sano erkannte ein Lächeln in seinem Gesicht.

„Meister Okimoto...“

„Was denn noch?“

„Meine Tochter und meine Enkelin...“, setzte Sano an.

Okimoto winkte mit der Hand. „Darum kümmern wir uns, wenn ich meinen kleinen Bruder gesehen habe. Nun geh!“

Sano nickte und verbeugte sich tief, während er das Zimmer verließ und die Shoji schloss. Er stand auf und ging durch den Garten hinüber auf die andere Seite des Terrassenganges. Hoffentlich war Fürst Mori noch nicht zu sehr betrunken. Seit sie zurückgekommen waren und seit er wusste, dass sein Sohn tot war, trank der Fürst viel zu viel. Vornehmlich Sake und das den ganzen Tag lang, wenn ihn niemand davon abhielt. Man konnte im Übrigen von Glück reden, dass Sano ihn dazu bekam, wenigstens etwas zu essen. Sano ging hinauf zu den Gemächern des Fürsten und klopfte an den Shoji des Fürsten.

„Mein Fürst?“, rief Sano.

Er hörte nur ein undeutliches Brummen, dass womöglich zustimmend klingen sollte. Also schob er die Shoji auf und ging hinein. Ihm kam der boshafte Gedanke, dass sich der Sohn des Fürsten, Okimoto, bereits herrschaftlicher benahm, als sein Vater, Fürst Mori, es jemals getan hatte. Der Fürst hatte Menschen wie Sano nie auf den Knien in den Raum rutschen lassen, wie Okimoto. Wie dem auch sei, hoffentlich hörte Fürst Mori ihm zu und verstand ihn auch.

„Mein Fürst.“

„Ja...“

„Wie viel habt ihr schon getrunken?“, fragte Sano.

Der Fürst machte eine wegwischende Handbewegung und murrte genervt. Sano seufzte und setzte sich ihm gegenüber. Die kleine Karaffe Sake stellte er beiseite.

„Ich muss mit Euch reden.“

„Dann redet schon.“, knurrte der Fürst.

„Es geht um Eure Söhne, mein Fürst.“

Der alte Mann sah auf. Gut, er verstand ihn also.

„Ich war gerade bei Eurem Sohn Okimoto, um ihm zu sagen, was mit seinem Bruder passiert ist.“

„Und?“, fragte Fürst Mori, ohne interessiert zu klingen.

„Er lächelte.“, antwortete Sano.

Fürst Mori sah ihn prüfend an. Soviel Sake schien er doch noch nicht getrunken zu haben, fand Sano.

„Sano... Was willst du mir sagen? Durch Motonaris Tod ist er doch sowieso mein Nachfolger, was soll er also sonst noch wollen?“

Sano nickte. „Vielleicht... will er das ja beschleunigen. Das wäre nicht das erste Mal...“, gab er zu bedenken.

Wieder sah der Fürst ihn durchdringend an. „Sano. Du sagst mir nicht die ganze Wahrheit.“

Der Ältere senkte den Kopf. Vielleicht sollte ich es ihm sagen. Vielleicht kann er mir ja helfen. „Mein Fürst... Dass der junge Herr in der Schlacht war, ist meine Schuld. Ich habe seinen Willen gesehen, dort unten zu stehen.“

„Du hast was?!“, fauchte Fürst Mori.

Sano hob abwehrend die Hände. „Hört mir doch zu. Euer Sohn Okimoto hat mir das aufgetragen, weil er von diesem Willen wusste. Er wollte es. Er wusste auch, dass der junge Herr noch keine reelle Kampferfahrung hatte und er hoffte, dass er dabei sterben würde.“

„Okimoto?“ Der Fürst sah nachdenklich zur Seite.

„Ja mein Fürst. Er hat veranlasst, dass ich den jungen Herrn in die Schlacht schicke. Es tut mir aufrichtig Leid, aber ich hatte keine andere Wahl. Aber ich konnte das nicht einfach so tun. Ich habe einen Soldaten gefunden, der ihm ähnlich sieht und mit dem habe ich den jungen Herrn die Domaru tauschen lassen. Ich konnte wirklich von Glück reden, dass die Domaru des jungen Herrn noch nicht fertig war und er eine andere, einfache Domaru trug.“, erklärte Sano mit gesenktem Kopf.

Der Fürst sah ihn ausdruckslos an. „Soll das heißen, das da unten ist nicht mein Sohn, der dort aufgebahrt liegt?!“

„Mein Fürst, das weiß ich noch nicht. Das Gesicht ist entstellt, ich muss ihn mir erst noch genauer ansehen, aber ich bin noch nicht dazu gekommen, da ich Myokyu erst informiert habe.“, sagte Sano.

„Ja und bei Okimoto warst du auch noch vorher!“

„Ja, das war ich. Verzeiht, ich werde sofort hinunter gehen und mir den Leichnam genauer ansehen.“

„Das will ich hoffen!“, fauchte der Fürst.

Sano senkte den Kopf erneut, nickte und verließ dann das Zimmer. Er ging vom Terrassengang weg und in der Burg nach unten. Dort, in einem verschlossenen Raum, wurde der Leichnam des vermeintlichen jungen Herrn Motonari aufgebahrt. Sano hatte ihn sich zwar auf der Insel schon angesehen, doch er war sich nicht sicher gewesen, ob es Motonari oder der junge Soldat gewesen war. Als er unten ankam waren die Shoji jedoch geöffnet. Sanftes Licht erhellte den Raum und war durch den Spalt zu sehen. Sano ging langsam heran und spähte hinein. Okimoto schlich um den aufgebahrten Leichnam herum und begutachtete ihn. Dann fluchte er leise. Sano sprang lautlos beiseite und in den Schatten neben die Shoji. Fast im selben Moment riss Okimoto die Shoji auf und stürmte hinaus. Nach ein paar Sekunden hörte Sano ihn oben nach seinem Vater brüllen. Sano ballte resigniert die Fäuste, dann entschloss er sich doch hinein zu gehen.

Der Leichnam lag auf der Bahre umringt von getrockneten weißen Chrysanthemen. Sano schritt heran und bevor er ihn ansah, schaute er zur rechten Seite, wo das winterliche Sonnenlicht mit feinen Staubkörnchen spielte. Eigentlich wünschte er sich, dass es nicht der junge Herr wäre, aber welche Folgen würde das dann haben? Und dann würde sich auch die Frage stellen, wo der richtige Fürstensohn war. Seufzend wandte er sich dem Leichnam zu. Es wurde Zeit, dass er ihn sich genauer ansah. Die Haut sah bereits grau aus und er fing an etwas dicker zu wirken, als er lebend gewesen war. Spätestens morgen würden sie sich um die Beerdigung kümmern, denn sonst würde es sehr unschön werden. Das Gesicht war weiß, die Wunde im Gesicht wirkte schwarz durch das verkrustete Blut. Die Haare machten einen ähnlichen Eindruck und durch das verklebte Blut daran, wirkten sie wie dicke Strähnen. Sano richtete seine Aufmerksamkeit aber auf das Gesicht. Doch die Wunde machte eine eindeutige Identifizierung nicht möglich. Ihm blieb nur noch eine Möglichkeit. Die blutverfärbte und teilweise aufgerissene Domaru war ihm nicht ausgezogen worden. Sano öffnete die Seidenkordeln und spähte unter die Rüstung. Trotz des vielen getrockneten Blutes erkannte er den Verband. Er band die Kordeln wieder zusammen und seufzte. Es war nicht der junge Herr. Was Okimoto vielleicht am Gesicht erkannt hatte, musste er durch den Verband feststellen, den der junge Soldat wegen der ausgerenkten Schulter bekommen hatte. Trotzdem stellte sich nun die Frage, wo der Fürstensohn Motonari sich jetzt befand. Und vor allem, was Okimoto vorhatte.

Sano verließ das Zimmer und ging wieder hinauf. Er wollte zum Fürsten um ihn zu informieren, doch er ahnte, dass Okimoto das wohl bereits getan hatte. Er hörte schon die Stimmen der beiden. Neben dem Zimmer wartete er und versuchte zu verstehen was sie sagten, doch Okimoto sprach zu leise. Also musste er warten. Er lehnte sich gegen die Wand und als die Shoji aufgingen erschrak er beinahe. Okimoto sah ihn sofort und warf ihm einen wütenden Blick zu. Fast im selben Moment stand er dicht vor ihm und hatte ihn am Kragen gepackt. Er sagte jedoch nichts sondern ließ ihn ruckartig los und verschwand.

Sano sah ihm schockiert nach. Wäre ich doch nur sofort runter gegangen... Mit gesenktem Kopf betrat er das Zimmer des Fürsten.

„Sano. Willst du mir sagen, dass das da unten nicht Motonari ist?“, sagte der Fürst, ohne ihn anzusehen.

Sano nickte. Der Fürst sah zu ihm. „Das weiß ich schon. Okimoto hat es bereits bemerkt!“

„Ich weiß mein Fürst, ich habe ihn gesehen. Verzeiht, ich hätte wirklich sofort hinunter gehen sollen.“

„Das hättest du! Schaff ihn da raus! Und dann werden wir nach Shikoku segeln, ich will meinen Sohn zurück! Okimoto wird nicht eher mein offizieller Nachfolger, bis nicht bewiesen ist, dass Motonari tot ist!“, forderte der Fürst und stürzte die kleine Sakekaraffe in sich hinein.

„Aber mein Fürst, es wird schwierig werden, dort anzukommen. Es ist Winter und dieses Jahr fällt überraschenderweise Schnee. Das kommt sonst nur im Norden vor.“, entgegnete Sano.

„Wir segeln sobald es geht!“, knurrte der Fürst.

„Sehr wohl.“, sagte Sano ergeben.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Tamanna
2015-01-20T20:05:55+00:00 20.01.2015 21:05
Ah~
Endlich geht es weiter. Sehr schön ^^

Tja, dumm gelaufen, was Okimoto-san? Die Herrschaft wird wohl noch etwas warten müssen... *kicher*

Aber der gute Sano hätte wirklich vorher prüfen müssen, ob das der echte Motonari ist. Einen fremden aufbahren, ist ja nicht das, was ein Vater will.


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