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Dressmaking

Takeru x Loki/ Loki x Takeru
von

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„Was ist das?“, wollte Takeru immer noch misstrauisch wissen und musterte das dünne Buch, welches ihm nun entgegengestreckt wurde.

„Der Beweis, dass ich ausnahmsweise~ die Wahrheit gesagt habe~“

Langsam schaute er immer wieder zwischen dem Notizbuch und Loki hin und her, bevor er es etwas zögerlich an sich nahm, um die erste Seite aufzuschlagen. Der Inhalt bestand aus einer kritzeligen Handschrift und auf der Innenseite des Covers war eine unsaubere Skizze von ihm selbst, sowie von seinem Bruder in übertriebenen Ballkleidern.

„Was... soll das?“, wiederholte sich Takeru etwas beschämt, woraufhin er den handschriftlich verfassten Text nur hastig überflog. In seinen Händen hielt er eine abgewandelte Szene ihres Theaterstückes von Cinderella, aber es stammte nicht aus dem Skript, welches sie gemeinsam bearbeitet hatten. Es war Lokis eigene Fassung, womit es ein anderes Ende darstellte.

„Takeru~ Ich wollte dich mit Tsukito und seinem Kostüm nur hierhin ködern. Anders hättest du mir doch nie geglaubt, dass ich nähen kann, nicht wahr~? Und eigentlich bist du Derjenige, der mir einen Gefallen tun soll!“

„Was? Ich? Dir? Wieso sollte ich das tun?“, entkam es Takeru daraufhin sofort brummig, doch der Feuergott blieb überraschend gefasst.

„Wenn ich dir auch so ein hübsches Kleid nähen soll, musst du in meinem Stück mitspielen!“ Kaum waren diese Worte ausgesprochen, wanderte sein Blick erneut in das Skript.

„...du hast eine eigene Szene für unsere Aufführung geschrieben, von der die anderen wohl nichts wissen, wie? Und willst, dass ich bei deinem kleinen Streich mitspiele? Was hast du vor, hä? Unsere ganze Aufführung ruinieren?“, mutmaßte der Meeresgott zähneknirschend, doch zu seiner eigenen Überraschung schob Loki seine Unterlippe nach vorne und schien plötzlich zu schmollen.

„Ich will überhaupt nichts ruinieren~ Ich will die Aufführung mit meinem Stück nur perfekt machen~ Immerhin sollte mir die Rolle des Stars zustehen und der Star des Stückes bekommt die Prinzessin! Weil du die böse~ Stiefschwester spielst, wirst du den Prinzen ablenken, sodass...“

Während ihm seine neue Rolle erklärt wurde, begann Takeru in dem Notizbuch etwas genauer zu lesen, doch was dort niedergeschrieben war, missfiel ihm ungemein.

„ICH soll APOLLON küssen, damit DU KUSANAGI bekommst?“

Noch bevor Loki aussprechen konnte, waren ihm diese Worte einfach energisch entkommen, sodass sein Gegenüber überrascht zusammenzuckte, ehe er beschwichtigend die Hände hob ohne dabei das berechnende Funkeln in den Augen zu verlieren.

„Nein~ Die Stiefschwester küsst den Prinzen~!“, wollte Loki die Wahrheit entschärfen.

„Ich BIN die Stiefschwester und Apollon IST der Prinz! Und du willst dir... Kusanagi unter'm Nagel reißen?“, motzte Takeru dennoch weiter, wobei er dem Feuergott das Notizbuch zurück in die Hände drückte.

„Takeru~ es ist ein Theaterstück! Du brauchst doch nur so zu tun, als würdest du ihn küssen und mir geht es nicht um das Menschenmädchen! Ich will einfach eine Rolle, die mir zusteht!“

„Mir egal, was du willst! Ich spiel' da nicht mit! Das ist doch bescheuert!“

„Oh? Dann willst du also lieber in einem Kartoffelsack auf die Bühne~?“ Obwohl sich Takeru gegen dieses Spielchen sträubte, schien Loki immer noch zuversichtlich mit seinem Vorhaben. „Überleg' es dir. Du hast Tsukitos Kostüm gesehen! Wenn du dich also lieber vor den anderen blamieren möchtest~“

„Tzz.“

Eigentlich war ihr Gespräch an dieser Stelle beendet, sodass sich Takeru wegdrehte, um mit zu Fäusten geballten Händen die Zimmertür anzusteuern. Er hatte immerhin erfahren, dass sein Bruder nicht in einen von Lokis Streichen hineingezogen wurde und ob er nun ein Kostüm für die Aufführung bekam oder nicht, war erst einmal nebensächlich geworden. Vermutlich würde er daher erneut über seinen Schatten springen müssen, indem er Kusanagi um Hilfe bat, doch gerade als seine Hand die Türklinge erreicht hatte, ließ ihn Lokis Stimme inne halten.

„Das ist wirklich nicht fair.“, sagte dieser leise, „Alles, was ich haben wollte, war eine Chance.“

Takeru musste bei diesen Worten schlucken. Nicht nur, weil der schwermütige Klang von Lokis Stimme so ungewohnt war, sondern auch, weil er sich ausgerechnet jetzt wieder Baldrs Worte zurück in sein Gedächtnis rief. Er mochte nicht viel über den Rotschopf wissen, aber er ahnte, dass dieser es in seiner Heimat ähnlich schwer gehabt haben musste, wie er selbst. Sie alle hier trugen ihr eigenes Laster und während die eine Hälfte gut daran arbeitete, oder es zumindest versuchte, blieb es unklar, wie es der anderen Hälfte erging. Doch sicher war es, zu welche dieser beiden Gruppen Loki gehörte und obwohl es sich Takeru nur schwer eingestehen konnte, so kannte er das Gefühl eines Ausgestoßenen. Es schmerzte ungemein.

Je länger er an der Zimmertür verweilte, desto größer wurde dabei das unangenehme Gefühl in seiner Brust. Es ähnelte einem schlechten Gewissen und irgendetwas sagte ihm, dass Lokis Vorhaben eher einem kleinen Hilferuf glich, als dass er mit diesem Streich jemanden zu Schaden kommen lassen wollte. Genaugenommen hatte keiner seiner Streiche jemals jemanden verletzt; sie waren einfach nur nervig und manche von ihnen vielleicht sogar ein bisschen spaßig gewesen. Tief durchatmend löste sich Takeru schließlich von der Türklinge und drehte sich um.

„Ich... m-mache es!“, gab er etwas kleinlaut und sichtlich unzufrieden nach, was allerdings nicht bedeutete, dass er Apollon tatsächlich jemals küssen wollte. Loki sollte ihm das Kostüm schneidern und im Gegenzug würde er mit seiner Rolle als Cinderellas Stiefschwester in dessen neuen Drehbuch mitspielen.

„Hm~“

Der Rotschopf zeigte allerdings keine Reaktion, sondern schaute nur seitlich zu Boden, als hätte er ihn überhaupt nicht gehört, sodass Takeru wohl oder übel auf ihn zugehen und das beschämende Eingeständnis wiederholen musste.

„Hey! Meinetwegen... spiel' ich bei deinem Stück mit... w-wenn es dir hilft. Verstanden?“, sagte er etwas lauter als zuvor noch und kaum stand er direkt vor Loki, zeichnete sich ein Lächeln auf dessen Lippen ab.

„Hm~ Helfen? Wovon redest du? Ich habe nur eine deiner Textstellen zitiert~ Aber schön, dass du mitmachst und Takeru, du weißt ja~ Es ist nicht sehr männlich, nicht zu seinem Wort zu stehen!“

Noch bevor er reagieren konnte, hatte er bereits die Hand des Feuergottes auf seiner Schulter, ehe er in ein breites Grinsen blickte. Ohne es bemerkt zu haben, war er in eine Falle getappt, sodass er nun nicht wusste, was er tun sollte, aber diese Entscheidung wurde ihm bereits abgenommen, weil er zurück in Richtung Tür geschoben wurde. Scheinbar sollte er keine weitere Zeit mehr bekommen, in der er sich umentscheiden könnte.

„Geh die Stoffe holen, dann nähe ich dir dein Kostüm!“, wimmelte ihn Loki daher schnell ab.

„Du bist doch echt...“, murmelte Takeru dabei leise, woraufhin er ein schwaches Kichern an seinem Ohr vernahm.

„Ich bin doch echt... was? Takeru~ Lass uns mit unserem kleinen Geheimnis einfach ein bisschen Spaß haben. Das gefällt dir doch auch viel besser, als immer so schlecht gelaunt zu sein, hm?“

Über diese Aussage überrascht musste er tatsächlich lächeln. Ohne diese hinterlistige Art war der verspielte Loki wirklich ganz angenehm. Er mochte diese Seite, doch fühlte es sich stets so an, als würde er sich nie sicher sein können, dass er wirklich ehrlich war. Immerhin waren sie noch lange keine guten Freunde, nur weil sie in manchen Situation miteinander lachen konnten. Um jemanden zu vertrauen, brauchte es mehr und besonders Takeru tat sich mit diesem simplen Gefühl sehr schwer, obwohl es ihm, seitdem er die anderen Götter und Kusanagi kannte, nach und nach leichter fiel sich auf andere einzulassen.

„...ich bin gar nicht so schlecht gelaunt...“ Trotzig schielte er kurz zurück und sein Blick wurde mit einem warmen Lächeln erwidert. Er wusste nicht wieso, aber Loki schien sich wirklich vollkommen ehrlich zu freuen, sodass seine Entscheidung vielleicht gar nicht so schlecht gewesen war.
 

Nachdem Takeru zum japanischen Aufenthaltsraum zurückgekehrt war, räumte er die Stoffrollen, die er sich ausgesucht hatte, in eine Kiste, um sich damit, wie verabredet, auf den Weg zu Loki zu machen und während er durch Raum ging, blieb sein Tun von Tsukito nicht unbeobachtet. Es war sein eigenes Glück, dass sein Bruder so ruhig war, wie er war.

„Wann wirst du wieder da sein?“, wollte dieser lediglich von ihm wissen, woraufhin Takeru aber keine richtige Antwort geben konnte.

„Weiß ich nicht. Warte mit dem Essen nicht auf mich! Wird wohl sehr spät!“

Ohne eine Gefühlsregung nickte Tsukito, wobei der Meeresgott bereits durch die Tür nach draußen verschwunden war. Mit einem viel besseren Gefühl als zuvor noch ging Takeru zum Aufenthaltsraum der Norden zurück, wo er ohne zu Klopfen eintrat. Von Loki wusste er, dass sowohl Baldr, als auch Thor nach den Reperaturarbeiten an der Treppe in der Bibliothek beschäftigt waren, sodass sie mit ihrer eigenen Arbeit an dem Kleid ungestört waren. Trotzdem wollte er, dass sie in Lokis Zimmer blieben, denn es war nicht vorzustellen, was es für ein Bild geben würde, wenn sie jemand bei ihrem Vorhaben beobachtete. Immerhin hatte er sich gerade mit dem Gedanken angefreundet, ein Kleid für ihre Theateraufführung zu tragen und während es für den Feuergott nur eine Kleinigkeit war etwas Stoff zusammenzunähen, wollte Takeru unter gar keinen Umständen, dass es jemand sah, wie er für ein Ballkleid Modell stand.

Als er schließlich wieder vor Lokis Zimmertür angekommen war und wieder keine Antwort bekam, stieß er die Tür mit Schwung auf, damit er auf den gleichen Trick kein zweites Mal hereinfiel. Doch anstatt von einem herabfliegenden Objekt überrascht zu werden, stand sofort Loki persönlich vor ihm und nahm ihn freundlich lächelnd die Kiste mit den Stoffen ab.

„Ich habe schon fast gedacht, du kommst nicht mehr~“

„Ach was... ich halte mein Wort...!“, antwortete er auf die überschwängliche Begrüßung mit einem Murren, wobei er sich erstaunt umschaute, denn das Zimmer des Feuergottes war einigermaßen aufgeräumt. Die Zeitschriften, die zuvor noch auf dem Boden gelegen hatten, stapelten sich nun zwischen den Stofftieren auf dem Bett und aus der obersten Schublade des Nachtschränkchens quoll eine Unzahl von Süßigkeiten, wo sich Loki nun, nachdem er die Kiste neben seinem Schreibtisch gestellt hatte, zwei Lutscher aus dem Durcheinander fischte. Einen der beiden hielt er Takeru entgegen.

„Hier~“

„Ich... mag so süßen Kram nicht!“, lehnte er das kleine Geschenk allerdings ab.

„Ach komm schon~ Sieh es als Belohnung!“

„Eine Belohnung? Wofür?“ Unsicher, ob er diesen Lutscher wirklich essen sollte, blinzelte er zu Loki, der aber nicht weiter auf seine Frage einging. Stattdessen verschwand der zweite Lutscher zwischen dessen Lippen, woraufhin die rosafarbene Folie zerknüllt und quer durch den Raum Richtung Mülleimer geworfen wurde. Nur weil Loki die Süßigkeit aß, entfernte Takeru ebenfalls die Folie seines eigenen Lutschers, den er anschließend, wenn auch zögernd, in seinem Mund aufnahm. Zuerst lag ein unerträglich süßer Erdbeergeschmack auf seiner Zunge, der sich schließlich rasend schnell ausbreitete, ehe ein scharfes Gefühl in seinem Mund zu brennen begann. Hastig zog er sich das Ding aus dem Mund und hustete. Schon wieder war er auf einen von Lokis Streichen hereingefallen, worüber er sich einfach nur ärgern konnte.

„LOKI!“, fuhr er ihn aufgebracht an, doch der Rotschopf blinzelte nur überrascht, während er sich längst weggedreht und niedergelassen hatte, um die erste Stoffrolle auf seinem Fußboden auszubreiten.

„Was denn~ Schmeckt er dir nicht?“ Im Gegensatz zu sonst war der Schalk weder am Kichern, noch schien er zu verstehen, was soeben vor sich ging, sondern schaute nur fragend zu ihm auf.

„Das ist echt NICHT witzig!“, meckerte Takeru und wollte den widerlichen Lutscher zu den Verpackungen in den Mülleimer werfen, wurde dabei allerdings aufgehalten, weil Loki plötzlich nach seinem Handgelenk griff.

„Hey! Was tust du? Der Conbini hat Ewigkeiten~ gebraucht, bis er mir diese Sorte besorgen konnte!“ Bevor Takeru wusste, was geschah, war ihm der Lutscher abgenommen worden und steckte nun ebenfalls zwischen Lokis Lippen, der sich mit zwei Lutschern im Mund zurück auf den Boden setzte, als wäre es das Normalste der Welt die angeleckte Süßigkeit eines anderen weiter zu essen. Über diesen Anblick verwundert, lockerten sich Takerus verspannten Gesichtszüge, wobei ihm eine ungeahnte Hitze in sein Gesicht stieg. Er war auf gar keinen Streich hereingefallen, weil es überhaupt kein Streich gewesen war.

„Du bist doch... echt...“, murmelte er wieder einmal, sodass der Rotschopf zu ihn zurückblinzelte.

„Hm~?“ Während Lokis Zunge die beiden Lutscher mit klappernden Geräuschen in seinen Mund hin und herschob, streckte er ihm ein Maßband entgegen und deutete mit seinem Zeigefinger gleichzeitig auf seine Schulterpartie, sowie den Hüftbereich. „Anstatt immer nur zu motzen, kannst du mir helfen deine Maße zu nehmen.“

„Was? Ich soll...“ Stur drehte der Meeresgott den Kopf zur Seite.

„Wenn du nicht willst, muss ich Tsukitos Schnittmuster nehmen, aber dann wird dir das Kostüm zu groß~“

Ohne nachzudenken ergriff Takeru nun das Maßband, warf es auf das Bett und zog seine Weste aus, bevor er sein Hemd aufknöpfte und als er sich bis auf seine Shorts ausgezogen hatte, begann er sich etwas umständlich das Maßband um seinen Körper zu wickeln. Erst jetzt merkte er, wie er von Loki mit einer Mischung aus Neugierde und Belustigung beobachtet wurde.

„W-was ist?“, brummte er ihm entgegen, was mit einem leisen Kichern erwidert wurde.

„Lass mich mal~“

Nur widerwillig gab er das Maßband zurück, denn nun konnte er nichts anderes tun, als still dazustehen, während Loki immer noch kichernd einige Längen ausmaß.

„Du hättest dich auch gar nicht ausziehen zu brauchen~“ Die kleine Maßbandrolle gab ein klackendes Geräusch von sich, während ihm der Feuergott die Schulter tätschelte, als er fertig war.

„Nicht? Hättest... du das nicht früher sagen können?“

Sofort griff Takeru zurück zu seiner Hose, die er sich überzog, wobei er den Blickkontakt zu Loki mied. Dessen überfreundliche Art. Sie war mehr als nur verunsichernd, sie brachte ihn wirklich in Verlegenheit, obwohl es dazu überhaupt keinen Grund gab.

Nachdem er sich wieder angezogen hatte, nahm er sich das Skript ihrer geheimen Theaterszene und ließ sich damit auf Lokis Matratze sinken. Der Rotschopf war bereits fleißig bei der Arbeit, sodass er sich in der Zwischenzeit seine Textstellen intensiver durchlesen wollte. Immer und immer wieder las er die Zeilen, wobei ihm jedes Mal bewusster wurde, dass dieser Streich alles andere als schlimm war. Vielleicht würde es sogar lustig werden, wenn er es außer Acht ließ, dass Loki von ihm erwartete, dass er als Stiefschwester den Prinzen küsste. Doch das wollte er unter gar keinen Umständen so weit kommen lassen.

Takeru gähnte, ehe er einen Blick auf die Uhr an der Wand warf. Es war schon spät und mittlerweile saß der Feuergott bereits an seinem Schreibtisch. Das gleichmäßige Geräusch seiner Nähmaschine erfüllte den Raum, wodurch Takeru schläfrig wurde. Während er sich tiefer in das Kopfkissen kuschelte, rutschte ihm das Notizbuch aus der Hand und als er sich dösend auf seine Seite drehte, folgten noch weitere von Lokis Zeitschriften, die er mit seiner Bewegung von der Matratze schob, sodass sie zu Boden rutschten.
 

Ein weiches Gefühl an seiner Wange ließ Takeru aufbrummen. Es kitzelte ihn unter der Nase, weshalb er das nervige Ding wegschlagen wollte, aber es hatte keinen Zweck. Das Kitzeln wurde stärker und als er seine Augen aufriss, blickte er in das Stoffgesicht eines schwarzen Teddybären, das sich direkt vor seinem eigenen befand.

„Wuah!“, entkam es ihm erschrocken, sodass er regelrecht hochfuhr und sich eine Hand auf die pochernde linke Brusthälfte drückte, sodass Loki vergnügt auflachte.

„Du bist ja richtig schreckhaft!“

„LOKI!“

Tief durchatmend zwang Takeru seinen Herzschlag sich wieder zu beruhigen. Dass er auf dem Bett liegend eingeschlafen war, hatte er gar nicht bemerkt und deshalb hatte er sich im Moment seines Aufwachens nicht mehr daran zurückerinnert hatte, wo er sich befand. Doch nun wusste er wieder alles und rieb sich müde über die Augen.

„Wie spät ist es?“, wollte er wissen. Er war unsagbar müde.

„Vier Uhr morgens. Aber dein Kostüm ist fertig.“

„Was?“

Überrascht blickte er zu Loki, der mit dem Teddy im Arm auf der Bettkante saß und dünn lächelte. In diesem Augenblick sah Takeru auch, dass er mit der Bettdecke zugedeckt war. Irritiert strich er über die weiche Decke, ehe er zu Loki schielte. Dieser wirkte unnatürlich ruhig, was vollkommen unvorstellbar war, weil dieser sonstt vor Energie nur so strotzte. Doch da dieses Kostüm nicht das erste war, das er nachts genäht hatte, musste er nun noch viel müder sein, als er selbst.

„N-na... wenn du fertig bist, dann kann ich ja gehen.“, stellte Takeru voller Unbehagen fest und noch bevor er sich zu einem kleinen Dank durchringen musste, stoppte er in seiner Bewegung, da Loki ihn fast schon überrascht anschaute.

„Du willst gehen? Willst du das Kleid nicht anprobieren?“

Langsam legte Loki den Teddy auf die Matratze, ehe er aufstand, um das azurfarbene Ballkleid, welches über der Rückenlehne seines Schreibtischstuhls gelegen hatte, zu präsentieren und Takeru verschlug es die Sprache. Wenn er es nicht besser wusste, so wäre er tatsächlich niemals auf die Idee gekommen, dass ausgerechnet Loki derjenige war, der dieses Kleid genäht hatte. Er verstand zwar nicht viel von soetwas, aber er musste sich eingestehen, dass das Kostüm mit den Rüschen und Schleifen wirklich schön aussah. Zumindest für eine Frau.

„Los! Zieh es an~“

Etwas unwillig stand Takeru nun ebenfalls auf, bevor er sich erneut auszog, um das Kleid anzuprobieren, dessen Reißverschluss er schwerfällig an seinem Rücken schließen wollte, während Loki einen hohen Standspiegel, der in einer Zimmerecke stand, freiräumte.

„Ich helf' dir!“

Ohne Gegenwehr leisten zu können, spürte er einen Moment später, wie die langen Finger des Rotschopfes über seinen Rücken glitten, um das Kleid zu verschließen und kaum war das geschehen, wurde er vor den vorbereiteten Spiegel gedrängt.

„Lass das...“

Takeru wollte sein Spiegelbild gar nicht erst sehen. Er konnte sich aber auch nicht dagegen wehren, weil Loki direkt hinter ihm stand. Dessen Hände lagen auf seinen Schultern, während er sich gegen ihn lehnte, um über seine Schulter ebenfalls in den Spiegel zu blicken. So musste er letztendlich doch nachgeben, indem er zumindest ganz kurz nach vorne blinzelte. Es war noch beschämender, als gedacht. Deshalb verstand er nun zumindest, worüber sich der andere so freuen konnte. Es musste für Loki ein wahnsinniger Spaß sein, ihn mit diesem Kostüm aufzuziehen, weshalb er seinen Blick sofort wieder abwandte. Allerdings hatte er gesehen, dass sein Haarreif fehlte, sodass ihm die blauen Haare ungebändigt vom Kopf abstanden, weshalb er sie sich hastig mit einer Hand nach hinten aus der Stirn strich.

„Ich hab' noch etwas für dich!“, verkündete Loki auf einmal, wobei er ihn losließ und sich wegdrehte, um den vermissten Haarreif von seinem Schreibtisch zu holen. Aus den Stoffresten hatte der Schalk Schleifen gebastelt, mit denen er das Accessoire geschmückt hatte, welches er ihm nun zurück in die Haare steckte.

„Lass... das!“, wiederholte sich Takeru abwehrend, nur war es schon zu spät. Lokis Finger fuhren durch sein Haar und er musste sich wohl oder übel herrichten lassen. Kaum war sein Gegenüber damit fertig, wurde er begeistert gemustert.

„Hm~ Wenn Tsukito nur wüsste, was für einen süßen kleinen Bruder er hat!“, scherzte Loki, wenn auch mit müder Stimme, die der einzige Grund war, wieso Takeru es stillschweigend ertrug, denn obwohl es der Feuergott zu überspielen versuchte, stand es in seinem Gesicht, wie erschöpft er von den nächtlichen Arbeiten war.

„Hast du deinen Text gelernt?“

„J-ja.“

„Sehr gut~ Heute Vormittag wollen sie die erste und letzte Probe halten. Lass uns danach die Szene durchgehen! Das wird unsere Generalprobe!“

Doch zumindest nach dieser Anweisung fand Takeru ein Teil seines Stolzes zurück. Er spannte seine Armmuskulatur an und stemmte sich die Hände protestierend in die Seiten, wobei der prunkvolle Stoff raschelte.

„Du willst... das Ganze auch noch proben?!“ Er wollte Loki widersprechen. „Wie stellst du dir da-“

Noch bevor Takeru seine Frage gestellt hatte, schwebte ihm bereits die Antwort dafür vor. Wenn sie die Szene gemeinsam durchgehen wollten, würde dies bedeuten, dass er seinen Teil spielte, während Loki die Rolle des Prinzen übernahm. Sofort drehte er sich weg. „Vergiss es!“

„Was~? Ach komm schon~ Ich will, dass mein Auftritt perfekt wird und dafür musst auch du proben~ Du hast es mir versprochen! Willst du dein Wort jetzt doch brechen? Dann stehst du aber ziemlich~ tief in meiner Schuld!“

Ein fast schon dämonisches Grinsen huschte über Lokis Gesicht, weshalb sich der Meeresgott geschlagen gab. Er wollte nicht in jemandes Schuld stehen, ganz gleich um welche Person es sich da handelte und er stand zu seinem Wort.

„...also gut. Aber ich mache das nur, weil du... mir geholfen hast!“
 

Einige Stunden später sammelten sich die jungen Götter zur Generalprobe ihrer Schulaufführung in der Aula der Akademie und während der Schülerrat schon fleißig gewesen war, indem sie die Bühne, sowie die Zuschauerränge hergerichtet hatten, hatte Loki noch sein eigenes Kostüm vollendet, für das er, ebenso wie für die anderen Kleider, die er genäht hatte, große Bewunderung erntete.

„Loki-san, die Kostüme, die du gemacht hast, sind wirklich wunderschön geworden!“ Yuis Augen strahlten und sie strich dabei über Tsukitos Schultern, um ihm beim Ankleiden zu helfen.

„Loki-Loki, wenn ich das gewusst hätte, hättest du mir auch helfen können! Wieso haben wir nicht alle mit Loki-Loki zusammen genäht, aargh~“ Apollon raufte sich die Haare und folgte anschließend Baldr. „Bal-Bal! Du hättest mir das sagen sollen!“, jammerte er.

Takeru saß derweil etwas abseits, um das hektische Treiben zu beobachten. Es war offensichtlich, wie Loki die Aufmerksamkeit genoss, die er dank seines Könnens bekam. Er lächelte wie eh und je, auch wenn seine Haltung von Szene zu Szene, die sie probten, immer etwas schlaffer wirkte. Als sie endlich fertig waren, erwischte Takeru ihn dabei, wie er sich gähnend auf das Bett von Cinderellas Vater sanken ließ, während er mit Baldr und Thor redete. Mit einer Handbewegung deutete er zur Aulatür, in deren Richtung sich die anderen beiden Norden aufmachten, doch Loki selbst blieb auf dem Bett sitzen und richtete seinen Blick dabei mit einem verschwörerischen Grinsen in Takerus Richtung.

„Anii! Ich muss noch was erledigen!“, erklärte Takeru seinem Bruder, mit dem er noch einige Requisiten vorbereitet hatte. Dieser nickte verstehend, ehe auch er nach seiner erledigten Arbeit die Aula verließ. Nach und nach leerte sich schließlich die Bühne und letztlich war nur noch Yui übrig.

„Loki-san, Takeru-san, wollt ihr gar keine Mittagspause machen?“, wollte sie von den beiden Göttern wissen. „Loki-san. Geht es dir gut, du siehst irgendwie... blass aus...“ Doch Loki hob nur erklärend den Zeigefinger.

„Takeru-chans Kleid muss noch einmal abgeändert werden. Dann kommen wir nach~ Mach dir keine Sorgen~ Koneko-chan!“

Lachend sprang der Rotschopf vom Bett auf, während Takeru sein Gesicht verzog.

„Dann ist ja gut. Bis nachher!“ Mit einem erleichterten Seufzen drehte sich Yui um und winkte ihnen kurz zu, bevor auch sie den Ausgang ansteuerte, sodass sie nun endlich alleine waren und kaum war die Aulatür in ihr Schloss gefallen, sanken Lokis Schultern etwas tiefer.

„Hey! Zassō hat Recht. Du hast... in den letzten zwei Tagen nicht viel geschlafen, was?”, bemerkte Takeru, als er sich Loki näherte, der nur widerspenstig mit dem Kopf schüttelte.

“Achwas~ Mir geht es gut!”, beteuerte dieser, ehe er sich direkt vor Takeru stellte. “Also?”

Für einen kurzen Augenblick musste sich der Meeresgott sammeln. Er hielt den Atem an, wich dabei dem Blick seines Gegenübers aus und rang sich schließlich dazu durch nach dessen Arm zu greifen.

“Das ist... wirklich nicht fair. A-alles, was ich haben wollte, war eine Chance...”, wiederholte er den ersten Teil seines auswendig gelernten Textes. Er kam sich unwohl dabei vor. Er stand hier in einem Kleid vor Loki, hielt dessen Hand und wollte gar nicht daran denken, was er als nächstes Tun musste. Gerade als er weitersprechen wollte, erlosch plötzlich das Licht der Scheinwerfer. Sowohl er selbst, als auch sein Partner zuckten daraufhin zusammen und ihre Blicke wanderten nach oben, wo ihr Lehrer Thoth gesessen haben musste. Er schien sie gar nicht mehr gesehen zu haben, sodass er die Beleuchtung der Bühne abgestellt hatte.

“Na toll...” Zähneknirschend wollte Takeru Lokis Hand wieder loslassen, weil es ihm im Dunkeln umso seltsamer vorkam, doch zu seiner eigenen Überraschung, wurde der Griff des anderen auf einmal fester, sodass er ihn nicht loslassen konnte.

“Danke~”

“He?”

“Danke, dass du dein Wort hälst.”

Damit hatte Takeru nicht gerechnet. Besonders, da er doch eigentlich gar nicht richtig mitspielen wollte. Zumindest wollte er seine Rolle als Stiefschwester nicht so akzeptieren, wie es Loki für ihn vorgesehen hatte.

“Ich...”, setzte er sehr zögerlich an und dann erinnerte er sich wieder an dieses komische Gefühl. Dieses schlechte Gewissen. “Loki... hör mal... Du hast diese ganzen Streiche doch gar nicht nötig! Die anderen respektieren dich auch ohne den ganzen Blödsinn, den du treibst! Wieso versteckst du dich ständig hinter diesem unsinnigen Zeug?”

Jetzt war es der Rotschopf der, der seine Hand zurückziehen wollte und Takeru hinderte ihn daran, indem er ebenfalls fester zupackte. Seine Hand war warm und weich und die erschöpfte Statur seines Gegenüber wirkte im Halbdunkeln auf einmal sehr zerbrechlich. Takeru wusste nicht, was er falsches gesagt hatte, weil er fest überzeugt war, das Richtige ausgesprochen zu haben, aber er schien einen wunden Punkt getroffen zu haben. “Loki, du...”

“Danke.” Mit einem leichten Druck wurde Takeru nach vorne gezogen, ehe sich Lokis Arme um seinen Körper legten. Danach spürte er, wie der Kopf des anderen schwer auf seine Schulter sank.

“H-hey!? Bist du... so müde, dass du nicht mehr weißt, was du tust?”

Am liebsten wollte er ihn wieder von sich schieben, denn es war unagnehem. Sein Gesicht wurde unangenehm heiß, doch er fühlte sich im ersten Moment wie gelähmt.

“...du brauchst nicht mitspielen, wenn du es nicht möchtest.” Aus heiterem Himmel bot Loki ihm den Rücktritt aus seiner Schuld an und bevor er darauf antworten konnte, öffnete sich die Aulatür. Der Saal wurde abermals von einem Stimmengewirr erfüllt.

“Bist du sicher, dass du es hier vergessen hast, Apollon-san?”

Es waren die Mitglieder des Schülerrates, sowie Yui, die nun die Lichtschalter am Eingangsbereich betätigte. Sofort schrumpfte Lokis Gestalt in seinen Armen zusammen, bis er nur noch das kleine rote Kätzen in den Händen hielt.

“Huch? Takeru-san, du bist noch hier? Was machst du da oben alleine?” Yui rannte auf die Bühne zu, stoppte dann allerdings und begann zu lächeln. “Oh, was für ein süßes Kätzchen!” Sie lachte, während auch Apollon voller Begeisterung näher gesprungen kam. Nur Tsukitos Blick war ungerührt wie immer und Baldr hatte einen wissenden Ausdruck auf den Lippen, während Takeru Lokis Katzengestalt hastig gegen seine Brust drückte.

“Ich... hab es... gefunden...”, log er etwas beschämt. Sein Herz raste, aber er war froh, dass Loki sie nicht hatte auffliegen lassen, denn dann würde er sich wirklich schämen müssen.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Takeru x Loki <3
Ich liebe die beiden einfach <3 Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Shizana
2014-12-10T15:57:49+00:00 10.12.2014 16:57
Okay, meine Liebe. Das hier ist ab sofort und mit Abstand meine liebste FF von dir. Bisher zumindest. :)
Ich weiß gar nicht genau, was ich alles sagen soll. Ich habe gelacht, ich habe gestaunt und ich habe mitgefühlt. Es war ein angenehmes Lesegefühl, ich hatte viel Spaß und alles hat sich richtig angefühlt. Ich wurde äußerst positiv aus der Geschichte entlassen. – Sehr gute Arbeit!

Von Anfang bis Ende hast du diese FF sehr gut durchdacht. Ideen und Umsetzung sind stimmig. Unterhaltung ist garantiert. Eine FF, wie sie sein sollte.
Das Kapitel enthält allerdings noch einige Schreibfehler. Vielleicht nimmst du dir irgendwann nochmal die Zeit, den Text sorgfältig zu überprüfen und kleine Fehlerteufelchen ins Nirvana zu verbannen. Das hat die Geschichte verdient. :)
Es tut mir leid, dass ich dir keine Fehler mit aufzeige. Ich habe die FF gemütlich auf dem Bett gelesen und wollte sie einfach auf mich wirken lassen. Aber ich bin optimistisch, dass du auch so fündig werden wirst.

Sehr schön, wirklich sehr schön.
Gut gemacht.

Alles Liebe
Shizana


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