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Seelenanker

From Lust to Heart [Penguin x Law]
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo! ^_^/

Vielen Dank wieder fürs Feedback zum letzten Teil.
Leider hat es wieder etwas gedauert, da ich wieder privat arg eingespannt bin. Sorry! .___.°
Ich hoffe, euch gefällt das neue Kapitel. ♥
Viel Spaß beim Lesen! Komplett anzeigen

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Ferne Nähe

Die Zeiger des Weckers auf dem Nachttisch schritten weiter voran. Stunde für Stunde strich dahin. Penguin schlief tief und fest, ohne seine Umarmung um Law zu lösen. Es war in den frühen Morgenstunden, als ihn leises Gemurmel weckte.

Langsam öffnete er die Augen, als wieder etwas an seine Ohren drang: „Nein, das funktioniert nicht.”

Sein Oberarm schmerzte: Er musste die ganze Zeit darauf gelegen haben. Wie spät war es überhaupt? Irritiert blickte er kurz durch den sanft beleuchteten Raum in Richtung Fenster: Es war noch dunkel draußen. Und was hatte ihn geweckt? Hatte da nicht jemand gesprochen?

„Lass uns gehen. Corazon kommt auch gleich.” Erst jetzt war Penguin wach genug, um zu bemerken, dass er mit Law im Arm eingeschlafen war und dass es dieser war, der da sprach.

Hastig hob er seinen eigenen Kopf, zog ihn etwas zurück und sah in das Gesicht des Jüngeren. Er hatte seine Augen geöffnet.

„Ah, entschuldige, Kä… Law!”, Penguin wollte panisch aufspringen, da er befürchtete, dass der Andere gerade aufgewacht war und realisierte, dass er sich zu ihm gelegt hatte.

Jedoch hielt er inne, als der Blick des Arztes ruhig auf seine Brust gerichtet blieb.

„Law?”, sprach er ihn an.

Er reagierte - allerdings wirsch: „Wo ist eigentlich mein Hut?”

„Dein Hut?” Die Verwirrung in Penguins Blick wuchs. „Law, was redest du da?”

„Ich kann nicht ohne meinen Hut gehen”, Laws Augen waren weiter regungslos, „bestimmt hat Baby Five ihn. Wo ist sie wieder?”

Ruckartig richtete Penguin sich ein Stück auf. Nicht nur dass er mit dem gemurmelten Namen nichts anfangen konnte. Was Law da von sich gab, ergab für ihn im Ganzen absolut keinen Sinn. Er fasste ihn mit der linken Hand an der Schulter, drehte ihn, sodass er sein Gesicht besser sehen konnte, und beugte sich über ihn.

„Law, hörst du mich?” Der trübe Blick des Arztes war zwar auf ihn gerichtet, doch es war als würde er durch ihn hindurch sehen.

Auch seine Reaktion ging abermals völlig an seiner Frage vorbei.

„Ja, aber ich brauche meinen Hut. Ohne gehe ich nirgends hin”, stammelte er.

Penguins Blick wurde allmählich starr, da er begann zu ahnen, was mit ihm los war. Er legte abermals seine Hand auf die Stirn des Jüngeren und schob dabei gleichgültig den ohnehin schon warmen Lappen beiseite. Sie war heiß - viel zu heiß.

„Scheiße!” In Sekundenschnelle sprang er aus dem Bett und schlug beide Bettdecken von Law, bevor er ihn im nächsten Augenblick erneut hochhob, wobei der Andere wieder wirres Zeug von sich gab.

„Also suchen wir erst Baby Five. Wo bleibt denn Corazon?” Es war offensichtlich: Law halluzinierte.

Sein Fieber musste daran Schuld sein. Aber jetzt war nicht der Zeitpunkt zu prüfen wie hoch es war. Viel mehr musste es schnellst möglich gesenkt werden, wusste Penguin. Und dazu fiel ihm nur eine Möglichkeit ein. So zügig er mit dem Kranken im Arm konnte, hastete er zur Tür, nutzte sein gut trainiertes Gleichgewicht indem er kurz sein Bein anhob und Laws Kniekehlen auf seinem Oberschenkel ablegte, um mit der freien Hand die Tür aufzuschließen und zu öffnen, bevor er ihn wieder gänzlich hochhob und sich durch den Türspalt schob. Den Mann in seinen Arm fest an sich pressend rannte er hinüber zu den Duschräumen, drückte mit dem Ellenbogen die Klinke hinunter und mit der Schulter die Tür auf, welche von alleine hinter ihm wieder zufiel.

Im nächsten Moment kniete er sich schon mit dem immer noch apathischen und dahin murmelnden Law in seinen Armen auf den Fliesenboden in einer der Duschkabinen, zog abermals den Arm unter seinen Beinen hervor, sodass Law nun auf seinem Schoss und dem Boden lag, und drehte den Kaltwasserhahn auf. Im selben Augenblick prasselte es schon von oben auf sie hinab. Penguin selbst zuckte kurz zusammen, ignorierte die Kälte jedoch ansonsten.

Panisch blickte der Ältere wieder in das Gesicht, welches er mit seinem eigenen Oberkörper etwas geschützt hatte, damit Law das Wasser nicht in die Augen bekam, während der Rest ihrer Körper bereits völlig nass war. Law sah immer noch geistesabwesend zurück.

Wieder kam Unsinniges über seine Lippen: „Wir sollten draußen auf die Anderen warten.”

„Law”, rief er ihm erneut seinen Namen zu und schüttelte ihn dabei in seinem Arm, „hörst du mich?”

Der Jüngere reagierte immer noch nicht. Sein Körper zuckte nicht mal aufgrund des kalten Wassers. Weiterhin wirkte er wie in Trance.

Penguin tätschelte spürbar mit der Hand Laws Wange: „Law!”

Immer noch keine Reaktion. Das Wasser perlte von Penguins nassen Haaren hinab auf Laws emotionsloses Gesicht, das weiter zu ihm hochblickte ohne ihn wirklich anzusehen. Es war, als würde nur noch sein Körper in seinem Arm liegen und sein Geist nach und nach eben jenen verlassen. Unsagbare Angst kroch in dem Älteren auf - Angst Law zu verlieren.

Wieder redete er wirr, woraufhin Penguin Laws Gesicht an seine nackte Brust drehte und sich zurücklehnte, sodass das kalte Wasser auch direkt auf seinen heißen Kopf traf.

„Law, komm zu dir! Bitte!” Das Rauschen des Wasser übertönte Penguins verzweifelte Worte nahezu gänzlich.

Sein Blick wanderte einmal Laws Körper hinab, wie er in völlig durchnässter Kleidung in seinem Arm und auf seinem Schoss lag.

„Mein Hut”, hörte er ihn leise an seiner Brust murmeln.

Penguin kniff die Augen zu und wiederholte seinen verbittert klingenden Wortlaut: „Law! Komm zu dir!”

Die Hilflosigkeit in seiner Stimme hallte im ansonsten verlassenen Raum wieder. Penguin spürte wie ihm die Angst fast die Kehle zuschnürte. Er drückte Law fester an sich, schob die freie linke Hand in dessen nasses Haar. Die Hand des rechten Arms, auf dem Laws Oberkörper lag, klammerte sich an Laws Oberarm in den nassen Stoff seines Pullovers. Er hielt ihn einfach weiter fest und hoffte - hoffte dass er sein Bewusstsein wieder erlangte. Was sollte er auch mehr tun, während weiter das kalte Nass auf sie hinabprasselte?

Er fühlte sich so machtlos - so entsetzlich hilflos. Es war Jahre her, dass er das letzte Mal den Tränen so nahe gewesen war wie in diesem Augenblick. Er konnte absolut nichts weiter tun. Und vermutlich war es auch seine Schuld, dass Law sich nun in diesem Zustand befand. Wieso war er auch so dumm gewesen, ihn noch zusätzlich wärmen zu wollen, wo sein Fieber doch ohnehin schon so hoch gewesen war? War er letztlich nur egoistisch gewesen und hatte Law in seinem tiefsten Inneren nur näher sein wollen? Hatte er seine Gefühle nicht besser unter Kontrolle halten können?

Still rasten diese Selbstvorwürfe voller Wut sich selbst gegenüber durch Penguins Kopf. Das hinabströmende Wasser war das Einzige, was noch zu hören war. Es kamen nämlich auch keine Worte mehr von dem Jüngeren. Er lag einfach nur regungslos in Penguins Arm. Sein Atem war ruhig. Doch diese Verhaltensveränderung entging Penguin aufgrund seiner momentan massiven Selbstzweifel und Schelte, die er sich schweigend selbst gab. Er verfluchte sich und sein Verhalten. Er hatte Law doch helfen und nicht alles nur noch schlimmer machen wollen. Aber scheinbar machte er immer mehr Fehler je mehr er den Arzt in irgendeiner Hinsicht unterstützen wollte.

„Ich tue dir nicht gut. Ich werde dir niemals helfen oder dich glücklich machen können”, wisperte er leise.

Vermutlich hätten es jede Sekunde die Tränen, die nun noch vehementer unter seinen fest geschlossenen Augen drückten, geschafft, hervorzukriechen, hätte er nicht plötzlich ein Zucken in seinen Armen gespürt.

Der Ältere schlug die Augen auf und sah auf den Kranken in seinen Armen hinab: Wieder schüttelte es Law, wobei dieser nun auch die Beine etwas anzog.

„Law?”, sprach er ihn erneut besorgt an und lockerte seinen festen Griff.

Er schob seine linke Hand zwischen seine Brust und Laws Gesicht, um dieses etwas von sich wegzudrehen. Nun war es der Arzt, der seine Augen zugekniffen hatte. Wieder beugte Penguin sich über ihn, um sein Gesicht vor dem Wasser abzuschirmen. Scheinbar spürte der Andere dies und öffnete die Augen langsam.

„Penguin?”, kam es dieses Mal matt aus seiner Kehle.

Ein hörbar erleichtertes Aufatmen verließ hingegen die des Älteren: „Gott sei Dank.”

Und in diesem Moment konnte er nicht anders, als sich mehr über ihn zu beugen, dabei seine Augen wieder zu schließen, ihn noch mal fest an sich zu drücken und seine Stirn auf Laws nasses Haar zu legen. Und genauso wenig konnte er gerade seine Gefühle für sich behalten.

„Ich hatte solche Angst um dich”, brachte er sehr leise hervor.

Ein Augenblick der Stille verging erneut, bevor man leise den Jüngeren hörte: „Was ist passiert?”

Penguin löste sich wieder aus der engen Umklammerung und stellte das Wasser ab, bevor er ihm besorgt ins Gesicht sah: „Dein Fieber muss furchtbar angestiegen sein. Du bist eben aufgewacht und hast nur noch wirr geredet.”

Ungläubig blickte der Andere zu ihm hoch, bevor ein erneutes Frösteln ihn wiederum zusammenzucken ließ.

„Warte”, behutsam lehnte Penguin ihn gegen die Wand, stand auf, verließ die Dusche kurz und kam mit einem Stapel Handtücher zurück, den er auf Laws Schoss legte, bevor er Laws linken Unterarm, der schlapp neben ihm hinab hing, zu seinem anderen auf dessen Bauch ablegte und den Jüngeren wieder hochhob, „ich bring dich wieder in deine Kabine und trockne dich erstmal ab.”

Law sagte nichts, sondern ließ es einfach geschehen, den Kopf an Penguins Schulter gelehnt. Er schloss sogar erschöpft die Augen, während Penguin ihn auf dem gleichen Weg zurücktrug, wie er ihn hergebracht hatte, und wehrte sich nicht mal verbal gegen das Getragenwerden. Stattdessen lauschte er wie das Blut in den Adern unter Penguins nackter Haut pulsierte. Die Wärme des anderen Körpers tat gerade so unglaublich gut, dass sein eigener, frierender Körper ihn zwang, ruhig liegen zu bleiben und jeden Funken Wärme in sich aufzunehmen. Wenig später hörte und spürte der Arzt, wie Penguin die noch angelehnte Tür zu seiner Kajüte wieder öffnete, ihn hinein trug und mit der Schulter hinter sich schloss.

Behutsam setzte der Ältere ihn vor dem Bett auf dem Boden ab und lehnte ihn gegen den Holzrahmen, wo er die Handtücher von ihm nahm und beiseite legte. Wie sehr Law es missfiel, dass die fremde, aber angenehme Körperwärme nun von ihm wich, behielt dieser jedoch für sich. Müde öffnete er seine Augen einen Spalt. Ihm war klar, dass Penguin ihn hier abgesetzt hatte, da ansonsten sein Bett nass geworden wäre. Genauso wollte er auch sicher vermeiden, dass er ihm vom Stuhl kippte, auf dem er ihn alternativ hätte absetzen können.

Eilig richtete Penguin sich noch mal auf und hastete, selbst pitschnass und zudem immer noch halbnackt, zum Kleiderschrank, den er aufriss und aus dem er trockene Sachen für den Anderen heraussuchte, die er aufs Bett warf, bevor er, die Schranktüren aufstehend lassend, sich wieder zu ihm begab und vor ihn kniete. Law saß einfach nur da, den matten Blick ins Leere gerichtet und die Hände schlapp zwischen seinen ausgestreckten Beinen hängen lassend.

„Tut mir Leid, dass ich dich in Klamotten in die Dusche geschleppt habe. Aber es ging nicht anders. Ich wollte keine Zeit verlieren.” Er fürchtete, dass der Andere sich in seinen nassen Sachen noch schlechter fühlte als ohnehin schon.

Er selbst empfand seine nasse Trainingshose und Boxershorts ja schon als unangenehm.

Zügig griff er nach dem Saum von Laws triefendem Pulli und zog ihm diesen aus. Der Jüngere folgte einfach den Bewegungen und ging nicht auf Penguins Worte ein.

„Was”, fragte er plötzlich leise, den Blick immer noch ziellos auf den Boden vor sich gerichtet, „habe ich erzählt?”

Penguin, der gerade angefangen hatte, flüchtig die ausnahmsweise glatt runterhängenden kurzen Haare, trocken zu rubbeln, sodass sie im nächsten Moment zum Teil schon wieder zerzaust abstanden, ließ das Handtuch und seine Hände für eine Sekunde auf Laws Kopf ruhen und sah ihn an: „Nichts, womit ich etwas anfangen konnte. Du hast nur die ganze Zeit gefragt wo dein Hut ist. Und wolltest mit irgendjemandem wohin.”

„Habe ich”, Law stockte kurz, „Namen genannt?”

„Nur zwei. Mehr habe ich zumindest nicht gehört”, antwortete der Andere ruhig, während ihm dämmerte, dass Law befürchtete, irgendetwas gesagt zu haben, was er für sich behalten wollte.

Law sah weiter auf die Holzdielen: „Was für Namen?”

„Baby Five und noch einen anderen, den ich nicht richtig verstanden habe. Irgendwas mit ,Cora’.” Penguin wartete ruhig seine Reaktion ab: War das schon zu viel, was er da preisgegeben hatte?

Laws Augen weiteten sich kurz: „Mehr nicht?”

„Nein”, Penguin versuchte ihn zur Ruhe zu bringen, indem er selbst vorgab völlig ruhig zu sein, auch wenn er immer noch von dem eben Geschehenen aufgewühlt war, und trocknete Laws Haare weiter ab, „du hast ansonsten nur von deinem Hut geredet und ihn vermisst.”

Der Chirurg blickte noch einen Moment geradeaus, bevor kurz spöttisch schnaufte: „Mein Hut also.”

Penguin wanderte mit dem Handtuch tiefer über seine Ohren, sein Gesicht und seinen Hals, hinab zu seinem Oberkörper, den er gründlich trocknete. Der Schock saß ihm immer noch tief in den Knochen. Das war bei Weitem schlimmer gewesen als der Moment indem er ihm vor nicht mal vierundzwanzig Stunden hinter der Tür liegend oder am Nachmittag in seinem Albtraum vorgefunden hatte. Er hätte sich nie verzeihen können, wenn Law nicht mehr zu sich gekommen wäre, denn er sah nach wie vor die Schuld für das Ganze bei sich.

„Ja, dein Hut. Erst dachte ich, du träumst wieder. Aber dann habe ich gesehen, dass du wach warst. Deine Stirn war noch heißer als gestern Abend. Ich wusste nicht was ich machen soll”, Penguin klang zunehmend bedrückter beim Sprechen, „außer dich schnell unter die kalte Dusche zu setzen.”

Law glaubte zu hören, dass der Andere an der Richtigkeit seiner Handlung zweifelte und antwortete gelassen: „Du hast absolut richtig gehandelt.”

Mit nun ernsterer Miene legte Penguin das inzwischen sehr nasse Handtuch zur Seite und hielt für einen Moment inne, wobei er zur Seite blickte: „Nein, das habe ich nicht. Es ist meine Schuld, dass das passiert ist.”

Law sah ihn an und hob eine Augenbraue: „Fang nicht wieder damit an. Du kannst nichts dafür, dass du mich angesteck–”

Doch Penguin unterbrach ihn, wobei er seinem Blick weiter auswich: „Das meine ich nicht. Du hast im Schlaf wieder so sehr gezittert, dass ich… mich einfach zu dir gelegt habe. Ich wollte dich nur wärmen. Aber das war völlig falsch, zumal ich selbst dabei eingeschlafen und nur wach geworden bin, weil du plötzlich geredet hast. Meine Körperwärme hat sicher dafür gesorgt, dass dein Fieber noch weiter gestiegen ist. Und außerdem war es unverschämt. Ich bin wirklich ein Idiot, der dir nur noch mehr Schwierigkeiten macht, anstatt dir zu helfen. Es wäre besser, wenn sich jemand anders um dich kümmert.”

Die Tränen, die Law im Schlaf vergossen hatte und deren wahre Ursache Penguin immer noch nicht kannte, verschwieg er, um ihn nicht unnötig in Bedrängnis oder dergleichen zu bringen.

Überrascht blickte der Jüngere ihn an, während sein Gegenüber weiterhin beschämt und voller Selbstvorwürfe wegsah, bevor er ruhig antwortete: „Das ist Blödsinn. Wenn ich so gezittert habe, wie du gesagt hast, dann ist mein Fieber schon zu diesem Zeitpunkt gestiegen. Demnach wäre das vermutlich so oder so passiert. Dass du dich zu mir gelegt hast, hat es höchstens beschleunigt, aber dadurch hast du es auch eher mitbekommen. Ich habe sicher nicht laut gesprochen, oder?”

„Nein.” Penguin blickte ihn nun verwundert an: Mit diesen Worten hatte er nicht gerechnet.

„Dann”, Law wandte sich kurz ab, um zu husten, bevor er wieder zwischen seine Beine auf den Boden sah, „war es sogar mehr als richtig. Hättest du nicht direkt neben mir gelegen, hättest du es wahrscheinlich nicht gehört oder viel zu spät. Und wenn du gar nicht hier gewesen wärst, dann–”

Der Ältere wusste wie der Satz geendet wäre, wenn Law ihn ganz ausgesprochen hätte. Doch die Worte schienen ihm nun selbst im Hals festzustecken.

Nun war es Penguin, der versuchte zu lächeln, dabei jedoch zu Boden blickte: „Danke, dass du es schönreden willst, aber es ist sicher besser wenn ein Anderer–”

Ein Schlag ins Gesicht hielt ihn davon ab weiterzusprechen. Irritiert sah er Law an, der finster zurückblickte und etwas keuchte, da es ihn wohl gerade viel Kraft gekostet hatte, das nasse Handtuch zu nehmen und Penguin unsanft ins Gesicht zu werfen.

„Könntest du vielleicht aufhören, mein Urteilsvermögen in solchen Dingen anzuzweifeln? Und ich bin ja wohl der Letzte, der Dinge auf diese Weise schönredet! Abgesehen davon”, schnaufte er, „kannst du dich mir nicht erst aufdrängen und dann einen Rückzieher machen. So läuft das nicht!”

Seine grimmige Miene und seine Worte lösten in dem Älteren einmal mehr Herzflattern aus. Law schaffte es immer wieder aufs Neue, ihn mit seinen Reaktionen und Antworten zu überraschen.

Penguin blickte unsicher zurück: „Ist das dein Ernst?”

Law hob eine Augenbraue: „Was?”

„Dass ich bleiben soll?”, fragte der Andere.

Law wurde jetzt erst bewusst, dass er genau das damit indirekt ausgedrückt hatte. Und zudem wurde ihm abermals klar, dass er den Älteren besonders im Moment mehr denn je bei sich haben wollte. Seine reine Anwesenheit ließ ihn sich besser fühlen. Wie konnte das sein? Wollte er nicht eigentlich alleine sein? Er wandte den Blick ab. Das konnte er unmöglich preisgeben.

„So sehr ich es auch will: Ich komme ohne Hilfe gerade alleine wirklich nicht zurecht. Und”, er stockte, „mir ist es lieber, wenn du mir hilfst als einer der Anderen.”

Konnte er bitte damit aufhören? Penguins Herz war kurz davor aus seiner Brust zu springen. Und das zu Unrecht wie er wusste. Law meinte das nicht auf diese Art und Weise. Dennoch brachte es die Emotionen des Älteren nur noch mehr zum Pulsieren. Diese Worte klangen so unfassbar gut in seinen Ohren. Dabei wusste er genau: Es war ihm nur lieber, weil er den, den er am liebsten bei sich gehabt hätte, nicht anstecken wollte.

Doch diesen Gedanken wollte er jetzt ignorieren. Überhaupt gab es gerade Wichtigeres als das. Er konnte von Glück sprechen, dass Law ihn nun nicht zu hassen schien und sogar seine Hilfe offenkundig akzeptierte. Daher musste er weiter unter Kontrolle behalten, was in ihm selbst vorging. Es tat nichts zur Sache.

Kurz trat Stille ein, bevor Penguin nach dem nächsten Handtuch griff und ihn nun unerwartet gelassen ansah: „Hosen runter!”

„Eh?” Dieses Mal brachte er damit wieder den Jüngeren aus der Fassung.

Penguin schmunzelte: „Sie sind nass.”

Law sah ihn skeptisch an: „Das merke ich wohl. Aber das klang gerade nach was Anderem.”

„Ich weiß nicht wovon du redest.” Der Ältere grinste - auch wenn er innerlich in vielerlei Hinsicht immer noch aufgewühlt war.

Was eben mit Law passiert war, seine eigenen Gefühle und die Sache mit Shachi ließen ihn nicht los. Aber er wollte das jetzt nicht die Stimmung kontrollieren lassen. Er hatte sich vorgenommen, Law gesund zu pflegen. Und da dieser dies nun weiterhin zuließ, wollte er alles daran setzen, dass es schnellst möglich zum Erfolg führte. Da waren negative Gedanken und Emotionen seinerseits völlig Fehl am Platz.

„Und wie du das weißt!”, knurrte der Andere.

Penguin grinste weiter: Die Gespräche und Gedanken in diese Richtung zu lenken, war momentan einfach viel besser - für sie beide. Auch wenn Law sich dabei wieder auf diese Art und Weise zeigte, lockerte es die Atmosphäre zwischen ihnen.

Er sah ihn gespielt unschuldig an: „Was denkst du von mir? Du bist krank.”

„Und trotzdem war das eine Anspielung!”, knurrte Law.

„Möglich”, schmunzelte der Andere, „trotzdem sollten wir dich weiter abtrocknen.”

Law schnaufte und nahm ihm das Handtuch aus der Hand: „Danke, mache ich selbst, bevor du auf wirklich dumme Ideen kommst.”

Penguin blickte ihn skeptisch an: „Ach ja? Will ich sehen.”

Eigentlich hatte er selbst gar nicht nur an die Körperregionen gedacht, die wohl Law im Sinn hatte, sondern auch an seine Beine und Füße, die noch in den nassen Kleidungsstücken steckten. Aber dennoch wollte er ihn nun etwas damit provozieren - es war einfach zu unterhaltsam.

Der Arzt versuchte sich mit einer Hand hinter sich auf dem Bettrahmen hochzustemmen, allerdings mit wenig Erfolg. Er schaffte es kaum ein paar Zentimeter sein eigenes Körpergewicht in die Höhe zu heben, weshalb Penguin nur kurz schmunzelnd den Kopf schüttelte und ihn abrupt unter den Armen packte.

„Dickkopf”, im nächsten Augenblick fand Law sich aufrecht stehend, jedoch umschlungen vom rechten Arm des Anderen wieder, „als würde ich irgendetwas mit dir anstellen in deinem Zustand.”

Sanft drang Penguins Stimme dabei an sein Ohr, während er ihn so festhielt, ihre nackten Oberkörper aneinander gedrückt. Der Chirurg spürte Penguins warme Haut, die längst durch die Luft getrocknet war, auf der seinen. Es fühlte sich wieder so gut an – so vertraut und angenehm. Sein Puls beschleunigte sich etwas.

Er bemerkte, wie Penguin mit der freien Hand nach dem Bund seiner Hose und auch dem seiner Boxers griff und sie tiefer schob. Eine leichte Röte stieg in Laws sonst gerade so farbloses Gesicht, obwohl es ja nun wirklich nicht das erste Mal war, dass der Ältere das tat. Dennoch wehrte er sich nicht.

„Trockne dich selbst ab, wenn du es kannst. Ich schau nicht hin. Ich halte dich nur fest.” Wieder die angenehm dunkle Stimme dicht an seinem Gehör - und der warme Atem, der dabei seine Haut streifte.

Law tat wie ihm geheißen, auch wenn es ihm wirklich etwas schwer fiel. Es waren längst nicht mehr nur seine Beine, sondern sein ganzer Körper und damit auch seine Arme, die völlig entkräftet waren. Dennoch gelang es ihm sich unterhalb seiner Gürtellinie rundum abzutrocknen ohne selbst hinzusehen, da er sich weiter von Penguin an dessen Körper drücken ließ und beide so über die Schulter des jeweils Anderen blickten. Was er nicht erwischt hatte, würde schon in Kürze von alleine getrocknet sein.

„Fertig?”, fragte der Ältere ruhig.

„Ja”, kam es leise zurück, „und jetzt?”

Penguin tastete zielsicher nach seiner Hand, nahm ihm das Handtuch ab und schlang es, ebenfalls ohne seinen Blick in die Richtung zu richten, um Laws Hüfte, dabei bemüht ihn mit seinem Körper so gut es ging weiter zu stützen.

„Setz’ dich”, Penguin drückte ihn sanft nach hinten, wobei er ihn nun mit beiden Händen wieder seitlich unter den Armen fasste, „dann trockne ich dich zu Ende ab.”

Wieder folgte Law stumm der Anweisung und ließ sich aufs Bett sinken, wobei er nochmal sicher ging, dass das Handtuch wirklich alles verdeckte, was er dem Anderen gerade nicht zeigen wollte.

Dieser bemerkte dies und ging schmunzelnd vor ihm auf die Knie, bevor er ihm die Hosen und Socken ganz auszog und ihn mit einem dritten Handtuch auch hier trocken rieb: „Dass du dich so zierst, wo gerade ich das alles schon gesehen habe. Du ziehst dich doch auch in der Dusche aus, egal wer da ist.”

„Das ist was anderes”, grummelte Law.

Eigentlich wusste er selbst nicht so genau, warum es ihm plötzlich so peinlich war, sich vor Penguin die Blöße zu geben – ausgerechnet vor ihm. Vielleicht, weil er fürchtete, es würde ihn selbst erregen, wenn er sich gänzlich nackt vor ihm zeigte? Denn er konnte nicht verleugnen, dass es ihm jedes Mal gefiel und seine eigene Libido anheizte, wenn er das sonst tat und den verlangenden Blick des Anderen auf sich spürte. Alleine schon der Gedanke daran ließ ihn innerlich angenehm schaudern. Aber Sex war eigentlich gerade nicht das wonach Law zumute war.

Und auch Penguin war sich mehr als bewusst, dass es dazu jetzt nicht kommen würde und auch nicht kommen sollte. Doch auch seine Gedanken lenkten ihn zu ähnlichen Vermutungen wie es Laws taten. Er war sich ebenfalls nicht sicher, wie sein Körper reagiert hätte, wenn er den Jüngeren nun komplett entblößt gesehen hätte. Er musste sich ja schon zusammenreißen, wo er ihn gerade nur fast völlig entkleidet vor sich hatte. Auch als er ihn so an sich gedrückt und seine heiße Haut auf der seinen gespürt hatte, war in ihm ein Funke Unanständigkeit aufgeflammt, der gerne das Ganze in eine andere Richtung gelenkt hätte. Aber was nicht ging, ging nun mal nicht, weshalb er sich darauf konzentrierte, was eigentlich von Bedeutung war: Law schnell wieder ins Bett zu packen – und zwar angezogen.

Ohne ihn noch mehr zu mustern, da der Ältere befürchtete, sonst doch die Kontrolle über seine Erregung zu verlieren, griff er nach dem trockenen Pullover auf dem Bett und hielt ihn Law hin, während seine zweite Hand einen seiner Füße abtrocknete.

Er sah dabei nicht mal auf: „Wenn du kannst, zieh’ den schonmal über!”

Der Andere blickte auf seinen rechten Arm: „Der Verband ist noch nass.”

„Ich weiß”, Penguin war das nicht entfallen, „aber ich will nicht, dass du wieder frierst. Den wechsle ich dir daher gleich, sobald du wieder im Bett liegst.”

Schweigend nahm der Jüngere den Pullover entgegen und folgte auch dieser Anweisung. Es war zwar ebenso anstrengend, aber er schaffte es gerade noch, den Pullover über Kopf und Arme zu ziehen, wobei er seine Hände direkt in die Ärmel zurückzog: Ihm wurde schon wieder kalt. Die versteckten Hände in seinen Schoss gelegt, blieb er ruhig sitzen und beobachtet wie Penguin weiterhin vor ihm auf dem Boden kniete und auch sein anderes Bein und den dazugehörigen Fuß gründlich trocknete. Er konnte immer noch nicht glauben, welche Fürsorge der Andere ihm entgegenbrachte. Und es fühlte sich wiedererwarten furchtbar gut an. Ein sanftes Lächeln machte sich auf seinen Lippen breit, ohne dass er sich dessen selbst bewusst war.

Auch Penguin bekam davon nichts mit, nahm stattdessen letztlich die Boxershorts und Trainingshose vom Bett, nachdem er ihm zwei Paar neue Socken bereits angezogen hatte, und zog sie zusammen Laws Beine hoch, bis zu einem Punkt an den Oberschenkeln, wo er innehielt und ihn ansah.

„Schaffst du das alleine? Dann hole ich einen neuen Verband für deinen Arm.”

Der Jüngere nickte.

„Gut”, Penguin erhob sich und ging um das Bett herum, blieb dann jedoch irritiert am Fußende stehen und musste schmunzeln, als er sah, wie Law sich nach hinten fallen ließ, sein Becken etwas anhob und die Hosen unterm Handtuch über dieses zog. „So geht es natürlich auch.”

Müde schloss der Arzt die Augen, nachdem er noch mit einem letzten Handgriff das Handtuch gelöst hatte: „Ging einfacher als hinstellen.”

Penguin lächelte daraufhin lediglich, setzte seinen Weg fort und kam wenig später mit dem Verbandszeug zurück.

„Hey, nicht so einschlafen”, er klopfte Law leicht gegen die Außenseite seines linken Knies, da er immer noch quer auf dem Bett, die Beine von der Bettkante hängend da lag.

„Ich schaff’s nicht mich zu drehen”, kam es nur sehr leise von ihm.

Penguin seufzte und lächelte zugleich, legte das Verbandszeug weg, zog seine eigene noch triefende Hose aus und trocknete flüchtig seine Beine ab, damit die Matratze nicht feucht wurde, bevor er sich auf sie kniete, wieder einmal beide Arme unter Law schob und ihn richtig herum ins Bett legte. Der Ältere stand dabei wieder auf und nahm anschließend das nasse Handtuch, welches eben noch um Laws Hüfte gewickelt war, und die kalte Wärmflasche vom Bett, bevor er ihn bis zum Bauch zudeckte.

Der Arzt blieb einfach mit geschlossenen Augen ruhig liegen, bis er es neben dem Bett erneut rascheln hörte und die Augen öffnete. Er sah, wie Penguin sich gerade die Hose wieder anziehen wollte. Für eine Sekunde hing sein Augenmerk dabei ungewollt am Schritt des Anderen, bevor er hastig die Augen wieder schloss.

„Zieh dir erstmal trockene Hosen an, bevor du dich um meinen Arm kümmerst.” Penguin, der seinen Blick nicht wahrgenommen hatte, zog die Hose ganz hoch und sah ihn an.

Nüchtern antwortete er: „Dann muss ich erst in meine Kabine. Das will ich aber erst, wenn ich weiß, dass du rundum versorgt bist.”

„Nimm dir eine von meinen Hosen.” Ebenso trocken kam dies von Law.

Perplex, aufgrund des überraschenden Angebotes, sah der Andere zu ihm hinab: „Was bringt es wenn ich mit nassen Boxers in eine trockene Hose steige?”

„Du kannst dir auch eine von meinen Boxershorts nehmen.” Law öffnete ein Auge und sah ihn an.

Penguin starrte nur zurück: Meinte er das gerade ernst?

„Ich glaube, du redest schon wieder wirr”, kam es letztlich von ihm.

„Tue ich nicht!”, entgegnete Law grimmig, „Oder willst du mir sagen, du hast ein Problem damit, eine Unterhose von mir zu tragen? Muss ich DIR jetzt sagen, wo dein bester Freund schon war?”

„Nein”, schmunzelte der Andere nach kurzem Zögern.

Law drehte den Kopf weg und schloss das Auge wieder: „Na also. Und wenn dein Ego daran zweifelt, ob du rein passt: Die unten im Stapel sind größer. Ich trage sie deswegen so gut wie nie.”

Daran, dass ihm Laws Boxershorts zu klein sein könnten, hatte Penguin nicht mal gedacht. Er war einfach nur irritiert gewesen, welches Angebot er ihm da gerade gemacht hatte. Zumindest für ihn war das doch ein Vorschlag, den man nicht jedem machte. Aber Letzteres war vielleicht sogar ein berechtigter Einwand, wobei weniger wegen seines Egos als der Tatsache, dass alleine schon sein Becken etwas breiter war als Laws. Aber der Unterschied war nun auch nicht so gravierend, dass der ohnehin elastische Stoff das nicht verkraften würde.

Ausdiskutieren wollte er das Ganze mit dem Kranken sowieso nicht, weshalb er nur lächelnd darauf einging: „Danke.”

Doch bevor Penguin sich umzog, griff er nacheinander nochmal nach den Pillengläsern auf dem Nachttisch.

„Von denen nehme ich jetzt besser zwei”, mischte Law sich müde ein, als er nochmal aufsah und der Andere wieder die fiebersenkende Arznei in der Hand hielt.

„Okay.” Penguin entnahm die Tabletten, ebenso die aus den anderen Flaschen, half Law sich nochmal etwas aufzurichten und reichte sie ihm zusammen mit dem Wasserglas, welches der Arzt gänzlich leerte, bevor er sich wieder auf die Seite legte und sich wiederum das Fieberthermometer unter die Zunge klemmen ließ.

Anschließend führte Penguin sein Weg erneut zum immer noch aufstehenden Kleiderschrank. Eine von den ohnehin weiten Trainingshosen war schnell gefunden, sodass er die Türen wieder schloss.

Interessanter wurde es, als er nun schon zum dritten Mal in Laws Schublade sah und sich dieses Mal nicht den Socken widmete. Es war doch ein merkwürdiges Gefühl so an seine Unterwäsche zu gehen. Warum hatte es so etwas Persönliches? Letztlich war es auch nur Stoff. Penguin fischte eine schwarze, die ganz unten lag, heraus und schob die Schublade wieder zu, ehe er beide Kleidungsstück aufs Fußende warf und seine nassen Hosen abstreifte, um sich ebenfalls abzutrocknen. Wie unauffällig und leise Law sich dabei etwas drehte und ihn trotz Erschöpfung über die Bettdecken hinweg beobachtete, merkte er nicht. Erst als er die enge aber dennoch gut sitzende Boxershorts übergestreift hatte und nach der anderen Hose griff, wanderte sein Blick über das Bett zu ihm hoch.

„Hey”, kam es nun etwas aufgebracht von ihm, „warum beobachtest du mich jetzt beim Umziehen, wo es bei dir eben so ein Drama war?”

Law blieb in seiner Mimik nüchtern und sprach wieder trotz Thermometers im Mund: „Wollte nur sehen, wie dir meine Boxers stehen.”

Ein skeptischer Blick des Anderen folgte: „Das sind gewöhnliche schwarze Boxershorts. Ich trage dauernd solche, wie DU eigentlich wissen solltest.”

Dennoch beobachtete der Jüngere ihn weiter, während Penguin nun die dunkelrote Trainingshose darüber zog und dabei grimmig zu ihm hinüber sah.

Kaum dass er fertig war, drehte der Arzt sich desinteressiert wieder um und schloss die Augen erneut: „Stimmt.”

Penguin wurde in Gedanken einwenig misstrausich: „Also langsam frage ich mich fast schon, ob es ihm wirklich so schlecht geht.”

Doch natürlich wusste er, dass der Jüngere ihm sein Befinden nicht vorspielte. Und er war froh, wenn er kleine Höhepunkte hatte, an dem es ihm etwas besser ging und er die Kraft hatte, sich so zu verhalten wie gerade. Letztlich war es ihm auch nicht wirklich unangenehm, von ihm beim Umziehen beobachtet zu werden. Wobei er die offensichtliche Art und Weise, in der Law es getan hatte, schon etwas frech fand. Aber irgendwo mochte er ja auch genau diesen Charakterzug der Unverfrorenheit in vielen Situationen an ihm – so wie er so vieles an ihm mochte, nein, liebte.

Er hatte gerade seine und Laws nasse Kleidung zum Trocknen über die beiden Stühle im Raum verteilt, als es leise klopfte. Ruckartig riss der Arzt seine Augen wieder auf, was Penguin nicht entging. Auch er hatte keine Ahnung, warum jemand um diese Uhrzeit – der Wecker verriet dass es gerade mal kurz vor vier war – so behutsam an die Tür der Kapitänskajüte klopfte. In einem Notfall wäre das Klopfen nicht so zaghaft und rücksichtsvoll gewesen. Penguin deutete dem Arzt mit dem Zeigefinger, dass er dieses Mal leise sein sollte, bevor er zur Tür ging.

Kaum dass er sie etwas geöffnet hatte, hörte man Tomos Stimme im Flüsterton auf dem Flur: „Oi, ist alles in Ordnung?”

Penguin legte die linke Hand auf die obere Kante der Tür, die er weiterhin nur einen kleinen Spalt geöffnet hielt, sodass man nicht zum Bett sehen konnte, und antwortete ebenfalls flüsternd: „Ja, warum?”

„Ich habe eben beim Rundgang die Wasserspur von der Dusche aus bis hier hin entdeckt”, der Andere, der in dieser Nacht Wachdienst hatte, deutete auf die Pfützen im Gang, die zur Kapitänskajüte führten.

„Oh, ja. Das war ich eben. Ich war etwas ungeschickt, als ich die Wasserschüssel voll gemacht habe, um das Fieber zu senken.” Penguin war durch die Aufregung und Sorge um ihren Käpt’n völlig entfallen, dass er selbst und Law pitschnass von der Dusche zurückgekehrt waren und dabei nicht nur auf dem Boden in der Kabine überall Wasserspuren hinterlassen hatten.

Tomo gähnte kurz, bevor er den Kopf schräg legte: „So tollpatschig kenne ich dich gar nicht. In der Schüssel kann ja jetzt nicht mehr viel drin sein bei der Menge an Wasser auf dem Boden. Und warum nimmst du dafür überhaupt die Dusche und nicht das Waschbecken? Deine Haare sind übrigens auch nass.”

Verdammt! Konnte er bitte aufhören Fragen zu stellen und Feststellungen zu machen? Penguin raufte sich gerade innerlich die wirklich noch nassen, etwas tropfenden Haare.

Nach außen hin blieb er jedoch gelassen: „Keine Sorge in der Schüssel ist genug Wasser hier angekommen. Und ich bin einfach nur müde, deswegen habe ich auch eben geduscht, um wieder wach zu werden. War dann auch naheliegender die Schüssel gleich da aufzufüllen.”

Tomo legte verständnisvoll Zeigefinger und Daumen ans Kinn: „Mhm, verstehe. Aber du siehst wirklich geschlaucht aus. Du solltest dich auch mal schlafen legen.”

„Ach was, das geht schon. Ich setze mich gleich wieder und schlafe etwas. Der Käpt’n schläft auch gerade. Dann kann ich ein bisschen die Augen zu machen.” Penguin konnte nicht abstreiten, dass er wirklich müde war.

Das war ja auch kein Wunder. Er hatte in den letzten vierundzwanzig Stunden kaum mehr als drei Stunden geschlafen und dafür einiges geleistet. Dazu kamen noch die drei Male, in denen er nun schon wirklich Angst um Law gehabt hatte und die ihm dadurch zusätzlich zugesetzt hatten. Aber noch war seine Kondition nicht ausgeschöpft. Und wegen Müdigkeit von Laws Seite zu weichen kam für ihn nicht in Frage.

„Ich würde ja gerne sagen, lass einfach einen von uns ein Auge auf ihn werfen solange, aber ich bin leider selbst k.o. Und wir sind ja alle schon mehr als froh, dass er dich überhaupt akzeptiert.” Tomo tat es sichtlich Leid, dass der Andere die gesamte Krankenpflege alleine übernehmen musste.

„Mach dir mal keinen Kopf”, lächelte Penguin, „ich komme schon klar. Und ich habe Ban versprochen, dass ich mich bei einem von euch melde, wenn was sein sollte.”

„Alles klar. Dann gehe ich jetzt besser, bevor er aufwacht.” Tomo wollte sich umdrehen, um seine letzten Runden zu drehen, ehe die Anderen nacheinander aufstehen würden und er endlich schlafen gehen konnte.

Penguin hielt ihn nochmal kurz auf: „Tomo, kannst du mir vielleicht doch einen Gefallen tun?”

Der Angesprochene drehte sich noch mal um: „Klar.”

„Kannst du das Wasser aufwischen? Nicht dass jemand ausrutscht und sich verletzt. Wäre gerade jetzt ungünstig”, bat er ihn.

Tomo lachte leise: „Sieht dir so ähnlich, dass du an so etwas denkst. Immer nur Sorgen um Andere machen. Aber ja, mache ich.”

Penguin blickte ihn skeptisch an: „Ist doch normal. Gerade du würdest das auch.”

„Also ich habe da in meinem müden Kopf jetzt nicht mehr dran gedacht, aber ich gebe dir Recht. Wird gleich erledigt.” Damit ging der Lockenkopf davon.

Der Andere sah ihm nur wirsch nach und schloss die Tür wieder, ehe er sich umdrehte.

„Er hat Recht”, überrascht sah er zu Law, als dieser dies ruhig sagte, nachdem er das Thermometer aus seinem Mund genommen hatte, „du machst dir wirklich viele Gedanken um Andere.”

Kurz sah Penguin ihn noch an, bevor er etwas lachend schnaufte: „Sagst ausgerechnet du.”

Penguin ging zu ihm hinüber, griff nach dem Messgerät und las es ab.

„39,5. Immer noch hoch, aber wer weiß wie hoch es vorhin war”, stellte der Ältere fest und legte das Thermometer wieder weg.

Doch Law ging darauf nicht weiter ein und sprach ruhig weiter: „Ich weiß nicht, ob mir all die Lügen gerade eingefallen wären, nur um jemand anderem einen Gefallen zu tun. Es ist ja nicht so, dass du gerade für dich gelogen hast.”

Kurz hielt Penguin inne, bevor er seinen obenliegenden rechten Arm vorsichtig nochmal aus dem Ärmel zog und anfing den feuchten Verband abzuwickeln: „Ich weiß nun mal, wie ungern du die Anderen noch mehr beunruhigen willst. Und ich weiß auch nicht, ob es gut gewesen wäre, ihm jetzt auf die Nase zu binden, was eben passiert ist. Es hätte sie wirklich nur nervöser werden lassen.”

„Danke.” Mehr kam nicht von Law.

Doch dieses einzelne Wort klang so aufrichtig und war so vielbedeutend für den Anderen, dass es einmal mehr genau sein Herz traf. Er lächelte lediglich als Antwort, während er kurz prüfend auf die Wunde sah.

Der Arzt folgte dem Blick: „Dank des Schmerzmittels tut das zumindest nicht weh. Und es verheilt wirklich gut. Kanaye hat da erstklassige Arbeit geleistet. ”

„Er hat ja auch vom Besten gelernt”, war Penguins Antwort, wobei er die Naht vorsichtig mit einer sauberen Kompresse trocken tupfte, ehe er eine zweite darauf legte und den neuen Verband anlegte.

Law wandte seinen Blick wieder ab, schloss resignierend die Augen und schmunzelte: „Als ob. Aber Tomo hat Recht: Du siehst wirklich müde aus und solltest schlafen. Du hast nicht viel die Augen zugemacht heute Nacht, oder?”

„Nicht so wild”, reagierte der Ältere.

Der Liegende konterte, seine Augenbrauen dabei ernst zur Gesichtsmitte ziehend, jedoch ohne die Augen zu öffnen: „Doch das ist es. Du kannst mir nicht helfen, wenn du kollabierst.”

Penguin konnte das nicht abstreiten.

Dennoch weigerte er sich: „Um richtig zu schlafen müsste ich in mein Bett gehen und dich hier alleine lassen. Kommt also nicht in Frage.”

„Konntest du denn vorhin in meinem Bett nicht richtig schlafen?” Mit dieser Frage hatte Penguin nun wieder nicht gerechnet.

Abermals hielt er inne und sah Law irritiert an, der nun wieder ernst zu ihm hochsah: „Doch natürlich. Aber–”

„Wo ist dann dein Problem? Du hast es eben ungefragt getan und auch schonmal vorher hier geschlafen. Und ob du dich ansteckst oder nicht ist dir ja ohnehin egal, zumal der Zug längst abgefahren sein dürfte.” Der Chirurg sagte das mit einer unfassbaren Seriosität und Trockenheit.

„Für mich ist da kein Problem”, antwortete Penguin immer noch verwundert, während er weiter den Verband um Laws Arm wickelte.

Dabei stimmte das nicht: Er hatte ein wahnsinnig großes Problem damit, dieses Angebot anzunehmen. Denn es bedeutete noch mehr Nähe – Nähe die er doch eigentlich vermeiden wollte, da sie nur physisch gewesen wäre, aber sein Verlangen nach mehr emotionaler Nähe bei ihm verstärkt hätte.

Der Jüngere schloss die Augen wieder erschöpft: „Dann tu’ es einfach. Mir macht es nichts aus, solange du mir nicht gerade jetzt an die Wäsche gehst.”

Warum machte Law es ihm nur so schwer genau diese Nähe zu unterbinden? Wieso zwang er ihn fast schon dazu sie noch größer werden zu lassen, wo er das doch selbst nicht wollte?

„Ich gehe dir sicher in deinem Zustand nicht an die Wäsche”, reagierte der Ältere nach kurzem Zögern, aber dennoch ernst.

„Also, dann leg dich hin, wenn du hiermit fertig bist, sonst”, Law hustete wieder kurz, „werde ich echt sauer. Ich will nicht, dass du meinetwegen irgendwann umkippst.”

Wieder versagte Penguin dabei, seine Gefühle zu unterdrücken, auch wenn er sie nicht nach außen zeigte. Laws Worte berührten ihn da wo sie es ständig taten und brachten seinen Herzschlag angenehm ins Wanken, auch wenn der Andere ihm das natürlich nur aus rein rationalen Gründen anbot. So dachte er zumindest.

Wahrscheinlich hätte es ihn noch viel mehr berührt, wenn er Laws Gedanken hätte lesen können, die in Wirklichkeit kaum irrationaler hätten sein können: „Und vor allem will ich nicht, dass du gehst. Ich will, dass du bei mir bleibst.”


Nachwort zu diesem Kapitel:
So, ich hoffe es hat euch gefallen. :3
Freue mich wie immer über jegliches Feedback. <3 Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von:  Skingirl
2015-07-01T15:00:31+00:00 01.07.2015 17:00
Duuu musst unbedingt weiter schreiben ^^ Ich habe nun schon etliche Fanfics über Law gelesen und diese hier gehört mit zu den BESTEN(!!!) deshalb brauch ich dringend mehr Lesestoff^^
Tolle Ausdrucksweise und sehr schön geschrieben, alles sehr stimmig und passend. :) :)
Man kann einfach alles nachvollziehen und alles ergibt Sinn :)

Antwort von:  Torao
01.07.2015 17:03
Vielen lieben Dank fürs Lob und das große Kompliment - freut mich, dass dir die FF so gut gefällt. ^____^ ♥
Und ich schreibe auf jeden Fall weiter. Aber gerade muss ich mich auf meine Uniklausuren konzentrieren, deswegen geht es nicht ganz so schnell. :3
Von:  Suki96
2015-05-29T17:00:10+00:00 29.05.2015 19:00
Armer Pengi er muss so viel durch machen und Laws gedanken am ende waren echt süß
Antwort von:  Torao
01.07.2015 17:02
Ja muss er wirklich :(
Hihi vielen Dank <3
Von:  lala1314
2015-05-28T16:50:15+00:00 28.05.2015 18:50
Huhu
schön mal wieder ein neues. Kapitel von dir zu bekommen. Es ist niedlich wie die beiden sich Sorgen um einander machen.
am liebsten mochte ich dein Ende!obwohl das Kapitel trotz des hektischen anfangs recht ruhig war.muss auch .al sein und finde ich auch gut
bis zum nächsten mal
LG lala
Antwort von:  Torao
01.07.2015 17:02
Vielen lieben Dank :)
Schön, dass es dir wieder gefallen hat.
Und richitg, etwas ruhig muss es auch mal sein. :D
Antwort von:  lala1314
01.07.2015 17:12
Ah du lebst ;-) vermisse schon sehnsüchtig das nächste Kapitel :-p
Antwort von:  Torao
01.07.2015 17:16
Ja, ich lebe xD
Das neue Kapitel habe ich vorgestern endlich angefangen. Aber da ich gerade erst wieder nach Deutschland gezogen bin und jetzt hier Klausuren schreiben muss, kann ich nur ab und an daran schreiben. >_<;
Aber keine Sorge, es geht weiter... so schnell wie möglich. <3 :3
Antwort von:  lala1314
01.07.2015 17:17
Ist ja auch nicht schlimm. Dann haben wir dir wohl das gute Wetter zu verdanken ....lass dir Zeit Klausuren und so gehen vor.


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