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Dance with the Devil

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Dance with the Devil

Dance with the Devil
 

Leise Schreie waren aus einem Gang zu hören. Einige Auszubildende ärgerten eine Kollegin. Sie lachten laut während wie sie sie immer wieder gegen eine Wand schubsten und sie schließlich in eine der großen Mülltonnen steckten. "Wehe du petzt!" drohte einer von ihnen und sie machten sich alle auf dem Weg zur Cafeteria. Nein nicht alle. Das Mädchen welches in der Tonne gelandet war und sich mittlerweile daraus befreit hatte verzog sich in die Umkleidekabine, setzte sich auf den Boden und weinte leise. "diese Arschlöcher!" fluchte sie. Es war nicht das erste Mal, das sie so von ihren Mitauszubildenden behandelt wurde. Sie machte es schon seit Wochen und Monaten mit. Das Schubsen und auslachen, selbst Dinge wie in der Mülltonne landen oder im Lager eingeschlossen zu werden. Die Wut in ihr wuchs von Tag zu Tag. Immer unerträglicher wurde es für sie, und doch wusste sie keinen Ausgang daraus. Sie drohten ihr jedes Mal, dass wenn sie es dem Chef oder irgendwem anderes sagen würde, würde sie dafür bezahlen. Wahrscheinlich mit noch viel höherer Gewalt. So behielt sie es für sich und fraß den Hass und die Wut in sich hinein. Sie wurde auch Mal für Mal wütender auf sich, weil sie so feige war und es nie meldete. Wovor hatte sie Angst? Viel schlimmer konnte es eh nicht mehr werden...

Ihr wurde plötzlich kalt. Eine art eisiger Wind wehte im Raum, und das obwohl die Tür abgeschlossen war.

"Was ist los, kleines?" fragte eine raue Stimme. Sie öffnete die Augen und sah, durch die Tränen verschwommen, eine kleine schwarze Gestalt vor sich auf dem Boden sitzend. "Wer oder was bist du?" fragte das Mädchen und wischte sich die Tränen aus den Augen. "Nox ist mein Name und ich möchte Dir helfen..." sagte das kleine Wesen, welches Ähnlichkeit mit einem sehr kleinen Drachen hatte. "Wie willst du mir helfen? Du bist gerade mal so groß wie einer meiner Schuhe!" sagte sie leicht spöttisch. "Nun..." fing er an und sprang ihr auf eins der Knie. "Ich kann Dir helfen, damit es Dir besser geht..." Er reichte ihr eine kleine Klinge. "was..? Was soll ich damit?!" fragte sie verwirrt. "Ein kleiner Schnitt kann sehr befreiend und entspannend wirken." sagte das dunkle Wesen und legte ihr die Klinge in die Hand. Es sah ihr eindringlich in die Augen. "Vertrau mir. Da ist nichts schlimmes bei. Es wird Dir helfen, damit fertig zu werden. Vertrau mir, ich verspreche es Dir." flüsterte es leise und sprang auf den Boden. "Warte, woher...?" fing das Mädchen an, doch der kleine Drache der sich Nox nannte war verschwunden. verwirrt suchte sie mit den Augen den Raum ab, aber keine Spur von dem kleinen Wesen. Erst dachte sie, sie hätte es sich nur eingebildet gehabt, bis sie einen kleinen Schmerz in ihrer Hand wahrnahm.

"Was..?" stotterte sie leise. Wenn alles nur eine Einbildung war, woher kam dann die Rasierklinge? Sie erinnerte sich an die Worte des kleinen Wesens: "Ein kleiner Schnitt kann sehr befreiend und entspannend wirken..." Zitternd krempelte sie einen Ärmel ihres Pullovers hoch und nahm die Klinge in die Hand. <Was mach ich hier nur?> dachte sie. Eine Art dunkler Hauch legte sich um sie. "Ja...!" flüsterte eine größere dunkle Gestallt. Der kleine Drache Nox war auf das vielfache gewachsen. "Tu es!" befahl er aufdringlich flüsternd. Wie durch Geisterhand geführt, hob sie die Hand mit der Klinge und schloss die Augen. Die Klinge tanzte mit Leichtigkeit auf ihrer Haut und kleine feine Schnitte kamen zum Vorschein. Das Blut rann aus den kleinen Schnittwunden. Ein Gefühl von Leichtigkeit machte sich in ihr breit. Hatte Nox doch recht mit dem was er sagte? "So ist es gut, meine kleine... Alles wird gut.." Nox nahm sie in die Arme und legte seine schwarzen Flügel um sie. Sie fühlte sich wie in eine Art Rausch. Für einen Moment war alles gut und vergessen... Zumindest glaubte sie es. Ein brennender Schmerz holte sie nach kurzer Zeit wieder in die Realität zurück. "Aahh!" schrie sie leise auf und öffnete die Augen. Ihr linker Arm war mit blutenden schmalen Schnittwunden übersät. "Nein! Fuck! Was hab ich nur getan?" sagte sie panisch. So konnte sie unmöglich zur Arbeitshalle zu den Anderen gehen, sie würde nur noch mehr verspottet werden. Sie schlich sich aus dem Umkleideraum zu den Toiletten die einen Raum weiter waren und schloss die Tür ab. Sie ließ etwas Wasser in das Waschbecken laufen, nahm sich ein paar Papiertücher und tupfte sich vorsichtig das Blut von dem Arm.

Sie zitterte am ganzen Leib. Wie konnte so etwas nur passieren? Noch nie hatte sie je daran gedacht, sich selbst zu verletzen. Noch nie..

In ihrer Kindheit lief auch alles andere als es sollte. Sie landete durch Lügen von Leuten die im Kindergarten arbeiteten für fast 2 Jahre in ein Kinderheim. Dort wurde sie von älteren Kindern viel rum geschubst und geärgert. Auch machten sie viele ihrer Spielsachen kaputt und sahen es als versehn, einen Unfall. Auch viele Jahre später in Tagesgruppe und Schulen sah es nicht viel besser aus. Bis auf die Ausnahme, das sie Freunde fand, Leute die ihr bei standen. Ungern erinnerte sie sich an diese Zeiten. Zeiten die sie prägten...

Das Mädchen sah auf die Uhr. Noch zwei Stunden bis Feierabend. Sie hatte die Mittagspause um das doppelte überzogen. Sie wickelte ein paar der Papiertücher um den Arm und zog den Ärmel wieder runter. Sie wusch sich mit kaltem Wasser das Gesicht und atmete tief durch. <Was soll ich nur machen?> dachte sie und sah in den Spiegel. Ihre Augen waren rosern und etwas angeschwollen vom Weinen.

"Hallo? Wer auch immer da drin ist, könntest du bitte aufschließen? Ich muß mal" sagte eine weibliche Stimme im Flur. "Äh was? Ja Moment!" Sie warf die blutigen Papiertücher in den Mülleimer und schloss die Tür auf. "Ah danke dir. Musst du nicht in die Halle sein und arbeiten?" "Ähm... Ja aber ich bin in der Pause eingenickt und eben erst aufgewacht..." "Okay ich habe heute meinen ersten Tag hier bei euch. Wir sagen einfach, du hättest mir hier alles gezeigt, dann sollte es doch okay sein, oder? Ich bin Daria!" sagte das Mädchen welches den Raum betrat und lief direkt in eine der Toilettenkabinen. "Wenn du das sagst, dann aber auf deine Verantwortung! Ich bin Naminae." stellte sie sich vor und legte ein paar nasse Tücher auf die Blutigen und drückte sie weiter runter damit sie keiner sah. Nach ein paar Minuten kam Daria raus und wusch sich die Hände. "Alles klar mit dir? Siehst aus als hättest du geweint?" fragte Daria als sie in Naminae's Augen sah. "Jaja alles okay, hatte vorhin nur schlecht geträumt." Die zwei Mädchen gingen zusammen in die Halle und erklärten die Zeit die sie zuspät kamen.

Zum Feierabend Feierabend ließ sich Naminae Zeit und räumte auf und übernahm den Putzdienst. Drei ihrer Kollegen kamen auf sie zu und schubsten sie auf den Boden. Einer von ihnen trat gegen den Putzeimer, so dass er umkippte. "Das tut uns aber leid! Schönen Feierabend noch!" lachte der Ältere von ihnen und sie zogen davon. Naminae wurde wieder wütend. "Ich helfe Dir... Vertrau mir!" hörte sie die Stimme von Nox, oder bildete sie es sich nur ein? Sie stand auf und wischte den Boden trocken, stellte die Sachen zurück und ging in die Umkleidekabine um sich umzuziehen.

Im Glauben sie sei alleine ließ sie sich auf den Boden sinken, krempelte den Ärmel hoch und nahm vorsichtig die Tücher ab. Immer wieder und wieder hallten Nox' Worte in ihrem Kopf, bis sie plötzlich durch ein Fluchen unterbrochen wurden. "Diese fiesen Kerle!" hörte sie Daria im Flur und noch ehe Naminae die Wunden verbergen konnte platzte Daria schon sauer in die Umkleidekabine. "Oh tschuldige, ich dachte du wärst wie die Anderen schon weg? Was.." sie verstummte als sie den Arm sah. Naminae wollte sich schnell eine Jacke überziehen, als Daria sich schon zu ihr runterbeugte. "Lass das mal, das ist nicht gut..." Daria ging zu ihrem Spint und holte ein kleines Döschen aus ihrem Rucksack. "Hier, das tut der Wunde gut." Sie hielt Naminaes Arm fest und trug vorsichtig eine Salbe auf. "Danke..." flüsterte sie leise. "Gern. Warte ein paar Minuten und dann kannst du die Jacke anziehen. Wärend sich beide umzogen wechselten sie kaum in Wort miteinander.

Die darauf folgenden Tage verliefen wie die Anderen auch: Anstrengend und langsam. Daria und Naminae arbeiteten oft miteinander so das den Anderen kaum Möglichkeiten blieben, Naminae auch nur Ansatzweise zu belästigen. Die Wunden heilten. Daria wurde krank und fehlte eine Woche lang. Naminae fühlte sich allein gelassen. die Anderen wurden gemeiner zu ihr, ließen sie manchmal kopfüber in der Luft hängen. Als sie die verheilten Wunden sahen ging es erst richtig los: "Emokind!" "Passt auf sonst weint sie noch!" "Spring doch aus dem Fenster!" "Machs doch richtig und schneid dir die Adern durch, Emo!" Diese Woche war Naminae's kleine persönliche Hölle. Jeder Tag kam ihr wie mehrere Tage vor. Nox' Stimme in ihrem Kopf wurde lauter, so laut das sie Angst bekam, andere würden ihn hören. Sie riss sich zusammen in der Hoffnung, es würden keine neuen Wunden zu Stande kommen.

Am Anfang der nächsten Woche saß Naminae wie immer alleine in der Pause in der Umkleide. Die Klinge lag neben ihr auf dem Boden. <Nein...!" dachte sie. "Warum nicht? Es tat Dir doch gut, oder nicht? Das kannst Du nicht abstreiten!" flüsterte Nox ihr zu. Die Tür ging auf. Daria war wieder da! Sie sah Naminae auf den Boden und sie kam ihr noch fertiger vor als beim ersten Treffen. "Hey kleine, es tut mir leid das ich nicht da war..." "Schon gut." sagte sie emotionslos. "Das wird wieder..."

Die Ausbildung zog sich wie Kaugummi. Daria musste die Ausbildung abbrechen aber versprach den Kontakt zu bewahren. Naminae versuchte die Ausbildung durch zuhalten und neue Wunden und Narben zu verbergen und möglichst viele dieser Rückfälle zu vermeiden.

Sie lernte jemanden auf der Arbeit kennen, jemand der sie nicht mobbte und sie sogar mochte. Nox wurde sie nie richtig los. In traurigen Momenten, Momenten des Hasses auf sie selbst und Jene der Einsamkeit war er da. Ob sie wollte oder nicht. Mal war nix erst ganz leise und Mal unerträglich laut. Sie verletzte sich irgendwann nur noch unter einem breiten Lederarmband, so das es Niemand sah. Jahre lang gings gut. Sie machte eine Therapie um mit Nox fertig zu werden, aber sie schlug mal langsam, mal gut und mal gar nicht an. Ihr Leben glich irgendwann einer großen und ewigen Achterbahnfahrt, bei der ihr schwarzer Drache ihr überall hin folgte. Immer und überall. Ein Teufelskreis... Jeder Tag, jede Nacht würde zum Tanz mit dem schwarzen Drachen. Einem Tanz mit dem Teufel...

Selbst nach fast 10 Jahren wacht Nox über sie. Mal ist er riesen groß, unbändig und Furcht einflößend, und manchmal ein kleiner schwarzer Drache mit großen Kulleraugen und scheinbar keine große Gefahr.

Ein Drache. Ein Gefühl. Etwas was einem alles nimmt, was einem glücklich macht. Alles was einem die Freude am Leben nimmt...
 

(ende?)



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