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Ein Tag im Leben eines Trainers

von

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Dein Freund und Helfer

Gelassen griff der Mann nach seiner Taschenlampe. Bald würde seine Schicht anfangen. Hoffentlich würde der Regen aufhören. Nicht nur, weil es unangenehm war, bei solchem Wetter zur Arbeiten, sondern auch weil sein Partner nicht gerne nass wurde. Während schwere Tropfen gegen die Fensterscheibe schlugen, lief der Mann ins Bad.

Ob sein Onkel stolz auf ihn wäre? Schon als kleiner Junge verehrte er seinen Onkel. Wollte wie dieser Polizist werden. Fragte ihn regelrecht aus. Ging gerne mit ihm auf Streife. Alle Menschen verehrten seinen Onkel. Schmunzelnd wusch sich der Mann die Hände. Besser gesagt, hatte er als kleiner Junge das Gefühl, das ihn jeder verehrte.

Nachdem sein Vater ihm im Familienbetrieb eine Erstausbildung ermöglicht hatte, ging er zur Polizei. Er wollte nie Karriere machen und zum Sicherheits- oder Kriminaluntersuchungsamt wechseln. Der Menschenkontakt war ihm immer wichtig. Ihnen zu Diensten sein war seine Berufung.
 

Die Türe wurde aufgestossen und sein Machollo zeigte ihm die Uhr. „Danke Harry. Keine Angst heute komme ich nicht zur spät. Nicht wie am Dienstag.“ Das Pokémon lächelte und sah freundlich zu seinem Trainer. Das Machollo posierte vor dem Spiegel und wartete auf den Mann, der sich gerade umzog. „Wo sind meine Schuhe?“, murmelte er halblaut und stampfte ins Schlafzimmer. Das Kampfpokémon rollte mit den Augen. Es lehnte sich an die Türe.

„Harry, hilf mir lieber statt Maulaffen feil zuhalten.“

„Macho Machollo.“

„Witzig. Sehr witzig.“

Der Mann kniete sich hin um unter den Schrank zuschauen. Bellend rannte sein zweiter Partner ins Zimmer. In seiner Schnauze trug er die vermissten Schuhe. „Danke. Braver Junge, Rex“, lobte der Polizist sein Fukano. Freudig bellte das Pokémon. Leckte über das Gesicht des Mannes. „Was würde ich nur ohne dich machen?“ Rex schwänzelte und Harry schüttelte amüsiert den Kopf. Der Regen wurde stärker. Seufzend zog sich der Polizist die schwarzen Schuhe an. „Tut mir leid Rex. Es regnet immer noch.“
 

***
 

Langsam schwebte ein Stückchen Papier in der Luft. Wie eine Fliege flog es um den Kopf des Machollos. Besonnen nahm das Pokémon es hin. Die Schritte der Leute hörten sich gedämpft an. Der Boden war aufgeweicht. Rex sass neben seinem Herrchen. Trotz des Regens blieb es an der Seite seines Trainers.

„Guten Abend, die Damen“, sprach der Polizist und nickte freundlich. Die Gruppe grüsste zurück, während sie über das schlimme Wetter diskutierten. „Verzeihung, wissen Sie vielleicht, wo man günstig übernachten kann?“, fragte eine junge Frau und gab ihrem Pachirisu ein Leckerli. „Das berühmte Dukatiahotel befindet sich gut 500m weit weg von hier. Sonst könnte ich das Motel Lunastein & Sonnfel empfehlen. Im Notfall können Sie im Pokémon Center übernachten. Falls das auch nicht klappt, gehen Sie und ihre Freundinnen in die Pokémon Pension. Das ist das Gebäude, an dem Sie vorbeigelaufen sind.“

Das Fukano bellte und schwänzelte. In der Schnauze hielt es den mit Buttons verzierten Rucksack von einer der Frauen. Diese lächelte entzückt. „Du bist ja ein Süsser“, sagte sie und tätschelte das feuchte Fell von Rex. Harry runzelte die Stirn. Doch dann hellte sich seine Miene auf. Das Machollo posierte. Die restlichen Frauen lachten über das Machollo. „Da scheint ja jemand eifersüchtig zu sein.“ Kopfschüttelnd sah der Polizist zu seinem Pokémon.
 

„Was sollte das Harry? Wir sind im Dienst!“

„Machollo Ollo Mach.“

„Auch wenn ich die Brünette ganz süss fand, brauche ich keinen Verkuppler.“

„Fukano Ano.“

„Fall mir doch jetzt nicht auch noch in den Rücken, Rex.“

Seufzend biss der Mann in sein Brötchen. Die beiden Pokémon blickten sich amüsiert an. Rex stupste sein Herrchen freundlich an. Machollo, der mit trainieren seine Zeit vertrieb, lachte wieder. „Harry, ich habe wirklich kein Interesse an der Brünetten. Das bildest du dir nur ein.“ Rex gähnte und legte sich hin. Trotz den Pfützen auf dem Boden. Man hörte in der ferne den Ruf eines Hoothoots. Der Boden weichte sich immer mehr auf. Der Mann seufzte. „Die Dusche hätte ich mir sparen können.“ Kurz blickte er auf den Dienstplan, gab den letzten Bissen seines Brötchens Fukano und streichelte ihn. „Du musst nicht draussen bleiben. Geh lieber unter Dach. Nicht, dass du krank wirst.“ Brav trottete das Feuerpokémon zu dem Gebäude, das der Eingang zur Stadt war.
 

Der Polizist griff nach seiner Taschenlampe und lief seine Runde. Durchnässt kehrte er zurück. Das Machollo holte ihm ein sauberes Handtuch. Da das Pokémon so gut wie immer am Trainieren war, hatte es genügend frische Handtücher im Touristeninfomationshäuschen. „Komm Harry, gehen wir auch rein. Sonst wachsen uns noch Kiemen.“ Rex sprang erfreut an seinem Herrchen hoch. Der Polizist war froh, wenn sein Dienst vorbei sein würde. Auch wenn er seinen Beruf liebte, an solchen Tagen war er lieber zur Hause in seinem warmen Bett. Wenigstens einen Vorteil hatte der Regen: Man schlief nicht ein.

Harry und sein Trainer spielten Karten. Das Feuerpokémon sah ihnen zu. Hin und wieder nahm der Polizist einen Schluck aus seiner Kaffeetasse. Plötzlich stellte Rex seine Ohren auf. Bellend rannte es zu der Türe. Alarmierend sprang der Mann auf und rannte fest das Machollo um, welches zuerst an der Türe sein wollte.
 

Ein junges Mädchen stand zitternd vor der Touristeninfomation. Es war pitschnass. Ihre verzierten Turnschuhe waren voller Schlamm. Ihre Haare zierten Blätter und Ästchen. Die Kleidung stand vor Dreck. Schürfwunden waren an ihren Armen und Beinen. Schluchzend hielt sie ihren leeren Pokéball fest in ihren Händen. „Komm erst einmal rein und erzähl, was passiert ist.“ Zögerlich nickte das Mädchen. Harry brachte ihr eine Decke. Sie war nicht mehr die Neuste. Mit dem riesigen Brandloch in der Mitte hätte man es als Poncho benutzen können. Aber das Wichtigste war, das die Decke sauber war.

Behutsam sah sich der Polizist sich ihre die Verletzungen an. Hin und wieder stellte er dem Mädchen kurze Fragen. Erleichtert seufzte er, als er sah, dass ihre Kleidung nicht gewaltsam zerrissen worden waren.
 

***
 

Es dauerte eine Weile, doch dann erzählte das Mädchen, was vorgefallen war. Sie wohnte in Azalea City und wollte zur Pokémon Pension. Sie schwor Bein und Stein das sie vorhatte dort zur übernachten. Auch gab das Mädchen, zu das es nicht die beste Idee war mitten in der Nacht durch den Steineichenwald zulaufen. Doch ihrem zweiten Pokémon ging es nicht so gut. Und da ihre Eltern nicht zur Hause waren, musste sie alleine gehen. Für gute Freunde tat man so was.
 

Doch im Wald griffen sie drei maskierte Typen an. Ihre Pokémon sollte sie ihnen geben. Natürlich weigerte sie sich das zu tun. Sie wollte wegrennen, aber die Unruhestifter waren schneller. In der Hitze des Gefechts floh ihr Rettan. Und trotz ihrer intensiven Suche fand sie es nicht mehr.

Wortlos drehte der Polizist sich zu seinem Machollo um. Harry nickte und machte sich auf den Weg. Rex stupste das Mädchen tröstend an. Schluchzend schaute es auf ihren Pokéball.

Man konnte erkennen das Kurt diesen Ball erschaffen hat. Er war bekannt dafür seine Dienste nicht jedem anzubieten. Trotz seiner mürrischen Art wurde der alte Mann oft gefragt. Die Kunst aus Aprikokos Pokébälle anzufertigen beherrschte Kurt als einer der Einzigen noch von Grund auf.

„Keine Sorge, dein Rettan wird wieder auftauchen. Hat es einen Spitznamen?“ Leise antwortete sie: „Ich nenne es Pünktchen. Sie hat einen Punkt auf der Stirn.“ Lächelnd überreichte der Mann dem Mädchen einen etwas eingedrückten Schokoladenriegel. „Ach, dein Pokémon ist eine Dame. Pünktchen ist ein schöner Spitzname. Mein Machollo habe ich Harry getauft. Und das hier ist Rex. Er mag es, wenn man ihn zwischen den Ohren krault.“ Dem Mädchen huschte ein Lächeln über das Gesicht. Mit einer Hand kraulte sie dem schwänzelnden Fukano zwischen den Ohren und in der andren hielt sie den ungeöffneten Schokoladenriegeln.
 

Es regnete nicht mehr so fest. Während sich das Mädchen etwas beruhigte, schrieb der Polizist den Bericht. Als er eilige Schritte vernahm, stand er auf. Die Krankenschwester atmete schwer. Das Regenwasser hatte sich in ihrem Häubchen gesammelt. Das Chaneira hielt den Verbandskasten. Beunruhigt blickte die Frau zu dem Polizisten. Dieser hob nur die Schulter und schüttelte den Kopf.
 

„Keine Angst, dir ist nichts Schlimmes passiert. Chaneira, bitte ein Verband. Wir bringen dich jetzt zum Pokémon Center.“ Das Mädchen, das während ihrer Behandlung kein Wort gesprochen hatte, schüttelte heftig den Kopf. „Nein! Ich will hier bleiben, bis mein Pünktchen wieder bei mir ist“, rief es und presste den Ball an ihre Brust. Die Frau sah fragend zu dem Mann. In ihrem Blick lag ein Hauch Unsicherheit und Verzweiflung. Das Mädchen weinte wieder. Sie schluchzte immer wieder die gleichen Sätze vor sich hin.

„Ich mache dir einen Vorschlag. Du wartest mit dem Chaneira und der netten Krankenschwester hier. Harry wird auf Euch aufpassen. Aber nur, wenn du uns deinen Namen verrätst. Eine junge Dame wie dich können wir doch nicht immer duzen.“ Überrascht schaute das Mädchen den Polizisten an. Doch sie lächelte und hörte auf zu weinen.
 

***
 

Rex versuchte die Pfützen zu umgehen. Das Feuerpokémon sprang über eine Matschpfütze, während der Mann fluchend hineintrat. Zwei Myraplas vergruben sich erschrocken in die feuchte Erde. Rex spitzte die Ohren. Doch da war nur ein Paras, das sich im Laub versteckte. Misstrauisch beobachtete ein Hoothoot die Eindringlinge. Zügig führte das Fukano seinen Besitzer durch den Wald. „Rex, wir dürfen das gesuchte Pokémon nicht erschrecken. Höchstwahrscheinlich hält es uns für einen Feind.“ Das Pokémon jaulte und suchte weiter. Der Wald roch intensiv. Der Mann leuchtete in alle denkbaren Verstecke. Obwohl dem Mädchen zum grossen Glück nichts geschehen war, nagte ein komisches Gefühl an ihm.
 

Nach einer gefühlten Ewigkeit huschte was an den Suchenden vorbei. Sofort nahm das Fukano die Verfolgung auf. Es sprang über einen kleinen Graben, weckte einige Kokunas auf und blieb vor einer kleinen Höhle stehen. Der Mann lobte sein Pokémon. Es schwänzelte leicht. Vorsichtig kniete er sich hin und stellte die Taschenlampe aus. Seine Hosen sogen die Feuchtigkeit des Bodens aus.

„Wir wollen dir nichts tun. Eine Frage bist du Pünktchen?“ Misstrauisch zischte das Rattan. „Wer wir sind? Wir sind auf deiner Seite. Deine Trainerin hat verzweifelt nach dir gesucht. Sie hat uns gebeten nach dir zur Suchen.“ Das Schlangenpokémon schenkte ihm kein Vertrauen. Es verkroch sich tiefer in die Höhle und zischte angriffslustig. Ruhig sprach der Mann weiter auf es ein. Das Fukano gab keinen Laut vor sich. Obwohl das Wetter überhaupt nicht nach seinem Geschmack war.
 

Langsam fasste das Giftpokémon zum Polizisten Vertrauen. Es kroch hervor und blickte zu dem Fukano. Die beiden Pokémons sprachen miteinander. Behutsam, um das Rattan nicht zu erschrecken, erhob sich der Mann. Er fasste sich extra nicht in die Taschen und hielt die Hände zum Himmel. Immer wieder blickte das gesuchte Pokémon zu ihm. Schliesslich war das Rattan bereit mitzukommen.
 

***
 

Das Wiedersehen war herzzerreissend. Das Mädchen umarmte Pünktchen und es zischte freudig. Zärtlich umschlang das Pokémon seine Trainerin. Das Chaneira klatschte glücklich und hüpfte auf und ab. Das Machollo lobte das Fukano, welches das Kompliment zurückgab. Erschöpft lächelte der Polizist die Krankenschwester an.

„Rex und ich haben das vermisste Pokémon relativ schnell gefunden, aber es vertraute uns nicht sofort.“

„Kein Wunder. Das Rattan und das arme Ding haben schlimmes erlebt.“

„Und bei euch gab es keine Probleme? Hat sie dir noch was erzählt?“

„Harry hat super auf uns aufgepasst. Und sie hat mir noch was anvertraut. Das die Männer ihr gesagt haben, das bald eine neue Zeit anbricht. Und das sie es bereuen wird, Widerstand geleistet zu haben.“

Seufzend sah die Frau zu ihrem treuen Chaneira.

„Kommen Sie wieder zurück? Fängt es wieder an?“ Der Polizist lachte bitter und zog ein schwarzer Stofffetzen aus seiner Manteltasche. „Dieses Stück Stoff biss das Rattan seinen Verfolgern ab.“ Auf dem Fetzen war ein rotes R abgebildet.
 

Gerade wollte die Krankenschwester was erwidern, da sprang das Mädchen auf und rannte zu den Beiden. „Harry und Rex habe ich schon danke gesagt. Auch dir und den Herren Polizisten wollte ich noch danken." Der Mann nickte lächelnd. „Keine Ursache, junge Dame. Da es dir wieder besser geht und du dich wieder beruhigt hast, bringen wir dich zur Pension.“

Leise verliessen die Frau und ihr Chaneira den Raum.



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