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Von der Veränderlichkeit von Plänen

Lee Jordan x George Weasley
von

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Eigentlich war alles ganz anders geplant gewesen.
 

Heimlich, nur von den schwarzen schweren Holztischen verborgen, spielten Fred, George und Lee Zauberschnippschnapp in einer von ihnen verbesserten Version, in der die Explosionen lautlos vonstattengingen. Die Große Langeweile war hier sehr einfach und sehr schnell über sie hereingebrochen. Hier unten, in der Dunkelheit, im Keller, in Feindesgebiet. Im Zaubertrankunterricht.
 

Warum das so war, war ganz einfach: Da es der größte Traum der Zwillinge war, später einen Scherzartikelladen zu eröffnen und sie für ihre Tests für Produkte immer wieder neue Zaubertränke brauchten und Lee sie unterstützte, wo sie es nur brauchten, hatten sie schon zu Anfang des Schuljahres das komplette Zaubertränkebuch durchgearbeitet, so dass ihnen der verehrte, hochgeschätzte Zaubertränkelehrer mit dem hochwohlgeborenen Namen Snape einfach nichts Neues zu bieten hatte. Er konnte ihnen nichts mehr beibringen.
 

Da sie also alle Tränke in ihrem Buch schon auswendig kannten, sie oft erprobt hatten, damit für ihre Zwecke schließlich experimentiert hatten, sie geändert, verbessert und verschlechtert hatten, war Die Große Langeweile ausgebrochen. Denn ehrlich: wer setzte sich schon freiwillig in den Zaubertrankunterricht, um Snapes gut gebauten Körper zu bewundern, über das reichhaltig benutzte Supershampoo zu spekulieren oder seiner absolut wohlklingenden Stimme zu lauschen? Nun, sie drei hatten definitiv besseres zu tun.
 

Dies missfiel diesem schwarzhaarigen Adonis an der Tafel zutiefst und neben 50 Punkte Abzug für jeden, handelten sie sich eine gehörige Portion Nachsitzen ein.
 

Jedenfalls hatten sie es diesem Zaubertrankunterricht und dessen Folgen zu verdanken, dass ihr Plan überhaupt entstand.
 

Wie jeder gute Plan hatte auch ihrer drei Stufen.
 

1. Idee

2. Überarbeitung

3. Durchführung
 

Einzig mögliches Resultat: Erfolg.
 

Sie saßen also zu dritt in den Kerkern und sollten jeder 40 der insgesamt 120 Seiten ihres Zaubertrankschulbuches abschreiben. Sicherlich nicht die kreativste Aufgabe für ihr Nachsitzen und sie fragten sich, was Snape später mit ihrem handschriftlichen Exemplar anstellen würde – vermutlich würde er es einfach verbrennen – aber letzte Woche hatten sie schon in Snapes Vorratskammer die Phiolen neu beschriftet und die Regale gereinigt, in der Woche davor hatten sie Kessel geschrubbt, drei Tage davor die kaputten Lehrerumhänge per Hand geflickt, in der Woche davor hatten sie seltene Pflanzen im Verbotenen Wald gesucht und allein dieses Schuljahr hatten sie schon fünf Mal die Hausordnung abgeschrieben – und es war erst Ende Oktober. Sie hatten sowieso jede Woche mindestens einmal Nachsitzen, eine Woche ohne und sie würden es wohl vermissen.
 

Natürlich hielten sie sich nicht daran, während des Nachsitzens Stillschweigen zu bewahren. Sie hatten sich daher schon öfter beim Nachsitzen Silencios eingefangen, doch heute schien Snape sich mit finsteren, tödlichen Blicken zu begnügen. Er hatte wohl die Nase voll, sie bei ihrem 7. Nachsitzen bei ihm in nur 8 Schulwochen zu beaufsichtigen – die anderen 3 Mal waren bei anderen Lehrern gewesen.
 

Wie sie von dem bald stattfindenden Halloweenfest auf den Valentinstag zu sprechen kamen, würde später niemand mehr genau sagen können, doch Fred war schnell der Meinung, dass beide Fest einige Gemeinsamkeiten hatten: Grusel und Horror.

So entstand kurz darauf auch die Idee einer Antivaltinstagsaktion für nächstes Jahr. Und da sie gerade eh bei Halloween waren und andere Menschen Grusel und Horror wohl eher als das Gegenteil von Romantik und Gefühlsduselei ansahen, sprossen die Ideen nur so: Dass jedes Herz an dem Tag in einen gruseligen Totenkopfschädel verwandelt werden sollte, dass alles kitschige Rosa sich in Schwarz oder Grau verwandeln sollte, dass man den Zucker in der Schokolade durch Salz ersetzen sollte oder dass jeder, der einen Liebesbrief schrieb, die gruseligsten Horrorgeschichten stattdessen schreiben sollte.
 

Nach dem Nachsitzen hatten sie wirklich gute Laune – sehr zum Missfallen ihres geschätzten Lehrers Snape, dem sie sich weigerten, die Würde des Professorentitels anzuerkennen.
 

Stufe eins war somit ein voller Erfolg. Sie hatten Snape das Nachsitzen vermiest, indem ihre Laune sekündlich gestiegen war und sie hatten eine Vorstellung, wie sie den wohl schrecklichsten Feiertag des Jahres sabotieren konnten.

Ach, was war die Welt doch schön.
 

Kaum zwei Tage später Begann Stufe zwei: die Überarbeitung. Sämtliche Ideen wurden auf Herz und Nieren überprüft und die Machbarkeit getestet, die Hälfte davon dann doch wieder als Undurchführbar oder Unlustig verworfen.

Schließlich stellten sie übereinstimmend fest: Halloween gab es bereits und das einmal im Jahr, jedes Jahr. Also musste etwas anderes her.
 

Die Entscheidung fiel schließlich in Pflege magischer Geschöpfe.
 

Stufe zwei war damit ebenfalls abgeschlossen.
 


 

ƸӁƷ
 

Endlich war es soweit.
 

Sie hatten mehr als drei Monate daran gearbeitet, damit es perfekt wurde. Jetzt mussten sie den Dingen nur noch ihren freien Lauf lassen, denn es war der 14. Februar. Morgens, beim Frühstück. Sie mussten natürlich einen Zeitpunkt abwarten, zu dem alle Schüler in der Großen Halle waren, sowohl die Nachzügler, die sich selbst zum Frühstück verspäteten, als auch diejenigen, die nur wenig aßen und dafür die Große Halle so bald wie möglich in Richtung Unterrichtsräume verließen.
 

Was eignete sich also besser, als die Ankunft der Eulen? Gerade an einem Tag wie heute, an dem wirklich jeder Schüler darauf wartete, einen Liebesbrief oder -gruß zu erhalten?
 

Sobald das erste Rauschen der Flügel zu hören war, wandten sich die Gesichter nach oben, teils in angespannter Erwartung, teils in verlegener Nervosität. Oder mit einem ultrabreiten Grinsen, das nur durch die Ohren daran gehindert wurde, sich einmal um den ganzen Kopf auszubreiten; so war es bei dem Chaostrio der Fall, denn sie freuten sich, dass ihr Plan nun endlich in Aktion trat.
 

Auch sie richteten ihren Blick nach oben auf das große Fenster und ein vorfreudiges Kribbeln erfasste sie. Sie sahen zu, wie die Eulen mit anmutigen Flügelschlägen den Fensterrahmen passierten, den sie mit einem Zauber belegt hatten. Sie sahen zu, wie die Eulen ihre Besitzer oder einfach die Person, für den ihr Brief bestimmt war, aufsuchten. Niemandem fiel auf, dass das Trio dafür gesorgt hatte, dass wirklich jeder eine Eule erhalten würde – auch die Lehrer.
 

Ihr Grinsen wurde wohlmöglich noch breiter, als die Eulen über den Schülern kreisten und sich plötzlich in babyrosa Totenschädel verwandelten. Noch ehe jemand registrieren konnte, was überhaupt geschah oder auch reagieren konnte, war es auch schon zu spät. Die Totenschädel klappten ihren Unterkiefer auf und ließen ein fliederfarben glänzendes Pulver auf Schüler und Lehrer gleichermaßen regnen.

Und es begann.
 

Lee und George, die links und rechts von Fred saßen, wandten sich gleichzeitig diesem zu, um sich grinsend gegenseitig für ihren Streich zu gratulieren, doch das Grinsen gefror ihnen rasch auf dem Gesicht und jeder der beiden zückte seinen Zauberstab und versuchte mit einem Zauberspruch das violette Pulver daran zu hindern, sich auf Fred zu ergießen. Eigentlich hatten sie Zauber über sich selbst gelegt, damit genau das nicht passierte, doch es war zu spät. Das Pulver vertrug sich nicht mit den beiden Zaubersprüchen.
 

Fred rührte sich nicht. Hatte er zuvor noch gelacht, gekichert, sich die Seite gehalten oder auf den Oberschenkel geklopft, so schienen seine Bewegungen nun eingefroren. Besorgt beugte George sich über seinen Bruder, schüttelte ihn, sprach ihn an, zwickte ihn. Doch alles nutzte nichts. Und überall glitzerten die violetten Kristalle des Pulvers, das aussah, wie Zucker. Lee versuchte, einen Arm oder auch nur einen Finger von Fred zu bewegen, scheiterte jedoch. Freds Körper war hart wie Stein und er saß auf der Bank wie eine Skulptur.
 

Schließlich sprang George auf. Das war sicherlich nicht der Plan gewesen! Er hoffte nur, dass Fred irgendwo da drinnen noch lebte und dass Madame Pomfrey ihm würde helfen können. Beide schnappten sich einen Teil ihres steinernen Freundes und zusammen trugen sie ihn mit verkniffenen Gesichtern zur Krankenstation. Schließlich sollte das Ganze nur ein großer Spaß sein, jedoch war es wohl – mal wieder – zu bitterem Ernst geworden. Normalerweise hatten sie sich diesbezüglich bereits ein dickes Fell angelegt, doch diesmal war es schlimmer, als sonst. Sonst gab es wenigstens von dem Betroffenen noch ein Lebenszeichen. Sie hatten sich da alle drei nie etwas geschenkt und deshalb schon sehr viel Zeit im Krankenflügel verbracht.
 

Dort angekommen berichteten sie Madame Pomfrey von einem Experiment mit den Zutaten des violetten Pulvers und den beiden Zaubersprüchen. Die Krankenschwester hörte genau zu und untersuchte Fred dann, den sie einfach auf einem der Betten abgelegt hatten. Besorgt sahen die beiden dabei zu. Als die Untersuchung beendet war, seufzte Madame Pomfrey. „Was ihr Jungs immer macht! Ein paar Zaubertränke und morgen früh wird er wieder der Alte sein.“
 

George atmete erleichtert aus, ohne sich bewusst gewesen zu sein, seinen Atem angehalten zu haben. Er setzte sich auf einen der Besucherstühle neben seinem Bruder und betrachtete den violett bezuckerten Fred. Mit der Bestätigung, dass es Fred gut ging, war die kurze Zeit der Reue vorbei. Immerhin wussten sie alle drei, dass bei ihren Experimenten auch etwas schief gehen konnte, was sie allerdings noch nie davon abgehalten hatte, weiter zu machen.

Eine Weile saß er da, doch er war keine Person der Nachdenklichkeit. Er wusste, dass Fred auch bei ihren nächsten Experimenten mit Freude und Elan wieder mit von der Partie sein würde. Außerdem, so sagte er sich, würde Fred nicht wollen, dass die ganze Arbeit, die sie sich mit ihrem Plan gemacht hatten, umsonst gewesen war und das wäre sie, würden sie jetzt hier herumsitzen und Trübsal blasen. Und somit das Resultat ihres Plans verpassen. Genau das sagte er auch Lee, der noch immer stand und gemeinsam verließen sie Freds Seite, um zurück zur Großen Halle zu gehen.
 

Dort war das Chaos mittlerweile ausgebrochen und in vollem Gange.
 

Mittlerweile wimmelte es dort nur so von magischen Tierwesen: Augureys und Bowtruckles, Crups, Demiguises und Diricawl, Einhörner, Erumpents, Feuerkrabben und Feuersalamander, Fwooper und Graphörner, Greife, Hippogreife, geflügelte Pferde und Jobberknolle, Knarle, Kniesel und Mackelige Malaclaws, Knuddelmuffs und Minimuffs, Mokes, Mondkälber und Murtlaps, Niffler, Nundus, Occamys, Porlocks und Re'eme, Runespoor und Schnatzer, Tebos und Zweihörner, aber auch Phönixe, kleine Drachen, Basilisken und Werwölfe.
 

Sie sahen zu, wie Crups und Werwölfe Jagd auf Vögel und Kleintiere machten, wie Knuddelmuffs und Niffler den Hufen von Hippogreifen und anderen Huftieren auswichen, Drachen Feuer spuckten und sich Diricawl, Jobberknolle, Occamys und Phönixe unter der Decke der Großen Halle Zuflucht suchten. Die beiden Grinsten breit, denn es war genau das, was sie wollten: Chaos.

Natürlich würde keiner der Schüler einen anderen verletzen können. Drachenfeuer würde zwar Felle und Federn versengen, aber nicht verbrennen können. Der Blick der Basilisken war nicht tödlich und die Bisse von Werwölfen würden niemanden verwandeln, immerhin waren die Schüler keine echten Werwölfe. Sie sahen nur so aus und benahmen sich so. Und das auch nur für einen Tag.
 

Sie hatten zunächst noch andere Wesen auf ihrer Verwandlungsliste gehabt: Sphinxe und Zentauren oder Hauselfen. Man musste es sich nur einmal vorstellen: ein Haufen arroganter Slytherins, die sich plötzlich in Hauselfen verwandeln würden. In ausgerechnet die Wesen, die sie als ihre Haussklaven missbrauchten, die sie als besonders niedrige Wesen betrachteten. Die Vorstellung, wie sie drei die Slytherins die Aufgaben von Hauselfen erledigen ließen, hatte sie amüsiert. Und sie hätten es auch voll und ganz ausgenutzt und sie so behandelt, wie es die Reinblüter bei ihren Hauselfen taten: Arrogant und von oben herab, ohne Mitleid oder Mitgefühl. Die Slytherins hätten gezetert und geschimpft, es wäre eine gute Strafe gewesen, für die Tatsache, überhaupt Slytherin zu sein.
 

Aber genau darin hatten sie letztendlich das Problem gesehen: Hauselfen konnten sprechen und sogar Magie anwenden. Sie hätten sie rasch dazu gezwungen, die Zauber auf den gesamten Schülern und Lehrern aufzuheben. Nun gut, die Lehrer wären den Slytherins wohl egal gewesen, so wie jedem anderen Schüler auch. Aber hätten sie einmal mit der Rückverwandlung angefangen, hätten sie auch alle gleich zurückverwandeln können und infolge dessen sich das Ganze ersparen können. Und wo wäre da der Spaß geblieben? Deshalb hatten sie sich nur für Tierwesen entschieden und dort auch nur für solche, die des Redens nicht mächtig waren, damit sich keiner Beschweren oder ihnen gar den Kopf voll jammern konnte.
 

Natürlich war ihnen klar, dass sie morgen mit vielen genervten Mitschülern würden konfrontiert werden, immerhin hatten sie ihnen einen der ihrer Meinung nach schönsten Tage des Jahres vermiest. Würg.

Aber das war es definitiv wert.
 

Die beiden setzten sich auf das Podest, auf dem der Lehrertisch stand. Dort mussten sie nicht ins direkte Getümmel, waren aber noch nah genug dran, um alles zu genießen. Sie sahen dem gebaren ihrer Mitschüler grinsend zu und lachten immer wieder über die Frage, welcher Schüler sich wohl in welches Wesen verwandelt hatte. Sie hatten allen Pulvern die selbe Farbe gegeben und sie dann nach dem Zufallsprinzip in die Schädel gefüllt. Und da gleich zu Beginn die Sache mit Fred passiert war, hatten sie auch leider nicht so viele Verwandlungen miterlebt, wie sie gerne hätten, obwohl George sich sicher war, dass Ginny sich in einen der Drachen verwandelt hatte. Zumindest würde das sehr gut zu ihr passen, wusste er doch aus eigener Erfahrung, dass sie das Temperament ihrer Mutter geerbt hatte, die eindeutig der Hausdrache der Familie Weasley war.
 

Sie hatten gesehen, wie Ron sich in einen Graphorn verwandelt hatte, weil er ihnen beim Frühstück direkt gegenüber gesessen hatte und er fand, dass das famos zu seinem Bruder passte, genauso, wie der Knuddelmuff zu Hermine und der Phönix zu Harry passten. Während George daran dachte, sah er amüsiert dem rotgefiederten Phönix zu, der vor einem silberschuppigen Drachen reis aus nahm.

Sie hatten die Türen der Großen Halle allerdings ebenfalls mit Zaubern belegt, so dass keines der Wesen sie verlassen konnte. Wo kämen sie denn auch hin, sollten Madame Pomfrey oder Madame Pince, die einzigen Erwachsenen, die nie an den Mahlzeiten teilnahmen und daher auch nicht verwandelt waren, von der ganzen Angelegenheit bereits jetzt Wind bekommen würden? Nein, später war noch früh genug.
 

Während George also dem Trubel in der Halle zusah und Freds aktuellen Zustand zu verdrängen versuchte – er machte sich keinerlei Sorgen um seine zweite Hälfte, er war bei Madame Pomfrey in guten Händen, aber vergessen konnte er es auch nicht. Immerhin würde Fred ansonsten neben ihnen sitzen und sich mit ihnen über ihren gelungenen Streich freuen – lag Lees Fokus zur Zeit ganz woanders: auf George.
 

Ja, auch er hatte viel Zeit in die Planung und Vorbereitung ihrer Anitvalentinstagsaktion gesteckt. Und natürlich war der Sinn und Zweck dieser Aktion, Romantik, Kitsch und Rumgeknutsche zu unterbinden. Nicht, dass er etwas gegen Küsse hätte. Aber nicht in dem Ausmaß, wie es an einem Tag wie diesem normalerweise vorkam.
 

Doch gerade eben interessierte ihn die Durchführung ihres Plans nicht so sehr, wie es wohl sollte. Vielleicht lag es daran, dass ihm alle diese Wesen bereits bekannt waren, vielleicht aber auch daran, dass sie den Großteil der Verwandlung gar nicht mitbekommen hatten. Es wäre möglicherweise interessanter, den einzelnen Kreaturen zuzusehen, wenn er wüsste, welcher Schüler sich hinter den Schuppen, dem Fell oder den Federn verbarg.
 

Oder es lag nur an George.

Der einfach neben ihm saß und sich amüsierte. Der immer wieder lachen musste, wenn eines der Zaubertiere ein unerwartetes, wahrscheinlich auch unbeabsichtigtes Kunststück aufführte. Oh ja, ihre Mitschüler würden morgen definitiv von ihnen genervt sein. Und es würde eine saftige Strafe geben. Wenn eine für dieses ganze Chaos ausreichen würde.
 

Es machte Spaß, ihm zuzusehen, ihn zu beobachten. Die Mundwinkel, die sich nach oben bogen, die Grübchen, die sich beim Lachen oder Grinsen in die Wangen gruben, die Sommersprossen, die bei jeder Bewegung der Gesichtsmuskeln tanzten, die Augen, die begeistert ob ihres gelungenen Streiches funkelten. Die Hände, die ihm vor Lachen auf den Oberschenkel schlugen oder sich auf die Seite des Rumpfes legten, da auch das Zwerchfell sehr beansprucht wurde.
 

Plötzlich drehte George ihm sein lachendes Gesicht zu, als hätte er gespürt, dass Lee ihn die ganze Zeit beobachtet hatte. Doch Lee hatte gar nicht die Möglichkeit, darüber nachzudenken. Denn ohne zu überlegen hatte sich seine Hand selbstständig gemacht, sich in Georges Nacken gelegt, ihn zu sich gezogen, um es ihm zu ermöglichen, seine Lippen auf die des anderen zu legen. Erst, als diese sich berührten, wurde Lee sich gewahr, was er da überhaupt tat. Von sich selbst überrascht, riss er die Augen auf, die er irgendwann geschlossen hatte, ohne es zu bemerken.
 

Doch er bekam keine Möglichkeit, sich zurückzuziehen und sich zu entschuldigen, denn zu seiner großen Verwunderung erwiderte George den Kuss und hatte nun seinerseits seine Hände in Lees dunklen Rastalocken vergraben und hielt ihn damit an Ort und Stelle fest. Langsam entspannte Lee sich und ließ sich in den sanften Kuss fallen. Nachdem sich ihre Lippen kurz umschmeichelt hatten, trennte George sich von ihm. Er lächelte und seine Augen blitzten.
 

Dann jedoch richtete George seine Aufmerksamkeit wieder auf das Geschehen.

Lee fühlte ein sachtes Gefühl der Enttäuschung in sich aufsteigen, das aber sofort weggewischt wurde, als er spürte, wie sich Georges Finger um seine eigenen wickelten.

Den Rest des Tages verbrachten sie in stillem Einvernehmen genau in dieser Position.
 

Somit hatte sich ihr Plan für sie beide in das Gegenteil verwandelt.
 

Aber auch Pläne mussten flexibel sein, dann war der Erfolg garantiert.



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