Verzeihst du mir ?
Was hatte er nur wieder getan? Er hatte sie mal wieder verletzt… Ja, wieder…
Gerade irgendwo im Westen Japans saß ein Hanyou auf einem Baum. Dabei winkelte er das rechte Bein an und ließ das andere einfach herunter baumelten. Den rechten Arm legte er auf das angewinkelte Bein und dachte darüber nach, was er mal wieder angerichtet hatte. Er schaute in die langsam untergehende Sonne.
Die untergehende Sonne gab ihm Hoffnung? War es das?
Ja, sie stand für Leben, Wärme und Hoffnung. Sie gab ihm die Hoffnung auf einen neuen Tag, einen schönen Tag. Die untergehende Sonne nahm ihm die Sorgen mit ihrer schönen Farbenpracht.
Ob sie ihm verzeihen würde? Wahrscheinlich. So wie immer. Aber war er es wert?
Sollte sie alles, seinetwegen in sich hineinfressen? Sie dachte nie an sich, immer nur an die anderen. Sie merkte dabei nicht, wie sie sich selbst langsam immer mehr innerlich zerstörte.
Er belog sie, verhielt sich grob und stur ihr gegenüber, verletzte sie. Trotz allem hielt sie immer zu ihm, vom ersten Moment an. Egal wie schlimm er zu ihr war, sie schenkte ihm immer ein Lächeln. Ein ehrliches Lächeln und aus tiefsten Herzen. Es war ein aufrichtiges Lächeln.
Und er? Was tat er? Er ballte seine Hände zu Fäusten. Er verletzte sie. Eigentlich war er derjenige, der sie vor allem Unheil bewahren wollte.
Er traf sich mit seiner Liebe, obwohl er wusste, dass es sie verletzte.
Wieso? Wieso traf er sich mit seiner Liebe, wenn er wusste, dass er sie damit verletzte?
Und war seine Liebe eigentlich noch die Frau, die er liebte?
Sein Kopf sagte ihm, er solle nicht albern sein, sie war doch seine Liebste.
Doch sein Herz sprach eine andere Sprache. Es sagte ihm, dass die Frau, die er einst liebte, nicht mehr da war… dass es nicht sein sollte.
Auf wen sollte er hören?
Zu oft hörte er nicht auf sein Herz. Zu oft ignorierte er es.
Nein! Denn Fehler machte er nun nicht noch einmal!
Er rannte los. An den Ort, von dem aus er ihren lieblichen Geruch roch.
Dort saß sie. Anscheinend wollte sie nicht zurück in ihre Zeit, denn nun saß sie da am Brunnenrand und versuchte verzweifelt ihre Tränen zu unterdrücken. Immer wieder wischte sie sich über die Augen, die einfach nicht aufhören wollten, noch weitere Tränen zu vergießen.
Mit langsamen Schritten ging er auf sie zu. Sie bemerkte ihn nicht. Sie bemerkte nichts um sich herum.
Anstatt etwas zu sagen, hörte er auf sein Herz und umarmte sie.
Anfangs hatte sie sich erschrocken, doch als sie jedoch merkte, wer sie da umarmte, ließ sie es zu.
"Es tut mir leid, Kagome." sagte er ruhig und sanft.
"Ich… ich wollte dich nicht verletzen… ich will dich nicht mehr verletzen. Verzeihst du mir?"
Sie war überglücklich. Während er sprach, sah er ihr in ihre wunderschönen, rehbraunen Augen und sie sah ihm in seine goldenen Augen.
Keiner sagte was, sie sahen sich einfach gegenseitig in die Augen. Langsam zweifelte Inuyasha.
„Ka- Kagome, ich bi-"
Er konnte seinen Satz nicht beenden, denn plötzlich küsste sie ihn. Als er das realisierte, schloss er die Augen. Er erwiderte den Kuss nur zu gern.
Nach dem Kuss lehnte Kagome ihren Kopf gegen seine Brust und sagte: "Dummerchen, ich vergebe dir alles, schließlich liebe ich dich."
