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Sasoris Meisterwerk

von

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Geständnis

Der Kuss währt nur wenige Sekunden.

Sekunden, in denen die Welt stehen bleibt, genauso wie mein Herz und meine Gedanken.

Es kostet mich all meine Selbstbeherrschung den Kuss nicht zu erwidern. Seine Lippen fühlen sich so weich und lebendig an, stehen im krassen Gegensatz zu allem, was ich bisher von ihm erlebt habe und das schockiert mich.
 

Ein kurzer Stich des Bedauerns durchzuckt mich, als er sich schließlich von mir löst.

Ich glaube, ich habe sogar vergessen wie man atmet und brauche einen Moment bis ich mich daran erinnere, dass ich ohne Sauerstoff nicht überleben kann, sauge gierig die feuchte Luft in meine Lungen und kann es nicht verhindern, dass sich meine Brust verkrampft, als ich in heiseres Husten und Keuchen ausbreche, weil ich schlicht zu viel und zu schnell eingeatmet habe.
 

Als ich mich wieder beruhigt habe, hat der Puppenspieler immer noch nichts gesagt. Was macht er? Sitzt er da und glotzt mich an? Ist er überhaupt noch da?

Ich versuche meine Arme zu bewegen. Erfolglos.

Jetzt, da sich meine Atmung wieder einigermaßen beruhigt hat, kann ich ihn auch wieder hören. Angespannt warte ich ab, was als nächstes passiert. Irgendwie wird er sich schon erklären. Ich meine, man küsst keine wildfremden Männer, schon gar nicht, wenn die sich nicht dagegen wehren können und das auch gar nicht wollen!

Also… vielleicht… ich weiß gar nicht, ob ich das gewollte hätte, er hat mir ja gar keine Zeit gelassen, daran auch nur einen winzigen Gedanken zu verschwenden. Er hat sich mir einfach aufgedrängt. Eigentlich kann er froh sein, dass ich ihn nicht einfach gebissen habe!
 

Nichts rührt sich. Kein Ton kommt von ihm. Er hockt wohl wirklich einfach nur da und glotzt mich an, oder macht sonst irgendwas. Was genau, will ich wahrscheinlich gar nicht wissen.

Aber hier einfach so still rumliegen, ohne einen Faden am Leib, will ich auch nicht mehr. Es ist entwürdigend.
 

„Und?“, kann ich mich schließlich nicht mehr beherrschen zu fragen, wobei ich nicht mal selbst genau weiß, worauf sich diese halbe Frage genau bezieht.
 

„Was und?“ Sein Ton ist wieder genauso gleichgültig wie am ersten Tag. Das gibt es ja nicht!
 

„Wird das heute noch was? Mach doch einfach meine Hände los, dann wasche ich mich selbst. Mir wird langsam kalt“, motze ich los. Was fällt ihm ein mich erst zu küssen und dann so zu tun, als wäre nichts gewesen?
 

„Gewöhn dir diesen respektlosen Tonfall ab, Deidara. Ich schätze es nicht, wenn meine Gehilfen sich nicht zu benehmen wissen, auch, wenn du nur noch eine Woche die Möglichkeit haben solltest das Wort an mich zu richten“, weist er mich zurecht und beginnt dann wieder mich zu waschen. Diesmal widmet er sich meinen Füßen.

Fest gleitet der Schwamm über meine Fußsohlen, wandert dann höher zu meinen Schienbeinen und Waden, meine Oberschenkel hinauf, und nur meine nach wie vor schwelende Wut hält mich davon ab erregt aufzustöhnen, als er dann beginnt meine Mitte zu säubern. Seine Bewegungen sind unpersönlich und auch das hilft mir dabei, nicht wieder an das, was vorhin passiert ist zu denken und…

Oh Mist… „Deidara?“
 

Wenn er noch ein Wort sagt, werde ich auf der Stelle sterben vor Scham! Das ist doch nicht zu fassen!
 


 

~Drei Tage später~
 

Meine Situation hat sich kein Stück verbessert.

Nach der peinlichen Geschichte im Badezimmer, hat mein zukünftiger Mörder mich wieder in meine Zelle gebracht, nachdem er mir eine saubere Hose gegeben hat, die ich, oh Wunder, sogar selbst anziehen durfte. Danach hat er mich, zwar blind, aber immerhin selbstständig, zurück zu meinem Gefängnis gehen lassen, mich wieder an die Wand gekettet und ist dann verschwunden. Seit dem habe ich ihn nicht mehr gesehen. Ich weiß nicht, wer mir in der Zwischenzeit zu essen und zu trinken gebracht hat. Dieser Sasori war es auf jeden Fall nicht, den hätte ich an seinem Geruch erkannt.

Allerdings bekomme ich jetzt etwas mehr zwischen die Zähne und auch die Wasserrationen werden größer. Selbst der Knebel wurde mir nicht wieder angelegt, wofür ich ziemlich dankbar bin. Auch wenn ich das natürlich niemandem sage.

Ich muss mich nicht mal mehr einsauen. Zweimal am Tag werde ich von einer mir unbekannten Person aus dem Raum geführt, um meine Notdurft zu verrichten. Zwar ist das mit der Augenbinde, die ich auch weiterhin nicht abnehmen darf, nicht so einfach, aber immer noch besser, als das Gefühl, wenn… aber lassen wir das.
 

Nun gut, wenn ich so drüber nachdenke, hat sich meine Lage vielleicht doch verbessert, aber ich bin trotzdem weit davon entfernt mich besser, oder gar gut zu fühlen.

Und was mich am meisten nervt, auch wenn ich nicht genau weiß warum, ist, dass der Psycho nicht mehr kommt. Da schwingt er große Reden von Kunst, begrapscht mich, dass es schöner nicht geht, küsst mich, und dann kommt er einfach nicht mehr! Gerade jetzt, wo mein Hals nicht mehr bei jedem Atemzug Feuer fängt und ich ihm sagen könnte, was ich von seiner sogenannten Kunst halte, und von seinen widerwärtigen Fummelaktionen und überhaupt!

Was fällt ihm ein, mir jetzt auf einmal wen anders zu schicken?
 

Ich weiß nicht mal, warum mich das so aufregt, aber Tatsache ist, dass das letzte Wort zwischen uns noch nicht gesprochen ist.
 

„Hey!“, motze ich den Kerl an, der mir gerade mein Essen verabreicht hat, denn dass es ein Mann ist, kann ich definitiv riechen. Er reagiert wie üblich nicht, also rede ich einfach weiter: „Sag Sasori, dass ich ihn sprechen will. Er soll seinen faulen Hintern her bewegen, ich hab ihm was zu sagen!“
 

Antwort bekomme ich keine, aber damit habe ich auch nicht gerechnet.

Ebenso wenig damit, dass ich mit meiner Forderung tatsächlich etwas erreiche.

Der Typ ist vielleicht eine Stunde verschwunden, als sich die Tür erneut öffnet und ich merke, wie mein Körper sich fast automatisch anspannt, als mir der schwere, sandige Geruch Sasoris um die Nase weht.

Er muss ohne seine Puppe hier sein wenn ich ihn riechen kann.
 

„Was gibt es, Deidara?“ Die leise Ungeduld in seiner Stimme kenne ich schon. Wenn er keine Zeit hat, hätte er nicht herkommen brauchen.
 

„Wo warst du die letzten Tage?“, zische ich aufgebracht und frage mich langsam ernsthaft selbst, woher meine Gereiztheit diesbezüglich kommt.
 

„Was habe ich dir über Respekt gegenüber meiner Person gesagt?“
 

„Wo warst du!“, übergehe ich seine Zurechtweisung einfach. Ich will wissen, was ihm wichtiger war, als sich selbst um mich zu kümmern, so wie er es auch die vier Wochen zuvor getan hat!
 

„Gute Nacht, Deidara.“
 

Was? Nein, das kann er doch nicht machen! Das ist unfair! Ich werde ihn auf keinen Fall-
 

„Wartet… Meister Sasori“, würge ich leise hervor und mir wird beinahe schlecht von dem unterwürfigen Klang in meiner Stimme. Wie tief kann ich eigentlich noch sinken?

Und noch schlimmer ist, dass ich ihn schon wieder lächeln hören kann. Ich würde mir am liebsten selbst die Zunge abbeißen, aber ich will nicht, dass er einfach wieder geht!
 

„Ja, Deidara? Was möchtest du?“ Seine Selbstgefälligkeit kann er sich sonst wo hinstecken!
 

„Ich… warum seid Ihr nicht mehr zu mir gekommen?“, bringe ich stockend hervor. Die Wörter legen sich quer, wollen so nicht über meine Lippen rutschen, aber wenn ich mich ihm nicht füge, geht er wieder. Das weiß ich.
 

Er lässt sich Zeit mit seiner Antwort. Nach zwei Minuten merke ich, dass ich vor Anspannung den Atem angehalten habe und hole einmal tief Luft. Worauf wartet er?

Meinen Körper überzieht eine Gänsehaut, als ich höre, wie er langsam näher kommt.

Sein Duft hüllt mich ein, verwirrt mir die Sinne und ich schließe entspannt die Augen, als ich seinen Atem auf meinem Gesicht spüre. Warum beruhigt mich das so? Ich sollte wachsam sein, in Alarmbereitschaft! Er will mich schließlich immer noch töten!
 

Aber erst in vier Tagen. Und nur, wenn ich bis dahin keinen anderen Ausweg gefunden habe. Vielleicht könnte ich ja… aber nein, das ist absurd und meine Ehre lässt das nicht zu. So lange sie mich und meine Kunst nicht respektieren, werde ich mich ihnen auf keinen Fall anschließen!
 

„Du willst wissen, warum ich mich von dir fern gehalten habe?“
 

In der ersten Sekunde begreife ich gar nicht, dass er nun doch endlich angefangen hat zu sprechen, dann brauche ich noch eine weitere, um den Sinn seiner Worte zu erfassen. Ich bin völlig durch den Wind. Warum?
 

„J-ja?“
 

Was ist mit meiner Stimme los? Warum klingt sie nicht stark und fest? Warum zittern meine Knie? Warum ist mein Rücken nass von meinem Schweiß?
 

„Eigentlich, geht dich das gar nichts an. Aber wenn du es unbedingt wissen willst…“ Gott, und wie ich das wissen will! „Du reizt mich. Du reizt mich auf eine Art, die ich nicht bestimmen kann und ich habe ein paar Tage gebraucht um herauszufinden, woran das liegt.“
 

Okay, mit einer derart ehrlichen Antwort habe ich nicht gerechnet. Und die Richtung, in die dieses Gespräch abzudriften droht, gefällt mir auch nicht.
 

„Ah… und? Wisst Ihr jetzt, woran es liegt?“ Mein Atem wird von seinen Lippen, die sich unmittelbar von meinen befinden müssen, zu mir zurückgeworfen und ich spüre, wie mein Magen anfängt aufgeregt zu kribbeln. Ich muss aufhören in solchen Bahnen zu denken! Konzentrier dich, Deidara!
 

„Noch nicht so ganz…“ Er klingt nachdenklich und die Ernsthaftigkeit in seiner Stimme irritiert mich. Als hätte ich ihm eine Frage zum Sinn des Lebens gestellt. Das scheint ihn wirklich zu beschäftigen. Ist das jetzt gut, oder schlecht? „Aber ich denke, dass ich die Lösung noch vor Ablauf der Frist finden werde. Bis dahin…“

Ein Zittern läuft durch meinen Körper, als ich seine kühlen Finger auf meinem Gesicht spüre. Sanft streichen sie über meine Haut, wandern über die Linie meines Kiefers nach unten über meinen Hals, zeichnen mein linkes Schlüsselbein nach, bevor sie tiefer wandern, über meine Brust und meinen Bauch, um schließlich auf meiner Hüfte zum Liegen zu kommen.

Er wird mich küssen. Gleich. Ich weiß es einfach…

Will ich das?

Nein! Auf keinen Fall! Ich- „Gute Nacht, Deidara.“
 

Und dann geht er einfach.

Ungläubig keuchend sinke ich in meinen Fesseln zusammen, als die Tür hinter ihm mit einem leisen Klicken ins Schloss fällt.
 

Verdammt noch mal, was ist los mit mir?
 

TBC



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  _pika_
2023-10-22T08:17:38+00:00 22.10.2023 10:17
Einen wunderschönen guten Morgen :D
Sooo mein Urlaub startete mit diesem wundervollen Kapitel. *grins*
Den ersten Absatz hatte ich gestern Nacht noch gelesen, weil ich doch unbedingt wissen wollte, wie es nach dem Kuss weiter geht… :’D
Die Geschichte gefällt mir immer mehr.
Der mysteriös, unheimliche aber auch anziehende Sasori, den du da erschaffen hast (bzw. sehr charaktergetreu triffst), zieht sowohl Deidara, als auch den Leser in seinen Bann.
Ich muss mich Lichtregen anschließen und sagen, dass auch mir die Ich-Perspektive und Gegenwartsform hier sehr gut gefallen, obwohl ich ebenfalls sonst kein so großer Fan davon bin. Aber du hast das toll umgesetzt. Es sorgt auch dafür, dass Sasori so “mysteriös” bleibt, da auch der Leser nur teilweise erfährt, was in ihm vor sich geht.

Den Satz von Deidara “Wird das heute noch was?” fand ich übrigens herrlich! xD
Ich liebe es, wie er trotz der Situation, in der er steckt, sich selbst treu bleibt und nicht zur Memme wird.

Hach, ich bin gespannt, wie es weiter geht!
*zum nächsten Kapi husch*
Von: Lichtregen
2015-05-05T06:04:47+00:00 05.05.2015 08:04
Hey!
Mir gefällt deine Geschichte bis hierhin richtig gut. :) Die Idee an sich ist sehr reizvoll und mal was anderes zu dem, was man sonst zu lesen bekommt.
Gerade dass du Sasori als den Wahnsinnigen darstellst, der er nun einmal ist, und Deidara sich nicht unterkriegen lässt trotz allem, was er durchmachen muss, macht deine Geschichte wirklich lesenswert und charaktertreu.
Gut gewählt hast du auch die Ich-Perspektive in Verbindung mit Präsens. Sonst bin ich eher kein großer Fan von dieser Perspektive, weil sie oft nicht gut umgesetzt ist. Aber du schaffst es, dass man sich in Deidara hineinversetzen und seine Ängste, aber auch für ihn unerklärliche Erregung nachvollziehen kann. Sasori kann man halt nicht widerstehen. ;)
Ich finde deine Storyentwicklung durchaus realistisch und könnte mir auch vorstellen, dass es in der Serie so gewesen sein könnte, dass Deidara zunächst gefangen gehalten wurde. Dass Deidara eine gewisse Anziehungskraft auf Sasori ausübt und sein künstlerisches Interesse weckt, habe ich mir auch schon vorgestellt. :)
Also ich finde deine Story klasse und hoffe, dass Deidara Sasori bald mal zu Gesicht bekommt und Deidara die richtige Entscheidung trifft. ;)
LG Lichtregen
Von: abgemeldet
2014-05-29T13:26:20+00:00 29.05.2014 15:26
richtig cooles kapi^^ war richtig spannend xD du musst schnell weiter schreiben! wird doch grade so spannend... ^^
Antwort von:  ReWeJuIs
31.05.2014 23:15
Haha, dankeschön und danke für den Kommi!^^
Von:  Cara_
2014-05-28T04:56:45+00:00 28.05.2014 06:56
Super Kapitel!
Schreib bitte bald weiter! Und lass mich bitte nicht wieder so lange warten.;)
Antwort von:  ReWeJuIs
31.05.2014 23:15
Ich geb mir Mühe, danke für den Kommi!^^


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