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Adventskalender 2013

by Rajani & Tamanna
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
by Rajani
Serie: Naruto
Info:
Diese kleine Geschichte ist als Mini-Extra zu "Blood on my hands" angesiedelt. Wer die Geschichte gelesen hat, kennt die vorangegangenen Geschehnisse. Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
by Tamanna
Serie: One Piece

Info:
Der Winter kehrt in Ruffys Heimatstadt ein. Doch so richtig freuen kann er sich nicht darüber. Was ist es nur, dass sein Herz so bedrückt? Dann hat er eines nachts eine Begegnung, die alles verändern wird...
Diese Story, die insgesamt aus fünf Teilen besteht, spielt in der Stadt, die an das altertümliche Japan erinnert. Fans von One Piece werden sich sicher an die drei Spezial-Episoden erinnern, die während der Folgen in Enies Lobby gezeigt wurden.
Hier nochmal eine kleine Übersicht:
Ruffy ist in dieser Stadt eine Art Polizist. Lysop sein Helfer. Nami und Sanji führen gemeinsam ein Restaurant. Zorro ist ein wandernder Mönch, der von Zeit zu Zeit in die Stadt kommt. Chopper ist der Arzt. Robin ist sowas wie die Informantin und dient der Prinzessin, bei der es sich um niemand anderes als Vivi handelt.
Franky und Brooke kommen auch in dieser Welt vor, aber ich hab sie nicht mit in die Geschichte reingenommen, da ich keine Verwendung für sie habe. Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
by Rajani
Serie: One Piece Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
by Tamanna
Serie: Sengoku Basara
Info:
Es ist Winter in Oshu. Der Fürst Date Masamune hat sich erkältet. Wohlwissend, wie nervig und anstrengend sein Herr sein kann, wenn er krank ist, sucht Kojuro Katakura das Weite. Ganz ohne Pflege will er ihn jedoch nicht zurücklassen und so spannt er den nichtsahnenden Keiji als Pfleger ein. Wenn der nur wüsste, worauf er sich eingelassen hat... Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
by Rajani
Serie: Yu-Gi-Oh! GX
Jaden beobachtet den Schnee und erinnert sich daran, wie gern er mit seiner Mutter Eislaufen war. Da es bereits spät ist, gehen sie aber alle ins Bett, nur Chazz mal wieder nicht. Der verschwindet wie immer ... und kommt erst spät in der Nacht wieder zurück... Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
by Tamanna
Serie: Sengoku Basara
Info:
Masamune und seine Männer sind nach der Schlacht von Nagashino Gäste in Takeda's Anwesen, um sich zu erholen.
Yukimura verbringt viel Zeit mit dem jungen Fürsten, sehr zum Missfallen von Sasuke. So überlegt dieser sich, wie er Dokuganryu wieder nach Oshu scheuchen kann. Ob das klappt? Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
by Rajani
Serie: One Piece
Info:
Ein eisiger Sturm zieht auf und die Thousand Sunny steuert genau darauf zu... Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
by Tamanna
Serie: One Piece
Info:
Der fremde Mann, den Ruffy vor sechs Tagen aufgelesen hatte, liegt immer noch bewusstlos beim Arzt. Ruffy würde nur zu gern wissen, wer der Mann ist und warum er verletzt war.
Doch auch sein reges Interesse an ihm macht dem Strohhut-Jungen zu schaffen. Rika ist davon überzeugt, dass Ruffy und dieser Mann füreinander bestimmt sind, was dieser aber für Unsinn hält.
Dann verschwindet der fremde Mann... Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
by Rajani
Serie: Eigene
Info:
Ragnar, ein Junge, der mit den Tieren reden kann, und Sina ein Mädchen aus dem Dorf bauen aus Schnee eine Überraschung für die Dorfbewohner... Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
by Tamanna (Sorry für die Verspätung *drop*)
Serie: One Piece
Info:
Endlich ist der fremde Mann aufgewacht. Doch leider kann er sich an nichts erinnern. Ruffy, der dem Mann den Namen "Tora" gegeben hat, kümmert sich liebevoll um den Fremden - und stellt fest, dass er sich in ihn verliebt hat. Auch Tora scheint so zu empfinden. Doch Tora ist ein Mann mit Vergangenheit - und die soll ihn schon bald einholen... Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
by Rajani
Serie: Yu-Gi-Oh! GX
Info:
Es geht auf Weihnachten zu und weil die Duell-Akademie auf einer Insel mitten im Meer liegt, haben viele der Schüler einen langen Weg nach Hause - daher beginnen die Weihnachtsferien hier bereits Mitte Dezember und dauernd auch entsprechend länger.
Nur wenige bleiben auf der Insel, doch dieses Jahr wird es höchst kurios. Syrus spielt verstecken, Dr. Crowler nistet sich in einer halb zerfallenen Hütte mit einem großen Hund ein und Bonaparte spielt sich auf, wie die Königin höchstpersönlich. Und dann ist da noch ein geheimnisvolles kleines Häuschen auf der anderen Seite der Insel... Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
by Tamanna
Serie: One Piece
Info:
Das Geheimnis um die Vergangenheit Toras ist gelöst. Ruffy ist allerdings alles andere als glücklich darüber, bedeutete das doch, dass sie beide nicht zusammen sein können.
Während Law's Vater versucht, herauszufinden, wer seinen Sohn töten wollte, erhält der schwer deprimierte Ruffy Aufmunterung von ganz besonderer Seite... Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
by Rajani
Serie: Beyblade (1. Generation)
Info:
Ray wollte eigentlich längst wieder aus China zurück in Tokyo sein. Kai macht sich Sorgen, denn der Flug ging vor 2 Tagen und Ray ist noch immer nicht zurück. Ein Anruf bei Mariah und Lee in China bringt die Geschehnisse ins Rollen

PS: Verzeiht mir, dass es so lange gedauert hat heute. Aber diese Geschichte habe ich in den Untiefen meiner Geschichten gefunden und weil sie nunmal im Winter spielt, passte es ganz gut, aber ich musste sie verbessern und aus meinem Handgekliere abschreiben :P Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
by Rajani
Serie: Beyblade (1. Generation)
Info:
Die chinesische Polizei als auch die japanische suchen nach Ray. Währenddessen kommt Kai nicht damit zurecht, nichts tun zu können. Er erinnert sich, wie seine Beziehung mit Ray begann und sich entwickelte... Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
by Tamanna (Sorry für die Verspätung :P)
Serie: Soul Eater
Info:
Es sind noch neun Tage bis Heiligabend.
Justin hat seine Geschenke gekauft und sucht wie jedes Jahr eine Kirche auf, diesmal aber auch, um den Mut zu finden, der wichtigsten Person in seinem Leben ein Geschenk zu überreichen.
In der Kirche hat Justin dann eine unerwartete Begegnung - und erlebt eine große Überraschung... Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
by Tamanna (und nochmal sorry für die Verspätung)
Serie: Sengoku Basara
Info:
Yukimura hat Masamune versprochen, ihn zu einer Hochzeit zu begleiten. Unglückseligerweise hat er sich in den vergangenen Tagen bei seinem erkälteten Fürsten Takeda angesteckt. Um nicht die einmalige Chance zu verpassen, dem Fürsten von Oshu näher zu kommen, stibizt Yukimura eine Flasche von der Spezialmedizin seines Herrn. Leider hat er keine Ahnung, dass die mit jeder Menge Alkohol gemischt ist... Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
by Rajani
Serie: Beyblade (1. Generation)
Info:
Es wird Haftbefehl erhoben. Gegen Kai! Das chinesische Gefängnis wird zur Tortur - und das so kurz vor Weihnachten... Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
by Tamanna
Serie: One Piece
Info:
Es ist eine Story zu dem Special "Chopperman!"
Es ist Weihnachten, doch einer mag das gar nicht: der finstere Lysodabada, Gegenspieler von Chopperman. Er beschließt, den Weihnachtsmann zu entführen und ihn zum Mond zu schießen.
Das kann Chopperman, Beschützer des Universums, natürlich nicht zulassen.

PS: den Kursivtext stellt euch einfach wie einen Sprecher vor ;) Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
by Rajani
Serie: Beyblade (1. Generation)
Info:
Max hat Geburtstag und hat seine Freunde nach Amerika zur Party eingeladen. Kai wohnte ja zur Zeit in Brooklyn, New York und hatte somit den kürzesten Weg. Die Party führt zu interessanten Anwandlungen Tysons... Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
by Tamanna
Serie: Sengoku Basara
Info:
Masamune muss sich mit dem leidigen Thema Heirat auseinandersetzen. Auch Kojuro ist darüber nicht sehr erfreut, hegt er doch insgeheim Gefühle für seinen Fürsten. Doch dies darf er ihm nicht sagen. Doch dann bekommt er unverhofft die Gelegenheit dazu. Wird er sie nutzen? Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
by Rajani
Serie: Beyblade (1. Generation)
Info:
Die Verhandlung steht an. Wer hat Ray entführt und wo ist Ray überhaupt...
Und dann stellt sich noch die Frage: Ist Ray der Vater von Ling oder doch nicht? Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
by Tamanna
Serie: One Piece
Info:
Ruffy erhält seine Strafe dafür, dass er und Law sich geliebt haben. Die Strafe macht ihm allerdings nicht viel aus, da er nur an Law denken kann. Dieser schwebt nach wie vor in Lebensgefahr, denn der Angreifer trachtet ihm nach wie vor nach dem Leben... Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
by Tamanna
Serie: Sengoku Basara
Info:
Nach ihrem Date bei der Hochzeit, wollen Yukimura und Masamune nun auch das Weihnachtsfest zusammen verbringen. Kojuro passt das gar nicht, glaubt er doch, dass die beiden sich näher kommen werden. Seinen Unmut darüber lässt er an Sasuke aus, der die Burg dekoriert. Der reagiert zutiefst gekränkt und verschwindet - zusammen mit der Deko. Nun muss Kojuro den Ninja finden und sich entschuldigen...

PS: SOOOORRRYYY für die Verspätung... Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
by Rajani
Serie: Naruto
Info:
Es ist Heiligabend. Kisame besucht das Grab von Itachi und erinnert sich an ihr erstes gemeinsames Weihnachten...

PS: Entschuldigt die Verspätung T_T ich war über die Feiertage und über Silvester nicht da und ich bin auch nicht dazu gekommen bis heute. Komplett anzeigen

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Weihnachtserinnerung

So früh am Morgen war er selten unterwegs. Er hatte heimlich ein paar Blumen geklaut, die er nun geschickt unter seinem Mantel versteckte. Dann seilte er sich von seinem Partner ab, um in der Nähe des Flusses etwas zu suchen. Es war bewusst gut versteckt.

Nach ein paar Minuten Fußweg hatte er es gefunden und ließ sich davor nieder. Es war ein Stein. Etwa so groß, dass der Name darauf gerade Platz hatte. Er legte die Blumen, weiße Lilien, davor ab und strich über das dünne glänzende Eis auf dem Stein. Es war sehr kalt geworden in den letzten Tagen. Kein Wunder, es wurde Winter. Und Weihnachten war auch nicht mehr weit.

Weihnachten... Seit er weg war, machte es keine Freude mehr. Das Weihnachten, dass er zum ersten Mal mit ihm zusammen verbracht hatte, war auch sein allererstes Weihnachten gewesen. Natürlich war jedes andere Weihnachtsfest mit ihm zusammen auch toll gewesen, aber das erste gemeinsame war etwas ganz Besonderes gewesen...
 

„Itachi, bald ist Weihnachten. Was wünscht du dir?“, fragte er.

Der Schwarzhaarige schaute ihn einen Moment lang an. „Was ich mir wünsche?“

„Ja.“

Itachi schloss die Augen, legte den Kopf in den Nacken und seufzte. „Was ich mir zu Weihnachten wünsche... Hmmm... Ich weiß nicht.“

„Wie bitte? Du musst dir doch irgendwas wünschen!“

Itachi schaute ihn wieder an. „Ich weiß aber nicht was, Kisame. Was wünschst du dir denn?“

Kisame zog eine Augenbraue hoch. „Ich? Nichts. Ich habe dich und du bist mir Geschenk genug.“, sagte er.

Itachi wurde rot und sah verlegen zur Seite. „Du musst dir auch was wünschen.“

Kisame grinste breit. „Naja du kannst mir ja einen Swimmingpool voller Fische schenken.“, meinte er lachend.

Itachi musste ebenfalls lächeln. „Ja, dass du damit glücklich bist, kann ich mir gut vorstellen.“

„Also, was wünscht du dir nun?“, fragte Kisame.

„Eigentlich wünsche ich mir, dass ich diesen Auftrag nicht bekommen hätte und es meine Familie noch gäbe... Aber dann hätte ich dich vermutlich nicht.“, antwortete Itachi.

Kisame nahm ihn wortlos in den Arm und Itachi schmiegte sich an ihn. „Wünsch dir etwas.“, flüsterte er.

„Wenn du mir etwas schenken willst, dann schenk mir nichts, was ich brauchen kann, nichts was ich schon habe und nichts was ich sofort wieder vergesse...“, sagte Itachi an Kisames Hals geschmiegt.

Kisame schaute aus den Augenwinkeln zu Itachis Schopf. Oh, wie soll das gehen... „Etwas, was du schon hast, werde ich dir nicht schenken und etwas, was du vergisst sowieso nicht. Aber etwas, was du nicht brauchst...“, überlegte er laut. „Warum nicht?“

Itachi löste sich aus der Umarmung und sah Kisame mit einem getrübten Blick in die Augen. „Früher habe ich immer nur Dinge zu Weihnachten bekommen, die ich auch gebraucht habe. Neue Kleidung, neue Trainingsgeräte, irgendein Möbelstück für mein Zimmer oder einfach nur was zu Naschen. Ganz selten mal Geld für mich allein, dass nicht mein normales Taschengeld war. Nichts persönliches, nichts mit Liebe gemachtes.“, erklärte er.

„Wirklich nicht?“, fragte Kisame fassungslos.

„Nein.“

„Dann schenke ich dir dieses Weihnachten etwas, was du nicht vergisst!“, sagte Kisame ernst.

Itachi lächelte sanft. „Du bist süß. Ich liebe dich.“


 

Er strich noch einmal über den überfrorenen Stein, dann sachte über die Lilien. „Ich liebe dich.“, flüsterte er.

Er las den Namen auf dem Stein, den er hatte einritzen lassen. Durch das gefrorene Nass sah jetzt aus, als wäre er aus tausend winzigen Kristallen geschrieben. Und genauso glitzerte er auch in der aufgehenden Sonne: Itachi Uchiha.

Eine erste einzelne Schneeflocke tanzte vom Himmel herab und landete auf dem gefrorenen Stein. Kisame konnte genau den winzigen Eiskristall erkennen. Dann landete eine weitere auf seiner Hand und schmolz sofort zu einem Wassertropfen. Der Winter begann.

Eine Hand legte sich sanft auf seine Schulter. „Komm, wir müssen weiter.“

Kisame stand seufzend auf und sah den blonden jungen Mann an, den der Leader ihm nun ersatzweise zugeteilt hatte. „Ich komm ja schon, Deidara. Nerv mich nicht.“, murrte er.

„Jaja. Hör du lieber auf ihm nachzuhängen.“

Kisame sagte nichts dazu. Wie sollte dieser Dummkopf auch wissen, dass er Itachi geliebt hatte. Stillschweigend gingen sie durch den stärker werdenden Schneefall.

Am Wegesrand

Diese kleine Geschichte führt uns in eine Stadt in Grand Jipango.

Wenn man sich diese mittelalterliche Stadt mal genau ansah, erkannte man Ähnlichkeiten mit einem uns wohl bekannten Land – allerdings sind dies nur Nebensächlichkeiten für diese Geschichte.

Wie dem auch sei, in Grand Jipango kehrte gerade der Winter ein – und mit der kalten Jahreszeit leider auch einige finstere Gestalten.

Buggy, ein fieser Verbrecher, der schon länger diese Stadt terrorisierte, war nach längerer Abwesenheit wieder zurückgekehrt. Die Bewohner glaubten schon, diesen Störenfried losgeworden zu sein und lebten glücklich ihr Leben weiter. Doch ausgerechnet heute, wo die Menschen langsam in Weihnachtsstimmung kamen und sich auf das immer näher kommende Fest freuten, erschienen Buggy und seine Gefolgschaft wieder auf der Bildfläche.

Mit einem gewaltigen Radau stürmten sie ungeniert den Palast des Shogun Kobra, um wieder einmal dessen Tochter Vivi zu entführen.

„Hallo, alle zusammen“, grölte Buggy und breitete demonstrativ die Arme aus. „Lange musstet ihr warten, aber nun bin ich zurück! Jetzt kommt endlich wieder Leben in diese langweilige Stadt! Los Männer! Wir schnappen uns jetzt erst einmal die Prinzessin und kassieren ein hübsches Sümmchen für sie!“

Buggys Leute stimmten johlend in den Euphorismus ihres Bosses ein und verteilten sich im Schlossgelände.

„Wartet, euere Majestät! Das ist viel zu gefährlich!“, drang es plötzlich aus den oberen Etagen an Buggys Ohr.

„Lass mich, Igaram! Ich werde diesem Schurken eine Lektion erteilen!“, war die zornige Antwort und gleich darauf ging eine Tür auf und ein wütender Shogun Kobra erschien. „Nie im Leben werde ich mich ihm ergeben!“

Buggy grinste böse. „Lange nicht mehr gesehen, Kobra. Gut siehst du aus. Du nimmst es mir doch hoffentlich nicht übel, dass ich meinen Besuch nicht angekündigt habe?“

„Buggy! Wie kannst du es nur wagen, hier einfach so reinzuplatzen?! Das hier ist immer noch das Schloss des Shogun!“, empörte sich Igaram und versuchte immer noch, Kobra von der Tür wegzuzerren, damit er nicht in Gefahr geriet.

Buggy lachte laut. „Es ist NOCH das Schloss des Shogun. Aber bald schon wird es mir gehören! Wenn ich erstmal die Prinzessin habe, kann ich von Kobra alles haben, was ich will!“

„Du wirst dich wohl nie ändern, was?“

Vor Schreck biss sich Buggy auf die Zunge und johlte laut auf. Dann drehte er sich langsam zu der ihm wohl bekannten Stimme um, die ihm solch eine Angst einjagte, jedes Mal, wenn er sie vernahm.

Da war er.

Dieser verdammte Strohhut-Bengel!

Saß da auf dem Dach und grinste ihn hämisch an.

Weil er genau wusste, dass er Buggy ganz und gar überlegen war.

Aber er würde einen Teufel tun und das diesem Bürschchen gegenüber zugeben! Heute würde es anders sein, als sonst! Heute würde er gewinnen! Und endlich ein gutes Leben führen, jawohl!

„Natürlich ändere ich mich nie! Warum sollte ich auch!“, keifte Buggy zurück.

Ruffy, der Strohhutjunge, war der Polizist dieser Stadt und sorgte für Recht und Ordnung. In der Vergangenheit hatte er Buggy schon unzählige Male in seine Schranken verwiesen. Der großmäulige Verbrecher war einfach kein Gegner für ihn.

Ruffy lachte. „Du bist wirklich ein Idiot. Wie kann man nur einfach irgendwo reinplatzen und lauthals verkünden, was man als Nächstes vorhat? Genau solche Dummheiten sind es, weswegen du nie Erfolg haben wirst.“

„WAS WEIßT DU SCHON?!!!!“, kreischte Buggy und fuchtelte wild mit dem Zeigefinger herum. „DU HAST KEINE AHUNG! SOWAS NENNT MAN EINEN ÜBERRASCHUNGSANGRIFF!! GENAU WIE DAS HIER!!“

Eine Hand mit einem Schwert tauchte hinter Ruffy auf. Er hatte sie heimlich mit seiner Trenn-Trenn-Power von seinem Körper gelöst. Das Schwert holte aus und schlug nach Ruffy, aber der hatte damit gerechnet. Mühelos wich er dem Angriff aus und sprang vom Dach, direkt auf Buggy zu.

„Jetzt kannst du was erleben, du unverbesserlicher Halunke!“, rief er fröhlich, dehnte seinen rechten Arm, landete vor Buggy auf dem Boden und schlug mit der „Gum-Gum-Pistole!“ kräftig in dessen Gesicht.

Buggy wurde von dem Schlag in die Luft geschleudert und flog im hohen Bogen davon.

Seine Männer erstarrten und sahen ihm mit offenen Mündern nach.

Ruffy drehte seine rechte Schulter und wandte sich dann grinsend an die Männer: „Na, was ist? Will sonst noch jemand eine Abreibung haben?“

Die Männer zuckten panisch zusammen und schüttelten hektisch ihre Köpfe. Dann rannten sie so schnell sie konnten davon.

Ruffy legte beide Arme hinter seinen Kopf und sah ihnen stumm nach. Es war doch immer wieder dasselbe mit denen.

„Gute Arbeit, Chef!“, rief jemand hinter ihm.

Ruffy drehte sich um und sah einen Jungen mit langer Nase und Lockenkopf auf sich zulaufen.

„Hey, Lysop. Kommst du auch schon?“, grüßte Ruffy ihn mit hochgezogener Augenbraue. Apropos immer dasselbe…

Lysop war Ruffys Helfer, versteckte sich aber meistens und überließ dem Gummimenschen die ganze Arbeit. Lysop war ein unverbesserlicher Angsthase. Allerdings konnte er auch mutig sein, wenn es darauf ankam.

Lysop grinste Ruffy entschuldigend an. „Du hast es Buggy wieder mal gezeigt. Du bist echt unschlagbar!“, lobte die Langnase.

„Ja, ganz toll“, erwiderte Ruffy trocken und wandte den Blick ab.

Lysop war irritiert. Kam es ihm nur so vor oder wirkte sein Chef auf einmal betrübt? „Was hast du denn, Ruffy?“

Ruffy sah hinauf zum Shogun, der sich – sehr zum Missfallen von Igaram – lauthals bei ihm für seine Hilfe bedankte.

Ruffy lächelte sanft.

„Es ist nichts“, murmelte der Strohhut leise. „Wirklich nichts. Es ist alles in Ordnung.“
 

Wenig später saßen Ruffy und Lysop in ihrem Lieblingsrestaurant und aßen zu Abend.

Gierig schaufelte Lysop den Reis in seinen Mund, bis die Schüssel leer war und schwang dann, noch mit vollem Mund, die leere Schüssel in Richtung der Kellnerin.

„Ich hätte gern noch Nachschlag!“, rief er. „Dein Essen ist heute besonders lecker, Sanji!“

Sanji, der Koch des Restaurants, sah aus der Küche in den Gästebereich und runzelte seine Stirn. „Du hattest heute schon Nachschlag. Andere wollen auch noch was essen.“

„Aber es schmeckt so gut“, maulte Lysop. „Und wegen der Besprechung konnten wir heute überhaupt nicht zu Mittag essen. Ich bin echt kurz vorm verhungern!“

Die Kellnerin und Mitbesitzerin des Ladens, Nami, nahm Lysop die Schüssel aus der Hand und ging damit in Richtung Küche. „Wenn das so ist, versteh ich das Ganze erst recht nicht“, überlegte sie laut, stellte die Schüssel vor Sanji auf den Tresen und wandte sich zu dem Tisch um, von dem sie gerade kam.

Dort saß Ruffy gedankenverloren vor seinem Essen, dass er kaum angerührt hatte.

Normalerweise fraß der Polizist ihr die Haare vom Kopf, aber heute hatte er höchstens ein paar Bissen zu sich genommen.

Auch Lysop war dies nicht entgangen. Besorgt sah er zu seinem Chef neben sich rüber.

„Sag mal, Ruffy. Geht es dir wirklich gut? Du warst vorhin schon so komisch. Gerade nach einem Kampf bist du doch immer besonders hungrig.“

Ruffy, der seinen Kopf auf seine Handfläche gestützt hatte, löste seinen Blick von seinem Wasserglas und drehte sein Gesicht halbherzig in Lysops Richtung, ohne den Kopf von der Hand zu nehmen.

„Ich weiß nicht genau“, murmelte der Schwarzhaarige leise. „Ich fühl mich… komisch. In letzter Zeit spüre ich so ein beklemmendes Gefühl in meiner Brust. So, als ob etwas fehlen würde… Aber ich kann nicht sagen, was.“

Ruffy seufzte laut auf, dann stand er auf und trottete langsam in Richtung Tür.

„Hey, wohin gehst du denn jetzt?“, rief Sanji ihm nach.

„Spazieren“, war Ruffys knappe Antwort und schon war er zur Tür raus.

Nami seufzte. Wenigstens in diesem Punkt war Ruffy noch ganz der Alte: wieder einmal ging er, ohne zu bezahlen.
 

Gemächlich spazierte Ruffy durch die Straßen der Stadt.

Es war inzwischen dunkel geworden und die Menschen hatten in ihren Häusern bereits die Lichter angezündet. Am Himmel leuchteten die Sterne. All das interessierte Ruffy jedoch nicht.

Es war schon seltsam. Dinge, die Ruffy sonst liebte und die ihn immer erfreut hatten, schienen ihm in letzter Zeit nicht mehr zu reichen. Alles schien zu bedeutungslos. Was war das nur für ein Gefühl, das irgendetwas fehlte? Und was fehlte denn? Es ging ihm doch gut. Er war doch immer wunschlos glücklich gewesen. Wann hatte es nur angefangen, dass ihm sein schönes Leben nicht mehr genügte?

Der Strohhutjunge blieb plötzlich stehen. Ohne es zu merken, war er am Hafen angelangt. Ruffy seufzte. Selbst der Anblick des weiten Meeres berührte ihn nicht mehr.

Eine ganze Weile blieb er so regungslos stehen, bis ihn der kühle Wind frösteln ließ. Es war wirklich kalt heute Nacht.

Es brachte nichts, hier zu stehen und über etwas nachzudenken, worauf er einfach keine Antwort fand. Er beschloss, nach Hause zu gehen.

Um nicht mit Jemandem reden zu müssen, entschied er sich, den abgelegenen Pfad durch den Wald zurück zu nehmen.

Kaum, dass er ein paar Schritte dort entlang gegangen war, sah er plötzlich etwas am Rande des Weges liegen. Zuerst dachte er, es sei ein totes Tier. Er ging näher heran und erkannte schließlich einen Menschen.

Warum lag denn da ein Mensch? Es war doch viel zu kalt, um mitten im Wald ein Schläfchen zu machen. Wahrscheinlich war der Mann dort betrunken. Ruffy beschloss, ihn zu wecken.

Vorsichtig näherte Ruffy sich dem liegenden Mann, kniete sich zu ihm hinunter und berührte ihn sanft an der Schulter. Ruffy erschrak. Der Mann war ganz kalt! War er etwa tot?

Schnell drehte Ruffy den Mann auf den Rücken – und als er dessen Gesicht sah, geschah etwas Merkwürdiges mit ihm: sein Herz machte einen kleinen Sprung.

Sekunden verstrichen, bis sich Ruffy von dem Anblick lösen und prüfen konnte, ob der Mann noch lebte. Erleichtert stellte er fest, dass sein Herz noch schlug.

Schnell hob Ruffy den Mann hoch, nahm ihn auf seinen Rücken und lief schnell in Richtung Stadt.

Die Plätzchenbäckerin

Nami war die erste, die an diesem Tag auf den Beinen war. Nachdem sie die Wetterlage gecheckt hatte, war sie in die Vorratskammer verschwunden und lauschte, wie die anderen nach und nach aufwachten. Sie sammelte Mehl, Zucker, Eier, Milch und Zitronen und Orangen und noch einige Gewürze zusammen und trug sie in einer Kiste hinauf.

„Naaaaamiiii Schaaaaatz!“, flötete Sanji bereits hinter ihr. „Guten Morgen!“

„Guten Morgen Sanji“, grüßte sie ihn und ging weiter zur Küche, Sanji im Schlepptau.

„Willst du backen?“, fragte er.

„Wonach sonst sieht es wohl aus.“

„Backen???“, brüllte Ruffy von draußen.

„Kekse!!!!!“, schrie Lysop wie wild.

„Na toll, danke... Jetzt weiß es die ganze Mannschaft...“, maulte Nami und ließ die Kiste auf den Tisch plumpsen.

Im selben Moment standen Ruffy, Lysop und Chopper in der Küche.

„Hey! Ich kann euch hier nicht brauchen!“, sagte Nami.

„Kekse! Kekse! Kekse!“, schnappte Ruffy und versuchte nach der Kiste zu langen.

„Finger weg!“, fauchte Nami und klapste Ruffy auf die Hand.

„Aua... Du bist gemein!“

„Was willst du denn auch an der Kiste? Ich hab doch noch gar nichts gebacken! Und jetzt raus!“, fluchte sie.

Ruffy ließ den Kopf hängen und mit Lysop und Chopper im Schlepptau ging er wieder raus. Sanji sah ihnen nach und dann zu Nami. „Ich nehm mal an, mich brauchst du jetzt auch nicht?“

„Nein, brauch ich nicht.“, war ihre Antwort, während sie die Zutaten aus der Kiste auf den Tisch ausbreitete.

Auch Sanji verschwand und sie atmete durch. „Na endlich. Ruhe. Jetzt kann ich anfangen.“, sagte sie.

„Zucker, Butter...“, zählte Nami auf, füllte den Zucker in eine Schale und schnitt ein großes Stück Butter ab, dass sie dazugab. Dann nahm sie sich das von Lysop zusammengebaute Mixgerät und mischte beides solange durch, bis es leicht schaumig war.

„Ei und Vanille.“ Beides warf sie in den Teig und mischte ihn erneut durch. Jetzt war er schon schön cremig.

„Mehl und das Backpulver.“ Sie lies einen Teelöffel vom Backpulver auf das Mehl rieseln und siebte beides dann über den Teig. Dann rührte sie ihn nochmal durch bis er fester wurde.

Den Teig füllte sie in kleine Förmchen und schob sie in den Ofen.

„Sooo, das ist für heute. Jetzt an die Plätzchen. Wo war noch gleich das Rezept?“ Sie suchte die Kiste, doch als sie sie hatte, war sie restlos leer. „Hmm... Wo hab ich das hingemacht?“, fragte sie sich und kratzte sich am Kopf. „Ach, da ist es ja!“, grinste sie und fand das Papier zwischen der Zucker- und der Mehltüte.

„Okay, Zucker und Butter, Mehl, Backpulver und das Aroma. Na dann mal ran.“, sagte sie und legte den Zettel weg. Die Zutaten warf sie in eine weitere Schüssel und rührte sie durch, solang es ging, dann knetete sie den Teig.

„Womit fang ich an. Ich könnt sie mit Chili würzen, oder mit Curry. Das fänden die Jungs bestimmt super. Aber zu Weihnachten passt das nicht. Ich nehm Ingwer, das geht.“ Sie griff nach dem Ingwer, schnitt zwei Stücke ab und schnitt sie in so kleine Würfel wie sie konnte, die sie dann auch unter den Teig mischte. Dann rollte sie eine Hälfte des Teigs aus und stach verschiedene Förmchen aus, die auf einem weiteren Blech landeten.

Das erste Blech holte sie wieder raus. Die Muffins waren fertig und dufteten lecker. Sie stellte sie ans Fenster, dass sie geflissentlich nicht öffnete. Sonst wären die Muffins ja sofort weg, bei den verfressenen Jungs draußen. Nami grinste. Naja sie kriegen sie zwar trotzdem, aber heiße Kuchen sind nunmal nicht gut.

Sie schob das zweite Blech in den Ofen und rührte den dritten Teig an. Diesmal machte sie ihn aber mit Schokolade statt mit Ingwer. Sie wusste, wie sehr die Jungs Schokolade mochten und Schokoplätzchen waren einfach das Non-Plus-Ultra.

Wieder tauschte sie die Bleche aus und ließ die ersten Plätzchen ein bisschen auskühlen, während sie die zweite Teighälfte der Ingwerplätzchen in Förmchen stach.

„Juuuuuungs! Kommt Plätzchen kosten!“, rief sie dann.

Keine zwei Sekunden später stürmten Ruffy, Lysop und Chopper durch die Tür. Sanji folgte gemächlich. Während er noch zusah stopften sich die anderen drei bereits jeder ein Plätzchen hinein.

„Wo ist Zorro? Mag der nicht auch kosten?“, fragte Nami.

„Der pennt schon wieder.“, antwortete Sanji.

„Na toll... ZOOORRROOOO! Du Schnarchnase, komm her! Ich hab extra für euch alle gebacken!“, brüllte sie.

Vom Oberdeck kam ein genervtes Murren. „Was schreist du hier schon wieder rum?“, maulte er von oben.

„Beweg deinen Hintern hier runter, ich back doch nicht umsonst!“, rief Nami.

„Ja ja... Ich komm ja schon.“

Sie hörten wie Zorro in aller Seelenruhe über das Deck und nach unten trottete.

„Hat der Schnecken gefressen, oder was ist heute mit ihm los...“, zickte Nami.

Kurz darauf erschien auch Zorro in der Tür und trottete zu den bereits fertigen Plätzchen. Nami hingegen tauschte das Backblech wieder aus, legte die neuen Ingwerplätzchen darauf und schob es wieder in den Ofen. Dann verarbeitete sie die noch übrig gebliebene Schokoteigmasse zu weiteren Plätzchen.

„Boah Nami, die sind voll lecker!“, sagte Ruffy.

„Jaaa!“, jubelte Lysop und Choppers knuspern verriet ihr ebenfalls Freude.

Sanji und Zorro knabberten an ihren Keksen und sahen sie an. „Lecker.“, sagte Sanji und Zorro brummte zur Bestätigung.

„Mach mehr davon!“, bettelte Ruffy.

„Hier. Noch warme Schokoplätzchen.“, sagte sie und reichte eine Handvoll in die Runde.

Wieder wurden die Kekse im Affentempo weggeknuspert und strahlende Augen sahen sie an. „LECKER!“, ertönte die Mannschaft wie im Chor.

Nami grinste breit. „Schön, dann kann ich die ja über die gesamte Adventszeit backen.“

„JAAA!“, brüllten Ruffy, Lysop, Chopper und Sanji, während Zorro grinsend brummte.

Nami tauschte auch das letzte Blech aus und scheuchte die Bande wieder hinaus. Nachdem alle Plätzchen gebacken und ausgekühlt waren, beförderte sie sie in eine Keksdose, die sie ganz oben auf den Schrank stellte...
 

Als Nami am nächsten Morgen in die Küche geschlurft kam, fiel ihr Blick wissend auf den Schrank. Sie nahm die Keksdose herunter und sah hinein. Leer... Was hab ich auch erwartet... Allesamt Leckermäuler... Sie grinste. „Tja, dann back ich mal neue...“

Killing Masamune

Kojuro Katakura sah dabei zu, wie die Nachmittagssonne langsam hinterm Horizont verschwand.

Der Mond stand bereits am Himmel. Ein Zeichen dafür, dass die Nacht sehr kalt werden sollte. Der Winter in Oshu war hart.

Kojuro schloss die Augen und lauschte der Stille. Es kam nicht oft vor, dass es innerhalb des Anwesens so ruhig war. Die Abwesenheit der Date-Armee fiel deutlich auf.

Bereits in aller Frühe war Fürst Masamune mit dem Großteil der Armee aufgebrochen – Bishamon weiß wohin.

Kojuro selbst wurde dazu angewiesen, zu überprüfen, ob die Versorgung für den Winter reichte. Die Ernte dieses Jahr fiel wirklich ertragreich aus, also bestand zumindest für diesen Winter keine Sorge. Der Winter in Oshu war stets hart.

Plötzlich vernahm Kojuro aus der Ferne laute Stimmen. Es schien, als würde sein Fürst endlich zurückkehren.

Kojuro bewegte sich in Richtung Haupttor, um den jungen Fürsten in Empfang zu nehmen, als ihm plötzlich einer der Soldaten panisch entgegen rannte.

„Meister Katakura!“, rief er, bog ohne zu bremsen um die Ecke, rutschte dabei fast aus, fing sich im letzten Augenblick, und kam schließlich vor Kojuro zum Stehen.

„Was ist passiert?“, frage Kojuro verwirrt, dann wich die Verwirrung ernster Besorgnis. „Ist etwas mit Masamune-dono? Ist er verwundet worden?!“

„Nein, nein, nichts dergleichen“, keuchte der Soldat, holte ein paar Mal tief Luft, dann stieß er ängstlich hervor: „Der Boss… hat sich erkältet.“

Kojuro wurde kreidebleich. Der Winter in Oshu war sehr hart.

Blitzschnell machte Kojuro auf der Stelle kehrt, der Soldat folgte ihm schnellen Schrittes.

„Und was tun wir jetzt, Sir?“, fragte der Mann besorgt.

„Wir müssen für Schadensbegrenzung sorgen. Sag den anderen Männern, sie sollen sich alle in der Trainingshalle versammeln und trainieren. Falls Masamune-dono fragt, sag ihm, ich hätte das bereits gestern angeordnet.“

„Und was tut Ihr, Sir?“

Kojuro blieb wie angewurzelt stehen, sodass der Mann fast gegen ihn geprallt wäre. Er wusste es nicht. Da es Winter war, konnte er sich nicht damit herausreden, dass er sich um die Ernte kümmern musste… oder vielleicht doch?

Ein weiterer Soldat kam auf sie zu.

„Wie ist der Stand der Dinge?“, fragte Kojuro sofort.

„Furchtbar!“, jammerte der zweite Soldat. „Die Erkältung ist bereits weit fortgeschritten. Wir waren ja schon alarmiert, als er während unserer Mission ständig niesen musste… Wir hätten ihn sofort zurückbringen sollen, dann wäre es vielleicht nicht soweit gekommen!“

Kojuro massierte sich die Schläfen.

Warum alle so ein Theater machten? Nun, Fürst Date Masamune war ein ehrenhafter und bewundernswerter Mann. Ein stolzer Krieger. Und ein durchaus vornehmer Gentleman. Aber wenn er sich erkältet hatte, war er vor allen Dingen eins: eine unerträgliche Nervensäge.

Selbstbewusst, vor Kampfgeist strotzend und sich scheinbar von Nichts in die Knie zwingen lassend, sorgten so einfache Dinge wie Schnupfen und Husten, dass er sich benahm, wie ein weinerliches Baby, das nichts mehr alleine konnte.

Es hieß ja, dass Männer immer anstrengend und weinerlich wurden, wenn sie krank waren – doch Masamune war in dieser Hinsicht ein wahrer König.

Selbst Kojuro, der ansonsten seinem Herrn stets treu zu Diensten war, konnte ihn in dieser Situation einfach nicht ertragen. Der kranke Masamune verlangte ihm stets alles ab. Der Winter in Oshu war dann besonders hart.

Kojuro schüttelte den Kopf und fragte: „Warum habt ihr ihm nicht gesagt, er solle allein zurück reiten, während ihr die Mission beendet?“

„Das wollten wir ja“, begann der erste Soldat, „aber er wollte nicht allein zurück reiten. Er sagte, er hätte Angst, dass er unterwegs ohnmächtig wird und man ihm die Organe entnimmt.“

Großartig! Der Fürst hatte bereits seine paranoide Phase erreicht.

Da fiel dem zweiten Soldaten etwas ein. „Meister Katakura, der Boss hatte nach Euch verlangt, als ich gerade von ihm wegging.“

Nun hieß es, schnell handeln. Es tat Kojuro zwar weh, seinen Fürsten in dieser Situation im Stich lassen zu müssen, aber beim bloßen Gedanken daran, was er alles ertragen musste, wenn er jetzt zu ihm ging, packte ihn das Grauen.

„Geht zu den anderen und macht, was wir besprochen haben“, sagte er entschieden zu den beiden Soldaten. „Ich überlege mir etwas für mich selbst.“

Die Soldaten nickten und rannten zurück.

Kojuro blieb eine Weile unschlüssig stehen, dann folgte er ihnen langsam. Doch so sehr er auch überlegte, ihm fiel einfach nichts ein.

Gerade, als er sich in sein Schicksal ergeben wollte, kam ihm der Zufall zur Hilfe. In Form eines jungen Mannes, der fröhlich lächelnd das Haupttor passierte und auf ihn zuging.

Kojuro schöpfte neue Hoffnung. Noch nie hatte er sich so darüber gefreut, das schwarze Schaf der Familie Maeda, Keiji, zu sehen. Er war das perfekte Opfer!

Hastig ging er auf ihn zu.

„Hallo, Katakura-san“, grüßte Keiji freundlich. „Ich war gerade in der Gegend und wollte…“

„Gut, dass du hier bist“, rief Kojuro erleichtert, packte Keiji am Arm und zog ihn hinter sich her. „Wir brauchen deine Hilfe. Wir haben ein Problem. Der Fürst ist schwer erkrankt und es gerade niemand da, der sich um ihn kümmern kann. Es wäre wirklich sehr freundlich von dir, wenn du dich ein wenig um kümmern würdest.“

„Äh… ja klar… kein Problem“, erwiderte Keiji reichlich verwirrt und ließ sich von Kojuro durch das Anwesen ziehen. „Aber… warum kümmerst du dich eigentlich nicht um ihn?“

Kojuro zog Keiji bis vor die Zimmertür seines Herrn. „Das würde ich ja gern. Aber leider muss ich auf die Felder. Die Pflicht ruft. Geh ruhig schon mal rein, ich muss los!“ Mit diesen Worten eilte Kojuro auch schon davon.

Keiji war so überrumpelt, dass er eine Weile brauchte, um zu verstehen, was man ihm gerade gesagt hatte. Als er dann 2 und 2 zusammengezählt hatte, rief er Kojuro nach: „Hey, warte mal! Es ist doch Winter, was willst du denn da auf den Feldern?!“

Doch Kojuro war bereits auf und davon.

Keiji kratzte sich nachdenklich am Kopf und stand eine ganze Weile unschlüssig vor der Tür. Schließlich entschied er, dass es ja nichts schaden konnte, wenn er mal nach dem kranken Daimyo sah und betrat nichts ahnend das Zimmer. Doch statt Masamune im Bett liegend vorzufinden, hatte dieser die Schiebetür zum Garten hin geöffnet, trug einen weißen Dotera und atmete die inzwischen recht kalt gewordene Luft ein.

„Masamune-san, mein Freund, was tust du denn da?“, rief Keiji sofort, durchquerte den Raum und stellte sich neben ihn.

Der Angesprochene wandte sich ihm zu. Sein Gesicht war verschwitzt und erhitzt vom Fieber und er schwankte leicht. Keiji erkannte nun auch, dass er zitterte.

„Ich… wollte noch etwas Sonne tanken, bevor sie ganz verschwindet“, krächzte Masamune, dann fing er an zu husten.

„Na, das lassen wir mal schön bleiben“, sagte Keiji im tadelnden Tonfall und legte einen Arm um den Älteren. „Du legst dich jetzt mal schön ins Bett.“

„Ich muss nicht ins Bett!“, protestierte Masamune und schob Keiji’s Arm von sich weg. „Mir geht es hervorragend! Ich stehe in der Blüte meines Lebens, klar?“ Ein Hustenanfall brachte ihn schließlich zum Schweigen.

Keiji verzog das Gesicht. „Ja, und wir wollen alle, dass du noch etwas in der Blüte deines Lebens bleibst, nicht wahr? Jetzt leg dich ins Bett.“

„Behandle mich nicht wie ein Kind!“, schnauzte Masamune zurück, ließ aber dennoch zu, dass Keiji ihn ins Zimmer zurückschob und die Schiebetür schloss. „Gleich morgen früh werde ich mich wieder in meinen Sattel schwingen und… und… u-hu-ha-hatschi!!“

Zu Keiji’s Entsetzen nieste Masamune so heftig, dass er mit dem Rücken gegen die Schiebetür krachte, daran herunterrutschte und völlig fertig auf den Boden plumpste.

„Ich würde mal sagen, dass kannst du vergessen“, seufzte Keiji und machte sich daran, das Bett des Fürsten vorzubereiten. Dann wandte er sich wieder an den Brünetten, der immer noch wie erschossen dasaß und schlug freundlich vor: „Wie wäre es denn mit einer schönen, heißen Suppe?“

Träge hob Masamune den Kopf. Offenbar hatte er es endlich aufgegeben, sich gegen seinen Zustand zu wehren. „Eine Suppe wäre jetzt genau richtig“, antwortete er schwach. „ Als ich meine Männer darum gebeten hatte, haben die sich aufgeführt, als wollte ich eine Niere von ihnen haben…“

„Gut. Einmal Suppe, kommt sofort“, flötete Keiji und marschierte in die Küche.

Er war gerade dabei, die Zutaten zusammen zu suchen und das Kochgeschirr rauszusuchen, als er Geräusche aus dem Gang vernahm. Fassungslos sah er zu, wie der kranke Masamune auf allen Vieren in die Küche gekrochen kam.

„Was… was willst du denn hier?“, stammelte Keiji entgeistert.

„Du hast was vergessen“, murrte der Brünette und setzte sich auf seinen Hintern.

„… Und was?“

„MICH, DU IDIOT! Du kannst mich doch nicht einfach allein zurücklassen! Ich bin krank, ich brauche viel Pflege! Du musst dich um mich kümmern!“

Fassungslos öffnete Keiji den Mund, fand aber keine Worte hierfür, und schloss ihn wieder. Er schüttelte den Kopf und machte sich wieder daran, die Suppe zu kochen.

Er kam allerdings nicht weit, weil da jemand an seinem Ärmel zog.

Keiji stöhnte genervt. „Was ist jetzt wieder?“

„Willst du mich etwa auf dem kalten Boden sitzen lassen?“, maulte Masamune.

Eine Ader begann auf Keiji’s Stirn zu zucken. „Warum kriechst du nicht einfach wieder in dein Zimmer zurück und legst dich in dein Bett? Da ist es schön warm“, schlug er betont ruhig vor.

Masamune zog eine Schnute. „Aber da bin ich ja ganz allein…“, quengelte er.

Keiji verdrehte die Augen und stöhnte: „Yumekichi.“

Yumekichi, das kleine Äffchen, das Keiji stets begleitete, lugte sich die Augen reibend aus den Gewändern des Vagabunden hervor, in denen es gerade noch geschlafen hatte, und sah zu ihm hoch.

„Der verehrte Fürst Date Masamune braucht etwas Gesellschaft, während ich ihm eine Suppe koche“, knurrte Keiji. „Würdest du ihn bitte in sein Zimmer begleiten?“

Yumekichi schlüpfte aus den Gewändern hervor und sprang auf Masamune’s Schulter.

Der rümpfte die Nase. „Ein Affe? Ist das dein ernst?“, meinte er abfällig und beäugte Yumekichi skeptisch.

Jetzt reichte es Keiji. „VERSCHWINDE ENDLICH!!!“, schnauzte er.

Masamune wich mit einem „was-ist-denn-mit-dem-los“-Blick zurück, hievte sich hoch und verließ die Küche.

Das war wirklich seltsam. Kojuro hatte das auch immer zu ihm gesagt, wenn er früher mal krank war. Da musste es einen Zusammenhang geben.
 

Kurze Zeit später kam Keiji mit einer Schüssel voller Suppe auf einem Tablett wieder in Masamune’s Zimmer.

Der hatte sich inzwischen auf den Futon gelegt und die Decke bis unters Kinn gezogen und beäugte Yumekichi, der neben seinem Futon saß, äußerst misstrauisch, als rechne er jeden Moment damit, von dem Tier angefallen zu werden.

Als Keiji das Zimmer betrat, flitzte Yumekichi auf ihn zu, hopste an ihm hoch und kroch wieder in dessen Gewänder. Offenbar hatte das Äffchen die Nase voll. Keiji konnte es ihm nicht verdenken.

Der Brünette kniete sich neben den Futon und stellte das Tablett ab. „So, hier ist deine Suppe. Dann iss mal schön“, sagte er freundlich und schickte sich an, zu gehen.

„Wo willst du hin?“, fragte Masamune.

„Naja… weg“, war Keiji’s spärliche Antwort.

„Du kannst nicht weg, du musst mich füttern“, quengelte Masamune und schlug die Decke weg.

Sich bemühend, ruhig zu bleiben, deckte Keiji den Daimyo wieder zu und erwiderte: „Kannst du nicht selbst essen?“

Masamune schüttelte den Kopf. „… Zu schwach…“

Dieser Tag wollte wohl einfach nicht enden. Das würde Kojuro ihm büßen, soviel stand fest.

Sich in sein Schicksal ergebend, hob Keiji den Deckel von der Suppenschüssel, nahm die Kelle und füllte etwas von der Suppe in eine Schale.

Masamune beobachte ihn genau. „Ist das frisch gekochte Suppe?“

„Das hast du doch gesehen.“

„Mit viel Gemüse und Sternchennudeln?“

„Ja.“

„Auf 80° erhitzt?“

„Wie wäre es, wenn ich sie dir über den Schoß kippe und du sagst es mir dann?“

Masamune befreite seine Arme und maulte: „Sei nicht so gemein. Ich bin krank.“

Keiji holte einmal tief Luft. Das hier kostete ihm wirklich ungemein viel Kraft. „Ich weiß. Das ist ganz schön hart“, seufzte er und sprach in erster Linie mit sich selbst. „Jetzt versuch mal, dich aufzurichten. Du kannst nicht essen, wenn du liegst.“

Schweigen.

Masamune und Keiji tauschten stumme Blicke, bis Keiji genervt aufstand und noch ein paar Kissen holte. Die packte er dann unter Masamune’s Kopf, sodass dieser etwas höher lag. Dann nahm er die Schale mit der Suppe, tauchte den Löffel darin ein und führte diesen dann zu dem Mund des Fürsten.

Der nippte kurz daran, dann spuckte er die Brühe wieder aus.

„Das macht AUA in meinem Mund!“, quengelte er weinerlich.

Wieder holte Keiji tief Luft, dann tauchte er den Löffel erneut in die Suppe. Diesmal pustete er zweimal kräftig, bevor er den Löffel zum Mund des Fürsten führte.

Der verzog das Gesicht und wandte sich ab. „Ich mag keine Suppe! Ich will Eis haben!“

„Es gibt jetzt aber kein Eis“, schimpfte Keiji.

„Ich hasse dich!“, blaffte Masamune.

Verärgert ließ Keiji den Löffel in die Schale fallen und stellte diese aufs Tablett. Dann wollte er gehen.

Schnell packte Masamune ihn am Arm. „Nicht weggehen!“

Das dürfte doch alles nicht wahr sein! Wo trieb sich überhaupt dieser verdammte Kojuro rum?
 

Nachdem er eine Weile durch die Landschaft spaziert war, plagte Kojuro nun doch das schlechte Gewissen. Er macht sich Sorgen, wie es wohl seinem Fürsten ging und ob Keiji dieser enormen Herausforderung gewachsen war.

Schließlich hielt er es nicht länger aus und schlich sich auf leisen Sohlen auf das Anwesen, um einen kurzen Blick auf die Lage zu erhaschen, ohne gesehen und in die Pflicht genommen zu werden.

So leise er konnte näherte er sich auf allen Vieren Masamune’s Zimmer – ohne zu bemerken, dass er bereits beobachtet wurde.

Als Kojuro kurz vor der Zimmertür war, trat Keiji hinter dem Pfeiler hervor und baute sich böse schauend vor ihm auf.

Kojuro zuckte zusammen und richtete sich rasch auf. „Oh… sei gegrüßt, Maeda Keiji. Ich wollte nur…“

„Spar dir das“, zischte Keiji zornig. „Du wusstest genau, was mich hier erwarten würde und hast mich einfach für deine Zwecke eingespannt!“

Betreten senkte Kojuro den Kopf. „Es tut mir wirklich aufrichtig leid. Das war nicht richtig von mir, ich weiß. Aber du hast ja gesehen, wie er ist!“

Keiji seufzte resigniert. Ja, das hatte er in der Tat. An Kojuro’s Stelle hätte er vermutlich auch das Weite gesucht.

„Wo ist der Fürst eigentlich?“, erkundigte sich Kojuro dann.

„Du meinst das weinerliche Baby?“, fragte Keiji trocken. Er schob die Tür auf und meinte nur: „Er hat genervt, da hab ich ihm ein Schlafmittel in den Tee getan.“

Kojuro warf einen Blick ins Zimmer.

Masamune lag auf seinem Bauch auf dem Futon und schlief wie ein Toter. Unter seinem Gesicht hatte sich eine große Sabber-Pfütze gebildet.

„Du bist wahrlich sehr streng“, kommentierte Kojuro diesen Anblick.

„Was auch immer“, winkte Keiji ab. „Ich hau jetzt ab, mir reicht’s!“

„Du kannst noch nicht gehen! Du machst das wirklich gut, bitte bleib doch noch!“

„Das kannst du vergessen, ich denke ja nicht dran!“

„Warum denn nicht?“

„Weil, wenn ich ihn noch länger ertragen muss, ihn mit ziemlicher Sicherheit umbringen werde!!“

„Aber…“

Plötzlich ertönte ein schreckliches Geräusch aus dem Zimmer: „Keiji?!“

Die Männer zuckten zusammen. Masamune war wieder aufgewacht!

„Entschuldige bitte, aber ich muss jetzt gehen!“, rief Keiji rasch. „Aber weißt du was, Katakura-san ist wieder zurück! Der kann sich ja jetzt um dich kümmern!“ Mit diesen Worten machte sich Keiji auf und davon.

„Warte, bleib hier!“, bettelte Kojuro und wollte ihm nach, als ihn jemand am Kragen packte und zurückzog.

Es war natürlich Masamune, eingewickelt in seine Decke. „Kojuro, da bist du ja endlich! Ich hab Hunger, mach mir einen Reisbrei!“

Rasch suchte Kojuro nach einer Ausrede, ergab sich dann aber in sein Schicksal. „Verstanden“, hauchte er und trottete in Richtung Küche.

Masamune folgte ihm. „Hey, geh nicht ohne mich! Du musst dich um mich kümmern! Wo warst du überhaupt? Ich bin schwer krank und du stromerst hier in der Gegend rum!“

Kojuro seufzte laut.

Der Winter in Oshu war wirklich hart…

Eine kleine Aufmunterung

Der Schnee fiel in dicken Flocken auf die Erde herunter. Jaden saß am Fenster und sah dem kleinen Naturwunder zu. Hinter ihm waren Syrus, Chumley, Dr. Banner und Chazz beim Abendessen.

„Hey, Jaden. Was ist los mit dir? Du hast noch gar nichts gegessen oder?“, fragte Syrus, der gerade neben ihm aufgetaucht war.

„Doch doch, Sy. Ich bin schon fertig.“, antwortete Jaden.

„Ja und was ist dann mit dir los?“

„Nichts, ich schau nur dem Schnee zu.“

Syrus legte den Kopf schief, schaute zu Chumley und wieder zu Jaden. „Du bist sonst nicht so drauf. Was ist los?“

Jaden seufzte. „Ach Sy. Ich musste nur gerade daran denken, wann es wohl endlich soweit ist, dass die Seen gefroren sind. Ich war schon ewig nicht mehr Eislaufen. Zuletzt mit meiner Mutter, dabei macht das so einen Spaß!“

„Eislaufen?“, fragten Syrus und Chumley wie im Chor.

„Ja... Haltet mich für kindisch oder so, aber ich find es gut!“

„Das ist was tolles, Jaden. Es wird aber noch eine Weile dauern, bis die Seen auch zufrieren. Und ich als dein Lehrer rate dir davon ab, es auf einem See zu probieren.“, meldete sich Banner zu Wort

Jaden seufzte noch lauter. „Maaannn...“

„Also ich bin fertig!“, sagte Chazz, stand auf und stellte sein Tablett weg. „Bis dann, ihr Loser!“

Sie sahen ihm nach, während er aus der Slifer-Behausung verschwand. „Typisch Chazz.“, meinte Jaden und stand nun endlich auch vom Fenster auf.

„Allerdings. Ich bin müde, ihr auch?“, fragte Syrus.

„Jaaaaaa...“, gähnte Chumley und stand auch auf.

„Ich glaub, ich auch.“, fügte Banner hinzu und verließ mit einem „Gute Nacht.“ den Speiseraum.

„Nagut, dann hauen wir uns auf's Ohr.“, meinte Jaden und gemeinsam gingen die Jungs, um sich bettfertig zu machen.
 

Irgendwann mitten in der Nacht kam auch Chazz wieder und schlich sich heimlich in das Schlafzimmer.

„Chazz... wo kommst du denn jetzt her?“, fragte Jaden müde und schaute ihn im Halbdunkel an.

Chazz brummte genervt. „Ich dachte, du schläfst.“

„Tja, klappt heute nicht so ganz.“, meinte Jaden.

Chazz kletterte in sein Bett hinauf. „Ach, schlaf jetzt.“, meinte er nur und drehte ihm den Rücken zu.

Jaden ließ seinen Kopf ins Kissen fallen, seufzte und nach einer Weile war er doch eingeschlafen. Chazz hingegen war noch wach und drehte sich wieder um. Er schaute zu Jaden hinüber, der bereits schlief und ein kleines Lächeln huschte über sein Gesicht.
 

Chazz war am nächsten Morgen der Erste, der aufstand. Ihm folgten Syrus und sogar Chumley war diesmal noch vor Jaden wach. Als es ans Frühstück ging, schlich sich Syrus in den Schlafraum und kletterte die Leiter zu Jadens Bett hoch.

„Jaden, steh auf. Es gibt Frühstück.“

„Was? Schon? Warum weckt mich keiner!“, japste er und saß kerzengerade im Bett.

„Was glaubst du, was ich gerade mache.“, meinte Syrus mit einem sarkastischen Ton.

„Danke, Sy!“ Jaden hüpfte aus dem Bett, flitzte zum Schrank und zog sich in Windeseile an. Gemeinsam mit Syrus ging er hinaus. „Guten Morgen!“

„Guten Morgen, Jaden.“, sagte Chumley, den Mund schon mit Omelett gefüllt.

„Morgen.“, brummte Chazz. „Beeil dich mit dem Frühstück.“

Jaden staunte nicht schlecht, als er Chazz' Worte hörte, denn sonst war er immer sehr wortkarg. Aber er hörte auf Chazz und aß schnell sein Omelett auf. „Warum hast du's eigentlich so eilig, Chazz?“, fragte er, während er sein Tablett abräumte.

„Das wirst du schon sehen. Komm mit.“, meinte Chazz gewohnt kühl.

„Okay.“ Jaden folgte ihm, mit einem schulterzuckenden Blick zu Syrus und Chumley.

Die beiden sahen ihm genauso verständnislos nach, als Chazz mit Jaden die Slifer-Behausung verließ. „Wo gehen die hin?“, fragte sich Syrus.

„Keine Ahnung.“, meinte Chumley.
 

„Wo willst du mit mir hin?“, fragte Jaden.

„Lass dich überraschen.“, antwortete Chazz und schritt weiter voran, Richtung Akademie.

Kurz davor bog er jedoch ab. Und zwar Richtung Sportgelände.

„Ähm... Meinst du nicht, dass es für Tennis etwas zu kalt ist?“, fragte Jaden irritiert.

„Wie kommst du nur auf Tennis? Würde mir bei der Kälte im Traum nicht einfallen.“

Chazz ging auf eine der Hallen zu, wo er vor der Tür stehen blieb und Jaden ansah. „Ich hoffe für dich, dass du es noch kannst. Sonst wäre es sinnlos gewesen, gestern solange wach zu bleiben.“, sagte.

Jaden zog eine Augenbraue hoch. „Hä? Ich versteh nicht ganz.“

„Wie immer. Na los komm, Jaden.“

Jaden folgte ihm verdutzt. „Du hast grad meinen Namen gesagt und nicht Slifer-Niete oder so wie sonst. Das machst du doch sonst kaum.“

„Na und, heute mach ich es halt.“

Sie gingen hinein und Chazz führte ihn direkt zur Halle. Als sie drinnen standen wurden Jadens Augen immer größer.

„Na los. Zieh die Schuhe an.“, sagte Chazz und hielt ihm ein paar Schuhe mit scharfen Kufen darunter vor die Nase.

Freudig zog Jaden die Schuhe an und suchte sich dann Halt an der Bande. Chazz zog sich ebenfalls die bekuften Schuhe an. Dann nahm er Jaden an der Hand und führte ihn zu einer Öffnung in der Bande. „Du hast gestern von Eislaufen gesprochen. Na dann.“ sagte er und schob Jaiden auf das Eis.

Jaden schlitterte zunächst sehr unbeholfen über das Eis und Chazz folgte ihm gekonnt. Wieder nahm er Jadens Hand und zog ihn mit sich.

„Chazz? Das ist alles total toll und ich freu mich, aber was wird das?“, fragte Jaden und deutete auf ihre beiden Hände.

„Du bist aus der Übung.“, grinste Chazz frech und schnappte sich auch Jadens andere Hand.

Der lief puterrot an und versuchte ein Grinsen zustande zu bringen. „A-aber Chazz...“, stammelte er.

„Hab dich nicht so. Links, rechts, links.“

Jaden versuchte seinen Anweisungen zu folgen, doch Chazz' Hände an seinen und seine völlige Unbesorgtheit darüber verwirrten ihn.

„Jaden, was ist los? Ich dachte, du kannst das!“, sagte Chazz und wurde langsamer.

„Jaaaaa... Hast du eine Ahnung, wie lang das schon wieder her ist? Und dann du! Und das hier!“, fauchte Jaden.

Chazz zog ihn plötzlich an sich heran. So dicht, wie Jaden ihm noch nie gewesen war. „Lass dich von mir nicht stören.“, sagte er grinsend und dann zog er ihn wieder mit sich über das Eis. „Und nun fang endlich mal an zu laufen. Du kannst das!“

„Dann lass los, Chazz!“, jammerte Jaden.

Chazz zuckte mit den Schultern und ließ los. Jaden geriet sofort ins Straucheln und fing sich ein belustigtes Grinsen von Chazz ein.

„Oh ja, es ist wohl doch schon ziemlich lange her!“, lachte Chazz.

„Danke für deinen Beistand!“, japste Jaden und fing sich langsam.

Der Slifer-Schüler konnte mit jeder Minute besser auf dem Eis laufen und Chazz war immer an seiner Seite. Der allerdings konnte auf jeden Fall besser laufen als er und schaute aufmerksam zu, wie Jaden sich anstellte.

„Weißt du eigentlich, dass du recht witzig aussiehst, wie du dich gerade anstellst?“, meinte Chazz lächelnd.

„Danke Chazz...“, knurrte Jaden.

„Bedank dich lieber dafür, dass du das heute überhaupt machen kannst.“, gab Chazz zurück.

„Warum? Ist die Eislaufbahn denn nicht immer hier?“, fragte Jaden und hielt an.

Chazz seufzte. „Hast du sie bisher denn gesehen? Außer heute?“

„Wenn du mich so fragst... Nein.“

Chazz legte eine Hand auf Jadens Schulter, was wiederum zu einem zögerlichen Blick Jadens führte. „Was sagt dir das?“, fragte Chazz wissend.

„Keine Ahnung.“

Chazz ließ ein leises Knurren hören. „Hör mal, ich hab die halbe Nacht nicht geschlafen. Jetzt stell dich nicht so dumm an.“

Jaden blinzelte ihn an, dann wurden seine Augen groß. „Wie jetzt? Hast du das alles gemacht?“

„Na endlich... Nagut, ich geb zu, ich hab den Hausmeister um Hilfe gebeten, ich konnte das alles ja nicht alleine machen. Aber ja, ich war das.“, sagte Chazz.

Kaum ausgesprochen fiel ihm Jaden um den Hals. „Danke, Chazz!“, jubelte er.

„Jaden! Pass doch auf!“, jammerte Chazz und im nächsten Moment lagen beide auf dem Eis, Jaden auf ihm drauf.

Jaden erhob sich ein Stück, bis auf seine Ellenbogen und sah Chazz an. „Tut mir Leid.“, stammelte er.

Chazz blinzelte, dann kam er langsam hoch. Während Jadens Augen sich überrascht weiteten, berührten Chazz' Lippen Jadens ganz sachte.

„Chazz...“, flüsterte Jaden.

„Sei still... Du zerstörst den Moment.“

„Aber wenn uns einer sieht...“

„Uns sieht keiner. Es weiß keiner, dass wir hier sind.“

„Achso... Das hast du doch eingefädelt.“

„Kann man so sagen und jetzt sei still.“

Jaden lächelte und Chazz gab ihm einen Kuss.

„Du überraschst mich.“, sagte Jaden leise.

„War auch meine Absicht.“, antwortete Chazz und gab ihm einen zweiten Kuss.

Geschenke, Geschenke

Es war Nikolaus.

Da Wetter am heutigen Morgen wollte aber irgendwie nicht zu diesem schönen Tag passen. Es war nebelig, trüb und ein eiskalter Wind fegte durch das Land. Das Wetter passte eher zu den vorangegangenen Ereignissen von Nagashino.

Doch nichts davon hielt den Fürsten von Oshu, Date Masamune, davon ab, seinen morgendlichen Lauf zu beenden. Nicht einmal seine Verletzung, von der er sich nur langsam erholte.

Aber Masamune hatte keine Zeit, sich auszuruhen. Der Dämonenkönig Nobunaga war auf dem Vormarsch und er musste ihn unbedingt aufhalten, bevor der noch mehr Unheil anrichten konnte. Schlimm genug, dass er bei dem Tiger von Kai verweilen musste, da er und seine Armee aufgrund seiner Verletzung nicht nach Oshu zurückkehren konnte.

Ein stechender Schmerz ließ Masamune anhalten.

Er stützte sich an einem Baum ab und schnappte nach Luft. Schnell warf er einen prüfenden Blick auf seine Wunde – sie war zum Glück nicht aufgegangen, sonst hätte er sich wieder eine fette Standpauke von Kojuro eingefangen. Das konnte er wirklich nicht brauchen.

Innerlich verfluchte er Akechi Mitsuhide, der die Schuld an seiner Verletzung trug.

Er wartete eine Weile, bis der Schmerz verklungen war, dann setzte er seinen Lauf fort.
 

Vor den Toren von Takeda’s Anwesen legte Masamune eine erneute Pause ein. Er wollte nicht, dass ihm irgendjemand ansah, dass er Schmerzen gehabt hatte.

Langsam betrat der Fürst von Oshu das Anwesen und sah bereits von Weitem seinen treuen Vasallen und besten Freund, Kojuro Katakura, mitten im Weg stehen. Offenbar hatte er bereits seine Rückkehr erwartet.

Ohne ein Wort mit ihm zu wechseln, schritt Masamune an Kojuro vorbei und zog das Handtuch, das dieser auf seiner linken Schulter zu liegen hatte, herunter, um sich damit den Schweiß aus dem Gesicht zu wischen.

Kojuro sah ihm besorgt nach. Es schmeckte ihm gar nicht, dass sein Fürst trotz Verletzung wieder zu trainieren begann. Aber er wusste auch, dass die momentane Situation dies erforderte. Er hoffte nur, dass sein Herr es nicht übertrieb.

Dankbar, dass Kojuro ihn nicht belehrt hatte, wollte sich Masamune in das für ihn bereitgestellte Gästezimmer begeben – als er plötzlich einen lauten Krach aus dem Zimmer seines Rivalen vernahm.

Irritiert blieb er vor dessen Tür stehen, dann öffnete er vorsichtig die Tür und spähte hinein.

Sein Rivale, Sanada Yukimura, saß dort vor einem Schlagzeug und hämmerte wild darauf herum.

Als er die Nummer Eins aus Oshu sah, stoppte er und brüllte fröhlich und atemlos: „Seht nur, was mir Sasuke heute geschenkt hat!“

Masamune schmunzelte. „Drums?“

„NEIN, DRUMS“, brüllte Yukimura. Offenbar hatte er so laut darauf herumgehämmert, dass er etwas schwerhörig war. „Wollt Ihr mal hören, wie ich darauf spiele?!“

„Ich dachte, das hätte ich gerade“, überlegte Masamune laut und betrat das Zimmer.
 

Sarutobi Sasuke, der zur Sanada-Ninjatruppe gehörte, kehrte gerade von seiner letzten Mission zurück. Bereits von Weitem konnte er den infernalischen Krach hören, den sein Meister Sanada mit den Drums machte.

Sasuke freute sich diebisch. Sein Plan schien aufzugehen, wie erfreulich!

Schnell eilte er zum Zimmer seines Meisters, unter dem Vorwand, ihm von der Mission zu berichten. In Wirklichkeit aber wollte er nur sehen, ob sein Geschenk auch die erwünschte Wirkung auf den ungebetenen Gast hatte.

Ein Grinsen unterdrückend öffnete Sasuke die Schiebetür – und erstarrte.

Denn statt seines Herren, saß Masamune an den Drums und trommelte darauf herum. Yukimura stand mit offenem Mund neben ihm und staunte darüber, wie gut der Fürst das konnte. Als die beiden jungen Männer Sasuke bemerkten, stoppte Masamune sein Spiel.

Sasuke lächelte schief. „Das Geschenk gefällt Euch also auch… Wie schön… …“

„Wir haben auch schon einen Song einstudiert!“, erklärte Yukimura begeistert.

Wie auf Stichwort gab Masamune kurz mit den Sticks den Takt an, dann schlug er damit in schneller Abfolge auf die Trommeln und zum Schluss auf ein Crash-Becken, dann rief Yukimura laut „Tequila!“

„Fantastisch“, knurrte Sasuke und schloss fassungslos die Tür.

Die beiden Männer tauschten irritierte Blicke. War das nicht gut?

Derweil überlegte Sasuke fieberhaft, wo in seinem Plan der Fehler war. Drums waren doch wegen des Krachs, den sie machten, äußerst nervtötend! Und woher zum Teufel kannte der einäugige Drache dieses ausländische Instrument, dass er es so gut spielen konnte?! Er sollte es doch so nervig finden, dass er von hier verschwinden will! Stattdessen hatte er ihm jetzt offenbar noch einen Grund geliefert, zu bleiben!

Plötzlich blieb Sasuke stehen.

Den Fürst von Oshu konnte er mit den Drums nicht nerven – dafür aber offenbar seinen eigenen Fürsten. Takeda Shingen hatte sich mit einem säuerlichen Lächeln vor ihm aufgebaut. Auch er wusste von Sasuke’s Geschenk an seinen jungen General.

„Sasuke, wenn du Yukimura schon etwas schenkst, warum dann nicht etwas, womit er den Menschen so richtig auf den Geist gehen kann, wie ein Glas mit Pockenviren, das er dann auf dem Anwesen freilassen kann?“, fragte Takeda trocken.

„Ihr seit genervt“, erwiderte Sasuke nachdenklich, „und eigentlich sollte man erwarten, dass jeder so auf Drums reagiert, nicht wahr?“

„Nicht schlimm genug, dass er lautstark darauf herumtrommelt“, fuhr Takeda gereizt fort, „nein, alle paar Minuten wirft er die Sticks in die Luft und ruft dann »Aua, mein Auge! «“

„Macht Euch keine Sorgen, Oyakata-sama! Ich werde mich darum kümmern“, verkündete Sasuke entschlossen und trabte davon. Sein Plan würde funktionieren, dafür würde er schon noch sorgen!
 

Ganz behutsam, um sich ja nicht zu verletzen, setzte sich Yukimura die komische Brille auf, die man ihm gegeben hatte. Schutzbrille nannten sie die und sie sah so gar nicht aus, wie die Brillen, die er kannte. Aber das war egal, solange sie seine Augen davor bewahrte, wieder von den Sticks verletzt zu werden.

Masamune beobachtete ihn teils amüsiert, teils nachdenklich. „Du könntest auch darauf verzichten, die Sticks in die Luft zu werfen“, schlug er vor.

Yukimura, der mit der Brille ziemlich albern aussah, maulte: „Aber das sieht doch gar nicht mehr cool aus!“

Genau in diesem Moment öffnete sich die Schiebetür und Sasuke tauchte wieder auf, mit etwas Großem unter einem Tuch versteckt. „Hallo, Sanada-danna! Ich habe hier noch ein Geschenk für den lieben Jungen!“, flötete der Ninja und stellte den Gegenstand unter dem Tuch auf der Kommode ab.

Hocherfreut, dass er noch etwas geschenkt bekam, rief Yukimura: „Warte kurz!“, und trommelte schnell auf den Trommeln herum. „Trommelwirbel!“

Masamune schmunzelte. „Zeig es uns einfach.“

Sasuke lächelte. Das hier würde todsicher funktionieren. „Es ist eine…“, er zog das Tuch weg, „… eine Tarantel!“

Die gewünschte Wirkung trat prompt ein: allerdings war es nicht Masamune, sondern Yukimura, der schlagartig aufsprang und sich panisch in die andere Ecke des Zimmers flüchtete.

Masamune wirkte eher fasziniert.

Sasuke beschloss, nachzuhelfen. „O Gott! Was habe ich mir nur dabei gedacht!“, sagte er in gespieltem Bedauern. „Da schenke ich Euch ein giftiges Tier… in einem Behälter, das nicht ganz dicht ist! Ich sollte das besser sofort entfernen! Ihr habt sicher große Angst, Date-dono.“

Masamune lachte auf. „Ich weiß gar nicht, was du meinst, Sasuke. Ich liebe Spinnen.“

Sasuke’s Lächeln gefror. „Was?“

Masamune beugte sich begeistert zu dem Terrarium vor. „Als Kind hatte ich auch mal eine Spinne. Aber dann ist sie gestorben. Die Katze hatte sie gefressen. Kurz darauf… starb die Katze. Sieh doch mal, Yukimura! Ist sie nicht schön?“

Der Angesprochene verzog angeekelt das Gesicht. „Ich hab das Gefühl, dass sie an mir dran ist! Ich muss sofort ins Bad!“, rief er panisch und floh aus dem Zimmer.

„Ist das nicht niedlich? Yukimura hat Angst vor kleinen Tieren“, spottete Masamune.

„Das ist wirklich schön, dass Euch dieses Geschenk auch so gefällt“, zischte Sasuke durch die Zähne hindurch und wollte gehen.

„Stimmt etwas nicht? Was ist denn mit dir?“, fragte Masamune verwirrt.

Sasuke seufzte. „Na ja… Ihr versteht Euch seit Eurem Aufenthalt recht gut mit Sanada-danna. Und… das stört mich irgendwie.“

„Dann wolltest du mit diesen Geschenken erreichen, dass ich von hier verschwinden will?“

Sasuke nickte.

„Ja, aber dann hättest du mir einfach ein paar Fische vorsetzen müssen. Durch Fische werde ich zum Monster“, erklärte Masamune.

Sasuke konnte es nicht fassen. So etwas Simples wie Fische hätte genügt?

„Ja, aber auch das wäre nicht nötig gewesen. Sasuke… ich hab nicht vor, mich bis in alle Ewigkeit hier einzuquartieren. Sobald ich und meine Männer wieder genesen sind, reiten wir wieder zurück nach Oshu. Ich hab wirklich nicht die Absicht, dir Yukimura wegzunehmen.“

Sasuke errötete leicht. „Äh… ihn mir wegnehmen? Nein, nein… ich… also…“

Betretendes Schweigen breitete sich im Raum aus.

„Nun gut… ich werde dann mal wieder gehen“, sagte Sasuke rasch.

„Gut“, erwiderte Masamune und schnappte sich die Sticks, um wieder ein bisschen zu trommeln.

Sasuke jedoch hielt ihn davon ab: „Ähm… Oyakata-sama hat gesagt, dass mit dem Trommeln Schluss sein muss.“

Masamune überlegte kurz, dann ging er zum Terrarium rüber, öffnete den Behälter, warf die Sticks hinein und schloss es rasch wieder. „Gut.“
 

Wenig später suchte Kojuro das Zimmer von Yukimura auf. Er wollte Masamune etwas Wichtiges sagen. Er öffnete die Tür, sah aber nur Masamune, der sich an einem Terrarium zu schaffen machte.

„Wo ist Yukimura-san?“, fragte Kojuro und sah sich suchend im Zimmer um.

„Ach, der ist…“, begann der Brünette, wurde aber von einer panischen Stimme, die von irgendwoher kam, unterbrochen.

„Hast du sie?“, rief sie.

Masamune stöhnte genervt auf. „Ja, ich hab die Spinne eingefangen.“

„Ist das Ding auch fest verschlossen?“, wimmerte die Stimme.

„Yukimura, würdest du bitte endlich aus dem Schrank herauskommen und dich hier nicht wie ein Baby aufführen?!“, schimpfte Masamune.

Langsam öffnete sich eine Schiebetür im Zimmer und ein ängstlicher Yukimura trat aus der Schrankwand heraus. Misstrauisch beäugte er das Terrarium, dann lief er betont lässig an Masamune vorbei zur Tür. „Die ist ja wirklich sehr niedlich“, sagte er noch, bevor er verschwand.

Masamune verkniff sich das Lachen.

Kojuro schaute nur irritiert drein. Was war hier eigentlich los?

Vereist und zugefroren...!

„Oh oh... Jungs. Seht mal da vorne! Da kommt was auf uns zu!“, rief Nami und deutete bugwärts.

Lysop sah es von oben ebenfalls. Ruffy raste zur Brüstung und starrte auf das Meerwasser hinaus. Sanji trat neben sie und sah ebenfalls auf das kalte blaue Meer. Auf ihrer anderen Seite tauchten Franky und Brook auf und Zorro und Chopper schauten vom Oberdeck. Robin war als einzige wie immer in der Bibliothek und kam als letzte heraus.

„Ooooh mein Gott... Ich glaub ich verschwinde sofort in die Kombüse...“, jammerte Brook.

„Jep, das ist wohl besser.“, meinte Franky.

„Allerdings.“, fügte Sanji hinzu.

Brook flitzte sofort weg. „Bis morgen, sagt mir Bescheid, wann es vorbei ist!“, hörten sie ihn noch rufen, dann schlug auch schon die Kombüsentür zu.

„Lysop! Komm runter!“, rief Nami, dann wandte sie sich zu Franky und Sanji um. „Holt die Segel ein, das wird heftig.“

Franky und Sanji nickten und liefen sofort los. Robin gesellte sich mit einem „Hmm“ zu Nami und während Franky mit Sanji sich um die Segel kümmerten, half sie ihnen mit ihrer Flora-Flora-Kraft.

„RUFFY!“, brüllte Nami, weil er sonst nicht reagiert hätte. „Mach, das du reinkommst! Da kommt ein heftiger Sturm auf!“

Ruffy drehte sich ihr zu und grinste breit. „Okay!“, sagte er und spazierte in aller Ruhe an der Brüstung lang und sammelte liegengebliebene Sachen ein.

Nami lächelte. Ja, wenn es ums Wetter ging, hatte sie die Macht über die Thousand Sunny und die Jungs taten, was sie wollte. Logisch, schließlich wollten sie ja überleben und nicht absaufen.

Chopper und Zorro kümmerten sich derweil um die Sicherung von Namis geliebten Bäumen. Sanji und Franky waren schnell fertig, dank Robins Hilfe. Sie kehrten zu den beiden Frauen zurück.

„Dann mach ich uns mal Tee und was zu essen. Wenn der Sturm richtig im Gange ist, werde ich nicht kochen können.“, sagte Sanji.

„Gute Idee. Ich werde mal sehen, wie der Wind ist und ob wir unseren Kurs halten.“, sagte Nami.

Wortkarg wie üblich, schaute Robin derweil auf das sich kräuselnde Meer. Der Wind frischte nun auch auf und sie atmete tief ein. Dann ging sie ebenfalls unter Deck und Franky folgte ihr.
 

Nach ihnen kamen auch Chopper und Zorro unter Deck, wo schon Teebecher für jeden auf dem Tisch standen und Sanji bereits Gemüse klein schnippelte. Nami allerdings war nicht da. Auch Robin war nicht in der Küche, obwohl auch sie vorhin das Deck verlassen hatte.

„Die beiden sind oben und steuern das Schiff. Robin versucht die Segel am Mast zu halten.“, erklärte Sanji. „Sie rufen uns, wenn sie uns brauchen.“, fügte er hinzu.

Während die Suppe in der Küche leise brodelte und ihren Duft auf dem ganzen Schiff zu verbreiten schien, standen Nami und Robin oben auf der Brücke am Steuer und versuchten das Schiff sicher durch den Sturm zu steuern. Robin hatte ihr die Baby-Teleschnecke mitgebracht und hielt mit ihrer Flora-Flora-Kraft die Segel am Mast. Nami war ihr auf jeden Fall dankbar, aber lange konnte Robin das auch nicht machen, es war tierisch kalt draußen.

Zum Glück hatte Ruffy ein langes schweres Seil vergessen. Robin sah es und wickelte es in Windeseile so gut sie konnte um das Segel, damit es nicht riss. Dann zog sie sich zurück.

„Danke dir, Robin. Geh dich ausruhen, die anderen können auch schlafen gehen. Außer vielleicht Franky, Chopper und Zorro. Ich ruf sie, wenn ich sie noch brauchen sollte.“, sagte Nami mit einem Lächeln.

„Ist in Ordnung. Halt die Ohren steif.“, meinte Robin und ging dann unter Deck um den anderen Bescheid zu sagen.
 

Nami rief die Jungs aber nicht mehr um Hilfe. Der Sturm flaute langsam ab und das schaffte sie auch allein. Sie sagte den dreien, die noch wach waren nur Bescheid, dass auch sie ins Bett konnten und passte dann nur noch auf, dass sie ihren Kurs hielten.

Stunden später, mitten in der Nacht, schlurfte sie müde nach unten in ihre Koje. Das Schiff hatte ruhige Fahrt angenommen, der Sturm war so schwach geworden, dass er den Kurs nicht mehr änderte und sie konnte endlich ins Bett gehen. Sie gähnte herzhaft als sie ihre Kombüsentür öffnete. Als sie eintrat kam ihr ein angenehmer, wenn auch schwacher Duft entgegen. Sie schaute zum Tisch. Sanji hatte ihr dort eine Suppe warmgestellt und einen Tee dazu. Der durfte zwar schon kalt sein, aber die Suppe hatte er auf ein Stövchen mit einer kleinen Kerze darunter hingestellt, damit sie länger warm blieb.

Nami lächelte und setzte sich sofort an den Tisch um die Suppe direkt aufzuessen und den Tee hinunterzustürzen. Dann ließ sie sich in die Kissen fallen und war fast sofort eingeschlafen.
 

Lauter Tumult weckte sie am nächsten Morgen. Oder besser gesagt, gegen Mittag. Sie hatte lange geschlafen. Die Wintersonne strahlte bereits mit einer dezenten Wärme in ihre Kombüse. Sie hörte Ruffy johlen und sogar Franky ließ ein freudiges Gejaule hören. Sie runzelte die Stirn, stand auf, zog sich warme Keider an und ging hinaus. Als sie neben Sanji, Zorro und Robin ankam staunte sie nicht schlecht, was der eisige Wind in der Nacht aus dem nassen Deck gemacht hatte: Es war spiegelglatt gefroren! Hätte sie nicht genau hingesehen, dann hätte sie es gar nicht bemerkt. Als die Sonne darauf schien, glänzte und glitzerte es. Ruffy, Chopper und Franky schlitterten höchstvergnügt darüber hinweg und johlten und schrien vor Freude.

Nami grinste. „Na da hatte der Sturm ja was gutes.“, meinte sie müde.

„Ja, für die drei auf jeden Fall.“, grinste Robin.

„Kindsköpfe. Wenn die über die Brüstung schlittern, sind sie tot.“, sagte Zorro.

„Ach lass sie doch... Die passen schon auf. Hoffe ich... Wo ist Brook überhaupt?“, fragte Nami.

„Du weißt, doch. Brook ist zu leicht, der traut sich noch nicht raus.“, antwortete Sanji.

„Ach ja, stimmt. Schade, da verpasst er aber was. Das würde ihm sicher auch gefallen.“

„Würde es. Wenn du ihm die Kombüse einfrierst.“, sagte Robin und lachte schallend.

Nami musste auch lachen. Ja, das wäre wohl eine gute Idee, sodass auch Brook etwas von dem Spaß hatte. Aber wie sollten sie das machen? Das Schiff selbst war ja angenehm beheizt. Tja, da würde Brook wohl leer ausgehen, was das anging. Das er Zorros Gewichte tragen würde, glaubte Nami kaum. Die waren viel zu schwer.

Armer Brook...

Der Fremde

Sechs Tage war es mittlerweile her, dass Ruffy den fremden Mann am Wegesrand aufgelesen hatte. Der junge Polizist hatte den offenbar Verletzten sofort zu Chopper gebracht.

Chopper war der Arzt der Stadt und trotz der Tatsache, dass er ein kleines Rentier war, sogar ein ziemlich guter Arzt. Wie ein Rentier Arzt werden konnte? Nun, Chopper hatte, genau wie Ruffy, von einer Teufelsfrucht gegessen – von der so genannten Mensch-Mensch-Frucht, die ihm die unter anderem die Fähigkeit zu sprechen verlieh.

Chopper hatte sich sofort des verletzten Mannes angenommen und ihn so gut es ging versorgt. Doch obwohl seine Wunden allmählich verheilten, wachte der Mann einfach nicht auf.

Ruffy machte sich Sorgen.

Chopper hatte ihm nämlich erklärt, dass es durchaus möglich wäre, dass der Mann nie wieder aufwachen würde.

Der Strohhut-Junge würde ihm so gerne helfen, doch was konnte er schon tun?

Nachdenklich machte er sich auch heute wieder auf den Weg zu Chopper, um nach dem Mann zu sehen. Unterwegs kamen ihm vier kleine Kinder entgegen; drei Jungs und ein Mädchen.

Ruffy lächelte. Er war mit ihnen befreundet und sie spielten oft etwas zusammen.

„Hallo, Ruffy!“, riefen sie und rannten fröhlich auf ihn zu.

„Ninjin, Tamanegi, Peman, Rika, wie geht’s euch?“

„Bist du wieder unterwegs, um den Mann zu besuchen?“, fragte Ninjin, der Junge, dessen Frisur einer Möhre ähnelte.

Ruffy nickte. „Ja, ich will wissen, ob sich sein Zustand vielleicht verändert hat.“

Peman, dessen Kopf an eine grüne Paprika erinnerte, verschränkte die Hände hinterm Kopf und meinte: „Was hat er eigentlich da im Wald gemacht?“

„Ich weiß nicht“, murmelte Ruffy. „Ich hoffe, er kann es mir sagen, wenn er endlich aufwacht.“

„Wenn er aufwacht.“

„Peman!“, schimpfte Rika böse.

„Ich versteh nicht, wie ihr alle nur so ruhig bleiben könnt!“, kreischte Tamanegi hysterisch. Der Junge, dessen Kopf an eine Zwiebel erinnerte, war in vielerlei Hinsicht Lysop sehr ähnlich. Immer sah er alles nur negativ. So auch das Auftauchen dieses Mannes. „Vielleicht ist dieser Mann ja in böser Absicht hergekommen! Wir sollten ihm keinesfalls trauen.“

„Ach, was du wieder für einen Unsinn redest“, beschwerte sich Rika. „Für mich ist dieser Mann einfach nur jemand, der dringend Hilfe braucht. Bestimmt wurde er angegriffen und dabei schwer verletzt. Mit letzter Kraft hat er sich dann in den Wald geschleppt, wo er dann von Ruffy gefunden und gerettet wurde.“

Ruffy lächelte. „Sehe ich auch so. Also, ihr vier. Ich geh dann mal. Wir spielen ein andermal wieder was, ja?“

Mit einem letzten, kurzen Wink verabschiedete sich Ruffy von den Kindern und lief zu Chopper.
 

Als Ruffy Chopper’s Haus betrat, musste er feststellen, dass der kleine Rentier-Arzt nicht da war. Wahrscheinlich besorgte er gerade etwas Medizin.

Leise schloss Ruffy die Schiebetür und setzte sich neben den Futon, auf dem der Mann lag und einfach nicht aufwachen wollte.

Der schwarzhaarige Junge betrachtete den Mann genau. Er hatte ihn zwar schon so oft angesehen, aber jedes Mal, wenn er ihn besuchte, musste er ihn erneut anstarren. Er konnte es nicht richtig erklären… aber sein Anblick übte einfach eine ungeheure Faszination auf ihn aus. Und irgendwie wurde er das Gefühl nicht los, dass sie… zusammengehörten.

„Woran denkst du?“, fragte plötzlich eine Stimme hinter ihm.

Ruffy erschrak und wirbelte herum. Hinter ihm stand eine breit grinsende Rika.

„Rika?! Was tust du denn hier?“

Ohne seine Frage zu beantworten, stellte sich das kleine braunhaarige Mädchen neben den Gummimenschen und warf einen Blick auf den fremden Mann.

„Er sieht wirklich toll aus“, flüsterte sie andächtig. „Ich bin sicher, dass es kein Zufall war, dass ausgerechnet du ihn gefunden hast, als er verletzt und auf Hilfe angewiesen im Wald lag. Das Schicksal hat euch beide zusammengeführt.“

Ruffy hob eine Augenbraue. „Äh… das Schicksal?“

„Eh-hu, ja, davon bin ich überzeugt. Ihr musstet euch in diesem Augenblick einfach treffen… weil ihr füreinander bestimmt seit!“

Ruffy lächelte schief. Rika war manchmal wirklich ein richtiges BL-Fangirl. Das sie so einen Vorfall romantisierte, war so typisch für sie.

„Was willst du eigentlich mit dem Buch?“, versuchte Ruffy von dem unangenehmen Thema abzulenken.

„Das ist eine wunderschöne Liebesgeschichte, die mir meine Mama mal vorgelesen hat“, erklärte Rika fröhlich und hielt dem Älteren das Buch vor die Nase.

Irritiert starrte Ruffy es nur an. „Und was soll ich damit?“

„Du sollst ihm die Geschichte vorlesen!“

„Warum das denn?“

„Damit er aufwacht, ist doch klar! In dieser Geschichte geht es um zwei Menschen, die ebenfalls vom Schicksal füreinander bestimmt sind. Wenn der Mann sie hört, wird ihm klar werden, dass er für dich bestimmt ist und aufwachen!“

Ruffy stieß ein nachsichtiges Lachen hervor. „Ach Rika…“

„Versuch es doch einfach!“, bettelte Rika und drückte ihm das Buch in die Hand.

Der Strohhut-Junge seufzte und nahm es. „Na schön, ich lese ihm daraus vor. Aber nur, um dir zu zeigen, dass rein gar nichts passieren wird, wenn ich das tue.“ Er warf einen Blick auf den Einband. „»Als wir uns trafen«… wie passend.“

So schlug Ruffy das Buch auf und las dem Mann daraus vor, auch wenn er sich albern dabei vorkam. Rika setzte sich neben ihn und hörte aufmerksam zu, beobachtete, was passierte.

Eine ganze Weile geschah nichts – doch dann…

Als Ruffy gerade dabei war zu schildern, wie sich die beiden Liebenden zum ersten Mal in die Augen sahen, schnellte die linke Hand des Mannes unter der Decke hervor und packte Ruffy am Arm. Der ließ vor lauter Schreck das Buch fallen. Fassungslos starrte er auf die Hand, die ihn umklammert hielt.

Rika jauchzte laut auf. „Siehst du?! Es klappt!!“

„Das fasse ich nicht. Er reagiert ja wirklich auf mich!“

In diesem Augenblick kam Chopper zurück, wie vermutet mit vielen Medikamenten auf dem Arm.

„Chopper, sieh nur! Der Mann hat sich bewegt!“, rief Rika freudig und deutete auf die Hand.

Mit großen Augen registrierte das kleine Rentier den Vorfall, stellte schnell die Medikamente ab und rannte sofort zu dem Mann, um ihn zu untersuchen.

„Hm… es tut mir leid, aber… ich kann keine Veränderung an ihm feststellen. Anscheinend war das nur ein Reflex.“

„Aber… das kann doch nicht sein“, hauchte Rika verzweifelt. Sie war sich so sicher, dass dies der Beginn einer schönen Liebesgeschichte gewesen wäre.

Tröstend legte Ruffy eine Hand auf ihre Schulter. „Mach dir nichts draus. Es hätte ja klappen können.“ Behutsam löste Ruffy den Griff des Mannes und legte die Hand auf der Decke ab. Dann stand er auf, nahm das Buch und schob Rika sanft in Richtung Tür.

Bevor er hinaus ging, warf er noch einen kurzen Blick über die Schulter zu dem Mann, der immer noch bewusstlos da lag.

War das wirklich nur ein Reflex gewesen oder hatte er vielleicht doch auf seine Stimme reagiert und hatte versucht, aufzuwachen?
 

Nachdem er Rika zu Hause abgeladen hatte, ging Ruffy ganz normal seiner täglichen Arbeit nach. Gegen Abend besuchte er wie üblich das Restaurant von Nami und Sanji.

Beim Abendessen blätterte der Gummimensch nachdenklich in dem Buch, das er sich von Rika geliehen hatte. Mit einem Augenzwinkern hatte sie gemeint, er könne es so lange behalten, wie er wolle.

Trotz seiner Skepsis bezüglich dieser Thematik musste Ruffy zugeben, dass die Geschichte wirklich sehr schön war. Ein Mann, der seinen Lebensmut verloren hatte, traf eines Tages ein junges Mädchen. Mit ihrer fröhlichen und liebevollen Art schubste sie den Mann spielend leicht ins Leben zurück. Letztendlich kamen sie zusammen.

Ruffy konnte nicht anders, als sich mit dem Mann in dem Buch zu identifizieren. Auch er schien seinen Lebensmut verloren zu haben. Für einen kurzen Augenblick flackerte der Gedanke in ihm auf, dass der bewusstlose Mann ihn vielleicht auch wieder ins Leben zurück stoßen würde. Und dann… ja, was dann? Es war ein Ding der Unmöglichkeit, dass ein Mann mit einem anderen Mann zusammenleben konnte, wie mit einer Frau. Selbst, wenn dies der Beginn einer Liebesgeschichte war, würde sie sicher kein Happy End haben. Es wäre besser, wenn sie gar nicht erst anfing.

In diesem Moment beschloss Ruffy, den Mann in Zukunft nicht mehr zu besuchen. Chopper würde sich schon um ihn kümmern und wenn er aufwachte, konnte Lysop ihn ja befragen. Um seinen Entschluss zu unterstreichen, klappte Ruffy das Buch zu und legte es weg.

In diesem Augenblick platzte Chopper aufgeregt ins Lokal, gefolgt von Rika.

„Es ist etwas Schreckliches passiert!“, rief Chopper aufgeregt.

„Was ist los, Chopper?“, erkundigte sich Nami besorgt.

„Der Mann… der Mann ist verschwunden! Er ist einfach weg!“

Ruffy sprang auf. „Was?! Wie ist das passiert?“

„Ich weiß nicht“, jammerte Chopper verzweifelt. „Ich war für ein paar Minuten weg, um bei einem Patienten einen Hausbesuch zu machen. Und als ich zurückkam, war der Mann weg.“

„Aber Chopper“, mischte sich Sanji fassungslos ein, „dieser Mann kann doch nicht einfach so aufstehen und durch die Gegend laufen!“

„Wo will er überhaupt hin? Sucht er vielleicht nach Etwas?“, überlegte Nami.

„Nicht nach Etwas. Nach Jemandem“, schaltete sich nun Rika ein.

Die Anderen sahen sie nur fragend an.

„Versteht ihr denn nicht? Der Mann hat Ruffy’s Stimme gehört und jetzt sucht er nach ihm!“

„Das ist doch Unsinn“, widersprach Ruffy, war sich wegen dem Vorfall mit dem Buch nicht ganz sicher, ob es nicht doch stimmte.

„Wie auch immer, wir müssen ihn schnell finden!“, unterbrach sie Chopper. „Dieser Mann ist längst nicht gesund genug, um schon aufzustehen und herumzulaufen! Zudem ist es bitterkalt draußen. Er wird sich noch den Tod holen!“
 

Die Freunde beschlossen, sich aufzuteilen, und die Gegend nach ihm abzusuchen.

Nachdem Ruffy ihnen eine kurze Beschreibung des Mannes gab, liefen Nami und Sanji nach Osten, Lysop nach Westen. Peman, Tamanegi und Ninjin, die auch im Restaurant waren, nahmen sich den Norden vor; Ruffy, Chopper und Rika den Süden, Richtung Hafen und Wald.

Die Zeit verstrich, doch die drei konnten den Mann nirgendwo finden.

Als sie am Hafen ankamen, war es bereits tiefste Nacht.

Ruffy war kurz vorm Verzweifeln. Wo war der Mann nur abgeblieben? Wo wollte er bloß hin? Dann fielen ihm Rika’s Worte ein. Dass er nach ihm suchte. Könnte es sein, dass…?

„Chopper! Wäre es möglich, dass der Mann sich an den Ort erinnert, an dem er zusammengebrochen ist?“, fragte er sofort.

Chopper überlegte kurz. „Vielleicht. Ich weiß nicht genau. Bei so einer schweren Verletzung ist es eigentlich üblich, dass der Betroffene sich an den Unfall und alles, was danach geschah, nicht mehr erinnert.“

„Aber einen Versuch ist es Wert“, entschied Ruffy, und rannte in Richtung Wald, zu der Stelle, an dem er den Mann aufgelesen hatte.

Die Drei suchten die Gegend nach dem Mann ab, aber auch hier schien er nicht zu sein.

Plötzlich stieß Rika einen Schrei aus.

Schnell liefen Ruffy und Chopper zu ihr und sahen auch gleich, was sie so erschreckt hatte: an einem Zweig hing ein Stück vom Dotera, den Chopper dem Mann angezogen hatte – und er war ganz blutig! Die Wunde des Mannes war offenbar wieder aufgegangen!

Doch wo war er bloß abgeblieben?

Ruffy schüttelte energisch den Kopf und rannte den Weg entlang, den er vor sechs Tagen gegangen war, um den Mann so schneller in die Stadt zurückzubringen. Er wusste nicht wirklich, was ihm das bringen sollte, aber irgendetwas in ihm war davon überzeugt, dass der Mann diesen Weg benutzt hatte.

Unterwegs kam er an einer alten, maroden Brücke vorbei, unter der ein kleiner Fluss hindurch floss. Er mündete irgendwann im Meer.

Am Ufer des Flusses sah Ruffy schließlich etwas liegen. Sofort stürzte er darauf zu. Je näher er kam, desto deutlicher konnte er es sehen: es war der Mann. Er lag mit dem Gesicht im Wasser und rührte sich nicht.

Ruffy fiel neben ihm auf die Knie, drehte ihn herum, legte seinen Kopf auf dessen Brust und lauschte. Er hörte gar keinen Herzschlag! Und er atmete auch nicht!

„Chopper! Er atmet nicht! Was soll ich tun?!“, rief er panisch.

Chopper, der mit Rika angerannt kam, antwortete: „Du musst seine Nase verschließen und sein Kinn leicht anheben. Öffne dabei etwas seinen Mund. Dann beatmest du zweimal kräftig. Als nächstes legst du beide Hände übereinander und beginnst aus der Hüfte heraus in der Brustmitte des Mannes mit einer Herz-Druck-Massage. Dabei drückst du 30-mal mit einer Frequenz von 100/min. Dann beginnst du wieder von vorn.“

Ruffy folgte Chopper’s Anweisungen. Er hatte schon Angst, dass es nicht funktionieren würde, doch dann spuckte der Mann etwas Wasser aus und schnappte nach Luft.

Erleichtert beugte sich Ruffy über den Mann. Der schwarzhaarige Mann öffnete leicht die Augen. Als er den Strohhut-Jungen sah, lächelte er schwach.

„Ich hab dich gefunden“, flüsterte er.

Ruffy stockte der Atem. Er hatte also wirklich nach ihm gesucht!

„Äh… mein Name ist Monkey D. Ruffy. Und wie ist dein Name?“

Das Lächeln des Mannes erstarb und wich Unsicherheit. „Ich… weiß es nicht. Ich kann mich nicht mehr erinnern. Tut mir leid.“

„Das macht nichts“, beruhigte Ruffy ihn und griff nach seiner Hand. „Wir finden schon noch heraus, wer du bist. Keine Angst.“

Rika beobachtete die Beiden lächelnd.

„Ruffy, wir müssen ihn zurückbringen, sonst…“, mischte sich Chopper ein.

Ruffy nickte, hievte den Mann auf seinen Rücken und machte sich dann auf den Weg zurück in die Stadt. Rika und Chopper folgten ihm.

Ragnar und das Schneefest

An einem klaren und kalten Dezembermorgen, es war der erste an dem morgens endlich Schnee lag, wachte der kleine Ragnar schon früh auf. Das strubbelige braune Haar stand wild von seinem Kopf ab und er gähnte herzhaft. Er schlug die Decke wie einen Mantel um sich. Es war erst 6 Uhr als er sich reckte und seine Nase zum Fenster rausstreckte. Sogleich pfiff ihm ein frischer Wind um die Nase, was ihm gefiel, also atmete er tief durch und sprang in seine Sachen. Nun rannte er am Tisch vorbei zur Tür des Hauses und schnappte er sich ein Stück Brot und seine Wasserflasche. Als er draußen war, sprang schon freudig seine Freundin, die große Huskyhündin Neska entgegen. Die beiden verstanden sich blind, außerdem hatte Ragnar die besondere Gabe mit Tieren sprechen zu können.

Die Begrüßung war wie immer herzlich und stürmisch. Beide beschlossen einen morgendlichen Lauf durch den am Haus angrenzenden Wald zu machen, das war immer so belebend.

Als die zwei um die Wette laufend die ersten Meter des Waldes hinter sich ließen, rief hinter ihnen eine bekannte summende Stimme her. Es war Sina, ein Mädchen aus dem anliegenden Dorf was ein Auge auf Ragnar geworfen hatte, doch der bemerkte es einfach nicht. Sina hatte, wie Ragnar, braunes Haar. Ihres allerdings war eine lange glattseidige Mähne, die wild hinter ihr her wallte. Sie lud ihn dazu ein, eine Schneemannfamilie als Überraschung für ihre Familie zu bauen. Sie wusste, dass Ragnar ein künstlerisches Händchen dafür hatte, er würde den Schneefiguren sicher allen ein tolles Gesicht verpassen. Freudig stimmte Ragnar zu und Neska schob mit der Nase schon den ersten Schnee zusammen.

So verbrachten sie fast den ganzen Tag und aus der eigentlich geplanten Familie aus Schneemännern war mittlerweile fast das ganze Dorf geworden. Und bis zum Abend wollten sie auch das selbige nachbilden. Doch dafür brauchten sie mehr Hilfe. Also bat Ragnar Neska, dass sie auf Sina aufpasste und ging in den Wald.

Es war schon dunkel geworden und nur der Mond und die Sterne spendeten Licht. Ragnar aber kannte den Wald wie seine Westentasche und ging zielstrebig zu einer Lichtung. Er wusste, dass sich dort immer die Rehe und der Hirsch mit den Hasen trafen. Im Winter bauten die Dorfbewohner dort für die Tiere eine Futterkrippe mit Heu und Gemüse auf. Heute war das Gemüse schon weg, aber Heu war noch da und tatsächlich standen dort die Rehe und fraßen davon. Ragnar ging leise auf sie zu. Der Hirsch bemerkte ihn und sah ihn an. Ragnar wusste, der Hirsch hatte hier das Sagen, darum verneigte er sich vor dem König des Waldes. Dieser neigte ebenfalls leicht den Kopf und Ragnar durfte näher treten. Die Rehe mit ihren Kitzen schauten nun auch auf und Ragnar legte seine Bitte dar. Die Kitze waren hocherfreut und auch die Rehe schienen sich über eine solch nette Abwechslung zu freuen. Sie wollten auch die Hasen dazu einladen. Ragnar teilte ihnen noch mit, wo sie sich treffen sollten, bevor er weiterging. Er wusste nämlich, dass sich die Füchse woanders trafen. Also ging er noch einige Meter weiter und traf ziemlich schnell auf einen Fuchs. Auch ihn bat er, ihm und Sina beim Bau der Schneemänner und dem Schneedorf zu helfen. Der Fuchs hüpfte vor Freude und versprach, auch seine Gefährten dazu mitzubringen.

Ragnar freute sich riesig, dass so viele Tiere ihnen helfen wollten und ging zurück zu Sina. Auf dem Weg dorthin flogen Vögel über ihm hinweg und landeten auf einem Ast vor ihm. Sie hatten gehört, dass Ragnar mit einem Dorfmädchen zusammen eine Schneewelt aufbaute und wollten ebenfalls helfen. Ragnar war froh, dass auch die Vögel ihm helfen wollten. Er sah ihre Krallen und wusste sofort, dass sie ihm bei den Gesichtern der Schneemänner sehr gut helfen konnten. Er lud auch sie ein und mit ihnen gemeinsam ging er zurück zu Neska und Sina.

Sina hatte in der Zwischenzeit mit Neska zusammen warmen Tee und frisch gebackenen Kuchen geholt. Sie sagte Ragnar freudig, dass sie bereits ihren und seinen Eltern Bescheid gesagt hatte, dass heute Abend alle zusammen hier draußen zu Abend essen würden und sie würde das Dorf noch holen. Ihre und Ragnars Eltern hatten sich bereit erklärt, Essen zuzubereiten, Getränke und Decken mitzubringen sowie Holz für ein Feuer. Sina sollte den anderen Dorfbewohnern auch sagen, dass sie ebenfalls Decken und Tee mitbringen sollten.

Am Abend hatten es Ragnar und Sina zusammen mit Neska und den anderen Tieren geschafft. Sinas und Ragnars Eltern kamen inzwischen mit dem Essen, den Getränken und Decken, sowie einer Karre mit Holz. Sina machte nun sich auf, die noch nichts ahnende Dorfgemeinde unter einen dringenden Vorwand dort hin zu locken und das mit Erfolg. Noch bevor sie alle ankamen, hatten die Eltern der beiden noch mehr Holz aus dem Waldrand geholt und Ragnar hatte die Tiere auch hier wieder um Hilfe gebeten, sodass das Feuer gerade langsam in Gang kam.

Alle kamen aufgeregt herbei und staunten nicht schlecht über das kleine Schneedorf und die vielen Schneemänner, die Ragnar und Sina gebaut hatten. Sie freuten sich riesig und da gestern der 2. Advent gewesen war, war es eine ideale Gelegenheit den Tag so zu feiern. Zur Überraschung hatte die Bäckersfrau in Windeseile einige große Schüsseln randvoll mit Stockteig in einer Sackkarre mitgebracht. Der Metzger hatte noch Würstchen dabei, es war also nicht verwunderlich, dass Neska um ihn herum tänzelte. Doch Neska war nicht die einzigste, die den wohlbeleibten Mann umzingelte. Die Hunde der Nachbarschaft, Loki, Linus, Bogda und Selene waren ebenfalls dabei. Loki war braun und weiß gefleckt mit blauen Augen, Linus war mehr schwarz als weiß, Bogda war vollkommen braun und Selene war schneeweiß, nur ihre Schwanzspitze und ein Ohr waren schwarz. Allesamt sahen sie wie ein bunter Wirbel um den Metzger mit den Würstchen aus. Ragnar und Sina und das gesamte Dorf mussten herzhaft lachen, denn der arme Mann wusste gar nicht mehr wo er hintreten sollte. Ragnar lachte, aber bat Neska, dass sie ihn endlich zum Feuer gehen ließen, wo seine Eltern einen Tisch improvisiert hatten.

Einige der Dorfbewohner hatten sogar ihre Gitarren und andere Musikinstrumente mitgebracht und waren gerade mit dem stimmen fertig. Als die Musik anstimmte nahm Sina einfach Ragnars Hand und lehnte sich an seiner Schulter. Da bemerkte Ragnar ein komisches Gefühl in sich und Neska schubste ihn grinsend in Richtung des Feuers, wo bereits einige andere Kinder drumherum tanzten. Ragnar stolperte durch den Schnee vorwärts und da Sina noch seine Hand hielt, tapste sie unbeholfen hinterher. Beide sahen sich an, mussten lachen und dann küsste Ragnar sie ganz kurz, gerade zu flüchtig, bevor sie mit den anderen Kindern um das Feuer tanzten.

Das war ein gelungener Tag für beide. Sina hatte endlich ihren Ragnar und er war so glücklich wie noch nie. Da klappte auch der Tanz gleich doppelt so gut, denn Ragnar hatte bisher kaum getanzt. Und Neska hatte die anderen Hunde in ihrem Schlepptau ebenfalls in die Nähe des Feuers und der tanzenden Kinder geführt. Sie liefen entgegengesetzt zu den Kindern um sie herum und bellten freudig.

Das Fest war so schön, dass es bis tief in die Nacht hinein ging. Ragnar, Sina und die anderen Kinder waren längst in ihren Betten und die Hunde gaben Acht, während die Dorfbewohner aufräumten...

Der Fall Tora

Hat mein Herz je geliebt? Nein. Denn wahre Schönheit sah ich erst heut Nacht…

An diesen Satz musste Ruffy nun denken. Er stammte aus dem Buch, dass Rika ihm geliehen hatte. Der Hauptcharakter sagte diese Worte, als er die Frau nach einiger Zeit der Trennung endlich wieder sah.

Als er das zum ersten Mal gelesen hatte, wusste Ruffy damit noch nichts anzufangen. Aber jetzt… Hier zu sitzen, ihm gegenüber, und ihn anzusehen, brachte ihm die Bedeutung dieser Worte ins Bewusstsein.

Noch nie hätte Ruffy einen Mann als schön bezeichnet. Und für andere wäre schön auch nicht das richtige Wort, um den Mann zu beschreiben – eher attraktiv. Aber Ruffy konnte es einfach nicht anders sagen.

Der Mann auf dem Futon war ein gebräunter, großer Mann mit kurzem, schwarzem Haar, das recht flauschig aussah. Ruffy hätte nur allzu gern hindurch gewuschelt.

Er hatte Kotletten, die bis auf Mundhöhe herunterreichten.

Ach ja, sein Mund. So schön geformt, lud er förmlich dazu ein, ihn zu berühren. Ruffy konnte einfach nicht aufhören, darauf zu starren.

Der Mann wirkte etwas älter. Ruffy schätzte ihn auf Anfang, Mitte 20.

An jedem Ohr trug er zwei Ohrringe.

Während der letzten Untersuchung konnte Ruffy außerdem sehen, dass der Mann viele Tätowierungen hatte. Hauptsächlich am Unterarm und an den Handflächen und Fingerknochen. Außerdem hatte er einen ziemlich muskulösen Körperbau.

„So, jetzt hab ich dich!“, sagte der Mann plötzlich und platzierte einen weißen Stein auf dem Brett neben sich.

Ruffy erwachte aus seinem Tagtraum. „Ach, wir spielen hier?“, scherzte er.

Der Mann schmunzelte. „Jetzt komm schon, Ruffy-san! Ich darf noch nicht aufstehen und langweil mich hier so!“

Ach ja, dieses Lächeln. So warm und freundlich, ließ es Ruffy’s Herz freudig hüpfen.

„Hey, wenn Chopper gleich kommt, können wir ihn ja fragen, ob du endlich aufstehen darfst“, schlug Ruffy vor. „Dann kann ich dich in der Stadt herumführen, Tora.“

Da der Mann sich nach wie vor an nichts erinnern konnte, auch nicht an seinen Namen, hatte Ruffy ihm kurzerhand einen gegeben. Als er ihn gefunden hatte, trug der Mann einen Kimono mit einem Muster, das an ein Tigerfell erinnerte, also nannte der Gummimensch ihn fortan Tora.

Wie auf Stichwort kam Chopper dazu. Als er Ruffy und Tora sah, lächelte er. In den letzten 2 Tagen hatte sich der Zustand seines Patienten enorm verbessert – und irgendetwas sagte ihm, dass die häufigen Besuche von Ruffy der Grund dafür waren. Tora strahlte immer, wenn der Polizist ihn besuchte.

„Wie geht es dir heute?“, fragte Chopper und stellte seine Arzttasche ab.

„Schon besser“, antwortete Tora, warf einen Seitenblick auf Ruffy und fügte vorsichtig hinzu: „Ich könnte doch heute mal versuchen, aufzustehen. Ich würde so gern mal die Stadt sehen.“

Chopper stieß einen tiefen Seufzer aus. Nicht schon wieder! „Tora, das hatten wir doch gestern schon.“

„Aber es geht mir heute doch schon besser, als gestern…“

„Das mag sein, aber es ist Winter. Draußen liegt hoher Schnee und es ist kalt. Ich will nicht, dass du dich zusätzlich noch erkältest!“

„Ach Chopper“, mischte sich Ruffy ein, „du glaubst immer das Schlimmste. Tora wird sich doch nicht gleich erkälten, nur weil er mal vor die Tür geht! Und ich werde auf ihn aufpassen, keine Angst. Gönn ihm doch ein bisschen Spaß!“

„Ich bitte Sie, Doktor“, fügte Tora noch an.

Chopper überlegte kurz, dann nickte er zustimmend. Es brachte eh nichts, mit den beiden zu diskutieren. Einer so stur, wie der andere.

Sofort stellte Ruffy das Spielbrett weg, sprang auf und zog auch Tora auf die Füße. „Na los, gehen wir! Ich zeig dir die Stadt!“

Ohne Chopper’s OK abzuwarten, stürmten die beiden Männer davon.
 

„Und das hier ist das Schloss des Shogun.“

Ruffy hielt vor dem prächtigen Palast, Tora im Schlepptau. Er hatte den Älteren durch die ganze Stadt gezogen und dabei munter drauf los geplappert. Tora hatte das aber nichts ausgemacht. Es schien ihn sogar glücklich gemacht zu haben.

Nach einer Weile hatten sich Tamanegi, Peman, Ninjin und Rika den beiden jungen Männern angeschlossen. Schließlich wollten sie den geheimnisvollen Fremden auch mal sehen.

Erfreut hatte Rika festgestellt, dass Ruffy Tora die ganze Zeit an der Hand hielt – was diesen auch nicht besonders störte. Im Gegenteil: er drückte dessen Hand sanft und lauschte aufmerksam, was der aufgeweckte Gummimensch ihm zu erzählen hatte.

Ruffy erzählte gerade, wie er damals Prinzessin Vivi kennen gelernt und sie vor Buggy, dem Clown gerettet hatte, als ein grimmig dreinblickender Mann am Tor auftauchte.

„Oh? Hallo Igaram!“, rief Ruffy fröhlich. „Ich zeige Tora gerade die Gegend.“

„Wie schön. Aber bitte nicht hier. Das Palastgelände ist ohne ausdrückliche Erlaubnis nicht zu betreten! Und jetzt geht wieder!“

„Och menno~ Du bist echt gemein, Igaram!“, maulte Ruffy beleidigt, doch Tora zog ihn sanft zurück.

„Ruffy-san, ich hab Hunger. Könnten wir jetzt etwas essen?“

Ruffy lächelte. „Klar! Ich kenn da ein super Restaurant, da wird es dir gefallen! Komm!“
 

Also machte sich die kleine Gruppe auf den Weg ins Lokal von Sanji und Nami. Dort trafen sie zu ihrer Überraschung auch auf Prinzessin Vivi.

„Oh, hallo Vivi!“, grüßte Peman sie. „Wir waren gerade beim Palast. Der doofe Igaram hat uns aber gleich wieder weggeschickt…“

Vivi kicherte. „Ja, er ist manchmal wirklich sehr streng.“

„Was machst du eigentlich hier?“, erkundigte sich Ninjin.

„Na ja…“ Vivi’s Blick wanderte zu Tora. Sie musterte den attraktiven Mann neugierig. „Ich wollte mir mal den geheimnisvollen Mann ansehen, von dem alle sprechen. Deswegen habe ich mich aus dem Palast geschlichen und hier gewartet. Ich hatte gehofft, ihr würdet irgendwann herkommen.“

Tora lächelte freundlich. „Ich würde mich Euch ja gerne vorstellen, Prinzessin, aber ich fürchte, ich weiß selbst nicht, wer ich bin.“ Er deutete auf Ruffy neben sich. „Aber Ruffy-san und auch alle anderen nennen mich Tora.“

„Sehr erfreut. Oh, und nenn mich doch bitte Vivi. Das tun alle anderen hier auch.“

„Du bist also Tora“, sagte Nami und trat lächelnd näher. Ihr Gesicht war leicht gerötet. Offenbar gefiel auch ihr der fremde Mann. „Du hast bestimmt Hunger, nicht? Komm, setz dich doch! Ich bring dir gleich was zu essen!“

Sofort griff Nami nach Tora’s Arm und führte ihn zu einem Tisch. Dann stellte sie ihm schnell etwas zu Trinken hin und erklärte ihm ausführlich, was es bei ihnen zu essen gab. Vivi setzte sich neben Tora und studierte ihn genau.

Ruffy und Sanji schnalzten missbilligend mit der Zunge und beobachteten die Szene eifersüchtig – aus nicht ganz so verschiedenen Gründen.

Schließlich setzten sich Ruffy und die Kinder zu Tora und Vivi an den Tisch.

Sie aßen gemeinsam und unterhielten sich angeregt. Die Frauen flirteten angeregt mit Tora, aber der schien nicht darauf einzugehen.

Stattdessen ergriff er unter dem Tisch Ruffy’s Hand und streichelte sie sanft. Ruffy errötete stark, versuchte angestrengt, sich nichts anmerken zu lassen. Dennoch machte er keinerlei Anstalten, seine Hand wegzuziehen. Er schloss die Augen und genoss die Wärme und das heftige Pochen seines Herzens.

Als sie beim Nachtisch waren, gesellte sich eine hübsche, schwarzhaarige Frau zu ihnen.

Sanji bekam Herzchenaugen und tänzelte zu ihr rüber. „Hallo, Robin-Maus!“, flötete er. „Hast du Hunger? Willst du was essen? Setz dich doch!“

Robin lächelte leicht. „Ich hätte gern einen Tee, danke.“ Sie setzte sich neben Vivi.

„Konntest du etwas über Tora in Erfahrung bringen?“, erkundigte sich die Prinzessin. Robin war ihre Informantin. Vivi hatte sie losgeschickt, in der Hoffnung, dass Robin vielleicht jemanden traf, der etwas über Tora wusste – wer er war, woher er kam oder wer ihn angriff.

Robin nahm die Tasse Tee entgegen, die Nami ihr brachte, trank einen Schluck und antwortete: „Ich konnte leider nichts herausfinden. Wo auch immer Tora herkommt, es scheint kein Ort hier in der Nähe zu sein.“

Enttäuschung machte sich in der Runde breit – nur bei Tora nicht. Er lächelte aufmunternd und sagte: „Das macht doch nichts. Ich bedanke mich bei dir für deine Hilfe, Nico-ya.“

Robin erwiderte das Lächeln. Offenbar war auch die sonst so kühle und unnahbare Frau nicht ganz gegen den Charme des fremden Mannes gefeit. „Ich werde mich gleich noch mal auf den Weg machen. Es gibt da ein kleines Dorf, etwas weiter von unserer Stadt entfernt, fast an der Grenze zu Zhong-Guo. Dort werde ich mich mal umhören.“

„Ich danke dir, Robin“, sagte Vivi. „Auf dich ist wirklich Verlass.“

„Zhong-Guo…“, überlegte Tora plötzlich laut.

„Was hast du Tora?“, fragte Ruffy.

Tora starrte auf seine Teetasse, sein Blick war ganz glasig, als er murmelte: „Ich weiß nicht… irgendwie kommt mir der Name bekannt vor…“

„Dann könnten wir da vielleicht fündig werden“, sagte Vivi aufgeregt.

Robin nickte entschieden, stellte ihre Teetasse hin und stand auf. „Gut, dann breche ich sofort auf. Ich werde es euch wissen lassen, sobald ich etwas gefunden habe.“ Mit diesen Worten ging sie.

Sanji winkte ihr traurig nach. Er konnte ihr gar nicht seinen neuestes Dessert auftischen.

„Gut, wir sollten jetzt auch mal gehen“, verkündete Ruffy rasch, stand auf und griff wie selbstverständlich nach Tora’s Hand.

Nami rümpfte die Nase. Sie hatte auch von Rika’s Theorie gehört und abgesehen, dass sie es genauso sah, wie Ruffy noch vor ein paar Tagen, war sie auch ein wenig eifersüchtig. Sie hätte lieber selbst eine Chance bei Tora. Zu ihrem noch größeren Ärger ließ sich Tora das auch noch gefallen.

Die drei Jungs sprangen ebenfalls auf.

Ruffy hielt inne. „Oh… wollt ihr etwa mitkommen?“

„Klar wollen wir“, wunderte sich Peman und musterte Ruffy irritiert. „Warum?“

„Na ja… also ich…“ Hilflos brach der junge Polizist ab. Wie sollte er ihnen nur beibringen, dass er mit Tora allein sein wollte?

Zum Glück kam ihm Rika zu Hilfe. „Hey, Franky hat etwas Tolles gebaut. Wollen wir uns das angucken gehen?“, schlug sie rasch vor.

„Nö, keinen Bock“, schlug Ninjin das Angebot aus.

Rika verdrehte die Augen. Warum kapierten Jungs die einfachsten Anspielungen nicht? Keinen Sinn für Romantik…

Tora beugte sich freundlich lächelnd zu den Jungs hinunter. „Aber Franky hat extra gesagt, dass ihr drei seine neueste Erfindung testen sollt“, erzählte er. Das war gelogen. Er wusste nicht mal, wer Franky war.

Aber die Lüge verfehlte ihre Wirkung nicht. Die Jungs bekamen tellergroße, leuchtende Augen. Die Aussicht, mit Frankys Sachen spielen zu dürfen, änderte natürlich alles.

„Habt ihr gehört? Wir dürfen Frankys Erfindung ausprobieren!“, rief Tamanegi begeistert.

„Worauf warten wir noch?!“, stimmte Peman begeistert mit ein und die drei Jungs rannten jubelnd aus dem Restaurant.

Rika grinste Tora zu, der das mit einem Zwinkern quittierte, dann folgte die Kleine ihren Freunden.

Tora sah ihr nach, dann wandte er sich an Ruffy. „Gehen wir?“

Ruffy nickte, schnappte sich Tora’s Hand und lief mit ihm raus. Seinen Freunden rief er ein kurzes „Bis morgen!“ zu.

Die sahen ihm besorgt nach. Ob Ruffy sich im Klaren darüber war, was er da tat?
 

Die Antwort darauf war ja und nein.

Tief in seinem Inneren dachte Ruffy noch genauso, wie vor ein paar Tagen, als er sich noch von Tora fernhalten wollte.

Aber mit ihm zusammen zu sein… machte den Gummimenschen so glücklich. All sein Kummer, den er noch vor einer Woche mit sich herumgetragen hatte, war verflogen. Und so langsam bekam er eine Idee, was ihm denn nun gefehlt hatte: es war Liebe. Das Gefühl, jemanden zu lieben und von diesem wieder geliebt zu werden.

Er hatte natürlich nicht vergessen, dass die Liebe zwischen zwei Männer in dieser Zeit wohl kaum eine Zukunft hätte, aber daran wollte er jetzt einfach nicht denken. Für ihn zählte nur das Hier und Jetzt.

Gemeinsam, Hand in Hand, liefen die beiden zum Hafen hinunter. Als sie dort ankamen, ging gerade die Sonne über dem Meer unter. Der Himmel leuchtete in zartem rosa und violett. Es war einfach umwerfend schön. Und ideal für den Moment.

Ruffy warf einen leichten Seitenblick auf Tora neben sich. In diesem Licht wirkte er erhaben und geradezu göttlich. Der Gummimensch war hin und weg. Ohne darauf zu achten, ob sie irgendjemand sehen könnte, griff er mit seiner anderen Hand nach seinem Arm, drückte sich dagegen und schmiegte sein Gesicht sanft an dessen Schulter. Tora entlockte dies ein sanftes Lächeln. Er drückte Ruffy’s Hand.

So standen sie da, bis die Sonne untergegangen war und darüber noch hinaus.

Erst ein Geräusch riss die beiden aus ihrer Traumwelt. Ein Mann lief über den Steg und trug einen Sack von seinem Schiff. Um nicht aufzufallen, schufen die beiden Männer schnell etwas Abstand zueinander, bis der Mann vorbeigegangen war.

„Ich sollte langsam mal zurück“, brachte Tora mit Mühe hervor. Nur ungern trennte er sich von dem süßen Strohhut-Jungen. Aber Chopper würde sonst noch böse werden, wenn er hier in der kalten Nachtluft herumstand. Wohlmöglich ließ er ihn dann morgen nicht wieder raus.

Ruffy nickte zustimmend.

Widerwillig machten sie sich auf den Weg zu Chopper. Vor der Tür wartete Robin schon auf sie. Als sie die Männer sah, kam sie ihnen entgegen.

„Da seit ihr ja. Tora, ich glaube, wir haben einen wichtigen Schritt zur Aufklärung Eurer Identität gemacht.“ Sie deutete auf die Tür. „Kommt bitte mit.“

Überrascht, dass Robin plötzlich so förmlich mit ihm sprach, ließ Tora Ruffy’s Hand los und öffnete die Tür.

Im Raum stand Chopper und unterhielt sich mit einer Frau mit langem, schwarzem Haar, die mit dem Rücken zur Tür saß und sich durch das Geräusch der geöffneten Tür umdrehte. Sie war auf den ersten Blick eine wahre Schönheit: ihre Haut war wie Porzellan, hell und zart. Sie hatte große, blaue Augen und schöne Lippen.

Als sie Tora sah, öffnete sich ihr Mund, ihre Augen wurden groß und schimmerten feucht von den aufsteigenden Tränen. Dann sprang sie auf und rannte ihm in die Arme.

„Oh Gott sei Dank, Ihr lebt!“, schluchzte sie und drückte ihn fest an sich.

Tora hingegen war sehr irritiert, wusste nicht recht, ob er die Frau auch umarmen sollte.

Weil er nicht reagierte, lockerte die Frau ihren Griff und sah ihm in die Augen.

„Es stimmt also wirklich“, hauchte sie traurig. „Ihr erinnert Euch nicht mehr an mich, nicht wahr?“

Tora schüttelte den Kopf.

Robin trat etwas näher. „Ich bin wie angekündigt zur Grenze gegangen. Dort erfuhr ich, dass diese Frau nach einem Mann suchte, der vor einer Woche verschwunden war. Ich habe sie aufgesucht und von Euch erzählt. Nachdem ich Euch beschrieb, erklärte sie sich bereit, hierher zu kommen, um herauszufinden, ob Ihr der gesuchte Mann seid. Nach ihrer Reaktion gerade zu urteilen, seit Ihr es wohl.“

„Und wer bin ich nun?“, brachte Tora ängstlich hervor.

Robin ging vor ihm auf die Knie. „Ihr seit Trafalgar Law. Der Sohn des Kaisers von Zhong-Guo und dessen rechtmäßiger Thronfolger. Und die Dame in Euren Armen ist Eure Verlobte, Prinzessin Hancock.“

Tora alias Law erstarrte.

Er war ein Prinz?

Der Sohn des Kaisers?

Dessen legitimer Nachfolger?

Und er war verlobt mit dieser Frau, deren Gesicht ihm gar nichts sagte?

Bei dem letzten Gedanken zuckte er zusammen und drehte sich wie in Zeitlupe zu Ruffy um.

Der stand einfach nur da und sagte nichts…

Eines Tages im Winterwald

Es war bald Weihnachten und wie jedes Jahr begannen die Ferien an der Duell Akademie deutlich früher als sonst wo, da es eine Weile dauerte, bis man ans Festland gelangte und einige der Schüler hatten zusätzlich noch einen langen Weg bis nach Hause. Die meisten Schüler hatten sich vor einigen Stunden bereits auf den Weg gemacht. Nur ein paar wenige Schüler und ein paar Lehrer blieben dort.

Dieses Jahr waren es Jaden Yuki, Chazz Princeton, Zane und Syrus Truesdale, Dr. Lyman Banner, Dr. Vallion Crowler und der neue Leiter der Akademie Jean-Louis Bonaparte. Damit die wenigen Leute, die hier blieben nicht überall verstreut waren, zogen alle gemeinsam in die „Blue Obelisk“-Behausung – sehr zum Missfallen von Dr. Crowler.

Jaden, Zane und Dr. Banner teilten sich ein Zimmer. Chazz wollte sein eigenes Zimmer haben. Syrus bekam ebenfalls sein eigenes, da Zane nicht gewillt war mit ihm ein Zimmer zu teilen. Dr. Crowler wollte sowieso sein eigenes Zimmer, denn mit Schülern in einem Zimmer zu wohnen, war ein absolutes No-Go. Und auch Bonaparte hatte sein eigenes Zimmer.
 

Crowler hatte sehr schnell genug von der Stille und machte einen Rundgang auf der verschneiten Insel. Syrus nervte das ständige Gejammer von Chazz, dass Bonaparte dauernd an Dr. Banner herumkritisierte und Jaden und Zane sich auf Dauer auch nicht gerade grün wurden. Also verkrümelte sich auch Syrus hinaus auf die Insel.

Während Bonaparte nun auch Jaden umherjagte („Hol den Tee!“) machte sich auch Chazz aus dem Staub.

Im tief verschneiten Wald auf der Insel traf er dann Syrus wieder. Der aber versteckte sich vor ihm.

„Syrus, was soll das?“, maulte Chazz und lief ihm nach,

„Mir ist langweilig. Früher hab ich dann immer Verstecken gespielt! Na los, mach doch mit!“, sagte Syrus.

„Das ist Kinderkram, Syrus!“

„Dann mach ich's dir halt leicht. Hier fang!“, sagte Syrus und warf Chazz einen Kinderspielzeug zu – einen Bogen und ein paar Pfeile.

„Du kannst mich mal! Behalt den Müll!“, fauchte Chazz und warf das Spielzeug beiseite. „Such dir einen Bären, mit dem du spielen kannst!“, fügte er hinzu und ging weiter.

Er merkte nicht, dass Syrus oben im Baum saß und vor sich hin feixte. Als Chazz direkt unter ihm war, ließ er einen braunen weichen Anzug fallen. „Hier, damit du nicht frierst!“, lachte er.

Chazz behielt das Ding im Arm, knurrte wütend und ging einfach weiter. Er kam zu einem großen Stein. Darauf war etwas eingeritzt worden: „Um dein Glück zu finden, folge einem Federchen.“

„Was ist das denn...“, maulte er, nahm einen kleineren Stein und warf ihn unbedacht irgendwo hin. Noch in der Luft traf er etwas und Chazz hörte ein gurgelndes Piepen. Dann sah er einen Vogel herunterfallen und einige Federn trudelten sachte hinterher.

„Na ganz toll...“

Der Wind wirbelte eine der kleinen Federn durch die Luft weiter und Chazz dachte nicht darüber nach sondern lief der Feder einfach nach. Der Wind blies in die Richtung der Akademie, flaute aber rasch wieder ab. Die Feder sank am Fluss immer tiefer und weil Chazz nur auf die Feder achtete, sah er nicht, wo er hinlief... Und prallte direkt mit Jaden zusammen.

„Au!“, jammerte dieser, als er unsanft auf dem Boden gelandet war.

„Jaaa... Au!“, fluchte Chazz, dem das gleiche passiert war. „Was machst du denn überhaupt hier?“, fügte er hinzu, als er merkte, dass es Jaden war, mit dem er zusammengestoßen war.

„Ach, Bonaparte war der glorreichen Meinung, die Wasserhähne funktionieren nicht, also hat er mich Wasser holen geschickt.“, meckerte Jaden.

„Ach sieh an... Und das konnte nicht der große starke Zane machen?“

„Nein, der ist ja Bonapartes Liebling und darf sich nicht die Finger schmutzig machen.“, antwortete Jaden vor Sarkasmus triefend.

„Na herrlich... Wie siehst du überhaupt aus?“

Jaden hockte vor ihm in irgendwelchen alten Klamotten, aber nicht in seiner Slifer-Uniform.

„Danke für die Erinnerung... Monsieu Bonaparte war ja der Meinung, wenn ich schon rausgehe, dann nicht in den guten Klamotten. Bloß nicht!“, zickte Jaden.

„Und Banner? Sagt der gar nichts dazu?“, fragte Chazz.

„Was sollte er denn tun? Der stand nur daneben und setzte dauernd dazu an, irgendwas zu sagen, tat es aber nicht.“

„Du Armer...“, säuselte Chazz.

„Hör auf, du Idiot!“, fluchte Jaden und stülpte Chazz wütend den Wassereimer über den Kopf und sah sauer zur Seite.

So sah er Syrus nicht, der Chazz den Eimer wegnahm und ihm hastig eine fellige Bärenkopfmaske aufsetzte, während Chazz sich gerade das Wasser aus dem Gesicht schüttelte.

Während Jaden immer noch gereizt grummelte, begann Chazz zu frieren. Ohne weiter auf seine Umgebung zu achten, zog er sich rasch den braunen Fellanzug über und sah dann zu Jaden.

„Danke, Jaden! Wenn ich wegen dir krank werde, kannst du was erleben!“, fauchte er ihn an.

Erst jetzt sah Jaden ihn wieder an... und musste so laut lachen, dass Chazz erst einmal guckte, warum überhaupt. Als er merkte, dass er ein komplettes Bärenkostüm trug, knurrte er wütend.

„Daran bist nur du allein Schuld!“, brüllte er Jaden an und ließ ihn vor dem Fluss mit dem leeren Wassereimer sitzen.

Jaden sah ihm betrübt nach. „Das war ich doch gar nicht...“
 

Chazz stampfte wütend durch den Wald. „...Blödes Kostüm... Aber was anderes bleibt mir nicht übrig, wenn ich nicht krank werden will.“, brabbelte er gereizt vor sich hin.

Dann traf er Syrus endlich wieder. „DU!“

„Hey, Chazz.“, grüßte er ihn.

„Du verfluchter kleiner...!“, knurrte Chazz wütend.

„Hey, stop! Wie wär's mal, wenn du nicht dauernd so rummeckern würdest und mal anderen was Gutes tust? Uns anderen geht’s manchmal auch nicht besser als dir!“, sagte Syrus. „Im Übrigen... vielleicht wirst du ja so das olle Kostüm los.“, grinste er frech.

„Das ist doch-! Na schön... wie du willst!“ Chazz ließ ihn erneut stehen und ging auf einem anderen Weg wieder Richtung Akademie.

Nach einer Weile traf er auf Dorethie, die gerade eine Lieferung bekommen hatte und sie nun vom Hafen hinauf zur Akademie bugsierte. Dauernd fielen ihr ein paar Kisten herunter. Chazz wusste, wenn er ihr half, würde er von Syrus wenigstens etwas anständiges zum Anziehen bekommen und das ohne erst in die Akademie hinaufgehen zu müssen. Wie auch immer er das anstellte, Chazz war es gerade egal.

„Lassen Sie mich Ihnen helfen, Dorethie.“, sagte er, wobei er leicht gelangweilt klang.

„Oh Chazz, das ist lieb von dir.“, sagte sie.

„Ja ja, kein Ding.“, meinte Chazz und hob die heruntergefallenen Kisten auf.

Gemeinsam mit Dorethie brachte er die Kisten zur Akademie, wo sie einen ihrer Helfer fragte, ob er die Kisten reintragen könnte. Während dieser eine Kiste nach der anderen hinein schleppte, sah Chazz wie Dorethie ihr Taschentuch aus der Tasche fiel. Ohne weiter nachzudenken, hob er es auf und gab es ihr.

„Oh, danke. Das hab ich gar nicht gemerkt.“, meinte sie und nahm es entgegen.

„Gern geschehen.“

„Chaaaaazzzzzz!“, rief jemand von weit hinten.

Chazz drehte sich um und erkannte Syrus, der ihm winkte. „Der kann was erleben!“, grummelte er und ging raschen Schrittes auf den kleinen Bruder von Zane zu.

„Ich hab was für dich, Chazzylein!“, flötete er und wedelte mit einer schönen Jacke mit Fellkragen umher.

„Gib her!“, japste Chazz und spürte wieder, dass ihm eigentlich kalt war.

„Komm und hol's dir!“, grinste Syrus und flitzte davon.

„Na warte, du kleiner...-“, knurrte Chazz und jagte ihm nach.

Die Jagd führte Chazz bis zu dem Fluss, wo er Jaden getroffen hatte. Syrus war nicht mehr zu sehen, aber die warme Jacke lag dort. Schnell zog er das Kostüm aus, in dem Dorethie ihn, wie auch immer, erkannt hatte und schlüpfte in die warme Jacke.

„Wo ist Jaden überhaupt...“, überlegte er dann, als er den Wassereimer sah.
 

„Nein, ich habe kein Wasser mitgebracht!!!“, brüllte Jaden.

„Du gehst jetzt sofort los und holst Wasser!“, forderte Bonaparte.

„Das können Sie knicken! Ich geh ein Wasser holen! Die Wasserhähne funktionieren, gehen sie doch selber Wasser aus dem Fluss holen!“

„Jaden Yuki!!“

„Ja was denn!?“, fragte Jaden gereizt.

Im selben Moment flog ihm ein schwerer Mantel ins Gesicht und Bonapartes höchst gereizter Blick gleich hinterher. „Wasser! Sofort!“, knurrte er.

„Kann doch Zane machen, ich hab keinen Bock, ich war schon draußen!“, maulte Jaden.

Bonaparte stand auf und schob Jaden unsanft hinaus. „Geh. Wasser. Holen. Sofort! Eher kommst du nicht wieder zurück!“, und mit einem „RUMS“ war die Tür vor Jadens Nase zu.

Jaden war so geschockt, dass er nichts dazu sagen konnte. Stattdessen zog er den Mantel über und ging wieder hinaus.

Am Fluss unten angekommen fand er zwar den Eimer wieder, war aber so frustiert, dass er ihn wütend in den nächstbesten Busch kickte. „Der fette Sack kann mich mal...“, maulte er und ging in den Wald hinein.

Stunden später war er so müde, dass er sich einfach den Schal abnahm, ihn auf den Schnee legte und sich setzte. Wo genau auf der Insel er sich jetzt befand, wusste er schon gar nicht mehr. Nur ein paar Minuten, nachdem er sich gesetzt hatte, kam Kanzler Sheppard um den Baum herum.

„Jaden? Du hier?“, fragte er überrascht.

„Kanzler Sheppard?“, flüsterte Jaden zitternd.

„Meine Güte, Jaden. Du frierst ja. Los steh auf. Du kommst besser mit mir mit.“, sagte Kanzler Sheppard in seinem blauen Mantel und einem eigenartigen eisigen Zepter in der Hand.

„Kanzler Sheppard? Was ist das für ein Ding?“, fragte Jaden und deutete auf das Eiszepter.

„Das? Ach, das ist eine hübsche kleine Spielerei. Pass mal auf.“, sagte er und deutete auf einen kleinen Spatz, den er ganz sachte mit der Zepterspitze berührte.

Das kleine Vögelchen gefror sofort zu Eis.

„Nein! Sie können doch nicht einfach den Vogel einfrieren!“, japste Jaden.

„Keine Sorge.“, meinte Kanzler Sheppard und tippte den gefrorenen Vogel erneut an. Er taute sofort wieder auf und flog zwitschernd davon.

„Was ist das?“, fragte Jaden irritiert.

„Witzig, nicht wahr? Das ist eine Karte, die ich hier im Wald gefunden habe. Gerade jetzt im Winter, ist das ein tolles Spielzeug.“, sagte der alte Leiter der Akademie.

Sie erreichten ein kleines Häuschen mit dicker Schneedecke darauf. Kanzler Sheppard öffnete die Tür und ließ Jaden hineingehen. Das Zepter stellte mitten ins Zimmer.

„Ich muss nochmal los, mein Junge. Etwas Holz holen. Berühre das Zepter nicht, ja? Sonst gefrierst du sofort zu Eis.“, erklärte er und ging wieder hinaus.

Jaden nickte, noch bevor die Tür zu war und setzte sich dann auf das Sofa.
 

Chazz lief noch immer durch den Wald. Nach einer Weile entdeckte er ein altes Haus, das recht klapprig aussah. Von drinnen hörte er Geräusche und eine Stimme.

„Komm raus, wer immer du bist!“, forderte er.

„Nein...“, hörte er eine weinerliche Stimme.

„Wie bitte? Komm jetzt da raus!“

„Nein...“

Dieses Spielchen wiederholte sich mehrere Male, bis der Besitzer der Stimme endlich herauskam. Es war Dr. Crowler, wie Chazz stirnrunzelnd feststellte.

„Chazz?! Was soll das, da drin war es wenigstens einigermaßen warm!“, maulte Dr. Crowler.

„Ist mir egal. Ich suche Jaden, haben Sie ihn gesehen?“, fragte Chazz.

„Jaden? Nein!“

Chazz seufzte. „Können Sie mir wenigstens helfen, dass ich ihn finde?“

Dr. Crowler überlegte einen Moment. „Aaaah! Warte hier drinnen ist noch so ein komischer Schlitten. Ich glaube, der lässt sich irgendwie steuern, aber frag mich nicht wie! Nimm den.“, sagte er, während er besagten Schlitten aus dem Haus holte.

Es war ein Holzschlitten, aber er ein Bedienelement vorn angebaut, damit man nicht selbst steuern musste. Leider wusste Chazz nicht, wie man das Ding nun steuerte. Als er damit losging und sich beim nächstbesten Abhang draufsetzte und zu steuern versuchte, fuhr das Ding in jede andere Richtung, nur nicht die in der Chazz ihn steuern wollte.
 

Dr. Crowler war wieder ins Häuschen gegangen. „Wenn ich nur wüsste, wie ich wieder zurückkomme... Wenn doch nur nicht alles so verschneit wäre!“, fluchte er leise vor sich hin.

Das Fluchen weckte den Hund, der in der Hütte anscheinend wohnte. Dr. Crowler wusste ja, dass hin und wieder ein Hund bei der Küchenfee Dorethie nach Futter bettelte, aber ob das der hier war? Wie auch immer, er hatte ihn jedenfalls geweckt und der Hund sah ihn mürrisch an.

„Scher dich davon! Du bringst mich auch nicht zur Akademie zurück! Geh doch Jaden suchen oder was auch immer du als Hund so machst!“, fluchte Dr. Crowler aufgebracht.

Der Hund verließ knurrend das Haus und lief durch den Wald.
 

Jaden war auf dem Sofa eingeschlafen. Als es an der Tür kratzte, wachte er wieder auf und öffnete sie. Dort stand ein Hund. Jaden hatte Angst vor großen Hunden und dieser war gefühlte fünf Meter groß!

„Oh nein... Bitte tu mir nichts. Ich hab kein Leckerchen, tut mir Leid, aber Kanzler Sheppard hat bestimmt etwas. Der gibt es dir, wenn er zurück ist.“, stammelte er.

Der schwarze Hund schaute Jaden mit schiefem Kopf an.

„Oje oje... Was mach ich nur.“, jammerte Jaden und ging rückwärts.

Der Hund folgte ihm und begann zu hecheln, der Schwanz wedelte.

„Nein, nein... bleib weg!“ Jaden drehte sich hastig um und eh er es sich versah, berührte seine Hand das Eiszepter. Eisige Kälte breitete sich in ihm aus...
 

Chazz trottete noch immer durch den Wald. Den Schlitten hatte er schon längst abgeschrieben. Während er durch den Schnee stapfte und es langsam dunkel wurde, hörte er ein leises Miauen hinter sich. Irritiert drehte er sich um und sah gerade noch so den Schwanz von Pharao.

„Was machst du denn hier?“, fragte er und nahm den Kater auf den Arm.

Der wehrte sich allerdings heftig miauend und sprang Chazz sofort wieder vom Arm herunter. Dann flitzte er erstaunlich flink durch den Schnee. Chazz runzelte erst die Stirn, doch dann folgte er dem getigerten Kater. Der führte ihn direkt bis zu einem Häuschen mit dicker Schneedecke, das deutlich intakter aussah, als das, was Dr. Crowler gefunden hatte. Die Tür stand offen und an der Seite lag ein riesiger schwarzer Hund. Chazz zuckte mit den Schultern und ging hinein. Das weiße, ja fast schon durchsichtige Zepter in der Mitte des Raumes fing seinen Blick sofort ein. Dann sah er sich weiter um und neben dem Zepter auf dem Sofa entdeckte er Jaden. Er war blau angelaufen und hatte etwas in den Haaren, dass weder Eis noch Schnee war – es war Rauhreif.

„Jaden!“ Chazz war sofort bei ihm.

Er berührte ihn an der Wange. Jaden war eiskalt.

„Nicht doch... Jaden! Mit wem soll ich mich denn jetzt duellieren, du warst die einzige wirklich harte Herausforderung für mich! Jaden!“, bettelte er, die Hand immer noch an dessen Wange.

Natürlich kam keine Antwort. Jaden war wie eingefroren. Chazz sah hilfesuchend zu Pharao, der auf der Sofalehne hockte. Der kletterte ihm aber nur den Arm hoch und leckte ihm über die Wange.

„Bääh! Pharao! Du spinnst doch!“

Nachdem Chazz den Kater zurück auf die Lehne geschoben hatte, betrachtete er Jaden. Obwohl so erfroren aussah, konnte Chazz ihn atmen hören und sehen, wenn auch sehr flach. Der feine Rauhreif in Jadens Haaren glitzerte. Chazz strich ihm über die Wange.

„Jaden, bitte wach auf. Du erfrierst sonst noch.“, bat Chazz leise – er wusste nicht, was er noch tun sollte.

„Oje... Ich hab ihm doch gesagt, er soll das Zepter nicht anfassen...“, sagte eine Stimme hinter Chazz.

Erschrocken drehte er sich um und sah sich Kanzler Sheppard gegenüber stehen. „Sie? Sie sind noch hier? Ich dachte...“

„Ich weiß, ihr dachtet alle, ich hätte die Insel verlassen... Aber das konnte ich nicht. Nun ja, egal. Jaden hat das Zepter berührt... Dumm nur, dass es bei Menschen ganz anders wirkt als bei Pflanzen und Tieren...“, meinte er.

„Wie? Wie es wirkt? Was tut es überhaupt?“, fragte Chazz.

„Das Zepter lässt Dinge gefrieren. Bei Tieren und Pflanzen genügt es, wenn man sie nach dem Einfrieren wieder mit dem Zepter antippt. Aber bei Menschen...“

„Kanzler Sheppard! Was ist bei Menschen anders?! Sagen Sie schon!“, forderte Chazz ungeduldig.

„Nur aufrichtige Liebe kann den Zauber brechen...“

Chazz glaubte nicht recht zu hören. Aufrichtige Liebe? Aber... Jaden und er waren doch beide Jungen... Und Alexis war nicht da... und... Was sollte er nur tun?

Wieder kletterte Pharao an ihm hoch und leckte ihm über die Wange.

„Chazz... Was überlegst du noch? Selbst Dr. Banners Katze weiß, was zu tun ist.“, grinste Kanzler Sheppard.

„Wa-wa-was? ICH? Ja, aber...“

Kanzler Sheppard sah ihn wieder ernst an. „Chazz Princeton. Deine Blicke, wenn Jaden sich duelliert hat waren absolut nicht zu übersehen. Das war weder Bewunderung noch Verachtung. Das war Liebe, mein Junge.“

Chazz schluckte. Ich weiß... Aber... Das geht doch nicht...

„Chazz, je länger du überlegst, desto weniger Zeit bleibt Jaden.“, sagte Kanzler Sheppard und seine Stimme klang nun noch ernster.

Wieder musste Chazz schlucken. Er sah zu Jaden zurück. War der Rauhreif mehr geworden? Er musste etwas tun. Er musste es tun. Langsam beugte er sich zu Jaden hinunter. „Bitte wach wieder auf.“, flüsterte er und dann gab er ihm einen sanften Kuss auf die eiskalten Lippen.

Als wäre nie etwas gewesen, war Jadens Hautfarbe wieder ganz normal. Langsam öffnete er die Augen und sah direkt in Chazz' dunkle Augen, der sein Gesicht immer noch ganz nahe an Jadens hatte. „Chazz...“, hauchte er unsicher.

Chazz zog sich ruckartig zurück. Er war puterrot im Gesicht und wagte weder Jaden noch Kanzler Sheppard anzusehen. „Bedank dich später, lass uns zurückgehen!“, sagte er hastig.

„Chazz hat Recht. Ihr solltet schnell zurück zur Akademie gehen. Es wird dunkel draußen. Ich bringe euch zum Hauptweg.“, sagte Kanzler Sheppard und ging hinaus. Chazz und Jaden folgten ihm zu einen großen Schlitten, auf dessen Bock sich der ältere Mann bereits gesetzt hatte. Er deutete hinter sich auf die Sitzbank mit den Decken. „Na los, springt rein.“

Chazz und Jaden sahen sich eine Sekunde lang an, dann stiegen sie hinein. Der Schlitten mit dem weißen Pferd vorne vor fuhr los. Chazz sah, dass Jaden fror und legte ihm eine Decke um.

„Und du?“, fragte Jaden.

„Ich friere nicht. Mach dir keine Sorgen.“, meinte Chazz etwas kühler als gewollt.

„Das sagst du doch nur so.“, murmelte Jaden.

Chazz sah ihn an. In seinen Haaren glitzerte immer noch etwas von dem Rauhreif. Er nahm eine Strähne zwischen zwei Finger und strich das weiche Eis herunter. Jaden schaute ihn an.

„Danke, Chazz...“, flüsterte er.

Chazz drehte Jadens Gesicht zu sich und sah ihn an. „Kanzler Sheppard hatte Recht... Wenn ich dich im Duell sah...“, begann er, konnte es aber nicht sagen.

„Was?“

Chazz zog Jadens Gesicht noch näher an seines heran. „Ich liebe dich...“, flüsterte er.

Kanzler Sheppard setzte die beiden direkt vor der Akademie ab. Als sie gemeinsam zu Jadens Zimmer kamen, stürmte gerade Bonaparte hinaus. Er fluchte laut, wo Jaden denn bliebe und staunte nicht schlecht, als er ihn mit Chazz vor der Tür sah. Jaden hatte noch die Decke aus dem Schlitten umgeschlungen. Bonaparte sah sie und staunte nicht schlecht.

„Wo hast du die Decke her? Das ist ja Gold drin verwebt!“, plapperte er.

„Was? … Äh... Die ist aus dem Wald...“, stammelte Jaden, völlig überrumpelt von dieser Begrüßung.

„ZANE!“, brüllte Bonaparte.

Ein genervter Zane erschien in der Tür. „Was denn?“

„Wärest du so freundlich, Wasser vom Fluss zu holen? Jaden hat es nicht geschafft...“, sagte er und drückte auch Zane einen Eimer in die Hand.

„Wie bitte?“, fragte Zane verwirrt und sauer zugleich.

„Geh. Wasser. Holen.“, forderte Bonaparte durch zusammengebissene Zähne.

Wütend stapfte auch Zane davon.

„Kommt rein, kommt rein.“, sagte Bonaparte freundlich und schob Jaden und Chazz in das Zimmer.
 

Stunden später kam auch Zane wieder zurück. Allerdings brachte er keine mit Gold verwebte Decke zurück, sondern lediglich den von Bonaparte gewünschten Eimer voll Wasser.

Endlich meldete sich Dr. Banner zu Wort. „Monsieu Bonaparte, ich glaube es reicht jetzt. Gehen Sie in ihr Zimmer zurück und lassen sie die Jungen in Ruhe. Ach und Zane... den Eimer kannst du zu Dorethie bringen und dann gehst du in dein eigenes Zimmer. Ich glaube, wir haben alle genug.“, sagte er und gab Bonaparte seinen Schlüssel und Zane einen, damit er in das Nebenzimmer gehen konnte.

„Vielen Dank, Dr. Banner. Ich hab wirklich die Nase voll. Einen schönen Tag noch, Monsieu Bonaparte!“, sagte Zane und ging.

Bonaparte knurrte verärgert, riss jedoch seinen Schlüssel an sich und verließ das Zimmer.

„Ich glaube, ich gehe auch in ein eigenes Zimmer.“, sagte Dr. Banner und dann ging auch er – nicht ohne ein Grinsen.

Jaden sah ihnen nach. „Jetzt gehen die alle...“, meinte er verwirrt.

„Na und.“, sagte Chazz.

„Chazz... ähm...“

„Sei still, du kleiner Eisblock.“, sagte Chazz lächelnd.

„Eisblock? Hast du mich gerade Eisblock genannt?“

Chazz grinste breit. „Du warst immerhin eiskalt, als ich dich gefunden habe.“, sagte er und gab ihm einen Kuss.

Jaden lief hochrot an. „Aber Chazz!“

„Du weißt schon, dass ich es war, der dich wieder auftauen ließ? Mit einem Kuss?“

Jadens Gesicht glühte regelrecht und Chazz konnte nicht anders als herzhaft lachen. Dann gab er ihm einen weiteren Kuss, aber diesmal leidenschaftlicher.

Der Ort, an dem wir uns trafen

„Habt Ihr schon in Erfahrung bringen können, was in dieser Nacht geschehen ist?“

Der Kaiser von Zhong-Guo blickte streng in die Runde. Er war in ganz Zhong-Guo und über dessen Grenzen hinaus als großer Krieger und hervorragender Stratege bekannt. Auf dem Schlachtfeld kannte man ihn vor allem unter dem Namen „Dragon“.

Kuma, einer seiner Generäle, trat hervor. „Leider noch nicht fiel. Uns ist immer noch nicht bekannt, wer den Anschlag auf Euren Sohn verübt haben könnte. Wer es auch immer war, er kannte sich sehr gut innerhalb des Palastes aus. Er drang in die Gemächer des Prinzen ein, ohne die Wachen auf sich aufmerksam zu machen.“

„Und der Tumult, draußen im Hof? Was ist damit?“

„Es diente offenbar nur als Ablenkungsmanöver. Aber etwas war seltsam.“

„Was?“

„Die Männer, die den Angriff ausführten, beteuerten, dies nicht freiwillig getan zu haben. Sie behaupteten, dass sie fremdgesteuert wurden.“

Dragon’s Augen verengten sich. Sollte daran etwas dran sein, würde das bedeuten, dass es in seinem Palast jemanden gab, der jedem seiner Leute seinen Willen aufzwingen konnte. Das wäre eine Katastrophe.

„Das klingt in der Tat seltsam. Behaltet das im Auge. Und schärft allen Soldaten ein, dass sie besonders wachsam sein sollen. Wer immer versucht hat, Law zu töten, wird es mit Sicherheit noch einmal versuchen, jetzt, wo er weiß, dass mein Sohn noch lebt. Vergo-san.“

Ein großer Mann mit sehr kurzem schwarzem Haar und einer dunklen Brille, die seine Augenpartie vollständig verdeckte und hervorragend zu seinen kühlen Gesichtszügen passte, trat hervor. „Ja, kaiserliche Hoheit.“

„Ich möchte, dass du ein Auge auf Law hast. Lass ihn nirgendwo allein hingehen, bis wir mehr wissen.“

Vergo verbeugte sich kurz, dann ging er festen Schrittes hinaus.

Gleichzeitig kamen drei Gestalten in den Thronsaal. Die größte der drei Figuren hob in selbstdarstellerischer Geste einen Arm und verkündete im theatralischen Tonfall: „Hallo, Dragon-Schätzchen! Dein oberster General und seine Candy-Boys sind zurück!“

Ein kollektives Stöhnen ging durch die Reihen der Männer.

Der oberste General in Dragon’s Armee, Emporio Ivankov, war schon eine recht schillernde Persönlichkeit. Mit seinem violetten Lockenkopf, seinem stark geschminktem Gesicht und seiner ziemlich bunt ausfallenden Kleidung wirkte er eher wie eine Figur aus einem Kabuki-Theater. Seine Truppe, die „Candy-Boys“, wie er sie so schön nannte, sah nicht minder abstrakt aus.

„Ivankov, ich dachte, du kämest erst in einer Woche zurück“, quittierte Dragon diesen Auftritt, den Außenstehende wohl als sehr geschmacklos und unhöflich empfunden hätten.

Ivankov zwinkerte seinem Kaiser kokett zu. „Du kennst mich doch! Dieser Auftrag war ein Kinderspiel für uns! Und außerdem kann ich dich in so einer schweren Stunde doch nicht allein lassen. Was hab ich mich doch erschrocken, als ich von dem Vorfall hörte! Ich war ja so erleichtert, als man mir am Tor sagte, dass es dem süßen Law gut geht. Es geht deinem Cute Boy doch gut?“

„Leider nicht. Er hat bei dem Unfall sein Gedächtnis verloren.“

Ivankov schlug geschockt beide Hände gegen sein Gesicht. „Oh No! Welch Tragedy!“

„Das dürfte der Attentäter anders sehen. Er ist sicher, solange Law sich an nichts erinnert. Ich bin mir nämlich sehr sicher, dass Law ihn gesehen hat. Allerdings befürchte ich, dass er nicht warten wird, bis mein Sohn sein Gedächtnis zurückbekommt…“

„Da mach dir mal keine Sorgen, Sweetheart! Jetzt bin ich ja da! Du kannst das getrost mir überlassen!“

Zum ersten Mal seit Tagen lächelte Dragon. „Ich weiß. Ich danke dir, mein Freund.“

Ivankov zwinkerte ihm zu, dann klatschte er zweimal kräftig in die Hände. „Also! Bon! Inazuma! Wir gehen uns jetzt erstmal frisch machen und fangen dann sofort mit den Ermittlungen an!“ Mit einer übertriebenen Gestik wirbelte der General herum und stolzierte mit seinen beiden Männern hinaus.

Dragon löste kurz darauf die Versammlung auf und begab sich in die Gemächer seines Sohnes. Das Schlafzimmer war leer, doch die Tür in den Garten stand weit offen.

Dragon trat hinaus in den Schnee. Das warme Sonnenlicht ließ den weißen Teppich glitzern. Eine Brise fuhr ihm durch sein müdes Gesicht. Seine linke Gesichtshälfte war tätowiert, was dem Kaiser ein recht verwegenes Aussehen verlieh. Wenn man ihm auf dem Schlachtfeld sah, kam man nie auf die Idee, einen Kaiser vor sich zu haben.

Unter einem Baum fand Dragon schließlich seinen Sohn. Seine Verlobte, Hancock, war bei ihm. Als sie ihren Schwiegervater in spe sah, erhob sie sich und schritt auf ihn zu.

„Guten Morgen, verehrter Schwiegervater“, grüßte sie ihn höflich und verbeugte sich.

„Guten Morgen, meine Liebe. Wie geht es ihm heute?“

Hancock warf einen besorgten Blick über ihre Schulter zu ihrem Verlobten. „Sein Zustand ist unverändert. Er sitzt die meiste Zeit nur so da und starrt gedankenverloren vor sich hin. Ich frage mich, ob es eine gute Idee war, ihn in den Palast zurückzubringen.“

„Nun, meine Liebe, keiner von uns kann sich auch nur im Ansatz vorstellen, wie es ist, wenn man sein eigenes Zuhause und all die Menschen in seinem Leben als fremd empfindet. Was Law jetzt braucht, ist vor allem viel Zeit. Du als seine zukünftige Gemahlin solltest gerade in diesen schweren Zeiten immer an seiner Seite sein und ihn unterstützen.“

„Ja, verehrter Schwiegervater.“

„Hancock, ich werde später nach Grand Jipango aufbrechen. Es ist mir ein großes Bedürfnis, dem Shogun und diesem jungen Mann, der meinen Sohn gerettet hat, persönlich zu danken. Ich werde so bald wie möglich zurückkehren.“

„Haltet Ihr das für eine gute Idee? Was ist, wenn…“

„Sei unbesorgt. Ich habe meinen Bruder gebeten, Law zu bewachen. Und Vergo-san wird ihn rund um die Uhr beschützen. Es dürfte ihm also keinerlei Gefahr drohen.“

„Nun, wenn das so ist, wünsche ich Euch eine gute Reise.“

„Danke.“ Dragon warf einen letzten, prüfenden Blick auf seinen Sohn, dann kehrte er in den Palast zurück.

Hancock drehte sich zu ihrem Verlobten um. Woran mochte er wohl die ganze Zeit denken?
 

In der Stadt in Grand Jipango ging das Leben derweil weiter.

Nachdem Law vor zwei Tagen von seiner Verlobten in seine Heimat gebracht wurde, war Ruffy’s Stimmung quasi auf dem Nullpunkt. Seit zwei Tagen schon ging er seiner Arbeit nicht mehr nach. Auch ins Restaurant kam er nicht mehr. Genauer gesagt, hatte er seit zwei Tagen sein Haus nicht mehr verlassen. Seine Freunde machten sich Sorgen.

Gemeinsam saßen sie im Restaurant und überlegten, wie sie ihren vom Liebeskummer geplagten Freund aufheitern könnten. Doch so richtig wollte sich bei ihnen keine Idee einstellen.

Vor allem Rika war sehr traurig über diese Entwicklung. Sie hatte so gehofft, dass aus den beiden ein Liebespaar würde, wie in ihrem Buch. Das hatte Ruffy ihr inzwischen wieder zurück gegeben.

„Und er hat wirklich seit zwei Tagen das Haus nicht mehr verlassen?“, erkundigte sich Vivi bestürzt.

Nami nickte. „Ja, er sitzt den ganzen Tag nur so da und starrt ins Leere. Ich bringe ihm jeden Tag etwas zu essen, aber… meistens rührt er das nicht an. Ich mache mir wirklich große Sorgen um ihn.“

„Ich wünschte, wir könnten irgendwas für ihn tun“, seufzte Ninjin.

„Ich glaube, der Einzige, der ihn aufheitern könnte, ist Tora“, flüsterte Rika.

„Sein Name ist Law“, sagte Peman genervt. „Und der wird ganz sicher nicht mehr herkommen!“

„Aber wenn sie sich noch einmal sehen könnten, dann…“

„Oh Mann, vergiss das endlich, Rika! Der Typ ist ein Prinz! Irgendwann wird er ein Kaiser sein, verdammt! Da wird doch nie im Leben was draus!“

„Hey, ihr beiden! Hört auf euch zu streiten!“, beschwichtigte sie Sanji.

„Nun gut, ich fürchte, ich muss zurück ins Schloss“, sagte Vivi und erhob sich. „Der Kaiser von Zhong-Guo hat seinen Besuch angekündigt und wir stecken mitten in den Vorbereitungen dafür.“

„Kommt Tora auch?“, fragte Rika hoffnungsvoll.

Vivi schüttelte den Kopf. „Nein, das wird er wohl nicht.“ Mit einem letzten aufmunternden Lächeln machte sich Vivi auf den Heimweg.

Die anderen blieben weiterhin ratlos zurück.

Irgendwann durchstieß Lysop mit einem lauten Seufzen die Stille. „Oh Mann~ Wenn das so weitergeht, wachsen uns noch graue Haare, bis uns was Sinnvolles eingefallen ist!“

„… Na wenn das so ist, ist es ja gut, dass ich hier bin.“

Die Freunde drehten sich irritiert zum Eingang um, von wo die Stimme kam. Als sie den Mann erkannten, der dort stand, strahlten sie alle um die Wette.

Der Mann grüßte sie mit zwei Fingern. „Yoh. Wie geht’s euch?“
 

Sinnlos.

Alles war so sinnlos geworden.

Wozu noch essen? Wozu noch schlafen? Wozu noch überhaupt etwas tun?

Ruffy schloss schmerzerfüllt die Augen.

So glücklich er vor ein paar Tagen noch war, so mies ging es ihm jetzt.

Am Liebsten würde er sich das Herz aus der Brust reißen, es weglegen und sich für immer schlafen legen.

Warum musste er sich auch ausgerechnet in den Prinzen von Zhong-Guo verlieben? In den Sohn des Kaisers. Einem Mann, der bereits einer Prinzessin versprochen war. Aber vielleicht sollte es einfach nicht sein… dass Ruffy Liebe in seinem Leben fand.

„Na? Versuchst du, die Staubflocken in deinem Zimmer zu zählen oder warum starrst du so fasziniert auf den Boden?“, ertönte plötzlich eine vertraute Stimme.

Ruffy hob langsam den Kopf und sah zur Tür. Schlagartig wurden seine Augen riesengroß. „Ace? Bist du es, großer Bruder?“

Ace nahm seinen Hut ab und lächelte seinen kleinen Bruder an.

Sofort sprang Ruffy auf und rannte seinem Bruder in die Arme. Er hätte sich wirklich keinen besseren Zeitpunkt für seine Rückkehr von seiner Pilgerreise aussuchen können! Es tat so unheimlich gut, ihn zu sehen und seine tröstende Umarmung zu genießen.

Mitfühlend strich Ace seinem kleinen Bruder über den Kopf. „Oje… Sieht so aus, als könntest du etwas Aufmunterung gebrauchen.“

„Mehr als nur etwas“, schluchzte Ruffy, dann begann er zu weinen.

Mit sanfter Gewalt schob Ace den Jüngeren ins Zimmer, schloss die Tür und drückte ihn dann ganz fest an sich, bis der Strohhut-Junge aufhörte zu weinen.

Ruffy war selbst überrascht, wie lange das dauerte. Er hätte nicht erwartet, dass er überhaupt noch genug leben in sich hatte, um noch Tränen vergießen zu können.

Als er sich endlich beruhigt hatte, setzten sich die beiden Brüder und Ruffy erzählte seinem großen Bruder, was passiert war.

Ace hörte still und aufmerksam zu. Dann sagte er: „Das ist ja wirklich ein ganz schöner Schlamassel.“

„Ich fühl mich so leer. Mein Herz tut so weh. Und ich weiß nicht… was ich jetzt tun soll.“

„Im Grunde ist doch nur eines wichtig: ob du ihn liebst und er dich.“

Ruffy sah Ace fragend an. Er suchte kurz nach den richtigen Worten, dann flüsterte er: „Ich denke schon… Ich meine, vielleicht liebe ich ihn.“

„Was redest du da? In der Liebe gibt es kein vielleicht, Ruffy. Entweder man liebt jemanden oder man liebt ihn nicht.“

Ruffy schwieg einen Moment. Wenn er so darüber nachdachte, dann konnte dieser Schmerz eigentlich nur eines bedeuten. „Ich liebe ihn“, sagte er fest.

„Und er? Liebt er dich auch?“

„Es fühlte sich für mich jedenfalls so an.“

Ace lächelte. „Dann ist ja alles klar. Wenn ihr beide euch wirklich liebt, solltet ihr euch auch von nichts und niemanden davon abhalten lassen, miteinander glücklich zu werden.“

„Aber, Ace! Hast du denn nicht zugehört? Er ist doch…“

„Ich leide nicht an Gedächtnisschwund, Ruffy. Ich weiß, dass er ein Prinz ist und so. Aber das war sein Leben vor dem Unfall. Bevor er alles vergessen hat. Du hast doch sicher auch mit dem kleinen Elch-Doktor gesprochen, oder? Dann weißt du ja, dass es gut sein kann, dass sich Law nie wieder an sein früheres Leben erinnern kann. Was für ihn im Moment zählt, sind die Erinnerungen nach dem Unfall. Die Erinnerungen an dich. Was er für dich empfindet, ist keine Einbildung oder so. Es ist real.“

Nachdenklich senkte Ruffy den Kopf. So hatte er das noch gar nicht gesehen. Was, wenn Law in seinem alten Leben nicht mehr zurecht kam? Wenn es ihn unglücklich machte? Außerdem war ja noch die Frage ungeklärt, wer versucht hatte, Law zu töten. Ruffy konnte sich gut vorstellen, dass der Ältere gerade jetzt seine Hilfe brauchte. Seinen Beistand. Seine Liebe.

Der Gummimensch erhob sich. „Ist es okay für dich, wenn ich ein wenig spazieren gehe? Ich weiß, du bist gerade erst gekommen und hast sicher viel zu erzählen, aber…“

„Geh nur“, grinste Ace und stand ebenfalls auf. „Es gibt da sowieso noch jemanden, den ich besuchen will. Wir können ja morgen plaudern.“

Ruffy nickte, dann trennten sich die Wege der beiden Brüder.
 

Eilig lief Vivi durch den Palast. Es gab noch soviel zu tun, bis der Kaiser eintraf.

Die Prinzessin betrat das Gästezimmer, das extra für den Kaiser hergerichtet worden war, falls er von der langen Reise müde war und sich ausruhen wollte. Sie wollte sich gerade umsehen, um zu prüfen, ob alles in Ordnung war, als sie plötzlich das Gefühl überkam, dass jemand in dem dunklen Zimmer war. Vorsichtig tastete Vivi im Dunkeln nach der Öllampe, als jemand ihre Hand griff. Die Prinzessin erschrak und wollte schon schreien, da legte die Person einen Finger auf ihren Mund. „Scht! Vivi, ich bin es!“

Vivi erkannte die Stimme sofort. „Ace? Du bist zurück!“, flüsterte sie erfreut und viel ihm um den Hals. „Wie bist du hier reingekommen?“

„Das war ein ganz schöner Akt“, lachte Ace leise. „Ich kam mir schon vor, wie ein Ninja. Ich hab die ganze Zeit gehofft, dass Igaram mich nicht findet und rauswirft.“

Vivi löste sich von Ace und lächelte ihn zärtlich an. „Du hast mir gefehlt.“

„Du mir auch“, raunte er ihr zu und küsste sanft ihre Hand.

„Du hast sicher viel auf deiner Reise erlebt. Du musst mir alles erzählen! Gehen wir in mein Zimmer!“

Ace musste über Vivi’s Bereitschaft, Anstand und Erziehung zu vergessen, schmunzeln. Nicht, dass es Grund zur Besorgnis gäbe. Ace hatte während ihrer zweijährigen Beziehung nichts getan, was Vivi entehren könnte. Obwohl natürlich schon allein die Tatsache, dass er nachts in ihr Zimmer kam, schon ein schlechtes Licht auf sie warf. Da wollte er es auf keinen Fall noch schlimmer machen.

Respektvoll küsste er noch einmal ihre Hand, dann schlichen sich die beiden in Vivi’s Gemächer, um zu plaudern.
 

Ruffy dachte derweil über das nach, was sein Bruder ihm gesagt hatte. Je mehr er nachdachte, desto mehr kam er zum Schluss, dass er hier nicht einfach so herumsitzen sollte.

Law brauchte ihn jetzt, mehr denn je. Der Gedanke ließ ihn unruhig werden. Er musste ihn unbedingt sehen!

Plötzlich blieb Ruffy stehen. Der Weg war zu ende. Ohne es zu merken, war er wieder einmal zum Hafen gegangen. Prompt musste der Gummimensch an den Abend denken, als er Law gefunden hatte. Es war wie ein Déjà-Vu. Aber er bezweifelte, dass Law jetzt auch wieder auftauchen würde.

Um nicht auch noch in Nostalgie zu verfallen, machte Ruffy schnell wieder kehrt, um nach Hause zu gehen – und erstarrte. Hinter ihm stand tatsächlich Law!

War er nur eine Halluzination?

Oder war er wirklich hier?

Law schien seine Unsicherheit zu bemerken. Er kam langsam näher. Als er direkt vor ihm stand, hob er seine Hand und strich ihm liebevoll die Haare aus dem Gesicht.

Ruffy schnappte nach Luft. „Du bist wirklich hier“, flüsterte er. „Aber wie?“

„Ich bin geflüchtet… gewissermaßen“, antwortete Law lächelnd.

„Hast du denn keine Angst? Immerhin hat jemand versucht, dich umzubringen!“

„Das ist mir egal!“, rief Law ernst. „Es ist mir egal, ob ich mich damit in Gefahr bringe. Ich will nur bei dir sein. Dieses Leben… diese Welt… das kommt mir so fremd vor. Als wäre es gar nicht meins. Sondern es gehört jemand ganz anderem. Viele haben mir gesagt, ich sei auch gar nicht mehr der, der ich mal war. Alle sind froh, dass ich überlebt habe, aber… Weißt du, ich denke, es ist hauptsächlich die Hülle, die überlebt hat. Der Law, der Prinz ist… der der Thronfolger von Zhong-Guo ist… der verlobt ist… der ist tot. Der Mensch, der ich jetzt bin, ist ein neuer Law. Der von einem Mann gerettet wurde und sich in ihn verliebt hat. Der so herzlich und liebevoll von seinen Freunden aufgenommen wurde. Der so glücklich ist, wenn er mit dir zusammen ist. Und dieser Law ist es, der ich sein will – jetzt und für immer.“

Das genügte Ruffy. Mehr hatte er gar nicht hören wollen.

Ohne noch weiter darüber nachzudenken, fiel er Law um den Hals und küsste ihn.

„Ich liebe dich“, hauchte er dann.

„Ich liebe dich auch“, erwiderte Law und drückte ihn fest an sich. „Ich will… heute Nacht bei dir bleiben.“

Ruffy schloss die Augen. Er wusste, was das bedeutete. Sein Herz klopfte vor Aufregung ganz wild, aber er war sich sicher, dass er das tun wollte.

Entschlossen nahm Ruffy Law’s Hand und machte sich mit ihm auf den Heimweg…
 

Ein Niesen riss Ruffy aus dem Land der Träume.

Verschlafen rieb er sich die Nase und sah sich kurz in seinem Zimmer um. Dann entdeckte er Law neben sich liegend, der tief und fest schlief, den Arm um Ruffy gelegt, und der Gummimensch lächelte.

Was für eine traumhafte Nacht! Egal, was nun auf ihn zukommen mochte, er würde das niemals bereuen!

Vorsichtig, um ihn nicht zu wecken, drehte sich Ruffy um, sodass er mit Law Gesicht an Gesicht lag, und küsste ihn, wieder und wieder, sanft auf den Mund.

Der Ältere erwachte von der liebevollen Berührung. Als er Ruffy sah, lächelte er ihn verschlafen an, zog ihn fest in die Arme und küsste ihn leidenschaftlich.

Plötzlich rief eine laute Stimme von draußen: „Wohnt hier Ruffy, der Polizist?!“

Ruffy und Law lösten sich voneinander, blickten irritiert zur Tür, dann sahen sie einander an. Schließlich antwortete Ruffy zögerlich: „Ja?“

Die Stimme wurde nun strenger. „Wir wissen, dass du Prinz Law bei dir hast! Es ist besser, wenn du ihn sofort herausgibst! Es sei denn, du willst, dass wir dir Ärger machen!“

„Es ist besser, wenn wir tun, was sie sagen“, resignierte Law und griff nach seinen Sachen und zog sie an.

Ruffy tat es ihm gleich. Dann öffnete er die Tür.

Vor ihm stand ein streng dreinblickender Mann mit einer dunklen Brille, hinter ihm standen eine menge Soldaten.

„Das hätte ich mir ja denken können, dass du das bist, Vergo“, sagte Law. Er schien genervt. Der Mann ließ ihn einfach nicht aus den Augen! Er fand es höchst merkwürdig, wie es ihm gelungen war, ihm zu entkommen und zu Ruffy zu gehen.

„Das heißt immer noch Vergo-san… mein Prinz“, erwiderte Vergo kühl. „Würdet Ihr jetzt bitte mitkommen? Euer Vater macht sich schon Sorgen.“

„Ich werde Vater alles erklären, sobald er hier eintrifft. Dann kehre ich mit ihm zurück.“

„Das wird leider nicht gehen. Mein Bruder wird nämlich nicht herkommen“, gluckste eine Stimme.

Ein großer, blonder Mann gesellte sich zu ihnen. Er trug, genau wie Vergo, eine dunkle Brille, die seine Augenpartie verdeckte. Sein Gesicht zierte ein breites Grinsen.

Law war sehr überrascht, den Mann zu sehen. „Du bist auch hier, Onkel Doflamingo? Und was meinst du damit, dass Vater nicht kommt?“

Doflamingo lächelte süffisant. „Nun, ich meine das, was ich sage. Er kommt nicht. Ich war so frei, ihn über deinen kleinen Ausflug zu unterrichten. Er ist nicht sehr erfreut. Er ist auf der Stelle umgekehrt und hat mich gebeten, dich sofort zu holen. Oh, und er duldet keine Widerrede. Fufufufufufu.“

Widerwillig ging Law auf seinen Onkel zu. Er drehte sich kurz zu Ruffy um, lächelte ihn noch einmal zu, dann ging er.

Doflamingo widmete sich nun Ruffy. „Nun, kleiner Polizist“, sagte er laut, damit es die neugierige Menschenmenge auch hören konnte, „ich hoffe, die romantische Zweisamkeit mit meinem Neffen hat dir zugesagt. Ich fürchte nur, dass sich das nicht wiederholen wird. Einen schönen Tag noch.“

Mit einer großzügigen Verbeugung verabschiedete sich Doflamingo von Ruffy, dann folgte er seinem Neffen; Vergo und die Soldaten im Schlepptau.

Ruffy blieb allein zurück, die völlig entsetzten Blicke der umstehenden Leute auf sich spürend…

Ray ist verschwunden

China, 01. Dezember

Das Telefon im Hause der White Tiger X klingelte. Mariah nahm gerade noch rechtzeitig ab. Kai war dran. Wiedermal. „Was gibt es denn?“, fragte sie.

„Ist Ray noch bei euch?“, fragte Kai.

„Nein, der ist schon seit ein paar Tagen nicht mehr hier.“

„Mit wem redest du da?“, tönte Lee von hinten.

Sie antwortete ihm.

„Der ist schon wieder zurückgeflogen. Zumindest wollte er das.“, erklärte Lee.

„Hmm...“, brummte Kai.

„Warum fragst du? Ist er noch nicht da?“, hakte Mariah nach.

„Nein. Deswegen rufe ich ja an.“

„Hier ist er jedenfalls nicht!“, meinte Lee und Kai hörte ihn davontrotten und eine Tür ins Schloss fallen.

„Tja, da kann ich dir auch nicht helfen...“, meinte Mariah, als die Tür wieder aufging.

Lee kam anscheinend zurück. „Warum fragst du nicht einfach bei China-Airlines nach seinem Flug?“, schlug er vor.

„Warum nicht. Okay, ich meld mich dann nochmal.“; sagte Kai, verabschiedete sich und legte auf.

Das ich da nicht selbst drauf gekommen bin... Gleich mal anrufen... Kai befolgte also Lees Rat und fragte bei der Airline nach. Ray hatte den Flug zwar gebucht und wollte am 30. Oktober wieder zurück nach Tokyo fliegen und stand auch auf der Passagierliste – aber angetreten hatte er den Flug nicht. Kai war anscheinend hörbar irritiert, als er sich von der netten Dame verabschiedete. Der Flug war gebucht, aber wieso hat Ray ihn dann nicht angetreten? Warum war er nicht da? Wo war er? Und wo ist er jetzt?

Kais Blick fiel auf ein Foto von ihm und Ray. Wie schwer war doch ihre Beziehung zueinander... Er hatte angekündigt, sich nochmal bei Mariah und Lee zu melden. Mariah hatte offensichtlich schon darauf gewartet, denn sie nahm sofort ab.

„Er stand auf der Passagierliste, ist aber nicht mitgeflogen. Er muss noch in China sein!“, erklärte Kai.

„Kann eigentlich gar nicht sein.“, meinte Mariah. Was ist hier los? Ist Ray etwa irgendwas passiert?

„Ich werd ihn suchen!“, sagte Kai nach einem Moment.

„Vielleicht ist das besser...“

Sie beendeten das Gespräch und Kai schaute zu dem Foto von Ray, dass auf seinem Regal stand. Wie schön hatte es angefangen, wie schwer wurde es dann...
 

Es war kalt. Ray hatte damit nicht gerechnet, als er aus China zurück nach Tokyo kam. Der Weg hatte ihn direkt zu Kais Wohnung geführt. Die lag dem Flughafen am nächsten, was ihm sehr zupass gekommen war. Zitternd hatte Ray an der Gegensprechanlage gestanden und sich ziemlich unsicher gemeldet und darum gebeten sich bei ihm aufwärmen zu dürfen. Oben an der Tür hatte er ihn entschuldigend angesehen, weil er ihn aus dem Bett geholt hatte. Es war kurz vor Weihnachten und Kai konnte ihn sowieso nicht wegschicken, als er so vor ihm stand. Er ließ ihn hineinkommen, holte sofort eine Decke aus dem Schrank und legte sie dem frierenden Ray sofort um. Dann zog er das Sofa aus und legte Bettzeug darauf. „Wärm dich auf. Ich mach dir noch einen Tee und dann geh ich schlafen. Du dann besser auch.“, sagte Kai und ging in der Küche Tee kochen.

Er brachte Ray die Tasse, der bereits auf dem Sofa saß und die dicke Bettdecke umgeschlungen hatte.

„Danke...“, nuschelte Ray.

„Keine Ursache. Schlaf gut.“, meinte Kai und verschwand in sein Schlafzimmer.

Als er am nächsten Morgen aufwachte, kitzelte ihn etwas an der Nase. Als er den schwarzen Schopf an seiner Schulter bemerkte, seufzte er. Er rieb sich die Nase und positionierte sich vorsichtig so, dass er den hübschen Chinesen beim Schlafen beobachten konnte. Wie kam er nur dazu...? Nun ja, er mochte Ray schon länger, doch als Ray entschieden hatte, nach China zu gehen, war er insgeheim ja froh gewesen. Denn so konnte er sich zumindest von Ray sehr leicht fernhalten um dessen Charme nicht noch mehr zu verfallen. Er wollte sich nicht in ihn verlieben, doch an diesem Morgen war es um sein Herz endgültig geschehen. Und zwar so plötzlich, dass er es ihn überrumpelte und er es nicht einmal mehr hätte aufhalten können. Und das ausgerechnet an Heiligabend! Wenn etwas kam, dann gleich alles auf einmal... Als Ray auch aufwachte und zu Kai schaute, war sein Blick mehr als schuldbewusst.

„Guten Morgen?“, krächzte er müde und verunsichert.

Doch Kais Blick war nicht strafend oder wütend sondern liebevoll und warm. Ray war einen Moment überrascht, als er es merkte. Doch dann traute er sich und schmiegte sich an ihn.

„Warum bist du eigentlich hier?“, fragte Kai nach einer Weile.

„Ich... hab mich mit Mariah gestritten.“, antwortete Ray.

„So schlimm?“

„Ja für mich schon. Aber lass uns nicht davon reden, ich möchte das jetzt nicht.“

„Gut, dann lassen wir das.“, sagte Kai und drückte ihn an sich.
 

Abends gingen sie gemeinsam in die Kirche. Kai hatte sich am Vormittag sogar die Mühe gemacht, einen Braten in den Ofen zu schieben. Als sie abends wieder nach Hause kamen, holte Kai noch aus dem Keller einen Rotwein und richtete den Tisch noch schön mit Kerzen her. Es war richtig romantisch und Ray bemerkte, dass auch bei ihm die Gefühle für Kai keineswegs durch die längere Entfernung getrübt worden waren.

Nach dem Essen hatte Ray entschieden, dass sie sich gemeinsam einen Film ansahen. Während sie auf dem Sofa saßen dachte Kai nach. Das ihre Freunde nicht gern in die Kirche gingen, war ihnen heute sehr gelegen gekommen. Am liebsten würde Kai es ewig geheim halten wollen, dass Ray wieder in Japan war. Und vor allem, dass er bei ihm war. Er kuschelte sich fest an ihn.

Kuscheln war auch der Hauptteil ihres Zeitvertreibs bis Silvester. Da Kai während der ganzen Zeit auch völlig vergessen hatte Feuerwerk zu kaufen, sahen sie sich das der anderen vom Dach aus an. Heute war auch der Tag, an dem die anderen endlich auch von Rays Rückkehr erfuhren...


 

Kai ging alle Möglichkeiten durch, was passiert sein konnte und ging dabei davon aus, dass es nichts Schlimmes war. Letztendlich nahm er sein Handy und wählte Rays Nummer.

„...Die gewünschte Person ist zur Zeit nicht erreichbar... The person you've called-“ Kai beendete den Anruf. Auch das noch! Verdammt, was ist hier los? Was ist das für ein Spiel?!

Kai rief noch einmal Mariah und Lee an, doch die konnten ihm beide nicht weiterhelfen. Zumindest nicht am Telefon. Das war auch der Grund, weshalb er am nächsten Tag ein Flugticket nach China kaufte und noch am selben Tag flog.

Am späten Abend traf er bei Lee und Mariah ein, die ihm ein Gästezimmer gaben. Nach dem Essen fragte Kai erneut nach Ray. Und nach Lee, denn der war als Erster fertig gewesen und war sofort gegangen.

„Tja, keine Ahnung wo Lee hingegangen ist. Was Ray betrifft... ich weiß wirklich nicht, wo er sein könnte. Wirklich Zeit habe ich aber auch nicht. Tut mir Leid, Kai!“, sagte Mariah und verließ mit einem hastigen Blick auf ihre Armbanduhr die Küche.

Na toll! Herzlichen Dank, Mariah! Und Lee ist auch nicht da! Kai verließ nun auch die Küche und ging hinaus. Es fing an, dunkel zu werden und daher lohnte es sich für ihn nicht mehr, jetzt noch Ray suchen zu gehen. Das verlegte er auf den nächsten Tag.

Was er dann auch tat. Sein Weg führte ihn durch den nahegelegenen Wald. Er rief nach Ray, doch außer dem Echo seiner eigenen Stimme kam nichts zurück. Keine Antwort. Niedergeschlagen kehrte er nach einer Stunde zurück. Verdammt... Er ist nicht in Japan... seinen Flug hat er nicht angetreten und hier in China ist er anscheinend auch nicht... Ray, spielst du mit mir, oder was soll das? Hast du Angst? … Aber wovor? Vor mir? Davor, dass ich ausraste, wenn du zurückkommst, weil du mit mir Schluss machen willst? Sowas Dummes... Ray, hör auf mit dem Scheiß und komm zurück! Ich will nicht daran denken, dass dir was passiert sein könnte! … Aber was, wenn doch? Ray! Wo bist du?

Ein Schrei durchbrach die Stille im Haus, als Kai gerade ankam und holte ihn aus seinen Gedanken. Er folgte aufgeschreckt dem anhaltenden Geschrei bis in ein Zimmer in dem Mariah am Fenster stand und sich komisch bewegte.

„Was ist denn hier los?“, fragte Kai irritiert.

Mariah drehte sich um und Kai starrte sie entsetzt an. Ja … Äh... Nein... Was ist denn jetzt los? Was ist denn das für ein Bündel?

„Was ist das denn?“, fragte er ironisch.

Mariah hatte die Ironie in seiner Stimme wohl nicht gehört und musterte ihn strafend. „Das- Kai -ist ein Baby!“, belehrte sie ihn.

Kai lächelte entschuldigend und kam näher. „Das weiß ich.“, sagte er und sah das Baby fragend an.

„Was?“, fauchte sie.

„Deines?“, stellte Kai die Frage, die sich ihm gerade gestellt hatte.

„Ich würde lügen, würde ich nein sagen... Natürlich ist das meins! Sieht man das nicht? Sie hat schließlich meine Augen!“, empörte sie sich.

Kai sah genauer hin. „Also... wenn ich's nicht besser wüsste, dann würde ich behaupten, dass ihre Augen wie Rays aussehen...“, entgegnete er.

Mariah reagierte nicht darauf. Sie sah ihn nur an und ihr Blick war nicht mehr tadelnd, sondern einfach nicht mehr einzuordnen.

„Was ist?“, fragte Kai irritiert.

„Nichts... Schon gut... Ich denke, du solltest nach Tokyo zurückfliegen. Ich glaube nicht, dass Ray hier ist.“, meinte sie leise und legte das Kind in seine Wiege zurück, wo es zufrieden seinen Daumen in den Mund steckte und zu nuckeln begann.

Was war das denn jetzt? Was hat sie denn? Hab ich was Falsches gesagt? Kai schaute ihr zu, wie sie das kleine Etwas kitzelte und ihm den Schnuller gab.

„Hast du mir nicht zugehört? Wenn du Ray hier nicht findest... warum fliegst du dann nicht nach Hause? Hier zu sein nützt dir doch auch nichts.“, meinte sie und bedachte ihn mit einem entsprechenden Blick.

Kai gab ihr im Stillen Recht. „Wenn du meinst. Dann fliege ich eben heute Abend zurück.“

Er wandte sich von ihr ab und ging hinaus.

Mariah sah ihm wehleidig nach. Oh Kai, wenn du nur wüsstest... Das Ray letztes Jahr zurückgeflogen ist, weil er dich vermisst hat, weiß ich. Und auch, dass er dich liebt. Jetzt hab ich gesehen, dass du ihn genauso sehr liebst... Ray... du bist beliebt... Er liebt dich... Ich liebe dich...

Das kleine Mädchen riss Mariah mit einem Wimmern aus ihren Gedanken. „Oh... Ling... Nicht schon wieder...“
 

Als Kai im Flieger saß, kam ihm Mariahs Blick wieder in den Sinn. Und in dem Zusammenhang auch ein Gedanke, der ihn beinahe schockte. Als ich meinte, die Kleine hätte Rays Augen, hat sie mich gar nicht angeschrien. So wie sie mich angeschaut hat, könnte man meinen... Aber... Könnte das wirklich sein? Kann es sein, dass dieses kleine Bündel... dass es Rays Kind ist? … Mein Gott, Ray... bist du deshalb aus China zurückgekommen? Weil du wusstest, dass Mariah ein Kind bekommt? … Meine Güte, wenn das so ist, warum hat er mir nie was gesagt?

Kai schaute aus dem Fenster in die dunkle Nacht. Dass das Kind an Mariahs Armen nur Rays sein konnte, war ihm jetzt klar. Sie hatte Rays Augen, das hatte Kai sofort erkannt.

„Möchten Sie etwas trinken?“

Kai wandte sich zu der Stewardess um, die ihn leise angesprochen hatte. Als sie in sein Gesicht sah, erschrak sie. „Was haben Sie denn? Ist etwas passiert?“, fragte sie besorgt.

Erst jetzt bemerkte Kai, dass Tränen an seinen Wangen herunterrollten. Er fing einen Tropfen mit dem Handrücken auf und betrachtete den nassen Fleck. „Nein, alles in Ordnung... Danke.“
 

Als Kai zu Hause ankam, telefonierte er sofort herum, ob Ray nicht doch irgendwie nach Tokyo gekommen war. Doch nichts. Niemand wusste, wo Ray jetzt war. Kai saß verzweifelnd auf dem Bett, neben ihm das Telefon. Eine Kerze brannte neben ihm und er hielt das Foto von sich und Ray in den Händen. Plötzlich klingelte das Telefon wieder. Es war Tyson und Kai erwartete schon gute Nachrichten, dass sie wussten, wo Ray war. Doch Tyson wollte nur, dass Kai zu ihm kam um mit ihm darüber zu reden.

Kai folgte dem Rat und traf kurz darauf bei Tyson ein – und war überrascht auch die anderen bei ihm anzutreffen. Er erzählte auf Tysons Aufforderung hin noch einmal alles, was er wusste und dass er Ray suchen wollte. Tyson jedoch riet ihm, etwas anderes zu tun.

„Überlass das lieber der Polizei. Die wissen, was sie tun müssen.“, meinte er.

Max stimmte dem zu.

„Ray ist in China verschwunden, nicht hier!“, gab Kai zurück.

„Dann sollen die ihn dort suchen, aber wir sind hier und wir können es nur von hier melden.“

Tyson nickte, als Max dies gesagt hatte und sah dann Kai an.

„Also gut...“, gab Kai nach.

Noch am selben Abend gingen die drei zur Polizei und die setzten sich mit der chinesischen Polizei in Verbindung.
 

Kaum, dass die anderen erfahren hatten, dass Ray wieder im Lande war, konnten die beiden sich nur noch selten sehen. Schon allein weil Kai im BBA-Hauptsitz arbeitete und die zur Zeit mehr als genug zu tun hatten. Das war auch einer der Gründe, warum ihre junge Beziehung immer mehr auf der Strecke blieb und sie anfingen sich zu streiten. Dazu kam, dass ihre Freunde ja nichts von der Beziehung wissen sollten. Sie befürchteten, dass sie sich dann von ihnen abwenden würden. Leider war das Verbergen leichter gesagt als getan. Waren sie allein mit den anderen unterwegs, wirkten ihre Blicke sehnsüchtig verträumt. Waren sie gemeinsam mit ihren Freunden unterwegs, suchten ihre Augen mehr als oft den Kontakt zum anderen. Tyson und die anderen stellten sie nun endlich zur Rede.

„Kai! Was läuft da zwischen dir und Ray? Da ist doch was, das merkt 'n Blinder mit Krückstock!“, fauchte Tyson.

Ray sah hilfesuchend zu Kai, doch der wehrte alles ab, was Tyson sagte, zumal dessen Ideen jedes Mal sowieso falsch waren. Zumindest bis Max es endlich aussprach, nachdem er eine ganze Weile genervt zugehört hatte.

„Ihr habt was miteinander, oder? Das sieht man euch an!“

Kai seufzte schwer und Ray musste schlucken.

„Ja...“, gab Kai knirschend zu.

„Seit wann?“, fragte Hilary, dessen Ton erbarmungslos klang.

„Seit Weihnachten.“

Kenny und die anderen starrten sie entsetzt an. Kai und Ray schluckten schwer.

„Und das erfahren wir jetzt erst?!“, fragten sie alle wie aus einem Mund.

Kai und Ray waren überrascht aber auch erleichtert, dass ihre Freunde sie nicht verurteilten und beiden stahl sich ein Lächeln auf die Lippen. Bei ihren Freunden mag es zwar einfach gewesen sein, doch es würde bei anderen wohl nicht so gut ankommen. Es blieb dabei, sonst durfte es niemand wissen.
 

Und dennoch blieb es weiterhin sehr schwer, sich nicht allzu zu oft sehen zu können und es auch noch geheim zu halten. Vor allem für Kai, der Ray immer vermisste und jeden Tag sehnsüchtig die Abende herbeiwünschte, an denen sie sich sehen konnte. Aber gerade das führte eines Abends zu einem Streit zwischen ihnen.

„Kai... Ich hab es satt, dass wir uns vor allen verleugnen müssen.“, sagte Ray, als sie gerade dabei waren, das Abendessen zu kochen.

„Es geht aber nicht anderes.“, meinte Kai.

„Es muss gehen! Ich weiß nicht, wie das weitergehen soll!“

Kai musterte ihn. „Ich würde es auch gerne ändern, glaub mir. Aber wenn ich auf Arbeit den wahren Grund für die gelegentlichen Kleinigkeiten, die mir so passieren, sage... Dann bin ich meinen Job los!“

„Wer sagt denn das?“, fragte Ray aufgeregt.

„Das sagt keiner, aber ich kann mir gut vorstellen, dass das passiert. Und das will ich nicht!“

Ray stellte den Topf beiseite und senkte den Blick. „Dein Job ist dir also wichtiger als ich?“

Kai seufzte. „Nein, so habe ich das auch nicht gemeint.“

„Dann pfeif drauf, was passieren könnte, sag es endlich!“

„Nein, Ray!“

Ray ließ den Löffel fallen, mit dem er eigentlich gerade im Topf rühren wollte und ging aus der Küche. „Dann spiel doch weiter Verstecken!“, maulte er, nahm seine Jacke und ließ die Wohnungstür ins Schloss fallen.

Kai seufzte schwer. „Ray... Ich will doch nur, dass wir so weiter leben können, wie bisher. Dass ich dir deine Wünsche auch weiter erfüllen kann. Ohne Job, kann ich das doch nicht...“

Auf und aus der Spur

Japan, 05. Dezember

Durch die Befragungen fanden sowohl die chinesische als auch die japanische Polizei schnell heraus, dass Ray nicht von allein verschwunden war. Da hatte jemand zu beigetragen, wie sie es nannten. Kai konnte einfach nicht verstehen, wem etwas daran gelegen sein konnte, dass Ray verschwand. Sowohl er nicht, als auch seine Freunde nicht. Und deshalb setzte Tyson im Dojo seines Opas direkt wieder eine Art Besprechung an.

„Kai... Gibt es nicht doch jemanden, der was gegen Ray hat? Das kann doch nicht einfach so passieren.“, sagte er.

„Ich weiß es nicht! Woher sollte ich denn wissen, ob Ray sowas wie Feinde hat!“

„Ich dachte, ihr redet miteinander.“, meinte Hiro.

„Nein... seit einiger Zeit schon nicht mehr. Und wenn, dann nicht darüber! Es gab nie einen Grund, über solche Dinge zu reden.“, antwortete Kai darauf.

„Ist denn irgendwas passiert?“, fragte Kenny.

Kai seufzte. „Er hat aus China angerufen, nachdem Mariah ihn zu sich bestellt hatte und wollte auf einmal Schluss machen.“, erklärte er.

„Wieso denn das?“, fragte Hilary ehrlich überrascht.

„Keine Ahnung, das hat er mir nicht gesagt.“

„Komisch... So kenne ich Ray gar nicht. Wir alle nicht. Irgendwas stimmt da doch nicht.“, meinte Max.

Kai gab ihm im Stillen Recht.

„Haben sie sonst irgendwas rausgefunden? Hast du schon was gehört?“, fragte Tyson.

„Nein...“, war Kais Antwort.
 

In der Polizeidienststelle der chinesischen Provinz Sichuan ging am späten Nachmittag ein anonymer Anruf ein. Der diensthabende Beamte rannte nach dem Telefonat sofort zum leitenden Ermittler des Falles „Kon“.

„Chef!! Wir haben einen Hinweis! Ein anonymer Anruf!“, hechelte er.

Inspektor Chen sprang auf. Er sah den jungen Polizisten so eindringlich an, dass dieser sofort alle Einzelheiten ausspuckte.

„So ist das also... Ich ahne da was... Es wäre möglich, dass uns der Kerl an der Nase herumführen will.“

Der jüngere Mann nickte eifrig. Alles, was Inspektor Chen sagte, war richtig und jeder noch so kleine Befehl war Gesetz. Und Inspektor Chen hatte bisher immer dafür gesorgt, dass die Festgenommenen mit Sicherheit auch verurteilt wurden. Und das wollte er auch diesmal erreichen. Die Beweislage ist noch dünn, aber verlass dich drauf! Ich kriege dich, du Schwein!
 

Es wurde Frühling und Kai hatte sich einen längeren Urlaub genehmigt und hatte beschlossen, mit Ray in Mr. Dickensons Landhaus auf Hokkaido zu fahren. Er versprach ihm, dass sie nichts und niemand dort stören würde. Ray freute sich riesig darauf und am Abend ihrer Ankunft war klar, dass es sich gelohnt hatte.

Ray kam von draußen wieder ins Haus und bereits auf der Terrasse sah er einen Pfad aus gelben, roten und rosafarbenen Rosenblüten, der ihn die Treppe hinauf führte. Oben führte er ihn weiter bis zu einem Zimmer, dass ausschließlich von Kerzen beleuchtet wurde, die einen angenehmen rosigen Duft verströmten. Um und auf dem Bett lagen noch mehr der Rosenblätter und von irgendwoher kam klassische Musik. Wenn Ray richtig hörte, war das Bachs Adagio No. 3. Ray betrat das Zimmer und hinter ihm ging leise die Tür zu. Erschrocken drehte er sich um und schaute in Kais liebevolles Gesicht.

„Hab ich dir zu viel versprochen? Ich habe ja gesagt, dass uns nichts und niemand stören würde.“

Ray lächelte und ließ sich von Kai mit Küssen verwöhnen, mit denen dieser seinen Hals übersäte. Kai zog ihn ganz langsam aus und auch seine eigenen Kleider fielen Stück für Stück und zogen eine Spur bis zum Bett. Behutsam legte er Ray auf die Rosenblütenblätter und versah seinen Körper mit zarten Küssen. Seine Hände wanderten über Rays Körper und Ray fand ihn dabei ungemein geschickt. Wie er ihn berührte. Jedesmal lief ihm ein wohliger Schauer über die ganze Haut, wenn Kai seinen Hals hauchzart küsste und mit den Händen wie eine Feder an seinen Seiten entlangstrich. Kai wandte unheimlich viel Zeit für die Verführung auf. Soviel, dass es Ray beinahe wahnsinnig machte. Vorsichtig tastete sich Kai nun endlich vor und drang vorsichtig in Ray ein. Er war auch dabei ungemein zärtlich, wo es doch schon wieder einige Zeit her war, dass sie das letzte Mal miteinander geschlafen hatten. Sie versanken geradezu in der wohligen Hitze, die sich in beiden ausbreitete. Nachdem das Lustgefühl wieder abgeflaut war und Kai sich neben Ray gelegt hatte, strich er wieder zärtlich über dessen Haut. Solange, bis er einschlief. Dann deckte er den hübschen Chinesen zu, löschte alle Kerzen und legte sich wieder dicht an ihn heran. Er schaute ihm noch eine Weile beim Schlafen zu, bis er selbst einschlief.

Am Morgen danach weckte sie ein durchdringendes Klingeln aus Rays Tasche. Sein Handy. Es war Mariah und sie wollte, dass Ray nach China kam. Sofort...


 

Japan, 07. Dezember

Es waren ein paar Tage vergangen, seit Kai und seine Freunde miteinander gesprochen hatten. Als Tyson und Co. Kai heute besuchen kamen, öffnete dieser ihnen schweigend. Er sah zerzaust und müde aus. Tyson war entsetzt, ihn so zu sehen und der Zustand seiner Wohnung schockte ihn noch mehr. Normalerweise war Kai ein sauberer, akkurater Mensch, doch jetzt lag der Stab auf den Regalen, der Abwasch stapelte sich und Fusseln zierten den Teppich. Nicht einmal die Wäsche hatte Kai gewaschen.

„Um Himmels Willen! Wie sieht es hier aus? Kai, so geht das nicht!“, sagte Tyson und packte Kai an den Schultern.

Der jedoch schaute ihn geradezu resigniert an.

„Komm mit.“, sagte Tyson und wandte sich an seine Freunde. „Wärt ihr so nett? … Ich kümmer mich um Kai.“

Sie verstanden und Tyson schob Kai vor sich her ins Bad.

„Wie kannst du dich nur so derart gehen lassen? Also wenn Ray wieder auftracht, wird ihm das sicher nicht gefallen. Denk doch mal nach!“, fauchte Tyson und bugsierte Kai zur Dusche, wo er ihn schon fast hineinkomplimentieren, ihn fast noch ausziehen und hineinschieben musste.

Mürrisch blieb Tyson davor stehen und wartete, bis Kai fertig war, um ihn neu einzukleiden und ihm weiterhin die Meinung zu geigen. Letztendlich schob Tyson ihn zurück in das inzwischen einigermaßen aufgeräumte Wohnzimmer.

„Lass dich nicht so hängen, Kai!“, sagte Tyson noch einmal.

Doch es kam wieder keine Antwort.

„Tyson, ich glaube, es ist besser, wenn wir gehen.“, meinte Hilary vorsichtig.

„Aber-“, setzte Tyson an.

Max zog ihn am Arm. „Nichts aber... Wir lassen ihn besser erstmal in Ruhe.“

„Wie ihr meint.“

Sie verabschiedeten sich wieder von Kai, der immer noch auf dem Sofa hockte. Zumindest hatte er den Anstand, sie zur Tür zu begleiten. Tyson schaute ihn wehleidig an, doch was konnte er schon tun?

Als sie wieder weg waren, ließ Kai sich erneut auf das Sofa plumpsen und blieb dort sitzen, bis sein Magen sich meldete und er sich zumindest eine Kleinigkeit aus der Küche holte. Dennoch hatten Tysons Worte wenig Wirkung gehabt, denn als sie ihn einige Tage erneut besuchten, in der Hoffnung, er hätte sich wieder gefangen, zeigte sich ihnen das gleiche Bild, wie eine Woche zuvor. Und wieder war es dasselbe Spiel: Tyson kümmerte sich um Kai während die anderen das Wohnzimmer und die Küche so gut es ging sauber machten.

Diesmal aber gab sich Tyson nicht mit einer Predigt zufrieden, sondern er forderte sich Kais Aufmerksamkeit ein und machte ihm fast die Hölle heiß.

„Das kann so nicht weitergehen, Kai! Du kannst Ray doch nicht einfach aufgeben!! Hör verdammt nochmal auf, dich so gehen zu lassen und komm endlich wieder auf die Beine!“, schrie er ihn an.

Hilary schluckte schwer als sie die Tränen in Tysons Augen glitzern sah. Ja, seine Freunde waren ihm das wichtigste. Und Kai brauchte sie jetzt.

Kai saß in seinem Sessel, den Kopf gesenkt, den Blick auf das Foto von sich und Ray gerichtet. Ich gebe Ray nicht auf... Ich kann es nur nicht ertragen, nicht zu wissen wo er ist und wie es ihm geht... Wenn ich euch nicht hätte... Wenn ich dich nicht hätte, Tyson... Dann stand er plötzlich auf und zog umarmte Tyson so fest wie noch nie.

Der war so ziemlich verdutzt, aber er verstand schnell, dass Kai ihm dankbar war. Dankbar, dass er ihn wachgerüttelt hatte.
 

„Mariah, ich kann hier jetzt nicht weg!“, sagte Ray.

Kai saß neben ihm.

„Und ich will auch gar nicht.“, fügte Ray hinzu.

Er und Kai saßen noch immer in dem Bett auf den Rosenblütenblättern. Kai strich sanft über Rays Arm und sah ihm beim telefonieren zu. Dass Mariah ausgerechnet jetzt anrief, hätte er nicht vermeiden können und Ray machte ihm danach auch keinen Vorwurf deswegen. Doch Mariah musste nun etwas gesagt haben, dass Ray regelrecht zwang, zu ihr nach China zu kommen.

„Ich muss zu ihr fliegen.“, sagte Ray betreten, nachdem er aufgelegt hatte.

„Kannst du auch, aber unseren Urlaub genießen wir doch noch. Und ich möchte mitkommen.“, meinte Kai mit einem Lächeln.

Ray schüttelte mit dem Kopf. „Ich muss allein fliegen. Und ich will auch allein zu ihr. Aber du hast Recht. Nach unserem Urlaub. Solange muss Mariah noch warten.“, erklärte Ray und klang zum Ende seines Satzes wieder fröhlicher.

Doch Kai missfiel es, dass Ray allein nach China fliegen wollte.

December Night

„So, Bitteschön, der Herr! Und beehren Sie uns bald wieder!“

Die Verkäuferin reichte dem jungen Mann die Einkaufstüte mit dem Geschenk darin, das sie mit besonderer Sorgfalt eingepackt hatte. Dann lehnte sie sich mit einem breiten Lächeln auf die Theke und sah ihm verträumt dabei zu, wie er den Laden verließ.

Was für ein schöner Mann! Er war zwar etwas zu jung für sie und eine Beziehung mit ihm würde ihr jede Menge Ärger einbringen, aber bei so einem Zuckerschnütchen würde sie glatt eine Ausnahme machen.

Zu schade bloß, dass er wahrscheinlich schon jemand Anderen hatte. Sie wusste es nicht genau, aber es schien offensichtlich. So liebevoll, wie er den roten Schal angesehen hatte, den er gerade gekauft hatte…

Und auf ihre Flirtversuche hatte er auch nicht reagiert. Wie schade.

Seufzend richtete sich die Verkäuferin wieder auf und widmete sich dem nächsten Kunden.

Was die Frau nicht ahnen konnte, war, dass der junge Mann sie deshalb die ganze Zeit über ignoriert hatte, weil er sie gar nicht hören konnte.

Wie üblich hatte die laute Musik aus seinen Ohrstöpseln Justin Law daran gehindert, etwas zu hören. Er nahm sie so gut wie nie raus.

Diejenigen, die ihn nicht kannten, mochten dies als unhöflich empfinden.

Gut, diejenigen, die ihn kannten, empfanden das auch so, aber die hatten sich immerhin daran gewöhnt.

Justin war es allerdings herzlich egal, was andere von ihm dachten. Für ihn zählte nur die Gunst seines „Gottes“, dem Shinigami. Daher war er auch der Einzige, der dieses Jahr ein Geschenk von ihm bekommen würde. Für den roten Schal hatte er sich übrigens nicht einfach so entschieden. Er hatte im Vorfeld versucht, selbst einen zu stricken, war aber schnell zu dem Ergebnis gekommen, dass stricken ihm gar nicht lag und kaufte einfach einen.

Nun streifte er durch die Gassen von Death City.

Doch bevor er zur Shibusen zurückkehrte, wollte er noch eine alte Tradition seiner Eltern vollziehen: jedes Jahr, wenn alle Geschenke besorgt worden waren, gingen sie alle in die Kirche, um für ein schönes Weihnachtsfest zu beten. Diese Tradition erschien überflüssig, wo Justin’s Gott doch der Shinigami war. Aber Justin hing an dieser Tradition, weil sie eine der wenigen Erinnerungen an seine verstorbenen Eltern darstellte. Wenn er so wie damals als Kind in der Kirche saß und betete, fühlte er sich seinen Eltern wieder nahe…

Also begab er sich zur Kirche am Rande von Death City, setzte sich ganz nach vorne, schloss die Augen und betete. In der Kirche war außer ihm niemand, also konnte er in Ruhe seinen Erinnerungen nachhängen.

Gerade, als ihn wieder dieses vertraute, warme Gefühl durchflutete, stieß jemand lautstark die Tür auf und schlürfte geräuschvoll hinunter zum Altar, ohne die Tür wieder zu schließen. Justin öffnete die Augen nicht, aber das war auch nicht nötig. Er kannte die Seelenwelle dieser Person ganz genau. Es war jemand, den er nie hier erwartet hätte. Jemand, der sehr schlechte Laune bekam, wenn man ihn ignorierte.

„Hey! Ich weiß genau, dass du mich längst bemerkt hast! Sieh mich endlich an!“, blaffte er.

„Es ist auch nicht besonders schwierig, dich zu bemerken. Eine Horde Elefanten könnte leiser auftreten als du“, erwiderte Justin schnippisch, dann blickte er zu dem anderen Mann auf. „Sag mir, Giriko-san, wie schafft einer wie du es eigentlich, über die Schwelle einer Kirche zu treten?“

Giriko grinste breit und entblößte eine Reihe spitzer Zähne, die an die Zähne einer Säge erinnerten. Äußerst passend, wenn man bedachte, dass er auch eine war.

„Schockiert dich das?“, fragte Giriko herausfordernd.

„Nein. Ich weiß nur nicht, was du hier willst.“

„Darf ich deine heiß geliebte Kirche nicht betreten?“

„Du weichst mir aus.“

„Kann schon sein“, seufzte Giriko und setzte sich neben Justin. Sein Blick fiel auf das Geschenk in der Tüte neben dem Blonden. „Für wen ist das?“, wollte er wissen.

„Für jemand ganz Besonderen“, war Justin’s karge Antwort.

„Etwa für deinen ach-so-tollen-Gott?“, höhnte Giriko. Justin antwortete nicht. „Also ja. Meinst du nicht, dass das etwas übertrieben ist?“

„Was weißt du schon? Dir ist doch nichts und niemand wichtig, außer zu töten. Du wirst nie verstehen, was es heißt, jemanden zu lieben!“

„Ja, richtig! Ich vergaß! Ich bin ja aus Stein und habe keine Gefühle!“, stieß Giriko bitter hervor und stand auf. Dabei fiel ihm etwas aus der Hosentasche – ein Päckchen.

Justin hob es auf und bekam tellergroße Augen. „Da… steht ja mein Name drauf!“, sagte der junge Geistige und musterte Giriko überrascht.

„Klar steht er da drauf“, murmelte der Brünette, mit dem Rücken zu Justin gedreht. „Ist ja auch für dich.“

„Also bist du nur hergekommen, um mir das hier zu geben“, stellte der Blonde fest. „Und was ist drin?“

„Mach es auf!“

Vorsichtig packte er das Geschenk aus und öffnete die kleine Schachtel. Darin lag ein roter Samtbeutel. Justin zog ihn auf und holte ein kleines, plexiglasähnliches Viereck hervor. Darin schien irgendetwas zu sein. „Was ist das?“, fragte ratlos.

„Das ist eine Schneeflocke“, erklärte Giriko. „Vom Himalaja. Wir waren neulich da. Ich hab die Schneeflocke für die Ewigkeit konserviert in einer einprozentigen Polyhymuelazetalhartzlösung. Es schmilzt nicht, selbst wenn du es in die Sonne hältst.“

Beeindruckt betrachtete Justin sein Geschenk. „Wirklich wunderschön… Dass du das selbst gemacht hast…“

„Überrascht dich das? Von handwerklichen Dingen verstehe ich was. Du kennst doch meine Golems!“

Justin verzog leicht das Gesicht. Er kannte die Golems in der Tat. Sie waren nicht unbedingt schön… eher scheußlich.

„Wie bist du bloß auf die Idee gekommen, mir so was zu schenken?“, wollte Justin wissen.

Giriko zuckte mit den Schultern. „Ich hielt’s für ´ne gute Idee“, war seine ausweichende Antwort.

Justin überlegte kurz, dann holte er das Päckchen aus der Tüte, öffnete es, stand auf und legte Giriko den roten Schal um den Hals.

Verwirrt drehte sich Giriko zu ihm um. „Warum… gibst du mir denn den jetzt?“

„Weil es unfair wäre, wenn du mir so ein schönes Geschenk machst und dann von mir gar nichts bekommst. Ich weiß, es ist nichts Besonderes, aber…“

„Doch, das ist er!“

„Wie meinst du das?“

„Justin, wie viele Menschen bekommen zu Weihnachten ein Geschenk von dir?“, fragte Giriko.

Justin schwieg.

Ein Lächeln huschte über Giriko’s Gesicht. „Siehst du?“

Leicht verlegen wandte Justin sich ab. „Es ist spät“, sagte er leise. „Ich sollte jetzt gehen!“

Der Blonde drehte sich um, ging jedoch nicht. Dann wirbelte er herum, ging auf Giriko zu und gab ihm einen Kuss. Dann rannte er hinaus.

Giriko setzte sich wieder auf die Bank und spielte mit dem Schal. Kirchen waren wohl doch nicht so unnütz…

Ein verschnupfter Hochzeitsgast

Der heutige Tag war wahrlich ein wundervoller Tag. Die Sonne schien, es war angenehm mild und ließ den Schnee glitzern. Nach den vergangenen Tagen, die grau, trist und regnerisch waren, weckte dieser selten freundliche Tag die müden Lebensgeister.

Das fand auch Sarutobi Sasuke.

Er strecke genüsslich seine Gliedmaßen und bereitete sich innerlich auf seine neueste Mission vor.

Plötzlich durchdrang eine laute Stimme den friedlichen Morgen.

„SASUKE!!“

Die Stimme gehörte Sasuke’s Meister, Sanada Yukimura.

Warum war er denn um diese Uhrzeit schon so panisch? Soweit er wusste, hatte sein Meister doch heute gar nichts zu tun, außer vielleicht zu trainieren.

Verwundert suchte Sasuke das Zimmer seines Meisters auf. Er kniete sich vor die Schiebetür und öffnete sie. „Ihr habt nach mir geruf…“

Dem Ninja blieben die Worte im Halse stecken, als er das Chaos im Zimmer sah. Überall lagen die Gewänder verstreut herum. Sein Meister stand mitten in diesem Chaos und musterte seine Gewänder kritisch.

„Was tut Ihr hier, Danna?“, erkundigte sich Sasuke vorsichtig.

„… Ich weiß nicht, was ich anziehen soll“, nuschelte Yukimura durch die Finger seiner rechten Hand, die er nachdenklich auf seine Mund gelegt hatte und fixierte seine Gewänder, als könnten sie ihm die Antwort darauf liefern, welches von ihnen er anziehen sollte.

Der Ninja war noch mehr verwirrt. Eine solche Aussage hätte er von einer Frau erwartet, aber von seinem Meister? Er schüttelte kurz den Kopf. „Äh… dürfte ich fragen, warum das wichtig ist? Wollt Ihr irgendwo hingehen?“

„Natürlich!“, antwortete Yukimura schnippisch, als wäre das die dämlichste Frage überhaupt. „Ich gehe zur Hochzeit von Fürst Yoshimoto Imagawa.“

Sasuke hob eine Augenbraue. „Aber… Oyakata-sama hat doch bereits abgesagt! Was wollt Ihr dann dort?“

Endlich wandte sich Yukimura seinem treuen Diener zu. Sein Gesicht wirkt überrascht und nachdenklich. „Na ja… das war so…“
 

Rückblick

Es begann vor drei Tagen.

Takeda Shingen erkrankte schwer an einer Grippe und da es unwahrscheinlich war, dass er zur Hochzeit wieder fit sein würde, erhielt Yukimura von seinem Herrn den Auftrag, zu Yoshimoto zu reisen und ihm höflich abzusagen.

Nachdem der junge General dies getan hatte, wollte er sich in die Ställe zu seinem Pferd begeben und zurück reiten, als ihm unterwegs eine ihm nur allzu bekannte Persönlichkeit begegnete: Date Masamune, Fürst und Nummer Eins von Oshu.

Er wirkte ziemlich genervt.

Als er Yukimura sah, blieb er unwillkürlich stehen. „Sieh mal einer an. Was führt dich denn hierher?“

„Mein Herr ist erkrankt und kann nicht zur Hochzeit kommen. Und Ihr, Masamune-dono?“

„Ah… ich bin hier, um Yoshimoto mitzuteilen, dass ich allein kommen werde. Mein Begleiter ist verhindert. Eigentlich habe ich überhaupt keine Lust, alleine auf diese Veranstaltung zu gehen, aber… was muss das muss, nicht wahr? Na schön, richte deinem Herrn meine Besserungswünsche aus.“

Mit einem leichten Wink verabschiedete sich der junge Fürst von seinem Rivalen und lief an ihm vorbei.

Yukimura jedoch bekam bei der Nachricht leuchtende Augen und es entwickelte sich eine fixe Idee in seinem Kopf. Schnell folgte er Masamune. „Masamune-dono! Was haltet Ihr davon, wenn ich Euch begleiten würde?“, fragte er aufgeregt.

Wieder blieb Masamune stehen und musterte Yukimura überrascht. „Du? Warum willst du mich denn begleiten?“

Yukimura errötete leicht und dachte rasch nach. Er konnte ihm ja schlecht die Wahrheit sagen. Dass er sich nichts mehr wünschte, als dem Fürsten näher zu kommen.

„Äh, nun… es wäre sicher auch im Sinne meines Fürsten, wenn wenigstens ich bei der Hochzeit erscheine!“, log er.

Masamune war dennoch skeptisch. „Das kann ich nicht von dir verlangen, es ist zu kurzfristig“, versuchte er abzuwimmeln.

„Das ist es gewiss nicht. Ich habe nichts anderes vor.“

„…Du müsstest dich etwas… eleganter anziehen.“

„Kein Problem.“

Masamune seufzte. „Du zwingst mich förmlich dazu, es dir zu sagen, oder?“

„Mir was zu sagen?“

„Du und ich… also… es wäre komisch, ausgerechnet mit dir als mein Begleiter zu der Hochzeit zu erscheinen, angesichts der Tatsache, dass wir erbitterte Rivalen sind.“

„Masamune-dono, ich verstehe durchaus, was Ihr meint. Aber macht Euch deswegen keine Gedanken! Ich erscheine dort lediglich anstelle meines Fürsten! Bitte sagt ja! Ich werde auch nichts tun, was Euch in Verlegenheit bringen würde!“, flehte Yukimura und setzte automatisch eine Hundeblick auf.

Schließlich knickte Masamune ein. „Gut, ich bin einverstanden. Aber nur, weil ich ungern allein dort hingehe!“

„Ich danke Euch, Masamune-dono. Das werdet Ihr nicht bereuen!“

Freudestrahlend drehte sich Yukimura um und ging zu den Ställen.

Rückblick Ende
 

Sasuke seufzte fassungslos. „Ihr… habt also Fürst Date versprochen, ihn zu der Hochzeit zu begleiten?“

Yukimura nickte.

„Dürfte ich Euch eine Frage stellen? Was wollt Ihr von diesem brünetten Mann?“, fragte der Ninja eindringlich, wobei er die Worte »brünetter Mann« besonders betonte, als sei das wichtig.

„Er ist nicht brünett“, empörte sich Yukimura, dann wurde sein Blick ganz verträumt. „Sein Haar ist mehr wie… helle Schokolade. Es ist so wundervoll, wenn der Wind ihm sanft ein paar Strähnen in sein Gesicht weht oder das Sonnenlicht es verführerisch schimmern und verspielt über ihn hinwegtanzen lässt.“ Yukimura seufzte verzückt, dann fiel ihm urplötzlich wieder ein, dass Sasuke ja auch noch da war und er wurde rasch wieder ernst. „Er ist also nicht brünett!“

„Danna…“, begann Sasuke tadelnd, fand aber nicht die richtigen Worte. Schließlich sagte er entschieden: „Ihr müsst das absagen! Ihr könnt diesen Mann nicht auf die Hochzeit begleiten!“

„Doch, ich kann! Ich hab es ihm versprochen und ich halte meine Versprechen!“

Sasuke seufzte schwer. Offenbar war das hier ein Kampf gegen Windmühlen. „Nun gut. Dann versprecht mir wenigstens, dass Ihr nichts Dummes tun werdet.“

Beleidigt senkte Yukimura die Augenbrauen und zog eine Schnute. „Ja, ich mache nichts Dummes!“, maulte er genervt.

Der Ninja hoffte das Beste und ließ seinen Meister allein. Vorher warf er ihm noch ein rotes Haori zu.

Yukimura musterte ihn nachdenklich, dann nickte er ihn zufrieden ab und suchte nach den passenden Hakama. Und dann, ganz plötzlich, musste er kräftig niesen.

Überrascht hielt er inne und wunderte sich, woher das kam. Dann musste er noch einmal kräftig niesen. Und dann noch einmal.

Nun wurde der junge General panisch.

Hatte er sich etwa bei seinem Herrn angesteckt?

Das dürfte auf gar keinen Fall passieren! Wenn er jetzt krank werden würde, dann könnte er ja nicht Masamune zur Hochzeit begleiten! Dabei war das doch seine Chance, dem Fürsten endlich näher zu kommen! Das konnte er sich nicht entgehen lassen!

Warum musste er auch unbedingt die letzten Tage am Krankenbett seines Herrn zubringen?!

Er musste unbedingt etwas dagegen tun!

Wenn er sich recht erinnerte, dann trank sein Herr doch eine seltsame Medizin, um wieder gesund zu werden. Auf den ersten Blick schien sie jedenfalls zu helfen.

Dann war ja alles klar! Entschlossen zog sich Yukimura an und huschte dann in die Kammer, in der sein Herr seine Spezialmedizin aufbewahrte. Er hatte sie glücklicherweise bereits portionsweise in kleine Fläschchen abfüllen lassen.

Gut darauf achtend, dass ihn niemand dabei erwischte, nahm Yukimura ein Fläschchen aus dem Regal, zog den Korken ab und nahm einen kräftigen Schluck. Es schmeckte absolut ekelhaft und brannte in seinem Rachen. Noch nie in seinem Leben hatte er so etwas Scheußliches getrunken! Aber wahrscheinlich musste Medizin so schmecken…

Yukimura zwang sich selbst dazu, noch einen Schluck zu nehmen, dann stopfte er den Korken wieder rein, steckte die Flasche in seine Gewänder und machte sich dann auf zu Ställen, um endlich loszureiten.
 

Gegen Abend kam Yukimura im Schloss von Yoshimoto Imagawa an.

Masamune wartete dort bereits auf ihn.

Yukimura, dem es inzwischen schlechter ging und einige weitere Schlucke der Medizin intus hatte, lächelte trotzdem tapfer und betrat mit dem Fürsten von Oshu den Hochzeitssaal.

Wie von Masamune erwartet, warfen die anderen Hochzeitsgäste neugierige Blicke zu; hier und da wurde auch getuschelt. Masamune ignorierte dies jedoch und begab sich erhobenen Hauptes zu seinem Platz. Yukimura nahm als sein Begleiter hinter ihm Platz.

Die Zeremonie begann und alle lauschten aufmerksam – nur nicht Yukimura.

Er holte das Fläschchen hervor und nahm einen kräftigen Schluck, dann steckte er sie wieder weg. Dabei fing er sich die vorwurfsvollen Blicke von Kasuga ein, die neben ihm saß.

Der Brünette ignorierte sie jedoch und beugte sich stattdessen zu Masamune vor.

„Also… wie haben die beiden sich denn überhaupt gefunden?“, fragte er eine Spur zu laut.

„Das war eben Schicksal“, flüsterte Masamune zurück. „Er war reich, sie wollte ein bequemes Leben und suchte einen Mann mit Geld.“

Yukimura seufzte theatralisch. „Oh~ Das ist so wunderschön. Die Beiden sind füreinander bestimmt! Glaubt Ihr, dass sie wohl ahnen, wie hässlich ihre Kinder mal werden?“

Masamune brach in Gelächter aus.

Kasuga sah die Beiden empört an. „Sscht!“, zischte sie böse.

„Ach, sei doch still!“, erwiderte Masamune genervt und widmete sich wieder der Zeremonie.

Yukimura grinste breit. Er fühlte sich irgendwie benebelt, aber gut.

„Ich liebe das hier alles!“, säuselte er. „Soviel Liebe! Umarmt Ihr mich?“, fragte er den Fürsten plötzlich und noch ehe der antworten konnte, schlang Yukimura schon die Arme um ihn und drückte ihn ganz fest an sich.

„Lass das!“, polterte Masamune und stieß ihn zurück.

Nun waren auch die anderen Hochzeitsgäste genervt. Sie bedachten die beiden jungen Männer mit tadelnden Blicken und zischten alle genervt: „Sscht!!!!“

„ICH MAG DIESES SPIEL NICHT MEHR!!!“, schimpfte Yukimura bockig und verschränkte die Arme.
 

Anschließend saßen alle beim Hochzeitsempfang.

Masamune rümpfte die Nase. „Es wäre wirklich nicht nötig gewesen, den Brautstrauß an dich zu reißen“, beschwerte er sich bei Yukimura.

Der Brünette, der gerade seinen Strauß betrachtete, zog eine Schnute. „Ich verstehe! Offenbar dürfen nur Frauen etwas Hübsches geschenkt bekommen!“, maulte er bockig.

„Wie auch immer. Die Zeremonie und das Essen haben wir hinter uns, dann sollten wir jetzt gehen!“, schlug Masamune seufzend vor.

Genau in diesem Augenblick erhob sich der Trauzeuge. „Einen Toast auf das schöne Brautpaar. Möge das Glück sie niemals verlassen!“

Yukimura fügte lauthals noch hinzu: „Wir geben ihnen dafür ein ganzes Jahr!“

Masamune schwankte zwischen Scham und Belustigung.

Mori Motonari, der Fürst der westlichen Provinz Chugoku, beugte sich spöttisch lächelnd zu Masamune herüber. „Ich hätte nicht gedacht, dass du einen Begleiter finden würdest, der dich in ein noch schlechteres Licht rücken könnte, aber dieser charmante Kerl schafft das mit Bravur“, höhnte er.

Masamune schenkte ihm ein kaltes Lächeln zurück. „Ich kann dir versichern, dass Yukimura ein höchst respektabler, junger Mann ist. Er mag heute vielleicht seine Manieren vergessen haben, aber dennoch wäre ich mit keinem Anderem lieber hier, als mit ihm. Ich bin sicher, dass ich mich tausendmal besser amüsiere, als du.“

Natürlich hatte auch Yukimura dies gehört und er fühlte sich dazu veranlasst, ebenfalls einen Toast auszusprechen. „Ich muss etwas loswerden! Ich denke, ich spreche für jeden hier, wenn ich sage, dass der wunderbarste und faszinierendste Mann in diesem Saal nicht der Bräutigam ist, sondern Fürst Date Masamune!“, verkündete er lauthals.

Der junge Fürst wäre am Liebsten im Erdboden versunken.

„Mir reicht es, ich verschwinde“, stöhnte er genervt und erhob sich.

In diesem Moment ertönte Musik.

Sofort sprang Yukimura auf und griff nach Masamune’s Arm, zog ihn in seine Arme und begann mit ihm zu tanzen.

„Was tust du da?! Lass mich los!!“, protestierte Masamune, konnte sich aber einfach nicht aus den Armen des Jüngeren befreien.

Der ignorierte ihn einfach und tanzte mit ihm quer durch den Saal. Dabei stieß er immer wieder andere Tanzpaare beiseite.

So unangenehm Masamune dies auch war, irgendwie kam er nicht umhin, festzustellen, dass sein Begleiter ein wirklich guter Tänzer war. Schließlich gab er seinen Widerstand auf und ließ sich von ihm führen.

Als das Lied endete, zog Yukimura den Älteren fest an sich. Dabei berührte dessen Hand sein Gesicht – und zum ersten Mal an diesem Abend bemerkte Masamune, dass Yukimura hohes Fieber hatte.

„Yukimura! Du verglühst ja!“, rief er geschockt. Sofort nahm er dessen Hand und zog ihn hinter sich her. „Komm! Du gehörst ins Bett und zwar sofort!“

Zu schwach, um zu protestieren, ließ sich Yukimura aus dem Saal ziehen.
 

Einige Zeit später kehrten Masamune und der geschwächte Yukimura in die Residenz des Tigers von Kai ein.

Sofort brachte Masamune den Jüngeren in sein Zimmer und legte ihn ins Bett.

„Du hättest mir ruhig früher sagen können, dass du krank bist“, schimpfte er, während er Yukimura oberflächlich entkleidete. „Weißt du denn nicht, wie gefährlich das ist, was du gemacht hast?“

„Doch, ich weiß es“, sagte Yukimura leise.

Er wirkte so schwach und kränklich, dass Masamune Mitleid mit ihm hatte.

„Ruh dich aus“, sagte der Fürst sanft und deckte ihn zu.

„Ich muss Euch aber noch was sagen!“, flehte Yukimura.

Masamune jedoch hatte inzwischen das Fläschchen gefunden, das mittlerweile leer war. Neugierig roch er daran und verzog das Gesicht. Das stank ja geradezu nach Alkohol! „Hast du etwa die ganze Flasche leer getrunken?! Was ist denn das?!“

„Das ist… die Spezialmedizin von… Oyakata…sama“, brachte Yukimura mühselig hervor.

„Spezialmedizin trifft es ziemlich gut“, dachte Masamune laut und stellte die Flasche beiseite.

Dann griff Yukimura nach seiner Hand. „Masamune-dono, bitte hört mich an! Ich muss Euch unbedingt etwas sagen! Wisst Ihr… mein Fürst war lange Zeit das einzig Wichtige für mich! Aber mittlerweile… gibt es da noch jemanden… nämlich Euch.“

„Ja, wie du meinst“, blockte Masamune ab und wollte sich des Griffes entziehen.

Doch Yukimura ließ nicht los, sondern packte den Älteren an seinem anderen Arm und zog ihn ganz nah zu sich herunter. „Ich meine das ernst!“, rief er eindringlich. „Egal, wie oft ich darüber nachdenke, ich kann es einfach nicht anders sagen! Masamune-dono… ich liebe Euch!“ Nach diesem Geständnis überwand Yukimura noch die letzten Meter Abstand zwischen ihnen und küsste ihn.

Der süße Kuss war so schnell vorbei, wie er anfing.

Völlig erschöpft fiel Yukimura ins Kissen zurück und schlief auf der Stelle ein.

Masamune kniete noch eine Weile über Yukimura gebeugt, dann erhob er sich und verließ das Zimmer. „Ganz schön problematischer Kerl… aber irgendwie süß!“

Im chinesischen Gefängnis

China, 13. Dezember

Inspektor Chen las sich die Berichte durch, die seit Aufnahme des Falles geschrieben wurden. Die Informationen die sich ihm darlegten, formten in seiner Vorstellung ein klares Bild. Ich krieg dich! Jetzt kann ich dich einbuchten!!

Er legte die Akte beiseite und rief einen Kollegen an. Chen wechselte ins Englische. „...Fahren Sie sofort hin, es besteht vermutlich Fluchtgefahr!“

Der Beamte am anderen Ende der Leitung nahm sofort die Daten auf, die er brauchte und verabschiedete sich, nachdem Chen ihn um eine sofortige Überführung nach China gebeten hatte.
 

China, 14. Dezember

Chen bekam die Nachricht, dass der Tatverdächtige auf dem Weg nach China war. Er war hocherfreut und spazierte, sich die Hände reibend, durch sein konservativ eingerichtetes Büro. Du kannst was erleben, Freundchen! Dich nehm' ich durch die Mangel! Das wird ein Höllentrip... Und zwar solange, bis wir wissen, wo Kon ist!

Tags darauf traf der Tatverdächtige ein und wurde sofort in die Zelle am Ende des Gefangenentraktes 13 gebracht. In Zelle 786 saß seit heute Abend, dem 15. Dezember, Kai Hiwatari...
 

Tyson, Hilary, Kenny, Max und Hiro waren noch am selben Tag hinterhergeflogen, als sie erfuhren, dass man Kai nach China brachte. Festgenommen wegen Entführung und Verdacht auf Mord!

Nun standen Sie in Chens Büro.

„Das muss ein Irrtum sein! Er war es nicht!“, entrüstete sich Tyson.

„Irrtum ausgeschlossen!“, entgegnete Chen hart.

„Kai kann es nicht gewesen sein! Er war die ganze Zeit in Tokyo!“, erwiderte Hilary.

„Nein, nicht die ganze Zeit! Er war auch in China. Und was er da getan hat, weiß nur er und ein anonymer Informant.“, erklärte Chen.

„Anonymer Informant?“, hakte Kenny nach.

Chen nickte. Die Freunde sahen sich fragend an. Wer sollte das sein?

„Können wir wenigstens zu ihm?“, fragte Hiro um das Ganze Palaver an dieser Stelle abzukürzen, denn das war es eigentlich, was sie wollten.

Hiro klang dabei sehr ruhig und besonnen, wohingegen Tyson schon die Fäuste vor Wut ballte.

„Aber nur kurz, wir werden nachher sofort zur Befragung schreiten. Es wird ein Wachmann dabei sein, nicht das Sie alle ihm irgendwas einreden!“, sagte Inspektor Chen und führte sie gemächlich zum Gefangenentrakt 13 und zu Kais Zelle, wo er sie mit dem Wachmann allein ließ.

Kai saß müde auf der Holzbank, neben ihm eine fransige Filzdecke und der Ecke stand ein Krug mit Wasser, das bereits recht abgestanden roch. Er sah auf und alle konnten seine Gedanken sofort erkennen: Holt mich hier raus, bitte. Ich bin unschuldig...
 

Ray war direkt nach ihrem Urlaub abgereist. Nur ein paar Tage darauf rief er Kai an. Doch der konnte ihn zunächst gar nicht verstehen, denn Ray sprach völlig durcheinander wirres Zeug und Kai gab es auf, irgendetwas Verständliches aufzuschnappen. Stattdessen versuchte er ihn in seinem wilden Redefluss zu stoppen.

„Ray... Ray, jetzt... Ray!“, versuchte er es und seufzte. „RAY! … Jetzt halt doch mal die Luft an!“

Ray hörte auf zu reden und schien zu warten, dass Kai endlich etwas sagte. Der seufzte erneut, diesmal erleichtert, und holte tief Luft.

„Meine Güte, du hättest ja gar nicht mehr aufgehört... Was genau willst du mir sagen? Ich hab kein Wort verstanden, drück dich jetzt bitte klar aus.“, bat er ruhig.

„Kai... das mit uns... Ich... Ich glaube nicht, dass wir das weiter durchhalten können. Ich muss für eine Weile hier bleiben und... das... Ich will damit nichts zerstören... Kai...“

Kai hörte entsetzt zu und was Ray gerade gesagt hatte, traf ihn wie ein Schlag ins Gesicht. Ray wollte- „Du willst Schluss machen? Das meinst du doch nicht Ernst? Spinnst du? Wir hatten solche Probleme, die wir gemeistert haben und jetzt das? Warum?“, fragte er entsetzt.

Doch er bekam keine Antwort. Die Leitung war unterbrochen.

„Aufgelegt... Ray, was soll das?!“


 

„WO IST RAYMOND KON?!“

Kai zuckte zusammen, als Chen ihm unvermittelt diese Frage an den Kopf warf. Er war extrem laut gewesen, dabei war das gerade die erste Frage im Verhör gewesen. Er senkte den Blick.

„Wo. Ist. Raymond. Kon?“, wiederholte Chen zähneknirschend die Frage.

„Ich weiß es nicht.“, sagte Kai.

Inspektor Chen schlug mit der flachen Hand auf den Tisch, der bedrohlich wackelte. Kai kniff die Augen zusammen.

„Das kannst du mir nicht erzählen!“, zischte Chen. „Wo ist er?“

Kai schwieg darauf. Doch Chen wiederholte die Frage so oft, bis Kai verzweifelt zusammenbrach. Mürrisch ließ Chen ihn zurück in die Zelle bringen.

Der Inspektor beantragte gleich danach einen vorrangigen Prozesstermin. Um die Weihnachtszeit herum wollte er sich mit dem Typen nicht auch noch rumplagen. Kai wurde das auch umgehend mitgeteilt, ebenso wie seinen Freunden.

Chen führte noch weitere Verhöre durch, die allesamt damit endeten, dass Kai immer wieder schwor, es nicht zu wissen, wo Ray war und letztendlich zusammenbrach. Jetzt, mitten in der Nacht, lag Kai auf der unbequemen Pritsche mit der stinkenden Filzdecke und schaute zum Mond hinauf, den er gerade so durch das kleine vergitterte Fenster erkennen konnte. Ray, wo bist du nur? Was hast du mir hier nur eingebrockt...
 

Tags darauf, nachdem Ray ihn aus China angerufen hatte, rief Kai nun ihn an. Ray schien froh zu sein, seine Stimme zu hören, doch Kai erstickte die Freude sofort wieder. „Was ist los mit dir? Was sollte das gestern heißen, du willst Schluss machen?!“, fauchte er zur Begrüßung.

„Hab ich das gesagt?“, murmelte Ray kaum hörbar.

„Nein, aber genau das hast du gemeint! Ray, ich bin nicht blöd! Das du genau das meintest, hab ich schon verstanden!“

Ray schwieg.

„Sag was dazu! Das kannst du nicht ernst meinen! Ray, ich liebe dich!“

Ein Seufzen am anderen Ende. „Ich dich doch auch, aber... Kai, ich... muss hier bleiben...“

„Warum denn, um Himmels Willen?“, fragte Kai wütend.

„Das... kann ich dir nicht sagen.“, druckste Ray.

„Wieso kannst du mir das nicht sagen? Was ist so schlimm, dass du es mir nicht sagen kannst?“

„Nichts-“

„Vertraust du mir etwa nicht?“

„Doch, aber-“

„Dann sag mir endlich, was los ist!“

Kai war aufgebracht und als Ray nicht anwortete, legte er wütend auf.


 

Kaum, dass Tyson erfahren hatte, dass der Prozess hoffentlich noch vor Weihnachten gemacht werden sollte, machte er sich sofort auf die Suche nach einem Anwalt für Kai. Im Endeffekt war es dann eine junge Anwältin. Noch während des Gesprächs mit ihr, erfuhr er, dass der Termin schon in wenigen Tagen sein würde. Sie hatten also kaum noch Zeit.

Chen hingegen ließ Kai weiter jeden Tag mehrfach in den Verhörraum schleppen. Er stellte ihm jedesmal die selbe Frage und Kai war es leid, ihm darauf zu antworten. Er hatte sich auf ein beständiges Schweigen verlegt. Was nützte es denn, immer die Wahrheit zu sagen, wenn man dann doch immer der dreisten Lüge beschuldigt wurde. Aber er wusste doch selbst nicht, wo sein geliebter Ray war.

Er hatte inzwischen so oft die Frage ertragen müssen, warum sollte er es dann nicht endlich beenden? Er hatte genug davon. Dieser Höllentrip musste aufhören, jetzt. Es war später Morgen und er wusste, dass der Wachmann draußen langsam müde wurde, denn die Ablösung kam erst noch. Er knotete das Laken zusammen, in der Hoffnung, es würde halten. In der Decke fand er einen alten Haken und auch da hoffte er, dass er halten würde. Er stellte den Wasserkrug direkt unter den Haken, kletterte behutsam auf den Krug, der sein Gewicht tatsächlich hielt und legte den Kopf in die Lakenschlinge. Er konnte an nichts mehr denken, er wollte einfach nur noch seine Ruhe haben, weg von diesen grausamen Verhören.

Plötzlich hörte er draußen Tysons Stimme. Hastig stieß er den Krug weg und sofort spürte er das Laken gegen seine Kehle drücken und ihm die Luft abschnüren. Der Wachmann öffnete die Tür und ließ Tyson herein.

„Oh mein Gott, Kai!“, japste er und versuchte das Laken von seinem Kopf wegzuzerren. Nachdem er Kai erst einmal zu fassen bekommen hatte, zerrte er ihm das Laken wieder über den Kopf und sank mit ihm zu Boden. Der Wachmann stand nur erschrocken über die Szenerie am Zellengitter.

Kai schloss die Augen und Tränen rannen an seinen Wangen herunter. Bitte... musstest du das tun? Musst du mich dazu zwingen, das hier weiter durchzumachen? … Ich will das nicht mehr... Ich kann das nicht mehr hören! Ich will das alles nicht mehr!

„Du Idiot! Was machst du denn?! Du bist unschuldig! Du schaffst das!“, sagte Tyson, dessen Stimme vor Panik immer noch zitterte.

„Nein, nein... Ich kann nicht mehr... Tyson, ich kann das nicht mehr!“, schluchzte Kai.

Tyson zog ihn hoch und drückte ihn fest an sich. „Doch, du kannst. Du musst. Du musst das durchhalten. Der Prozess ist kurz vor Weihnachten. Bis dahin musst du durchhalten! Ich hab eine gute Anwältin für dich gefunden, die holt dich hier raus! In zwei Tagen ist sie hier um mit dir zu reden. Auch wenn das ihr erster Fall ist, du musst ihr vertrauen! Du bist unschuldig! Hörst du!“, redete Tyson auf ihn ein.

Auch das noch... Ihr erster Fall. Wie soll die mich hier rausholen?

„Hast du verstanden? Du musst durchhalten! Sie holt dich hier raus, versprochen!“, sagte Tyson.

Kai schaute ihn schmerzverzerrt an, brachte aber ein verständnisvolles wenn auch geknicktes Lächeln zustande. „Wenn ich dich nicht hätte... Gut, ich werde sehen, ob ich es noch länger aushalten kann. Vielleicht kann sie mir helfen.“, murmelte er.

„Du schaffst es. Wir glauben an dich.“
 

China, 17. Dezember

Als Yuuri Shiuni am späten Nachmittag alle notwendigen Papier unterschrieben hatte und zur Zelle 786 geführt wurde, war ihr zunächst mulmig. Der Wachmann hämmerte mit seinem Schlagstock gegen die Gitter um die Aufmerksamkeit des Häftlings er erregen. Doch der reagierte nicht.

„Hey! 786! Deine Anwältin ist da!“, blaffte er.

Yuuri schaute den Mann finster an. Der Ton in seiner Stimme war abwertend. Noch so einer, der fes davon überzeugt war, dass das kein Beruf für Frauen war! Ihre Aufmerksamkeit lenkte sie jedoch rasch auf den Gefangenen, bevor sie dem Wachmann etwas an den Kopf knallte, dass sie womöglich noch bereuen würde.

„Er redet seit ein paar Tagen kein Wort mehr. Aber wenn Sie unbedingt wollen!“, sagte der Wachmann und öffnete ihr die Tür.

Blödmann! Muss er sich nicht wundern, wenn er ihn nur mit der Zellennummer anspricht! … Armer Kerl! Man sieht ihm regelrecht an, dass er unschuldig ist... Yuuri ging hinein und blieb ein paar Meter vor Kai stehen. „Kai Hiwatari? … Ich bin Yuuri Shiuni, Ihre Anwältin.“

Sie ging zögerlich auf ihn zu und hockte sich vor ihm hin, sodass sie ihm ins Gesicht sehen konnte. Ein seltenes Gut in diesem Gefängnis, wie sie bereits gesehen hatte.

„Wenn ich Ihnen helfen soll, dann müssen Sie mir auch helfen. Erzählen Sie mir, was passiert ist.“

Kai sah auf und in das freundliche Gesicht der jungen Anwältin. Dann erzählte er ihr alles was passiert war...

Wie dank Chopperman das Weihnachtsfest stattfinden kann

Es waren nur noch sechs Tage bis Weihnachten.

Alle Menschen in der Stadt freuten sich darauf und waren in voller Weihnachtsstimmung. Nur ein Mensch war es nicht.

Die Rede ist vom Oberbösewicht der Stadt, Lysodabada.

Lysodabada war der Anführer der Lysodabada-Gang und er war der größte Gegner unseres kleinen Helden Chopperman. Er ließ nichts unversucht, um Chopperman aus dem Weg zu räumen. Nur waren seine Versuche nicht von Erfolg gekrönt, was nicht zuletzt an seinen Helfern lag.

Auch jetzt hingen sie nur in ihrem Versteck herum und aßen Reiscracker…

Lysodabada stand wütend vor dem Tisch, an dem seine Helfer saßen, stemmte wütend die Hände in die Hüfte und fauchte: „Könnt ihr mir mal verraten, warum ihr nicht arbeitet? Die Weltherrschaft kommt nicht von alleine! Legt die Cracker hin und kommt in die Gänge!“

Ein blonder Mann im Echsenkostüm und Zigarette im Mund sah von seiner Tasse Tee auf. „Hä?“

Dies ist der perverse Mutanten-Lustmolch Sanjilops. Er hat ein großes Talent zum Kochen, doch meistens vergeudet er seine Zeit damit, den Frauen nachzustellen.

„Wie, Hä?“, keifte Lysodabada. „Ihr habt mich schon richtig verstanden!“

„Man, mach doch nicht so ein Tamtam!“, knurrte ein Mann, dessen Kopf einem Onigiri ähnelte.

Reisbällchen-Mutant Zorrokiller. Er ist ein kampferprobter Schwertkämpfer. Wage es nicht, ihm zu begegnen, ohne ein Onigiri dabei zu haben. Sonst fängst du dir eine Standpauke ein!

„Es ist doch bald Weihnachten!“, fuhr Zorrokiller fort. „Warum sollen wir jetzt arbeiten?“

„Genau“, stimmte Sanjilops zu. „Komm, nimm dir ne Tasse Tee und setz dich. Genieß die vorweihnachtliche Stimmung!“

„ICH HASSE WEIHNACHTEN!!!“, kreischte Lysodabada und sprang wie ein Flummi auf und ab. „ICH HASSE DAS ESSEN! ICH HASSE DIE DEKO! ICH HASSE DIE GANZE FRÖHLICHE STIMMUNG! UND VOR ALLEM… ICH HASSE DIESE VERDAMMTEN WEIHNACHTSMANN!!!!“

Eine Frau im Blumenkostüm und vier Armen kam mit einem großen Teller voller Kekse aus der Küche und musterte ihren Boss verwundert.

„Warum magst du denn den Weihnachtsmann nicht?“

Die Blumen-Mutantin Robiflowan. Sie ist sehr schön und normalerweise eine kühle Persönlichkeit. Doch wenn Chopperman seine besondere Fähigkeit „süßer Funke“ benutzt, schmilzt sie dahin wie Eis in der Sonne.

Lysodabada seufzte theatralisch und wandte sich von seinen Untergebenen ab.

„Es war, als ich noch ein kleiner Junge war. Ich erfreute mich an Weihnachten genau wie alle anderen Kinder auch. Doch dann… es war kurz vor Weihnachten… da verstarb meine liebe Omi. Ich wünschte mir vom Weihnachtsmann nur eines: das meine liebe Omi wieder zurück kommen würde. Stattdessen… schenkte mir der Weihnachtsmann einen Satz Holzbauklötze! Was sollte ich denn damit?! Mir daraus etwa eine neue Omi bauen?! Seitdem… hasse ich Weihnachten über alles…“

Lysodabada wischte sich eine Träne aus dem Gesicht.

Seine Helfer hingegen schien diese Geschichte völlig kalt zu lassen. Ihren Boss ignorierend, saßen die drei am Tisch, tranken Tee und aßen die selbstgebackenen Kekse von Robiflowan.

Ihrem Boss platzte die Hutschnur.

Diese elenden Ignoranten! Diese Herzlosen! Nie nahmen die ihn ernst! Dabei war er hier doch der Boss! Der zukünftige Herrscher dieser Welt! Eigentlich sollten sie ihm die Füße küssen!

Das Beste wäre, wenn er eine große Tat vollbrachte, damit seine nutzlosen Helfer und die ganze Welt sahen, wie großartig er war! Doch was könnte er da machen?

Plötzlich kam ihm DIE zündende Idee.

Wie wäre es denn, wenn er den Weihnachtsmann entführen würde? Das wäre doch genial! Auf die Art würde die ganze Welt sehen, was für ein großer Schurke er war und er könnte sich gleichzeitig an dem verdammten Weihnachtsmann rächen!

Lysodabada grinste diabolisch.

„Versammelt alle Mitglieder der Lysodabada-Gang! Ich habe eine wichtige Ankündigung zu machen!“, verkündete er großspurig.

Stille.

Die drei Helfer saßen nach wie vor am Tisch und rührten sich keinen Millimeter.

Lysodabada platzte fast vor Wut. „Macht schon! Oder es gibt dieses Jahr keine Geschenke für euch!“, drohte er.

Das verfehlte seine Wirkung nicht. Sofort sprangen Sanjilops, Zorrokiller und Robiflowan auf und trommelten den Rest der Gang zusammen. Die bestand nur aus einer Hand voll Mitarbeiter.

Kurz darauf stand die gesamte Gang stramm und warteten, was ihr Boss verkünden würde.

Lysodabada tigerte stolz die Reihe seiner Gefolgsleute auf und ab.

„Meine lieben Freunde! Dieses Jahr werden wir der Welt zeigen, was die Lysodabada-Gang alles draufhat! Wir werden den Coup des Jahres hinlegen! Meine lieben Freunde! Wir… werden… den Weihnachtsmann entführen!!!“

Die Helfer sahen sich irritiert an.

„Aber Boss“, begann ein Mitarbeiter vorsichtig, „wenn wir den Weihnachtsmann entführen, gibt es dieses Jahr ja gar keine Geschenke!“

„Das ist ja auch der Sinn der Sache“, erwiderte Lysodabada selbstsicher. „Weihnachten wird eh überbewertet!“

„Verstehe ich dich richtig“, fasste Robiflowan zusammen. „Nur, weil du Weihnachten nicht magst, sollen alle anderen auch darauf verzichten.“

Lysodabada nickte zufrieden lächelnd.

Seine Helfer musterten ihn kurz, dann drehten sich alle um und gingen.

„HEY! Wohin wollt ihr alle?!“, schimpfte der schnauzbärtige Diktator.

Zorrokiller wandte sich kurz zu ihm um. „Wir denken nicht daran, dir dabei zu helfen! Wir mögen nämlich Weihnachten!“

„Genau! Wenn du Weihnachten sabotieren willst, dann mach das gefälligst allein!“, fügte Sanjilops hinzu.

Dann ließen sie ihren Boss stehen und widmeten sich wieder ihrer Weihnachtsvorfreude.

Wegen seines Plans machten sie sich keine Sorgen. Niemand von ihnen glaubte, dass Lysodabada das tatsächlich schaffte.

Doch Lysodabada war fest entschlossen, seinen Plan durchzuziehen. Diese Ungläubigen würden sich noch wundern! Sie wollten ihm also nicht helfen? Nun gut. Er brauchte sie nicht. Er würde das schon allein schaffen! Dank seiner neuesten Erfindung: dem riesigen Cyborg Frandasher!

Sie würden es sehen! Sie würden es alle sehen!
 

Während Lysodabada seine finsteren Pläne in die Tat umzusetzen versuchte, widmen wir uns dem Helden dieser Geschichte – dem süßen Chopperman! Held dieser Welt! Mit seiner Niedlichkeit hat er noch jeden Feind geschlagen!

Im Moment war Chopperman jedoch vollends mit den Weihnachtsvorbereitungen beschäftigt. Ja, ein Held hat immer sehr viel zu tun.

Chopperman musste verschnaufen. Seit den frühen Morgenstunden verbrachte er seine Zeit damit, Autogrammkarten zu unterschreiben und andere Merchandising-Artikel für seine Fans fertig zu machen, damit sie später abgeholt werden können.

Dabei würde Chopperman viel lieber vorm Fernseher sitzen, seine Lieblingssendungen schauen und dabei seine heißgeliebten Kartoffelchips essen.

Da gab es nur ein Problem: die rotblonde Frau, die am Schreibtisch am Fenster saß und geschäftig telefonierte.

Dies ist Chopperman’s hübsche Assistentin Namifia. Sie ist clever und hat einen ausgeprägten Geschäftssinn. Geld ist ihr sehr wichtig.

„Namifia~?“, jammerte Chopperman. „Kann ich eine Pause einlegen und mal fernsehen?“

Namifia legte den Hörer auf und drehte sich mit strenger Miene zu ihm um. „Hast du die Autogrammkarten schon fertig?“

„Na ja… zur Hälfte…“

„Dann nein. Mach die Karten fertig, dann darfst du fernsehen!“, bestimmte sie streng und widmete sich wieder ihrer Arbeit.

„Aber meine Lieblingssendung läuft jetzt!“, jammerte Chopperman weiter.

Namifia knallte wütend den Kugelschreiber auf den Tisch, stand auf und ging zum Fernseher. „Du möchtest also fernsehen, ja?!“, fauchte sie böse, nahm die Fernbedienung in die Hand und schaltete den Fernseher ein. „Diesen blöden, inhaltlosen Mist?!“

Doch statt der Comedy-Sendung, die Chopperman so gerne sah, kam eine wichtige Nachrichtendurchsage.

„Wir müssen die Sendung leider für eine schreckliche Nachricht unterbrechen. Vor wenigen Minuten kam es am Nordpol zu einem Verbrechen. Der Weihnachtsmann wurde entführt! Der momentane Aufenthaltsort des Mannes ist unbekannt, ebenso, bei wem es sich um den Entführer handelt. Augenzeugen berichten aber, dass ein riesiger Cyborg aufgetaucht und den Weihnachtsmann einfach mitgenommen hatte. Wir können nur hoffen, dass er schnell gerettet wird, damit es dieses Jahr doch noch ein Weihnachtsfest geben kann. CHOPPERMAN! Bitte rette den Weihnachtsmann!“

„Hast du das gehört, Namifia?!“, kreischte Chopperman panisch. „Dieser Cyborg kann nur Frandasher gewesen sein! Da steckt bestimmt Lysodabada dahinter! Wir müssen den Weihnachtsmann retten!“

Namifia nickte. Wenn der Weihnachtsmann nicht sofort gerettet würde, dann konnte die vielen Geschenke nicht verteilt werden – und das bedeutete, dass sie auf den ganzen Artikeln und Autogrammkarten sitzen blieb! So ging das nicht!

„Vergiss die Autogrammkarten! Um die kannst du dich später noch kümmern! Los, wir schnappen uns Ruffy-Bomber und düsen los!“

Schnell liefen Chopperman und Namifia nach draußen.

Während Chopperman sich in die Lüfte erhob und von alleine zu Lysodabada flog, bestieg Namifia einen riesigen Roboter und flog ihm nach.

Das ist Chopperman’s Helfer: Der Riesenroboter Ruffy-Bomber! Ursprünglich gehörte er Lysodabada, doch Chopperman konnte ihn auf seine Seite ziehen.
 

In Windeseile kamen Chopperman, Namifia und Ruffy-Bomber bei Lysodabada’s Versteck an.

Sie stellten sich auf einen harten Kampf ein, aber der… blieb irgendwie aus…

Als Chopperman im Versteck ankam, empfingen ihn Sanjilops, Zorrokiller und Robiflowan. Doch statt gegen ihn zu kämpfen, baten sie ihn darum, Lysodabada aufzuhalten.

Sie liebten Weihnachten und wollten nicht, dass das Fest ins Wasser fiel.

Schnell eilte Chopperman in die große Lagerhalle.

Dort war Lysodabada gerade dabei, den Weihnachtsmann an eine große Rakete zu binden.

„Bist du bereit, Weihnachtsmann?“, grinste Lysodabada böse. „In wenigen Minuten machst du eine schöne Reise. Einen Flug zum Mond! Ohne Rückflug, versteht sich.“

„Warum machst du das?!“, rief der Weihnachtsmann verzweifelt und versuchte, sich von den Fesseln zu befreien. „Ist dir nicht klar, dass, wenn du das hier tust, es dieses Jahr kein Weihnachtsfest geben wird? Denk doch an die vielen, traurigen Kinder!“

„An die vielen, traurigen Kinder?!“, kreischte Lysodabada zurück. „Ich denke nur an ein trauriges Kind, nämlich mich! Du hast mich damals als Kind enttäuscht! Ich hatte mir so gewünscht, dass du meine liebe Omi zurückholst! Aber du hast mir nur wertloses Spielzeug geschenkt! Dafür wirst du hier und heute büßen, jawohl!“

Entschlossen tippte Lysodabada auf einer Konsole herum.

Die Rakete begann, heftig zu ruckeln.

In diesem Moment stürmte Chopperman die Lagerhalle. „Halt, Lysodabada! Lass den Weihnachtsmann frei!“

„Du kommst zu spät, Chopperman!“, triumphierte Lysodabada. „Ich schicke den Weihnachtsmann per One-Way-Ticket zum Mond!“ Er drückte einen grünen Knopf, sodass die Rakete startete.

Weit kam sie aber nicht, denn Ruffy-Bomber fing die Rakete kurz nach dem Start ab und brachte sie mühelos wieder auf den Boden.

Lysodabada schrie wütend: „FRANDASHER!!! MACH DIESEN VERDAMMTEN STÖRENFRIED FERTIG!!!“

Der Cyborg Frandasher flog herbei und lieferte sich einen Kampf mit Ruffy-Bomber.

Währenddessen stellte sich Chopperman Lysodabada.

„Lass den Weihnachtsmann frei!“, forderte der kleine Held.

„Nein, nein, nein! Ich werde diesen heuchlerischen Mistkerl niemals freilassen!“, wetterte der Schnauzbärtige und wollte sich auf Chopperman stürzen.

Doch dann geschah es: Frandasher stieß bei einem Angriff die Rakete um. Diese drohte, auf Lysodabada zu fallen, doch Chopperman reagierte blitzschnell und zog seinen Erzfeind beiseite. Nachdem der Schurke gerettet war, befreite der kleine Held schnell den Weihnachtsmann.

Inzwischen hatte Ruffy-Bomber Frandasher K.O. geschlagen.

Die Gefahr war gebannt!

Zutiefst bestürzt saß Lysodabada auf dem kalten Boden. Sein schöner Plan war dahin. Dabei war dies die Chance für ihn, sich endlich an dem verhassten Weihnachtsmann zu rächen!

Plötzlich legte sich eine Hand auf seine Schulter.

Lysodabada drehte sich verwirrt um. Es war der Weihnachtsmann.

„Lysodabada“, sagte er sanft. „Es tut mir leid, dass ich dich damals enttäuscht habe. Aber weißt du… ich bin nicht allmächtig. Es gibt Dinge, die nicht einmal ich kann. So gerne ich dir deine Großmutter zurückgebracht hätte, ich hab einfach nicht die Macht dazu.“

„Ich weiß“, schniefte Lysodabada. „Eigentlich habe ich es immer gewusst. Aber ich war so wütend. Mir hat meine Omi so gefehlt…“

Lysodabada brach in Tränen aus.

Der Weihnachtsmann nahm ihn tröstend in den Arm.

Chopperman, Namifia und die drei Helfer standen daneben und sahen sich die Szene gerührt an. Hoffentlich war die Sache damit gegessen.
 

Lysodabada brachte den Weihnachtsmann mithilfe von Chopperman und Ruffy-Bomber zum Nordpol zurück, wo seine kleinen Helfer ihn freudig empfingen.

Da niemand wusste, dass Lysodabada Schuld an der Entführung des Weihnachtsmannes war, feierten ihn die Medien als Mitretter des selbigen.

Nun hatte Lysodabada weltweite Aufmerksamkeit, wenn auch anders, als er es ursprünglich geplant hatte. Aber irgendwie gab er sich damit auch zufrieden.

Und was das Weihnachtsfest betraf, so entschied Lysodabada, dass es an der Zeit war, das Kriegsbeil zu begraben und stimmte in die fröhliche Stimmung mit ein.

Chopperman dürfte zur Belohnung endlich fernsehen und Chips essen.

Was für ein toller Tag!

Machts gut und bis zum nächsten Mal, liebe Freunde! Und nicht vergessen: wenn ihr in Schwierigkeiten seit, verzagt nicht! Chopperman wird sicher kommen und euch retten. Denn er ist der Beschützer des Universums!

Sturmtief Tyson

Max hatte Geburtstag und hatte alle seine Freunde aus Tokyo und China eingeladen. Selbst die Allstarz hatte er eingeladen. Kai war leider vorher schon nach Amerika geflogen.

Als Ray, Kenny, Hilary und Tyson eintrafen, fiel ihr Blick als erstes auf einen teuren schwarzen Mercedes der nahe Max' Haus geparkt hatte.

„Wem der wohl gehört?“, fragte sich Hilary laut.

„Keine Ahnung. Wenn ich's nicht besser wüsste, würd' ich sagen, das ist Kais... Aber ich glaub nicht, dass der hier ist.“, sagte Tyson.

„Egal, lasst uns reingehen. Max wartet sicher schon.“, meinte Ray.

Gemeinsam gingen sie zur Tür, die auch gerade aufging. Emily stürmte hinaus.

„Was machen die denn hier?“, fauchte sie.

„Hey, da seid ihr ja!“, grüßte Max sie und wandte sich dann an Emily, die mürrisch knurrte. „Was ist los? Unseren Überraschungsgast hast du doch auch reingelassen. Wieso nicht auch Tyson und die anderen?“

„Bei ihm ist das ja auch was anderes...“, murmelte Emily und verschwand im Haus.

Max lachte und bat seine Freunde herein. „Wie war die Reise?“

„Um Himmels Willen! Frag bloß nicht! Schrecklich!“, maulte Hilary.

„Ganz gut.“, meinten stattdessen die Jungs hinter ihr.

Max führte sie in den Partyraum, wo die Allstarz, Judy und – zur Überraschung der vier – Kai saßen. Als Tyson Kai sah, wurde ihm sofort warm ums Herz. Er mochte ihn. Seit er hier in Amerika ist, hat er sich zwar verändert, aber...nur zum Besten. Er hat eine ungemein erotische Anziehung... Okay, die hatte er vorher schon...

„Hey Leute! Wisst ihr, wem der schwarze Mercedes draußen gehört?“, fragte Hilary.

Keiner rührte sich, nur Kai stand als einziger auf, ging zum Fenster, sah hinaus und spielte dabei mit einem Schlüssel.

„Du?“, fragte Hilary erstaunt.

„Ganz recht. Der Wagen gehört ihm. Ich hab auch Augen gemacht, glaub mir.“, grinste Max

Tyson staunte nicht schlecht. Ist nicht wahr! Das scharfe Teil da unten gehört Kai?
 

Später am Abend brachte Judy ein paar Gläser und eine Sektflasche. „Max, du darfst den Sekt aufmachen. Das ist schließlich dein Geburtstag.“, sagte sie.

Max nahm lachend die Flasche entgegen und öffnete sie mit einem lauten Knall...

Stunden später war Tyson schon ziemlich angeheitert. „Komm schon, Kai. Trink mal 'n Schluck.“, sagte er fröhlich und hielt Kai ein Glas Sekt unter die Nase.

„Nein, ich muss noch nach Brooklyn fahren, lass mich mit dem Zeug in Ruhe!“, fauchte Kai.

Tyson stellte wacklig das Glas auf den Tisch und lehnte sich dann gegen ihn. „Was willst du denn in Brooklyn?“, fragte er.

„Ich wohne da, du Holzkopf!“

„Achsooo, sag das doch gleich. Nimmst du mich mit?“

„Oh nein, Freundchen. Schlaf du mal schön in deinem Hotelzimmer! Bei mir nicht!“, erwiderte Kai.

Tyson seufzte. „Du, ich muss dir was sagen...“, nuschelte er und bedeutete Kai, näher zu kommen, bis er nahe genug an dessen Ohr war. „Ich will bei dir sein. Ich liebe dich.“

Kai sprang auf. „Spinnst du!?“, fauchte er und entfernte sich von Tyson.

Die anderen sahen zu ihnen. Und man deutlich die Gedanken lesen. Sie fragten sich, was los war und warum Tyson schon wieder Kai ärgerte.

Tyson schaute Kai nach. Hab ich was falsch gemacht?

Kai war dabei, das Haus zu verlassen. Idiot! Tyson ging ihm nach, während Max gerade einfiel, dass er seine Geschenke noch gar nicht ausgepackt hatte.

„Kai?“, sagte Tyson vorsichtig.

„Was?“, fauchte Kai.

„Hilf mir mal... Kann ich das Max schenken? Ich meine, ich soll ihm von Ray das Buch hier schenken. Ich dachte mir, das sieht so einsam aus und hab den noch dazu gekauft.“, erklärte Tyson und hielt ein verpacktes Buch und einen hübschen Kugelschreiber in der Hand.

„Kann Ray ihm das Buch nicht alleine schenken, oder warum sollst du das machen?“, fragte Kai.

„Ja keine Ahnung, er könnte es ihm selber schenken, ja. Er wollte aber, dass ich das mache.“

„Dann gib es ihm wieder, er kann das selber machen. Und was dein Geschenk angeht... Armseliger ging's nicht, oder? Schenk ihm doch noch was Sinnloseres, 'n Bleistift!“, sagte Kai und verließ das Haus.

Tyson sah ihm genervt nach. Hahaha... Sehr witzig. Ich will nicht wissen, was du ihm schenkst! Er sah wie Kai zu seinem Auto ging und rannte ihm dann hastig hinterher.

Kai wollte noch sein Geschenk holen. Eigentlich waren es zwei. Zum einen wollte er Max eine neue Startertasche schenken, zum anderen hatte er eine Kette mit seinem Namen besorgt. Hinter sich hörte er Tysons Schritte. Oh Mann... Das ist das erste und letzte Mal, dass ich das tue! Mit beiden Geschenken drehte er sich zu Tyson um. „Pass auf, ich mach das nur einmal, klar! Hier, nimm das Geschenk und gib es Max. Das ist eine Kette mit seinem Namen.“, sagte er.

Tyson sah ihn mit großen Augen an. „Das ist nicht dein Ernst? Und du?“, fragte Tyson.

„Ist egal. Ich hab was. Also geh schon, oder willst du hier draußen noch erfrieren?“, meinte Kai und schon Tyson wieder die Treppe zum Haus hinauf.

Max freute sich riesig, als er die Geschenke bekam. Vor allem über das Buch, aber er wusste genau, dass das nur von Ray kommen konnte, denn nur ihm hatte er davon erzählt. Die Kette von Tyson, beziehungsweise von Kai, erzielte ebenso ihre Wirkung. Eigentlich freute sich Max über alle Geschenke, sogar über Tysons Kugelschreiber.
 

Es war mitten in der Nacht, als Max die Party schließlich beendete. Kai kam das gerade Recht, denn Tyson wurde schon wieder ziemlich aufdringlich. Sie brachten ihn noch zur Haustür, wo Tyson sofort ein Theater veranstaltete, kaum dass Kai überhaupt einen Fuß über die Schwelle gesetzt hatte. Er rannte die Treppe hinunter und klammerte sich an ihm fest. „Nimm mich mit!“

Kai knurrte grimmig. Emily stand geschockt daneben und die anderen zogen die Augenbrauen hoch. Ray konnte ein Grinsen nicht verkneifen, Kenny hielt sich eine Hand über die Augen und seufzte und Hilary verdrehte die Augen.

„Du bleibst hier!“, sagte Kai.

„Nein! Ich will aber nicht!“, jammerte Tyson.

„Du bleibst hier!“ Kai schüttelte Tyson mühselig ab und ging zu seinem Auto.

Tyson hingegen jammerte weiter, heulte, ja schrie fast und wollte unbedingt mit Kai nach Brooklyn.

„Kai?“, rief Max ihm nach.

Seufzend wandte sich Kai um. Tyson hockte heulend zu Max' Füßen. Oh bitte... Peinlicher geht es wirklich nicht mehr...

„Nimm ihn bitte mit, sonst schreit er hier noch die ganze Nachbarschaft zusammen.“, sagte Max.

„Das ist doch nicht Ernst? Das kannst du vergessen!“, meinte Kai.

„Er wird mit dem Theater nicht aufhören, bis du ihn mitnimmst.“, sagte Ray.

„Muss das denn sein?“, fragte Kai genervt.

„Nun mach schon, Tyson hört sonst nicht auf.“

„Das kann ja heiter werden... Juhu.“, murmelte Kai. „Wenn's denn sein muss!“, fügte er laut hinzu und sofort sprang Tyson freudestrahlend auf und hüpfte die Treppe hinunter.

Auf der letzten Stufe allerdings geriet er ins Stolpern. Kai hörte ihn bereits und drehte sich im rechten Moment um. Er fing ihn auf und Tyson sah ihn betreten an, wollte sich aber direkt an ihn schmiegen.

„Wag es dir und du bleibst hier!“, zischte Kai ungerührt.

„Ach Mann...“, maulte Tyson.

„Zick hier nicht rum und steig ein!“

Fröhlich öffnete Tyson die Autotür.

„Du sitzt hinten!“, blaffte Kai.

Tyson ließ die Tür wieder zuknallen und stieg hinten ein, während Kai sich gerade vorn niederließ.

„Kai... Ich krieg das mit dem Gurt nicht hin.“, sagte Tyson leise und fummelte an dem schwarzen Gurt herum.

Genervt seufzend beugte sich Kai nach hinten und gurtete ihn an. „So und jetzt will ich keinen Mucks mehr hören, bis wir in Brooklyn sind!“
 

„Kannst du nicht alleine laufen? Musst du dich an mich lehnen? Du bist schwer!“, maulte Kai und ging mit Tyson zum Fahrstuhl des Wohnblocks in Brooklyn.

„Ach komm.“, murmelte Tyson.

Kai knurrte leise. „Okay... Du gehst die Treppe hoch. Zum 9. Stock!“

„Was? 9. Stock?“

„Ganz recht. Na los! Nur zu!“, sagte Kai und ließ Tyson stehen.

„Hey!“

Kai drückte den Knopf am Fahrstuhl. Tyson schwankte auf ihn zu und ließ sich gegen seinen Rücken fallen. Die Fahrstuhltüren öffneten sich und Kai stolperte mit Tyson am Rücken klebend hinein.

„Würdest du mich jetzt bitte loslassen?“, murrte Kai genervt.

„Ich will kuscheln...“, murmelte Tyson.

„Kuschel doch mit Hilary! Mit mir nicht!“, antwortete Kai.

„Neeeeiin... Doch nicht mit der! Ich will nichts von Hilary.“

„Dann lass mich wenigstens in Ruhe!“

Der Fahrstuhl erreichte die neunte Etage und Kai schlüpfte mit Tyson am Arm hinaus und schlürfte zu seiner Wohnung.

„Lass mich los!“

„Nein!“

„Ich kann sonst nicht aufschließen!“

„Oh, 'tschuldige...“

Tyson ließ ihn los und Kai schloss auf. Nachdem er sich und ihm die Schuhe ausgezogen hatte und Tyson auch die Jacke, verfrachtete er ihn auf das Sofa. „Bleib da sitzen!“, sagte er, warf seine Jacke auf den Sessel und ging in das Zimmer nebenan.

Bleib doch noch hier! Gegen Kais Willen folgte Tyson ihm. „Kai...“

Kai zuckte zusammen. „Ich hab doch gesagt, du sollst auf dem Sofa bleiben!“, fauchte er.

Halb ausgezogen wirbelte er zu Tyson herum, dem beinahe der Atem stockte. Wow! Ja, ich weiß wieder, warum ich ihn liebe!!

„Na los! Raus!“, sagte Kai.

„Och Kai!“, sagte Tyson und kam stattdessen näher.

„Zieh Leine!“, schimpfte Kai.

Doch Tyson ließ nur ein Schnurren hören. Kai schnappte sich eine Decke und warf sie Tyson ins Gesicht. „RAUS!“

Tyson maulte irgendetwas und hielt die Decke fest. Aufgebracht nahm Kai ihn an den Schultern, schob ihn hinaus und setzte ihn auf das Sofa. „Du schläfst da!“

„Ich will aber bei dir schlafen.“, jammerte Tyson.

„Oh ja! Und am besten noch gleich mit mir, so wie du dich hier aufführst! Vergiss es!“, sagte Kai wütend, ging in sein Schlafzimmer und schlug die Tür zu.

Tyson hörte, wie er auch noch abschloss. Schade... Aber 'ne gute Idee wär's ja... Aber ich glaube kaum, dass er da jetzt mitmacht... MIST!!!

Widerwillig verkroch sich Tyson unter Decke und schlief ein.
 

Nachdem Kai das Schlafzimmer tysonsicher gemacht hatte ließ er sich ins Bett fallen und seufzte. Endlich Ruhe... Was denkt der sich eigentlich? Zum Glück fliegt er morgen zurück... Immer noch etwas griesgrämig schlief auch er bald ein...
 

Schwerfällig richtete sich Kai am nächsten Morgen auf. Ooh... Er hat gestern gesoffen und ich hab die Kopfschmerzen. Na super! Sie waren zwar nicht schwer, aber sie waren da und sie störten ihn gerade. Müde stand er auf und ging aus dem Zimmer. Tyson lag schlafend auf dem Sofa, die Decke lag auf dem Boden.

„Du Idiot!“, murmelte Kai und legte die Decke wieder über Tyson.

„Mmmh... Bleib hier...“, schnurrte Tyson und zog Kai zu sich.

„Vergiss es!“, brüllte Kai und riss sich los.

„Aua...“, murmelte Tyson.

„Was denn jetzt noch?“

„Mein Kopf...“ Tyson stand auf lehnte sich gegen Kai.

„Selbst Schuld! Was säufst du auch soviel!“

„Kai, kann ich hier bleiben? Ich hab dich lieb...“

Kai knurrte, doch Tyson verstand es offensichtlich falsch und kuschelte sich an ihn.

„Das reicht! Raus!“, sagte Kai, befreite sich von ihm und schob ihn zur Tür.

„Aber Kai! Ich muss dir doch noch was sagen!“, japste Tyson und hielt sich am Türrahmen fest.

„Was?“, schnappte Kai.

Tyson fiel ihm um den Hals. „Ich liebe dich!“

Wütend schubste Kai ihn raus. „Vergiss es! Zieh Leine! Flieg verdammt nochmal nach Hause! … Und glaub ja nicht, ich flieg dir hinterher!“, fauchte Kai und schlug ihm die Tür vor der Nase zu. „Liebeskrank!“, fauchte er und lehnte sich gegen die Tür. Flieg bloß wieder zurück nach Tokyo!

Kai fuhr sich durch die Haare und ließ sich dann auf das Sofa fallen. Sein Blick fiel auf das Kissen neben ihm und somit auf Tysons Basecap. Auch das noch... Er starrte das Basecap an. Ob das so 'ne gute Idee war, ihn rauszuschmeißen? Ich hab mal wieder nicht nachgedacht... Wer weiß... Vielleicht bin ich ja der größere Idiot von uns beiden...?
 

Es war bereits Abend, als Opa Granger Tyson, Hilary und Kenny vom Flughafen abholte. Er brachte die beiden noch nach Hause, doch währenddessen und während der Fahrt zu ihrem Dojo schwieg Tyson. Auch zu Hause ging Tyson sofort in sein Zimmer. Er hat mich überhaupt nicht erklären lassen! Er hat, wie immer, nicht nachgedacht! Nicht an andere gedacht! … Und... verdammt, das ist es doch, was mich an ihm so reizt! Seine Unnahbarkeit! Ich liebe ihn... Und er? Er schmeißt mich einfach raus! Eiskalt! Womit hab ich das verdient? Was hab ich ihm getan? … Ach soll er doch in New York schmoren! Wenn er nicht will, soll er doch da bleiben! Idiotischer Ignorant!
 

Es dauerte nur eine Woche, bis Tyson sich wieder völlig normal verhielt. Als wäre nie etwas gewesen. Ganz im Gegensatz zu jemand anderem in New York. Kai saß anteilnahmslos im Lesesaal. Sein Kommilitone beäugte ihn schon. „Hey, Kai? Was ist los mit dir? In letzter Zeit bist du echt komisch.“

„Nichts. Ich bin mir nur nicht ganz sicher, ob ich bei jemandem einen Fehler gemacht hab oder nicht...“, meinte Kai.

„Du klingst so, als hättest du deine Freundin rausgeworfen!“, flüsterte er und sein Grinsen war fast breiter als das der Grinsekatze aus dem Wunderland.

„So in etwa...“, seufzte Kai. Nur das „sie“ ein „er“ war... Nämlich ein kleiner verrückter Wildfang namens Tyson, der wie ein Sturm alles völlig durcheinander gebracht hat. Und das mit nur drei Worten... Drei Worte mit solch einer Wirkung...

Chris wedelte mit der Hand vor seinem Gesicht herum. „Hey, Träumer! Der Alte ist da!“, sagte er.

Der „Alte“, wie sein Kommilitone ihn so gern nannte, war der Professor des Philosophie-Kurses und der stand gerade neben Kai, die Fäuste in die Hüften gestemmt und trommelte mit mit einem Fuß auf dem Holzboden herum, sodass es der ganze Lesesaal hören konnte.

„Mr. Hiwatari! Falls Sie sich daran erinnern, hatten Sie alle die Aufgabe, eine Lebensphilosophie aufzustellen! Ich höre!“, knurrte er.

Kai sah ihn einen Moment musternd an. Hatte er das? Na wenn das so war. „Lebe und denke nicht an morgen. Ich hau ab, ich muss was wichtiges klären!“, sagte er dann, griff seine Tasche und verließ den Saal, die Blicke der anderen auf sich spürend.

Sein Weg hatte ihn direkt zum Dekan geführt. Dem hatte er ein Heidentheater vorgegaukelt, nur damit er ihn rauswarf. Jetzt war er auf dem Weg nach Hause. Er packte die wichtigsten Sachen ein, was erstaunlicherweise nicht viel war und rief Max an. Der sollte seine Möbel abholen und bei sich im Keller lagern. Dass da unten Platz genug war, wusste er. Sein Auto brachte er noch am selben Tag zu einem Übersee-Spediteur der es nach Japan bringen sollte. Um die weitere Überführung zum Airport von Tokyo kümmerte er sich auch gleich. Das Schiff legte auch sofort ab, er hatte also Glück gehabt, dass sein Auto überhaupt noch mitdurfte.

Kai selbst flog am Nachmittag des darauffolgenden Tages nach Tokyo. Der Flug war nicht lange, weshalb er nur wenig Zeit hatte, darüber nachzudenken, was er hier eigentlich tat. Ich muss doch echt verrückt sein, dass ich das hier tue! Ich hab das Studium geschmissen und meine Wohnung aufgelöst, nur um nach Tokyo zu fliegen! Mach ich das gerade wirklich, nur um mich bei ihm zu entschuldigen? … Oh Mann, da hätte ich doch anrufen können! Was mache ich hier eigentlich...
 

Als er am Tokyoter Flughafen ankam, stand sein Auto bereits auf dem Parkplatz. Den Schlüssel holte er am Terminal ab, warf seine Taschen in den Kofferraum und auf die Rückbank und fuhr los. Vor dem Dojo der Grangers hielt er an. Sein Blick ging als erstes in den wolkenverhangenen Himmel. Ein kalter Wind wirbelte um ihn herum und ließ ihn frösteln. Es würde wohl doch bald schneien – und das nicht zu wenig, wie es aussah.

Kai straffte sich. Na dann... Hoffentlich ist er auch da. Mit einem komischen Gefühl im Bauch betrat er das Grundstück. Als er um das Dojo herumkam, sah er Hilary an der Tür stehen.

„Okay, bis dann“, sagte sie, drehte sich um und sah Kai mit großen Augen an. „Oh, ich glaube, du hast Besuch bekommen, Tyson!“, fügte sie hinzu, die Augen weiterhin auf Kai gerichtet.

Er schluckte schwer und kam näher.

„Ich geh dann jetzt.“, meinte Hilary und ging an Kai vorbei.

Im selben Moment trat Tyson aus der Tür heraus. Er musterte Kai einen Moment lang. Kai kam es vor, als würde er ihn von oben bis unten ansehen, so als hätte er ihn noch nie in seinem Leben gesehen.

„Was willst du denn hier?“, fragte er dann.

„Was werde ich wohl wollen?“, fragte Kai zurück. Ich kann mir jetzt keine Schwäche erlauben... Besser gesagt, ich will es nicht.

„Keine Ahnung. Du musst mir schon sagen, was du hier willst.“

Tyson klang kühl. Und dass er Kai halbwegs zitierte, war ihm nicht entgangen. Ja, er war sauer auf ihn, das merkte Kai. „Ich will mich bei dir entschuldigen.“

Tyson schaute ihn misstrauisch an. Dann segelte eine dicke Flocke vor Kais Gesicht zu Boden. Ihr folgten weitere und recht schnell standen sie beide im Schneefall.

„Komm mit. Gehen wir in den Pavillon.“, sagte Tyson und drehte sich um.

Kai folgte ihm durch einen Gang wieder hinaus in einen geschlossenen und vor allem angenehm beheizten Pavillon. Sie setzten sich gegenüber.

„Wofür willst du dich entschuldigen?“

Kai schnaufte, schloss ganz die Augen und sah hinaus, wie der Schnee sachte eine weiße Decke auf den hübschen Garten legte. „Dafür, dass ich dich so fies rausgeschmissen habe. Tut mir Leid.“

Tyson lachte kurz. „Das fällt dir aber spät ein.“

„Jetzt mecker noch rum... Sei lieber froh, dass ich überhaupt hergekommen bin!“, sagte Kai. Er hatte bissig klingen wollen, aber irgendwie war es eher ein beleidigter Tonfall gworden.

„Ja, schön. Da hättest du aber auch anrufen können. Wär' dich um einiges billiger gekommen!“, entgegnete Tyson.

„Ich bin nun aber hergeflogen. Ist das so ein Problem für dich auf einmal?“

„Ja, ist es.“, sagte Tyson, als wäre das Ganze hier eine völlige Belanglosigkeit.

„Wieso?“

Tyson schaute ihn mit zusammengezogenen Augenbrauen an. „Du fragst mich allen Ernstes, warum es für mich ein Problem ist, dass du jetzt auf einmal hergeflogen kommst, um dich für etwas zu entschuldigen, was du vor Tagen getan hast? Wo du auch locker mal eben hättest anrufen können? Es sofort hättest tun können? Ich glaub ich spinne! … Ich hab dir meine Gefühle preisgegeben und du hast mich abgewiesen! Abgewiesen als wäre ich ein verdreckter Straßenköter, der in deiner ach so sauberen Wohnung nichts verloren hat! Und das ohne es mir IRGENDWIE zu erklären! Findest du das fair?!“, wütete Tyson und wurde dabei teilweise richtig laut.

„Nein... Deswegen bin ich ja hier.“, sagte Kai, bemüht, ruhig zu bleiben.

Tyson zeigte ein Lächeln, dass nicht gerade wohlwollend gemeint war und sah zu dem Schneetreiben hinaus.

„Du hast mir gesagt, was du fühlst. Dann kann ich das doch auch machen.“ Kai sah Tyson an, doch es kam keine Reaktion. „Hörst du mir überhaupt zu?“, fügte er hinzu.

Tyson sah wieder zu ihm. „Dazu ist jetzt wohl zu spät. Du hast mir an dem Tag klar gemacht, dass es keinen Sinn hat. Überdeutlich.“, war seine Antwort darauf.

Kai starrte ihn sprachlos an. Wie bitte? Zu spät? War das alles jetzt umsonst, oder was? Ich hab umsonst meine Wohnung aufgelöst und das Studium geschmissen? Nur um jetzt wie der letzte Depp dazustehen? Mit nichts?! Willst du mich verarschen? „Was?

„Du hast mich schon verstanden. Du kommst zu spät!“, sagte Tyson.

Wortlos und mit einem Kopfschütteln stand Kai auf, ging zur Tür, hielt dann aber doch noch inne. Er lachte trocken und legte den Kopf in den Nacken. „Und dafür hab ich alles hingeschmissen... Ich Idiot!“, sagte er und ging hinaus in das wilde Schneetreiben.

Tyson runzelte die Stirn, dann stand er auf und lief ihm nach. „Wie meinst du das? Was hast du hingeschmissen?“, fragte er.

„Alles... das hab ich doch grad gesagt.“, meinte Kai nur und ging vor das Haus in Richtung seines Autos.

„Was heißt alles?“

Kai drehte sich ruckartig um, sodass Tyson beinahe in seine Arme gelaufen war. So nahe wie sie sich gerade standen, dachte Kai überhaupt nicht daran, den Abstand auch nur irgendwie zu verringern. Ganz im Gegenteil, er tat ein paar Schritte vorwärts, sodass Tyson letztendlich mit dem Rücken an der Haustür stand und sich gegen den Rahmen lehnte.

„Mein Studium... Meine Wohnung... Meine Möbel stehen bei Max und mein Auto steht hier vor deiner Tür, im Kofferraum alles mögliche, was ich sonst noch besitze! Und warum?!“, sagte er mit einer tiefen Stimme.

Tyson schluckte. Kai klang zwar wütend, aber er konnte eine gewisse Reue daraus hören. Weil er alles aufgegeben hatte, nur um hier abgewiesen zu werden? Oder etwa doch, weil er Tyson zu hart angefahren und rausgeworfen hatte? Er konnte es nicht sagen. Aber die Tatsache, dass Kai in New York alles hingeworfen hatte und mit Sack und Pack hierher gekommen war... Was sollte er dazu sagen?

„Ich bin hergekommen, um mich dir zu erklären. Mich zu entschuldigen. Alles in der Hoffnung, dass du vielleicht immer noch so fühlst, wie zu Max' Geburtstag... Aber da hab ich mich wohl sehr getäuscht. Dann werde ich wohl von vorne anfangen müssen... Mach's gut...“ Er ließ Tyson einfach stehen und ging auf sein Auto zu.

„Bleib stehen.“ Er hat das alles aufgegeben? Ich hätte nie erwartet, dass er das wegen mir tun würde... Dabei hat er gesagt, er würde mir nicht nachfliegen und so schien es doch auch... Ich versteh die Welt nicht mehr...

Kai hatte es gehört, aber wozu noch reagieren. Was brachte das denn noch?

„Bleib stehen! Sofort!“, rief Tyson und rannte ihm hinterher.

Kai drehte sich um und sah ihn nur noch haltlos auf sich zustolpern. Im nächsten Moment lagen beide im frisch gefallenen Schnee.

„'tschuldigung... Tut mir Leid. Ist alles okay?“, fragte Tyson.

„Ja, schon gut.“, knirschte Kai und beide standen wieder auf.

Tyson sah zu Boden. Kleine Schneesterne glitzerten in seinen Haaren und Kai konnte nicht anders als sie anzusehen und zu lächeln.

„Ich... hab meine Gefühle für dich nicht vergessen. Ich war nur wütend.“, sagte Tyson betreten.

„Können wir drinnen reden? Ich glaube mein Rücken wird gerade nass.“, entgegnete Kai, ohne auf Tysons Worte einzugehen.

„Ja, natürlich...“, meinte Tyson und zusammen gingen zum Pavillion zurück.

„Warum jetzt auf einmal? Du warst doch eben noch so abweisend?“, fragte Kai, als sie jetzt nebeneinander saßen.

„Das fragst du mich noch? Du hast alles aufgegeben. Nur um hierher zu kommen und dich zu entschuldigen... Wie sollte ich da noch sauer auf dich sein?“, erklärte Tyson.

„Schon okay... Ich hab das eigentlich auch gemacht, um dir etwas zu sagen. Du weißt schon, was ich meine.“, sagte Kai und flüsterte Tyson dann „Ich liebe dich“ ins Ohr.

Tausendmal berührt

Am 20. Dezember änderte sich das Leben zweier Männer.

Einer dieser Männer war Katakura Kojuro.

Doch fangen wir ganz von vorne an.

Eigentlich begann dieser Tag für Kojuro wie jeder andere Tag in Oshu. Er stand auf, zog sich an und frühstückte. Dann suchte er seinen Fürsten auf, um die Tagesangelegenheiten mit ihm zu besprechen.

Zu seiner Überraschung wurde ihm jedoch vor dessen Zimmertür mitgeteilt, dass der Fürst bereits aufgestanden war, gefrühstückt hatte und sich mitten in seinem Training befand.

Etwas verwundert über das Verhalten seines Herrn, beschloss Kojuro, die Besprechung auf später zu verschieben und widmete sich wieder der Arbeit auf den Feldern.

Es war bereits Nachmittag, als Kojuro wieder zurückkehrte.

Sein Fürst stand aber immer noch draußen und trainierte seine Schwertkunst.

Irritiert blieb Kojuro stehen. Als er eine Dienerin erblickte, ging er zu ihr und fragte sie: „Hat Fürst Masamune schon etwas zu sich genommen?“

„Nein, nicht nach dem Frühstück“, erwiderte die junge Frau besorgt. „Und selbst da hat er nicht viel gegessen. Er ist schon seit dem Morgen so seltsam. Es scheint, als würde ihn etwas bedrücken… Ob es wohl mit dem Brief zusammenhängt, den er gestern zu später Stunde noch erhalten hatte?“

Kojuro wurde hellhörig. „Welcher Brief? Davon weiß ich ja gar nichts.“

„Wirklich?“, fragte die Dienerin überrascht. Normalerweise unterrichtete Masamune Kojuro immer über solche Dinge. „Nun… ich weiß auch nicht genau, worum es in dem Brief ging. Ob wohl Unheil auf Oshu zukommt?“

„Das denke ich nicht“, beruhigte Kojuro sie und schickte sie fort. Dann wandte er sich wieder seinem Fürsten zu. Jetzt fiel es ihm auch wieder ein: solch ein intensives Training legte sein junger Herr stets an den Tag, wenn ihn etwas belastete. Was ihn wohl so beschäftigte?

Nachdenken brachte aber nichts.

Kojuro fasste sich ein Herz und sprach seinen Fürsten an. „Masamune-dono… habt Ihr etwas auf dem Herzen?“

Masamune ignorierte ihn und übte stur mit dem Schwert weiter.

Ein Zeichen, dass er nicht darüber reden wollte. So schlimm?

„Wenn es Euch so sehr belastet, solltet Ihr darüber reden. Das könnte Euch helfen“, startete Kojuro erneut einen Versuch.

Immer noch Schweigen.

Kojuro seufzte. Er überlegte kurz, ob er nicht wieder gehen sollte, aber etwas in ihm sagte ihm, er solle weiter nachhaken. „Mein Fürst“, begann er jetzt ernster, „Ihr wisst, dass ich immer an Eurer Seite bin und Euch beistehe. Warum wollt Ihr Euch mir nicht anvertrauen?“

Masamune verpasste der Luft einen kräftigen Hieb, dann blieb er regungslos stehen.

„Ich fürchte… in diesem Fall könntest nicht einmal du mir helfen“, sagte er nach einer Weile leise.

Kojuro hob eine Augenbraue. „Was ist denn geschehen? Geht es um den Brief, den Ihr bekommen habt?“

Stumm griff Masamune in sein Gewand, zog einen Brief hervor und warf ihm Kojuro zu.

Perplex fing dieser das Schreiben, entfaltete es und las.

Als Erstes stach ihm die Unterschrift ins Auge. Es war ein Brief seiner Mutter. Das allein war schon hart genug für Masamune. Er und seine Mutter hatten ein sehr übles Verhältnis.

Kojuro mochte diese Frau nicht besonders. Was konnte diese grässliche Person nur von seinem Herrn wollen?

Er befürchtete bereits das Schlimmste und las den Brief. Tatsächlich informierte Yoshihime ihren Sohn lediglich sehr formell darüber, dass es in der jetzigen Situation von Vorteil wäre, wenn er sich eine Gemahlin suchen würde. Sie hätte bereits zehn geeignete Kandidatinnen erwählt, die ihm jede einen Brief geschrieben hatten, auf die er antworten solle.

Kojuro legte den Brief wieder zusammen.

Heiraten und Kinder waren nun wirklich keines von Masamune’s Lieblingsthemen, auch wenn ihm klar war, dass er als Anführer des Date-Clans nicht umhin kam, sich diesen Pflichten irgendwann zu widmen.

Nun war es also soweit.

„Habt Ihr die Briefe der Kandidatinnen bereits erhalten?“, erkundigte sich Kojuro.

„Liegen in meinem Zimmer“, murrte Masamune zurück und fuhr mit seinem Training fort.

„Habt Ihr sie gelesen?“

Ein Knurren als Antwort.

Kojuro schwieg und wartete darauf, dass sein Herr irgendetwas dazu sagte, doch dieser hüllte sich wieder in Schweigen.

Schließlich wagte Kojuro zu fragen: „Was sagt Ihr dazu?“

Ein wütender Hieb in die Luft war die Antwort. „Was ich dazu sage?!“, regte sich Masamune auf. „Was soll ich dazu sagen?! Es ist einfach unglaublich! Monatelang lässt sie nichts von sich hören und dann das! Warum mischt sie sich da überhaupt ein? Ist es nicht allein meine Sache, ob und wann ich heirate?“

Kojuro räusperte sich vernehmlich. „Mein Fürst, Euch ist doch wohl klar, dass Ihr dazu verpflichtet seit, Euch eine Gemahlin zu suchen?“

Masamune verdrehte die Augen. „Ich habe es nicht vergessen! Trotzdem… ich bin noch nicht soweit… Es gibt im Moment einfach andere… wichtigere Dinge, mit denen ich mich befassen muss. Heiraten gehört nicht dazu.“

Damit war das Thema für Masamune erledigt und er widmete sich wieder seinem Schwerttraining.

Kojuro hielt es für besser, ihn allein zu lassen. Insgeheim dachte er sich, dass es seinem Herrn am Liebsten wäre, wenn er sich niemals mit diesem Thema beschäftigen müsste. Und um ganz ehrlich zu sein… ihm selbst wäre das auch lieber.

Als er las, worum es ging, spürte er einen Stich in der Brust. Ihm wurde auf schmerzhafte Weise in Erinnerung gerufen, dass der Fürst dazu verpflichtet war, eines Tages eine Frau zu heiraten und mit ihr den Date-Clan am Leben zu erhalten.

Kojuro gab sich keinen Illusionen hin. Ihm war völlig klar, dass der Tag kommen würde, an dem es nicht mehr nur ihn und den Fürsten gab.

Sein Herz allerdings… wünschte sich etwas anderes.

Er konnte sich nicht mehr genau daran erinnern, wann das angefangen hatte, dass er den Jüngeren nicht mehr nur als seinen Schützling wahrnahm.

Vielleicht als dieser immer mehr zum Mann wurde?

Aber er konnte sich dafür noch umso besser daran erinnern, was er damals empfunden hatte, als es anfing.

Irgendwo hatte er mal gehört, dass Liebe wie ein Orkan war – wenn sie auftauchte, brachte sie alles durcheinander. Das traf es ziemlich gut.

Oh, wie hatte er sich damals nach einem großen Unglück gesehnt. Eine schreckliche Katastrophe, die über sie hereinbrach und alle im Umkreis von 551 Cho tötete – nur er selbst und Masamune sollten überleben. Dann könnte er mit ihm allein sein, ohne, dass sie irgendjemand stören würde…

Im selben Augenblick aber erschrak er sich vor seinen Gedanken. Er als Diener des zukünftigen Clanführers sollte solche Gefühle nicht hegen oder sich solche Dinge wünschen.

Fortan konzentrierte sich Kojuro nur darauf, dem Fürsten zur Seite zu stehen.

Seine Gefühle behielt er streng für sich und versuchte, nicht an sie zu denken – mal mehr, mal weniger erfolgreich.

Nun war also die Zeit gekommen, an der sich Kojuro mit der Wahrheit anfreunden musste. Sein geliebter Fürst würde schon bald eine Frau an seiner Seite haben.

Damit musste er sich abfinden. Doch ein winziger Teil in ihm wünschte sich, er hätte wenigstens einmal die Chance gehabt, Masamune seine wahren Gefühle zu zeigen.

Was Kojuro nicht ahnte: diese Chance würde er noch heute erhalten.
 

Die Chance kam eine Stunde später.

Kojuro hatte das geerntete Gemüse in die Küche gebracht und verstaut, gebadet und sich umgezogen und hatte beschlossen, erneut mit seinem Herrn über das leidige Thema zu sprechen, auch wenn dieser das gern vermeiden würde.

Diesmal traf Kojuro den Fürsten tatsächlich in seinem Zimmer an.

Er saß mitten im Zimmer im Schneidersitz, vor sich die Briefe seiner potenziellen Heiratskandidatinnen und beäugte sie völlig genervt.

Kojuro lächelte mild. „Seid Ihr schon weitergekommen?“

„Nein.“ Masamune seufzte laut. „Ich wollte den Frauen schreiben und absagen, aber… ach, ich weiß nicht.“

Kojuro setzte sich seinem Herrn gegenüber. „Warum ladet Ihr nicht eine von ihnen zu einem Treffen ein? Ja, ich weiß, Ihr habt gesagt, Ihr wollt Euch damit nicht befassen, aber Ihr könntet Euch doch einfach mal darauf einlassen. Vielleicht gefällt sie Euch, wenn Ihr sie persönlich kennen lernt.“

Masamune bedachte sein rechtes Auge mit einem abfälligen Blick. „Du beliebst wohl zu scherzen? Ich dachte, ich hätte mich klar ausgedrückt! Davon mal abgesehen… wüsste ich gar nicht, was ich mit dieser Frau machen soll! Ich weiß, was ich auf dem Schlachtfeld zu tun habe, aber bei einem Treffen mit einer Frau? Worüber rede ich mit ihr? Wo treffe ich mich mit ihr? Ich… hab keine Ahnung von diesem romantischen Zweisamkeitszeug…“

Kojuro lachte leise. Wie wahr…

Das verärgerte Masamune. „Worüber lachst du eigentlich? Wüsstest du denn, wie du so ein Treffen gestalten würdest?“

„… Ja, das wüsste ich genau“, erwiderte Kojuro leise. Im Laufe der Jahre hatte er sich ganz genau ausgemalt, wie er ein romantisches Treffen mit seinem Fürsten gestalten würde.

Masamune verschränkte die Arme. „Ach ja? Und… wie sähe das aus?“

Kojuro überlegte kurz. Die Gedanken überschlugen sich geradezu in seinem Kopf. Sollte er es tun oder nicht? Schließlich fasste er sich ein Herz und schlug vor: „Wie wäre es, wenn ich es Euch zeigen würde?“

„Was meinst du mit zeigen?“

„Wie Ihr ein Treffen mit Eurer Zukünftigen gestalten könntet. Ein Probelauf, sozusagen. Ich kümmere mich um alles und hole Euch später am Abend ab. Ihr braucht nichts weiter zu tun, als Euch zurückzulehnen, zu beobachten und den Abend zu genießen.“

Überrascht wich Masamune ein Stück mit dem Oberkörper zurück. Versuchte Kojuro etwa gerade, ihn zu einem Rendezvous zu überreden? Dass es mal dazu kommen würde… Zugegeben, ihm war nicht entgangen, dass sein treuer Vasall nicht bloß einen Herrn in ihm sah. Und er musste zugeben, dass die Art, wie er ihn zu überreden versuchte, ziemlich clever war. Aber… sollte er wirklich zulassen, dass sie diese Grenze überschritten?

Andererseits war dies vielleicht die einzige Möglichkeit für Kojuro, romantische Zweisamkeit zwischen ihnen herzustellen.

Vielleicht sollte er seinem besten Freund diesen Gefallen tun? Was sollte denn schon passieren?

„Gut, ich bin einverstanden“, stimmte er zögerlich zu.

Kojuro konnte sein Glück kaum fassen, versuchte aber, sich das nicht anmerken zu lassen.

Er erhob sich. „Ich werde alles vorbereiten. Ich hole euch so gegen Abend ab.“ Dann ließ er seinen Fürsten allein.
 

Zunächst hatte Masamune noch geglaubt, dass es keine schlechte Idee wäre, seinem besten Freund diesen Gefallen zu tun. Doch je näher der Abend rückte, desto unsicherer wurde er. Unruhig lief er im Garten auf und ab.

Bunshichi, einer seiner Männer, kam auf ihn zu. „Hitto, ich soll Euch sagen, dass Katakura-sama Euch gleich abholen wird.“

„Oh… allright“, murmelte Masamune, dann fasste er sich ein Herz und fragte: „Du… hast doch sicher schon davon gehört, dass Kojuro heute mit mir ausgehen will?“

Bunshichi bekam tellergroße Augen und einen Aha-Ausdruck im Gesicht. „Ach so, jetzt wird mir alles klar! Katakura-sama hat zwar nichts gesagt, aber vorhin, da sah ich, wie er anfing umherzutanzen, wie eines der fröhlichen Flusspferde aus Fantasia.“

„Oh~ das ist süß“, seufzte Masamune gerührt. Offenbar schien es Kojuro wirklich viel zu bedeuten. Dann sollte er auch zu seinem Wort stehen und das Rendezvous mit ihm haben.

Er verabschiedete sich von Bunshichi und machte sich daran, sich für das Rendezvous mit Kojuro vorzubereiten.

Masamune hatte sich gerade angekleidet, als er auch schon Kojuro’s Stimme vor seinem Zimmer vernahm.

Jetzt sei bloß nicht so feige, Masamune!

Der junge Fürst holte tief Luft, dann öffnete er seinem Vasallen. Dieser lächelte ihn sanft an, dann zog er einen Blumenstrauß hinter seinem Rücken hervor. „Lektion Nummer eins: holt die Dame immer persönlich ab. Und bringt ihr ein paar Blumen mit.“

Masamune lächelte und nahm ihm den Strauß ab.

„Kommt ihr? Wir brechen jetzt auf.“

Der Fürst folgte Kojuro nach draußen. Zu seiner Überraschung klopfte ihm das Herz bis zum Hals. Das war alles so aufregend.

Vor dem Tor stand eine offene Kutsche bereit. Kojuro half Masamune beim Einstieg, bevor er selbst neben ihm Platz nahm. Er deckte sie beide mit einer warmen Decke zu, dann wies er den Kutscher an, loszufahren.

Schon ging die Fahrt durch den Schnee los.

Masamune platzte fast vor Neugier. Was Kojuro wohl geplant hatte? Sein Gesicht verriet jedenfalls nichts. Er lächelte nur geheimnisvoll.
 

Die Fahrt endete dann auch relativ schnell im Theaterviertel.

Sofort hatte Masamune eine Idee, was hier geschehen sollte. „Gehen wir…?“, begann er begeistert zu fragen.

Kojuro lächelte nur, stieg aus und half dann seinem Fürsten aus der Kutsche.

Zu Masamune’s Freude betraten die beiden – wie von ihm erwartet – das Nō-Theater des Viertels. Masamune ging leidenschaftlich gern ins Nō-Theater und war daher auch besonders stolz, dass Oshu über ein eigenes verfügte.

Ein Nō war ein traditionelles, japanisches Theater, das nur von Männern gespielt, getanzt und musikalisch begleitet wurde. Der Shite – der Hauptdarsteller des Stückes – trug eine besondere Maske, die Nō-men oder Omote genannt wurde.

Die Themen der Stücke waren meist japanische und chinesische Mythologie oder Literatur. Manchmal befassten sie sich auch mit Gegenwartsthemen.

Es war ausschließlich den Samurai vorbehalten, das Nō-Theater zu besuchen. Daher war es auch schon einmal vorgekommen, dass Masamune das Theater für sich allein hatte.

Heute Abend war es allerdings ganz anders.

Seine ganze Armee hatte im Theater Platz genommen, um sich mit ihnen die drei Stücke anzusehen. Und Kojuro war diesmal auch bei ihm.

Masamune nahm Platz und wartete gespannt darauf, dass es losging.

Welche Themen würden in den drei Stücken wohl behandelt werden? Ein göttliches Drama? Ein männliches Drama mit kriegerischem Inhalt? Obwohl… angesichts des Anlasses würde sich ein Liebesdrama anbieten.

Doch was es auch war, es würde ein toller Abend werden.

Masamune entspannte sich und genoss die Show.
 

Nach der Theatervorstellung ging es zurück in die Kutsche.

„Amüsiert Ihr Euch?“, fragte Kojuro nach einer Weile.

Masamune, der wegen der Vorstellung immer noch lächeln musste, wandte sich ihm zu. „Ja, sehr. Aber so langsam bekomme ich Hunger.“

„Das trifft sich gut. Wir besuchen als nächstes ein Restaurant.“

„Ich hoffe, du hast dafür nicht auch solche Mühen auf dich genommen, wie für die Vorstellung“, warf Masamune ein.

Kojuro lächelte nur. „Ihr sollt Euch darüber keine Gedanken machen. Lehnt Euch einfach zurück und beobachtet.“

Masamune war versucht einzuwerfen, dass er für eine Frau nie so einen Aufwand betreiben würde. Doch dann fiel ihm ein, worum es bei diesem Rendezvous eigentlich ging und so schwieg er.

Kurz darauf hielt die Kutsche vor einem Ryōtei.

Ein Ryōtei war ein sehr teures, traditionelles Restaurant, das von außen wie ein gewöhnliches Wohnhaus aussah. Nicht jeder konnte in so einem Restaurant speisen, da es meist nur für Stammgäste war. Außer, man wurde von so einem Stammgast empfohlen.

Als die beiden Männer das Ryōtei betraten, wurden sie ganz traditionell von einer Kellnerin in einem schönen Kimono empfangen und zu ihrem Tisch gebracht.

Das Essen wurde dann in künstlerisch zubereitenden Portionen auf wertvollem Geschirr serviert.

Während sie aßen, musterte Masamune Kojuro über die Schalen hinweg. Er wirkte auf den ersten Blick wie immer. Doch der Brünette kannte den älteren Gefolgsmann gut genug um zu wissen, dass er gerade sehr glücklich war. Wenn Masamune genauer darüber nachdachte, dann sah Kojuro immer so aus, wenn sie beide alleine waren. Und irgendwie machte das den jungen Fürsten verlegen.

Masamune hatte öfter darüber nachgedacht, ob Kojuro mit seinem Leben zufrieden war. Er sagte zwar immer voller Überzeugung, dass er sein Leben einzig seinem Herrn widmen würde, doch manchmal fragte sich Masamune, ob er nicht auch mal von einem anderen Leben träumte. Als einfacher Mann, der eine schöne Frau hatte und vielleicht ein paar Kinder. Nicht, dass er das nicht auch als sein Gefolgsmann haben könnte. Aber er könnte wohl nicht allzu viel Zeit für sie aufwenden, da sein Herr ihn stets beanspruchte. Was Masamune auf den Gedanken brachte: war er vielleicht eine Last für Kojuro? Hielt er ihn von einem glücklichen Leben ab?

Doch dann sah er in Kojuro’s Gesicht und erkannte die stille Freude und Zufriedenheit darin. Vielleicht wollte dieser Mann ja kein anderes Leben? Vielleicht war sein ganzes Glück… an der Seite seines Herrn? Oder war dieser Gedanke zu vermessen?

Masamune gestand es sich nur ungern ein, aber trotz der Tatsache, dass sie seit Jahren jeden Tag zusammen verbrachten, wusste er nicht wirklich, was der Mann, der ihm gegenüber saß, wirklich empfand.

Ob er es heute Abend wohl erfahren würde?
 

„Ihr seit so still, mein Fürst.“

Kojuro musterte seinen Herrn besorgt. Er hatte sich solche Mühe gegeben, den gemeinsamen Abend so schön wie nur möglich zu gestalten. Doch seit dem Abendessen war der junge Fürst so auffallend schweigsam und er sah so bedrückt aus. Was war nur mit ihm?

„Hat es… Euch nicht geschmeckt?“, hakte Kojuro nach.

Masamune wandte sich ihm zu. „Nein… nein, das ist es nicht. Ich… ich würde dich gerne etwas fragen, Kojuro. Bist du… zufrieden?“

„Ich war es. Bis Ihr nach dem Essen so ein finsteres Gesicht gezogen habt.“

„Nein, du Esel. Ich rede nicht von dem heutigen Abend. Ich möchte wissen, ob du… mit deinem Leben zufrieden bist.“

„Ich verstehe nicht ganz.“

„Reicht es dir, nur mein Gefolgsmann zu sein? Ich meine, willst du nicht mehr vom Leben? Eine eigene Familie zum Beispiel.“

Kojuro war mehr als verwundert. „Warum fragt Ihr mich so etwas?“

Masamune senkte den Blick, krallte seine Hände in die warme Decke. „Ich weiß nicht… Manchmal… denke ich, dass ich dich vielleicht von einem schönen Leben abhalte. Dass ich eine Last für dich bin. Vielleicht… wärest du glücklicher ohne mich.“

Sofort packte Kojuro seinen Fürsten an den Schultern und fuhr ihn laut an: „So etwas dürft Ihr nicht einmal denken!!“

Masamune zuckte zusammen. Solch eine Reaktion kannte er nicht von dem Älteren. Er wirkte fast schon… ängstlich?

„Ich, Katakura Kojuro, habe mir geschworen, immer an Eurer Seite zu sein. Ich kann Euch versichern, dass ich mein Leben nie als schrecklich… oder Euch als Last empfunden habe“, fuhr Kojuro etwas ruhiger fort.

„Ja, aber… Dass du mir dienst, war ja letztlich nicht deine Entscheidung. Mein Vater gab dir den Auftrag, an meiner Seite zu bleiben. Hast du dir denn nie gewünscht, ein anderes Leben zu führen?“

Kojuro schwieg. Zu gerne würde er offen und ehrlich antworten. Seinen Gefühlen Ausdruck verleihen. Seinem Fürsten sagen, dass er ihn über alles liebte und es ihn überglücklich machte, jeden Tag seines Lebens an seiner Seite verbringen zu dürfen. Verdammt, er wollte kein anderes Leben! Aber wie sollte er ihm das verständlich machen, ohne sich zu verraten?

Die Kutsche fuhr in einen Wald hinein.

An den Bäumen hatte Kojuro Laternen aufhängen lassen, um den dunklen Weg sanft zu beleuchten – und somit auch seinen Herrn. Dieser Plan ging nun auf. Sein Fürst sah in dem blassen Licht wirklich verlockend aus. Sehr verlockend… Kojuro musste sich zusammenreißen, um nicht etwas – in seinen Augen – unglaublich Dummes zu tun.

„Kojuro…?“, fragte Masamune leise.

Kojuro schluckte, bevor er mit tiefer Stimme antwortete: „Ja?“

„Deine Hände zittern. Ist alles in Ordnung?“

Der Ältere erstarrte. Erst jetzt viel ihm auf, dass seine Hände wirklich zitterten. Sie taten es vor unterdrückter Erregung. Sofort ließ Kojuro die Schultern seines Fürsten los.

Das war nicht gut. Er musste hier raus. Und zwar sofort.

„Anhalten!“, befahl er, nur mit Mühe ruhig bleibend, dann stieg er aus.

Masamune sah ihm verwirrt nach. Er hätte schwören können, dass…

Ohne weiter zu überlegen, stieg auch der einäugige Drache aus der Kutsche aus und folgte seinem rechten Auge.

„Kojuro! Wohin willst du?!“, rief er ihm nach. Als dieser dennoch nicht stehen blieb, beschleunigte er seine Schritte. „Bleib endlich stehen, du…“

Kojuro ignorierte seinen tobenden Herrn und lief stur geradeaus weiter. Sein brennendes Verlangen war noch nicht verklungen.

Die gewünschte Abkühlung erfolgte schneller, als es Kojuro erwartet hätte. Urplötzlich verlor der Schwertkämpfer das Gleichgewicht und fiel mit dem Gesicht voran auf etwas Kaltes.

Masamune, der ihm dicht auf den Fersen war, blieb rechtzeitig stehen und konnte nun sehen, was es war: Kojuro war mitten auf einen zugefrorenen See gefallen.

Zunächst überrascht, beobachtete Masamune, wie sein Gefolgsmann mit dem Gesicht nach unten über das kalte Eis schlidderte. Dann begann er zu prusten und brach angesichts dieses urkomischen Anblicks in schallendes Gelächter aus.

Kojuro hob sein geschundenes Gesicht. Wie demütigend! Und das musste ihm ausgerechnet an diesem Abend geschehen, noch dazu vor seinem geliebten Fürsten.

Der stand immer noch am Ufer und lachte. Dann schließlich erbarmte er sich, stieg vorsichtig auf das Eis und schlidderte gekonnt zu seinem rechten Auge herüber, um ihm auf die Füße zu helfen. „Siehst du? Das kommt davon, wenn man völlig kopflos drauf los läuft“, gluckste er.

„Ihr genießt es wohl, zur Abwechslung einmal mich zu schelten“, stellte Kojuro trocken fest und rieb sich die schmerzende Nase.

Masamune lächelte sanft. Er streckte die Hand aus und wischte Kojuro liebevoll den Schmutz aus dem Gesicht. „Es kommt selten vor, dass du so kopflos bist“, bemerkte er dann nachdenklich. „Hab ich dich so durcheinander gebracht? Tut mir leid…“

Kojuro musterte seinen Herrn, dann nahm er dessen Hand in seine eigene und drückte sie sanft. Er kam sich unendlich dumm vor. Sein Fürst hatte sich nur Sorgen um ihn gemacht und er reagierte so albern. Eigentlich war er fast 10 Jahre älter als sein Herr und er fühlte sich öfter dazu verpflichtet, den Jüngeren zu ermahnen und seinen Eifer zu bremsen. Doch heute war er derjenige, der sich kindisch und unvernünftig benahm.

„Ihr müsst Euch nicht entschuldigen“, bat er eindringlich. „Ich bin es, der Euch um Verzeihung bitten muss. Ihr solltet Euch keine Sorgen um mich machen.“

Masamune schwieg. Dann rutschte er rückwärts und zog Kojuro mit sich.

Kojuro ließ sich verwundert mitziehen. „Was habt Ihr vor?“

Masamune lächelte. „Dieses Gespräch verdirbt uns den schönen Abend. Komm, lass uns zur Kutsche zurückgehen. Zeig mir, wie du so einen romantischen Abend beenden würdest.“
 

Wieder in der Kutsche fuhren die beiden Männer noch ein gutes Stück weiter.

Schließlich stoppte die Kutsche auf einem schönen, hohen Aussichtspunkt. Die beiden Männer stiegen aus und traten an den Rand. Dann geschah erst einmal nichts.

Gespannt wartete Masamune, was als Nächstes geschehen würde.

Dann, ganz klein in der Ferne, stieg ein Licht irgendwo von unten in den Nachthimmel hinauf. Masamune konnte nicht erkennen, was es war. Dem einen Licht folgten nach und nach weitere. Schließlich war der ganze Nachthimmel hell erleuchtet mit diesen Lichtern. Es sah einfach wunderschön aus, dieses Lichtermeer.

„Sind das…?“, flüsterte Masamune fasziniert.

„Ja, das sind Himmelslaternen“, erwiderte Kojuro lächelnd und hielt ihm eine Laterne hin. „Wollt Ihr auch eine aufsteigen lassen?“

Liebevoll betrachtete Masamune die Himmelslaterne, die das Symbol des Date-Clans trug, dann ließ er die Laterne aufsteigen.

„Das ist wunderschön“, hauchte der Fürst.

„Fürst Masamune, ich weiß, dass Ihr nicht mehr darüber reden wolltet, aber ich möchte noch einmal auf das Thema von vorhin zu sprechen kommen“, sagte Kojuro dann. „Es ist wahr, dass Euer Vater mich damit beauftragte, an Eurer Seite zu sein. Doch nach dessen Tod war es mein freier Wille, weiterhin an Eurer Seite zu bleiben. Wisst Ihr noch? Ihr habt mir damals freigestellt, zu gehen, wenn ich es wünsche. Aber ich wollte nicht gehen. Ich habe niemals daran gedacht, zu gehen. Glaubt mir, ich bin glücklich mit meinem Leben. Ich würde es nicht ändern wollen, selbst wenn ich es könnte. Darum… sagt nie wieder, dass Ihr eine Last für mich seid. Denn ich… möchte mein Leben mit niemand anderem verbringen, als mit Euch.“

Masamune klappte überrascht den Mund auf.

Kojuro begriff erst jetzt, was er da gesagt hatte, errötete stark und schlug sich die Hand vor den Mund. Hatte er jetzt zuviel gesagt?

Ein peinliches Schweigen hing in der Luft.

Dann reagierte Masamune, zog Kojuro’s Hand von seinem Mund weg und küsste ihn sanft.

Zunächst überrascht, nahm Kojuro seinen Fürsten dann fest in seine Arme und intensivierte den Kuss. Der ließ das ohne Gegenwehr geschehen, auch wenn es ihn ziemlich verlegen machte. Doch als Kojuro seine Zunge in Masamune’s Mund schieben wollte, riss dieser die Augen auf und es entwich ihm ein leises, entsetztes Stöhnen.

Kojuro glaubte darin einen Protest zu erkennen und beendete den Kuss sofort. „Verzeiht, ich war zu forsch“, entschuldigte er sich rasch.

Masamune schüttelte den Kopf. „Nein, nein. Ich… war nur nicht darauf vorbereitet.“

Die beiden Männer sahen sich eine Weile verliebt in die Augen, dann widmeten sie sich wieder dem Lichtermeer. Sie blieben, bis die Lichter verloschen waren, dann stiegen sie wieder in die Kutsche ein und machten sich auf den Rückweg in die Burg von Yonezawa.
 

Als sie zurückkehrten, war bereits alles still und dunkel in der Burg. Die Bewohner waren bereits größtenteils zu Bett gegangen, daher trafen sie niemanden an. Kojuro war das nur recht. Er wollte jetzt mit niemanden reden. Das würde die Nachwirkungen dieses schönen Abends ruinieren.

Kojuro brachte den Fürsten noch bis zu seinem Zimmer. „Ich hoffe, der Abend hat Euch gefallen?“, erkundigte er sich leise.

Masamune nickte. „Ja. Das hat er.“

Ein wenig unschlüssig stand Kojuro seinem Fürsten gegenüber, dann sagte er rasch: „Dann wünsche ich Euch eine geruhsame Nacht“, und wollte sich verabschieden, doch Masamune hielt ihn zurück.

„Geh noch nicht“, bat der Brünette. „Bleib bei mir. Heute Nacht.“

Kojuro schnappte nach Luft. „Ich… das sollten wir nicht tun.“

„Warum nicht? Glaubst du, es könnte etwas passieren?“, hakte Masamune sanft nach und Kojuro nickte. Masamune lächelte und schlang seine Arme um Kojuro’s Nacken. „Hab keine Angst“, flüsterte er in sein Ohr. „Lass geschehen, was geschehen soll. Bitte Kojuro… bring mich ins Bett.“

Kojuro’s Widerstand löste sich in Luft auf. Behutsam hob er seinen Fürsten hoch und trug ihn auf seinen Armen in dessen Zimmer. Dort legte er den Jüngeren auf seinen Futon und dann sich selbst daneben. Sein Herz klopfte ihm bis zum Hals, als Kojuro seinen geliebten Fürsten betrachtete, wie er da so neben ihm lag und ihn anlächelte.

„Ihr seid schön“, entfuhr es ihm.

„Du machst, dass ich mich schön fühle“, war die Antwort des Fürsten. „Schön und…“

„Begehrenswert?“

Masamune’s Auge leuchtete auf. „Das hat noch nie jemand geschafft. Dass ich mich so fühle.“

„Pech für alle anderen.“

Masamune rückte etwas näher, schmiegte sich an Kojuro und küsste ihn wieder. Dann sagte er kaum hörbar: „Vorhin in der Kutsche. Als du meine Schultern gepackt hattest. Da wolltest du etwas. Sag mir was, ich will es hören!“

Masamune hatte diese Aufforderung praktisch geschnurrt, sodass Kojuro einfach nicht mehr an sich halten konnte.

„Ich wollte dich haben. Ich wollte dich um mich spüren. Ich wollte dich betteln hören, dass ich weitermachen soll!“

„Dann tu es! Ich will es auch!“

Energisch zog Masamune Kojuro zu sich heran und küsste ihn leidenschaftlich. Der hielt es nicht mehr länger aus und schob seine Hüfte gegen ihn, damit dieser die Folgen seiner Worte spüren konnte.

Masamune stöhnte leise auf. „Mach weiter, bitte!“

Kojuro kniete sich über seine Fürsten und zog ihn aus, damit er dessen nackten Körper bewundern konnte. Vorsichtig liebkoste er die zarte Haut und genoss Masamune’s Zucken und Zappeln.

„Oh Gott~“, stöhnte Masamune plötzlich.

Kojuro ließ von ihm ab. „Sag jetzt bitte nicht, dass ich aufhören soll!!“, flehte er.

„Wenn du aufhörst, schlag ich dich!“, knurrte Masamune schwer atmend zurück.

Kojuro lachte leise. Liebevoll fuhr er dem Jüngeren durch die Haare, dann fuhr er fort.

An diesem 20. Dezember änderte sich das Leben zweier Männer. Und alles begann damit, dass einer den Mut fand, den anderen zu einem Rendezvous einzuladen…

Das Ende aller Qualen

China, 21. Dezember

Der Richter schlug aufgebracht mit der Faust auf sein Pult. „Wo zum Teufel ist Raymond Kon?!“, schrie er Kai an.

„Einspruch! Hören Sie auf damit! Er bricht noch zusammen, wenn Sie so weitermachen!“ Yuuri war aufgesprungen und inzwischen auf dem Weg zu Kai. Sie half ihm zurück auf die Anklagebank, wo sich ermattet setzte.

Fast im selben Moment kam ein Gerichtsdiener in den Saal gerannt. Er hatte ein Handy in der Hand japste aufgeregt nach Luft, als er am Richterpult ankam. Der Richter nahm ihm das Handy ab und hörte, was man ihm zu sagen hatte. Seine Augen weiteten sich.

„Wir pausieren den Prozess! Raymon Kon wurde gefunden!“

Mariah, die in der ersten Reihe gesessen hatten, sprangen auf. Ray! Lee schaute zu Mariah und runzelte die Stirn. Was? Auch Kai sah auf und zum ersten Mal seit der ganzen Geschichte, nahm er wieder ein freudiges Gefühl war. Ray? Sie brachten ihn in seine Zelle zurück und Yuuri kam nur wenige Minuten nach ihm dort an.

„Was ist mit Ray?“, fragte Kai.

„Er lebt. Aber... es ist nicht sicher, ob er überleben wird. Es sieht nicht gut aus, aber du kannst zu ihm.“, sagte sie. Während der paar Tage, wo er ihr alles erzählt hatte, hatten sie sich geeinigt, das „Sie“ sein zu lassen.

Kai schluckte schwer. „Wo... wo hat man ihn denn gefunden?“

„Im Wald. Nur wenige Kilometer von dem Haus entfernt, wo er gewohnt hat.“, antwortete sie.

Kai riss entsetzt die Augen. „Dort in der Nähe habe ich selbst gesucht... Warum nur hab ich ihn nicht gefunden, dann wäre das alles vielleicht nicht passiert!“

„Möglich. Aber so war es nunmal nicht. Mach dir deswegen keine Vorwürfe. Ray hat sein Gefängnis übrigens aus eigener Kraft verlassen können. Irgendjemand hat ihn gefunden und dafür gesorgt, dass er ins Krankenhaus kommt. Und wir sollten uns schleunigst beeilen, da auch hinzukommen.“, meinte Yuuri und half Kai auf die Beine.

Das Krankenhaus war zum Glück nicht allzu weit weg und gemeinsam kamen sie gerade auf der Intensivstation an. Sie mussten aber warten, denn mehr als zwei Personen durften nicht zu Ray und es waren gerade Mariah mit der kleinen Ling und Lee drin. Natürlich, Babys zählten noch nicht.

Yuuri beobachtete die beiden genau. Diese Mariah weint, aber ihr Bruder... Ich dachte, er und Ray wären Freunde. So wie der Ray ansieht, sieht das aber nicht danach aus...

Lee warf plötzlich einen beinahe hasserfüllten Blick zu Kai, als er ihn bemerkt hatte. Kai entging dieser Blick, doch Yuuri sah ihn. Da stimmt doch was nicht! Sogar Ray meidet Lees Blick. Erst jetzt schaut er zu Mariah, wo Lee zu uns sieht...

Lee sagte jetzt etwas und er und Mariah verließen das Zimmer. Yuuri und Kai wurden in grüne Schutzkleidung gesteckt und durften dann zu Ray. Kai setzte sich sofort an seiner Seite auf das Bett und sah ihn verweint an. Ray mühte sich, ihn anzusehen, doch es fiel ihm sehr schwer.

Yuuri beobachtete die beiden und kam endgültig zu dem Schluss, dass Kai definitiv unschuldig war. Ihre Blicke zueinander waren von Liebe erfüllt. Ray sah von Kai nun zu ihr und wieder zurück. Da Ray nicht sprechen durfte und es auch noch gar nicht konnte, formte er mit den Lippen ein Wort. Kai schien es zunächst nicht zu verstehen und auch Yuuri musste genau hinsehen um es zu verstehen. Beiden schien jedoch im selben Moment das Gleiche in den Sinn zu kommen. Wir werden dem Fall eine Wendung geben! Kais Augen waren entsetzt, doch sofort mischte sich Wut darunter. Das kann nicht sein! Das darf nicht sein! Warum?

Er und Yuuri verließen Ray wieder. Sie durften nicht zu lange bleiben, da dies Stress für ihn bedeutete.
 

Der Prozess wurde nur wenige Stunden nach Rays Einlieferung in das Krankenhaus sofort wieder aufgenommen. Yuuri kämpfte wie eine Löwin um Kais Unschuld und lenkte den Verdacht nun auf jemand anderen, von dessen Unschuld sie überzeugt war. Noch während der Verhandlung wurde die Wohnung des neuen Tatverdächtigen total auf den Kopf gestellt. Und sie fanden tatsächlich Beweise für dessen Schuld.

Es erfolgte noch im Gerichtssaal Kais Freilassung und die sofortige Festnahme des Täters. Der Prozess wurde wegen der erdrückenden Beweislage gleich weitergeführt, etwas ungewöhnliches, aber es war bald Weihnachten und keiner wollte sich über die Feiertage noch damit herumschlagen. Alle waren entsetzt, denn es war Lee gewesen, der Ray entführt hatte und nun, immer noch wütend, alle Einzelheiten preisgab. Wie er ihn auf dem Weg zum Flughafen abgefangen hatte. Wie er ihn in diese kleine Höhle gezerrt und dort gefesselt hatte, damit er nicht wegkonnte. Wie er ihn immer und immer wieder wütend verprügelt hatte, weil er seine Schwester sitzen lassen hatte für einen Mann! Und damit war es endgültig raus, denn bei diesen Worten, die er so hasserfüllt herauspresste, sah er unverwandt zu Kai.

Der Richter sprach sein Urteil, wovon Kai nichts mehr mitbekam. Er konnte nicht verstehen, warum Lee so gehandelt hatte. Auch seine Freunde und Mariah konnten es nicht nachvollziehen. Yuuri sorgte dafür, dass Kai sofort nach dem Prozess wieder zu Ray durfte und sie begleitete ihn.

Als sie bei Rays Zimmer ankamen, lag Ray ganz ruhig da. Sie durften zu ihm hinein, aber wieder nur in den grünen Schutzmänteln.

Kai strich ihm sanft über die Wange und Ray öffnete müde die Augen. Ein Lächeln zeigte sich in seinem zerkratzten Gesicht. Und seit gefühlten Wochen tauchte auch auf Kais Gesicht ein Lächeln auf. Ray blinzelte mehrfach, dann verzog sich sein Gesicht etwas. Seine Hand drückte Kais ganz fest und dann hörte Kai nur noch ein langgezogenes Piepen.

Yuuri reagierte sofort, rannte aus dem Zimmer und schrie nach einem Arzt. Doch Kai hörte ihre Stimme nicht. Wie in einem Schleier sah er sie nur draußen vor der Scheibe lauthals rufen. Mehrere Menschen in weißen Kitteln kamen herbeigerannt. Einer der Ärzte zog Kai von Ray weg und hatte Mühe dabei, ihre Hände zu trennen. Yuuri war sofort bei ihm und nahm Kai in den Arm. Er konnte seinen Blick nicht abwenden.

Die Menschen um Ray herum rissen den dünnen Stoff auf dessen Haut auseinander, eine Schwester schob einen Defibrilator herbei. Der Arzt nahm ihr die beiden Elektroden ab, sie ließ auf beide Flächen noch gelige Flüssigkeit laufen – das alles in einer atemberaubender Geschwindigkeit. Der Arzt rieb beide Elektroden aneinander um das Gel zu verschmieren.

„Alle weg!“, bellte er und drückte die Elektroden auf Rays Brust.

Dieser bog sich nach oben durch und sackte dann zurück auf das Bett. Doch die Sinuskurve blieb ein langgezogener grüner Strich auf dem Monitor.

„Nochmal! Alle weg!“ Der Mann wiederholte die Prozedur, doch wieder passierte nichts.

Yuuri drückte fest Kais Schultern, denn sie spürte, dass er zu zittern anfing.

„Nochmal! Alle weg!“, rief der Arzt und legte die Elektroden ein drittes Mal auf Rays Brust, die sich erneut hochbog und auf das Bett zurückfiel.

Diesmal piepste es wieder im Monitor und die Sinuskurve bewegte sich.

„Wir haben ihn! Stabilisieren!“

Eine der drei Schwestern zog eine Ampulle mit einer Flüssigkeit auf, die sie sofort in Rays Blutkreislauf spritzte. Dabei nannte sie auch den Namen des Medikaments, doch Kai hörte nicht mehr zu. Ray lebte, er war nicht tot. Das war jetzt für ihn das wichtigste. Und das Yuuri sanft und ermutigend über seinen Arm strich. Immer und immer wieder. Es beruhigte ihn, dass jemand da war, der ihm jetzt Halt gab.

Eine der Schwestern bat sie jetzt, hinauszugehen und draußen zu warten. Sie schob sie hinaus und ging wieder zurück in Rays Zimmer. Sie gaben ihm noch weitere Medikamente, die ihn stabilisieren sollten, schrieben die Werte ab und gingen dann wieder.

„Bitte kommen Sie erst morgen wieder. Er muss sich jetzt davon erholen.“, sagte die Schwester, die als Letzte herauskam.

Yuuri legte eine Hand auf Kais Schulter. „Gehen wir. Deine Freunde warten sicher auch schon auf dich.“, sagte sie leise.

„Ja aber...“, setzte Kai an.

„Nein, es ist besser, wenn er jetzt Ruhe hat. Das war sicher heute schon zu viel für ihn. Wenn man bedenkt, was er alles durchgemacht hat. Wir wissen zwar von Lee, aber nicht von Ray selbst, was alles passiert ist. Er ist überhaupt noch nicht befragungsfähig. Gehen wir jetzt besser.“

Sie hatte Recht. Kai nickte und gemeinsam verließen sie das Krankenhaus. Yuuri brachte Kai zum Hotel, wo seine Freunde untergekommen waren und versprach, seine Sachen noch aus dem Gefängnis zu holen.

Tyson war der Erste, den er sah, denn er fiel ihm sofort um den Hals als er Kai die Tür geöffnet hatte. „Oh mein Gott, da bist du ja! Du hast es geschafft!“, sagte er.

„Ja...“, seufzte Kai und kam mit ihm ins ins Hotelzimmer.

Die anderen saßen dort und man konnte sehen, wie angespannt sie noch waren.

„Du hast es überstanden! Du bist jetzt frei!“, wiederholte Tyson.

„Wie geht es Ray?“, fragte Max.

Kai holte tief Luft und sofort verdüsterten sich die Gesichter seiner Freunde. „Nein... Sag jetzt nicht...“, begann Hilary.

„Nein, nein... Er hatte einen Herzstillstand, aber es geht ihm wieder besser. Sie haben ihn zurückgeholt.“, erzählte er.

Ein Seufzen wie aus einem Mund war zu hören. Erleichterung breitete sich in dem Zimmer aus.

„Konntest du mit ihm reden?“, fragte Kenny.

„Nein, er hat mich nur angesehen. Yuuri meint, er ist noch nicht vernehmungsfähig. Er soll sich jetzt erstmal erholen und dann gehe ich morgen wieder zu ihm.“

„Ich denke, es ist besser, wenn wir nicht alle mitkommen, oder?“, meinte Max.

„Nein, besser nicht, das wird zu viel für ihn sein. Das war heute schon zu viel, sonst wäre das nicht passiert.“, sagte Kai und setzte sich endlich.

„Und wie geht es dir?“, fragte Hiro, der sich jetzt erst zu Wort meldete.

„Bescheiden um es mal so auszudrücken... Ich möchte sowas keinem wünschen, wenn er es nicht verdient hat...“, sagte Kai.
 

Kai wollte Ray am nächsten Tag wieder besuchen. Doch vorher wollte er unbedingt zum Gefängnis. Er musste Lee fragen, warum genau er Ray das angetan hatte. Über seine Gründe hatte er sich in der Vernehmung nämlich nicht sehr genau geäußert, nur dass er wütend war, dass Ray seine Schwester für Kai sitzen lassen wollte. Kai konnte nicht glauben, dass das wirklich alles gewesen sein sollte.

Doch als er vor Lees Zelle stand und ihn fragte, sagte dieser nichts, weshalb Kai wieder ging. Enttäuscht über so viel Verbohrtheit.

Unten im Foyer traf er auf Mariah und die kleine Ling. Sie wollte ebenfalls zu Lee, ihrem Bruder.

„Bringt nichts. Er redet nicht. Jedenfalls nicht mit mir.“, sagte Kai.

Mariah senkte den Blick, doch noch bevor sie etwas sagen konnte, wurde sie unterbrochen. Lee kam laut brüllend die Gänge hinunter getobt, die Wachen hinter ihm. Sie erreichten ihn genau auf der Galerie über dem Foyer, wo er sich an das Geländer krallte.

„Du verdammtes Arschloch! Wegen dir wollte Ray zurück und meine kleine Schwester mit Ling sitzen lassen! Ich hasse dich und ich wollte euch auseinander bringen!“, schrie er wutentbrannt zu Kai hinunter.

„Aber warum dann Ray? Ihr wart Freunde und für Mariah hätte es so oder so nichts geändert!“, sagte Kai.

„An dich kam ich ja nicht ran, also blieb mir nur Ray! Ich hätte viel lieber dich da unten gehabt! Ich hätte viel lieber dich umgebracht! Und von wegen Freunde! Ray war ab dem Moment kein Freund mehr für mich, als er Mariah sitzen gelassen hat! Als Ling geboren wurde, wer war denn da dabei?! Ray jedenfalls nicht! ICH war dabei! ICH war allein mit ihr und dem Baby! Die anderen waren ja auch nicht mehr da!“, wütete Lee.

„Und du nennst dich Freund und Bruder?“

Lee verstummte und die Wärter brachten ihn mit Mühe in seine Zelle zurück. Kai wandte sich wieder Mariah zu, die mit Tränen in den Augen ihrem Bruder nachsah.

„Und das alles wegen mir...“, schniefte sie.

Kai lächelte sie an und tippte dann der kleinen Ling auf die Nase. Von dem kleinen Mädchen war ein belustigtes Glucksen zu hören.

„Wie meinst du das, wegen dir?“, fragte Kai, nachdem er sich selbst erst einmal wieder beruhigt hatte.

„Naja... Ich weiß nicht, wie ich es sagen soll...“, begann Mariah.

„Sag es einfach.“

„Nun ja... Ich fürchte, ich bin mir nicht sicher, wer der Vater von Ling ist. Ich hab bisher die ganze Zeit selbst gedacht, es sei Ray. Immerhin hat sie schwarze Haare und die Augen sehen aus, wie seine... Aber jetzt mal im Ernst. Meine Augen sehen fast genauso aus. Und während Ray hier war und wir... Also es gab da noch einen anderen.“, erzählte sie kleinlaut.

Kai traute seinen Ohren nicht. Sie wusste nicht einmal, ob Ray wirklich der Vater dieses süßen kleinen Mädchens war? „Das sagst du jetzt erst?“

„Ich weiß, du bist jetzt sicher stinksauer oder?“

„Sollte ich eigentlich, ja...“

Sie sah zu ihm auf. „Aber?“, fragte sie vorsichtig.

„Passiert ist passiert... Du kannst von Glück reden, dass Ray es überlebt hat. Er hatte gestern einen Herzstillstand!“, sagte Kai, doch seine Stimme klang kühl.

Sie erschrak und legte die Hand vor den Mund. „Oh mein Gott... Hätte ich gewusst, was alles passieren würde...“, flüsterte sie und Tränen stiegen ihr in die Augen.

„Hast du nicht gerade eben gesagt, du hast selbst die ganze Zeit gedacht, sie wäre Rays Tochter? Jetzt hör auf zu weinen. Was passiert ist, können wir jetzt nicht mehr ändern.“

„Wäre es mir doch nur früher wieder eingefallen!“, fluchte sie heulend.

„Ist es aber nicht und jetzt hör endlich auf zu heulen.“, bat Kai.

„Kannst du bitte Ling nehmen, ich brauch einen Moment für mich.“, schluchzte sie und schob Kai das kleine Mädchen in den Arm.

Verdutzt sah er ihr nach, wie sie fluchtartig das Gefängnis verließ. Als das kleine Mädchen sie wegrennen sah, fing sie laut an zu schreien. Der Wachmann am Eingang sah Kai missbilligend an, sodass auch er hastig das Gebäude verließ.

Draußen konnte er Mariah nirgends sehen. Ling hockte in seinem Arm und schrie wie wild. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite blinkte ihn ein Weihnachtsbaum an. Natürlich in drei Tagen war Weihnachten! Da Ling nicht aufhören wollte zu schreien, ging er mit ihr über die Straße und ließ sie sich die Lichter am Weihnachtsbaum anschauen. Nachdem sie sie wahrgenommen hatte, quiete sie freudig und langte nach den Kugeln. Während die Kleine sich wieder beruhigte, überlegte Kai, was er jetzt machte. Sollte er mit Ling zusammen zu Ray ins Krankenhaus gehen? Was anderes würde ihm wohl nicht übrig bleiben.
 

Also kam er nach einiger Zeit mit Ling, die inzwischen eingeschlafen war, im Krankenhaus an. Er ging sofort zu Rays Zimmer, wo eine Schwester ihn aufhielt.

„Einen Moment bitte. Er hat bereits Besuch.“, sagte sie freundlich.

Kai sah durch das Fenster und erkannte erleichtert, dass Mariah dort saß. Sie sprach mit Ray, der gelegentlich nickte und seine Augen entsprechend ihrer Worte bewegte, sodass Kai nicht deuten konnte, worum es ging. Denn er sah Überraschung und Freude aber auch Trauer darin. Nach ein paar Minuten stand Mariah auf und verließ das Zimmer.

Sie war froh, Kai und Ling zu sehen und nahm ihm das kleine Mädchen ab. „Danke Kai. Ich hoffe, du kannst auch noch zu ihm.“, sagte sie und verabschiedete sich dann.

Kai schaute zur Schwester. Diese nickte und gab ihm einen der grünen Mäntel, in der hineinschlüpfte und ging dann leise zu Ray hinein. Er sah heute schon besser aus. Kai setzte sich zu ihm.

„Hallo Ray.“

„Hallo...“, krächzte Ray.

„Nicht sprechen.“, sagte Kai mit einem Lächeln.

Ray nickte.

„Geht es dir besser?“

Wieder nickte Ray.

„Schön, das freut mich. Haben sie dir schon gesagt, wann du raus kannst?“

Ray schüttelte den Kopf.

„Naja egal. Hauptsache, dir geht es wieder besser.“

Ray lächelte. Dann sah auf den Tisch neben sich und deutete darauf.

„Soll ich etwas rausholen?“, fragte Kai und Ray nickte.

Er stand auf und zog die Schublade des Tischchens auf. Dort lag ein Block und ein Stift. „Ach du willst es mir aufschreiben? Geht das schon?“, fragte Kai und nahm beides heraus.

Ray nickte wieder und hob langsam eine Hand. Kai gab ihm beides und Ray begann zu schreiben.

“Wie geht es dir?“

Kai las es und lächelte. „Mir geht es wieder gut. Das chinesische Gefängnis ist nicht gerade ein Spaziergang.“

“Ich kann es mir vorstellen. Was Lee getan hat, war auch kein Spaziergang.“

Kai seufzte. „Lass uns nicht davon reden. Noch nicht.“

“Aber ich muss...“

„Nicht heute... Okay? Ich glaube nicht, dass das gut für dich wäre. Wir reden darüber, wenn du hier raus bist.“

“Nagut. Vielleicht hast du Recht.

„Worüber hat Mariah gerade mit dir gesprochen?“, fragte Kai um endlich das Thema zu wechseln.

“Über Ling.“

„Und? Sie hat mir ja vorhin kurz etwas gesagt...“

“Hat sie? Was hat sie gesagt? Was weißt du?“ Ray sah ihn mit einem Blick an, den Kai nicht zuordnen konnte. Hatte er etwa Angst vor etwas?

„Eigentlich hat sie gar nichts weiter gesagt, ich bin erst selbst drauf gekommen, dass Ling deine Tochter sein könnte. Eine andere Möglichkeit fiel mir nicht ein. Aber vorhin...“

Ray hörte ihm zu. “Und vorhin?

„Vorhin sagte sie mir, sie wüsste gar nicht mehr so genau, ob du wirklich Lings Vater bist.“, sagte Kai.

Ray schloss seufzend die Augen. Dann wandte er sich wieder dem Block zu. “Ja, das hat sie mir auch gesagt. Vielleicht bin ich ja wirklich nicht ihr Vater.“

„Das bleibt zu überprüfen. Jetzt mach dir darüber keinen Kopf.“, sagte Kai liebevoll und strich ihm sanft über den Arm.

“Sie sagte, sie hat nochmal genau darüber nachgedacht und ich kann es wohl doch nicht sein.“

„Hat sie das? Vorhin sagte sie mir nur, sie braucht Zeit für sich, hat mir Ling in den Arm gedrückt und ist dann weggerannt.“

Ray schmunzelte. Dann hat sie in der Zeit nachgedacht.

„Ja das hat sie wohl.“

“Was würdest du sagen, wenn Ling bei uns leben würde?

Kai glaubte, nicht recht zu sehen. Ling? Bei ihnen leben? „Wie kommst du darauf?“, fragte er verdutzt.

“Mariah sagte mir vorhin, sie weiß nicht, ob sie Ling behalten möchte. Sie hat das Gefühl, keine gute Mutter zu sein, aber sie will die Kleine auch nicht einfach so abgeben.“

„Also auf mich hat sie einen guten Eindruck gemacht, was das angeht... Wie kommt sie nur auf sowas?“

“Naja. So ist Mariah halt. Aber wenn sie das macht, warum sollten wir sie nicht nehmen? Dann ist Ling wenigstens nicht für immer weg von ihr.“

„Ja, da hast du allerdings Recht. Nun gut, ich denke, sie wird sich das überlegen. Wir werden sehen.“

Ray nickte. Dann kam die Schwester ins Zimmer.

„Entschuldigen Sie bitte, aber es ist jetzt besser, wenn Sie wieder gehen. Er sollte sich noch nicht so sehr anstrengen.“, sagte sie und bat damit Kai hinaus.

Kai versprach, gleich hinaus zu kommen und wandte sich wieder Ray zu. Aus dem Augenwinkel beobachtete er, wie die Schwester wieder ging. Dann beugte er sich zu ihm herunter.

„Ich liebe dich. Egal, was auch immer in letzter Zeit war.“, flüsterte er und gab Ray einen liebevollen Kuss.

Nur du allein, Tora

„Hast du noch irgendetwas zu deiner Verteidigung zu sagen?“

Shogun Kobra bedachte den Jungen vor sich mit einem strengen und doch traurigen Blick. Er haderte mit sich. Aber er musste diesen Schritt jetzt gehen. Es war seine Pflicht als Shogun. Was dieser Junge getan hatte, war ein schwerer Verstoß – und das musste Konsequenzen haben! Auch, wenn Ruffy diese Stadt und seine Bewohner stets beschützt hatte. Für ihn galten dieselben Regeln und Gesetze, wie für jeden anderen Menschen auch. Und vor 10 Tagen hatte er eindeutig eine Grenze überschritten.

Ruffy saß schweigend da. Es gab nichts mehr zu sagen. Er bereute nicht im Geringsten, was er getan hatte. Egal, welche Strafe auch immer auf ihn wartete.

„Nun gut, wenn du nichts mehr zu sagen hast… dann verkünde ich nun deine Strafe. Monkey D. Ruffy, für das Vergehen, Unzucht mit einem anderen Mann getrieben zu haben, noch dazu mit dem Thronfolger des Landes Zhong-Guo, was zu Spannungen mit unserem Reich geführt hat… wirst du verbannt! Mit dem heutigen Tage ist es dir nicht mehr gestattet, in dieser Stadt zu verweilen! Du wirst hiermit aufgefordert, noch vor Sonnenuntergang deine Sachen zu packen und zu verschwinden!“

Ruffy nickte als Antwort nur, erhob sich und verließ ohne ein Wort oder eines Blickes das Audienzzimmer des Shogun.

Prinzessin Vivi wollte ihrem Freund folgen, doch Igaram hielt sie davon ab. Auch sie dürfte sich dem Urteil ihres Vaters nicht widersetzen.

Vivi fügte sich. Traurig sah sie Ruffy nach. Wie schade, dass es so kommen musste…
 

Draußen vor dem Schloss begegnete Ruffy seinem Bruder Ace.

„War es schlimm?“, fragte Ace leise, obwohl er die Antwort schon kannte. Er wusste, was sein Bruder getan hatte, war ein schweres Vergehen. Dass er es aus Liebe tat, schmälerte die Schwere seiner Tat nicht – zumindest nicht in den Augen des Gesetzes.

Ruffy blieb vor seinem Bruder stehen. „Ich wurde verbannt“, sagte er tonlos.

„Du scheinst nicht allzu traurig darüber zu sein.“

„Bin ich auch nicht. Mir war klar, dass es so kommen würde, wenn das rauskommt. Und mir war auch klar, dass es rauskommen würde. Aber letztlich ist mir das nur recht. So kann ich mich frei bewegen und werde nicht behindert bei dem, was ich tun will.“

„Was du tun willst? Ah ja. Lass mich raten. Du willst deinen geliebten Prinzen zurück holen, nicht wahr?“

Ruffy grinste schelmisch. „Du hast es erfasst. Aber abgesehen davon, dass ich ihn liebe, will ich ihn noch aus einem anderen Grund da rausholen. Dieser Typ… sein Onkel… der ist mir nicht geheuer. Irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass er etwas Böses vorhat. Je schneller ich Tora von da weggebracht habe, desto wohler ist mir.“

„Und was dann?“

Ruffy musterte seinen Bruder verwundert.

„Was hast du vor, wenn ihr beide zusammen seid? Du hast keinen Ort mehr, an den du zurückkehren kannst. Wohin gehst du mit ihm?“, wollte Ace wissen.

Ruffy überlegte kurz, dann sagte er mit fester Stimme. „Wenn ich Tora gerettet habe, werde ich…“
 

„Stimmt es wirklich, dass Ruffy verbannt wurde?!“

Ninjin, Peman und Tamanegi stürmten aufgeregt das Restaurant von Nami und Sanji. Sie hatten die Neuigkeiten gerade auf der Straße erfahren. Das Strohhut Ruffy verbannt wurde, war DAS Thema in der Stadt. Viele machten sich Sorgen, was jetzt werden sollte, wenn Buggy oder ein anderer Verbrecher angriff.

Sanji, der gerade die Teller abwusch, hielt inne und sah die Jungs mitleidig an. „Ja, ihr habt richtig gehört. Ruffy wurde verbannt.“

„Aber das können die doch nicht machen!“, ereiferte sich Peman. „Wir sollten alle zu König Kobra gehen! Sicher können wir ihn davon überzeugen, die Strafe zurückzunehmen!“

„Das ist nicht so einfach, Peman“, schaltete sich Nami ein. „Selbst König Kobra kann die Strafe nicht wieder zurücknehmen, selbst wenn er es wollte. Außerdem hat Ruffy eine Straftat begangen. Das kann und darf der Shogun nicht einfach so hinnehmen.“

“Straftat? Nur weil er diesen Mann lieb hat?“, fragte Tamanegi verständnislos. „Warum ist das eine Straftat?“

„Zwei Männer dürfen sich nicht so lieb haben“, erklärte Sanji vorsichtig. „Aber es geht nicht bloß darum. Da er den Sohn des Kaisers lieb hatte, haben wir jetzt Schwierigkeiten mit Zhong-Guo. Der Shogun gibt sein Bestes, um das wieder gerade zu biegen, aber…“

Nami kniete sich zu den drei Jungs hinunter und legte Peman eine Hand auf die Schulter. „Ich weiß, wie ihr euch fühlt, Jungs. Ihr habt Ruffy sehr lieb. Wir alle haben ihn sehr lieb. Aber… so schwer uns das auch fällt, wir müssen uns damit abfinden, dass Ruffy… dass er…“

Nami’s Stimme versagte. Sie schlug sich die Hand vor den Mund und rannte in die Küche, damit die Jungs sie nicht weinen sahen.

Sanji ging zu ihr, um sie zu trösten.

Die Jungs tauschten traurige Blicke aus. Die Welt der Erwachsenen war so kompliziert. Was war denn falsch daran, dass Ruffy und Tora sich lieb hatten?
 

Prinzessin Vivi saß auf ihrem Bett und las in einem Buch. Zumindest sah es auf den ersten Blick so aus. Tatsächlich starrte sie seit einer Stunde auf dieselbe Seite, ohne auch nur ein Wort gelesen zu haben.

Wie gerne würde sie jetzt bei Ruffy sein und ihm Trost spenden. Aber sie dürfte ihn nicht mehr sehen. Zum Glück wusste sie, dass Ace jetzt bei seinem Bruder war und ihm beistand. Das beruhigte sie ein wenig.

„Prinzessin?“

Vivi erschrak und sah zum Balkon. Dort stand Robin. Vivi klappte das Buch zu und winkte sie zu sich heran.

„Was gibt es, Robin? Wo bist du so lange gewesen? Ich habe dich nicht mehr gesehen, seit du dich vor 12 Tagen aus dem Restaurant verabschiedet hast.“

„Ich war in Zhong-Guo unterwegs. Dort bin ich Mitgliedern der kaiserlichen Armee begegnet. General Ivankov und seinen Männern. Wir haben uns ein wenig unterhalten und so erfahren, dass sie den Angriff auf Prinz Law untersuchen. Ich beschloss, ihnen dabei zu helfen. Schließlich fanden wir heraus, dass ein mysteriöser Mann namens Joker dahinter steckte. Es gab so gut wie keine Informationen über diesen Mann, aber vor drei Tagen fanden wir schließlich heraus, bei wem es sich um Joker handelt. Ich kam dann so schnell ich konnte hierher, um Euch davon zu berichten.“

„Und? Wer ist dieser Joker?“

Robin öffnete ihren Mund, um ihr den Namen zu sagen. In der Ferne ertönte ein lautes Geräusch, das ihre Stimme zu verschlucken schien. Vivi konnte dennoch ihre Antwort hören.

Das war ja unfassbar! Dieser scheinheilige Mistkerl!

Vivi überlegte kurz, dann sprang sie auf und rief: „Ich werde umgehend Vater darüber informieren. Vielleicht ist das unsere Chance, die Zwistigkeiten zu beseitigen. Du gehst zu Ruffy und erzählst ihm davon. Er wird es sicher wissen wollen…“

Robin nickte und machte sich gleich auf den Weg.

Vivi packte das Buch beiseite und eilte zu ihrem Vater. Dieser Mann musste gestoppt werden! Hoffentlich kamen sie noch rechtzeitig…
 

„Willst du mich eigentlich für den Rest deines Lebens mit Schweigen strafen?“

Law seufzte laut. Seit Stunden versuchte er schon, mit Hancock zu reden, aber sie saß nur da und schwieg.

„Hör zu. Du bist wirklich eine großartige, bildschöne Frau, aber…“

Hancock hob schnell eine Hand, als Zeichen, dass ihr Verlobter still sein sollte. „Bitte. Sagt jetzt nichts mehr. Ich verstehe auch so, worauf Ihr hinaus wollt. Euer Vater besteht zwar darauf, dass wir dennoch heiraten, aber… Ich möchte keinen Mann heiraten, der mich niemals lieben wird. Und ich will erst recht keinen Mann heiraten, der einen anderen Mann liebt!“

Aufgebracht erhob sich Hancock und stürmte aus dem Zimmer.

Law sah ihr mitleidig nach. Er hatte sie wirklich nicht kränken wollen. Sie war so gut zu ihm gewesen und er hatte sich durchaus vorstellen können, dass der alte Law sie eines Tages sehr geliebt hätte. Aber er war nicht mehr der alte Law. Und das hier war nicht mehr sein Leben. Doch wie konnte er diesem goldenen Käfig nur entfliehen?
 

„Sieht so aus, als hätte er seine Entscheidung getroffen“, gluckste Doflamingo. Er saß auf dem Balkongeländer und sah zu, wie Hancock eilig das Anwesen verließ.

Vergo, der gerade Tee eingoss, sagte beiläufig: „Dann ist wohl alles so gekommen, wie du es wolltest. Ich hatte mich schon gefragt, warum du wolltest, dass ich Law aus dem Anwesen entkommen lasse, obwohl ich auf ihn aufpassen sollte.“

Doflamingo grinste boshaft. „Bist du etwa wütend auf mich, weil du deswegen Ärger mit meinem Bruderherz bekommen hast?“

Vergo stellte die Teekanne ab. „Natürlich nicht. Du hast deine Gründe und ich stelle es nicht infrage. So agieren wir doch schon seit Jahren, Doffy.“

„Du tust also alles, was ich will, ohne es infrage zu stellen“, wiederholte Doflamingo schmunzelnd. „Würdest du dann auch für mich sterben?“

Vergo schenkte ihm eines seiner seltenen Lächeln. „Was fragst du denn?“

Der blonde Mann lachte leise. Er konnte sich immer auf Vergo verlassen, das stand fest. Er hoffte sogar inständig, dass es nicht nötig wäre, ihn zu opfern. Aber die Zeit würde zeigen, was noch alles erforderlich sein würde, um seine Pläne in die Tat umzusetzen.
 

Energische Schritte hallten durch das Schloss. Sie stammten von Dragon, dem Kaiser von Zhong-Guo. Nach außen hin war er ruhig, wie immer. Doch innerlich kochte er beinahe vor Zorn. Als hätte es nicht gereicht, dass ein Anschlag auf seinen Sohn verübt wurde. Das irgendjemand versuchte, Unfrieden in seinem Reich zu stiften. Jetzt drehte auch noch sein Sohn durch und rannte in der Gegend rum, statt in seiner sicheren Obhut zu bleiben. Und dann noch diese Sache mit diesem Polizisten…

Aber das war nicht der eigentliche Grund für seinen Zorn. Vor wenigen Minuten hatte sein oberster General, Ivankov ihm verraten, was er und diese Informantin der Prinzessin Vivi herausgefunden hatten. Ein Mann namens Joker steckte also hinter allem.

Joker.

Ivankov hatte gar nicht weiterreden müssen. Dragon kannte diesen Spitznamen nur zu gut. Hatte er wirklich gedacht, er würde sich nicht erinnern? Diesen Namen hatte er früher als Kind benutzt, um Untaten zu begehen. Schon damals hatte Dragon herausgefunden, dass er dieser Joker war, es aber nicht verraten. Er hatte damals noch ernsthaft geglaubt, er würde sich ändern – wie naiv er doch war. Und das war nun das Ergebnis seiner Gutherzigkeit.

Aber jetzt war er zu weit gegangen! Es war höchste Zeit, dass Dragon seinen Fehler bereinigte!

Mit einem lauten Krach stieß Dragon die Tür auf.

Als er den Mann sah, der für all das verantwortlich war, schmerzte sein Herz.

„Wir müssen reden… Bruder.“

Doflamingo fuhr mit seinem Zeigefinger über den Rand der Teetasse. Ohne aufzusehen erwiderte er lächelnd: „Du scheinst verärgert, Brüderchen. Was bedrückt dich denn?“

„Warum lassen wir nicht die Spielchen und kommen gleich zur Sache?“

„Wie du meinst…“

Vergo stellte seine Teetasse ab, erhob sich und stellte sich demonstrativ neben Doflamingo. Dragon registrierte es schweigend. Es überraschte ihn nicht. Vergo war seinem Bruder schon immer ergebener gewesen, als ihm.

„Du willst also über etwas reden, Bruder. Nun gut, dann schütte mir doch dein Herz aus.“

Dragon erspähte ein Buch, das offen auf einer Kommode lag. Er ging zu dem Buch und blätterte gedankenverloren darin herum. Dabei sagte er: „Du bist zwar der Ältere von uns beiden… trotzdem wählte Vater mich zu seinem Nachfolger. Du hast das damals stillschweigend hingenommen, aber ich habe immer gewusst, dass du mir grollst. Ich hätte nur nie gedacht, dass du soweit gehen würdest. Ich gehe wohl recht in der Annahme, dass du vorhast, erst meinen Sohn und dann mich zu töten, um den Thron für dich zu beanspruchen. Nicht wahr, …Joker?“

Doflamingo lächelte boshaft. „Du hast es also herausgefunden.“

„Wie hast du die Männer manipuliert?“

„Ich habe von einer Teufelsfrucht gegessen – so wie du, lieber Bruder. Von der Faden-Frucht.“

„Ich verstehe. Und was planst du als Nächstes?“

Doflamingo grinste breit. „Das wirst du schon sehen…“, zischte er bedrohlich und mit einem lauten Klirren zerdrückte er seine Teetasse.
 

Derweil hatte sich Ruffy auf den Weg gemacht, um Law zu retten. Nachdem Robin ihm erzählt hatte, dass Law’s Onkel hinter allem steckte, war er sofort aufgebrochen. Das Kaiserreich war ihm völlig egal, sollte sich doch der Kaiser selbst darum kümmern. Für ihn war nur wichtig, dass er seinen geliebten Law aus der Gefahrenzone herausholte.

Es würde nicht leicht werden, da war sich Ruffy sicher. Er war zwar stark, dennoch wusste er, dass er es nicht allein schaffen würde. Zum Glück begleitete Ace ihn.

So schnell sie konnten, eilten die beiden Brüder ins Königreich Zhong-Guo, weiter zum Palast des Kaisers.

Dort tobte bereits ein schrecklicher Kampf. Die Armee schien sich untereinander zu bekämpfen. Und oben, auf den Dächern des Palastes, standen sich Doflamingo und Dragon gegenüber und ließen ihre Teufelskräfte aufeinanderprallen.

Ruffy interessierte sich aber nur für Law. Wo befand er sich wohl?

Gemeinsam mit Ace kämpfte er sich durch die Menge auf der Suche nach seinem liebsten Prinzen.

Schließlich fand er das Zimmer des Prinzen. Law war allerdings nicht allein – Vergo war bei ihm. Offenbar wollte er ihn töten. Law war bereits schwer verwundet.

„Law!“, rief Ruffy laut.

Als er Ruffy sah, lächelte Law erleichtert. Er war froh, vor seinem Tod seinen Liebsten noch einmal sehen zu können.

Vergo bemerkte die beiden Neuankömmlinge, kümmerte sich aber nicht weiter um sie. Er wollte den Auftrag erledigen, den Doflamingo ihm gab.

„Hast du noch einen letzten Wunsch… Law?“, fragte er kühl.

Law sah an Vergo vorbei zu Ruffy und lächelte schwach. „Nein. Der hat sich gerade erfüllt“, murmelte er.

Vergo nickte leicht, dann holte er aus und schlug ihm kräftig gegen die Brust. Law fiel daraufhin über das Geländer und stürzte kopfüber hinunter, mitten in den Fluss, der neben dem Anwesen vorbeifloss.

„LAW!!!!“, rief Ruffy entsetzt, stürmte an Ace und Vergo vorbei und sprang ohne zu zögern hinterher.

„Warte Ruffy! Du kannst doch gar nicht schwimmen!“, brüllte Ace ihm nach, doch es war schon zu spät.

Ruffy war bereits ins Wasser eingetaucht und in den dunklen Fluten verschwunden…
 

Einige Tage später. Es war bereits Weihnachtsabend.

Ruffy’s Freunde hatten sich alle versammelt, um gemeinsam zu feiern. So richtige Stimmung wollte aber nicht aufkommen.

Die Schlacht in Zhong-Guo war zwar gewonnen. Doch Ruffy war in dieser Nacht gestorben. Die Soldaten des Shogun hatten, nachdem sie dem Kaiser bei seinem Kampf gegen seinen rebellischen Bruder und dessen Leute unterstützt hatten, unten am Fluss alles nach dem Prinzen und dem Gummimenschen abgesucht, doch keine Spur von einem der beiden jungen Männer gefunden.

Ruffy und Law wurden daraufhin für tot erklärt.

Da die Unstimmigkeiten zwischen den beiden Reichen durch die Hilfe bei dem Aufstand beseitigt wurden, lud der Shogun den Kaiser dazu ein, das Weihnachtsfest bei ihm zu feiern. Dieser nahm dankend an.

Ace, der Vergo besiegt hatte, beschloss, wieder auf Reisen zu gehen. Allerdings wollte er es sich nicht nehmen lassen, Vivi vorher ihr Geschenk zu bringen: einen schönen, rosafarbenen Kimono, den er auf seiner Reise gekauft hatte.

Vivi bedankte sich bei ihm mit einem besonders langen Kuss.

„Wie geht es dir? Kommst du zurecht?“, fragte sie dann besorgt.

Ace lächelte. „Ja. Es geht schon. Ich tröste mich mit dem Gedanken, dass er dort, wo er jetzt ist, sehr glücklich ist. Weil er mit seiner großen Liebe vereint ist.“ Liebevoll strich er mit dem Daumen über Vivi’s Wange. „Sei tapfer. Ich komme so bald wie möglich zurück.“

Ace gab Vivi einen Abschiedskuss, dann machte er sich auf den Weg in den Schnee.

Sein Weg führte ihn jenseits der Grenzen von Grand Jipango und Zhong-Guo.

In einer Hütte etwas abseits eines kleinen Dorfes fand er schließlich, was er suchte.

Lächelnd trat er ein.

„Na? Wie geht es euch beiden? Habt ihr euch inzwischen erholt?“, fragte er gut gelaunt.

Law, der am Herd stand und kochte, drehte sich zu ihm um und lächelte sanft. „Es geht mir schon besser. Gott sei Dank sahen die Wunden schlimmer aus, als sie es in Wirklichkeit waren. Willst du zum Essen bleiben?“

Ace überlegte kurz, dann nahm er seinen Hut ab. „Gerne. Wo ist Ruffy?“

„Draußen. Sammelt Feuerholz.“

Kaum hatte Ace nach ihm gefragt, kam Ruffy auch schon zur Tür herein.

„Hey, da bist du ja“, grüßte er seinen Bruder.

„Du hast ganz schönen Wirbel verursacht, Ruffy. Macht es dir denn nichts aus, dass dich alle für tot halten? Deine Freunde trauern um dich.“

Ruffy senkte betrübt den Blick. „Natürlich macht mir das was aus. Ich hätte es gerne anders gelöst, aber… jetzt, wo alle glauben, dass Law und ich tot sind, können wir ein friedliches Leben führen und zusammen sein. Nachdem ich verbannt wurde, hätten meine Freunde und ich uns sowieso nicht wieder gesehen…“

„Ja, ein glückliches Leben führen… Solange die Wahrheit nicht herauskommt.“

„Robin wird uns schon nicht verraten. Immerhin verdanken wir es ihr, dass Law und ich nicht ertrunken sind. Sie war es auch, die uns geholfen hat, ungesehen hierher zu kommen.“

Law stellte den Eintopf auf den Tisch. „Genug geschwatzt. Jetzt wird gegessen.“

Die beiden Brüder schmunzelten über Law’s Hausfrauenverhalten und setzten sich an den Tisch, um zu essen.

Wie Sasuke Weihnachten gestohlen hat

Es war der Tag vor Weihnachten.

Nach dem gemeinsamen Rendezvous bei der Hochzeit, fühlte sich Masamune etwas zu Yukimura hingezogen. Darum lud er seinen Rivalen ein, das Weihnachtsfest bei ihm zu verbringen.

In Japan war es üblich, den 24. Dezember nicht mit der Familie zu verbringen, sondern mit dem Liebsten. Es war also ein Abend für Verliebte.

Daher verstand Yukimura diese Einladung als heimliches Liebesgeständnis und nahm sie ohne zu zögern an.

Takeda Shingen war nicht sonderlich begeistert, erkannte aber, wie wichtig es seinem jungen General war und gab – wenn auch widerwillig – sein Einverständnis. Allerdings nur unter der Bedingung, dass Sasuke ihn begleitete.

So reisten Yukimura und Sasuke nach Oshu. Am Abend des 22. Dezember kamen sie dort an.

Masamune empfing seinen Besuch recht herzlich.

Auch die Date-Armee war recht erfreut über die unverhofften Gäste.

Nur einer war so gar nicht glücklich darüber: Katakura Kojuro.

Dem „rechten Augen des Drachen“ passte es so gar nicht, dass sein Herr den Weihnachts-Abend ausgerechnet mit dem“ jungen Tiger von Kai“ verbrachte. Am Liebsten würde er die ungewollten Gäste wieder verscheuchen, aber das würde sein Fürst wohl nicht zulassen. Was fand er nur an diesem Jungen?

Genervt betrat Kojuro die Burg – und ihn traf der Schlag: das Innere der Burg war über und über mit Lichterketten, Lametta, künstlichen Rentieren und anderem Weihnachtskram geschmückt. Es sah aus, als wäre der Schwertkämpfer in Santas Dorf der Verdammten gelandet.

„Was ist denn hier los?“, entfuhr es Kojuro entsetzt.

Sasuke, der noch mitten beim Schmücken war, bedachte ihm mit einem entschuldigenden Blick. „Ja, tut mir leid für das hier. Aber Meister Sanada liebt Weihnachten und besteht darauf, dass es so kitschig und bunt geschmückt ist.“

„Hat Fürst Masamune das erlaubt?“, hakte Kojuro verärgert nach.

„Ja, hat er. Er wirkte sogar ziemlich verzückt, als er sah, wie Meister Sanada sich auf die Dekoration gefreut hatte.“

Als hätte er seinen Namen gehört, kam Yukimura dazu – mit geschlossenen Augen. Blind versuchte er, sich den Weg durch die Dekoration zu bahnen.

„Also, Sasuke. Ich geh jetzt los, um Masamune-dono’s Geschenk zu holen. Davon darf er aber nichts erfahren, verstanden?“

„Sanada, was machst du da?“, beschwerte sich Kojuro. „Mach die Augen auf, du stolperst sonst noch!“

„Nein!“, rief Yukimura entschieden zurück. „Ich will die Dekoration erst sehen, wenn ich alles für Morgen erledigt habe. Das Winterwunderland ist meine Belohnung für all die harte Arbeit…“ Yukimura schnupperte interessiert in die Luft. „Sasuke? Rieche ich da etwa deine köstlichen Zimtplätzchen?“

„Du riechst richtig, Meister“, antwortete Sasuke freudig.

Yukimura verfluchte seine Sinne und bahnte sich den Weg zur Schiebetür. „Ich gehe jetzt. Und spül nicht die Schüssel mit den Resten vom Plätzchenteig aus, Sasuke!“

Dann tapste er hinaus.

Kojuro verdrehte entnervt die Augen und machte auf der Stelle kehrt.

Vor der Tür kam ihm Yoshino entgegen. „Meister Katakura, haben Sie die Dekoration gesehen?“

„Ja, habe ich tatsächlich“, knurrte Kojuro.

„Gefällt es Ihnen nicht?“, wunderte sich Yoshino. Er fand die viele Weihnachtsstimmung, die mit den Besuchern aus Kai Einzug in Oshu hielt, eigentlich sehr schön.

Kojuro warf resigniert die Arme in die Luft. „Es geht mir doch überhaupt nicht um die Dekoration! Ich bin nur genervt von Sanada und Sasuke.“

„Warum denn das? Dank den beiden herrscht dieses Jahr viel mehr Weihnachtsstimmung in Oshu! Wenn man es genau betrachtet, ist Meister Sanada der Weihnachtsmann und Sasuke-san sein Weihnachtself!“

Kojuro grunzte spöttisch. „Weihnachtself. Er sieht eher aus wie der Grinch!“, höhnte er.

„Wie hast du mich gerade genannt?“, drang Sasuke’s fassungslose Stimme an sein Ohr.

Kojuro schloss gequält die Augen. Das war jetzt dumm gelaufen…
 

Eigentlich hatte Fürst Masamune geglaubt, dass er die Weihnachtsvorbereitungen Yukimura und Sasuke überlassen und den Vortag vor Weihnachten in aller Ruhe mit trainieren verbringen könnte. Leider sah sein rechtes Auge die ganze Sache ein wenig anders.

Eigentlich sah es Kojuro gar nicht ähnlich, ihm so einen Ärger zu machen. Normalerweise war es genau andersherum. Aber seit Masamune Yukimura eingeladen hatte, war sein treuster Vasall ziemlich schlecht gelaunt. Vielleicht verlangte er ihm da etwas zuviel ab. Aber verdammt noch mal, es war Weihnachten! Und es war ja nicht so, als wolle er seinen Kopf durchsetzen, um etwas ganz Dummes zu tun. Da konnte sich Kojuro doch mal ein wenig zusammenreißen!

Aber nein!

Stattdessen saß Masamune im Schneidersitz und mit verschränkten Armen auf dem Holzfußboden und musste sich jetzt anhören, dass Kojuro Sasuke verärgert hatte.

„Also noch mal“, wiederholte Masamune ruhig. „Wie hast du Sasuke genannt?“

Kojuro räusperte sich und sagte zögerlich: „Einen Grinch.“

Masamune seufzte erschöpft. Wenn er nicht befürchten müsste, dass Sasuke das ziemlich gekränkt hätte, würde der Fürst das Ganze ziemlich lustig finden.

„Hast du dich wenigstens bei ihm entschuldigt?“, hakte er nach.

Kojuro wich seinem Blick aus. Um die Wahrheit zu sagen… das hatte er nicht. Er hatte Sasuke sogar unmissverständlich klar gemacht, dass der Ninja und sein Meister schuld daran waren, dass dieses Weihnachten für Kojuro furchtbar werden würde und er sich deshalb auf gar keinen Fall entschuldigen würde.

Das konnte er seinen Fürsten aber nicht sagen…

Das brauchte er aber auch gar nicht. Masamune konnte sich die Antwort schon denken. Er bedachte seinen Vertrauten mit einem bösen Blick. „Dann tu es jetzt! Ob es dir nun passt oder nicht, Kojuro, Yukimura und Sasuke sind unsere Gäste und ich will keinen Ärger so kurz vor Weihnachten!“

Der Fürst erhob sich und blickte Kojuro streng an. „Du gehst dich jetzt entschuldigen. Ich komme auch mit!“

Kojuro spürte, dass sein Fürst keine Diskussion zuließ und ergab sich.

Zusammen machten sich die beiden Männer auf den Weg, um sich bei Sasuke zu entschuldigen. In dem Zimmer, das Sasuke vorhin noch dekoriert hatte, angekommen, ergab sich allerdings ein anderes Problem – es war leer. Und zwar völlig leer. Nicht nur Sasuke fehlte, sondern auch die ganze Weihnachtsdekoration.

„Ist er etwa mit der ganzen Weihnachtsdekoration verschwunden?!“, fragte Kojuro fassungslos.

„Sieht ganz so aus“, murmelte Masamune. Dann fiel ihm Yukimura ein und wie traurig er wäre, wenn er zurückkäme und feststellte, dass das Winterwunderland, auf das er sich so gefreut hatte, verschwunden war – zusammen mit Sasuke. Bestimmt würde er wieder nach Hause wollen. Zumindest wäre das Weihnachtsfest ruiniert. Das hatte gerade noch gefehlt! Eine Ader begann an seiner Schläfe zu zucken, als er bedrohlich zischte: „Kojuro, ich rate dir, Sasuke so schnell wie möglich zu finden und dich bei ihm zu entschuldigen. Wenn du Yukimura und mir das Fest versauen solltest, wird das hier das schlimmste Weihnachten, das du je erlebt hast! Du hast Zeit bis heute Abend! Bring Sasuke und die verdammte Weihnachtsdeko hierher zurück, verstanden?!“

Zornig stampfte Masamune davon.

Kojuro blieb mit hängenden Schultern zurück.

Plötzlich entdeckte er einen Zettel auf den Boden liegen. Er hob ihn auf und las: » Vergiss nicht, die Plätzchen aus dem Ofen zu holen, Arschgesicht! «

Wie nett.

Jetzt dürfte Kojuro also losziehen und den beleidigten Ninja wieder zurückholen.

Wenn er das tat, würden sich Yukimura und sein Herr in den kommenden Tagen definitiv annähern, soviel stand fest.

Doch wenn er Sasuke nicht zurückholte, würde Yukimura vielleicht ebenfalls verschwinden, aber dafür würde sein Fürst ihm die Hölle heiß machen, was genauso schlecht war. Wie man es auch drehte und wendete, dieses Weihnachtsfest würde für Kojuro furchtbar sein! Und daran war nur Sasuke schuld!

„Dieser verdammte Grinch!“, stieß Kojuro wütend hervor und machte sich zähneknirschend auf den Weg.
 

Yukimura starrte derweil auf einen Zettel.

„Hm… mal sehen… für den Biskuitteig brauche ich vier Eier, 100g Mehl, 100g Feinstzucker und fünf Tropfen Vanillearoma. Für die Sahne brauche ich 500ml Schlagsahne, 2,5 EL Feinstzucker und 21 Päckchen Sahnesteif. Und für die Füllung und zum Dekorieren brauche ich je 2 EL Kirschwasser, heißes Wasser und Zucker, 250-400g frische Erdbeeren, Kekse, Zuckerfiguren und Puderzucker.“

„Hast du alles, was du brauchst?“, fragte die ältere Dame freundlich. Sie war die Besitzerin dieser modernen Bäckerei.

Yukimura nickte. „Ja, es ist alles da. Vielen Dank, dass ich bei Ihnen backen darf. In der Burgküche ging das ja nicht.“

„Das ist doch kein Problem“, winkte die Bäckerin lächelnd ab. „Ich finde es süß, dass du dem Fürsten einen traditionellen Christmas Cake backen willst. Und das du dafür ein Rezept aus einem seiner Bücher über England nimmst, freut ihn sicher auch.“

„Ja, zum Glück steht es auf japanisch da drin. Und zum Glück haben sie auch die westlichen Zutaten in ihrer Küche. Das wäre sonst schwierig gewesen.“

„Der Fürst kommt öfter in meine Bäckerei, um meine Kuchen und Torten zu essen. Er schätzt meine Backkunst sehr.“

„Ich hoffe bloß, dass ihm mein Kuchen auch schmecken wird…“

„Das wird schon! Es wird ja mit viel Liebe gebacken“, kicherte die Bäckerin augenzwinkernd.

Yukimura errötete und sah rasch in das Rezept. „Mal sehen, was als Nächstes kommt“, murmelte er verlegen. „Also, die 18cm große Form habe ich eingefettet und den Boden mit Backpapier bespannt. Dann muss ich jetzt die Eier trennen.“

Yukimura nahm die Eier und schlug sich nacheinander auf. Das Eiweiß gab er in ein hohes Gefäß, das Eigelb direkt in die Teigschüssel. Dann schlug er das Eiweiß solange, bis es steif war. Als Nächstes gab er Zucker und Vanillearoma zum Eigelb, bis die Masse eine dicke, cremige Konsistenz hatte. Nun hebte er den dicken Eischnee unter die Masse.

Nach nun nach siebte er dann das Mehl in die Schüssel und arbeitete es vorsichtig unter, ohne zu rühren.

Als der Teig dick, locker und fluffig von seinem Rührgerät tropfte, war er fertig. Der Teig wanderte nun in die Form und dann in den Ofen.

„So, nun muss er für 25 Minuten backen“, sagte Yukimura fröhlich. „Wenn er fertig ist, müssen wir ihn dann noch komplett auskühlen lassen, bevor wir weitermachen können… Ich frage mich, was Sasuke wohl gerade macht.“
 

Endlich hatte Kojuro auch mal Glück. Sein Glück war, dass Sasuke wegen der ganzen Weihnachtsdeko nicht weit gekommen war.

Völlig entnervt baute sich der Schwertkämpfer vor dem Ninja auf. „Was um alles in der Welt soll das werden, Sasuke?“

„Ganz einfach. Du hast mir mehr als deutlich gesagt, dass ich in der Burg von Yonezawa nicht erwünscht bin. Also bin ich gegangen, damit du deine Ruhe hast“, erwiderte Sasuke kühl.

„Hör zu“, seufzte Kojuro, „ich habe ja verstanden, dass dich das sehr gekränkt hat. Aber denk doch mal an Sanada! Wie wird er wohl reagieren, wenn er zurückkommt und du und die Dekoration sind nicht da?“

„Dich interessiert wohl eher, wie Dokuganryu darauf reagiert“, schnaubte Sasuke verächtlich. „Dir droht wohl ein mächtiger Anpfiff, was?“

Kojuro verzog das Gesicht. Er hatte ihn durchschaut. „Gut, du hast es erfasst. Ja, ich kümmere mich einen Dreck um dich, diese blöde Deko und wie Sanada darüber denkt! Aber mein Fürst tut es und ich will ihm das Fest nicht verderben. Und ich gehe doch recht in der Annahme, dass du Sanada das Fest ebenfalls nicht verderben willst, oder?“

Sasuke senkte den Blick. „Nein, das will ich nicht. Ich wäre ja bereit, sofort zurück zu gehen, wenn du dich bei mir entschuldigen würdest.“

„Das werde ich aber nicht tun!“, schrie Kojuro wütend auf. „Weil du für mich nun einmal ein Grinch bist! Es gefällt mir überhaupt nicht, dass Sanada das Fest mit Fürst Masamune verbringt! Am Liebsten wäre es mir, wenn mein Fürst euch nie eingeladen hätte!“ Resigniert atmete Kojuro laut aus und fuhr sich durch die Haare. „Weißt du was? Wenn dich meine Anwesenheit so stört, dann werde ich dir den Gefallen tun und verschwinden! Ich habe sowieso keine Lust, mit euch zu feiern. Ich gehe zu meiner Cousine und ihrer Familie. Ich wünsche dir viel Spaß!“

Wutschnaubend marschierte Kojuro davon.

Sasuke blieb nachdenklich zurück.
 

Der Teig war inzwischen fertig gebacken.

Yukimura war gerade dabei, die kalte Sahne mit dem Zucker und dem Sahnesteif fest zu schlagen. Dann putzte er die Erdbeeren, wählte acht hübsche aus und schnitt die übrigen in dicke Scheiben. Als das erledigt war, halbierte er den Tortenboden, mischte aus Kirschwasser, heißem Wasser und Zucker einen Sirup und verstrich diesen gleichmäßig auf beide Hälften. Dann verteilte er einen Schlag Sahne auf die untere Hälfte, legte die Erdbeerscheiben darauf, gab noch eine Schicht Sahne oben drüber und bedeckte das Ganze dann mit der zweiten Hälfte. Einen kleinen Teil der übrigen Sahne füllte er in einen Spritzbeutel mit Sterntülle, mit dem Rest umkleidete er die Torte; strich alle Flächen schön glatt. Den Deckel verzierte er rundherum mit dem Spritzbeutel.

Die acht reservierten Erdbeeren drückte er dann in die Innenfläche des Deckels. In die Mitte setzte Yukimura dann noch die Zuckerfiguren in Weihnachtsbaumform und streute zum Schluss noch den Puderzucker oben drauf.

Fertig war der Christmas Cake!

Überglücklich begutachtete Yukimura sein Werk. Hoffentlich würde Masamune der Kuchen auch schmecken.

Die Bäckerin brachte einen Karton, um den Kuchen schön zu verpacken. Nachdem sie ihm versichert hatte, dass sie den Rest alleine abwaschen konnte, verabschiedete die Frau Yukimura. Der junge General machte sich mit seiner köstlichen Fracht auf den Rückweg in die Burg, sich auf sein geliebtes Winterwunderland freuend.
 

Voller Ungeduld wartete Masamune derweil darauf, dass Kojuro endlich zurückkam – und mit ihm hoffentlich Sasuke und die Weihnachtsdekoration.

Dummerweise war es nicht sein Vertrauter, der ihm schließlich am Tor entgegenkam, sondern ein freudestrahlender Yukimura.

Schief lächelnd begrüßte Masamune ihn. „Was ist denn in dem Karton?“, versuchte er ihn abzulenken.

Yukimura riss den Karton prompt an sich. „Da müsst Ihr Euch schon bis morgen gedulden! Das ist nämlich Euer Weihnachtsgeschenk!“

Masamune riss überrascht sein Auge auf. „Geschenk? Du schenkst mir was?“

„Natürlich! Ach, habt Ihr schon Sasuke’s Weihnachtsdekoration gesehen? Ich hoffe, Ihr findet es nicht zu kitschig…“

„Äh… nein, gar nicht… Es ist toll.“

„Und wie sind die Zimtplätzchen geworden?“

Ach ja, die Plätzchen. Masamune hatte sie erst bemerkt, als ein dicker Rauch aus der Küche zu ihm vordrang. „Sie schmecken ehrlich gesagt wie Gekaufte“, sagte er trocken und betete, dass die Bäckerin noch schnell welche zaubern konnte.

Und dann sagte Yukimura das, wovor sich Masamune so gefürchtet hatte: „Schön, ich will mir jetzt endlich Sasuke’s Dekoration ansehen! Ich freue mich schon den ganzen Tag darauf!“

Bevor Masamune ihn stoppen konnte, war Yukimura schon an ihm vorbeimarschiert und betrat die Burg. Der Fürst folgte ihm, dachte bereits fieberhaft darüber nach, wie er ihm die ganze Situation erklären sollte.

Doch in der Burg stellte sich heraus, dass dies gar nicht nötig war. Sasuke begrüßte sie freudestrahlend, die Dekoration hing wieder an ihrem Platz.

Masamune runzelte die Stirn. Er hatte gar nicht bemerkt, dass der Ninja wieder zurückkam, geschweige denn, dass er die Dekoration wieder auf hing. Andererseits hatte er auch nicht bemerkt, wie er verschwunden war, von daher…

Yukimura war begeistert. „Das ist wirklich wundervoll! Und ich kann nur hoffen, dass wir die Burg nicht abfackeln, bei den vielen Lichtern!“

„Schön, dass es Euch gefällt, Danna“, grinste Sasuke.

Masamune sah sich suchend um. „Ach, Sasuke. Wo steckt eigentlich Kojuro?“

Sasuke kratzte sich peinlich berührt an der Wange. „Ähm… er sagte, er verbringt das Fest lieber mit seiner Cousine und seiner Familie.“

„Warum denn das?“, wunderte sich Yukimura.

„Wir haben uns gestritten“, erklärte Sasuke zögerlich.

„Sasuke! Soll das heißen, du hast Meister Katakura vertrieben? Wie konntest du nur?“

„So war das gar nicht!“, protestierte Sasuke.

Für einen Moment überlegte er, ob er seinem Meister von ihrem Streit erzählen sollte, entschied dann aber, es bleiben zu lassen. „Er hatte ohnehin vor, mit seiner Cousine zu feiern“, log er.

Yukimura runzelte die Stirn. „Ist es denn so schön bei seiner Cousine?“, erkundigte er sich verwirrt bei Masamune.

Der verzog das Gesicht. „Na ja, wie man es nimmt. Seine Cousine ist ziemlich religiös. Ihre Familie glaubt, dass der Weihnachtsmann der Satan ist, der sie verführen will… Eigentlich wollte er nie mit ihr feiern.“

Sasuke hatte genug gehört. „Date, sagt mir, wie ich dorthin komme. Ich werde ihn dazu überreden, mit uns zu feiern.“

Masamune und Yukimura beschlossen, ihn zu begleiten.
 

Kojuro saß am Esstisch mit den Kindern seiner Cousine und machte gute Miene zum bösen Spiel.

Die schwangere Cousine tischte das Abendessen auf. „Kojuro, würdest du das Tischgebet sprechen?“, bat sie freundlich.

Kojuro erwiderte rasch: „Äh… das würde ich ja gerne. Aber was soll ich denn sagen?“

„Warum zitierst du nicht einfach deine Lieblingsstelle aus der Bibel?“, schlug die jüngste Tochter begeistert vor.

„Das ist eine tolle Idee“, heuchelte Kojuro freundlich. „Aber wie wählt man seine liebste Stelle aus? Da gibt es so viele schöne Stellen…“ Ein Klopfen an der Tür erlöste ihn. Schnell stand er auf. „Ich gehe schon. Sag du das Gebet auf, meine Kleine.“

Kojuro öffnete die Tür und war überrascht, Sasuke, seinen Fürsten und Yukimura zu sehen.

„Wer ist da?“, fragte die Cousine.

„… Es sind ein paar Sternensänger“, log Kojuro hastig.

Yukimura und Masamune sahen sich ungläubig an, dann begannen sie zögerlich zu singen.

Sasuke ergriff leise das Wort. „Meister Katakura, würdest du bitte wieder mitkommen? Ich will nicht, dass du das Fest hier verbringst.“

Kojuro atmete erleichtert aus. Er war so froh, dass sie hier waren. „Liebend gern. Und ich möchte mich wirklich aufrichtig bei dir entschuldigen.“

„Vergiss es. Hast du nicht auch die Nase voll von dem ständigen Entschuldigen? Es ist schließlich Weihnachten. Da sollte man vergeben können. Und… wenn man genau darüber nachdenkt… war ich schon so was wie ein Grinch.“

„Was ist denn ein Grinch?“, wollte der jüngste Sohn plötzlich wissen. Er hatte sich leise angeschlichen und gelauscht.

Kojuro stiegen die Schweißperlen ins Gesicht. „Äh… ein böses Wort, das man nicht sagt“, erklärte er nervös.

Leider war es schon zu spät. Fasziniert von diesem Wort fingen die Kinder an, es laut zu rufen. Sie wollten gar nicht mehr damit aufhören.

Schnell griff Kojuro nach seinem Mantel und rannte mit den drei anderen davon.

„Kann mir vielleicht mal einer erklären, was hier los war?“, wollte Yukimura wissen.

„Nichts“, antworteten Sasuke und Kojuro im Chor.
 

Es war bereits nach Mitternacht.

Masamune konnte immer noch nicht schlafen. Lag es vielleicht am Vollmond? Wäre nicht das erste Mal, dass ihn das vom Schlafen abhielt.

Nach Ablenkung suchend streifte der junge Fürst durch die Burg und landete in der Küche. Dort stand der geheimnisvolle Karton, den Yukimura mitgebracht hatte.

Neugierig näherte sich Masamune dem Karton und wollte ihn gerade öffnen um zu sehen, was darin war, als eine Stimme ihn davon abhielt.

„Jetzt noch nicht!“

Der einäugige Drache drehte sich um und erblickte Yukimura, der ihn tadelnd ansah.

„Ihr dürft Euer Geschenk erst an Heiligabend öffnen!“, beharrte er.

Masamune lächelte schelmisch. „Es ist doch schon Heiligabend. Es ist weit nach Mitternacht.“

„Trotzdem.“ Yukimura zog eine Schnute.

Der junge Fürst lachte resigniert auf. Dann fragte er: „Warum schenkst du mir überhaupt etwas? Ich habe doch gar nichts für dich.“

„Doch, natürlich habt Ihr das“, widersprach Yukimura verwundert. Als der Brünette ihn fragend ansah, erklärte er: „Ihr habt mich zu Euch eingeladen.“

„Dafür hast du die Burg dekoriert“, konterte Masamune.

Eine Weile sagte niemand von ihnen etwas.

Schließlich kam Masamune näher. „Gibt es etwas, das du gerne hättest?“

„Eigentlich nicht“, war die ausweichende Antwort.

Masamune spürte, dass das nicht ganz die Wahrheit war. Er kam noch etwas näher. „Und uneigentlich?“

Yukimura musterte seinen Rivalen, der für ihn gar nicht mehr ein Rivale war – sondern so viel mehr. Es gäbe schon etwas, das er gerne von ihm hätte…

Plötzlich bemerkte der junge General, dass Masamune unter einem Mistelzweig stand. Das war die Gelegenheit. Doch Yukimura zögerte.

Masamune bemerkte den flüchtigen Blick des Jüngeren. Er sah nach oben – und verstand.

„Erinnerst du dich noch an den Abend, als du mich auf die Hochzeit begleitet hast?“, fragte er, ohne den Blick von dem Zweig abzuwenden.

„Nicht wirklich. Ich erinnere mich nur an Bruchstücke und ab einem bestimmten Zeitpunkt weiß ich gar nichts mehr.“

„Du hast mir in dieser Nacht gesagt, dass du mich liebst. Und du hast mich geküsst.“

Yukimura bekam einen hochroten Kopf. Hatte er das wirklich? Daran konnte er sich wirklich nicht erinnern. Andererseits, warum sollte sich Masamune das ausdenken?

Endlich senkte Masamune seinen Blick wieder und musterte Yukimura. Dann wagte er zu fragen, was er seit diesem Abend wissen wollte, aber nicht gewagt hatte, zu fragen.

„Hast du… das ernst gemeint… ich meine, dass du mich liebst… und so…“

Yukimura errötete noch mehr – falls das noch möglich war – und wandte den Blick ab.

Verunsichert verschränkte Masamune die Arme vor der Brust. „Dann hast du das nur gesagt, weil du betrunken warst.“ Es war keine Frage, mehr eine Feststellung.

„Das stimmt nicht!“, widersprach Yukimura schnell. Dann überlegte er kurz, fasste sich dann ein Herz und ging zu dem Älteren rüber. „Ich meinte es ernst. Auch, wenn ich mich nicht mehr an meine Worte erinnern kann… wenn ich Euch sagte, dass ich Euch liebe, dann… war das die Wahrheit.“

Yukimura schloss kurz die Augen, atmete tief durch, dann packte er Masamune sanft an den Schultern. „Es gibt tatsächlich etwas, das ich gerne hätte… Etwas, das ich nur von Euch will.“

„Du darfst tun, was immer du willst“, flüsterte Masamune.

Diese Worte ließen Yukimura’s Herz höher schlagen. Dann zog er ihn zu sich heran und küsste ihn sanft.

Masamune entspannte sich sofort, schlang seine Arme um Yukimura’s Hals und erwiderte den Kuss.

Draußen vor der Tür, in taktvollem Abstand, saßen Sasuke und Kojuro.

„Sieht ganz so aus, als hättest du recht mit deiner Vermutung“, schmunzelte Sasuke.

Kojuro seufzte erschöpft. „Ja, scheint so.“

„Und? Kommst du damit klar?“

Kojuro lächelte müde. „Mir bleibt ja nichts anderes übrig, nicht wahr?“

Sasuke warf einen Blick zu den beiden jungen Männern, die sich immer noch küssten, und murmelte: „Lass uns abwarten, wohin das führt. Vielleicht ist es ja nur ein Strohfeuer…“

Kojuro schnaubte amüsiert. „Das glaubst du doch selbst nicht.“

„Wer weiß…“

Das schönste Geschenk, das du mir machen konntest

Es war Heiligabend. Für Akatsuki ein Tag und ein Abend wie jeder andere auch. Dem Leader war ja sowieso egal, was seine Leute machten, solange sie sich nicht selbst an die Gurgel gingen oder die Organisation verrieten.

Aber da Kakuzus Geldgier dafür sorgte, dass keiner der Mitglieder irgendwelche Deko aufhängen oder aufstellen konnte, geschweige denn, dass es einer von Ihnen wollte, gab es kein Bling-Bling auf den Höhlengängen. Kisame verschwand in seinem Zimmer. Das war doch schon immer so gewesen zu Weihnachten. Er schnappte sich seinen Wintermantel und ging hinaus. Sein Weg führte ihn bis kurz vor Konohagakure an den Fluss. Ein wenig versteckt fand er, was er suchte. Wie vor ein paar Wochen, als er mit Deidara hier vorbeigekommen war, war der kleine Stein völlig vereist und zugeschneit. Er schob den Schnee beiseite und betrachtete die Schriftzeichen, die den Namen seines geliebten Itachi Uchiha ergaben. Aus seiner Jacke holte er etwas hervor und betrachtete es lange...
 

Kisame stand vor dem Graveur und beäugte ihn mit einem Blick, der dem Mann das Blut in den Adern gefrieren ließ. Dieser schluckte und nahm das Stück, dass er gravieren sollte. „Wa-wa-was wollen Sie denn graviert haben?“, fragte er stammelnd.

Kisame nannte ihm seinen Wunsch und wartete dann geduldig ab, bis der Mann das Gewünschte in das kleine Objekt graviert hatte.

„Vielen Dank.“, flötete Kisame dann, nahm das kleine gravierte Stück und schickte sich an, zu gehen.

„A-aber Sie müssen noch bezahlen!“, rief der Graveur ihm unsicher nach.

Kisame blieb abrupt stehen, wandte sich um und kam zurück. Seine riesige Hand landete laut knallend auf der Werkbank des Graveurs. „Ist dein kümmerliches Leben nicht Bezahlung genug? Ich hätte dich genauso gut auch töten können, damit keiner davon erfahren hätte, dass ich überhaupt hier war!“, zischte er.

Der Graveur schluckte erneut. „Es war heute niemand hier, der eine Gravur haben wollte.“, wisperte der kleinere Mann.

„Sehr gut. Gehab dich wohl!“, verabschiedete sich Kisame bissig und verschwand dann.


 

Ein Lächeln stahl sich auf Kisames Gesicht, während er das Etwas in seiner Hand beobachtete. „Wenn du wüsstest, wie ich das gemacht habe, Itachi...“, sagte er sich leise.
 

Es war der Vormittag am Heiligabend. Kisame nahm Itachi an der Hand und gemeinsam verließen sie das Versteck von Akatsuki. Draußen lag hoch Schnee. Zusammen gingen sie in den angrenzenden Wald, wo sie sich ein kleines Tannenbäumchen suchen. Kisame fällte es mit Leichtigkeit und es passte ideal unter seinen Mantel, sodass der geldgeile Kakuzu es nicht einmal bemerken würde, sollte er sie sehen.

Heimlich also brachten sie das kleine Bäumchen in ihr Zimmer, wo sie es aufstellten. Und wieder war es Kakuzus Geldgier, die sie an ihn denken ließ. Kakuzu gab kein Geld heraus. Weder für Weihnachtsdekoration noch für Baumschmuck. Also wurden Kisame und Itachi erfinderisch. Da Kakuzu ihnen das Essen schließlich nicht verweigern konnte, hatte Itachi schon seit Tagen kleine Röschen aus Orangenschalen gebastelt. Weil Kisame diese Fingerfertigkeit dafür fehlte, hatte er die Orangen lediglich in feine Scheiben geschnitten und getrocknet. Das gleiche hatten sie auch mit Apfelscheiben getan. Während eines Auftrags war Itachi eingefallen, dass man auch aus Stroh Baumschmuck basteln konnte, also hatten sie immer mal wieder, wo sie konnten, etwas Stroh mitgehen lassen. Aus diesem Stroh hatte Itachi Sterne gebastelt. Und weil sie beide keine Lust hatten, sich auch noch mit Holzhandwerk zu beschäftigen, hatten sie während eines Auftrags vor kurzem bei einem Holzwarenhändler eine kleine Kiste mit Holzbaumschmuck mitgehen lassen. Kisame hatte ihn geschickt abgelenkt und Itachi hatte das kleine Kistchen in seinem Mantel verschwinden lassen. Die kleinen Figürchen, Orangenscheiben- und -rosen, die Apfelscheiben und die Strohsterne hängten sie nun auf. Um einzelne Kerzen an den zarten Zweigen zu befestigen war es ihnen doch zu gefährlich, also stellten sie nur zwei große Kerzen an die Seiten des Baumes.

Dann gönnten sie sich ihr Abendessen. Kisame wollte unbedingt, dass sie wieder Essen gingen. In einem nahe gelegenen keinen Restaurant, dessen Besitzer und Mitarbeiter die Mitglieder Akatsukis nicht kannten, genossen sie Misosuppe, Hühnchen Teriyaki mit Sesam-Soja-Sauce und zum Dessert leckere süße Mochi. Es war herrlich und Kisame freute sich schon darauf, wenn sie wieder zu Hause sein würden. Immerhin hatte er, bevor er nach Itachi das Zimmer verlassen hatte, sein Geschenk schon platziert.

Erst recht spät am Abend kehrten sie zurück, da sich Kisame kurzerhand für einen romantischen Waldspaziergang entschieden. Arm in Arm waren sie durch den verschneiten Wald gegangen. Wäre es nicht so kalt gewesen, dann hätte Kisame den Spaziergang sich noch um eine Kleinigkeit ausgedehnt, aber es war nun einmal Winter.

Wieder zu Hause angekommen stellte auch Itachi schnell sein Geschenk unter das Bäumchen. Gerade noch rechtzeitig, bevor Kisame es sah. Sie setzten sich gemeinsam vor das Bäumchen, sahen sich an und gaben sich einen liebevollen Kuss.

„Frohe Weihnachten, Itachi.“, sagte Kisame und gab dem Jüngeren sein Geschenk.

Itachi lächelte, nahm es entgegen und gab Kisame sein Geschenk. „Dir auch.“

Anscheinend warteten beide darauf, dass der andere sein Geschenk zuerst auspackte. Itachi sah Kisame fragend an. „Willst du nicht auspacken?“

„Ich dachte, du packst als erstes aus. Gut, dann fang ich an.“, meinte Kisame und zog genüsslich das blaue Schleifchen von seinem Geschenk herunter. Es war eine kleine Schachtel, etwa so groß, wie die von seinem Geschenk für Itachi. Er klappte die Schachtel auf und fand erst einmal nur dünnes Papier, in das etwas gewickelt war. Kisame holte es heraus und vor ihm baumelte eine silberne Kette mit einem wunderschönen blauen Stein als Anhänger. Auf dem Stein war recht klein ein Symbol graviert und mit Silber aufgefüllt worden. Es war das Symbol für Unendlichkeit. Kisame sah Itachi überrascht an. „Du bist einfach perfekt...“, seufzte er und gab ihm einen Kuss. „Pack deins aus. Ich kann's kaum noch erwarten.“

Itachi lächelte und öffnete sein Geschenk. Eine rote Schachtel mit einer schwarzen Schleife, die Itachi schnell abgezogen hatte. Er öffnete sie und auch bei ihm verdeckte dünnes Papier das eigentliche Geschenk. Auch er zog eine Kette heraus. Seine war jedoch aus Leder und daran hing ein Haifischzahn. Bei genauerem Hinsehen erkannte auch Itachi eine Gravur auf er Innenseite des Zahns: Eien ni – Für immer. Itachi traten Tränen in die Augen und er sah Kisame an. „Ich liebe dich...“, flüsterte und fiel Kisame in die Arme.

„Ich dich auch... für immer...“


 

Kisames Tränen tropften auf den Schnee und hinterließen kleine Löcher. Er hatte Itachis Kette in der Hand, die er ihm geschenkt hatte. Der scharfe Zahn schnitt ihm in die Handfläche als er den Anhänger fest drückte, um seine Tränen zu bezwingen. Zu den Tränenlöchern im Schnee gesellten sich nun auch Blutstropfen, die den Schnee rot färbten.

Kisame stand auf und ging. Er musste zurück zum Versteck, wo Deidara mit der nächsten Mission wartete... Dieses Jahr gab es kein Weihnachten für ihn...


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- to be continued -
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PS: Na erkannt? Die Grundgeschichte hierzu war "Abenteuer im Zauberwald - Väterchen Frost", ein altes DEFA-Märchen :) Rajani liebt Väterchen Frost :3 Komplett anzeigen
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Nachwort:
Masamune hat am nächsten Tag auf die Briefe der jungen Damen geantwortet. Er schrieb ihnen, dass er nicht bereit war, zu heiraten. Dasselbe schrieb er auch seiner Mutter, mit der Bitte, sich in Zukunft aus dieser Angelegenheit herauszuhalten.
Tatsächlich hat Masamune nach dem vergangenen Abend nicht vor, jemals zu heiraten. Für ihn stand fest, dass er sein Leben mit Kojuro verbringen will…

Falls es noch jemanden interessiert, hier die Menüfolge der beiden:

Masamune:
Suppe – Sansai-Udon (warme Nudelsuppe mit japanischem Gemüse)
Zwischen – Tonnkatsu (Schweineschnitzel nach japanischer Art)
Hauptgang – Sake Teriyaki (gebratener Lachs mit Teriyakisoße, Reis)
Dessert – Daikagu Imo (Süßkartoffeln mit karamellisiertem Honig und Sesam)
Getränk – Atsukan (Sake), Asahi (japanisches Bier)

Kojuro:
Suppe – Miso Shiru (Misosuppe mit Tofu, Seetang und Lauchzwiebeln)
Zwischen – Saba Shioyaki (gegrillte Makrele mit Rettich und Zitrone)
Hauptgang – Tori Kamameshi (Teriyaki-Hühnerfleisch, Reis, Gemüse)
Dessert – Sakura Mochi (Reiskugel mit süßer Rotbohnenfüllung im Kirschblatt)
Getränk – Atsukan (Sake), Kirin (japanisches Bier) Komplett anzeigen
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Kommentare zu dieser Fanfic (13)
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Von:  Shikiluna
2013-12-27T19:31:37+00:00 27.12.2013 20:31
Was für ein tolles Kapitel ,ich wäre Traurig gewesen, wenn Ruffy und Law wirklich Tod gewesen wären .
Aber es ist schon Traurig das Ruffy seine Freunde nicht mehr sehen kann und das alle denken das Ruffy und Law Tod sind. Schade jetzt ist es zu Ende es hat so viel Spaß gemacht zu lesen ^-^ .
Schreib doch bitte noch eine Geschichte zu den Beiden würde mich riesig darüber freuen .^-^


Natsulucy

Von:  Shikiluna
2013-12-24T19:34:17+00:00 24.12.2013 20:34
Der arme Ruffy ,mir tut er jetzt richtig leid.
Ihn wurde sein geliebter von den bösen Onkel Doflamingo genommen.

Von:  Shikiluna
2013-12-24T19:03:30+00:00 24.12.2013 20:03
Das war eine sehr schöne und Romantische Szene nur Leider musste so ein komischer Mann vorbeigehen ,
echt unfair für die beiden.
Der arme Luffy war so schön mit Law unterwegs und als sie nachhause zu Chopper kamen kommt plötzlich diese dämliche boa hancock und will den süßen coolen Law von Luffy klauen.
Diese böse Hexe.
Ich übergebe mich jetzt ,der arme Law.
Von:  Shikiluna
2013-12-24T18:28:04+00:00 24.12.2013 19:28
Das war sehr Romantick ,mein Herz hat gebebt vor lauter Klopfen .
Wie süß dieses Kapitel doch ist .^-^
Auch wenn ich immer noch nicht kapiert habe wie man jemanden beatmen soll.
^-^
Von:  Shikiluna
2013-12-24T18:07:13+00:00 24.12.2013 19:07
Bis jetzt fand ich es sehr interessant , bin mal gespannt wer dieser Mann ist den Ruffy gefunden hat.
Werde sofort das nächste Kapitel Lesen.
^-^
Von:  Kaguya
2013-12-23T21:00:41+00:00 23.12.2013 22:00
Richtig knuffig *.*
Ich fand es süß wie Rika Ruffy dazu ermutigte, dass der Fremde Mann den er gefunden hatte für ihn bestimmt ist. Jedoch frag ich mich immer noch um wem es sich hierbei handelt? Ich bin gespannt wie sich die Geschichte weiter entwickelt. Den Schluss fand ich ja mal richtig süß ;)
Von:  Kaguya
2013-12-23T20:26:35+00:00 23.12.2013 21:26
Du hast den Anfang der Geschichte sehr schön beschrieben.
Jedoch frage ich mich, was mit Ruffy nun los ist. Warum fühlt er sich so komisch?
Kann mir denken was ihm fehlt, jedoch weiß ich nicht ob meine Vermutung stimmt.
Auf jeden Fall freut es mich, dass Vivi mit von der Partie ist.
Bei dem im Wald liegenden Mann kann ich mir zwei Personen vorstellen, mal schauen ob ich richtig liege :D

Von:  Rajani
2013-12-19T21:06:50+00:00 19.12.2013 22:06
Also, dafür, dass ich die beiden nich kenne und erstmal gucken musste, welche Serie das ist (Ich Dummdödel hätte es bei Death City schon wissen sollen XD) ist das.... TOTAL NIEDLICH :D
Von:  Rajani
2013-12-19T20:56:51+00:00 19.12.2013 21:56
oh oh... Auweia, wie gemein :( Wie das wohl noch ausgeht????
Von:  Rajani
2013-12-19T20:35:16+00:00 19.12.2013 21:35
*.* ooooooh das ist ja süß...


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