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Das Lied im Automaten

von

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Regungen

Es dauerte nicht mehr lange, bis man sie zu der nächsten Audienz vorlud. Die Tage waren wie eh und je vergangen, sie hatten es sich in der kleinen Lehmhalbkugel irgendwie bequem gemacht. Der Boden war mit Decken und Kissen gepolstert, auf dem sie schlafen konnten. Sonst gab es keine weitere Ausstattung in diesem kleinem Raum, in dem es vermutlich niemand so lange ausgehalten hatte wie die beiden momentanen Bewohner. Sie vertrieben die Stunden damit, dass sie irgendwelche Belanglosigkeiten besprachen, miteinander redeten oder einfach schwiegen und ihren Gedanken nachgingen.

Erfline hatte auch ausprobiert, ob es möglich war, Magie zu wirken. Die Antwort war nicht sofort ersichtlich gewesen, denn es gab Zauber, die abgeschwächt funktionierten und andere, die überhaupt nicht wirkten. Jedoch hielt sie sich schnell davon ab, allzu viel ihrer Magie zu gebrauchen. Es war nicht so, dass sie unendlich viel davon hätte. Gleichzeitig wusste sie immer noch nicht, nach welchem Prinzip die Magie eigentlich funktionierte. Es war eines der Rätsel, welchem ein Tabu auferlegt wurde. Niemand durfte darüber nachdenken, so hatte es der König veranlasst. Doch was brachte das? Und wusste er von dem Geheimnis der Magie? In Tagen wie diesen begann sie, ein leichtes Misstrauen gegenüber dem König zu hegen.

Ihr Partner hingegen blieb allein bei dem Problem der Audienz. Wie sollte er sie umstimmen können, wenn man sie umstimmen musste? Und wie würde ihre Antwort lauten? Er klügelte eine Strategie nach der anderen aus, eine diplomatischer als die andere. Doch ob sie wirklich zu Zuge kommen würden, stand nicht fest. Er kannte ihre Antwort ja nicht. Es waren alles reine Gedankenspiele, auf denen er aufbaute. Die Realität an sich kannte er jedoch nicht. Er seufzte mehrmals am Tag innerlich, mehrmals starrte er einfach gedankenverloren in die Leere. Diese Enge machte ihm mehr zu schaffen als Erfline.

Doch dann hörten sie neben den Schritten ihres Aufpassers auch jugendlichere, leichtere. War das das Zeichen dafür, dass sie abgeholt werden würden? Dieses Mal hatte es nur halb so lange gedauert wie zuvor. Ob man heute zu einer Lösung kommen würde? Es wäre erfreulich. Auch wenn sie es niemals zugeben würden, diese Warterei zehrte an ihren Nerven.

„Man erwartet euch“, sagte das Gesicht des Aufpassers, welches grob wie eh und je wirkte, als er durch die Tür hineinspähte. Sie nickten und krochen, Futave zuerst, durch den Eingang hinaus in die Freiheit, nachdem das Gesicht wieder verschwunden war. Zum ersten Mal machte sie sich Gedanken, warum ihr Aufpasser wohl so einen groben Eindruck vermittelte. Sie hatte noch nie so einen Elfen gesehen, die meisten waren zierlicher Natur. Selbst die Rebellen im Dorf waren meistens nicht so gebaut wie er. Muskelbepackt und groß gewachsen, allein sein Umriss entsprach nicht den normalen elfischen Merkmalen, die größenteils noch irgendwie mit der Erscheinung der anderen Rebellen übereinstimmten. Elfen waren merkwürdig, denn selbst bei großer Muskelanstrengung über lange Dauern entwickelten sie einfach keine wirklichen Muskeln. Es brachte ihnen sogar eigentlich nichts, denn sie konnten das meiste mit Hilfe von Magie bewältigen oder waren so schon stark genug. Hatte sich diese Unfähigkeit bei den Elfen hier geändert?

Als Futave sie anstupste, nahm sie erschrocken den Blick herunter. Sie war ganz in Gedanken versunken gewesen, sie hatte nicht einmal im Ansatz bemerkt, wie sie gestarrt hatte. Nur hoffentlich hatte es auch kein anderer bemerkt. Dem rötlichorangenem Licht nach zu urteilen war es wieder Abend. Sie vermutete aber, dass der Wald mal wieder hell erleuchtet sein würde, sodass er vielmehr einem Wald in der Mittagszeit entsprach. Sie war immer noch erstaunt und verwirrt über diese Verschwendung von Magie.

Schweigend schritten sie denselben Weg entlang wie zuvor. Die Personenkonstellation war ebenfalls die von vor wenigen Tagen. Vorne gingen ihr Aufpasser und Adrains, der sich immer noch in Rätsel hüllte, und dahinter sie und Futave. Futave hatte ein ernstes Gesicht aufgesetzt, es wirkte sogar schon beinahe besorgt. Erfline war sich sicher, dass er sich Sorgen um die Audienz machte. Bei ihr war es nicht anders. Obwohl sie ihre Zeit meistens nicht damit verbracht hatte, über sie nachzudenken, so hatte sie sich immer wieder in ihre Ablenkungen hereingeschlichen. Was würde wohl werden? Wie würde alles enden? Sie hatte keine Ahnung.

Und auch Adrains war einer der Personen, um die sie sich Gedanken gemacht hatte. Sie hatten ihn seit ihrer Ankunft hier eher weniger gesehen und noch seltener gesprochen. Sie fragte sich, was mit dem kindlichen Elfen passiert war, nachdem sie im Rebellendorf angekommen waren.

Als sie wieder vor der Grenze zum Wald standen, atmete sie geräuschlos durch. Sie hasste diese Grenze nicht nur aufgrund des Schwindelgefühles, welches sie beim letzten Mal erlebt hatte, sondern auch wegen der Wartezeit. Im Gegensatz zum letzten Mal mussten sie hier länger stehen, also etwas mehr als zwei Minuten. Sie hasste diese Warterei langsam, obwohl sie sich bisher nicht beklagt hatte. Jedenfalls nicht großartig, aber irgendwann erreichte wohl jeder die Grenze seiner Belastbarkeit in irgendeinem Punkt.

Und dieser Punkt war nun erreicht. Das bekannte, hornähnliche Signal erlaubte ihnen dann doch endlich, die Grenze zu überqueren. Wie beim letzten Mal gingen die beiden vor, doch dieses Mal folgten Erfline und Futave ohne zu Zögern. Es blieb sogar das Schwindelgefühl aus, welches Erfline das letzte Mal beinahe hat stürzen lassen. Unbeschadet überquerten sie die Grenze. Man roch deutlich den Geruch nach Sommer und Frühling. Es war ein prächtiger, dicht bewachsener Wald, der in jeder Ecke zu grünen schien.

Sie schauten sich nicht mehr lange nach dem Wald um, sondern folgten ihren Führern durch diese Baumsammlung. Auch war Erfline nun auf die Magie, die sie auf einmal umgab, gewappnet und ließ sich nicht mehr so leicht davon verwirren. Dennoch wusste sie den Grund für diese Verschwendng einfach nicht. Was bezweckten die Rebellen damit? Sie seufzte. Die Antwort würde sie wohl nur mit Mühe finden können, wenn sie überhaupt jemals eine Antwort finden konnte.

Wie auch schon beim ersten Besuch führte der Weg mit den zahlreichen Verzweigungen zu der Lichtung, auf der die hohen Köpfe der Rebellen ihre Besucher zu empfangen pflegten. Als ein Lichterwerden der Baumreihen in Sicht kam, wappnete Erfline sich innerlich. Sie war schon gespannt, was noch kommen würde, gleichzeitig fürchtete sie jede Antwort der Anführerin.

Wie auch schon bei der letzten Audienz waren alle versammelt und bildeten einen Drittelkreis am anderen Ende der Lichtung. Die Anführerin saß mit ihrem unergründlichem Gesicht in der Mitte des Kreisauschnittes, neben ihr ihre Berater und sonstige Köpfe der Rebellen, wie Futave und Erfline vermuteten. Denn genau wussten sie es nicht, niemand hatte sie ihnen jemals vorgestellt. Aber sie konnten sich niemand Anderen vorstellen, der dort sitzen würde. So war es bei den Audienzen des Königs und ihres Vaters auch gewesen.

„Die gewünschten Personen sind da. Man kann die Audienz beginnen“, brummte die tiefe Stimme ihres Aufpassers, der zur Seite getreten war. Erfline und Futave gingen nach vorne, sie waren ungefähr nun auf halber Höhe der ganzen Lichtung. Der Blick der Anführerin war nachdenklich, während sie die weiteren offiziellen Begebenheiten abwartete. „Sie haben die letzten Tage nichts angestellt und sich den Regeln konform verhalten. Zumal wurde ihr Beweggrund als ausreichend anerkannt, um die Fortsetzung der Audienz auszuführen. Dies hier ist die zweite Runde“, fuhr dieser den Rest zu Ende, der beim zweiten Mal erheblich kürzer als beim ersten Mal ausfiel.

„Danke.“ Sie schwieg noch eine kurze Weile, ehe sie erneut das Wort ergriff. „Ich habe über eure Beschreibung nachgedacht. Meine Spione haben ein wenig nachgeforscht. Auf einer Strecke haben sie in der Tat einen unangenehmen Geruch wahrgenommen. Könntet ihr mir bestätigen, dass es dieselbe Route ist, die ihr damals benutzt habt?“

„Wenn Sie sie uns beschreiben, bestimmt“, antwortete Erfline selbstsicher. Die Strecke hatte sich in ihr Gedächtnis eingebrannt, tausende Male war sie ihn gedanklich wieder und wieder gegangen. Sie würde ihn mit Leichtigkeit finden oder wiedererkennen.

„Gut. Lasst es mich euch auf einer Karte zeigen.“ Sie griff über ihre Schulter nach hinten, an ihrem Stuhl mit Rückenlehne vorbei in das Gebüsch. Sie hielt ihre Hand einfach in das Gebüsch hinein, sodass man sie nicht mehr sehen konnte, und wartete. Nach kurzer Zeit nahm sie ihren Arm wieder zurück, in ihren Händen hielt sie nun eine Karte. Diese gab sie dem Elfen links von ihr, ein kleinwüchsiger mit stechendem Blick. Er nahm die Karte und erhob sich von seinem Platz, um sie den beiden Hofelfen zu reichen. Diese murmelten ein leises Wort des Dankes, als sie die zusammengerollte Pergamentrolle erhielten. Gemeinsam beugten sie sich über die Karte, nachdem sie sie entfaltet hatten.

Es war eine recht grobe Karte von dem Land. Deutlich gekennzeichnet waren jedoch die Wege in der Nähe ihres Dorfes, wo sie den Geruch wahrgenommen hatten. Sie brauchten sich nur kurz zu vergewissern, die Antwort war klar. „Ja, das sind die Wege, die wir auch gegangen sind.“

Die Anführerin nickte langsam. Erfline rollte die Karte wieder zusammen, dann gab sie sie wieder dem Elfen zurück, der immer noch auf sie wartete. Dieser nahm sie schnippisch entgegen, sodass sie sich zusammenreißen musste, um nicht verärgert zusammenzuzucken. Das war vielleicht eine Frechheit! „In diesem Fall wiegt das Problem wirklich schwer“, nahm die Anführerin wieder das Wort in die Hand, „und ihr dürft euch bis zu einem gewissen Grad der Unterstützung der Rebellen sicher sein. Dennoch möchte ich noch keine Pläne ausarbeiten. Vielmehr sollt ihr euch erst einmal mit den Rebellen vertraut machen. Ich werde versuchen, ihnen die Zusammenarbeit schmackhaft zu machen, doch auch ihr müsst einen Teil tun und von ihnen wird es nun letzendlich abhängen, ob die Zusammenarbeit klappt. Ich bin keine Diktatorin.“ Sie legte eine Pause ein, vermutlich, um die Antwort der beiden abzuwarten. Zudem klang sie nicht wirklich überrascht, nur ein wenig erschöpft. Erfline vermutete, dass sie es schon geahnt hatte. Die Wahrheit hinter ihren Worten und die Bedrohung.

„Wir werden unser Bestes versuchen.“

„Das freut mich. Ich gestehe euch ein paar mehr Freiheiten zu, sodass ihr euch nun frei bewegen dürft und euch mit den Rebellen vertraut machen könnt. Ihr seid aber nicht in der Lage, sie von diesem Problem zu unterrichten. Das werden wir selbst in wenigen Tagen unternehmen.“

Innerlich atmeten beide erleichtert auf, äußerlich nickten sie ernst. „Wir danken Ihnen für Ihr Vertrauen.“ Erfline verbeugte sich knapp, ebenso Futave. „Doch wir halten es für klüger, uns noch für diese Weile zurückzuziehen. Man wird uns feindselig begegnen, befürchte ich. Wir würden es bevorzugen, diese Freiheiten, die wir sehr schätzen, erst nach der Unterrichtung der Personen zu beanspruchen.“

Die Anführerin nickte verständnisvoll. „In Ordnung. Es liegt bei euch, was ihr mit eurer Zeit macht. Ich habe nichts mehr zu sagen. Ihr dürft gehen.“

Erfline verneigte sich erneut, dieses Mal deutete Futave es nur an. Dann wandten sie sich zum Gehen, als der Elfe ein Augenpaar auffiel. Es war von dunkelblauer Farbe gewesen, mit den ungewöhnlichen, silbernen Sprenkel hatten sie diese Augen an den Sternenhimmel erinnert. Doch als sie genauer hinsah, waren die Augen verschwunden.

„Ist etwas?“, fragte die Anführerin nach, als sie regungslos auf der Stelle verharrte und in eine Richtung starrte. Sie löste sich abrupt und verlegen aus der Starre, verbeugte sich erneut eilig, und eilte Futave hinterher, der wie ihr Aufpasser und Adrains am Rand der Lichtung stand. Sein Blick war fragend, doch sie schüttelte nur leicht den Kopf. Sie würde ihm später erzählen, was sie gesehen hatte.

Sie traten den Rückzug an. Wie erwartet war es nun dunkel geworden. Sie war immer wieder erstaunt, wie schnell die Zeit doch verging, doch vor allem wunderte sie sich über das ewige Licht in dem Wald und dem ewig hellblauen Himmel. Da musste Magie im Spiel sein. Die Sterne am Himmel wirkten wirklich wie die Augen der Person. Da nun niemand mehr auf den Beinen war, wagte Erfline es, ihren Kopf in den Nacken zu legen. Die Sterne hatte sie lange nicht mehr gesehen. Wer diese Person wohl gewesen war?

Man murmelte sich noch leise Gute-Nacht-Wünsche, ehe man sich in seine eigene Hütte verkroch. Nachdem die Schritte und das leise Gemurmel verhallt war, wagte Futave die leise Frage. „Dir ist etwas aufgefallen, nicht?“

Sie nickte vorsichtig. „Da war jemand, der uns beobachtet hatte, glaube ich.“

Alamiert blickte Futave wachsam um sich. „Wo?“

„Nein, keine Sorge. Diese Augen wollten nichts Böses, glaube ich...“ Sie blickte gedankenverloren zu Boden, dann legte sie sich hin und sah zu Futave hinauf, der immer noch wachend sitzte. „Es waren schöne Augen.“ Es herrschte eine lange Zeit Schweigen, in der sie abwartete, ob er etwas sagte. Als dies jedoch nicht geschah, kicherte sie, nachdem sie zu ihm gesehen hatte. „Sie waren nicht schöner als deine, also hör auf zu schmollen.“

„Ich schmolle nicht.“ Ein sanftes Lächeln zierte sein Gesicht.

„Ich weiß. Gute Nacht“, wünschte sie auch ihm nun.

„Gute Nacht.“
 

Nachdem Alyne in die Geheimnisse des Waldes eigeweiht wurde, hatten sie beide noch eine Weile lang neben der Frucht gesessen, die immerzu pulsiert hatte. Irgendwann schien sie eingeschlafen zu sein, anders konnte sie sich nicht erklären, wie sie vom Baum wieder zur Lichtung gekommen war, auf der sie ursprünglich aufgewacht war. Sie hatte keine Erinnerung an einen weiteren Weg. Ob ein Tier sie hierhin getragen hatte? Und wo war das Lichtwesen? Es schien nicht da zu sein. Sie wusste nicht, ob sie erleichtert darüber sein sollte oder nicht.

Sie blieb noch eine Weile auf dem weichen Gras liegen, ihre Gedanken trieben langsam im Strom, ohne auf irgendetwas wirklich Spannendes zu treffen. Sie genoss den Duft der Wiese und der Blumen, die vereinzelt verstreut wuchsen. Es war ein schöner, sonniger Tag und es gab ausnahmsweise niemanden, der sie daran hinderte, diese Ruhe zu genießen. Sie schloss ihre Augen erneut und fiel in einen ruhigen, erholsamen Schlaf.

Als sie ihre Augen wieder aufschlug - sie hatte kein Gefühl für die Zeit, die vergangen war - sah es genauso aus wie vorher. Sie richtete sich auf und streckte sich im Sitzen, wischte sich eine Träne weg und blickte sich um.

Hast du gut geschlafen, mein Kind?, fragte eine ihr mittlerweile sehr vertraute sie. Sie nickte, nachdem sie ihren kleinen Schock von dem plötzlichen Auftauchen der Lichtgestalt überwunden hatte. Entschuldige, ich wollte dich nicht erschrecken, aber ich kann mich auch nicht wirklich ankündigen, weißt du? Sie kicherte leicht. Dann schwieg sie, Alyne fiel siedend heiß ihre Frage ein, die sie anfangs gestellt hatte.

„Ja, ich habe gut geschlafen“, antwortete sie höflich.

Das freut mich. Wieder herrschte Stille, in der Nirom Eruaf auf etwas zu warten schien. Unruhig rutschte die Halbelfe auf ihrem Platz hin und her, beschäftigte sich mit ihren strubbeligen Haaren und wusste nicht so recht, ob sie ihre Frage wirklich stellen sollte. Doch als es beinahe aus ihr herausplatzte, gab sie nach.

„Warum haben Sie mir diese Geschichte erzählt und mir diese Frucht gezeigt?“, fragte Alyne geradeheraus. Es war ihr einfach nicht ersichtlich, was hatte sie mit dieser alten Geschichte zu tun? Nichts, genau. Oder doch? Sie wusste es nicht.

Das ist eine gute Frage. Mein liebes Kind, ich möchte dir nichts vorenthalten, also bin ich ehrlich zu dir. Ich brauche deine Hilfe, um meine Schwester besiegen zu können. Sie regt sich schon seit Längerem und das macht mir Sorgen. Doch alleine kann ich es mit ihr und ihren Kreaturen nicht aufnehmen. Bitte unterstütze mich dabei.

Verwirrt wich Alyne zurück. Das Ganze ergab für sie keinen Sinn. Diese Worte hatten sie verwirrt, denn es war ihr unerklärlich und außerdem so viel anders als das, was sie zuvor immer kennengelernt hatte. Sie war jemand, der nicht viel von Magie verstand und nur auf rohe Gewalt setzte. Niemand also, den das Licht in Personifikation brauchen könnte! Und wofür? Als Packesel vielleicht noch. Nein, diese Gestalt musste lügen.

Ich lüge nie, mein Kind.

Alyne rutschte noch ein Stück weiter nach hinten. Sie fühlte sich unwohl und konnte diese Last auf ihren Schultern nicht ertragen. Es war, als würde man ihr den übelsten Streich spielen. Den schrecklichsten und grausamsten aller Streiche, denn für einen Moment hatte sie wirklich gehofft. Sie machte sich zwar nichts aus den Kommentaren der anderen Elfen, doch ein klein wenig schienen sie sie doch getroffen zu haben. Etwas in ihr schien kaputt gegangen zu sein. Sie wollte sich dieser Illusion, etwas wirklich bewirken zu können, nicht hingeben.

Ich verstehe deine Bedenken, aber du darfst nicht so denken. Du bist etwas Besonderes, wirklich. Dein Vater und deine Mutter, deine Geschwister, sie alle haben es auch gewusst. Die Lichtgestalt strich mit einem Zweig ihres Lichtes sanft über Alynes Kopf. Sie wurde von einem warmen Gefühl erfüllt, von dem sie sich einhüllen ließ. Nur dieses eine Mal, sagte sie sich. Es ist alles in Ordnung, mein liebes Kind.
 

Im Dorf der Rebellen herrschte helle Aufregung. Man flüsterte sich Sachen zu, ein Gerücht, welches schnell die Runde machte. Auch die beiden Geduldeten bekamen es mit. Es schien ein neuer Elf in das Dorf gekommen zu sein, doch dieses Mal schien er verschleppt worden zu sein. Man hängte ihm die übelsten Taten an, doch dann gab es wieder jene, die von ganz anderen Dingen sprachen. Sie meinten, dass er einer war, den man von ihrer Sache überzeugen wollte. Doch warum dann direkt in das Dorf schleppen?

Die beiden konnten sich keinen Reim daraus machen. Ihnen war es schleierhaft, doch an der Magie des Unbekannten erkannten sie, dass es keiner der Elfen des Hofes waren. Sie war irgendwie... anders. Sie wussten es sich auch nicht so recht zu erklären, doch ihnen kam diese Magie bekannt vor. Erfline grübelte lange darüber, wer es war, doch sie bekam es nicht wirklich raus. Ihr Partner wirkte auch beunruhigt, dass scheinbar ein Elf gekidnappt worden war. Sie überlegten seit der Ankunft des Unbekannten, von ihrem Recht Gebrauch zu machen, Adrains immer um Rat fragen zu können. Würden sie es auch jetzt machen können?

Denn obwohl sie mittlerweile in ein anderes Quartier umgezogen waren – ein Zimmer in dem Haus, wo auch Adrains zu wohnen pflegte, welches immerhin mehr als doppelt so groß wie die Lehmhalbkugel war und wo sie endlich auch aufrecht sitzen konnten – und ein paar wenige Freiheiten mehr genoßen, war ihre nun selbstgewählte Bewegungsfreiheit engeschränkt wie eh und je.

Sie fragten sich auch, warum er wohl nicht in die Lehmhalbkugel kam. Zuerst konnte es daran gelegen haben, dass sie schon drin waren, doch wohin sonst hatte man ihn dann wohl gebracht? Und nun waren sie umgezogen. Nachts hatten sie manchmal Spaziergänge durch das Dorf unternommen, heimlich, doch ihnen war nie eine zweite Konstruktion wie diese aufgefallen. Gut, es war eine primitive Einrichtung. Sie würde sie leicht mittels Magie errichten lassen. Doch auch bei ihren letzten Spaziergängen nach der Ankunft des Unbekannten war ihnen nichts dergleichen aufgefallen.

Es war nun ungefähr der zweite Tag nach der Ankunft des anderen Elfs und fünf Tage nach ihrer letzten Audienz. Erfline hatte nun mehr oder minder aufgehört, nachzudenken, wer diese Person mit den dunkelblau-silbernen Augen war, doch in ihren Erinnerung war diese immer noch eine der klarsten. Ab und zu fragte sie sich immer noch, wer diese Person gewesen war.

Sie seufzte. Während ihres Aufenthaltes in dieser Lehmhalbkugel und dem ständigen Warten schien ihr das Zeitgefühl abhanden gekommen zu sein. Bei den Gedanken an die Jagd nach dem Monster wurde ihr unwohl. Sie vermutete, dass es mittlerweile schon viel zu spät war, um das Monster zu lokalisieren. Mit Glück und Unterstützung der Fährtenleser der Rebellen konnten sie es aber vielleicht noch schaffen.

Nun war ihnen auch wieder der eigentliche Grund präsent: Das Monster vernichten. Die vergangenen Tage schienen ihr Gehirn ein wenig zermürbt zu haben. Sie wussten nicht mehr, so sie standen und warum sie eigentlich dort waren. Nun waren sie wieder grimmig Feuer und Flamme. Es war kein leichtes Unterfangen.

Die Unterrichtung der Rebellen bekamen sie nicht mit, denn sie fand abseits ihrer Behausung statt, sodass sie keinen Ton verstanden. Doch sie merkten, dass sich etwas verändert hatte. Die Stimmen wurden ängstlicher und zugleich von Sorge erfüllter als zuvor. Sie nahmen die Bedrohung ernst, die ihre Anführerin ihnen als wahr gekennzeichnet hatte. Und was war ein gutes Zeichen.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Auch wieder fällt mir nichts Konkretes für "Ergänzend" ein, für Fragen und Anregungen bin ich immer offen ^^ Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: Futuhiro
2016-01-16T20:49:17+00:00 16.01.2016 21:49
Au man, ist das lange her ... Ich kam jetzt über ein Jahr lang nicht mehr zu lesen. Und es tut mir soooo leid, daß ich die FF hier so lange habe schleifen lassen. Bin derzeit dabei, die 51 angesammelten FF-Kapitel-Benachrichtigungen in meinem Postfach nach und nach abzuarbeiten. Sorry. ^^°

Ich muss sagen, ich hab in die Geschichte sofort wieder reingefunden, als hätte ich sie erst letzte Woche gelesen. Die Charaktere sind alle noch präsent. Das ist ein gutes Zeichen. Lob also an den Schreibstil und den Storyplot. ^^
Hab mein Herzchen etwas vermisst ... wie hieß er denn gleich ... Fellif? Felif? ... Naja, wird sicher im nächsten Kapitel dann wieder auftauchen. Der war ja zuletzt im schwarzen Wald, soviel ich mich entsinne. Ich bin gespannt, wie es bei ihm weitergeht.


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