Zum Inhalt der Seite

Das Lied im Automaten

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Aufbruch zur Reise

„Dein Vater scheint ein recht merkwürdiger Geselle gewesen zu sein“, sagte Feliff in die geschäftige Stille, in der sie sich zum Aufbruch rüsteten, hinein. Alyne brummte nur einen schwer verständlichen Laut, während sie sich nicht entscheiden konnte, welche ihrer zahlreichen Schwerter mitkommen mussten. Eine nicht kleine Auswahl lag schon neben ihr, geduldig darauf wartend, noch größer zu werden. „Du brauchst nicht wirklich alle, oder?“, merkte Feliff mit einer skeptischen Verlegenheit an. Er selbst kümmerte sich um erst einmal um die Verpackung des Automatens mit den vielen Hebeln, welches sich nicht als ganz so einfach herausstellte.

„Doch“, erwiderte sie trotzig und holte tief Luft, um den Erklärungen in ihrem Kopf für jede einzelne dieser Waffen Platz zu machen, als ihr zuerst wieder eine andere Frage in den Sinn kam. „Wieso hast du eigentlich überhaupt angefangen, das Lied zu summen?“

Es schien, als hätte sie einen Nerv getroffen: Er lief rot an und vertiefte sich in seine Arbeit. Sie hatte einer Antwort schon 'Auf Wiedersehen' gesagt, als er sie dann doch in die Welt brachte: „Du sahst so... verstimmt und verspannt aus. D-der Wald hat mir gesagt, dass ich das Lied immer dann singen soll, wenn man Anspannungen lösen will.“ Er vergrub sich noch tiefer als zuvor in seiner Arbeit.

Sie lächelte amüsiert und auch dankbar, doch das würde sie ihm vielleicht ein andermal auf die Nase binden. Jetzt widmete sie sich wieder ihren Schwertern. Zu nichts Anderem auf der Welt fühlte sie diese starke Verbundenheit und Leidenschaft als zu diesen Schwertern und ihrer Familie. Dementsprechend lange brauchte sie, um eine halbwegs kleine Entscheidung getroffen zu haben. Eines ihrer Klingen zurückzulassen war ihr ein Stich in das Herz und am ehestem noch mit dem Umstand zu vergleichen, ein Familienmitglied zurückzulassen.

Mit einem Lächeln bedachte Feliff ihre vielen Schwerter, die sie unter ihrem Arm trug. Einige hatte sie sich auch um die Taille geschnallt. Er war beeindruckt, wie stark sie war, dass sie so viele Schwerter auf einmal tragen konnte. Es waren Duztende, die scheinbar überall, wo man sie befestigen konnte, befestigt waren.

„Wir können zu dir gehen“, sagte sie ohne den leisesten Hauch von Anstrengung.

„Gut.“ Mit dem Automaten, dick verpackt und gut geschützt, unter dem Arm geklemmt ging er voran. Er öffnete ihre Tür, trat in den Flur und bog nach rechts ab, um seine Wohnung, nur eine Tür weiter, aufzuschließen. Er strich über das magische Schloss, das kein erkennbares Schlüsselloch aufwies. Sie öffnete sich lautlos. „Dann mal rein in die gute Stube.“ Er stieß die Tür sachte nach innen.

Neugierig spähte Alyne ihm über die Schulter. Dann fiel ihr siedend heiß ein, dass sie noch gar nicht ihre Tasche gepackt und mitgenommen hatte. Hastig rief sie zu ihm: „Entschuldige, aber ich muss nochmal zurück, habe etwas vergessen!“, zu und verschwand dann wieder in ihrer Wohnung. Sie zog ein Singen der gegeneinander schlagenden Klingen nach sich, welches nicht zu überhören war. So bertrat er allein sein Reich und seine verborgene Nervosität, dass jemand Anderes als er seine Wohnung sehen würde, selbst wenn sich überall noch die Kartons und Kisten stapelten, fiel ein Stück für Stück von ihm ab.

Während er rasch all seine benötigten Sachen zusammengetragen hatte, musste Alyne erst einmal nach ihrer Tasche suchen. Es war eine braune Ledertasche mit vielen weiteren, aufgenähten Taschen, die ihre Mutter ihr einmal geschenkt hatte. Von der Größe her entsprach sie ungefähr einem Stück Schreibpapier von vorne und einer Handbreite Dicke. Sie hatte sie lange nicht mehr benutzt, weshalb der letzte Aufenthaltsort der Tasche in ihren Erinnerungen sehr weit nach hinten gedrängt wurde.

Als sie sie schließlich gefunden hatte, stand Feliff auch schon wieder an der Türschwelle. Er hatte eine einfache, baumfarbene – also braungrüne - Schultertasche geschultert und auch den Automaten hielt er nicht mehr in seiner Hand. Alyne vermutete, dass er eine der Taschen besaß, die durch Magie einen schier endlosen Magen hatten.

„Ich bin sofort fertig!“ Eilig suchte sie die wichtigsten Dinge zusammen: Proviant, was möglichst lange haltbar war, Pfeile und ihren Bogen musste sie auch noch mitnehmen. Achtlos hatte sie die Pfeile mit der Spitze nach oben in ihrer Tasche verstaut, direkt zwischen Brot und anderen Nahrungsmitteln. Dann kamen in eine der vorderen Taschen noch ein Wasserbehälter und Pulver zur Reinigung von Wasser, in eine andere ein Dolch und so weiter und so fort. Sie verstaute alle notwendigen Sachen zum Überleben in die Tasche.

Unwillkürlich fragte sie sich, was Feliff wohl mitgenommen hatte. Egal, erst einmal musste sie ihre Sachen zusammensuchen. Als sie schließlich mindestens eine Meile in ihrerer kleinen Wohnung hin- und hergelaufen war, hatte sie ihrer Meinung nach alles. Die nun nicht ganz so leichte Tasche warf sie mit Leichtigkeit auch noch über die Schulter, die Schwerter hatte sie ebenfalls an ihr befestigt. Mit jeder Bewegung stießen die Schwerter aneinander und klimperten hell und fröhlich.

„So, fertig“, grinste sie zufrieden. Er hatte es sich inzwischen wieder auf ihrem Stuhl bequem gemacht und stand nun lächelnd auf.

„Dann können wir ja jetzt gehen.“

„Jap.“

Beide verschlossen ihre Türen und traten aus dem Haus in die weite Welt hinaus.
 

Sie wanderten durch das Dorf, dank Alynes umfangreichem Repetoire an allerlei Sachen mussten sie nichts nachkaufen und konnten es direkt verlassen. Die Elfen, denen sie im Dorf begegneten, raunten und murmelten fragend. Sie spürten deutlich, dass Feliff ein Elf reinen Blutes war, was also machte er mit der Halbelfe Alyne, die im ganzen Dorf negativ bekannt war? Und wieso führte sie ihre Schwertersammlung – sie ahnten alle nicht, welche Waffenvielfalt sie in ihren vier Wänden noch bunkerte – spazieren? Sie sahen beide aber schwer bepackt aus. Okay, Feliff vielleicht nicht, aber bei solchen Taschen konnte man nie wissen. Anders als die Halbelfe spürten sie deutlich die Magie, die von diesem Gepäck ausging.

„Feliff?“, sprach sie plötzlich jemand an. Verwundert drehten beide sich zur hohen Stimme um, die den Elfen gerufen hatte. Ein Alyne unbekanntes Elfenmädchen stand fragend blickend hinter ihnen. Sie wirkte wie die Unschuld in der Person, ihre langen Haare wallten in schwarzen, sanften Wellen ihren Rücken hinunter, die ich in Locken verloren. Das weiße, schlicht geschnittene Kleid stand ihr ausgezeichnet und betonte ihre zierliche Figur dezent.

Aber nicht nur Alyne war überrascht. Auch Feliff schien erstaunt zu sein. „Pardon, aber wer bist du?“ Komischerweise erzitterte er unter ihrem leuchtendem Blick nicht. Auch die Blicke der vielen Elfen um ihn herum schienen ihn nicht im Geringsten zu stören.

„Also bist du es wirklich!“ Sie lachte und war kurz davor, seine Hand zu ergreifen, ließ es dann aber doch bleiben. Peinlich berührt merkte sie, dass sie seine Frage übergegangen war. „Ich bin Erfline, Tochter von Manis und Frienla, Berater des Königs und Kammerzofe der Königin.“ Sie machte einen Knicks. Und Alyne fragte sich immer noch, was sie von ihm wollte.

„Freut mich, dich kennenzulernen, aber wir müssen rasch weiter“, lenkte Feliff mit einem Seitenblick auf seine Reisegefährtin ein. Scheinbar erschrocken legte das Elfenmädchen die Hand auf den Mund, schlug verlegen die Augen nieder.

„Oh, entschuldige. Aber mein Vater wollte dich unbedingt kennenlernen und ich dachte, wenn ich dich jetzt fragen würde...“ Sie spielte nervös mit einer Haarsträhne.

„Das tut mir wirklich aufrichtig Leid, aber ich glaube, es eilt. Vielleicht ein andermal?“, lächelte Feliff freundlich.

„Ja, aber“, wandte sie noch einmal ein, „was hast du denn noch Wichtiges vor, dass du nicht den Berater des Königs treffen kannst? Er wartet schon seit Monaten auf dich!“, klagte sie beharrlich weiter. Es hatte sich eine kleine Zuschauertraube gebildet, die zustimmend nickte.

„Ich muss nun aber wirklich dringend los. Irgendwann anders, okay?“, blieb auch Feliff hartnäckig.

Nun schaute das Mädchen Alyne wütend an, die bisher noch kein Wort gesagt hatte. „Es ist wegen ihr, hab ich Recht?“, knirschte sie. „Wieso lässt du meinen Vater wegen einer dämlichen Halbelfe“, sie betonte dieses Wort besonders geringschätzig, „sitzen?“ Ihr Gesicht war ein Mix aus erbarmungsloser Wut und Weinerlichkeit. Wieder setzte zustimmendes Raunen ein, das Elfendorf war definitv auf der Seite der Elfin.

„Ich wüsste nicht, warum ich deine und meine Zeit mit solcherlei Belanglosigkeiten verschwenden sollte“, konterte Feliff lächelnd. „Also wenn du dann so freundlich wärst, wir gehen dann jetzt.“ Er machte eine komische Handbewegung, bei der Alyne zuerst dachte, er würde sie ernsthaft an der Hand nehmen, doch dann schien er es sich anders zu überlegen und trottete einfach vor. Sie folgte ihm ohne weiter nachzufragen, weil sie schlichtweg verblüfft war.

Er war keiner dieser aufgeblasenen Elfen, obwohl sein Elfenblut wohl reiner als das der meisten Elfen im Dorf, ja, vielleicht sogar als das des Königs war. Erst jetzt fiel ihr auf, dass die vielen Blicke im Dorf ihn kein Stück nervös gemacht hatten, doch immer, wenn sie ihn direkt ansah, konnte sie immer noch sehen, wie er anfing, zu zittern, wenn auch nur leicht. Sie verstand wirklich nicht, was in Feliffs Kopf vor sich ging, während er zielsicher durch das ihm doch eigentlich unbekannte Dorf schritt.

Er steckte wirklich voller Rätsel.
 

Sie gingen lange schweigend nebeneinander her, niemand sagte etwas, während Feliff Alyne anführte. Er war diesen Pfad erst vor ein paar Tagen entlang gegangen, als er in das Dorf gezogen war, also war ihm der Weg noch klar in Erinnerung.

„Ich hätte wirklich nicht gedacht, direkt nach meiner Ankunft wieder auf Reise zu gehen“, merkte er belustigt an. Sie schwieg nur, immer noch unschlüssig, was sie über ihn denken sollte.

„Wann sind wir da?“, fragte sie stattdessen.

Er dachte kurz nach. „Für meine Hinreise habe ich etwa zehn Tage gebraucht“, antwortete er dann. Das Laub knirschte zu seinen Füßen, der Herbst kleidete die Blätter in seine Gewänder. Dementsprechend gingen auch die Temperaturen herunter.

„Wie hast du den Winter im Wald überlebt?“, fragte Alyne dann aus Neugier, während die, immer noch vollbepackt und mit klingenden Klingen, hier und da einige Kampfschritte ausführte und herabfallendes Laub mit ihren Händen schlug. Auf beinahe magische Weise störten ihre Schwerter sie nicht.

„Im Wald habe ich eine Hütte“, fing er an, zu erklären. Er beobachte ihre Bewegungen bewundernd, ihre Präzision und Kraft erstaunte ihn. „Mit Magie habe ich meistens einen Rest an Lebensmitteln gefunden und wenn nicht hatte ich genug Konserviertes in der Hütte vorbereitet, auch wenn das wahrscheinlich nicht so nahrreich wie frisches Essen war. Apropros Essen: Wie wäre es mit einer kleinen Pause? Da vorne habe ich eine nette Lichtung beim letzten Mal gesehen.“

Sie willigte ein, da sie wahrscheinlich schon eine Stunde gegangen waren, und so nahmen sie ihr Mittagsmahl bei einer Lichtung ein, die scheinbar ein viel genutzter Rastplatz war. Große Steine waren zu einem groben einem Kreis aufgestellt, in dessen rußiger Mitte sich Reste von Lagerfeuern und Geschichten, Liedern erahnen ließen. Schwarze Holzscheite waren noch zu sehen, die wahrscheinlich einmal einen Kegel aus Holz bildeten.

„Oh, euch habe ich hier noch nie gesehen!“


Nachwort zu diesem Kapitel:
Die Kapitel werden jetzt immer zweiwöchentlich hochgeladen, und zwar immer am Freitag. Wer vor dem endgültigen Upload noch Vorschauen lesen will, der darf gerne auf meinem Blog ab und zu vorbeischauen~ literatureofmine (Das Lied im Automaten)
Und sonst habe ich nur zu sagen: Feliff ist schon ein komischer Kauz, oder?
Freut euch, wenn es irgendwann aufgeklärt ist! (Ja, ich habe für alles eine Erklärung. Wenn nicht, dann ist es mir nicht aufgefallen.) Komplett anzeigen

Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: Futuhiro
2014-08-16T17:26:20+00:00 16.08.2014 19:26
Haha, coole Sache. Man erfährt ein bischen was über die Lebensumstände der beiden, und trotzdem bleibt so vieles rätselhaft.

Alyne ist also schon negativ aufgefallen? Dazu wüsste ich gern mehr.
Und bei all den Waffen und dem bischen Wasser, was sie in ihre Tasche gepackt hat, hat sie da wenigstens auch einen Satz Wechselklamotten dabei?

Feliff muss ja eine totale Berühmtheit sein, wenn er am Königshof vorgeladen wird. Wieso hat er Angst vor einer Halbelfe?

Wo wollen die zwei denn überhaupt hin?

Na, ich bin mal gespannt auf mehr. ^^


Zurück