Ende gut, alles gut
Thatch seufzte schwer, als er sich zu Marco und Ace an den Tisch in der gut besuchten Kneipe setzte, nachdem er sich umständlich aus seinem dicken Mantel geschält hatte. Ace schob ihm sogleich eine Sakeflasche hin, aus der er dankbar einen großen Schluck nahm.
Er war mit seinem Latein am Ende. Keiner seiner Pläne hatte so geklappt, wie er es sich vorstellte, und die, die zumindest teilweise geklappt hatten, konnte er auf dieser doofen Winterinsel nicht in die Tat umsetzen.
Ace mochte die Ladys ja dank seiner Teufelsfrucht nach wie vor mit seinem nackten Oberkörper beeindrucken können, aber Thatch blieb diese Möglichkeit verwehrt; schließlich war es recht unwahrscheinlich, eine Frau zu finden, die auf blaue, tiefgefrorene (wenn auch gutaussehende) Männer mit Frostbeulen stand. Und mit seinen Schwimmkünsten konnte er so erst recht niemanden beeindrucken; selbst den Meerjungfrauen wäre es hier zu kalt.
„Ich geb’s auf. Egal wie genial meine Pläne auch sind, irgendetwas geht immer schief.“ Er starrte missmutig auf die Tischplatte und Ace und Marco warfen sch einen besorgten Blick zu, der Thatch trotz seiner Depression nicht entging.
Marco ergriff schließlich das Wort. „Möglicherweise sind gerade deine Pläne das Problem. Lass die Dinge einfach auf dich zukommen.“
Thatch schnaubte. „Ja klar. Die Bräute stürzen sich sofort auf mich, sobald ich von ihnen ablasse.“ Sein Ton triefe nur so von Sarkasmus, als er seine Flasche mit einem langen, verzweifelten Zug leerte. „Die Frauen wollen erobert werden, Marco. Wäre ja zu schön.“
Bevor der Blondschopf darauf antworten konnte, stand Thatch auf. „Ich hole Nachschub“, meinte er und schüttelte demonstrativ seine leere Flasche, ehe er sich Richtung Bar begab.
Nachdem er ein halbes Dutzend Sakeflaschen bestellt hatte – er hatte vor, sich heute ordentlich zu betrinken – lehnte er an der Theke und ließ seinen Blick durch die Gegend schweifen. Es war schon so zur Gewohnheit geworden, Ausschau nach einsamen Frauen zu halten, dass er es sogar tat, obwohl er (zumindest heute) der Frauenwelt abgeschworen hatte.
„Hey, Süßer.“
Thatch drehte sich um und sah direkt in die haselnussbraunen Augen einer hübschen Blondine, deren Haar in wirren Locken rebellisch vom Kopf stand. Er blinzelte und sah sich unauffällig um, aber der Blick blieb auf ihn gerichtet und bestätigte, dass sie wirklich ihn gemeint hatte.
„Huh?“, war seine sehr geistreiche Antwort auf diese neue Situation. Er war noch nie von einer Frau angebaggert worden (dafür blieb auch keine Zeit, wenn er sie zuerst anbaggerte), das war äußerst skurril.
Die Frau schmunzelte und die süßen Grübchen, die daraufhin zum Vorschein kamen, ließen erahnen, dass sie ein froher Mensch war, der oft und gerne lachte. „Ich fand, dass dir Trübsinnigkeit nicht wirklich steht und habe gehofft, diese vielleicht von deinem attraktiven Gesicht vertreiben zu können“, sagte sie und ließ sich auf den freien Hocker neben ihm gleiten, die warmen Augen auf ihn gerichtet.
Thatch mochte es nicht gerne zugeben, aber er war mit den vertauschten Rollen kurzzeitig überfordert. Fühlten sich Frauen immer so hin und her gerissen zwischen überrumpelt und geschmeichelt, wenn er sie anmachte?
Aber natürlich wäre er nicht er, der Experte in Sachen verführen, wenn er nicht angemessen auf so eine günstige Situation reagieren könnte. Als der Barkeeper ihm also mit perfektem Timing seine Sakeflaschen überreichte, schob er ihr eine zu und hob eine Augenbraue. „Und wie gedenkst du, das zu tun, Herzchen?“, fragte er, ein vielsagendes Lächeln auf den Lippen, das nur breiter wurde, als die Frau ohne mit der Wimper zu zucken einen großen Schluck Sake nahm. Er liebte Frauen, die mit Alkohol umzugehen wussten.
Dann schenkte sie ihm ein kokettes Lächeln, das dem seinen in Verruchtheit nichts nachstand. „Ich habe ein Zimmer ganz in der Nähe, ich kann es dir ja gerne demonstrieren." Sie zwinkerte ihm zu, ehe sie die Flasche in einem langen Zug austrank und lässig zurück auf die Theke stellte. Sie hob herausfordernd eine Augenbraue.
Thatch starrte sie nur voller Bewunderung an. Nicht in seinen kühnsten Träumen hätte er je damit gerechnet, von einem heißen Gerät wie dieser Frau angebaggert und abgeschleppt zu werden. Er konnte sein Glück kaum fassen.
„Ich bin schon gespannt", erwiderte er dann endlich und versuchte dabei betont lässig zu wirken, aber es kam eher eifrig rüber. Wie auch immer.
„Ich bin übrigens Saki", meinte sie, als sie sich wie selbstverständlich bei ihm unterhakte und in Richtung Ausgang zog. „Damit du weiß, welchen Namen du später schreien musst."
„Thatch, gleichfalls." Sie grinsten sich an und Thatch war sich sicher, endlich die perfekte Braut gefunden zu haben. Er winkte Marco und Ace noch zu, dann brachten sie die Kneipe auch schon eilig hinter sich.
Ace sah ihnen entstaunt nach. „Was war das?"
Marco schmunzelte selbstzufrieden. „Der Beweis, dass ich mal wieder Recht behalten habe."