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Unruhnacht

von

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Wer anderen eine Grube gräbt...

Rose schürzte die Lippen. Ihr war sehr bewusst, dass Tanzen nicht zu ihren Stärken zählte. Gerade wollte sie sich eine passende Antwort zurecht legen, da nahm ihr Gegenüber schon ihre Hand und zog sie, trotz Protest, auf die Tanzfläche. Das fast geleerte Butterbierglas entledigte er sie nebenbei und stellte es im Vorbeigehen auf einen Tisch am Rande.
 

Glücklicherweise musste sich Rose nicht die Blöße mit einem Walzer geben, da die Band zum Anfang der Feierlichkeiten Lieder mit schnellem Rhythmus und harten Beats spielte.

Es war nicht so, dass die Gryffindor absolut kein Gefühl für Takt und Bewegung hätte, jedoch erwischte sie sich ab und an, wie sie selbst bei einem Disco Fox auf ihre Füße starrte, um sich zu konzentrieren.
 

Malfoy ließ sich jedoch nicht durch ihre verhaltenen, wenn auch etwas steifen, Schritte den Spaß vermiesen und versuchte die Weasley durch bewusst übertriebene Schwingbewegungen aus ihrer verkrampften Haltung zu lösen. Dazu kam noch, dass er mit ihr um die Führung kämpfen musste, welche sie ihm, sturköpfig wie sie war, gelegentlich abzunehmen drohte. Ein Unterfangen, welches sich als schwieriger als gedacht herausstellte und ihn einige Tritte auf die Zehen kostete.

Scorpius versuchte sich den Schmerz jedoch nicht anmerken zu lassen und tanzte unverfroren weiter bis die letzte Noten des Liedes verklungen waren.
 

„War doch gar nicht so übel, Weasley!“, neckte Malfoy sie grinsend. Ob Albus & the Nargles auch Tango spielen konnten?
 

Rose hingegen war sichtlich froh darüber erlöst zu sein und begab sich zu einem Tisch um sich zu setzen, bevor Scorpius noch auf andere dumme Gedanken kam.

Es hatte Spaß gemacht, ohne Frage, trotzdem beschloss sie vorher noch einige Übungsstunden mit ihrem Bruder zu vollziehen, ehe sie sich das nächste Mal auf eine Tanzfläche wagte.

Apropos, wo war Hugo eigentlich? Sie hatte ihn seit dem Mittagessen nicht mehr gesehen, was sehr unüblich war.
 

„Du hast nicht zufällig meinen Bruder gesehen, oder?“, fragte sie an Malfoy gewandt.
 

„Das letzte Mal vor dem Festessen im Gang. Er hatte Wood im Schlepptau – keine Ahnung wo die hinwollten“, antwortete Scorpius nach einer kurzen Denkpause.
 

„Und du hast sie einfach so gehen lassen?! Was bist du denn für ein Vertrauensschüler?!“
 

„Einer, dem die Schüler vertrauen können“, erwiderte er richtete sich stolz sein Cape. „Wer bin ich denn, dass ich zwei Turteltauben störe?“
 

„Bitte was?!“
 

„Mmh, wo ich so drüber nachdenke... sie waren auf dem Weg nach draußen Richtung Ländereien“, überlegte der Slytherin laut.
 

Ein weiterer Grund für Rose ihn ungläubig anzustarren – wieso hatte er sie Gott verdammt nochmal nicht aufgehalten?!
 

„Tuschelten irgendetwas von Nachtwanderung und hervorspringen...“, fuhr Scorpius unbeirrt fort.
 

Da fiel der Weasley eine Unterhaltung ein, die sie beim letzten Quidditch-Training zwischen ihrem Bruder, Wood und James Potter überhört hatte.

Rose schlug mit ihrer Faust auf den Tisch.

„James wollte mit den Erstklässlern eine Nachtwanderung in den Verbotenen Wald machen!“
 

„Und du hast ihn einfach so gehen lassen? Was für eine Vertrauensschülerin bist du denn?“, imitierte Malfoy sie provozierend.
 

„Natürlich nicht! Ich habe ihm vorhin noch kräftig die Leviten gelesen, dass das unverantwortlich sei und er das nicht machen kann!“, rechtfertigte sich Rose aufgebracht.
 

„Ah. Tja, scheint als wäre der Anschiss nicht bei allen angekommen“, sagte Scorpius, während er sich nachdenklich das Kinn rieb.
 

„Du meinst doch nicht etwa - “
 

„Dass die beiden immer noch irgendwo im Verbotenen Wald hocken und warten? Ja, das glaube ich. Schließlich haben sie letztes Jahr die halbe Nacht auf dem Kürbisfeld verbracht...“
 

Und damit war die schöne Partylaune in Rose gänzlich verpufft.
 


 

Ein kläglicher Schrei ging durch die Nacht, welche nun wolkenverhangen und nebelig war. Seit über drei Stunden saß das Treiber-Pärchen nun draußen im Verbotenen Wald und fröstelten, aufgrund fehlender Kenntnis von Wärme-Zaubern, vor sich hin.
 

„Hörst du das? Das ist das Todeslied der Augurey“, wisperte der Rothaarige.
 

„Erzähl keinen Quatsch! Von wegen Todeslied; es wird nur gleich regnen. Das hätte ich dir auch so sagen können“, zischte Annabeth zurück.
 

„Wir sind nachts allein im Verbotenen Wald, um uns herum leben gefährliche Geschöpfe und die Augurey singt ihr Klagelied – und du willst mir sagen, dass das kein böses Omen ist?“
 

„Ich habe dich nicht für so abergläubisch gehalten“, lachte Annabeth spöttisch auf.
 

„Hey, mein Ur-Ur-Ur-Ur-Urgroßvater ist damals wegen diesem Schrei gestorben!“, schmollte Hugo.
 

„Vermutlich hat er wegen seines Aberglaubens einen Herzstillstand erlitten“, beschwichtigte sie.
 

„Sag ich doch.“
 

Annabeth seufzte, stand auf und klopfte sich den Dreck von ihrem Kostüm.

„Ich habe keine Lust mehr, länger hier herum zu sitzen. Ich gehe jetzt und verkrieche mich in mein warmes, kuscheliges Bett; und wenn noch ein Fitzelchen von deinem Verstand übrig ist, würdest du das auch tun.“
 

„Lass dich nicht erwischen.“
 

Bei dem Jungen waren doch Hopfen und Malz verloren – wollte er tatsächlich hier sitzen bleiben und sinnlos weiter warten? Alleine?!

Er würde ja sehen, was er davon hatte.
 

Annabeth stapfte stur durch das Gestrüpp in Richtung Schloss zurück. Gleich würde er einsehen, wie dumm sein Verhalten war und ihr nachlaufen.

Und in der Tat hörte das junge Mädchen nach kurzer Zeit wie schnelle Schritte sich ihr näherten.

Na also, hatte sie es doch gewusst.
 

Annabeth hielt einen Moment inne. Die Schritte klangen viel schwerer, als dass sie von Hugo sein könnten.

Sie wollte sich gerade umdrehen und nachschauen, da packte sie jemand von hinten. Eine klamme Hand presste sich auf ihren Mund und erstickte einen Schrei, den sie erschrocken von sich gab.
 


 

So ganz ohne Gesellschaft musste sich Hugo doch langsam eingestehen, dass es eine saublöde Idee gewesen war, alleine zurück zu bleiben. Natürlich nur, weil es ohne Annie keinen Spaß mehr machte, nicht weil er Angst hatte oder sowas!
 

Ihm blieb wohl nichts anderes übrig, als die Sachen zu packen und für heute Schluss zu machen.

Eigentlich echt eine Schande, fand er.
 

Gerade als Hugo seine Tasche schulterte, hörte er erneut ein merkwürdiges Knurren aus den Tiefen des Waldes.

'Nichts wie weg hier', dachte sich Hugo und fand sich doch nicht mehr ganz so mutig. Er sprintete los und lief so schnell in seine Beine tragen konnten.
 

Plötzlich kam ein Bellen aus der Richtung in die er lief. Schlitternd kam Hugo zum Stehen.

War es etwa ein ganzes Rudel Wölfe, die es auf ihn abgesehen und umzingelt hatten?!
 

„Oh Mann, ich will doch noch nicht sterben“, wimmerte der Junge leise.
 

Hugo wollte kehrt machen und stolperte dabei über eine unpraktisch gewachsene Wurzel.

'Jetzt ist alles aus', fuhr es ihm durch den Kopf noch während er zu Boden stürzte. Er hörte ganz deutlich wie das Getrappel von Pfoten immer näher kam.
 


 

„Was macht eine junge Dame so spät Nachts alleine im Wald?“, raunte eine dunkle Männerstimme in Annabeths Ohr.
 

Ihr Herz setzte für einen Moment aus, als sie den kalten Atem an ihrem Nacken spürte. Also trieben sich nicht nur Werwölfe sondern auch Vampire in diesem Wald ihr Unwesen!

Wie sehr wünschte sie sich gerade ihren Treiberschläger herbei um sich zu wehren. Sie hatte zwar ihren Zauberstab in einer Tasche ihres Kostüms, doch wusste sie leider genau, dass sie in Stresssituationen noch schlechter zauberte, als es sonst schon der Fall war.
 

Ihre letzte Notwehr, bevor sie der Trance des Vampirs verfallen würde, sah sie darin ihre Füße zu benutzen. So kräftig wie sie nur konnte stampfte sie ihre Hacke in die Zehen ihres Angreifers.

Dieser stöhnte vor Schmerzen auf und ließ Annabeth erschrocken los. Panisch stolperte das Mädchen einige Meter nach vorne - bloß weg von dem Vampir. Fluchtartig setzte sie zum Sprint an.
 

„Warte, es tut mir Leid! Bleib stehen!“, rief ihr der Vampir mit einem unterdrückten Keuchen hinterher. Seine Stimme klang auf einmal viel jünger und vertrauter.
 

Annabeth drehte sich schlagartig um und ballte die Hände zu Fäusten.

„Was fällt dir ein mich so zu erschrecken, Malfoy?!“, stieß sie hysterisch aus und war drauf und dran auf ihn loszugehen.
 

„War es nicht genau das, was ihr mit den Erstklässlern vorhattet?“, fragte der Angeblaffte vorwurfsvoll und verschränkte die Arme.
 

„Wir wollten sie ein wenig gruseln – und keinen Herzkasper verpassen!“
 


 

Hugo fand sich von drei dunklen, riesigen und garstig knurrenden Wölfen umringt.
 

„Brave Hündchen... gute Hündchen... ganz ruhig...“, stotterte er leise und hob die Hände abwehrend vor sich.

Alles was er gewollt hatte, war ein paar Kindern einen Streich zu spielen. Doch wer anderen eine Grube grub... aber dass es so enden würde, hätte er nicht erwartet.
 

Hugo schlug sich die Handfläche gegen die Stirn. Zum Teufel noch mal! Er war Zauberer – er konnte sich wehren!
 

Eilig griff er in sein Dementorenkostüm und fischte nach seinem Zauberstab. Als er ihn gezückt hatte, richtete er ihn geschwind auf den Wolf vor ihm und schrie „Locomotor Mortis!“
 

Die Beine des Geschöpfes schnappten zusammen, sodass es das Gleichgewicht verlor und unbeholfen umkippte. Doch Hugo blieb keine Zeit, um sich an seinem Werk zu erfreuen, denn einer der übrigen Wölfe stürzte auf ihn zu. Reflexartig kniff der Junge die Augen zu und verschränkte die Arme schützend über seinem Kopf.

Das Tier riss ihn zu Boden und er schlug sich den Kopf an. Die Welt drehte sich, er musste nicht die Augen öffnen, um das zu bestätigen. Der Rest vom Rudel näherte sich ihm drohend.

Oh Gott. Sie würden ihn zerfleischen. Zerfetzen! In Stücke reißen! Sie würden -
 

Aus der Ferne hörte Hugo eine engelsgleiche Stimme rufen. Das Gewicht wurde von ihm genommen und er spürte keinen Schmerz mehr. Ein weißes Licht erhellte das Sichtfeld seiner geschlossenen Augen. Da war es wohl – das Licht am Ende des Tunnels. Gleich würde er die Pforten zum Zaubererhimmel durchschreiten. Er hörte schon wie man dort seinen Namen rief.
 

Hugo!“, hallte eine all zu vertraute Stimme aus der Ferne. Sie klang besorgt. Er spürte eine warme Hand an seiner Schulter. Sie würde ihn leiten und -
 

Ein Ruck durchfuhr ihn.
 

Hugo Benjamin Weasley!“, rief die Stimme, diesmal mahnender und viel näher.
 

Erschrocken riss er die Augen auf und blinzelte gegen das Licht am Ende eines Zauberstabes.

Er erkannte lange, rote Haare und mit jedem Blinzeln rückte das Gesicht seiner Schwester mehr in den Fokus.
 

„Oh Mann, bin ich froh, dich zu sehen“, seufzte Hugo.
 


 

„Wie konntet ihr nur so dumm sein, euch auf so eine Aktion einzulassen? Ihr hättet tot sein können!“
 

Betreten standen Annabeth und Hugo in der Eingangshalle und ließen die Zurechtweisung von Rose wortlos über sich ergehen. Diese zeterte schon seit knapp zehn Minuten und lief aufgebracht vor ihnen auf und ab. Scorpius schmunzelte abseits vor sich hin.
 

„Fünzig Punkte Abzug von Gryffindor für jeden von euch!“, fügte die Vertrauensschülerin hitzig hinzu.
 

Annabeth sah nur aus ihren Augenwinkeln wie Hugos Gesichtszüge noch mehr entgleisten.
 

Entgeistert sah er seine Schwester an.

„Das kannst du doch nicht machen! Wir sind im selben Haus! Das gleiche Team!“
 

Doch Rose beachtete ihn nicht und fuhr mit lauter und fester Stimme fort:

„Und jetzt ab in eure Schlafsäle! Bis morgen denke ich mir eine angemessene Strafe für euch aus!“
 

„Dann muss James aber auch eine kriegen!“, beschwerte sich ihr Bruder erneut.
 

Die Rothaarige warf ihm einen scharfen Blick zu.
 

„Verschwindet! Los!“
 

Annabeth erkannte, wann es ein schlechter Zeitpunkt war, sich mit Rose Weasley anzulegen. Und das hier war ganz gewiss einer. Sie packte Hugo am Handgelenk und zog ihn eilig mit sich, bevor er sich noch mehr in Schwierigkeiten brachte.
 

Als die beiden um die nächste Ecke verschwunden waren, griff sich Rose an den Kopf und stieß einen genervten Seufzer aus.
 

„Na, das war doch mal ein interessanter Abend, nicht wahr, Weasley?“

Der Slytherin trat an sie heran und legte ihr seine Hand, welche inzwischen wieder langsam an Farbe und Wärme gewann, auf die Schulter.
 

Die Angesprochene schüttelte nur mit dem Kopf und wand sich aus seiner Berührung.
 

„Ich begebe mich jetzt auch ins Bett. Wieso kann Halloween nicht ein einziges Mal vernünftig ablaufen?“, murmelte Rose, während sie sich langsam in Bewegung setzte.
 

„Dann wäre es kein richtiges Halloween“, beschwichtigte Malfoy grinsend.
 

„Dich hat keiner gefragt!“, rief sie über ihre Schulter.
 

„Dir auch eine wunderschöne Gute Nacht!“, flötete er.
 

Bevor Rose um die Ecke verschwand, hörte Scorpius sie noch einmal genervt aufstöhnen.



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