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Glass Skin

if the dream I dream gets ripped apart in a cruel way
von

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薫: 1

Ist es nur ein Traum oder doch die brutale Realität? Ich weiß ehrlich nicht mehr, was ich genau glauben soll. Ständig habe ich deine rehbraune Augen auf mich gerichtet, kann dich berühren, dir ganz nahe sein. Ich kann deine samtig weichen Lippen auf meinen fühlen, ihre verbotene Süße kosten. Dein seidenweiches Haar berühren, dass kohlrabenschwarz wirkt und in dem einige Strähnen in Indigoblau schimmern. Deinen Geruch wahrnehmen, der mir jegliche Sinne erfolgreich vernebelt und dazu die wohlige Wärme deines Körpers fühlen, wenn wir Haut an Haut geschmiegt zusammen liegen. In einem ekstatischen Tanz aus Leidenschaft & Liebe kommt es mir regelrecht vor, dass wir zwei zu einem Wesen verschmelzen, wobei mir deine Stimme noch zusätzlich alle Sinne raubt.
 

Eine Hand an meine Stirn lehnend richte ich mich langsam auf und ein leises Seufzen entkommt meinen Lippen. Schon wieder dieser Traum. Kurz einen Blick auf meinen Wecker werfend und ich erkenne, dass es erst vier Uhr früh ist. Ich weiß ehrlich gesagt auch nicht den Grund, an dem es genau liegt aber seit einigen Tagen beginnt dieser Traum immer intensiver zu werden. Erschöpft wie ich bin lasse ich mich wieder ins Bett fallen und starre die Zimmerdecke nachdenklich an.
 

Nicht nur, das ich mich regelrecht abrackere um meine Miete zusammen zu bekommen, ich versuche nebenbei auch meine eigene Band soweit auf Vordermann zu bringen um einen Vertrag zu ergattern. Die Band von der ich spreche ist La:Sadies und ich, Kaoru Niikura bin der Leadgitarrist als auch Bandleader. Trotzdem habe ich das Gefühl tief in meinem Inneren, dass mir etwas in meinem Leben zu fehlen scheint. Besser gesagt mir fehlt jemand im Leben, der an meiner Seite ist, auch wenn ich viel zu stur bin um das zuzugeben.
 

Auch wenn ich eigentlich auf Frauen stehe, so handelt es sich bei der Person in meinem Traum definitiv um einen jungen Mann. Ehrlich gesagt könnte ich mir nie im Leben vorstellen, eine Beziehung in diese Richtung zu führen, geschweige denn eine Nacht mit einem anderen Mann zu verbringen.
 

Das sich meine Sichtweise als auch innere Überzeugung sich in der nächsten Zeit schlagartig verändern wird, ist mir momentan nicht bewusst. Denn sonst hätte ich dahingehend sicherlich einige Vorsichtsmaßnahmen getroffen. Daher summe ich nun leise eine Melodie vor mich hin, schaffe es erneut wieder einzuschlafen und innerlich erhoffe ich mir nicht erneut diesen Traum zu bekommen.
 

Kaum das ich es schaffe endlich etwas Schlaf zu bekommen nervt mich nun mein Wecker damit, endlich aufzustehen und ich seufze nur auf. Unsanft haue ich auf den lauten Gesellen an meinem Nachttisch, rapple mich langsam auf und starre müde die Decke vor mir an. Irgendwie viel zu kurz der Schlaf. Ich tapse nun ins Bad, haue mich unter die Dusche, dabei schweben meine noch müden Gedanken wieder an den Inhalt des immer wiederkehrenden Traumes zurück.
 

Allein wenn ich meine Augen ganz kurz schließe, so kann ich jede Kontur seines Körpers klar vor mir sehen. Wie meine Hände über diese weiche Haut wandern und ich gleichzeitig die Süße seiner Lippen kosten kann. Wie seine feinen Hände an meiner Wirbelsäule entlang streichen und ich die Wärme von seinem Körper ausgehend ganz nah verspüren kann. Wie die Flammen der Leidenschaft uns beide regelrecht einhüllen und wir gemeinsam darin sichtlich verschmelzen, während mir seine Stimme jeglichen klaren Verstandes beraubt.
 

Tief seufzend öffne ich meine Augen, starre die Fliesen vor mir an und lehne sogar meine Stirn an ihnen an. Entweder es sind schon die ersten Anzeichen dafür, dass ich mich doch etwas überarbeite oder ich leide unter Sexentzug, was aber bei mir eigentlich unmöglich sein kann, da ich eigentlich bisher ganz gut ohne ausgekommen bin. Mein letztes Mal war vor Jahren in der Oberschule gewesen, seitdem hatte ich weder die richtige Gelegenheit noch die Zeit als auch Interesse dazu gehabt.
 

Unweigerlich entweicht mir ein leises Schnauben als ich an das grinsende Gesicht meines besten Freundes Daisuke Andou denken muss. Ich weiß selbst nicht, wie oft ich es ihm gegenüber noch klar machen soll, aber eines bin ich definitiv nicht: nach seiner Bezeichnung her sichtlich untervögelt. Ich bin halt nur momentan zu sehr darin verstrickt, unsere Band aufs nächste Level zu hieven. Da kann ich mir so eine Lebenweise nicht leisten, wie er sie momentan führt.
 

Rasch dusche ich mich nun fertig, verlasse das Bad, ziehe mich rasch an und mache mich nun auf den Weg zu meiner Arbeit in einer Rechtsanwaltskanzlei, wo ich halbtags zwar als Bürokraft arbeite, aber wenigstens kann ich mich so über Wasser halten. Am Nachmittag sind die Proben angesetzt, selbst wenn ich vor ein paar Monaten unseren Bassisten aufgrund von Differenzen feuern musste.
 

Entgegen aller Erwartungen ist unser Nesthäkchen heut sichtlich aufgedreht, obwohl er doch eher der Stillere innerhalb der gesamten Band ist. Fragend schaue ich zu ihm, da bemerke ich erst jetzt die Konzertkarten, die er in der Hand hält und ein sichtliches Lächeln huscht mir über die Lippen.
 

„Für X Japan?“

„Hai, Kaoru-san, nur habe ich ein kleines Problem“

„Welches denn, Shinya-san?“

„Ich muss mich zwischen X Japan und Luna Sea entscheiden“
 

bringt er nun seufzend hervor, nimmt am kleinen Sofa Platz und bevor er mir die anderen Karten zeigen kann, hat unser Rotschopf diese schon in der Hand. „Keine Sorge, Shini, da geh ich mit Kaoru hin“ bringt dieser schon mit einem Grinsen hervor, klopft ihm leicht auf die Schulter und sieht mich dabei direkt an. Na toll, ich habe mich ehrlich gesagt schon auf einen Andou-freien Abend samt Shinya gefreut und nun wird mir dieser leider zu Nichte gemacht. „Ist das in Ordnung für dich?“ fragt Shinya nun rasch nach, schaut zwischen uns beiden hin & her und ein rasches Nicken ist alles womit ich nun antworte als auch noch Kyo uns endlich beehrt.
 

„Ich dachte, wir hätten endlich Ersatz für Kisaki“

„Leider noch nicht“
 

antworte ich nun unserem Sänger, schaue alle drei genau an und ehrlich gesagt verfluche ich gerade innerlich, dass es uns scheinbar nicht vergönnt zu sein scheint den passenden Bassisten für unsere Band aufzutreiben. Auch wenn uns zwar momentan das Bass fehlt, so üben wir trotzdem weiter unsere Fertigkeiten, dabei muss ich auch an die Zeitfrist des Labels denken, welches sichtliche Interesse an uns zeigt. Mir, besser gesagt der gesamten Band bleiben noch knappe zwei Woche um einen geeigneten Ersatz für Kisaki zu finden oder wir vier können unseren Traum als professionelle Musiker vorerst begraben.
 

Am Abend beenden wir schließlich die Proben und ich setze die nächsten vorerst in zwei Wochen wieder an, da ich mir ehrlich gesagt erhoffe bis zu diesem Zeitpunkt endlich einen geeigneten Bassisten gefunden zu haben.
 

„Wolltest du etwa ernsthaft mit Shini zu X Japan?“

„Warum nicht?“
 

antworte ich nur darauf, zünde mir eine Zigarette an, mache sofort einen Zug davon und blicke den Rotschopf an meiner Seite genau an, mit dem ich zu meinem Leidwesen einen fast identischen Heimweg von unserem Studio aus habe. „Ich dachte nur, wir könnten auch einmal wieder etwas zusammen unternehmen“ meint er nun leicht schmollend darauf, weswegen ich leicht aufseufzte und ihn direkt ansehe.
 

„Hey, es ist nicht so, dass ich dich nicht mehr mag“ bringe ich nun wahrheitsgetreu hervor, lege ihm kurz meine Hand auf die Schulter, dann gehe ich einfach die Straße zur Bahnstation entlang. „Trotzdem beginnst du dich uns gegenüber langsam aber sicher zu verbarrikardieren, Kaoru“ höre ich ihn nun sagen, wobei ich deutlich heraus hören kann, dass eine leise Sorge in seiner Stimme mitschwingt und ich seufze leise auf.
 

„Einer muss ja schließlich die Arbeit machen“

„Du solltest auch mehr an dich denken, Kao“

„Als ob ich das nicht schon genug tue“
 

kommt leise aus mir hervor, mache einen weiteren Zug von meiner Kippe und wir sind nun bei der Bahn angelangt, wobei der Bahnsteig heute ziemlich leer wirkt.
 

„Jetzt sag mir nicht, du hast immer noch diese gewissen Träume“ hakt er nun mit einem leichten Grinsen nach, raucht gerade seine Zigarette auf, sieht mich dabei direkt an und gerade verfluche ich mich innerlich dafür, dass ich ihm überhaupt von der Existenz dieses einen Traumes erzählt habe. Ja, manchmal habe ich ernsthaft das Gefühl dieses ständig gutgelaunte, neugierige und schusselige Wesen namens Daisuke Andou auf den nächsten in unserem Sonnensystem befindlichen Exoplaneten schießen zu wollen, doch er ist wenigstens in manchen Dingen verständnisvoll und für seine Freunde da wenn man reden will.
 

„Selbst wenn, ich bin derjenige der damit klar kommen muss“ bringe ich nun leicht gereizt hervor, schnippe den Rest meiner Kippe weg und da kommt gerade unsere Bahn. Mit einem sichtlichen Grinsen schüttelt er nur seinen Kopf und ich ahne gerade was er mir darauf sagen will.
 

Mit einem Blick der hoffentlich nahe genug an Kyos ,Ich-kill-dich-Blicke‘ heran kommt belege ich nun den Gleichaltrigen damit, lehne mich bei der Wand an und senke kurz darauf meinen Kopf. Ehrlich gesagt sollten wir uns weniger Sorgen um mein Privatleben machen, sondern uns verstärkt darauf konzentrieren wo wir rasch einen passenden Bassisten finden können.
 

„Ich sags doch, du bist...“

„Wage es ja den Satz auszusprechen, wenn dir dein Leben lieb ist, Daisuke Andou“
 

bringe ich sichtlich gereizt als auch entnervt hervor, sehe ihn warnend an und ich bemerke rasch wie er darauf eine Schnute zieht. Kami-sama hilf mir, manchmal bekomme ich langsam aber doch das Gefühl, unser Sänger beginnt von seinem Wesen her doch leicht auf mich abzufärben. Shinya ist wenigstens klug genug zu wissen, wann er Kyo oder mich dahingehend ansprechen kann. Nur DIE weiß manchmal halt seine Grenzen nicht.
 

Zum Glück wird gerade meine Station angesagt und bin ihn vorerst los. Mürrisch wie ich nun dank ihm bin gehe ich den Weg zu meiner Wohnung zu Fuß, dabei habe ich meine Hände in die Jackentasche gestopft und meine Gedanken schweifen nun an das bevor stehende Konzert von Luna Sea, dass ich mit diesem Chaoten aufsuchen werde. Er könnte ja locker mit Kyo hingehen, der mag die Band ja auch. Seufzend komme ich nun zuhause an, dabei habe ich auch schon mein Handy aus der Hosentasche gefischt und ich rufe kurzerhand unseren Sänger an, ob er nicht viel lieber mit DIE gehen will als mit Shinya. Wie erwartet ist dieser sofort bereit mit mir Platz zu tauschen und ein leichtes Grinsen huscht mir deswegen nun über die Lippen.
 

Somit habe ich vorerst meine Ruhe vor DIE und ich kann meine Sorgen wieder auf die Suche nach einem Bassisten fokusieren. Ehrlich gesagt will ich um diese Uhrzeit noch nicht in meinen vier Wänden verbringen, da mich mit Sicherheit ein gewisser Traum wieder heimsucht wenn ich mich schlafen lege und ich entscheide mich dazu eine Bar in unmittelbarer Nähe aufzusuchen. Obendrein ist morgen Wochenende und da arbeite ich Nachmittags auf der Straße als Taschentuchverteiler. Ich weiß, nicht gerade berauschend der Job, aber immerhin eine Tätigkeit. In der Bar angelangt bemerke ich Miranda, die heute ihren Dienst hat und anhand ihrer strahlenden Augen fällt mir auf, dass sie scheinbar gute Neuigkeiten für mich hat. „Hier, Kaoru-san, ein Freund von einem Freund von mir meinte, er könnte in euer Konzept passen“ sagt sie mit einem Augenzwinkern zu mir, gibt mir zwei Tickets für ein kleines Konzert und ein dazu liegendes Foto eines jungen Mannes mit kohlrabenschwarzen Haaren.
 

„Ich danke dir, Mira-san, ich werd ihn auf jeden Fall auschecken“ sage ich nur darauf, genehmige mir ein Bierchen und erst da fallen mir auch einige Notizen auf, die sie mir wohl noch zusammen gesammelt hat. Der Junge macht mich regelrecht neugierig nachdem was ich hier lese und irgendwie habe ich auf einmal das Gefühl, dass er mir vertraut vorkommt. „Das ist das letzte Konzert der Band, danach gehen sie getrennte Wege“ sagt sie noch zu mir, nachdem sie sich um die Bestellungen einiger weiterer Gäste gekümmert hat und sich zu mir gesellt. „Also wäre er praktisch gesehen frei“ bringe ich nun hervor, worauf ich nun leicht lächeln muss und erneut das Foto des jungen Mannes betrachte. Wenn er wirklich so gut am Bass war wie hier in den gesammelten Notizen stand, dann musste ich ihn unbedingt in unserer Band haben. Selbst wenn ich ihn notfalls zu La:Sadies entführen müsste.
 

„Ich hoffe für dich, dass es diesmal der Richtige ist, Kaoru-san“ sagt sie zu mir, während ich von meinem Bier trinke und ich nicke nur aufgrund ihrer Worte. Er muss einfach der Richtige für uns sein, denn sonst würde unser lang gehegter Traum wie eine Seifenblase zerplatzen und für unbestimmte Zeit auf Eis geschoben werden. Nachdem ich mein Bier ausgetrunken und bezahlt habe, bedanke ich mich bei ihr für ihre Hilfe, dann breche ich nun heimwärts auf und ich betrachte erneut eingehend das von ihr beigelegte Foto. Wie abwesend beginne ich langsam meine Finger über das Foto wandern zu lassen, dabei ist mir in einer gewissen Weise, dass ich dieses Gesicht nicht zum ersten Mal sehe. Diese fein geschwungenen Lippen. Die rehbraunen Iriden. Die Art wie sein Haar an bestimmten Stellen indigoblau schimmert. Konnte er das wirklich sein? Unser zukünftiger Bassist, der mich hier Nacht für nacht in meinen Träumen heim sucht? Wieso ausgerechnet mich?
 

Leise beginne ich nun zu schlucken, wem dieser junge Mann ähnlich sieht und ich bin gerade froh in meinen vier Wänden angelangt zu sein. Verdammt, wenn ich ehrlich sein soll dann habe ich bisher nicht damit gerechnet einen brauchbaren Hinweis zu der Identität des jungen Mannes im ständig wiederkehrenden Traum zu finden und nun halte ich ihn möglicherweise in meiner Hand. Auch wenn ich es gerade nicht verhindern kann, so fühle ich auf einmal wie alles in mir danach förmlich schreit ihn ausfindig zu machen. Ich will sie fühlen. Ich will fühlen, wie sich unsere Lippen in echt versiegeln. Ich will sie spüren. Ich will spüren, wie die Wärme seines Körpers auf meinen eigenen übergeht. Ich will ganz nah bei ihm sein und genießen können was er in mir Nacht für nacht in diesem einem Traum ständig auslöst. Leicht beisse ich mir nun auf die Lippen aufgrund dieser Gedanken, lege das Foto samt den Tickets in mein Arbeitszimmer, begebe mich nun ins Bad, entkleide mich komplett und springe rasch unter die Dusche.
 

Während ich meine Augen geschlossen habe um das warme Wasser zu genießen, bekomme ich sein Bild nicht mehr aus dem Kopf und es vermischt sich rasch mit denen aus meinem Traum. Keuchend reiße ich die Augen auf, stütze mich bei den Fliesen ab und starre diese lange an. Was zum Teufel ist bitte mit mir los? Seit wann empfinde ich auf einmal so eine starke Angezogenheit zu einem anderen Mann? Ich bin ja schließlich durch und durch hetero, also wieso geht ausgerechnet dieser junge Mann mir nicht aus dem Kopf? Wieso habe ich nacht für nacht diesen Traum, wie ich mit einem Mann schlafe? Ich versteh die Welt um mich herum nicht mehr. Ich kann nur hoffen, dass all diese Anzeichen nur Nebenerscheinungen von Streß sind und sich die Sachlage wieder beruhigen wird, wenn erst einmal alles um mich geklärt ist, doch wie sehr ich mich damit irre ahne ich momentan nicht.

薫: 2

Die Zeit verrinnt unaufhörlich und bisher kein brauchbarer Bassist. Nachdenklich wie ich bin sitze ich in meinem Arbeitszimmer, starre lange das Foto des jungen Mannes mit den kohlrabenschwarzen Haaren an und ein leises Seufzen entweicht meinen Lippen. Heute Abend würde ich mitverfolgen können wie gut er wirklich am Bass ist, doch würde er meinem Angebot auch zustimmen? In erster Linie will ich ihn ja nur als Bassisten bei La:Sadies einstellen und ihm so auch die Chance geben die nächste Ebene erreichen zu können.
 

Ehrlich, jede einzelne Zelle in mir erhofft sich sehr, dass er einfach zustimmt und sich der Band anschließt. Denn somit wäre er in unmittelbarer Nähe zu mir. Somit könnte ich in aller Ruhe herausfinden wieso gerade er mir ständig im Kopf herum spukt. Sehr zu meinem Leidwesen ist der Traum nun um eine Spur intensiver geworden seit ich das Foto von ihm besitze und ich habe mich schon des Öfteren in den Pausen dabei ertappt, dass ich auch schon tagsüber beginne an ihn zu denken. Je eher wir ihn gefunden und ihn als Bassisten anwerben können, desto geht dieser Spuk hoffentlich vorbei.
 

Ich will wieder in Ruhe schlafen können ohne ständig von einem mir vorerst Unbekannten zu träumen, der mir ständig einen erotischen Traum beschert. Erneut seufze ich leise auf, starre weiter das Foto an, wobei ich mich gerade mit dem Gedanken spiele einen kurzen Kuss darauf zu hauchen und ich schrecke fast zusammen als es nun an der Tür läutet. Ich Baka habe scheinbar geschickt ausgeblendet, dass ich ja Daisuke Andou darum gebeten habe mich in den Club zu begleiten wo dieser junge Mann am Bass auftreten wird. Da ich ihn ja kurzerhand wegen dem Luna Sea Konzert versetze, erhoffe ich mir so bei ihm etwas gut zu machen, lege das Foto auf den Tisch, stehe nun auf und gehe zur Wohnungstür, wo der charmante Rotschopf schon auf Einlass wartet. Stumm bitte ich ihn nun herein, gehe zurück ins Arbeitszimmer, schnappe mir Foto samt Tickets und kehre damit ins Wohnzimmer zurück, wo er am Sofa sitzend auf mich wartet.
 

„Das ist er?“

„Hai“
 

antworte ich nur rasch in knapper Weise als ich ihm das Foto kurz zeige, damit er genau weiß auf wen er sich aufgrund der Spielweise konzentrieren muss und ich lasse es sofort in meiner Hosentasche verschwinden. Ich weiß selbst nicht wieso es mir innerlich mißfällt, doch irgendetwas in mir will scheinbar vehement verhindern, dass weitere mögliche Interessenten um diesen jungen Mann auftauchen. Na toll, jetzt bin ich auch schon soweit angelangt, dass ich ihn als fixen Teil von mir ansehe obwohl wir uns gar nicht kennen und uns noch nie in echt begegnet sind. Ich werd mir wohl mit Sicherheit eine Woche Urlaub nehmen müssen, wenn wir all den jetzt herrschenden Streß bewältigt haben. Dann ist mein Leben hoffentlich wieder in normal geordneten Bahnen und ich habe wieder ganz normale Träume.
 

Zusammen brechen wir nun in den Nordosten der Stadt auf, wo der Club liegt in dem diese Band spielt und wir haben recht gute Sicht in Richtung Bühne. Als die Band auf die Bühne kommt, passe ich ganz gut auf und ich fühle sofort wie mein Herz schneller zu schlagen beginnt als ich ihn endlich sehe. Verdammt, in echt sieht er viel besser aus als ich bisher angenommen habe. Obendrein blende ich den Rest dieser mir unbekannten Band vom ersten gespielten Lied an komplett aus und ich konzentriere mich nur auf seine Hände, die mit einer gewissen Anmut über die Saiten seines Bass gleiten.
 

Ein leichter Schauer durchläuft meinen Körper als ich mir nebenbei geisitg vorstelle, wie er mit diesen Händen sanft über meinen gesamten Körper streicht. Wie niedlich er doch wirkt, wenn er so hochkonzentriert dabei ist. Allein wenn er kurz dabei die Augen schließt und spielt ist mir in dem Augenblick, dass ich von heute an definitiv kein normales Leben mehr führen werde, denn ich habe einfach nur das Gefühl innerlich wegen ihm fast schon zu zerschmelzen. Mehrmals beisse ich mir unbemerkt auf die Lippen, doch ich kriege einfach meine Augen nicht von ihm los. In diesem Punkt musste ich Mira-san dreifach dankbar sein, denn dieser junge Mann ist genau jener Bassist den wir in La:Sadies unbedingt brauchen. Nebenbei bin ich ihr auch dafür dankbar, dass ich nun tief in meinem Inneren endlich weiß wie er wirklich aussieht.
 

Daisuke muss mich regelrecht aus meiner Gedankenwelt reißen als der Auftritt vorbei ist und er deutet mir an, dass wir die Band noch beim Hinterausgang abpassen können, wenn wir die Chance unseren Bassisten zu sichern nicht verpassen wollen. Rasch begeben wir uns in die Seitengasse wo der Hinterausgang des Clubs mündet und wir bemerken einen Kastenwagen, in dem gerade das gesamte Equipment eingeladen wurde.
 

„Sumimasen, aber wäre es möglich mit eurem Bassisten zu reden?“ stelle ich sofort die Frage an einen der jungen Männer, der gerade dabei ist einen AMP zu verräumen und er nickt nur rasch auf meine Frage. „Toshiya, komm sofort her, da will dich wer sprechen“ höre ich ihn mit recht unfreundlicher Stimme rufen und kurz darauf erscheint in einer schwarzen Jacke eingehüllt der Bassist dieser Band, der mit einer sichtlichen Schnute seinen Kollegen anstarrt und ihn nicht weniger unfreundlich entgegenkommt. Gerade als Toshiya zu uns hinüber sieht, treffen sich unsere Blicke direkt und innerlich muss ich erneut schlucken, da ich wirklich nicht damit gerechnet habe so rasch herauszufinden wer er in Wahrheit ist.
 

Toshiya deutet mir kurzerhand an, dass ich mit ihm ein Stück gehen soll und zu meinem Glück versteht Daisuke rasch was ich ihm mit dem kurzem Blick sagen will den ich an den Rotschopf richte. Ich weiß auch nicht was mich dazu bewegt, aber ich biete ihn instinktiv eine Zigarette an, die er gleich dankend annimmt und sich von mir Feuer geben lässt. Dabei kann ich unbeobachtet die feinen Züge seines Gesichtes genauer betrachten und da erst wird mir bewusst, das er derjenige ist, von dem ich seit einiger Zeit so intensiv jede Nacht träume. Kurz umhüllt uns das Schweigen, dabei lehne ich mich bei der Mauer an, mache einen Zug von meiner Zigarette und sehe ihn genau an.
 

„Also, was genau willst du von mir?“

„Das du in meiner Band spielst“

„Mehr nicht?“
 

höre ich nun seine Frage an mich gerichtet, worauf ich leicht schmunzeln muss, da er dabei leicht zu schmollen scheint und mache nebenbei einen weiteren Zug von meiner Zigarette.
 

„Ich spiele aber nicht in einer x-beliebigen Band“

„Wir sind ja auch nicht x-beliebig, Toshiya-san“
 

sagte ich nun recht amüsiert auf sein Verhalten, dabei wird das aufsteigende Kribbeln in mir mehr als mir auffällt, dass er sich mir in leisen Schritten genähert hat. „Gib mir deine Meishi und ich werd mir dein Angebot genauer überlegen“ sagt er kurz darauf zu mir, wobei er mir nun so nahe ist, dass ich ihm direkt in die Augen sehen kann und ich ihn fast schon küssen könnte. Ich fische eine Meishi aus meiner Jackentasche, reiche sie ihm und ich versinke regelrecht in diesen rehbraunen Iriden die nun auf mich fixiert sind. Kurz bevor er die fehlenden Millimeter zwischen uns überbrücken kann, können wir beide eine Stimme vernehmen die nach ihm ruft und ich sehe ihm genau an wie entnervt er deswegen wirkt.
 

„Bis dann“ sagt er noch zu mir, streicht mir dabei eine Strähne aus dem Gesicht, lächelt mich an, haucht mir einen Kuss auf die Stirn, dann hebt er die Pfote zum Gruß und schreitet elegant von mir weg. Ich brauche lange um zu realisieren, dass ich eben nicht geträumt habe und starre weiter in die Richtung, in die Toshiya verschwunden ist. Wenn ich ehrlich sein muss, dann muss ich wohl in diesen paar Minuten mit ihm einen Großteil meiner mir bekannten Vernunft verloren haben. Der Name passt zu ihm. Ich weiß selbst nicht, was mich dazu bewegt, aber ich spreche leise seinen Namen aus und nebenbei erfüllt mich dabei ein leichter Schauer.
 

Mich nun von der Mauer abstoßend gehe ich in der anderen Richtung weiter, habe meinen Blick in Richtung des Nachthimmels gerichtet und ein Lächeln ruht nun auf meinen Lippen. Wenigstens will er nachdenken, ob er sich als Bassist anschließt. Obendrein ist mir an ihm aufgefallen, dass er sich bei mir mit ,bis dann‘ verabschiedet hat, was wohl darauf deutet, dass ich ihn recht bald wieder sehen werde.
 

Allein bei dem Gedanken fühle ich wie mein Herz schneller schlägt und wenn mein Glück hoffentlich anhält haben wir endlich den passenden Ersatz für Kisaki nach monatelanger erfolgloser Suche gefunden. „Kao, warte doch“ vernehme ich nun die Worte an mich gerichtet, bleibe kurz stehen und bemerke erst jetzt Daisuke, der mich sichtlich schmollend ansieht. Es war nicht mit Absicht, dass ich auf ihn vergessen habe. Ich war halt gedanklich bei unserem hoffentlich zukünftigen Bassisten, der mir ja schon so oder so dank des Traums in meinem Kopf herumspukt.
 

„Und, was sagt er?“

„Er will die Sache überdenken“
 

antworte ich ihm nun, schaue ihn genau an, dabei verschweige ich absichtlich, wie nahe er mir dabei gekommen ist. Erst jetzt wo ich neben Daisuke gehe wird mir gerade bewusst, dass er mich von sich aus fast geküsst hätte. Allein bei dem Gedanken huscht mir eine leichte Röte auf die Wange und zum Glück achtet der Mann an der zweiten Gitarre nicht darauf.
 

„Vom Stil her passt er super zu uns“

„Hai...“
 

antworte ich nur darauf, habe meinen Blick wieder in den Nachthimmel gerichtet und ich kann es kaum erwarten, dass sich Toshiya bei mir meldet. Ich will ihn unbedingt wiedersehen. Ich will unbedingt herausfinden, wieso er diese eine Frage an mich gestellt hat. Ich will ihm erneut so nah sein wie vorhin und ihm direkt in die Augen sehen können. Diese fein geschwungenen Lippen auf meinen eigenen verspüren. Einfach nur ihn kurz berühren dürfen. Ich weiß momentan nicht einmal, wie ich darauf reagieren soll, falls er sich aus einem mir unerklärlichem Grund dazu entscheidet mein Angebot abzulehnen.
 

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Gestaffelt sitzen wir nun am letzten Tag unserer Frist im Proberaum und ich seufze tief auf, da ich mit großer Wahrscheinlichkeit meinen Freunden heute erklären muss, dass es nichts mit dem Vertrag werden wird da wir keinen passenden Bassisten haben. Toshiya hat sich nicht bei mir gemeldet und da ich davon ausgehen muss, dass er kein sichtliches Interesse daran hat sich meiner Band anzuschließen, werde ich wohl oder übel La:Sadies aufgeben müssen. „Kaoru-san?“ höre ich nun Shinya vorsichtig fragen, der an der Tür zu meinem kleinen Büro steht und als ich von den Unterlagen vor mir liegend aufsehe fällt mir ein kohlrabenschwarzer Haarschopf auf, der sich auf etwas Abstand zu ihm befindet.
 

Ich kann es nicht fassen. Er ist gekommen, er ist tatsächlich gekommen. Rasch stehe ich auf, gehe nun auf ihn zu und erst da fällt mir dieses schelmische Flackern in seinen rehbraunen Iriden auf. ,Gerade noch rechtzeitig‘ denke ich mir gerade als mich nun auch noch Kyo & Daisuke auf die beiden Herren vom Plattenlabel aufmerksam machen und ich deute Shinya nur an, unserem neuen Bassmaster einen kleinen Crashkurs zu geben was unsere momentanen Songs betrifft, dann bin ich mit den Vertretern des Plattenlabels im Büro um die weiteren Schritte zu besprechen.
 

„Am Montag um Punkt acht mit der gesamten Band beim Hauptgebäude des Labels, Niikura-san“ vernehme ich nach fast eineinhalb Stunden Gespräch mit ihnen an mich gerichtet, verbeuge mich dankend und ich atme sichtlich erleichtert auf als die beiden auch schon wieder gehen. Kurz darauf treibe ich meine Schützlinge dazu an, weiter zu proben, wobei ich nun selbst im Geschehen mitmische und ich fühle deutlich wie Toshiyas Blick auf mir ruht. Was immer ihn dazu bewogen hat heut doch noch hier zu erscheinen, ich bin mehr als dankbar dafür.
 

Hoffentlich kann ich in einem persönlichen Gespräch mit ihm herausfinden, wieso er sich nicht eher gemeldet hat. Inmittten der Proben fällt mir stark auf, dass er die vorgegebenen Riffs von Kisaki in einem ganz anderen Stil angeht und sie sogar mehrfach an bestimmten Passagen ausgebessert hat. Er hat also seine Hausaufgaben gemacht. Ein Lächeln huscht mir deswegen über die Lippen und ich scheuche sie in die wohlverdiente Pause, dabei ziehe ich mich selbst in mein kleines Büro zurück.
 

„Du hättest mir ja gleich sagen können, das ihr eine Frist einzuhalten habt, dann hätte ich nicht solange zum Überlegen gebraucht, Kaoru-san“ höre ich nun Toshiyas Stimme, blicke ihn direkt an und im Moment schwirrt mir wegen ihm wahrlich der Kopf.
 

„Wie bist du eigentlich hierher gekommen?“

„Dank deiner Meishi“
 

meint er nun mit einem Lächeln, holt diese hervor und legt diese kurz an meine Stirn, wobei er mich weiterhin mit diesem schelmischen Glanz in seinen Augen liegend belegt. Kurz sichtlich perplex brauche ich eine Weile um selbst zu verstehen, dass ich ja bei der Entstehung meiner Meishi darauf bestanden habe den Standort unseres Proberaums mitdrucken zu lassen.
 

„Ich muss mich bei dir noch bedanken, dass du doch noch gekommen bist, Toshiya-san“

„Hey, ich bin es, der sich bei dir bedanken muss“

„Wieso den das, wenn ich nachfragen darf“
 

schießt mir nun hervor, dabei ist er mir wieder so nah wie zuletzt als wir uns zum ersten Mal begegnet sind und ehe ich mich versehe ist diese Distanz von ihm aus zwischen uns rasch überwunden. Ich schließe sofort meine Augen als ich seine samtigweichen Lippen auf meinen eigenen verspüre, dabei erwacht ein wohliges Kribbeln in meinem gesamten Körper und ich lege meine Hand ganz kurz auf seine Wange. Wie weich sich seine Haut doch anfühlt. Nebenbei lasse ich zu, dass dieser Kuss zwischen uns aufrecht gehalten wird und ich verspüre ein sichtliches Glücksgefühl in mir aufsteigen.
 

„Schade nur, dass ich letztens nicht dazu gekommen bin, da wird man ja fast schon süchtig nach mehr“ meint er nun zu mir, worauf sich eine leichte Röte auf meinen Wangen bildet und da erst erkenne ich an ihm, dass es ihm wohl genau so ergeht wie mir gerade. „Wenn du mich nicht direkt gefragt hättest, ob ich mich dir anschließen will wäre ich von meinen so genannten einstigen Kollegen als Mädchen für alles in deren neuen Band eingesetzt worden“ bringt er nun leise an mich gerichtet heraus, schließt kurz seine Augen, lehnt mit seiner Stirn an meiner und jetzt erst kann ich nachvollziehen, wieso er sich nicht eher melden konnte. „Hier kannst du einfach sein, wer du bist“ sage ich nun zu ihm, lege beide Hände auf seine Wangen, sehe ihn direkt an und lächle ihn dabei an. Mit einem Nicken reagiert er nun, dann fühle ich klar wie seine Hände mir die ins Gesicht hängenden Haare zur Seite streichen. „Es gibt noch einen weiteren Grund wieso ich mich entschieden habe deinem Angebot zu folgen“ meint er nun, blickt mir dabei direkt in die Augen und ich bin sichtlich neugierig was denn dieser weitere Grund denn sein könnte.
 

„Was war denn so amüsant an meiner Frage?“

„Welche konkrekt?“
 

hake ich nun nach, wobei ich leicht schmunzeln muss, dass ihm überhaupt aufgefallen ist wie ich geschickt nicht geantwortet habe.
 

„Als ich dich fragte, was du von mir willst“

„Darauf habe ich dir doch geantwortet“

„Aber nicht ganz, Kaoru-san“
 

meint er nun leicht schmollend, wobei ich zugeben muss, dass er so recht knuffig aussieht. „Bleib und du wirst es schon von selbst herausfinden“ antworte ich ihm nun, bin ihm nun so nahe, dass sich unsere Nasenspitzen berühren, lächle ihn dabei sanft an, dann überwinde ich die paar Millimiter die uns trennen recht rasch und versiegle kurz darauf unsere Lippen. Toshiya hat recht, es macht schon regelrecht süchtig diese Lippen in Beschlag nehmen zu wollen. Ein wohliges Kribbeln durchströmt dabei meinen gesamten Körper, ich habe meine Augen geschlossen und ich genieße sichtlich diesen Augenblick mit ihm. Das sich dieses eben gefundene Glück zu einer jahrelangen Zerreißprobe nicht nur für mich herausstellen soll ahne ich in diesem Augenblick noch nicht. Auch nicht, was für eine Rolle mein so genannter bester Freund Daisuke Andou in Wahrheit darin spielt.

Toshiya: 1

Ist es Traum oder Realität? Ich kann es kaum noch unterscheiden, denn die Nähe zu dir lässt jegliche sichtbare Grenzen verwischen. Die Art wie du immer mit einer gewissen Strenge den Blick durch den Raum schweifen lässt, zaubert stets ein Lächeln auf meine Lippen. Die Art wie du mich mit einer Mischung aus Verlangen, Sehnsucht & Stolz mich ansiehst, löst stets einen gewissen Schauer in mir aus.
 

Allein wie du dich bewegst, wie du dich gibst, lässt schon Teile meines Verstandes ausblenden. Deine Hände, wie sie sanft über meinen gesamten Körper streichen; deine Lippen nach denen ich so rasch süchtig werde sie auf meinen eigenen zu verspüren. All das hat neben deiner Persönlichkeit seinen Charme auf mich. Träume ich oder bin ich endlich in der Realität angelangt? Ich weiß es ehrlich gesagt nicht, denn die Flammen der Leidenschaft, die uns jede Nacht einhüllen rauben mir jeglichen brauchbaren Verstand
 

Anfangs war ich mir ehrlich gesagt nie ganz sicher, ob ich es wirklich schaffen werde. Jung und minderjährig obendrein bin ich kurzerhand mit ein paar Yen in der Tasche von daheim samt meinem Bass abgehauen und habe versucht mich per Anhalter durchs gesamte Land zu schlagen. Da ich wenigstens etwas bewandert in Bass bin fand ich recht schnell einen Platz wo ich bleiben konnte, doch viel zu spät erkannte ich den Haken an der gesamten Sache. Nur damit ich innerhalb der Band spielen darf musste ich deren Hausmädchen spielen. Doch eines weiß ich jetzt schon. Wenn ich die Band wechsle, dann in einer mit Klasse. Eine Band, deren Konzept eine brauchbare Herausforderung für mich stellt und mich gleichzeitig fördert als auch fordert. Ja, ich weiß selbst, dass ich mir ein äußerst unrealistisches Ziel stecke, doch mit Beharrlichkeit kommt man ja bekanntlich im Leben weiter.
 

Um mich selbst abzusichern habe ich eine Ausbildung zum Elektrotechniker während meines letzten Jahres an der Oberschule begonnen und ich bin immer noch erstaunt, wie ich beides neben meinem Studium am Bass so erfolgreich deichseln konnte. Also falls ich es doch schaffen sollte aus meinem jetzigen Umfeld ausbrechen zu können, würde ich mich vorerst mit Sicherheit über Wasser halten dank dieser abgeschlossenen Ausbildung. Ein letzter Gig in dieser Formation, dann löst sich die Band auf. Ich finde es recht ironisch, dass sie ausgerechnet mir die Chance nicht geben wollen mich in meinem Spiel entfalten zu können. Was solls, ich finde einen Weg heraus, denn eines Tages bin ich inmitten der großen Schlagzeilen vertreten und sie mit großer Wahrscheinlichkeit nicht.
 

Der Club, in dem wir spielen ist von der Größe fast eine Spelunke. Ich lasse mir nichts anmerken, schnalle mir wie gewohnt den Bass um und als ich kurz in die Menge schaue wirke ich leicht irritiert. Die Art wie mich dieser junge Mann in der Nähe des Tresen befindend gerade ansieht, wieso ist sie mir nur so vertraut? Ich bin tief ins Spiel konzentriert, versuche auf nichts weiter zu denken und doch habe ich wenn ich kurz meine Augen schließe genau vor mir, wie er seine Hände an meine Wangen legt.
 

Ich habe geistig vor mir, wie er mich sanft zu sich zieht und sich kurz darauf unsere Lippen versiegeln. Allein dieser Gedanke löst einen leichten Schauer in mir aus, konzentriere mich weiter auf den Bass und ich sehe nur kurz in seine Richtung nachdem wir das letzte Lied gespielt haben. Im Grunde genommen ist er recht niedlich. Mit einem Lächeln auf meinen Lippen verlasse ich die Bühne, ziehe mich rasch um, binde mir meine langen Haare zusammen und ich schlüpfe in meine Jacke als ich in gewohnter Marnier nach mir rufen höre.
 

Freundlich wie ich halt bin zeige ich ihm kurz den Mittelfinger, ziehe eine kurze Schnute und als ich mich genauer umsehe, wer denn nun mit mir reden will fallen mir die beiden Männer von drinnen auf. Jetzt verstehe ich um einiges besser. Ich deute ihm an mir zu folgen, da ich nicht unbedingt hier vor den hohlköpfigen Affen mit ihm reden will und der Rothaarige scheint auch recht schnell zu verstehen. Dankbar nehme ich die mir angebotene Zigarette an, mache gleich einen Zug davon und ich kann nicht umher ihn eingehender zu betrachten.
 

Seine Haare sind lang und violett, seine Augen schimmern in einem sanften braun, wobei er im Gesamtbild genommen recht attraktiv für einen Mann ist. Allein sein gesamtes Gesicht, welches sanft von seinen violetten Haaren eingerahmt wird weist feine Züge auf. Sofort frage ich ihn, was er von mir will und er erweckt rasch die Interesse in mir als er vorerst meint, ich soll für ihn Bass spielen. Doch als er dieses Angebot an mich richtet, sprechen seine Augen eine weitaus andere Nachricht an mich aus. Etwas in ihnen sagt mir gerade, dass er sich obendrein mehr dadurch erhofft, wenn ich nun zustimmen würde als Bassist in seiner Band einzutreten.
 

Diese gewisse Neugier wird in mir größer nur aufgrund dieser kurzen Begegnung zwischen uns und ich bin fast soweit die fehlende Distanz zu überbrücken als ich seine Meishi wie gewünscht erhalte. Wie sie sich in echt anfühlen? Ich kann dieser Versuchung nicht länger widerstehen und trotzdem fluche ich innerlich, da mir gerade dieser Moment geraubt wird als ich einen meiner Bandkollegen nach mir rufen höre. Das zahle ich ihnen definitiv noch heim. Ihm noch einen kurzen Kuss auf die Stirn hauchend verabschiede ich mich auf diese Weise von ihm, dann kehre ich zu meinen momentanen Bandkollegen zurück, die ich alle mit einem gewissen Funkeln belege.
 

Tief in meinem Inneren verfluche ich jeden Einzelnen von ihm, dass ich nicht dazu kam seine Lippen in nur einem einzigen Kuss kosten zu dürfen. Ich weiß ja schließlich, was ich tun und lassen kann da ich nur noch zwei Jahre bis zur offiziellen Volljährigkeit brauche. Im Kastenwagen sitze ich wie üblich in der hinteren Reihe, dabei drehe als auch wende ich die erhaltene Meishi in meinen Händen. Niikura Kaoru. Ich mag diesen Namen. Auch wenn ich jetzt nicht genau weiß wieso, aber als ich mir geistig erneut sein Gesicht aufrufe fällt mir auf wie gut dieser Name zu ihm passt.
 

Außerdem ein Name, der in der breiten Masse recht schnell hervor sticht verglichen zu meinem eigenen. Er bietet mir also ein Ticket in Richtung verstärkter Unabhängigkeit an. Ich soll einfach nur der Bassist seiner Band sein, mehr nicht. Als ich mir die Rückseite der Meishi anschaue pfeife ich leise vor mich hin, denn damit habe ich ehrlich gesagt jetzt nicht damit gerechnet. Ausgerechnet La:Sadies, die ich letztes Jahr zu hören begann und deren Songs ich alle auswendig am Bass gelernt habe, wollen mich als ihren Bassisten haben.
 

Nun, das ändert die Sachlage natürlich schon gewaltig, denn mit diesem Potenzial braucht es nicht lange um oben in der großen Liga mitspielen zu können. Niikura Kaoru von La:Sadies, der mir dieses Angebot gemacht hat. Wenn ich ehrlich sein soll, dann mochte ich ihren vorigen Bassisten gar nicht. Ich habe deswegen auch begonnen seine gesamten Passagen umzuarbeiten um eine gewisse Harmonie in die Melodien hinein zu bekommen. Gewisse Riffs habe ich sogar so umgeschrieben, damit beide Gitarren besser zur Geltung kommen können.
 

„Leute, ihr könnt in Zukunft auf mich verzichten, denn ich gehe zu La:Sadies“ bringe ich nun regelrecht gutgelaunt hervor als wir unser Ziel nun erreichen, wobei ich mehrere Paar Augen auf mir ruhen fühle, habe vorsichtshalber Kaorus Meishi eingesteckt um sie ja nicht zu verlieren und ich kann sofort ein gewissen Murren vernehmen. Ihnen scheint gerade bewusst zu werden, dass sie gegen so ein Angebot nicht ankommen können und nachdem ich mein gesamtes Equipment aus dem Wagen geholt habe, brausen sie auch schon los in die Nacht ohne ein weiteres Wort an mich zu richten. Na ja, sonderlich haben wir uns in der Vergangenheit auch nicht wirklich unterhalten, daher sehe ich meinen Weg als geebnet an für neue lohnendere Ziele. Alles in meine kleine Wohnung hochschleppend schießen meine Gedanken wieder an das Angebot, dass Kaoru mir gemacht hat.
 

Nur Bass spielen, mehr nicht? Das kann ich schließlich auch ganz gut zu Hause oder in einer ganz anderen Band. Doch wieso bekomme ich nicht aus dem Kopf, wie er mich dabei ansah als er mich darum bittet seiner Band beizutreten? Nachdem alles im eigentlichen Schlafzimmer untergebracht ist, das ich kurzerhand als Arbeitsraum verwende, lasse ich mich aufs Sofa im Wohnzimmer fallen und blicke recht nachdenklich zur Zimmerdecke.
 

Die Meishi hervor holend betrachte ich diese eingehend. Soll ich oder soll ich nicht? Wer weiß, ob es sich hier wirklich um Kaoru von La:Sadies handelt. Zuerst muss ich mir selbst gegenüber vergewissern, dass die Adresse auf der Meishi auch wirklich existiert. Es gibt genug Leute die einem dafür abzocken wollen, wenn man als angehender professioneller Musiker versucht sein Ziel zu erreichen. Ich werde einfach beim Einwohnermeldeamt nachfragen, ob ein Niikura Kaoru sich bei La:Sadies befindet und ob diese Adresse wirklich stimmt. Ich werde meine zukünftigen Entscheidung auf die Ergebnisse basierend fällen. Genau, das ist ein wirklich guter Plan. Zuerst herausfinden, ob die angegebenen Daten stimmen, dann die grundlegende Entscheidung fällen.
 

Einige Tage später muss ich ja sowieso behördliche Wege erledigen gehen, daher trifft es sich gut, dass ich noch wegen der Echtheit der Meishi nachforsche. Ein Lächeln ruht auf meinen Lippen als ich am späten Vormittag in meinen vier Wänden wieder einkehre und ich betrachte strahlend die Meishi in meinen Händen. La:Sadies, ich komme. Mein Ibanez Bass schnappend breche ich nun zu der aufgedruckten Adresse auf, dabei bin ich innerlich schon richtig gespannt, wie wohl der Rest der Band auf mein Erscheinen reagiert.
 

Ohne dem aufgedruckten Miniplan wäre ich ehrlich gesagt aufgeschmissen gewesen, denn mein Orientierungssinn ist manchmal wahrlich nicht der Größte. Endlich mein Ziel erreichend bleibe ich vor der Tür stehen, hole tief Luft und gehe nun ins Innere, dabei fühle ich drei paar Augen auf mich gerichtet. Den Rothaarigen erkenne ich sofort wieder, denn er war ja bei meinem Auftritt in meiner alten Band im Publikum gewesen. Als ich nach Kaoru frage reagiert ein junger Mann der äußerlich eher als Frau durchgehen könnte auf mich und er klopft gerade an einer Türe an, wobei ich direkt hinter ihm bleibe.
 

Ich weiß auch nicht, was genau es ist, doch ich fange nun sichtlich zu strahlen an als ich Kaoru bemerke und kurz darauf fallen mir zwei Herren in Anzügen auf, die ebenfalls zu ihm wollen. Ich nicke nur rasch, da der junge Mann neben mir die Aufgabe bekommt mich in einer Art Crashkurs in die Band einzuweisen und ich glaube mich anfangs zu verhören als nach eineinhalb Stunden einer der beiden Anzugsträger meint, die gesamte Band solle am Montag morgen erscheinen. Kurz zu Kaoru schauend, der sich selbst die Gitarre umschnallt bekomme ich so von ihm zu verstehen, dass ich offiziell nun ihr neuer Bassist bin. Er hätte mir ruhig früher sagen können wie dringend dieser Posten belegt werden muss, dann wäre ich schon mit größter Wahrscheinlichkeit am Tag nach dem Gespräch mit ihm hier zu den Proben erschienen.
 

Bis am Nachmittag bin ich in die Proben von La:Sadies mitintegriert, dabei kann ich direkt an Kaoru ablesen wie positiv überrascht er über meine Arbeit an Kisakis Parts reagiert. Nachdem er meint, dass er nach der Pause diese vermehrt in Angriff nehmen will, verzieht er sich ins kleine Büro und ich folge ihm kurzerhand, da ich die Gelegenheit günstig sehe um mit ihm zu reden. Als ich ihm nun sage, er hätte mir ruhig früher mitteilen können, dass sie mit einer Zeitfrist zu kämpfen hatten nähere ich mich ihm nun, dabei kann ich ihm direkt in die Augen sehen. Diesmal ist niemand anwesend der stören könnte, daher nutze ich rasch die Chance und versiegle unser beider Lippen. „Schade nur, dass ich letztens nicht dazu kam, da könnte man ja schon süchtig danach werden“ sage ich nun zu ihm, lehne meine Stirn an seiner an, lächle ihn sanft an und das Kribbeln in mir steigt stetig an.
 

Ja, meine innere Stimme lag richtig von dem Augenblick an als sich unsere Blicke zum ersten Mal kreuzten. Er ist diese mysteriöse Unbekannte, der mir nacht für nacht den Kopf verdreht. Allein von dem Fakt, dass er in real viel besser aussieht als ich eigentlich immer angenommen habe. Mir geht jetzt schon fast jeglicher klarer Verstand über Bord und das nur, weil mir Kaoru so nahe ist. Was ist das bitte für eine gravitale Kraft, die mich an ihn bindet? Denn soweit ich mich entsinnen kann, bekam ich die ersten nichtjugendfreien Träume als ich gerade in Nagano mich befand und von einem Bekannten kurzerhand zu einem Konzert von La:Sadies mitgeschleift worden war.
 

Im Grunde genommen hätte es jeder aus der Band sein können, doch irgendwie hat sich ausgerechnet Kaoru als Traum in Dauermodus in mein Hirn eingenistet. Ich beginne leicht zu schnurren als er nun derjenige ist der mich küsst, nachdem ich endlich meine Antwort erhalte, die ich mir schon bei unserer ersten Begegnung erhoffft habe und eine wohlige Wärme beginnt mich zu durchströmen. Ich werde auf jeden Fall bleiben, denn ich will unbedingt wissen was es genau ist, dass uns so verbindet. Nach und nach beginnt sich langsam mein gesamter Verstand abzumelden, da der Kuss zwischen uns aufrecht gehalten wird und neben dem Kribbeln ein wohliger Schauer meinen Körper durchflutet.
 

Sanft navigiert er mich zu Sofa, wobei ich ihn nun im Nacken zu kraulen beginne, weiter in den Kuss schnurre und nebenbei eine wohlige Wärme in mir erwachen spüre. Was immer er gerade vorhat, ich bin sicherlich nicht dagegen abgeneigt. Erneut dieser wohlige Schauer als ich nun fühlen kann, wie Kaorus Hand nun unter mein T-Shirt huscht und er weiterhin den Kuss zwischen uns aufrecht hält.
 

„Bist du dir ganz sicher?“

„Das bin ich“
 

höre ich ihn nur darauf sagen, werde erneut von ihm geküsst und ich schließe dabei meine Augen. Das Kribbeln steigt in mir an als ich seine Lippen nun an meinem Hals verspüre, dabei beginnt er nun leicht mein T-Shirt etwas nach oben zu schieben und ich renne regelrecht rot an als mir erst jetzt klar wird, dass der Rothaarige in der Tür steht und zu uns blickt. Verdammt, so wollte ich meinen neuen Bandkollegen mich sicherlich nicht in Erinnerung bringen.
 

„Kaoru“

„Ich bin gleich draußen“
 

höre ich Kaoru nur sagen, wobei ich leicht schlucke, da er nicht sonderlich gutgelaunt klingt und nebenbei gefällt mir die Art nicht, wie der Rothaarige seinen Blick auf mir ruhen lässt. „Verzeih mir“ nuschle ich gerade, halte meinen Blick gesenkt und ich will gerade aufstehen, da fühle ich deutlich wie er mich zurück auf Sofa drückt. Irritiert wie ich gerade bin schaue ich ihm tief in die Augen, wobei ich erst jetzt in ihnen ablesen kann, dass er noch diese Nähe zu mir haben will. „Ich müsste mich bei dir entschuldigen, Toshiya, denn ich habe dich schließlich in diese Situation gebracht“ sagt er nun zu mir, schmiegt sich noch kurz bei mir an, bettet seinen Kopf auf meine Brust und schließt dabei seine Augen. Ich nicke darauf nur, streiche ihm sanft über den Rücken und ehrlich gesagt beginne ich mich zu fragen, was für eine Kraft dahinter steckt die uns so aneinander bindet. Kurz bleibt er so bei mir angeschmiegt, worauf mir ein kurzes Lächeln über die Lippen huscht.
 

Paar Minuten später sind wir draußen bei den Anderen und führen die Proben fort, dabei blende ich alles um mich herum gekonnt aus. Ich konzentriere mich nur auf den Bass und wie dieser am besten mit den anderen Instrumenten harmoniert. Bis spät am Abend üben wir, dann schickt Kaoru uns alle nach Hause. Bevor ich auch nur ein Wort sagen kann ist er in sein kleines Büro verschwunden und ich folge wenn auch mit Widerwillen aus dem Proberaum hinaus. Kyo und auch Shinya sind schon weg, somit muss ich mich wohl mit dem Rothaarigen abgeben und ich gehe nur den Weg zur Bahn mit ihm. Ein erdrückendes Schweigen umgibt mich gerade, da ich ehrlich gesagt nicht weiß, wie ich ihn nun anreden soll und vor allem über was ich mit ihm reden soll. Nebenbei bemerkt weiß ich ja nicht einmal, ob er in einer gewissen Weise böse auf mich sein könnte wegen vorhin, wo er Kaoru direkt über mir entdeckt hat.
 

Dankend nehme ich die von ihm angebotene Zigarette an, mache einen Zug davon und blase den blauen Dunst gen Himmel aus. Ich kann nur hoffen, dass er mich nicht darauf anspricht oder den Anderen gesagt hat was er sah. Innerlich bin ich sichtlich erleichtert, da er mich nur fragt wie lange ich schon Bass spiele und wie lange ich eigentlich die Band kenne. Nebenbei will er von mir wissen, was mich dazu veranlasst hat Kisakis Passagen zu überarbeiten und kurzerhand erkläre ich ihm meinen Grund. „Das sagt ausgerechnet ein Bassist“ vernehme ich ihn nun sagen, bemerke nun sein Grinsen und selbst ich beginne nun zu lächeln. Eigentlich ist er wirklich recht nett. „Ihr hättet ihm ruhig mehr in den Hintern treten sollen“ antworte ich nur darauf, weswegen er noch mehr zu Grinsen beginnt und die Wartezeit auf die Bahn scheint förmlich zu verfliegen. Den Rest meiner Kippe gerade in Richtung der Schienen schnippend ruht ein Lächeln auf meinen Lippen als ich Kaoru entdecke, der mit einigen Ordnern und Schnellheftern bewaffnet sich uns nähert.
 

„Gut, dass ich euch beide noch erwische“ höre ich ihn nun sagen, worauf wir nun in die ankommende Bahn einsteigen, genau wie DIE einen der Schnellhefter in die Hand gedrückt bekomme und meinen Blick direkt auf ihn richte.
 

„Ich möchte, dass ihr mir die hier bis am Montag bearbeitet“

„Was ist mir dir, Kaoru?“

„Ich muss aufgrund einer familären Sache nach Kobe“
 

sagt er nur darauf, worauf ich nur verständnisvoll nicke und beide direkt ansehe. Kaoru will wohl sehen, wie gut ich mit meinen neuen Bandkollegen auch außerhalb des Proberaums arbeitstechnisch klar komme und ich stelle mich auf jeden Fall dieser gestellten Herausforderung.

Toshiya: 2

Mit DIE habe ich mir kurzerhand ausgemacht, dass ich mich an einem Bahnhof mit ihm treffe, wo ich auf meinem Weg zum Proberaum locker vorbei komme. Tag eins unserer Zusammenarbeit verläuft recht harmlos, da wir uns in einem kleinen Café getroffen haben. Ich weiß auch nicht wieso, doch seit dem Aufstehen ruht ein mulmiges Gefühl in meiner Magengegend. Am Abend zuvor habe ich Kaoru in Kenntnis gesetzt wie weit wir mit den Schnellheftern gekommen sind und nebenbei habe ich ihm auch meine Bedenken gleich mitgeteilt was das Treffen mit DIE betrifft.
 

Ehrlich gesagt habe ich mir den Kopf darüber zerbrochen, wieso mich ausgerechnet DIE mit einem Blick belegt, der mir doch sichtliches Unbehagen auslöst. Eins weiß ich aber sofort: ihm scheint es nicht zu passen was er zu Gesicht bekam. Doch warum genau? Es war ja schließlich Kaorus eigene Entscheidung gewesen auf meinen Kuss einzugehen. Außerdem, Kaoru hätte mich sicher von sich selbst aus abgewiesen, wenn es ihm nicht passen würde, dass ich ihm etwas näher gekommen bin. Also warum habe ich auf einmal dieses mulmige Gefühl in mir was den zweiten Gitarristen innerhalb der Band betrifft? Fast so als wolle mich meine innere Stimme davor warnen ihm all zu nahe zu kommen.
 

Leicht seufzend stecke ich mir eine Zigarette an, springe leicht auf da es am Morgen etwas kalt ist und ich richte meinen Blick zum Eingang des Bahnhofs. Warum in aller Welt muss ich auch versuchen ihn dadurch zu beeindrucken, dass ich mit Pünktlichkeit glänzen kann? In Ruhe die Zigarette rauchend fällt mir jetzt der rote Haarschopf auf der sich mir zielstrebig nähert, lächle dabei leicht und richte nun meinen Blick auf ihn, wobei er mir kurzerhand die Zigarette klaut.
 

Leicht schmollend beobachte ich ihn dabei wie er mit einem leichten Grinsen diese aufraucht, dann brechen wir zur Bahn auf die gerade einfährt. Da ich ja meinen Bass wie abgemacht mitgenommen habe fahren wir kurzerhand zu seiner Wohnung, dabei muss ich mich innnerlich dazu ermutigen diese zu betreten. Ich traue dem Frieden einfach nicht. Ich weiß selbst nicht wieso aber allein mit DIE zu sein löst ein sichtliches Unbehagen in mir aus. Vor allem nachdem wie er Kaoru und mich angesehen hat an dem Tag als ich neu zur Band gekommen bin. Ich habe die Art wie er mich dabei angesehen hat nicht mehr aus dem Kopf bekommen und daher bin ich ihm gegenüber doch recht skeptisch.
 

In der Höhle des Löwen angelangt schlüpfe ich aus meinen Schuhen und innerlich bin ich gerade froh doch nicht den Jeansrock gewählt zu haben, den ich am Tag zuvor trug. Denn für heute habe ich mir ein Langarmshirt gewählt wo ich ein ausgeleiertes Kurzarmshirt darüber gezogen trage und ich habe dazu eine schlichte Jeans gewählt. Hoffentlich falle ich so nicht all zu sehr auf. Obwohl, bei Kaoru weiß ich ja seine Reaktion noch nicht auf meine Weise mich ab & an doch recht provokant zu kleiden.
 

Jetzt wüsste ich nur all zu gern wie er darauf reagiert hätte wenn er mich so zu Gesicht bekommt. Auch wenn sich der gute Rotschopf es sich von mir nicht hat anmerken lassen, doch ich konnte ihm direkt ablesen was für Gedanken er wohl zu hegen pflegt mich in so einem Outfit zu sehen. Allein deswegen fühle ich mich heut in der ausgewählten Kombination aus Jeans & T-Shirt recht pudelwohl. Keinerlei brauchbaren Angriffsflächen die ich somit seinen Gedanken bieten kann.
 

Mit einem Lächeln nehme ich dankend die angebotene Tasse Kaffee an, setze mich damit zum Küchentisch, dabei beobachte ich ganz genau was er tut. Nennt mich ruhig paranoid oder sonst was aber irgendwie kann ich dieser verräterischen Stille um uns einfach nicht trauen. Noch nicht einmal ein einziges Wort haben wir bisher gewechselt und normalerweise fällt es mir recht einfach ein Gesprächsthema zu finden. Doch für heute scheinbar nicht. Bilde ich es mir gerade ein oder ruht sein Blick wirklich die ganze Zeit nur auf mir? Wobei, wenn ich mich an das Konzert mit meinen alten Bandkollegen zurück erinnere sind mir Kaoru und DIE deswegen so rasch im Kopf geblieben aufgrund der Art wie sie mich die ganze Zeit angesehen haben. Einen raschen Schluck von der schwarzen Flüssigkeit machend versuche ich mir gerade einige Worte parat zu legen, um wenigstens eine halbwegs brauchbare Konversation zwischen uns zum Laufen zu bringen und innerlich kann ich es wirklich kaum erwarten, dass ich hier so rasch wie möglich hinaus bin.
 

„Sag mal, wie lange spielst du schon Gitarre?“

„Seit ich 13 Jahre bin“

„Wie bist du denn bei La:Sadies gelandet?“

„Durch Kyo“
 

antwortet er mir nun, sieht mich direkt an und ich nicke nur darauf. Na ja, wenigstens etwas an Konversation und nicht andauernd dieses erdrückende Schweigen.
 

„Wie stehts mit dir?“

„Hab mit acht begonnen Bass zu lernen“

„So lange schon?“

„Jap, nur habe ich das heimlich tun müssen“

„Wieso das denn?“

„Meine Eltern wären sonst ausgerastet“
 

bringe ich mit ehrlichen Worten hervor, mache einen Schluck vom Kaffee und blicke kurz in Richtung Küchentisch. Nach der Scheidung von meiner Mutter und der erneuten Heirat meines Vaters bin ich kurzerhand bei ihm gelandet, wobei ich mir in einem Laden für Instrumente mein Taschengeld etwas aufbessern und so den Bass lernen konnte. Beiden war es nur recht, dass ich so früh wie möglich auf meinen eigenen Beinen stehe. Doch ich weiß heute, dass mein Vater mich vielleicht fast erschlagen hätte, wenn er je heraus gefunden hätte wofür ich wirklich all mein Taschengeld zusammen spare.
 

„Woher kommst du denn her, Toshiya?“

„Nagano-ken, was is mit dir?“

„Aus Mie-ken“

„Und der Rest der Band?“

„Shinya ist der Einzige von uns, der in Osaka geboren ist“

„Wirklich?“

„Ja, wirklich“

„Was ist mit Kyo und Kaoru?“

„Kyo stammt aus Kyoto-fu und Kaoru aus Hyogo-ken“

„Dann sind wir ja eine recht bunte Mischung“
 

sage ich nur darauf, trinke einen weiteren Schluck von meinem Kaffee und DIE nickt nur. Kaoru kommt als aus der Präfektur Hyogo. Warte mal, war da nicht vor kurzem das schwere Erdbeben in Kobe gewesen? Soweit ich in der Schule aufgepasst habe liegt diese Stadt ja genau in dieser Präfektur.
 

„Sag, ist Kaoru schon lange in der Band?“

„Genau genommen erst seit einem Jahr“
 

sagt er nun mit einem Lächeln, schaue ihn diekt an und wenn ich ehrlich sein muss, so kenne ich die Formation von La:Sadies nur so wie ich sie einmal an einem Konzert gesehen habe. Rasch nicke ich darauf, trinke erneut von meinem Kaffee, dann folge ich ihm samt Bass in sein Arbeitszimmer, dabei muss ich mir eingestehen, die Wohnung wirkt auf einen recht gemütlich.
 

Meinen Bass aus der Tasche holend stimme ich diesen gleich einmal, stecke den AMP an, gehe die wichtigsten Akkorde rasch durch und nebenbei beobachte ich DIE dabei wie er sich an einer Acousticgitarre aufwärmt. Nachdem wir eingestimmt sind machen wir uns sofort an die Arbeit und bearbeiten wie von Kaoru verlangt die Passagen, die sich in den Schnellheftern befinden. Erst da fällt mir auf, dass es Melodien sind, die sie noch nie zuvor in Einsatz gehabt haben und ein Lächeln huscht mir dabei über die Lippen, da sie ursprünglich noch aufs alte Line-Up der Band angepasst sind.
 

Somit verstehe ich auch, wieso Kaoru darauf besteht, dass DIE sie mit mir durchgeht, da er die Art wie sie geschrieben wurden besser entziffern kann. Bis am späten Nachmittag arbeiten wir ohne auch nur eine einzige Pause zu machen hindurch und sind so am Ende rechtzeitig mit der Aufgabe wie von Kaoru verlangt in den zwei Tagen seiner Abwesenheit fertig geworden. Meinen Bass zur Seite gebend stehe ich auf und strecke mich etwas, dabei reagiere ich sichtlich überrascht als mich DIE nun von hinten umarmt.
 

Irritiert wie ich deswegen bin sehe ich ihn an und das mulmige Gefühl von heut morgen kehrt schlagartig wieder in mich zurück, da mir dieses geheimnisvolle Funkeln in seinen Augen nicht wirklich geheuer ist. „Ich denke, ich sollte jetzt lieber gehen“ bringe ich nun rasch hervor ohne auch nur unhöflich auf ihn zu wirken, versuche mich nun aus der Umarmung zu befreien und ich reagiere sichtlich erschrocken auf ihn, da ich nicht damit gerechnet habe, dass er sich offensichtlich weigert mich gehen zu lassen. „Du gehst erst, wenn ich es dir erlaube“ vernehme ich nun seine Worte, dabei schlucke ich nur und Panik beginnt nun in mir aufzusteigen.
 

Verdammt, was soll ich nur machen? Erneut versuche ich mich zu befreien, doch er schlingt seine Arme fester um meine Taille und auf einmal fühle ich mich wie die Fliege bei der Spinne im Netz. „Ich muss aber wirklich dringend los, DIE-san. Ich werde schon dringendst erwartet“ schießen mir nun die Worte hervor, um so endlich von dieser unangenehmen Situation entkommen zu können und ich sehe ihn dabei flehend an mich endlich gehen zu lassen. „Von wem denn, Toshiya?“ höre ich ihn nun in kühler Weise nachfragen, dabei presst er mich nun gegen die Wand und ich schlucke nur aufgrund des Funkelns inmitten seiner Augen.
 

Ich weiß ja selbst, dass ich kein guter Lügner bin, doch ich habe nicht erwartet so rasch von ihm darin entlarvt zu werden. Nun noch mulmiger zu Mute beiße ich mir gerade auf die Lippen, suche fieberhaft nach einer brauchbaren Antwort und die einzige Person die mir gerade einfällt ist Kaoru. Nur weiß er ja ebenfalls so gut wie ich, dass Kaoru sich momentan nicht in Osaka befindet. „Bitte lass mich gehen“ versuche ich nun an seine Vernunft zu appellieren, da ich nun langsam wirklich leichte Panik in mir verspüre und mich gleichzeitig zu fragen beginne, wieso ich nicht in der Lage bin gegen ihn anzukommen.
 

„Nein“ bringt er in einem knappen Ton hervor, schaut mir dabei direkt in die Augen und gerade als ich mir eine brauchbare Strategie zusammen legen will um zu entkommen reiße ich erschrocken meine Augen auf, da er mich nun aus heiterem Himmel heraus küsst. Ich versuche mich zwar dagegen zu wehren, doch er hält mich sofort an meinen Handgelenken gegen die Wand gepresst und schmiegt seinen Körper gegen meinen, damit ich auch nicht weiter an Flucht denke. Ich erstarre dabei wie zu Eis und wenn ich ehrlich bin habe ich mir wirklich ernsthaft erhofft die Hölle hinter mir gelassen zu haben, doch anscheinend holt mich meine verdammte Vergangenheit immer wieder ein. Gerade als er den Kuss endlich löst und ein kurzer Abstand zwischen uns sich bildet nutze ich die Gelegenheit um zu fliehen, doch er kann mich am Handgelenk packen, presst mich an die nächste Wand und blickt mich in einer Weise an, wo mir noch mulmiger zu Mute wird.
 

Ich bin zwar größer als er, doch irgendwie ist er offensichtlich stärker als ich und schafft es mich rasch im Griff zu haben, indem er seine Hand kurz an meine Kehle anlegt. Sichtlich erschrocken reiße ich deswegen die Augen auf, starre ihn lange an und ich bin vorerst vor Angst gelähmt er könnte wirklich zudrücken. Diesen Augenblick nutzt er geschickt aus, wobei er meine Arme auf einmal mit seinem Gürtel zu fesseln beginnt und ich schlucke mehrfach als er mich ins Schlafzimmer bringt. Ich muss hier schleunigst weg, nur die Frage ist wie? Bitte, wenn mir einer gnädig wäre, dann lasst mich endlich aus diesem Alptraum entkommen. Am liebsten möchte ich in diesem Augenblick lieber in Ulan-Bator oder Irkutsk sein anstatt in der Nähe zu DIE. Selbst die Antarktis, die Sahara oder sogar die Atacama wären mir in diesem Moment als Aufenthaltsort viel lieber als die Wohnung des rothaarigen Zweitgitarristen.
 

„Es gibt drei Regeln, an die du dich unbedingt zu halten hast, Toshiya“ vernehme ich ihn nun zu mir sagen, wobei er mich aufs Bett pinnt, direkt über mir ist und recht unsanft meinen Kopf anhebt. So ganz kann ich ihm nicht folgen und sichtlich irritiert blicke ich ihn nun an. Warte mal, war das Ganze eben nur reine Einschüchterungstaktik? Wenn ja, dann hat sie bei mir auf jeden Fall funktioniert. „Erstens, Kaoru ist tabu für dich“ höre ich ihn nun eisig sagen, worauf ich nun leicht schlucken muss und nebenbei fühle ich wie er mit der freien Hand langsam mein T-Shirt nach oben schiebt. „Was soll das jetzt bitte hießen? Das ist doch seine eigene Entscheidung und nicht deine“ schießt es mir gerade hervor, blicke ihn schmollend an und versuche so die Angst tief in meinem Inneren zu kompensieren. „Zweitens, untergrabe niemals meine Autorität“ höre ich ihn nun zu mir sagen, wobei mir ein warnendes Funkeln inmitten seiner nussbraunen Iriden auffällt und ich muss erneut schlucken, da er mir so ehrlich gesagt richtig Angst einjagt. „Und drittens, du stehst mir jeder Zeit zur Verfügung ohne jegliche Widerrede“ sagt er nun zu mir, löst den Gürtel mit dem er mich vorhin gefesslet hat, hält mich an den Handgelenken mit einer Hand fest und schiebt mir nun das T-Shirt über den Kopf.
 

Ich glaube ich verhöre mich hier gerade, will mich der Gute hier auf einmal als sein Eigentum deklarieren? Oder ist er einfach nur eifersüchtig, dass ich Kaorus Interesse erwecke? Was immer es ist, es rechtfertig sein Handeln nicht. Im Grunde genommen ist das hier Freiheitsberaubung was er hier tut. Verdammt, wieso bin ich erst morgen in der Lage Kaoru zu sehen? Dann könnte ich ihm sagen was DIE getan hat, nur was versichert mir gerade, dass Kaoru mir dahingehend glauben schenkt? Was tue ich, wenn DIE den Spieß umdreht und mich als den Schuldigen dastehen lässt? Verzweiflung steigt nun in mir hoch, nebenbei steigen mir nun die Tränen hoch, schließe kurz meine Augen und ich beiße mir auf die Lippen als ich fühlen kann wie kaltes Metall um meine Handgelenke ruht. Da es offensichtlich ist, dass ich nicht mehr aus dieser Lage entkommen will keimt in mir gerade der Wunsch auf sofort auf der Stelle zu versterben. Von mir aus soll ruhig mein Herz stehen bleiben, denn ich habe ehrlich gesagt Angst davor, was nun weiter passieren kann.
 

Wenigstens ist Kaoru jetzt nicht da. Auch wenn es nur mich leicht beruhigt, so fühle ich deutlich wie sich tief in meinem Inneren alles auf einmal zusammen zieht. Ehe ich es verhindern kann rinnen mir schon die ersten Tränen an meinen Wangen herab und ich muss daran denken wie wir da mitten in der Nacht in einer verschneiten Gasse gegenüber standen und er mir die Bitte stellte seiner Band als Bassist beizutreten. Allein die Art wie er mich dabei ansah hat mich neugierig gemacht. Auf einmal scheint es mir wie eine unwirkliche Illusion, dass ich wirklich in der Lage war von Kaoru geküsst zu werden. Wie er sich kurz bei mir angeschmiegt hat. Ich möchte ehrlich gesagt von niemand anderen außer Kaoru berührt werden. Selbst wenn mir bewusst ist, dass ich ihn noch etwas besser kennen lernen muss, so weiß ich ganz genau wen ich an mich heran lassen will und wen nicht.
 

Ich winde mich um meinen Fesseln zu entkommen aber auch um DIE nicht näher an mich heran zu lassen, doch erneut fühle ich wie seine Hand an meiner Kehle ruht. Dieses Mal scheut er nicht davor, leicht zuzudrücken und pansich reiße ich meine Augen auf, dabei fällt mir nebenbei auf, wie er mit seiner freien Hand rasch meine Jeans öffnet. Starr vor Angst liege ich nun da, wobei mir mehr Tränen herab rinnen, fühle nur noch wie die letzte sichtliche Barriere fällt und ich hoffe innerlich nur darauf, dass er daran denkt mich im Nachhinein umzubringen.
 

Denn mit dieser Schande könnte ich nciht weiter leben. Nicht damit, dass meine Seele erneut beschmutzt wird und ich erneut mich nicht dagegen wehren konnte. Warum in aller Welt muss ich auch nur so verdammt schwach sein? Wieso bin ich nicht einmal in der Lage mich gegen meine Peiniger zu wehren? Wieso eigentlich, wieso? Immer noch schießen mir diese Fragen durch den Kopf und ich bin immer noch auf keine brauchbare Antwort gestoßen. Die Verzweiflung breitet sich vermehrt in mir aus, wobei mir verstärkt Tränen die Wangen herab rinnen und ich wende rasch meinen Kopf ab als er versucht mich erneut zu küssen.
 

Ich bin schwach und befleckt. Wer sollte da bitte schon freiwillig meine Nähe haben wollen? Unsanft wird mein Kopf zu ihm gedreht, fühle wie er mich auf dominante Weise küsst und wie sich sein Körper gegen meinen presst. Ehrlich gesagt, ich will das nicht und trotzdem kann ih nicht mal dagegen meine Stimme erheben. Wie erbärmlich ich doch bin. Im Grunde genommen haben meine alten Bandkollegen doch recht. Wer will mich denn bitte schön haben? Außerdem war es ihnen schlichtweg egal um wieviel besser ich am Bass wurde; in ihren Augen war ich nur ein Stück Fleisch, dass sie nach Lust & Laune schikanieren als auch ihre sexuelle Frust daran ausleben konnten.
 

Deswegen habe ich ja inständig auf ein besseres Angebot einer anderen Band gehofft, nur um diesem Teufelskreis entkommen zu können, doch leider scheine ich darin gefangen zu bleiben. Da mir meine Tränen nun jegliche Sicht rauben bekomme ich daher nicht ganz mit, wie auf einmal DIE von mir gerissen wird und ich bekomme daher nur akustisch mit, wie eine Ohrfeige fliegt. „Sag mal, hast du sie noch alle?“ höre ich eine mir vertraute Stimme mehr als wütend sagen, dabei beiße ich mir erneut auf die Lippen und schließe trotz meiner Tränen kurz die Augen.
 

Nein, ich will doch nicht, dass er mich so sieht. Ich möchte nicht, dass sich ein falsches Bild in seinen Kopf brennt. Trotzdem fühle ich sichtlich wie eine gewisse Erleichterung mich erfühlt und ich zucke leicht zusammen als ich auf einmal fühle wie mir jemand vorsichtig die Hand auf die Wange legt. Ich bekomme mit, dass ich auf einmal wieder frei bin und durch meinen Tränenschleier erkenne ich Kaoru, der mich direkt ansieht. „Zieh dich an, wir gehen heim“ sagt er nur zu mir, worauf ich nur nicke, mich rasch anziehe und ich bekomme so am Rande mit, wie eine hitzige Debatte zwischen beiden Gitarristen läuft.
 

Ich wollte nicht, dass sie sich meinetwegen bekriegen. Warum bin ich auch nur auf dieses Angebot eingegangen. Ich hätte einfach nur austeigen und vorerst als Elektrotechniker mein Leben weiter bestreiten sollen, dann wäre mir so ein Ärger eventuell erspart geblieben. Stumm ziehe ich rasch Schuhe & Jacke an, dabei bemerke ich erst jetzt, dass Kaoru meine Sachen bei sich hat und gemeinsam mit ihm verlasse ich Daisukes Wohnung. Ich bin gerade mehr als erleichtert endlich wieder in Freiheit zu sein, folge wortlos Kaoru bis zu einem silbergrauen Auto und ich steige stumm ein als er mir gegenüber andeutet, dass ich am Beifahrersitz Platz nehmen soll. Eine bedrückende Stille umgibt uns nun, dabei habe ich meinen Blick aus dem Fenster gerichtet und fühle langsam wie meine Tränen langsam weniger werden. Diesmal bin ich von Kaoru gerettet worden, doch was ist mit nächstes Mal? Ich kann ja nicht jedes Mal darauf hoffen, dass er mir aus der Patsche hilft. Mir auf die Lippen beißend fällt mir erst jetzt auf wohin wir gefahren sind, denn es ist eindeutig nicht der Wohnkomplex in dem ich lebe.
 

Mit einem raschen Nicken folge ich Kaoru ins Innere des Gebäudes, dabei schweigen wir uns immer noch an und irgendwie ist mir dabei unwohl. Ich mag diese Stille um uns herum nicht, nebenbei habe ich auch das Gefühl in mir aufkeimen, dass ich etwas falsch gemacht haben könnte und somit Kaorus Zorn auf mich gelenkt. Wenn er wirklich böse auf mich ist, wieso besteht er dann darauf, dass ich hierher mit ihm mitkomme? Ich bin mir ehrlich gesagt mehr als unsicher, wie ich nun auf Kaoru reagieren soll und folge ihm recht zögerlich in seine Wohnung hinein. „Hier passiert dir schon nichts“ höre ich ihn nun sanft zu mir sagen, dabei höre ich klar heraus wie sehr es ihn wohl schmerzt mich so zu Gesicht zu bekommen.
 

„Bitte verzeih mir, ich...“

„Hey, mach dir bitte keine Vorwürfe deswegen. Schließlich hast du mir ja gestern noch eine Warnung zukommen lassen“
 

sagt er nun zu mir, hebt vorsichtig meinen Kopf so an, dass ich hn ansehen kann und er lächelt mich dabei leicht an. Er muss wohl gerast oder die ganze Nacht hindurch gefahren sein um rechtzeitig wieder in Osaka zu sein. Ich fühle nun erneut wie mir die Tränen kommen, doch diesmal sind es welche der Erleichterung. Im Wohnzimmer angelangt nehme ich am Sofa Platz während er in die Küche verschwindet um Tee zu machen und ich bekomme einfach nicht mehr aus dem Kopf, was vorhin passiert war. Wäre Kaoru nicht aufgetaucht, dann hätte DIE mich mit Sicherheit vergewaltigt. Allein bei dem Gedanken kommen mir nun mehr Tränen, ziehe meine Beine an mich heran, schlinge meine Arme um diese und ich kann nicht aufhören zu weinen.
 

Kurz zucke ich zusammen als ich fühle, wie sich ein Arm um mich legt, doch ich atme rasch erleichtert auf als ich erkenne, dass es Kaoru ist, der neben mir am Sofa Platz genommen hat. Ein wirklich toller Start in Richtung Karriere. Ehrlich gesagt habe ich nicht damit gerechnet, dass meine ersten Tage bei La:Sadies so verlaufen würden. Meinen Tränen freien Lauf lassend schmiege ich mich nun bei Kaoru an, schließe meine Augen und kralle mich dabei an seinem T-Shirt fest während er mir stumm auf beruhigende Weise über den Rücken streicht. Es ist rein instinktiv, daher lasse ich in diesem Augenblick auch zu, dass er diese zerbrechliche Seite von mir zu Gesicht bekommt. Ich bleibe bei ihm angeschmiegt bis ich vor lauter Erschöpfung einschlafe und zum Glück ereilt mich gerade eine traumlose Passage. Denn ich würde mich stets verfolgt fühlen, wenn mich die heutigen Ereignisse selbst im Traum nachstellten.

薫: 3

Ehrlich gesagt beginne ich mir selbst gegenüber nun Vorwürfe zu machen. Was in aller Welt hat mich bitte dazu veranlasst, ausgerechnet Toshiya an DIE anzuvertrauen? Wenn er mir nicht noch am Vortag seine Bedenken für sein Treffen mit dem Rotschopf mir gegenüber mitgeteilt hätte, wäre ich eigentlich wie ursprünglich geplant am Abend mit dem Zug nach Osaka zurück gefahren. So bin ich kurzerhand das Auto meiner Schwester ausborgend in der gleichen Nacht als ich Toshiyas Anruf erhalten habe losgefahren und was gewisse Geschwindigkeitsverordnungen betrifft, die habe ich gekonnt übersehen um rechtzeitig wieder in Osaka bei ihm zu sein.
 

Ich darf schließlich nicht zulassen, dass meinem Bassisten etwas zustößt. Während der Fahrt ist mir direkt an mir selbst aufgefallen, wie angespannt ich auf einmal bin und ich habe auf einmal das Gefühl, dass meine Anwesenheit mehr als dringend benötigt wird. Hoffentlich komme ich noch rechtzeitig in der Wohnung unseres Zweitgitarristen an, denn so wie sich Toshiya angehört hat traut er DIE scheinbar alles Mögliche zu.
 

Irgendwie erhoffe ich mir auch nur, dass es sich hier einfach nur um falschen Alarm handelt. Denn wenn ich ehrlich bin glaube ich nicht, dass DIE jemanden etwas antun könnte. Dabei ahne ich gerade nicht im Geringsten wie sehr ich mich am Holzweg damit befinde. Da ich ja im Besitz seines Zweitschlüssels bin kann ich so rasch hinein als ich endlich in Osaka bei seinem Wohnkomplex ankomme und eine gewisse Wut überkommt mich gerade als ich ihn direkt über Toshiya sehe, dabei setzt es mir zu dessen Tränen zu sehen. Kurzerhand ziehe ich ihn von Toshiya weg, knalle ihm eine Schallende und funkle ihn dabei kalt an, dann befreie ich Toshiya aus seiner misslichen Lage.
 

In einem kurzen hitzigen Gefecht mit DIE mache ich ihm nur klar, dass es auf jeden Fall Konsequenzen deswegen gibt, dann bin ich samt Bassist aus der Wohnung meines Zweitgitarristen draußen. Ihn so zu sehen tut mir tief in meinem Inneren weh. Verdammt, wieso musste ich auch ausgerechnet an diesem Wochenende nach Kobe fahren? Ich hätte kurzerhand auch absagen können. Einfach sagen, ich wäre viel zu beschäftigt um zu kommen. Aber nein, ich gehe weil ich nicht als unzuverlässig innerhalb meiner gesamten Familie verschrien werden möchte und riskiere auf diese Weise, dass dem Neuzugang meiner Band noch etwas zustößt.
 

Ein toller Auftakt als Bandleader. Ich beiße mir kurz auf die Lippen, konzentriere mich auf den Verkehr und entscheide mich kurzerhand dazu, Toshiya zu mir mitzunehmen da ich ja nicht weiß wo genau er lebt. Doch in einer gewissen Weise bin ich recht dankbar, dass mir Toshiya soweit vertraut und mir seine Bedenken nennt. In der Wohnung angelangt lasse ich ihm am Sofa Platz nehmen, koche für uns beide eine Tasse Tee und als ich damit ins Wohnzimmer komme schlucke ich leicht, da mir erneut seine Tränen auffallen.
 

Das eben Erlebte muss ein gewaltiger Schock für ihn sein. Sanft lege ich nun einen Arm um ihn, um ihn zu zeigen, dass ich für ihn da bin und schon klammert er sich bei mir fest. Stumm streiche ich ihm beruhigend über den Rücken, beobachte ihn dabei wie er vor lauter Erschöpfung bei mir angeschmiegt schließlich einschläft und ich kann ehrlich gesagt kaum glauben, was ich vorhin zu Gesicht bekommen habe.
 

Wie in aller Welt kann er das Toshiya zumuten? Wobei, was hat ihn eigentlich dazu veranlasst so zu handeln? Warum hat er sich ausgerechnet Toshiya gewählt? Meine Gedanken schießen mir gerade quer durch den Kopf, dabei streichle ich weiter beruhigend über Toshiyas Rücken und habe meinen Blick auf ihm ruhen.
 

Es ist schon Abend als er wieder wach wird und leicht verwirrt seinen Blick durch den Raum huschen lässt. Ich habe mich inzwischen aufgemacht etwas zu kochen im Falle er könnte Hunger haben und ich sehe nun nach ihm. „Wie fühlst du dich?“ frage ich nun vorsichtig nach, setze mich zu ihm aufs Sofa, schaue ihn direkt an und mir setzt diese unangenehme Stille um uns herum sichtlich zu.
 

„Als hätte ich einen gewaltigen Fehler begangen“ murmelt er nur kaum hörbar, lasse meinen Blick weiter auf ihn ruhen und ein leises Seufzen entkommt gerade meinen Lippen. Ich kann im Augenblick nur hoffen, dass Toshiya mir deswegen nicht als Bassist abspringt und in der Band bleibt. Jetzt muss ich mit Ruhe & Geduld auf ihn eingehen, denn ansonst kann ich den Plattenvertrag gleich wieder vergessen.
 

„Hast du Hunger?“ frage ich nun nach, schaue ihn fragend an, dabei nickt er rasch und ich deute ihm an mir in die Küche zu folgen. Das heute Vorgefallene wird sicher nicht ohne Folgen verstreichen. In Zukunft werde ich wohl besser darauf achten müssen, was ich DIE an Arbeit konkret anvertrauen kann.
 

Doch vorerst muss ich die gesamte Band aufs nächste Level antreiben, besser auf Toshiya acht geben und nebenbei ihn besser kennen lernen. Leicht seufzend nehme ich nun neben ihm am Tisch Platz, dabei umgibt uns eine recht bedrückende Stimmung.
 

„Kaoru-san, bitte verzeiht mir den Ärger, den ich verursacht habe“ bringt er nun leise hervor, sieht mich dabei nicht ganz an, hat die Stäbchen neben der Schale liegen und ich sehe ihn fragend an. Warte mal, sieht er sich etwa als verantwortlich dafür an was vorhin geschehen ist? Ehrlich gesagt bin ich nun sichtlich verwirrt. Wieso bitte denkt er nur so von sich selbst?
 

„Du brauchst die Schuld nicht bei dir zu suchen, Toshiya, schließlich hast du mir ja deine Bedenken sofort mitgeteilt“ sage ich nun sanft zu ihm, bin dabei aufgestanden, lege vorsichtig beide Hände auf seine Wangen und bringe ihn so dazu mir in die Augen zu sehen. Lange sieht er mir direkt in die Augen, dann nickt er nur, widmet sich nun dem Essen und mir fällt gerade auf, dass er sichtlich erleichtert wirkt vorerst weit weg von DIE zu sein.
 

„Wie bist du so rasch aufgetaucht?“

„Ich habe mir das Auto meiner Schwester ausgeborgt“
 

antworte ich ihm nun, trinke gerade vom Tee und ich merke wie er mich direkt ansieht.
 

„Danke“

„Keine Ursache“
 

kommt nun aus mir hervor, sehe ihn sanft an und er ist nun sichtlich entspannter.
 

Nachdem Essen besteht er darauf mir beim Abwasch zu helfen, dabei ist er sichtlich neugierig was mich dieses Wochenende nach Kobe getrieben hat. Ein Lächeln huscht mir deswegen über die Lippen, da es in meinen Augen eindeutig Schritte dahin sind mich besser kennen zul ernen. Kurzerhand erzähle ich ihm, dass ich einer Cousine meiner Mutter beim Einsiedeln in ihre neue Wohnung ausgeholfen habe.
 

Nebenbei erzähle ich ihm auch, dass ich eine große als auch eine kleine Schwester habe und das beide in der Präfektur Hyogo geblieben sind während es mich kurzerhand nach Osaka gezogen hat. Aufmerksam hört er mir zu, kehrt mit mir ins Wohnzimmer zurück und er ist sofort bereit mir zu zeigen, wie weit sie mit den Schnellheftern gekommen sind.
 

************
 

Nun ist es wenigstens offiziell: ich habe einen Bassisten und einen Plattenvertrag. Wir fünf sitzen mehrmals die Woche oft stundenlang im Studio, wobei wir an den Aufnahmen für unsere erste Single arbeiten und zwischen DIE, Toshiya und mir wirkt es vorerst so als ob dieser Vorfall nie geschehen wäre. Meist bricht Toshiya mit Kyo & Shinya auf, wenn ich meine Schützlinge heimwärts schicke oder ich finde ihn auf mich wartend an seinem Bass. Nur mit DIE geht er ungerne weg, dabei kann nur ich klar ablesen welcher Gedanke ihm dabei durch den Kopf geht.
 

Wenigstens beginnt er sich recht rasch mit Shinya zurecht zu finden und scheinbar haben die beiden sogar ein gemeinsames Hobby: shoppen. Von Kyo bekomme ich nur ständig zu hören, dass ich mit ihm eine gute Wahl getroffen habe was den Sound betrifft, doch im zwischenmenschlichen Gebrauch wäre er absolut nervtötend. DIE ist ebenfalls nervtötend, falls ihm das einmal aufgefallen ist, doch den nimmt unser Sänger recht oft und sehr gern in Schutz. Liegt wahrscheinlich auch daran, dass er den Rotschopf neben Shinya länger kennt als ich. Trotzdem darf ich nichts dagegen sagen, wenn Kyo einmal samt Bassisten eine Runde zocken geht. Tja, Kyo ist ein Geheimnis für sich, dass nur Shinya scheinbar zu lösen weiß.
 

Wie schon die Tage zuvor habe ich meine Schützlinge kurzerhand am Abend heimwärts nach den Proben geschickt, damit ich noch in Ruhe den gesamten Papierkram erledigen kann und ich blickte sichtlich überrascht auf als Toshiya bei mir im kleinen Büro auftaucht. „Wenn du schon nicht heimgehst, Kao, dann bleib ich einfach da und helf dir“ bringt er nun hervor, sieht mich direkt an und reicht mir dabei eine Bentobox die er wohl für mich gekauft hat.
 

Dankend nehme ich das Essen an, dabei seufze ich innerlich nur auf, weil ich ehrlich gesagt nicht damit gerechnet habe neben Kyo & DIE einen weiteren Sturkopf in der Band zu haben. „Du brauchst wegen mir nicht extra zu bleiben“ bringe ich nur hervor, mache ein paar Bissen vom Rind mit Brokkoli und Reis, dabei schaue ich ihn direkt an. „Ich bleibe, nebenbei brauche ich dich noch lebend. Eto..., ich meinte die Band braucht dich bei vollen Kräften“ sagt er nun zu mir, worauf er kurz darauf leicht rot geworden den Blick zu senken beginnt und ein leichtes Lächeln huscht mir deswegen über die Lippen.
 

So läuft der Hase also, er macht sich offensichtlich Sorgen um mich. Die Box am Tisch abstellend stehe ich nun auf, gehe auf ihn zu, lege meine Hände auf seine Wangen und hebe so leicht seinen Kopf an, damit er mir direkt in die Augen sehen kann. „Danke“ sage ich nun sanft zu ihm, lächle ihn an und erst da bemerke ich tief in diesen rehbraunen Iriden eine Mischung aus Sorge & Erleichterung gleichzeitig ruhend.
 

„Einer muss ja nach dir schauen“ höre ich ihn nun mit leichter Sorge in seiner Stimme mitschwingend sagen, worauf ich leicht schmunzeln muss und ich lehne meine Stirn bei seiner an. Leider hat er nicht ganz unrecht, denn seit unserem Plattenvertrag neige ich verstärkt dazu tagelang durchzuarbeiten ohne mir wirklich selbst eine kleine Pause zu gönnen. Meine Freunde als auch Bandkollegen um Hilfe zu bitten wäre zwar die beste Offensive in diesem Fall, doch ich versuche ganz in Eigenregie alles was die Band betrifft auf die Reihe zu bekommen.
 

„Dann geh bitte diesen Stapel für mich durch“ sage ich nun zu ihm, nehme ihn an der Hand, deute auf einen Stapel an Papieren der sich auf meinem Schreibtisch befindet und mit einem Nicken ist er sofort daran diese so zu sortieren genau so wie ich es mir vorstelle. Für die kleine Essenspause bin ich ihm gegenüber schon recht dankbar, da ich den gesamten Tag noch nichts zu mir genommen habe und mein Blick ruht nun auf seinem wunderbaren schlanken Körper.
 

Erst jetzt scheine ich zu bemerken, dass er eine recht knappe Jeanshotpants trägt, die obendrein ihm wirklich gut steht und ich beginne nun leicht zu schlucken. Vor meinem geistigen Auge habe ich gerade vor mir, wie ich mit meiner Hand die darunter liegende Haut entlang streiche und ich beiße mir kurz auf die Lippen, wobei ich rasch meinen Blick von ihm abwenden muss. Trotzdem wandert mein Blick erneut zu Toshiya und ich betrachte ihn lange ohne das er es auch nur ansatzweise mitbekommt. Das Oberteil, das er dazu trägt passt ebenfalls und im Gesamtbild gesagt muss ich sagen, dass er mehr als verführerisch in diesen Aufzug auf einen wirkt, besonders auf mich.
 

„Wen hattest du vor damit in den Bann zu ziehen?“

„Kommt ganz darauf an, wer sich angesprochen fühlt“
 

antwortet er mir nun geschickt, lehnt sich nun beim Schreibtisch an und blickt mich direkt auf leicht kokette Art an. Ein wahrer Schauer rennt mir dabei durch den gesamten Körper, gehe nun direkt auf ihn zu, stütze mich beim Schreibtisch ab und blicke ihm direkt in die rehbraunen Iriden, die gerade in schelmischer Weise aufblitzen.
 

„Sag, vernebelst du mir hier absichtlich meinen Verstand?“

„Tue ich das etwa?“
 

fragt er nun nach, worauf er auf echt unschuldig tut, mir direkt in die Augen schaut und ich kann nun einen gewissen Grad an Neugier nebem dem schelmischen Glanz in seinen Augen erkennen. „Ja, das tust du, Toshiya und zwar gewaltig“ bringe ich nun leise hervor, habe mich dabei seinen Lippen genähert und verwickle ihn nun in einen sanften Kuss auf den er sofort eingeht.
 

Ein wohliges Kribbeln erfüllt meinem gesamten Körper während ich ihn küsse, streiche ihm nun über den Oberkörper und innerlich steigt selbst in mir die Neugier an, wie es wohl sein mag mit ihm hier in der Realität so intim zusammen zu sein. Den Kuss aufrecht erhaltend beginne ich nun sein Oberteil leicht nach oben zu schieben, streiche dabei über die freigelegte Haut und ich fühle deutlich wie dieses Kribbeln sich in mir verstärkt.
 

Allein dadurch steigt es an, da ich seine Hände auf meinem Rücken verspüre wie sie sanft meine Wirbelsäule entlang streichen, schiebe weiter Toshiyas Oberteil nach oben und ich beginne sogar in den Kuss zu schnurren. Kurz den Kuss lösend ziehe ich ihm nun das Oberteil aus, küsse ihn erneut auf sanfte Weise und ich genieße es sichtlich wie sehr er mir entgegen kommt. Während des Kusses streiche ich sanft über seinen Oberkörper, schmiege mich dabei mehr bei ihm an und schnurre dabei leicht, da er mich nun sanft im Nacken zu kraulen beginnt.
 

Innerlich muss ich nur schmunzeln, da ich langsam erahnen kann wieso mein Bassist so aufreizend herum rennt und ich hoffe nur zur Hälfte, dass es ihm nicht zur stetigen Gewohnheit wird. Wie wunderbar sanft & weich zugleich sich seine Haut unter meinen Fingerkuppen anfühlt. Ehrlich gesagt kommt es mir jetzt schon so vor als befände ich mich inmitten dieses ständig andauernden Traumes mit Toshiya als Inhalt darin, nur das ich ihn wirklich vor mir habe und ihn berühren kann.
 

Recht rasch weitet sich dieser aufkeimende Funke in mir aus und ehe ich mich versehe haben uns beide diese wilden Flammen aus Leidenschaft & Liebe eingehüllt. Jetzt auf die Realität übertragen fühlt es sich viel intensiver und auch in einer gewissen Weise unerwartet an ihm so nahe zu sein als ich es mir je dank dem Traum vorgestellt hätte. Trotzdem fühlt es sich tief in meinem Inneren richtig an, dass ich mich auf diese Weise auf ihn einlasse. Glücklich & auch erschöpft kuschle ich mich bei Toshiya an, mit dem ich nun am Sofa liege, schließe meine Augen, streiche ihm sanft über den Oberkörper und lausche dabei seinem Atem.
 

Da ich vorher noch nie mit einem Mann geschlafen habe, war für dieses Mal Toshiya der aktivere Part von uns beiden und ehrlich gesagt überrascht es mich sehr, wie sehr ich mich jetzt schon danach sehne ihm erneut so nahe zu sein. Soviel dazu, ich bin durch und durch hetero. Ehrlich gesagt wüsste ich wirklich nicht, ob ich mich in Zukunft bei einer Frau genauso erregt fühlen würde wie durch Toshiya. Wenn ich obendrein bemerken darf wäre es recht unfair ihr gegenüber, da ich fast nur ständig außer an Arbeit auch an unseren Bassisten denken muss. Vielleicht ist es auch besser so. Zufrieden wie ich gerade bin schlafe ich kurzerhand bei ihm angeschmiegt ein und komischwerweise habe ich diesen Traum nicht, der mich sonst Nacht für Nacht heimsucht. Ob es wohl daran liegt, dass ich Toshiya ganz nah bei mir habe? Mit großer Wahrscheinlichkeit verwette ich darauf sogar meine Seele, dass ich diesen Traum wieder haben werde, wenn ich wieder für mich allein daheim bin.
 

************
 

Langsam aber sicher muss ich mir schon denken, dass Toshiya ein Gespür entwickelt zu haben scheint, wann ich mich instinktiv in Arbeit vergraben will und diesmal hat er sogar Nesthäkchen Shinya an Bord gezogen. Zu dritt gehen wir den nötigen Papierkram für unsere erste Tour durch ganz Japan durch, dabei fällt mir erst jetzt auf wie er gekleidet ist. Da es ja schon fast wieder Sommer ist rennt er nur mit einem schwarzem Ledergilet obenrum bekleidet, welches er zu einer simplen ausgebleichten Jeans trägt.
 

Nur was mir dabei so sehr die Konzentration mindert ist die Tatsache, dass er scheinbar absichtlich kein T-Shirt trägt. Ich muss mich sichtlich innerlich zusammenreißen um nicht sofort über meinen Bassisten herzufallen, der sich gerade leicht streckt und ich kriege ehrlich gesagt kaum meinen Blick von ihm los. Doch dank ihrer Hilfe bin ich rascher fertig als ich gedacht habe und kann sogar noch vor Mitternacht das Studio verlassen.
 

Shinya bricht von hier aus direkt zu Kyo auf, mit dem er noch kurzerhand verabredet ist und ich bin mit Toshiya nun auf den Weg zur Bahnstation. „Hast du noch etwas vor?“ frage ich kurzerhand nach, zünde mir gerade eine Kippe an, blicke ihn dabei nicht ganz an und lehne mich kurzerhand bei der Plakatwand am Bahnsteig an.
 

„Mit dir ausgehen“ kommt prompt aus ihm hervor, wobei er nun dicht vor mir steht, die Hand mit der Zigarette so lenkt, dass er ebenfalls einen Zug davon machen kann und schaut mich erneut mit diesem schelmischen Glanz an. „Deswegen läufst du also so freizügig herum?“ frage ich recht nüchtern nach, streiche mit meiner freien Hand über seinen Oberkörper und schaue ihm dabei tief in die Augen.
 

„Solange es den Zweck erfüllt“

„und der wäre?“

„na rate doch mal“
 

bringt er nun frech grinsend hervor, schaut mich erneut mit diesen schelmischen Blick an und so langsam bekomme ich das Gefühl, er raubt mir absichtlich jeglichen brauchbaren Verstand. „Dann überzeug mich doch, dass ich deiner Idee zustimme“ bringe ich nun leicht schmunzelnd hervor, mache einen Zug von der Zigarette, schaue ihn herausfordernd an und ehe ich mich versehe haben sich unser beider Lippen versiegelt. Leicht schnurrend lasse ich den Kuss zu, schließe dabei die Augen und dieses vertraute Kribbeln steigt in mir auf, dass er jedes Mal in mir auslöst. Ich ziehe ihn mit meiner freien Hand näher an ihn heran, genieße den Kuss in vollen Zügen und innerlich ahne ich noch nicht, was für eine grausame Wahrheit mich in ferner Zukunft bald einholen wird.

薫: 4

Unsere erste Tour durchs ganze Land steht an und ich bin sichtlich überrascht von der Tatsache, dass sich Toshiya freiwillig mit Kyo & Shinya meist ein Zimmer teilen will. Ok, auf diese Weise bleibt mir wenigstens noch etwas an Vernunft, doch mir wäre es ehrlich gesagt viel lieber er würde mit mir ein Zimmer bewohnen. Während ich sie am ersten Tag hinaus scheuche sich in der näheren Umgebung umzusehen, gehe ich in aller Ruhe den nötigen Papierkram durch.
 

Nebenbei organisiere ich wer wo an welchem Standort unserer Tour die Band in einem Interview repräsentiert und gehe aufmerksam die Setlist durch, um noch rasch mögliche Änderungen vornehmen zu können. Gerade lese ich mir die Berichte meiner Schützlinge durch, die sie ja laut dem Management nach den Auftritten machen sollen als ich leicht fragend die Augenbraue hoch hebe, da es an der Tür klopft.
 

„Los mach dich fertig, du kommst mit“ höre ich Toshiya zu mir sagen als ich ihn nun ins Zimmer herein lasse und schaue ihn dabei fragend an.
 

„Ich bleibe hier“

„Es ist gemeinsam beschlossene Sache“
 

sagt er nun zu mir, steht nun knapp vor mir, schaut mir direkt in die Augen, berührt mich auf sanfte Weise an der Wange und innerlich seufze ich auf. Da will man sich mit Arbeit eindecken und da schließt sich schon die gesamte Bande zusammen um leader-sama erfolgreich davon abzubringen.
 

„Nun gut“ meine ich nur darauf, worauf er mich sichtlich erfreut umarmt und mir huscht dabei ein Lächeln über die Lippen. Mittlerweile kenne ich nun Toshiya so gut um zu wissen, dass er richtig anhänglich Leuten gegenüber ist, die er ins Herz geschlossen hat und nebenbei bemerkt kann er auch sehr schmusebedürftig sein wenn er will. Rasch meine Jacke und auch die Schuhe anziehend gehe ich mit ihm hinab zur Lobby, wo schon Kyo, DIE & Shinya geduldig auf uns warten.
 

Gemeinsam brechen wir in eine Spielhalle auf, die nicht weit entfernt von unserem Hotel liegt und ich muss zugeben, dass es eine wirklich gute Ablenkung ist. Allein wie er sich freut als er beim Kranspiel gewinnt entlockt mir ein Lächeln. Gegen DIE, Kyo und Toshiya gewinne ich in einem Rennspiel, wobei ich nebenbei erwähnen muss, dass Toshiya es fast geschafft hätte mich darin zu schlagen.
 

Den gesamten Nachmittag verbringen wir fünf dort, dann brechen wir schließlich wieder auf und ich bilde mit Absicht das Schlußlicht um in Ruhe Toshiya betrachten zu können. Auch wenn ich immer noch nicht heraus gefunden habe was er konkret in mir an Gefühlen auslöst, so bin ich einfach nur froh über die Tatsache, dass er sich der Band als Bassist angeschlossen hat. Obwohl der Traum immer noch besteht, versuche ich immer noch vehement zu verleugnen, dass ich wirklich ernsthaft mit Toshiya eine Beziehung führen kann.
 

Trotzdem habe ich offensichtlich etwas gegen die sichtliche Interesse meines besten Freundes an Toshiya, denn wieso so sonst wäre ich so angespannt, wenn DIE mit Toshiya zu flirten beginnt? Nach dem Vorfall in Daisukes Wohnung habe ich ständig ein Auge auf dem Rotschopf, da ich ehrlich gesagt begonnen habe ihm zu misstrauen was unseren Bassisten betrifft. Zwar scheint mir oberflächlich gesehen alles zwischen den beiden wieder in Ordnung zu sein, doch innerlich weiß ich es natürlich besser.
 

Im Hotel wieder angekommen bemerke ich erst jetzt wie mich Toshiya fragend ansieht und ich folge ihm stumm hoch zu den Zimmern während Kyo mit DIE in der Lobby bleibt um noch eine in Ruhe zu rauchen. Shinya kommt zwar ebenfalls mit nach oben, doch kaum in unserem Stockwerk angelangt ist er schon in seinem Zimmer verschwunden, dass er mit Kyo & Toshiya teilt. Da ich nicht mit Toshiya mitten am Gang stehen bleiben will deute ich ihm einfach an in meins zu folgen und er nickt nur zustimmend darauf.
 

„Sag mal, gibt es nun einen plausiblen Grund, wieso du auf einmal wieder mit DIE sprichst?“

„Er hat sich für sein Verhalten mir gegenüber neulich bei mir entschuldigt“

„Hat er also wirklich?“
 

frage ich nun recht skeptisch geworden nach und blicke dabei Toshiya direkt an als ich mich nun aufs Bett setze als wir mein Zimmer erreicht haben. „Ja, das hat er. Schließlich war ich ja mit Schuld an der ganzen Misere“ höre ich ihn nun antworten, hebe stutzig geworden eine Augenbraue an und wenn ich ehrlich bin kann ich kaum glauben was ich da eben von ihm zu hören bekomme.
 

Vor ein paar Wochen waren es noch ganz andere Worte gewesen, die Toshiya hervor brachte und nun macht er sich selbst dafür verantwortlich, dass er fast von DIE vergewaltigt worden wäre? Warum auf einmal nimmt er ihn so in Schutz? Ich habe doch am eigenen Leib gesehen wie verschreckt er danach war. Wieso kommt in mir nun der leise Verdacht auf, dass es im Grunde genommen Daisukes Idee ist?
 

Toshiya merkt rasch, dass ich ihm diese Aussage nicht abkaufe, daher beugt er sich nun zu mir und legt sanft seine Hände auf meine Wangen. „Hab keine Angst um mich, diesmal bin ich vorsichtiger“ meint er nun zu mir, sieht mich dabei fast schon beschwörerisch an und leise seufzend ziehe ich ihn näher zu mich heran.
 

„Gerade deshalb mache ich mir solche Sorgen um dich“ bringe ich nun leise hervor, schlinge nun meine Arme um ihn, kuschle mich bei ihm an und lasse mich mit Toshiya aufs Bett fallen. Auch wenn ich ein arbeitswütiges Alphatierchen bin, so brauche ich auch etwas Nähe & Geborgenheit wie jeder andere emnsch auf diesem Planeten auch. Nur fällt es mir ehrlich gesagt sichtlich schwer, mich mit brauchbaren Worten dahingehend auszudrücken.
 

Ein Lächeln huscht mir nun über die Lippen, da er sich bei mir ankuschelt und ich streiche ihm sanft über den Rücken. Seine Nähe ist eine wahre Wohltat für meine Seele.
 

„Du, Kao?“

„Hmm?“

„War da je etwas zwischen DIE-san und dir?“

„Wie kommst du nun auf so etwas?“

„Na, weil.... er hat mir gegenüber als Regel aufgestellt, ich solle mich von dir fernhalten“

„Hat er das?“

„Ja....“
 

höre ich ihn nun sagen, schaue ihn nun genauer an und wenn ich ehrlich bin, dann setzt es mir innerlich sichtlich zu Toshiya so verletzlich zu sehen. Seine Augen weisen einen traurigen Glanz auf, wobei ich nebenbei auch etwas in ihnen bemerke, dass ich nicht sonderlich beschreiben kann.
 

„Ich will ehrlich zu dir sein, Toshiya, vor dir habe ich stets nur Beziehungen mit Frauen geführt die ständig den Bach hinab liefen“ sage ich nun zu ihm, lege meine Hand auf seine Wange, schaue ihm dabei tief in die Augen und ehrlich gesagt erstaunt mich der Gedanke daran, wie sehr ich gerade darauf hoffe er möge Verständis mir gegenüber haben.
 

„Dann bist du nicht...?“

„Nein, ich bin ganz normal gepolt. Kurz gesagt: ich bin hetero“
 

antworte ich nur darauf im schlichten Ton, verleugne stur die Tatsache, dass ich immer noch diesen erotischen Traum über Toshiya habe und obendrein verleugne ich auch die Tatsache, dass wir auch schon Sex zusammen hatten.
 

Eine unangenehme Stille breitet sich nun im gesamten Raum aus, dann fühle ich deutlich wie sich Toshiya nun sichtlich zu mir distanziert. „Besser ich gehe wieder“ murmelt er nun kaum hörbar, steht nun auf und ehe ich reagieren kann ist er auch schon aus der Tür hinaus. Na toll, Kaoru, das hast du ja wieder einmal ganz fein hin bekommen. Anstatt dazu zu stehen welche sichtliche Interesse du an an deinem Bassisten hegst setzt du dir wieder einmal die Scheuklappen auf um ja nicht der Wahrheit ins Gesicht zu sehen. Ich glaub, darin bin ich sogar schon Weltmeister: Beziehungen im Keim zu ersticken bevor sie überhaupt eine Chance haben zu erblühen. Kein Wunder, wieso mich DIE ständig damit aufzieht ich wäre sichtlich untervögelt.
 

Nur weil ich verstärkt auf meinem Verstand als auf mein Inneres höre bin ich noch lange nicht beziehungsunfähig. Tief seufzend lasse ich mich ins Bett fallen, starre nun sichtlich missmutig die Zimmerdecke an und verwünsche mich gerade innerlich selbst dafür, dass ich so ein verdammter Vernunftsapostel bin. Mir sind scheinbar der Ruf & Ansehen der gesamten Band viel wichtiger als mein eigenes Glück. Ich gehe somit eher über Leichen als endlich mal verstärkt auf mein Bauchgefühl zu hören.
 

Frustiert, wütend auf mich selbst und verbittert zu gleich haue ich gegen die Matratze, dabei fälle ich für vorerst die Entscheidung niemand mehr nahe an mich heran zu lassen egal ob es sich jetzt um Männlein oder Weiblein handelt. Wenn ich schon nicht einmal in der Lage bin zu dem zu stehen, was ich empfinde, sollte ich mich lieber komplett von meinem Umfeld abschotten und unnahbar werden. Trotzdem will ich bevor ich diesen Schritt tue noch versuchen bei Toshiya eine Chance für eine Beziehung zu bekommen. nur brauche ich dazu einen gut durchdachten Schlachtplan indem meine Vernunft mir nicht dazwischen kommen kann.
 

*************
 

Unermüdlich vergrabe ich mich immer tiefer in Arbeit während unsere Band immer erfolgreicher im eigenen Land wird und ich habe auch begonnen mich sogar vor meinen Bandkollegen etwas zu distanzieren. Unsere erste Auslandsreise steht kurz bevor und da gibt es noch so einiges für mich an Papierkram zu erledigen. Nebenbei habe ich die Proben auf zweimal in der Woche angesetzt, damit wir ja auch in Topform sein werden.
 

Momentan nehme ich das Geschehen innerhalb der Band kaum wahr, da ich meinen Kopf eher voll mit neuen Ideen für Melodien und auch dem Ablauf unserer Auftritte am Festland habe. Alles in allem sollen diese reibungslos ablaufen und so perfekt wie möglich sein, daher verbringe ich den Rest der Woche verstärkt darin die Abläufe mit unserem PR-Manager zu koordinieren. Für mich selbst nehme ich mir absichtlich keine Pause, da ich sonst nur unweigerlich daran erinnert werde wie ich momentan zu Toshiya stehe. Sogar auf Schlaf verzichte ich so gut es möglich ist, da ich ja all meine Sinne eher für das Organisatorische benötige anstatt Nacht für Nacht von einer bestimmten Sorte Traum heimgesucht zu werden.
 

Mit einer Tasse Kaffee bewaffnet sitze ich nun in meinem kleinem Büro, gehe gerade die Unterlagen für unseren ersten Austragungsort genauestens durch und nebenbei muss ich erwähnen, dass ich seit fast drei Tagen hindurch nicht geschlafen habe. So langsam holt mich doch die Müdigkeit heim und anstatt darauf zu hören, dass mein Körper auch seine Ruhephase braucht mute ich ihm mehr an zusätzlicher Leistung zu.
 

„Kaoru-san, ist es in Ordnung, wenn wir schon gehen?“ höre ich Shinya nun nachfragen, der vorsichtig an der Tür anklopft und fragend zu mir schaut. „Ja, geht ruhig heim und schlaft euch aus, übermorgen sehen wir uns wieder pünktlich zu den Proben“ sage ich nun zu ihm, blicke dabei kurz das Nesthäkchen innerhalb der Band an und mit einem raschen Nicken ist er dann auch schon weg.
 

Trotzdem konnte ich allein an seiner Körpersprache ablesen, dass er sich doch in einer gewissen Weise Sorgen um mich macht. Da ich nun davon ausgehe, dass all meine Schützlinge brav aufgebrochen sind stehe ich kurz auf, strecke mich dabei etwas, zünde mir nun eine Zigarette an und drehe überall dort das Licht ab wo es gerade unnötig brennt.
 

Leise seufzend gehe ich doch noch kurz nach draußen, lehne mich bei der Mauer des Gebäudes an in dem unser Studio liegt, schließe meine Augen und da erst kann ich deutlich fühlen wie sehr die Müdigkeit mich schon im Griff hat. Da habe ich mir ernsthaft erhofft etwas wacher zu werden, wenn ich kurz an die frische Luft gehe und ich kann mich stattdessen kaum noch wach halten. Zurück ins Innere gehend rauche ich in Ruhe meine Zigarette aus, begebe mich ins Büro und zwinge mich förmlich dazu wach zu bleiben in dem ich noch einen weiteren Kaffee zu mir nehme.
 

„Wenn du so weiter machst, Kaoru, überarbeitest du dich noch“ höre ich nun eine mir vertraute Stimme zu mir sagen, dabei bemerke ich anhand der Umarmung, dass es sich hier nur um Toshiya handeln kann. Ehrlich gesagt bin ich doch etwas erleichtert ihn jetzt hier anwesend zu wissen. Vor allem nachdem ich auf so elegante Weise ins Fettnäpfchen getreten bin was uns beide betrifft.
 

„Du ruhst dich jetzt aus, Kaoru“

„Aber ich...“

„Kein aber, Kaoru, sonst muss ich DIE-san noch darum bitten dir Vernunft einzutrichtern“
 

höre ich ihn nun sagen, blicke ihn dabei direkt an und erst da fällt mir wie zuvor bei Shinya diese gewisse Sorge inmitten seiner rehbraunen Iriden ruhend auf. Leise seufze ich auf als er den Rotschopf erwähnt, schließe dabei kurz meine Augen und ich kann nur ahnen, dass dem scharfen Blick unseres zweiten Gitarristen nicht entgangen ist wie arbeitswütig ich gerade bin.
 

Kurzerhand lasse ich mich von Toshiya aus dem Studio führen, dabei muss ich mir innerlich gegenüber zugeben, dass er eigentlich recht hat. Ich bin schließlich auch nur ein Mensch und keine Maschine, die jeden Tag mit voller Leistung zur Verfügung steht.

Das wir gerade mit der letzten Bahn fahren lässt mich nur erraten, dass es schon recht spät sein muss. Obwohl ich doch absichtlich Abstand zu ihm halte bin ich doch sichtlich froh, dass Toshiya von sich aus noch die Nähe zu mir sucht. In der Bahn nicke ich ganz kurz ein, dabei lehne ich mit meinem Kopf bei seiner Schulter und wenn ich ehrlich bin fehlt mir die Nähe zu ihm. Er muss sich wohl gemerkt haben wo in etwa ich wohne, denn er bringt mich ernsthaft zu meiner Wohnung und auf einmal scheinen die Rollen zwischen uns vertauscht zu sein.
 

Wortlos folge ich brav seinen Anweisungen kaum das wir in meiner Wohnung angelangt sind, dabei bin ich erstaunt als auch dankbar zugleich dafür wie sehr sich Toshiya für mich einsetzt. Ziemlich erschöpftt falle ich nach der Dusche in mein Bett, wo ich sofort spüren kann wie mich der Schlaf übermannt und zu meinem Glück drifte ich in einen traumlosen, tiefen Schlaf ab.
 

Als ich wieder munter werde habe ich das Gefühl, wohl ziemlich lange geschlafen zu haben, denn ich weiß ehrlich gesagt nicht was für einen Tag wir heute haben. Frisch geduscht und mit frischer Kleidung tapse ich nun in meine Küche, dabei bin ich sichtlich überrascht darüber Toshiya hier zu sehen.
 

„Morgen...“

„Du meinst wohl Mittag“
 

bringt er nun leicht grinsend hervor, reicht mir nun eine Tasse Kaffee die ich dankend annehme, mich zum Küchentisch setze und nebenbei den jungen Mann mit den kohlrabenschwarzen Haaren direkt anschaue der sich hier in meiner Küche aufhält. Obendrein reicht er mich gleich noch eine Schale Misosuppe sowie eine Schale Reis mit etwas Fleisch und Gemüse, die ich ebenfalls dankend annehme und sofort zu essen beginne.
 

„So spät schon?“

„Ja, schließlich hast du fast zwei Tage duchgeschlafen“
 

sagt er nun zu mir, blickt mich direkt an und erneut erkenne ich inmitten seiner rehbraunen Iriden eine gewisse Sorge um mich ruhen. Ehrlich gesagt schockt es mich doch etwas zu hören, dass sich mein Körper auf diese Weise die nötige Erholung geholt hat und ich beisse mir dabei leicht auf die Lippen.
 

„Du hättest nicht bleiben brauchen“

„Ich wollte aber bei dir sein, Kaoru“
 

höre ich ihn nun leise sagen, schaue dabei von meiner Schale Reis auf und ehrlich gesagt bin ich innerlich erstaunt darüber, dass er immer noch mit mir zu tun haben will nachdem wie ich vor drei Monaten ihm gegenüber reagiert habe.
 

„Ich... bitte verzeih mir, wie ich mich dir gegenüber verhalten habe, Toshiya“ bringe ich nun hervor, stelle dabei die Schale am Tisch ab, seufze leise auf und ehrlich gesagt habe ich doch eine gewisse Angst davor ihn eines Tages komplett zu verlieren. Auch wenn er mir vorerst als Freund ziemlich wichtig geworden ist, tief in mir ruht noch etwas in Bezug zu Toshiya, womit ich noch in meinem Inneren klar kommen muss.
 

Ein Lächeln huscht mir über die Lippen als ich deutlich fühle wie er mich nun von hinten umarmt und im Augenblick habe ich das Gefühl es herrscht eine gewisse Harmonie im gesamten Raum. „Kaoru, könntest du dir trotzdem vorstellen...?“ fängt er nun seine Frage an mich gerichtet an, wobei er rasch verstummt und ich ahne sofort was er mich fragen will. Ob ich mir trotzdem vorstellen könnte mit Toshiya zusammen zu sein, obwohl ich bisher nur kurzlebige Beziehungen mit Frauen hinter mir habe.
 

Eine erdrückende Stille umgibt uns nun, dabei lehne ich mich etwas zurück, schließe meine Augen und ich seufze leise auf. Bin ich überhaupt bereit dazu jegliche Moral über Bord zu werfen und etwas Neues auszuprobieren? Kann ich mich überhaupt dazu durchringen in Toshiya weitaus mehr als nur normale Freundschaft zu empfinden? Ehrlich gesagt weiß ich nicht im Geringsten wie ich vorerst auf diese Frage reagieren soll.
 

„Ich will erst einmal in Ruhe auf die passende Antwort abwarten. Ich hoffe nur, du bist mir deswegen nicht böse?“

„Nein, das bin ich dir nicht“
 

sagt er nun zu mir, kuschelt sich leicht bei mir an und ein Lächeln ruht mir auf den Lippen da er mir auf diese Weise zu verstehen gibt, dass er mir die Zeit gibt die ich brauche um mit mir selbst ins Reine zu kommen.
 

Da er offensichtlich wieder seine anhängliche Phase hat stehe ich kurzerhand auf, nehme seine Hand in meine, gehe mit ihm ins Wohnzimmer, lege mich mit ihm aufs Sofa und ich lächle ihn sanft an als er sich sofort bei mir ankuschelt. Sanft streiche ich ihm über den Rücken, lasse meinen Blick auf ihm ruhen und ehrlich gesagt tut mir seine Nähe sichtlich gut, da ich mich dank ihm recht ausgeglichen & ruhig zugleich fühle.
 

Momentan spricht vieles dafür, dass ich mich ihm gegenüber auf einer anderen Ebene als Freundschaft nähern sollte und doch haltet mich noch meine Vernunft zu sehr davon ab diesen Schritt zu tun. Was ist es genau, wovor ich so große Angst dabei habe? So langsam sollte ich mir wirklich Gedanken darüber machen was konkrekt mich daran hindert meinem eigenem Glück entgegen zu treten.
 

************
 

Unsere Auftritte in Taiwan und Korea stehen nun an, dabei ist Toshiya samt Shinya einer der ersten innerhalb der Band, die schon im Check-In Bereich des Flughafens warten. Mit einem leichten Grinsen gehe ich auf die beiden näher, nicke nur kurz und ehe ich mich versehe taucht auch schon DIE auf, der samt unserem Sänger im Schlepptau erscheint. Zum Glück für mich, dass all meine Schützlinge pünktlich sind. Von dem Schritt, den DIE inzwischen im Hintergrund gewagt hat was Toshiya betrifft weiß ich natürlich noch nicht Bescheid, doch ich ahne noch nicht mal annähernd, dass ich ausgerechnet inmitten dieser kleinen Tour ins Ausland darauf stoßen soll.
 

Wie gewohnt albern wir vor dem Abflug noch herum, beobachte schmunzelnd wie Shinya hinter Toshiya Schutz vor unserem Rotschpf sucht und zum Glück befinden wir uns gerade in einem Bereich, wo wir noch eine in Ruhe rauchen können. Nebenbei kann ich so auch in Ruhe meinen Bassisten in all seiner Schönheit betrachten ohne dabei groß aufzufallen. Kurz darauf wird auch schon das Boarding für unseren Flug verkündet, schnippe den Rest meiner Zigarette in den Aschenbecher, schnappe meine Tasche und gehe direkt neben unserem Nesthäkchen an Bord. Ich sitze genau zwischen Kyo und Toshiya in einer Reihe, wobei DIE sich samt Shinya in der Reihe vor uns befindet.
 

Der Flug nach Taiwan verläuft recht ereignislos, dabei bin ich ehrlich gesagt schon voller Zuversicht auf den bevorstehenden Auftritt in diesem Land. Davor sollen wir noch für unsere Fans eine kleine Botschaft über Kamera abgeben. Danach sind wir ohne Umweg direkt auf dem Weg zum Austragungsort und das Toshiya sichtlich hibbelig ist schreibe ich kurzerhand seiner sichtlichen Vorfreude zu endlich auf der Bühne zu stehen. Auch wenn ich mir eigentlich vorgenommen habe, DIE gegenüber etwas skeptischer im Bezug zu unserem Bassisten zu sein, so sehe ich momentan meine Gründe dafür ziemlich unbegründet da sich beide blendend verstehen.
 

Daher entscheide ich mich kurzerhand dazu ihn damit zu beauftragen samt Toshiya die Band bei einem Interview zu vertreten. Denn so kann ich wenigsten schon einmal mit Shinya die wichtigsten Einstellungen für unseren bevorstehenden Auftritt in Angriff nehmen. Nachdem diese Entscheidung gefallen ist betrete ich schon mit Kyo & Shinya die Halle in der wir auftreten werden um noch einmal die Setlist in Ruhe mit ihnen durchzugehen und nebenbei möchte ich mir so versichern, dass Kyo sich die Texte gemerkt hat für die Songs die für den Abend vorgesehen sind gespielt zu werden. Gerade als ich die Einstellungen für meine Gitarren durchnehme kehren auch schon DIE & Toshiya vom Interview zurück, die sich auch gleich zum Soundcheck begeben und alles läuft reibungslos ab.
 

Nach dem geglückten Start in Taiwan geht es nach China und von dort aus direkt nach Korea, wobei ich meist mit Kyo & Shinya verbleibe da sie mir wenigstens noch etwas an Ruhe ausstrahlen verglichen mit der Aufgedrehtheit von DIE & Toshiya. Sie haben sichtlich viel Blödsinn im Kopf und wirken etwas zu wenig ausgelastet auf mich, daher überlege ich gerade wie wir als gesamte Band diese überschüßige Energie der beiden am besten umsetzen können.
 

Doch diese scheint sich sogar auch auf Kyo zu übertragen, der dadurch sichtlich aus seiner Lethargie heraus kommt und selbst ich werde davon nicht verschont. Während unseres Aufenthaltes am Festland sind wir fünf mit Kameras ausgerüstet worden um unser Umfeld zu dokumentieren und so schießt jeder Einzelne von uns Fotos egal was oder wer ihm dabei vor die Linse kommt. Somit sind wenigstens wir alle nebenbei etwas beschäftigt und ich kann auch in Ruhe den nötigen Papierkram durchführen.
 

„Kao, hast du Zeit?“ fragt mich DIE gerade als ich gerade eine rauchen will, nachdem ich die Einstellung meiner Gitarren hinter mich gebracht habe und der Soundcheck noch bevor steht. Kurz nicke ich nur, gehe mit ihm schon einmal in die Garderobe, berede dabei den Ablauf der Songs mit ihm und während er dabei nickt fällt mir erst jetzt an seiner Körpersprache auf, dass er mit mir um ein weit aus ernsteres Thema reden will.
 

Völlig ruhig lehnt er sich am Schminktisch an, macht dabei einen Zug von seiner Zigarette und blickt dabei direkt an als wir die Garderobe erreicht haben. Etwas an seiner jetzigen Haltung erinnert mich teilweise mehr an Kyo, wenn dieser wieder einmal kurz davor ist seinen Sturkopf durchsetzen zu wollen und skeptisch geworden hebe ich nun eine Augenbraue an.
 

„Um was geht es denn?“

„Rate doch mal, Kao“
 

antwortet er mir in absoluter Ruhe, dabei habe ich ihn bisher nur ein einziges Mal so erlebt und das war kurz nach meinem Eintritt in die Band La:Sadies, deren Leitung ich ja im späteren Verlauf von Kisaki übernommen habe. Ungewollt beiße ich mir dabei um die Lippen, da mir instinktiv sofort klar wird, welches Thema er so versucht anzuschneiden und die momentan herrschende Stille um uns ist wahrlich erdrückend.
 

„Dann wird es dich ja absolut nicht stören, dass ich mit Toshiya nun zusammen bin“

„Bitte was?“
 

kommt völlig perplex aus mir hervor, wobei ich gerade das Gefühl bekomme aus allen Wolken zu fallen und starre dabei ungläubig meinen besten Freund an.
 

„Du hörst richtig, Kaoru, ich bin mit Toshiya zusammen“

„Dazu hast du kein Recht“
 

kommt nun kühl aus mir hervor, blicke ihn dabei warnend an und innerlich kann ich kaum glauben was er hier versucht mir damit mitzuteilen. „Soweit ich weiß ist es immer noch seine eigene Entscheidung mit wem er eine Beziehung führt“ bringe ich noch im scharfen Ton hervor als er mir gerade antworten will und ich gebe ihm somit zu verstehen, dass ich damit sicherlich nicht einverstanden bin.
 

„Ich schau sicherlich nicht weiter zu, wie du ihm unnötig Hoffnungen in den Kopf setzt, obwohl du offensichtlich an keiner fixen Beziehung an sich interessiert bist. Es tut mir zwar leid, doch du hast mir leider keine Wahl gelassen als dich auf diese Weise wachzurüttlen, Kaoru“ vernehme ich ihn noch sagen, starre ihn kalt als auch mit einer aufsteigenden Wut an, doch anstatt sofort zu handeln bleibe ich stehen und beiße mir fest auf die Lippen bis ich leicht etwas Blut schmecken kann.
 

„Dann halt ihn gefälligst heraus“ bringe ich nur noch kalt hervor, funkle ihn dabei recht abwertend an, drehe nun am Absatz um und rausche aus der Tür hinaus. Verdammter Mistkerl, na ja ist zwar jetzt recht dezent ausgedrückt für was er wirklich ist, doch vorerst will ich weder ihn noch Toshiya zu Gesicht bekommen. Stur steuere ich nun bis zum Künstlereingang zu, begebe mich raus an die frische Luft, marschiere noch ein kleines Stückchen und lehne mich dann erst an einem Stück Mauer an.
 

Leise fluchend haue ich nun gegen die Mauer, fühle nun klar wie sich alles in mir langsam aber sicher zusammen zieht und auch wenn ich es nicht verhindern kann, so verspüre ich nun wie mir ein paar Tränen herab rinnen. Nie in meinem Leben habe ich gedacht, dass ich ausgerechnet von jener Person so getäuscht werde die ich immer hin als meinen besten Feund bezeichnet habe. Obendrein wird mir gerade auch noch auf diese Weise bewusst gemacht, wieso er ausgerechnet Toshiya sich erwählt hat.
 

An der Mauer nun herab rutschend starre ich nun recht trotzig die paar Stäucher nicht unweit von mir an, versuche mir dabei die aufkommenden Tränen zur Seite zu wischen, doch sie wollen irgendwie nicht stoppen. Verstärkt beiße ich mir auf die Lippen, schnappe mir einen in Reichweite liegenden Stein und feuere ihn auf einen der Sträucher da ich mich auf irgendeine Art nun abreagieren will.
 

Nach der anfänglichen Wut auf DIE wechselt diese schließlich recht rasch auf mich selbst, da er ja im Grunde genommen mit seiner Aussage doch recht nahe der Wahrheit war. Was bin ich nur für ein Idiot um nicht zu erkennen was für ein guter Beobachter der Rotschopf im Grunde genommen doch ist. Mehrfach schlucke ich nun aufgrund des Gedanken, dass ich doch zum Großteil selbst daran Schuld bin jene Person von mir vergrault zu haben die mir offensichtlich doch mehr bedeutet als ich es selbst wahr haben will. Verdammter Daisuke, warum musst du mich auch nur so gut kennen?
 

Meinen Kopf nun bei der Mauer anlehnend schließe ich kurz die Augen, verfluche mich dabei innerlich selbst und mein Entschluss ist nun etngültig gefasst. Nie wieder werde ich mich einem anderen Menschen so öffnen wie ich es bisher getan habe. Nein, ich werde ab sofort nicht mehr zulassen, dass mir irgendjemand nahe kommt wie ich es bisher zugelassen habe. Noch einmal werde ich mich sicherlich nicht so hinters Licht führen lassen, daher schließe ich mit heutigen Tag für immer die Tür in mein Innerstes. Möge nun ruhig auf mich zukommen was mag, ich werde auf jeden Fall dafür gewappnet sein.

Toshiya: 3

Kaoru lag von Anfang an richtig mit seiner Aussage. Kaum war ich als Bassist akzeptiert ging es gleich einmal bergauf mit der Band, dabei machten wir sogar Yoshiki von X Japan auf uns aufmerksam. Mit ihm als Mentor haben wir als gesamte Band recht rasch das nächste Level erreicht und mittlerweile sind wir nun in ganz Japan bekannt. Beruflich gesehen scheint bei mir nun alles abgesichert zu sein, doch privatlich scheine ich kaum brauchbare Fortschritte zu machen.
 

Ich war wirklich davon ausgegangen, dass Kaoru an einer fixen Beziehung mit mir interessiert wäre, doch scheinbar habe ich mich darin gewaltig getäuscht. Es nagt an mir zu wissen, dass er sich nichts aus einer gleichgeschlechtlichen Beziehung macht und doch bekomme ich verstärkt das Gefühl von ihm vermittelt, dass er doch sichtliche Interesse an mir hegt.
 

Leicht seufzend lehne ich an der Wand zum Gebäudekomplex in dem die Wohnung unseres Zweitgitarristen liegt und ehrlich gesagt erstaunt es mich selbst, dass ich ihn freiwillig aufsuche nur weil ich mir auf einmal wegen Kaoru so unsicher geworden bin. In den abendlichen Himmel starrend bin ich mir ehrlich gesagt nicht mehr ganz so sicher ob ich hier wirklich das Richtige tue.
 

Seit diesem Gespräch mit Kaoru bin ich ehrlich gesagt innerlich sichtlich verwirrt. Was soll ich nun genau von dem was er zu mir sagt glauben? Seine gesamte Körpersprache ist mir gegenüber eindeutig inkongruent. Weiß er eigentlich wie sehr er sich selbst dadurch belügt? Ein weiteres Seufzen entweicht meinen Lippen, dabei lasse ich nun meinen Blick senken. Ich belüge mich ja im Grunde genommen doch auch selbst, in dem ich mich wortlos füge und einfach dem folge, was DIE zu mir sagt.
 

Kaoru wird so oder so nichts mehr von mir wissen wollen, vor allem wenn er heraus finden sollte, dass ich ohne jegliche Gegenwehr meinen Körper unserem Zweitgitarristen überlasse. Unweigerlich beiße ich mir deswegen auf die Lippen, da ich nur all zu gern aus diesem Kreis ausbrechen will aber leider viel zu schwach dazu bin. Genau das bin ich - schwach, unnütz, befleckt. Wer sonst wäre daran interessiert sich mit mir abzugeben?
 

Mich nun von der Mauer abstoßend gehe ich nun in Richtung der Bahn, zünde mir dabei eine Zigarette an und ich nehme mir gerade willentlich in Kauf, dass DIE sauer auf mich sein wird, weil ich die heutige Nacht nicht wie ausgemacht bei ihm verbringen werde. Ich muss Kaoru sehen. Ich muss unbedingt Kaoru sehen. Egal was es genau ist, dass er trotz all der herrschenden Verwirrung in mir auslöst, bei ihm habe ich schließlich das Gefühl sichtlich geborgen zu sein. Er gibt mir obendrein eine Kraft, die mir sogar dabei hilft mich aufzurappeln und vorwärts zu gehen.
 

Nebenbei mache ich mir Sorgen um ihn, da er in letzter Zeit so mitgenommen aussieht und es setzt mir ehrlich gesagt sehr zu ihn so zu sehen. Vor allem tut es mir weh, dass er mir scheinbar mit geplanter Absicht ausweicht. Fast so als fürchte er sich davor tief in seinem Inneren zu entdecken, was er wirklich für mich empfinden könnte. Kaum bin ich in der Bahn drinnen entscheide ich mich kurzerhand dazu zuerst im Studio nachzusehen und ein kurzen Blick aufs Display meines Handys werfend sagt mir, dass Shinya mir eine SMS geschickt hat. Rasch lese ich mir seine Kurznachricht durch, seufze dabei leise auf und ich weiß nun was ich zu tun habe.
 

Da ja sonst niemand in der Band ihm sagt er solle endlich eine Pause einlegen, werde ich das nun kurzerhand tun. Ich tue das nicht nur für die gesamte Band, sondern auch für Kaoru. Meinetwegen handle ich mir gern noch eine Standpauke von ihm ein, doch ich werde mir sicherlich nicht mitansehen, wie er sich am Ende noch kaputt arbeitet. Er ist auch nur ein Mensch wie wir Anderen auch und keine Hochleistungsrechenmaschine. Wenn Kaoru sich auch nur ansatzweise weigern sollte mitzukommen, werde ich wohl kurzerhand DIE kontaktieren und ihn bitten mir zu helfen, auch wenn ich ganz genau weiß wie angespannt momentan das Verhältnis zwischen ihnen ist.
 

Beim Studio angekommen bemerke ich nur, dass überall das Licht abgedreht ist und als ich gerade wieder gehen will fällt mir im kleinen Büro das brennende Licht auf. Fast schon so wie ich es mir gedacht habe. Kaoru befindet sich darin und ist mit einem riesigen Stapel Dokumenten beschäftigt. Kurzerhand bringe ich ihn dazu mir zu folgen, in dem ich ihm gegenüber klein wenig mit DIE androhe und er lässt sich bereitwillig von mir aus dem Studio führen.
 

Wann zur Hölle hat Kaoru bitte zuletzt geschlafen? Er sieht ja ziemlich fertig aus. Ich entscheide mich einfach dazu Kaoru heim zu bringen, dabei huscht mir ein kurzes Lächeln über die Lippen als er in der Bahn bei mir angelehnt kurz eindöst. Auch wenn ich bisher noch nie mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zu Kaorus Wohnung gefahren bin, so finde ich recht rasch den Komplex wieder in der sie liegt und ich werde sicherheitshalber bei ihm bleiben, falls er sich wieder mit Arbeit eindecken will.
 

Ich werde höchstpersönlich dafür sorgen, dass er die Ruhe bekommt die sein Körper so dringend braucht und wenn ich ihn dafür in seiner eigenen Wohnung festhalten muss. Kaum in Kaorus Wohnung angekommen bringe ich ihn dazu sich den nötigen Schlaf zu holen, dabei beschlagnahme ich mir als Liegestatt erneut sein Sofa.
 

Sehr zu meiner Erleichterung folgt er ohne Widerspruch und ich halte absichtlich mein Telefon abgeschalten. Kurz lehne ich mich im Türrahmen zu seinem Zimmer an und mit einem leichten Lächeln auf meinen Lippen ruhend betrachte eingehend jenen Mann, der nun schläft und der es auf irgendeine Weise geschafft hat, dass ich ihn einfach nicht mehr aus dem Kopf bekomme.
 

Nicht nur in meinen Träumen, wo ich ihm weitaus näher bin als mir momentan möglich ist, sondern auch in meinem Alltag ist er regelrecht präsent. Auch wenn wir nun Bandkollegen und gute Freunde sind, irgendwie habe ich immer diesen Funken Hoffnung in mir wir können eines Tages weitaus mehr als nur einfache Freunde sein. Ich möchte so viel mehr für ihn sein als ich es momentan für ihn bin.
 

Bin ich überhaupt dazu berechtigt so einen Wunsch zu hegen, auch wenn er offensichtlich unmöglich zu erfüllen ist? Darf ich mir eigentlich erhoffen, dass ich eines Tages auch wirklich mit Kaoru nicht nur im Traum so unzertrennbar verbunden bin? Ja, denn es ist mein Leben und es sind meine Entscheidungen die ich fälle. Während Kaoru in Ruhe schläft übernehme ich einen Teil des Papierkrams und ich habe sogar Kyo & Shinya verständigt um sie innerlich zu beruhigen.
 

Kaoru schläft zwei Tage durch, was mich ehrlich gesagt innerlich doch etwas beruhigt und auch wenn ich wahrscheinlich nie mehr für ihn sein werde als ich mir wünsche, so nehme ich es mir zu Aufgabe auf ihn zu achten. Ich werde eine Art Gewissen für ihn werden und ihn daran erinnern, wann er sich in punkto Arbeit etwas zurück nehmen soll. Ich bin gerade dabei etwas für Kaoru zu kochen als dieser wach wird und mit einem Lächeln stelle ich fest, dass er sichtlich ausgeruht wirkt.
 

Ein Hoffnungsfunke entspringt tief in meinem Inneren als er nun meint er müsse in Ruhe überlegen, ob er sich damit geistig anfreunden könnte mit mir beziehungstechnisch zusammen zu sein und ich kann halt nicht anders als ihn zu umarmen. Um ehrlich zu sein, ich mag Kaoru genau so wie er ist. Meinetwegen braucht er sich nicht extra umändern. Er soll einfach so bleiben wie er ist, denn das ist genau der Grund wieso ich mich auch so sehr zu ihm hingezogen fühle.
 

************
 

Es fühlt sich für mich an wie ein harter Schlag direkt ins Gesicht. Ich kann kaum glauben was geschehen ist. Ehrlich gesagt ist mir mehr als nur zum Heulen zu Mute. Am liebsten würde ich nun die gesamte Welt dafür verfluchen, nur weil Kaoru auf einmal so distanziert mit mir umgeht. Das habe ich sicherlich DIE zu verdanken. Was immer in Taiwan zwischen den beiden vorgefallen ist, am Ende muss ich alles ausbaden.
 

Es ist so ungerecht, die ganze Welt ist vollkommen ungerecht. Ich war gerade auf so guten Kurs eine passende Antwort von Kaoru zu erhalten und mit einem Wimpernschlag ist jegliche Chance vernichtet worden. Verzweifelt wie ich bin lasse ich mich ins Bett fallen, nachdem wir das Zimmer betraten und starre böse die Zimmerdecke an. Zum Glück hat Shinya noch zugestimmt, dass ich bei ihm im Zimmer sein darf als wir bandmäßig in Korea unterwegs sind.
 

Dafür war Kyo freiwillig zu unseren Zweitgitarristen ins Zimmer gezogen, wofür ich ihm ehrlich gesagt recht dankbar bin.
 

„Was ist konkret zwischen euch vorgefallen?“

„Soweit ich mich erinnere nichts Gravierendes“

„Wieso sollte Kaoru-san dann dir gegenüber auf einmal so distanziert sein?“

„Weißt du, Shinya, das wüsste ich auch gerne“
 

bringe ich nun hervor, habe mich dabei aufgesetzt und blicke den Jüngeren innerhalb der Band genau an. Mit unserem Sänger und mit ihm verstehe ich mich recht gut, auch wenn Shinya seinem Sternzeichen alle Ehre macht und meistens der Stillere von uns allen ist. Dabei muss ich noch sagen, er ist neben DIE ein wirklich guter Beobachter was uns alle betrifft.
 

„Es gibt da etwas, dass du wissen solltest“ fängt er nun an, setzt sich neben mich und fragend schaue ich Shinya nun an.
 

„Was genau, Shinya?“

„Als Kaoru-san uns sagte er habe einen möglichen Bassisten gefunden war er sichtlich aufgeregt. Seine Augen haben dabei geleuchtet, wobei ich ihn zuvor nur selten so zu Gesicht bekam seit ich ihn kenne“
 

sagt er nun zu mir, wobei ich nun leicht verwirrrt bin. Was konkrekt versucht mir unser Nesthäkchen auf diese Weise zu vermitteln?
 

„Weißt du, er war sogar leicht angespannt und sein Blick war stets in Richtung zur Tür unseres Proberaums oder aufs Display seines Handys gerichtet gewesen. Als du am Tag der Frist kamst konnte ich eine sichtliche Erleichterung an ihm erkennen“ kommt noch aus ihm hervor, wobei ich meinen Blick auf ihm ruhen lasse und erst jetzt wird mir langsam aber sicher bewusst was er mir damit in etwa sagen will.
 

Bilde ich es mir gerade ein oder versucht mir Shinya gerade einen Funken Hoffnung zu geben? Denn so wie es klingt was er mir eben erzählt hat, muss Kaoru scheinbar seine gesamte Hoffnung darin gelegt haben mich erneut zu sehen.
 

„Vielleicht lags ja auch nur daran, dass ihm zu dem Zeitpunkt ein Bassist fehlte“ kommt recht ernüchternd aus mir hervor, seufze leise auf und ehrlich gesagt glaube ich kaum daran, dass er jemals mehr in mir sehen wird als mir lieber wäre.
 

„Das glaube ich nicht, Toshiya-san, schließlich kenne ich ihn ja noch von dem Zeitpunk an als er der Neuling innerhalb von La:Sadies war“

„Warte mal, soll das etwa heißen, euer Line-Up war nicht immer so?“

„Vor Kaoru-san war noch ein Gitarrist namens Shio-san, doch er ging aufgrund persönlicher Differenzen“
 

erklärt er mir mit einem sanften Lächeln, da ich immer davon ausgegangen war, dass Kaoru schon von Beginn an mit Kyo, Shinya und DIE eine Band bildete.
 

„Du solltest auf jeden Fall mit ihm reden“

„Was, wenn er ablehnt?“

„Das wird er schon nicht, wenn du ihm die Sachlage genau erklärst, Toshiya-san“
 

sagt Shinya nun aufmunternd zu mir, seufze dabei leise auf und ich nicke nur. Na ja, einen Versuch kanns ja nicht schaden, dass ich versuche mit Kaoru zu reden. Wenn ich ihm sage, dass die Aussage unseres Zweitgitarristen nicht stimmt wird er hoffentlich auch wieder mehr mit mir reden.
 

Nun sichtlich motiviert stehe ich auf, danke Shinya für das Gespräch, verlasse kurzerhand das Zimmer und ich mache mich auf um Kaoru zu suchen, da erstarre ich innerlich zu einer Salzsäule. Damit ich nicht zu rasch entdeckt werde lehne ich mich an der Wand an und ich kann kaum glauben was ich da eben zu sehen bekomme. Kaoru mit einer jungen Frau an seiner Seite, wobei beide den Fahrstul gerade verlassen.
 

Tief in meinem Inneren zieht sich alles schmerzhaft zusammen als ich genau beobachten kann, dass seine Hand an ihrer Hüfte ruht, er kräftigst mit ihr flirtet und sie obendrein auch noch darauf eingeht. Fest auf meine Lippen beißend verspüre ich nun erste Tränen meine Wangen herab rinnen und für mich ist diese Situation wie ein direkter Messerstich in mein Herz hinein als ich noch beobachten kann wie sie mit ihm ins Zimmer verschwindet.
 

Ich sollte an seiner Seite sein und nicht ein x-beliebiges weibliches Wesen, dass sich einfach so an Kaoru ranschmeißt. Verzweiflung macht sich nun in mir breit. Ich wähle die Treppe abwärts, achte dabei nicht weiter auf mein Sichtfeld und nach einer Weile muss ich gezwungenermaßen stehen bleiben, da mir der Tränenschleier jegliche Sicht verwährt. Verdammt, wieso muss ausgerechnet ich in so eine Lage geraten?
 

Nebenbei tut es tief in meinem Inneren weh zu wissen, dass ich wohl niemals mehr für Kaoru sein werde als ich liebend gern gewesen wäre. Was sieht er nur in ihr, was ich nicht aufweisen kann? Weiß er eigentlich, was er dadurch mir tief in meinem Inneren antut? Meine Tränen werden auf einmal mehr und ich muss mich nun auf eine der Stufen setzen. Ich bekomme dieses Bild einfach nicht mehr aus dem Kopf hinaus. Es wirkt so irreal auf mich und trotzdem zieht sich alles in mir schmerzhaft zusammen.
 

Nun taucht erneut die Frage in mir auf, wieso ich einfach Kaorus Angebot so schnell zugestimmt habe. Ich hätte auch in einer ganz anderen Band auch als Bassist spielen können, also was genau war es wirklich, dass mich zu Kaoru und La:Sadies trieb? Ein leises Seufzen entweicht meinen Lippen, dabei kenne ich die Antwort doch schon zur Genüge. Weil ich von meiner schieren Neugier angetrieben wurde und weil ich unbedingt wissen wollte, ob Kaoru der mögliche Unbekannte in meinen Träumen sein könnte. Nun da ich endlich weiß, dass er es ist von dem ich diese erotischen Träume habe begann ich auch nach & nach tiefere Gefühle als nur rein freundschaftliche Gefühle zu ihm aufzubauen. Mittlerweile fühle ich mich gefangen in einer irrealen Illusion meines Inneren.
 

Halbwegs meine Tränen getrocknet begene ich am Flur Kyo der mich fragend ansieht und auf mich näher zukommt. Als er nun direkt vor mir steht und mir die wenigen Tränen von meiner Wange streicht fühle ich deutlich, wie mir langsam wieder erneut welche kommen, dabei sage ich ihm in einer Kurzfassung nur, wieso ich mich so am Boden zerstört fühle. „Dafür könnte ich DIE mehrfach eine knallen“ höre ich ihn nur leise sagen und ehrlich gesagt bin ich dankbar, dass unser Sänger etwas Mitgefühl an den Tag legt was das Wirrwarr an Gefühlen tief in meinem Inneren betrifft. „Bitte, du musst jetzt mitspielen, Kyo“ kommt leise aber auch hastig aus mir hervor und streiche mir meine letzten Tränen zur Seite als sich die Tür zu Kaorus Zimmer wieder öffnet.
 

Ehrlich gesagt, ich könnte mich dafür ohrfeigen, dass ich ausgerechnet vor Kaoru etwas vorspielen muss nur damit er nicht misstrauisch wird. Bevor Kyo auch nur ansatzweise auf mich reagieren kann habe ich ihn kurzerhand geküsst und dabei fällt mir ehrlich gesagt nicht auf, wie Kaorus Blick in kühler Weise auf uns ruht. Ich weiß ja selbst, dass ich ein absoluter Vollidiot bin. Anstatt dazu zu stehen was mir Kaoru wirklich bedeutet, mache ich die Lage um mich herum nur noch schlimmer. Einen sichtlich verwirrt dreinblickenden Kyo am Flur zurück lassend bin ich in mein Zimmer zurück, dass nun leer ist und ich fühle nur noch wie mir die Tränen herab rinnen. Jetzt habe ich es mit Sicherheit vergeigt, den Platz tief in Kaorus Herzen mein eigen nennen zu dürfen und ich fühle mich sprichwörtlich wie ein Häuflein Elend.
 

„Was sollte das eben?“ höre ich nun Kaorus Stimme zu mir sagen, wobei ich innerlich sichtlich erstarre und es nicht wage ihn anzuschauen als er mein Zimmer betritt. Er darf mich nicht so sehen. Nicht, wenn ich so verheult und verzweifelt bin. „Keine Ahnung was du nun konkrekt meinst“ kommt unglaublich ruhig aus mir hervor, habe mich innerlich halbwegs wieder gefasst, wische mir meine Tränen weg, starre in Richtung der Wand und die Stille im Raum ist mehr als erdrückend. „Toshiya, warum...?“ vernehme ich ihn nun leise sagen, dabei fühlt es sich wie zehntausend Nadelstiche auf einmal an als seine Hand nun kurz auf meinem Arm ruht. „Warum was, Kaoru?“ frage ich nur leise nach, senke dabei meinen Blick und ehrlich gesagt traue ich mich gerade nicht ihm in die Augen zu schauen.
 

„Warum belügst du nicht nur dich selbst, sondern mich noch obendrein dazu?“

„Ich...“
 

bringe ich nur hervor, beiße mir dabei auf die Lippen und erneut fühle ich wie mir Tränen herab rinnen. Verdammt, damit habe ich ehrlich gesagt nicht gerechnet, dass Kaoru angefangen hat mich weit aus besser zu kennen als ich mich selbst. Ein gewaltiger Stich ist meiner Brust zu fühlen als er mich nun umarmt und ich fühle mich so schäbig in diesem Augenblick. Im Grunde genommen habe ich es nicht verdient Kaorus Aufmerksamkeit zu erlangen. Ich kann ihm nicht einmal ins Gesicht sagen, dass ich auf seelischer Ebene ein Gefangener unseres Zweitgitarristen bin. Ich kann ihm nicht einmal ins Gesicht sagen, was ich wirklich für ihn tief in meinem Inneren empfinde. Ich kann es einfach nicht. Denn dazu bin ich viel zu schwach als das ich mich dagegen wehren könnte. Ich bin schwach, unnütz und befleckt, wer will sich da noch freiwillig mit mir abgeben? Niemand mit nur annähernd genug Verstand im Kopf.

Toshiya: 4

Nach unserer kleinen Tour in Korea folgen noch einige Auftritte in unserer Heimat, dann ist uns seitens des Managements eine kleine Pause vergönnt bevor es wieder zurück ins Studio zu weiteren Aufnahmen geht. Nach außen hin lasse ich mir nicht anmerken, wie zersplittert mein Inneres momentan ist. Selbst vor meinen Freunden trage ich geschickt diese Maske der Tarnung nur um von dem ablenken zu können, dass mir gewaltig zusetzt. Nur bei Kaoru scheint diese Taktik nicht ganz zu funktionieren. Auch wenn er nichts dazu sagt, ich kann es ihm direkt ansehen. Er weiß, dass meine gute Laune ihnen gegenüber nur vorgespielt ist, trotzdem schweigt er mir gegenüber weiterhin in eisener Manier.
 

Ich will den Anderen gerade hinaus ins Freie folgen als wir nun Pause haben, da deutet Kaoru mir an, dass er mit mir reden will. Ehrlich gesagt am liebsten möchte ich die ganze Sache vergessen in die ich mich verstrickt habe, trotzdem wird sie mir wohl lebenslänglich haften bleiben. Fragend schaue ich ihn nun an, lehne mich bei der Wand nahe der Tür an und verschränke dabei meine Arme. So weit ich weiß habe ich mich doch beim heutigen Soundcheck eben gar nicht verspielt. Auch zu DIE habe ich dank Kyos Hilfe sichtlichen Abstand gewonnen, daher weiß ich ehrlich gesagt nicht worüber er nun mit mir so dringend reden will. Warte Mal, geht es vielleicht darum, weil ich ihm letztens keine brauchbare Antwort auf seine Frage liefern konnte? Ein leises Seufzen entweicht mir, senke dabei meinen Blick und in einer gewissen Weise will ich dieses Thema nicht mehr ansprechen.
 

„Was ist los mit dir, Toshiya?“

„Nichts, es ist alles in Ordnung“
 

bringe ich nun hervor, schaue ihn dabei nicht an, stoße mich von der Wand ab und ich will gerade durch die Tür hinaus in Richtung Künstlereingang gehen, da bemerke ich wie er streng seine braunen Iriden auf mich richtet und direkt bei der Tür sich anlehnt.
 

„Ich seh dir doch an, dass dich etwas beschäftigt. Du bist offensichtlich nicht ganz dabei“

„Das ist mein Problem, danke für den Hinweis“

„Leider auch meines, wenn die Arbeit so offensichtlich darunter leidet“
 

höre ich ihn nun sagen, seufze leise auf und lasse meinen Blick durch den Raum schweifen. Zu meinem Leidwesen ist der einzige Weg hinaus genau da wo Kaoru die Tür blockiert. Ich möchte nicht in diesem Augenblick mit ihm über mich reden, denn momentan geht ja die Band vor. Ich werde mich halt weiterhin anstrengen meine Maske nach außen hin so unlesbar zu machen, dass selbst Kaoru nicht mehr hindurch schauen kann.
 

„Mit mir ist wirklich alles in Ordnung, Kaoru“

„Ach ja? Und was sollte dann die Aktion mit Kyo vor ein paar Tagen?“
 

fragt er nach, blickt mich dabei skeptisch an und ich schlucke leicht als er mich nun danach fragt. Geschickt weiche ich nun seinem Blick aus, überlege mir fieberhaft was ich ihm genau darauf antworten soll, doch in der Eile fällt mir keine passende Antwort ein. Nur jene, die ich Kaoru gegenüber ungern aussprechen möchte. Sicherlich hält er mich für einen Idioten würde ich ihm die Wahrheit nun sagen und nebenbei fühlt sich die Stille um uns herum recht erdrückend an.
 

„Die Idee dazu war spontan geboren“ antworte ich ihm nur darauf, was ja auch teilweise stimmt und innerlich hoffe, ja bete ich sogar darauf, dass mir Kaoru dahingehend glaubt. Denn nun da ich ja offensichtlich all meine Chancen verspielt habe, behalte ich lieber die wahren Beweggründe ganz für mich allein. Er braucht nicht zu wissen, dass ich nur unseren Sänger damit verwickelt habe, weil ich auf die junge Frau an Kaorus Seite eifersüchtig geworden war. Außerdem habe ich ehrlich gesagt Angst davor, dass Kaoru eines Tages doch heraus findet, warum ich mich auf einmal begonnen habe mich verstärkt zurück zu ziehen.
 

„Was ist wirklich mit dir los, Toshiya?“

„Ich sagte dir doch...“

„Ich kaufe es dir aber nicht ab“
 

vernehme ich ihn nun sagen, beiße mir dabei auf die Lippen als ich eine gewisse Sorge um mich in seiner Stimme heraus hören kann und er bringt mich auf einmal dazu ihm direkt in die Augen zu sehen in dem er beide Hände an meine Wangen legt.
 

„Ich kann es dir momentan nicht sagen“ bringe ich nun leise hervor, schließe dabei meine Augen und ich weiß ja selbst, dass ich dadurch nur Kaoru weiter verletze als mir eigentlich lieb ist. Er ist der Einzige innerhalb der Band wo ich stets das Gefühl bekomme, er blickt einem direkt in die Seele hinein. Leicht seufzend blickt er mich nun an und ich kann verstehen, dass er sichtlich enttäuscht deswegen ist.
 

„Bist du wirklich mit DIE zusammen? Er hat mir in Taiwan etwas in die Richtung angedeutet“

„Da träumt der Gute wohl, ich würde es niemals wagen dich durch jemanden Anderen zu ersetzen“
 

bringe ich nun schmollend hervor, wobei ich erst jetzt bemerke was ich indirekt angedeutet habe und Kaorus Augen weisen auf einmal eine gewisse Spur von Erleichterung auf. „Ich danke dir, Toshiya“ sagt er nur darauf zu mir, haucht mir einen Kuss auf die Stirn und auch wenn er nicht sonderlich zufrieden damit ist zu wissen was mich momentan so sehr bedrückt, so scheint eine bestimmte Sorge gerade von ihm gewichen zu sein.
 

Gemeinsam mit Kaoru näher ich mich dem Rest der Band mit dem wir zurück ins Hotel fahren und ich sitze neben Shinya & Kyo in einer Reihe. Eines Tags werde ich hoffentlich die Stärke entwickelt haben um Kaoru alles sagen zu können was mir wirklich auf dem Herzen liegt, doch momentan bin ich noch meilenweit davon entfernt um ihm die volle Wahrheit anzuvertrauen.
 

************
 

Die Jahre verstreichen unaufhaltsam und der Erfolg unserer Band ist sichtlich gestiegen. Wir haben Europa und auch die USA in Angriff genommen, dabei bin ich jedes Mal richtig erstaunt wie viele Fans wir sogar in Übersee haben. Ehrlich gesagt habe ich langsam eine Art Vorliebe dafür entwickelt wenn es wieder einmal heißt unsere Tour führt uns aus Japan hinaus in die weite Welt. Vom Visual Kei Stil sind wir längst abgekommen und ich bin der Meinung, wir erfinden uns als Band ständig neu was unseren eigenen Stil betrifft.
 

Was meine Freundschaft zu Kaoru betrifft, so scheinen sich die gröbsten Wogen darin geglättet zu haben und wir verbringen wieder viel Zeit miteinander so fern es unser Terminplan zulässt. Trotzdem verschweige ich immer noch vor ihm, was ich wirklich für ihn empfinde und das ich auf seelischer Ebene weiterhin ein Gefangener unseres Zweitgitarristen bin. Ich möchte ihm ja endlich die gesamte Wahrheit sagen was mich betrifft, doch die Angst ihn womöglich ganz zu verlieren überwiegt tief in meinem Inneren. Daher belasse ich es so wie es ist und ich kann nur darauf hoffen, dass Kaoru nicht vorher hinter die Wahrheit kommt, die ich geschickt vor ihm verschleiert halte. Leise seufzend beobachte ich wie Kaoru in sein kleines Büro verschwindet und ich nehme mir gerade vor mit Shinya zu reden, da ich immer noch die leise Vermutung in mir trage, dass DIE mich bewusst involviert hat um Kaoru tief im Inneren zu treffen.
 

„Hey Shinya, können wir reden?“

„Klar doch, um was geht es denn?“

„Um Kaoru“
 

bringe ich nun hervor, schaue ihn direkt an und durch ihn erhoffe ich mir die nötigen Informationen zu erhalten, die ich vor Jahren erfolglos versucht habe aus Kaoru hervor zu holen. Kurzerhand erkläre ich ihm, was ich denn gerne über unsere beiden Gitarristen wissen will und genau da merke ich wie ihm ein leises Seufzen entkommt.
 

„Kaoru-san hat es dir also nicht gesagt?“

„Was gesagt? Bitte Shinya, sag mir was du weißt“

„Ok, es bleibt aber unter uns, versprochen?“

„Versprochen Shinya“
 

bringe ich nun hervor, schaue ihn genau an und da beginnt er mir nun zu erzählen, dass DIE eigentlich schon seit Kaorus Einstieg in die Band eine gewisse Interesse an ihm hegt. Ich erfahre auch von Shinya, dass sich unser Zweitgitarristen scheinbar sichtliche Chancen bei ihm erhoffte und enttäuscht feststellen musste, dass Kaoru gar nicht mal an ihm interessiert war.
 

Jetzt beginne ich langsam zu verstehen, weshalb DIE mir gegenüber so besitzergreifend wirkt. Nur weil Kaoru ihn abblitzen hat lassen, braucht er nicht mich in diese Sache zwischen ihnen weiter involvieren. Erst jetzt verstehe ich auch, wieso er mir gegenüber meinte Kaoru wäre tabu. Ich bin wohl das Druckmittel oder wie?
 

„Warum konnte mich niemand von euch vorwarnen, dass er auf mich eifersüchtig sein könnte“ kommt leicht schmollend aus mir hervor, senke kurz meinen Blick und ehrlich gesagt tut es wirklich weh so ausgenutzt zu werden. All die Jahre, wo ich diese seelische Qual zu ertragen hatte dienten also nur dazu mir jene Gefühle auszutreiben, welche ich für Kaoru tief in meinem Inneren trage. Ich bin also nur die ungewollte Konkurrenz, die er geistig soweit brechen will, dass sie ihm nicht mehr weiter im Weg stehen würde. Mein erster Verdacht damals war doch richtig. DIE handelt was mich betrifft nur aus reiner Eifersucht heraus.
 

„Wie meinst du das jetzt, Toshiya-san?“

„Was ich dir jetzt sage bleibt unter uns, verstanden?“

„Klar, ich sag kein Wort weiter“
 

kommt nun aus Shinya hervor und zum ersten Mal öffne ich mich einem meiner Freunde was mich tief im Inneren so sehr belastet. Shinya ist sichtlich geschockt als ich ihm die Kurzfassung erzähle und wenn ich ehrlich sein soll, so geht es mir nun um eine Spur besser nun wo ich unser Nesthäkchen eingeweiht habe. Auf Shinya ist definitiv Verlass. Egal was man ihm anvertraut, er ist wie eine einbruchssichere Dose.
 

************
 

Zwei Wochen sind seit meinem Gespräch mit Shinya verstrichen und ich verbringe nun recht viel Zeit mit Kyo und ihm. Nebenbei weihe ich nun auch unseren Sänger vollständig in jene Dinge ein, dank denen ich in letzter Zeit quasi eine Art Maske vor meinen Freunden trage und selbst bei ihm kann ich sichtlich ablesen, dass er sprachlos ist. Mir fällt aber auch eine gewisse Angespanntheit bei Kyo an, die mir doch etwas unheimlich ist und ich wage es deswegen ihn kaum direkt anzusehen. „Überlasst DIE ruhig mir“ sagt er nun zu uns, worauf er von seiner Tasse Tee trinkt und ich kurz fragend zu Shinya blicke, bei dem wir uns gerade befinden.
 

„Bevor du übers Ziel hinaus schießt, Kyo-kun, lass mich versuchen mit ihm zu reden“ wirft Shinya nun ein, der seinen Blick auf Kyo richtet und ehrlich gesagt weiß ich nicht so recht, ob unser Nesthäkchen dazu in der Lage ist in vernünftiger Weise mit DIE zu reden. Dabei muß ich ungewollt zugeben, dass ich ihn schon ein paar Mal sichtlich unterschätzt habe.
 

„Nun gut, du hast nur einen Versuch“

„Was machen wir, wenn er mich als den Unglaubwürdigen darstehen lässt?“
 

bringe ich nun leise hervor, sehe meine Freude direkt an, halte die Tasse umklammert und Unsicherheit steigt in mir auf. „Ich hab da so meine Methoden“ antwortet Kyo in aller Ruhe darauf, worauf ich bei Shinya rasch erkenne wie dieser nun den Blick senkt und leise aufseufzt. ,Wenn das Anketten und Einschüchterungstaktik beinhaltet, dann weiß ich langsam woher der Gute diese Methoden her hat‘ schießt mir der Gedanke gerade durch den Kopf, trinke schweigend aus meiner Tasse etwas vom Tee und ehrlich gesagt bekomme ich plötzlich das Bild nicht mehr aus dem Kopf, wie Kyo unseren Zweitgitarristen ans Bett fesselt.
 

Auf einmal überkommt mich ein ganz anderer Gedanke. Was wäre, wenn DIE zwar auf mich eifersüchtig ist, aber dadurch eine ganz andere Person auf sich aufmerksam machen will? Was wäre, wenn Kaoru nicht das eigentliche Ziel ist wie ich vorhin annahm? „Kyo, darf ich etwas fragen?“ kommt nun aus mir hervor, richte nun meinen Blick auf ihn und ich schlucke kurz, da ich ehrlich gesagt nicht ganz so sicher bin wie er auf meine Frage reagieren wird.
 

„Was verbindet euch eigentlich so sehr miteinander, also DIE und dich?“

„So im Grunde gesehen eigentlich nur dein Vorgänger“
 

bringt er recht trocken hervor, sieht mich dabei nicht ganz an und auf einmal bekomme ich unweigerlich das Gefühl vermittelt, ich bin hier nicht der Einzige innerhalb der Band, der seine wahren Gefühle verborgen trägt. „Dann ergeht es dir genau wie mir“ bringe ich leise hervor als Shinya kurz das Zimmer verlässt um seine Hündin zu füttern und ich halte dabei meinen Blick gesenkt.
 

„Weißt du, Toshiya, jedes blinde Huhn würde mitbekommen wie sehr Kaoru an dir interessiert ist“

„Überhaupt nicht wahr“
 

bringe ich schmollend hervor, dabei grinst Kyo mich an, lehnt sich ins Sofa zurück und blickt mich direkt an.
 

„Ihr beide passt wirklich gut zusammen“

„Reine Wunschvorstellung“

„Ich meine das ernst, Toshimasa Hara“
 

höre ich ihn nun zu mir sagen, worauf ich ehrlich gesagt nicht genau weiß was ich nun antworten soll und uns nun eine erdrückende Stille umgibt. Na toll, selbst ihnen ist es scheinbar nicht verborgen geblieben wie sehr ich mir wünsche an Kaorus Seite zu sein.
 

„Es ist aber unmöglich“

„Nur solange man nicht den ersten Schritt tut“

„Ach ja? Was ist mit dir? Warum traust du dich denn nicht ihn zu tun?“
 

kommt nun aus mir hervor, blicke Kyo direkt an, schmolle dabei leicht, habe die Tasse am Tisch abgestellt und verschränke dabei meine Arme.
 

„Das tut jetzt hier nichts zur Sache“

„Doch, das tut es, Kyo“
 

kommt noch aus mir hervor, wobei ich jetzt sicherlich nicht locker lassen werde bis ich die passende Antwort aus ihm erhalte. „Aus Angst, ich könnte abgelehnt werden“ antwortet er mir schließlich nach einer Weile kaum hörbar, dabei schlucke ich leicht, denn im Grunde genommen verstehe ich ihn ganz gut. Gerade weil ich Kaoru nicht verlieren will schweige ich lieber was meine wahren Gefühle für ihn betrifft und belüge mich verstärkt selbst. Kyo scheint es wohl genau wie mir zu ergehen. Er zieht verstärkt das Schweigen vor was seine wahren Gefühle betrifft und belügt damit nicht nur sich selbst.
 

„Lass uns gegenseitig etwas versprechen, Kyo?“

„Von mir aus“

„Das wir endlich anfangen ehrlich nicht nur uns selbst gegenüber zu sein“
 

bringe ich nun hervor, schaue ihn direkt an und da erst erkenne ich inmitten von Kyos braunen Iriden einen leichten Schimmer von Hoffnung aufkeimen. „Falls einer dagegen verstößt, erhält derjenige eine Strafe“ meint Kyo nun als Vorschlag darauf, worauf ich mit einem Nicken zustimme und ein leichtes Lächeln huscht mir dabei über die Lippen. Nun da ich weiß ich bin nicht der Einzige wird es mir sicherlich leichter fallen Kaoru gegenüber die Wahrheit zu gestehen.
 

*************
 

Mit Kyo & Shinya habe ich eine Art Schlachtplan ausgearbeitet. Shinya ist als Gesprächsvermittler dank seiner ruhigen Art wirklich geeignet und da er ja fast schon nebenbei als Kummerkasten der ganzen Band gilt weiß er wohl in bestimmten Situationen weitaus mehr als Kyo oder ich es tun. Die Dreharbeiten zu unserem Video stehen kurz davor und da finden halt recht oft Sitzungen statt, welche ich ehrlich gesagt recht langweilig finde. Was Kaoru betrifft, so wirkt er als benötige er dringend eine gewisse Auszeit von all dem Trubel um uns herum und obwohl ich so aufmerksam wie möglich bin schweifen meine Gedanken zu ihm ab.
 

Kaum das die Sitzung vorbei ist bin ich genau wie Kyo schon einmal hinaus um eine zu rauchen, dabei fällt mir erst jetzt auf wie er mich fragend ansieht. Kurzerhand gebe ich ihm Feuer, da seins gerade streikt und mit einem raschen Nicken dankt er mir dafür, dann macht er einen Zug von seiner Zigarette.
 

„Wann hast du vor es ihm zu sagen?“

„Ehrlich gesagt, ich weiß noch nicht so recht wann“
 

bringe ich leise seufzend hervor, mache einen Zug von meiner Zigarette, lehne direkt neben unserem Sänger bei der Wand und blicke in den leicht grau gehaltenen Himmel. Ein leichtes Nicken ist alles, womit Kyo mir nur antwortet und Schweigen umhüllt uns gerade als auch DIE nach draußen kommt. Kurz darauf erscheinen auch schon Kaoru & Shinya und wir brechen gestaffelt direkt zum Proberaum auf.
 

Merkwürdigerweise hüllt jeden Einzelnen von uns diese Stille ein und ich frage mich gerade an was es wohl liegen mag, dass wir sogar innerhalb der Band das große Schweigen bevorzugen. Dort angelangt teilt Kaoru uns den genauen Zeitplan der Drehtage aus und erklärt uns auch ganz genau wann & wo wir uns einzufinden haben. Mit einem Nicken geben wir ihm zu verstehen, dass wir alles verstanden haben, dann dürfen wir heimwärts gehen.
 

„Toshiya, wartest du bitte einen Moment?“ vernehme ich Kaoru gerade mich fragen als ich meine Jacke anziehen will und ich nicke nur rasch. Er nimmt eine Stapel an Dokumenten mit, sperrt den Proberaum ab und bittet mich kurzerhand ihm dabei zu helfen. Sofort sage ich ihm meine Hilfe zu, dabei bin ich innerlich froh darüber wenigstens auf diese Weise etwas Zeit mit ihm zu verbringen.
 

Auf den Weg zu seiner Wohnung reden wir über Ideen für das neue Album, an dessen Aufnahmen wir uns recht bald heran wagen und ich bemerke rasch wie sehr er in seinem Element ist. Was die Arbeit betrifft, so können wir beide uns wunderbar austauschen, doch was Privates anbelangt geht jeder von uns beiden doch sichtlich auf Abstand. Ungewollt kommt mir ein leises Seufzen über die Lippen und ich blicke recht nachdenklich aus dem Fenster der Bahn als nun die Station angekündigt wird wo wir austeigen müssen.
 

Nach kurzen Fußmarsch erreichen wir schließlich Kaorus Wohnung und innerlich frage ich mich gerade in wie fern sich alles um mich herum verändern würde, wenn ich ihm endlich die volle Wahrheit zukommen lasse. Wie wird Kaoru darauf reagieren? Enttäuscht, weil ich solange nichts gesagt habe? Angespannt? Distanziert? Wenn ich ehrlich sein darf ist das ein weiterer Grund für mich weshalb ich lieber schweige, da ich Angst davor habe wie er darauf reagieren könnte was ich ihm gegenüber jahrelang im Verborgenen hielt. Doch auf der anderen Seite gesehen wäre es unfair diese weiterhin vor ihm zu verschweigen. Was soll ich bloß tun? Wie bringe ich Kaoru am besten die Wahrheit bei ohne ihn weiter dadurch zu verletzen?
 

so I was placed alone

I‘m placed alone...

薫: 5

Es sind meist die kleinen Erfolge im Leben, die am Ende zu einem großen Erfolg hinaus führen. Dementsprechend weiß ich nun, dass die Aussage von Daisuke Andou nicht der Wahrheit entspricht und trotzdem lässt mich das ungute Gefühl nicht los, dass er etwas mit der gravierenden Veränderung in Toshiyas Verhalten zu tun hat. Doch was mich so sehr wurmt ist die Tatsache, dass scheinbar keiner der beiden konkret mit mir darüber reden will.
 

Es verletzt mich zu wissen, dass meine Freunde eher das große Schweigen vorziehen als mir zu sagen was nun wirklich los ist. Vor allem bei Toshiya habe ich mir erwartet, dass er sich mir anvertraut sollte ihn etwas tief in seinem Inneren belasten. Ein leises unhörbares Seufzen entweicht mir gerade als wir beim Proberaum ankommen und ich nun meinen Schützlingen den Zeitplan für die Dreharbeiten genau erkläre, dann scheuche ich sie alle nach Hause.
 

Nur Toshiya bitte ich noch darum mir bei einem Stapel wichtiger Dokumente zu helfen und ich fahre kurzerhand mit ihm in meine Wohnung. Hoffentlich kann ich so endlich heraus finden, was ihn innerlich so sehr zusetzt. Auch wenn er nach außen hin so tut als wäre alles in Ordnung mit ihm, so kann ich ihm klar ablesen das dem in Wahrheit nicht der Fall ist. Was immer er vor mir so eisern verschweigt, ehrlich gesagt setzt es mir zu, dass ich ihm deshalb nicht helfen kann.
 

Ich möchte ja doch eine Stütze für ihn sein, doch wie wenn er sich mir nicht mehr anvertraut? Ein leises Seufzen entweicht gerade meinen Lippen, da es ehrlich gesagt nur zwei gravierende Dinge in meinem Leben gibt um die ich mir solche Sorgen mache: 1) Toshiya & 2) das Bestehen der Band. In letzter Zeit ist mir an mir selbst aufgefallen, dass ich mich kaum noch konzentrieren kann, da meine Gedanken stets an den attraktiven Bassisten in meiner Band gerichtet sind und wie ich ihm bloß helfen kann. Egal mit wieviel Arbeit ich mich auch am Ende eindecke, ich bekomme ihn einfach nicht aus dem Kopf heraus.
 

Ist es etwa zuviel verlangt zu wissen, was wirklich tief in seinem Inneren vorgeht? Langsam weiß ich nicht mehr, was ich selbst noch glauben kann und was nicht. Ja, wir alle haben uns über die Jahre sichtlich verändert, doch warum haben sich ausgerechnet diejenigen von mir distanziert, von denen ich dachte ich wäre ihr Freund? Ein erneutes Seufzen entkommt mir und ich blicke abwesend das Notenblatt in meinen Händen an. Ich hätte vielleicht doch damals kurzerhand alles auf Eis legen und einer normalen Tätigkeit nachkommen sollen, dann wären mir wahrscheinlich all diese Probleme erspart geblieben.
 

„Ich denke, wir sollten eine Pause einlegen“ vernehme ich Toshiya nun zu mir sagen, nicke darauf nur und lasse mich kurzerhand ins Sofa fallen. Ob ich mir doch zu sehr den Kopf zerbreche? Vielleicht brauche ich ja auch nur etwas Abstand zur Band und doch halte ich es ehrlich gesagt keine fünf Minuten ohne brauchbare Arbeit aus. Ehrlich gesagt wundere ich mich zeitweise wirklich was nur aus mir geworden ist. In erster Linie habe ich endlich meinen Traum von meiner eigenen Band umsetzen können und ich bin landesweit bekannt.
 

Trotzdem fehlt eindeutig eine wichtige Komponente in meinem Leben. Ich sehne mich nach der Wärme & Nähe die Toshiya ganz am Anfang mir gegenüber stets vermittelt hat. Genau diese anfänglichen Tage sind es, die ich mir in letzter Zeit recht verzweifelt wieder herbei wünsche und die ich am liebsten nie verloren hätte. Auch wenn mein Stolz es vorerst nicht zuließ, so bin ich endlich in der Lage mir selbst gegenüber einzugestehen, dass ich Toshiya brauche. Es ist weit aus mehr, dass ich für ihn tief in meinem Inneren empfinde und trotzdem fehlen mir immer noch die passenden Worte um ihm zu sagen was er mir wirklich bedeutet. Was immer es ist, dass er seit unserer ersten Begegnung tief in mir ausgelöst hat, ich habe riesige Angst davor kurzerhand von ihm abgewiesen werden zu können.
 

Ja, damals als ich ihm begegnete konnte ich mir halt nicht vorstellen, dass ich ausgerechnet für einen Mann so tiefe Gefühle entwickeln würde und mittlerweile ist es nur noch eine reine Lüge, wenn ich mich mit einer Frau treffe. Auf einmal fühlt es sich nur noch sichtlich falsch an mit einer Frau weitaus intimer zu werden. Erst jetzt wird mir klar, wieso sich Toshiya während unserer Tour am Festland so verhalten hat. Erst jetzt, wo ich ein recht nachdenklich gewordener und nach außen hin recht verbittert wirkender Mann geworden bin.
 

Seufzend schließe ich nun kurz meine Augen, dabei beginne ich mich zu fragen, wieso ich eigentlich so verbittert in erster Linie geworden bin. Ob es wohl daran liegt, dass Toshiya fast schon wie der hellste Stern unerreichbar für mich geworden ist? Wann hat bitte ein Teil in mir zu akzeptieren begonnen, dass ich meine Chance bei ihm schon längst vergeben habe? Warum komme ich einfach nicht über die Tatsache hinweg, dass ich mit meiner Aussage damals verantwortlich dafür bin weshalb wir nur noch auf der rein freundschaftlichen Ebene kommunizieren? Ich wollte doch nur ihm gegenüber von Anfang an ehrlich sein was mich selbst betrifft und was hat es mir gebracht? Eine ungewollte Distanzierung zwischen Toshiya und mir, die über die Jahre hinweg deutlich spürbar geworden ist. Ja, in letzter Zeit wünsche ich mir recht häufig jene anfänglichen Tage zurück, wo ich klar seine Nähe verspüren konnte.
 

„Kaoru?“ vernehme ich ihn nun vorsichtig fragen als er sich zu mir setzt und ich blicke ihn direkt an. Etwas an seiner Körpersprache zeigt mir deutlich an, dass er sich offensichtlich Sorgen um mich macht und nicht genau weiß wie er mich fragen soll ohne dass er mich dabei verärgert. Meine Augen schließend lehne ich mich nun instinktiv bei ihm an, dabei fühle ich deutlich wie er leicht zögert bevor er sich doch dazu entscheidet seinen Arm um mich zu legen.
 

Augenblicklich beginnt mein gesamter Körper sich zu entspannen, da ich ihm wenigsten in diesem Moment etwas nahe sein kann und ich fühle nebenbei, wie er mich nun sanft zu sich zieht. Zufrieden wie ich deswegen bin schmiege ich mich bei Toshiya an und auf einmal ist mir als falle mir ein Großteil des Ballastes von den Schultern, den ich mir aufgeladen habe. Ich kann es einfach nicht in Worten ausdrücken und doch verzehre ich mich innerlich sehr nach dieser Nähe zu ihm. In aller Ruhe genieße ich einfach, bei ihm so angeschmiegt zu sein, dabei ahne ich noch nicht einmal ansatzweise welche grausame Wahrheit mir noch vor Augen geführt werden wird.
 

************
 

Wir stecken nun inmitten der Dreharbeiten zu einer neuen Single, wobei mit dem Management kurzerhand ausgemacht wurde, diesen Song auf dem folgenden Album auf englisch zu veröffentlichen. Kyo ist zwar anfangs nicht so begeistert von dieser Idee, doch bei den Aufnahmen dazu beweist er dann doch etwas mehr Elan. Nebenbei bemerkt muss ich zugeben, dass sich Kyos Englisch über die Jahre hinweg sichtlich gebessert hat.

Während DIE gerade seine Aufnahmen für das Video durchgeht sind Toshiya & ich samt Shinya im Studio anwesend und vollziehen dort unsere Aufnahmen für das Album sowie für die Single.
 

Gemeinsam mit ihm gehe ich gerade den Part durch, den Toshiya eben aufgenommen hat und erst da fällt mir an ihm stark auf wie er stets seinen Blick leicht gesenkt hält. Fast so als traue er sich nicht mich direkt anzusehen. Da Shinya gerade seinen Take hat schlage ich Toshiya kurzerhand vor, dass wir gemeinsam eine rauchen gehen und ich ziehe mich so mit ihm in einen leerstehenden Raum zurück um in aller Ruhe mit ihm reden zu können.
 

„Toshiya, was ist nur los mit dir?“ bringe ich leise hervor, lasse meinen Blick auf ihm ruhen und meine Sorge um ihn steigt sichtlich an als er nur schweigt und seinen Blick senkt. Erst da fallen mir die Tränen auf, die an seinen Wangen herab rinnen, nehme ihn kurzerhand in die Arme und streiche ihm behutsam über den Rücken. Was immer es ist, es muss ihm ziemlich zusetzen, dass er mir den Grund dafür nicht sagen kann.
 

„Bitte verzeih mir...“ vernehme ich nun kaum hörbar seine Stimme sagen, worauf ich nun vorsichtig seinen Kopf anhebe und deutlich sehen kann wie ihm noch mehr Tränen herab rinnen. Es setzt mir innerlich sichtlich zu ihn so zu sehen und ich beginne mich sofort zu fragen, was ihm denn zugestoßen sein könnte. „Was ist vorgefallen?“ frage ich nun nach, streiche ihm dabei die Tränen von den Wangen, schaue ihn direkt an und innerlich erhoffe ich mir gerade nur, dass ich ihm wengistens bei der Lösung behiflich sein kann.
 

Ein kurzes Schweigen umhüllt uns, dann schiebt Toshiya leicht sein T-Shirt hoch und ich kann kaum fassen was ich nun zu sehen bekomme. Vorsichtig fasse ich nach seinem Arm, kremple den Ärmel etwas hoch und selbst am Handgelenk kann ich blaue Flecken erkennen. Innerlich erstarre ich unweigerlich, wobei ich im Moment einfach nicht wahrhaben will was ich hier gerade zu Gesicht bekomme. „Bitte verzeih mir....“ bringt er erneut kaum hörbar hervor, worauf ihm noch mehr Tränen herab rinnen und erst langsam beginnt es in mir zu dämmern, weshalb er sich all die Jahre mir gegenüber zu distanzieren begann.
 

Eines verstehe ich gerade überhaupt nicht: warum sucht er die Schuld dafür bei sich? „Wer ist dafür verantwortlich?“ frage ich nun bei ihm nach, streiche ihm beruhigend über den Rücken, lasse meinen Blick auf ihm ruhen und schlagartig fällt mir nur eine einzige passende Person ein, die für all das verantwortlich ist. Ich warte nicht auf Toshiyas Antwort ab, sondern lasse ihn nun im Raum zurück und ich schreite mit großen Schritten auf unseren Zweitgitarristen zu, der sich nun ebenfalls im Studio anwesend befindet.
 

Ehe irgendein Anwesender reagieren kann hole ich zum Schlag aus, worauf er nun zu Boden geht und trotz meiner immensen Wut auf DIE muss ich mich sichtlich zügeln. Kyo muss mich mit einigen Mitarbeitern aus unserer Crew von unserem Zweitgitarristen fernhalten, bevor ich ihn noch komplett außer Gefecht schalte. Wenn es um Toshiya geht, dann gibt es kein Pardon mehr bei mir. Dann hat auch eine gewisse Freundschaft sichtlich ihre Grenzen erreicht.
 

„Bekomme ich Toshiya erneut so zu Gesicht, dann lernst du mich von einer ganz anderen Seite kennen, Daisuke Andou“ bringe ich nun warnend vor allen Anwesenden hervor als Shinya mich nun kurzerhand zur Seite führt und ich kann deutlich an ihm ansehen wie verwirrt er gerade wirkt. Normalerweise bin ich vollkommen beherrscht und zeige selten nach außen hin an, was in mir gerade so vorgeht.
 

„Fahr heim, Kaoru“

„Es gibt noch einiges an Arbeit zu erledigen“

„Ich kümmere mich schon darum, also sieh zu, dass du heimfährst und dich beruhigst“
 

bringt Shinya ruhig, aber bestimmt nun hervor, sieht mich dabei direkt an und mit einem kurzen Nicken gebe ich schließlich auch nach. Mein gesamter Körper zittert noch sichtlich vor Wut auf den Mann an der zweiten Gitarre und ich kann immer noch nicht glauben, was dieser wissentlich Toshiya angetan hat.
 

Zur Beruhigung zünde ich mir nun eine Zigarette an, verlasse samt Bassist das Studio und ein erdrückendes Schweigen umgibt uns beide auf den Weg zur Bahn. Ehrlich gesagt erschreckt mich gerade der Gedanke, dass ich sogar einen Mord begehen würde nur um Toshiya in Sicherheit zu wissen. Bin ich etwa wirklich schon so abhängig von ihm geworden? Wenn ja, wann hat es angefangen, dass ich für ihn freiwillig eine Straftat begehen würde?
 

Recht nachdenklich geworden ist mein Blick auf den Plan der S-Bahn gerichtet und ich versuche geistig heraus zu finden, wieso ich nicht schon früher Anhaltspunke finden konnte wie schlecht es Toshiya wirklich geht. „Kannst du noch mitkommen? Ich kann durchaus verstehen, wenn du...“ fängt Toshiya nun leise an zu sagen, worauf ich ihn nun anschaue und ein leichtes Lächeln huscht mir dabei über die Lippen.
 

„Keine Sorge, ich begleite dich liebend gern nachhause“

„Danke, Kaoru“
 

bringt er nun hervor, schaue ihm dabei tief in die Augen und ein ganz kurzer Schauer durchläuft mich als seine Hand meine kurz streift. Ich möchte doch nur weitaus mehr für ihn sein als nur ein einfacher Freund und ich bin endlich bereit dazu zu meinen Gefühlen für Toshiya zu stehen. Doch werde ich auch dazu in der Lage sein ihm vermitteln zu können, was er mir wirklich bedeutet?
 

Zum ersten Mal in Jahren begleite ich ihn zu dessen Wohnung, dabei beginne ich mich innerlich zu fragen wieso ich das nicht schon viel früher getan habe. Toshiyas Wohnung ist zwar etwas kleiner als meine eigene, doch sie wirkt auf den ersten Blick recht einladend und gemütlich. Außerdem kommt uns im Flur ein gewaltiger Brocken von Kater entgegen, der gerade laut maunzend Toshiya anblickt und ein Lächeln ruht auf meinen Lippen.
 

Da ist ja Kyos Katze noch recht schlank im Vergleich zu diesem schwarz-weißem Kampfbomber. Aus Jacke & Schuhe schlüpfend fällt mir auf einmal auf wie der Kater langsam auf mich zu kommt und mich argwöhnisch zu betrachten scheint. „Bei Fremden ist Mukta immer so“ versucht Toshiya mich nun zu beruhigen, worauf ich ihn nur kurz ansehe und mein Blick wieder auf seinem Kater ruht, der sich nun zu Boden kauert um mich eingehender beobachten zu können.
 

„Da könnte man meinen, er traut mir nicht ganz“

„Wenn dem der Fall wäre, dann hätte er schon längst gefaucht und wäre wieder verschwunden“
 

bringt Toshiya sichtlich erfreut hervor, fasst dabei nach meiner Hand und führt mich mit zu sich in die Küche, wo er sich gleich einmal um den Tee kümmert. Na ja, wenigstens gut zu wissen, dass ich offensichtlich geduldet von diesem riesigen Kater werde. Kaum das wir in der Küche sind und ich mich zum Tisch gesetzt habe taucht dieser auf, schnuppert vorsichtig an meiner Hand, dann beginnt dieser riesige Apparat von Katze tatsächlich zu schnurren. Ehe ich mich versehe sitzt dieses riesige Tier sogar auf meiner Schoß, rollt sich dort zusammen und schnurrt seelenruhig vor sich hin.
 

„Siehst du, er mag dich“ meint nur Toshiya darauf, blickt mich direkt an und irgendwie wirkt er gerade vollkommen ausgewechselt auf mich seit wir vom Studio aufgebrochen sind. „Wahrscheinlich auch nur, weil er sich von dir vernachlässigt fühlt“ werfe ich darauf nur ein, bedanke mich bei ihm für den Tee und kraule durch das Fell des Katers, der sichtlich zufrieden zu sein scheint und weiterhin kräftig schnurrt. „Gar nicht wahr“ sagt Toshiya nur darauf leicht schmollend zu mir und ein Lächeln ruht mir dabei auf den Lippen. Höchstwahrscheinlich war es Shinya, der ihm zu einem Stubentiger als Haustier geraten hat.
 

„Willst du reden?“ kommt nun schließlich die Frage aus mir hervor, wobei ich ihn ernsthaft ansehe und hiermit endlich meine Chance sehe zu verstehen was wirklich mit ihm los ist. Bevor er mir aber darauf antwortet taucht eine viel schlankere Version von Mukta auf, nur dass sie auf den ersten Blick schwarz auf mich wirkt. Beim genaueren Hinsehen fällt mir ein wunderbares Muster im Fell der Katze auf und ich bemerke deutlich wie diese um meine Beine schmeicht.
 

„Die Kleine hier heißt Ganesa“ erklärt er mir nur, worauf ich nur schmunzeln muss und ich muss zustimmen der Name passt recht gut zu ihr. Wüsste ich es im Moment nicht besser, dann hat er sie sicherlich absichtlich nach meinem momentanen Lieblingsmodell in meiner Gitarrensammlung benannt. Kurzerhand erklärt er mir wie er an die beiden Stubentiger gelangt ist und mein Gedanke von vorhin bestätigt sich dabei. Es war also doch Shinya, der ihn dazu überedet hat sich ein Haustier zuzulegen.
 

Ich helfe Toshiya noch rasch seine Pappenheimer mit Futter zu versorgen, dann kann ich klar an ihm ablesen, dass er mit mir reden will. Mit unseren noch vollen Teetassen kehren wir im Wohnzimmer ein, dabei fällt mir diese ungewöhnliche Stille um uns herum auf. In meinem Inneren bin ich doch leicht angespannt welche Erklärung er mir nun liefern wird und nebenbei beginnen meine Gedanken zu rasen.

薫: 6

„Ich hätte schon viel früher mit dir darüber reden sollen was mich tief in meinem Inneren belastet“ bringt er nun leise hervor, wobei er mich nicht ganz ansieht und ich ahne gerade, dass es scheinbar keine ganz einfache Geschichte zum Zuhören werden wird. Um ihm sichtlich Mut zu machen fasse ich nach seiner Hand, dabei ist mir einfach als ob man selbst im gesamten Raum diese leichte Anspannung fühlen kann die gerade tief in mir beheimatet ist.
 

„Was hat dich davon abgehalten?“

„Ich weiß es selbst nicht so recht“
 

bringt er gerade als Antwort hervor, sieht mich dabei direkt an und ich kann nur vermuten, dass ein gewisser Grad an innerlicher Unsicherheit ihm bisher von diesem einen Schritt abgehalten hat.
 

Unweigerlich muss ich mich an den Vorfall mit DIE erinnern, wo Toshiya noch recht neu innerhalb der Band war und ich kurzerhand die beiden darum bat, dass sie zusammen einige Schnellhefter mit Notenblättern durchgehen.
 

Die ersten Worte, die Toshiya mir entgegen brachte als ich ihn aus seiner misslichen Lage befreite in die er dank dem Zweitgitarristen hinein geraten war, waren genau wie vorhin die gleichen gewesen. Schon damals habe ich mich innerlich gewundert, wieso er so verzweifelt die Schuld bei sich selbst sucht, obwohl er doch quasi der Geschädigte in der ganzen Sache war.
 

„Gibt es einen plausiblen Grund, wieso du dich verantwortlich dafür fühlst, was dir widerfahren ist?“

„Ich....“
 

fängt er nun an, beißt sich dabei auf die Lippen, senkt nun seinen Blick und augenblicklich bekomme ich auf diese Weise das Gefühl von ihm vermittelt, dass ihn wohl recht früh ein recht traumatisches Erlebnis ereilt haben mochte.
 

So langsam kann ich auch verstehen, weshalb es ihm bisher schwer fiel dieses scheinbar recht komplexe Thema vor einer anderen Person anzuschneiden. Es muss wohl recht schmerzhaft für ihn gewesen sein, wenn er recht lange diese schwierige Thematik lieber totgeschwiegen und für sich behalten hat als eine Person seines Vertrauens dahingehend einzuweihen.
 

„Ich habe einfach zugelassen, dass man mich benutzt“ kommt schließlich nach einem Augenblick der Stille aus ihm hervor, wobei ich seine Hand in meine nehme und sanft darüber streiche um ihm so zu zeigen, dass ich immer für ihn da bin. „Ich habe es einfach zugelassen und mich nicht einmal dagegen gewehrt“ sagt er nun leiser werdend, dabei kommt es mir auf einmal recht erdrückend im gesamten Raum vor als er diese Worte hervor bringt. Vor meinem inneren Auge beginnt sich plötzlich ein riesiges Puzzle Stück für Stück zusammen zu setzen, dass mir gegenüber schließlich erklärt wieso er sich begonnen hat sich mir gegenüber stark zurück zu ziehen.
 

„Ich will jetzt keine wilden Anschuldigungen machen, Toshiya, aber stecken da...“

„DIE ist nicht der Einzige gewesen“
 

bringt er nun leise hervor als er zu ahnen scheint was ich ihn gerade fragen will und er hat dabei leicht seinen Blick gesenkt. Ich muss leicht schlucken, denn auf diese Weise macht er mir gerade bewusst, was ich über all die Jahre geschickt innerhalb unserer eigenen Band übersehen habe.
 

Anstatt mich verstärkt darum zu kümmern, ob es Toshiya auch wirklich gut geht habe ich mich verstärkt dem Aufstieg der gesamten Band als auch dem stetig ansteigendem Erfolg von Dir en Grey weltweit gewidmet. Ehrlich gesagt fühle ich mich nun mit schuldig an der gesamten Misere, da ich Toshiya mit Sicherheit weitaus besser hätte beschützen können als ich es bisher getan habe. Ich bin so ein Idiot, dass ich nicht einmal ansatzweise mitbekam was ihn dazu bewog sich mehr & mehr vor allen vor mir sich zurück zu ziehen.
 

Nun da ich nicht wirklich weiß, was ich noch zu ihm sagen soll hüllt uns rasch eine recht erdrückende Stille ein. Wenn ich schon damals nur den Mut dazu gehabt hätte zu meinen wahren Gefühlen für Toshiya zu stehen, hätte ich auf diese Weise ihn vor diesem Leid bewahren können, dass ihm im Laufe der Jahre zugestoßen war? Leider kann man die Zeit an sich nicht mehr zurück drehen, denn es gibt so vieles, dass ich gerne anders getan hätte.
 

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Nach diesem Gespräch mit Toshiya bin ich unserem Zweitgitarristen gegenüber sichtlich eine Spur misstrauischer als auch abweisender geworden. Die einst so angenehme als auch gemütliche Atmosspähre zwischen uns beiden wie wir sie zu Zeiten von La:Sadies gehabt haben ist nun sichtlich vorbei. Auch wenn ich bisher noch nicht den Grund für sein Handeln weiß, so ist die jahrelange Freundschaft zwischen DIE und mir sichtlich in die Brüche gekommen nur weil er es gewagt hat Toshiya dermaßen zu verletzen.
 

Shinya ist derjenige, der sofort eine gewisse Veränderung innerhalb der Band verspürt und er spricht mir gegenüber nur recht selten an, wenn ihm etwas tief im Inneren große Sorgen bereitet. Trotzdem bekomme ich durch seine stille Art recht rasch mit, was er kurzerhand befürchtet was passieren wird. Sollte sich unser werter Herr Zweitgitarrist nicht zurück halten können und Toshiya passiert erneut etwas, dass auf ihn zurück zu führen ist, dann muss ich ihn kurzerhand aus der Band werfen.
 

Ehrlich gesagt möchte ich nicht erneut dazu gezwungen sein diesen Schritt durch zu führen, doch wenn ich nur auf diese Weise Toshiya vor weiterem Leid beschützen kann, was soll ich denn bitte sonst tun? Ich könnte möglicherweise dadurch sogar noch einen recht guten Freund verlieren. Tief seufzend sitze ich in meinem Büro und gehe geistig alle mir offenen Optionen durch die ich in meiner momentanen Lage wählen könnte.
 

Was, wenn ich kurzerhand Kyo darum bitte, DIE zur Raison zu bringen? Vielleicht würde sich ja so auch die Lage innerhalb der Band wieder etwas entspannen. Ich selbst bin zu emotional in die ganze Sache verstrickt als das ich als Bandleader das klärende Gespräch mit ihm aufsuchen kann. Wobei, bleibt eigentlich nur noch Shinya zur Auswahl übrig, da er der Neutralste von uns allen innerhalb der Band ist und bei vermittelnden Gesprächen das richtige Gespür an den Tag legt.
 

Beide Hände vor dem Gesicht ruhend blicke ich kurzerhand auf als Shinya an der Tür zum Büro anklopft und mich gleich einmal fragend ansieht.
 

„Hat sich Toshiya bei dir gemeldet?“

„Nein, wieso fragst du denn?“

„Weil er weder bei Kyo noch bei mir ans Telefon rangeht, wenn wir versuchen ihn anzurufen und ich mache mir ehrlich gesagt Sorgen um ihn“
 

vernehme ich ihn nun sagen, worauf meine innerlichen Alarmglocken nun los schlagen und mein Blick ruht nun eingehend am Jüngeren. „DIE befindet sich mit Kyo drüben bei den Aufnahmen für unser Video“ sagt Shinya zu mir, der gerade zu ahnen scheint was ich ihn eben fragen will und ein kurzer Seufzer der Erleichterung entweicht meinen Lippen.
 

Wo immer sich unser Bassist gerade aufhalten mag, er schien außer Reichweite von Daisuke Andou zu sein. „Geh ruhig, ich rufe dich umgehend an, falls er doch noch hier auftauchen sollte“ sagt Shinya nun zu mir, der mir direkt ansehen kann wie besorgt ich um unseren Bassisten bin, nicke dankbar auf seine eben gesagten Worte und verlasse kurz darauf auch schon das Studio. Instinktiv treibt es mich zur Wohnung unseres Bassmasters, da ich ihn dort anwesend vermute und ich zerbreche mir gerade eingehend den Kopf darüber, wieso er nicht zu den angesetzen Aufnahmen auf einmal erscheint.
 

Kurzerhand bei seiner Wohnung angelangt liege ich mit meinem Gespür doch richtig, denn genau da treffe ich Toshiya auch an als ich an seiner Tür anläute. Schweigend lässt er mich in die Wohnung herein, wobei es recht düster in dieser wirkt und sofort ruht mein Blick auf ihm, wobei in mir das Gefühl plötzlich aufkommt er weicht mir absichtlich aus seit wir dieses Gespräch miteinander darüber führten wieso er auf einmal so verschlossen mir gegenüber ist.
 

„Warum bist du nicht im Studio erschienen?“ will ich nun von ihm wissen, da ich ja auch meiner Pflicht als leader-sama ebenfalls nachkommen muss, sehe ihn direkt an und lege vorsichtig meine Hand auf seinen Arm. „Habe kurzerhand verschlafen“ bringt er nur als Antwort mir gegenüber hervor, wobei ich fragend eine Augenbraue hoch hebe und ihn dabei eingehender betrachte. Diese Ausrede bekomme ich meist eher von unserem Sänger zu hören, wenn dieser wieder einmal zu spät zu den Proben erscheint, doch bei Toshiya? Ehrlich gesagt kann ich ihm diese Antwort nicht ganz abkaufen und mein Blick ruht weiterhin auf ihm.
 

„Ist in der Zwischenzeit etwas vorgefallen?“ will ich nun von ihm wissen und bingo, ich habe scheinbar die richtige Frage erwischt, denn Toshiya beißt sich nur auf seine Lippen, hält seinen Blick gesenkt und schlingt schutzartig beide Arme um seinen Körper. Ich ahne gerade innerlich, was in den letzten Tagen passiert ist, balle dabei ganz kurz eine Hand zur Faust und ehrlich gesagt ist nun meine Geduld zu DIE sichtlich am Ende angelangt.
 

„Das geht so nicht weiter, wir gehen umgehend zur Polizei“

„Aber....“

„Dafür ist er selbst verantwortlich, Toshiya, denn ich habe ihm Konsequenzen angedroht, sollte er es wagen dir auch nur zu nahe zu kommen“
 

kommt nun aus mir hervor, wobei mich Toshiya nun direkt ansieht, kurz nickt, sich rasch andere Sachen anzieht und stumm geht er neben mir her als wir gemeinsam zur nächsten Polizeistation gehen.
 

„Kao?“

„Was ist los?“

„Wieso hast du mich nicht auch kurzerhand aufgegeben, wie es sonst jeder in meinem bisherigen Umfeld tat?“

„Weil du mir wichtig bist“

„Jetzt nur rein bandtechnisch gesehen, oder?“
 

folgt nun seine Frage an mich gerichtet, worauf ich nur leicht schmunzeln muss, nach seiner Hand fasse und ihm dabei tief in die Augen schaue.
 

„Es ist weitaus komplexer als man mit einfachen Worten erklären kann“ antworte ich ihm nur darauf, drücke sacht seine Hand und erst da fällt mir auf wie er leicht verlegen geworden den Blick von mir abwendet.
 

„Bitte versuch es wenigstens mir gegenüber zu erklären“ meint er nur darauf als wir kurz stehen bleiben, wobei er mir dabei direkt in die Augen sieht und zum ersten Mal seit langer Zeit sehe ich einen gewissen Funken an Hoffnung in diesen rehbraunen Iriden aufblitzen. Kurz nicke ich nur darauf, überlege mir fieberhaft, wie ich ihm gegenüber am besten erkläre was er mir wirklich bedeutet und ich überbrücke kurzerhand die vorhandene Distanz zwischen uns mit einem Kuss, da mir ehrlich gesagt nicht sonderlich einfällt was ich ihm dahingehend sagen soll.
 

Eine Woge der Erleichterung durchschwemmt mich gerade als ich deutlich fühlen kann wie er diesen Kuss auf sanfte Weise erwiedert. Meine wahren Gefühle für Toshiya, ich kann sie nicht in Worte fassen, denn sie sind in den vergangenen Jahren unaufhaltsam ins Unermeßliche gestiegen. Für einen Moment lang halte ich den Kuss aufrecht, dann blicke ich ihm tief in die Augen und ich kann nur hoffen, dass er die Botschaft verstanden hat.
 

Ein sanftes Lächeln ruht nun auf meinen Lippen, da seine Augen wieder den gewohnten warmen Glanz annehmen der mir bei ihm vertraut ist. „Danke, dass du mich über all die Jahre hinweg nicht aufgegeben hast, Kao“ bringt er nun hervor, wobei ich ihm kurz über die Wange streiche und ihm dabei tief in die Augen schaue. „Dafür bist du mir viel zu wichtig“ sage ich nur zu ihm, blicke ihn dabei ernsthaft an und ich nehme mir gerade innerlich vor, in Punkto Arbeit doch etwas zurück zu treten um so für Toshiya mehr da sein zu können.
 

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Die Aufnahmen für das neue Album sowie die Dreharbeiten sind nun endlich hinter uns und wir stehen kurz vor einer weiteren Tour nach Übersee. Vorerst ist es wie die bekannte Ruhe vor dem Sturm, denn DIE scheint sich auf einmal ganz artig zu benehmen und lässt somit Toshiya in Ruhe. In dieser Zeit ist mir Shinya eine wahre Hilfe, denn er kümmert sich kurzerhand darum, dass in jenen Augenblicken bei den Proben wo ich gerade wegen wichtigen Besprechungen nicht anwesend sein kann unser Zweitgitarrist schön auf Abstand bleibt.
 

Nebenbei hat er es geschafft, Kyo auf ihn anzusetzen. Wie er das gemacht hat, das ist ehrlich gesagt ein Rätsel für mich, doch unser Küken schafft im Grunde genommen stets das Unmögliche innerhalb der Band wahr werden zu lassen. Wäre er nur nicht all zu sehr introvertiert, dann gäbe der gute Shinya einen wirklich guten Bandleader ab, dem sogar ich ohne Murren folgen würde.
 

Oft sitze ich mit ihm nach den erfolgreichen Proben noch stundenlang zusammen und gehen verschiedene Varianten von Listen durch, die wir in Übersee spielen könnten. Ehrlich gesagt bin ich regelrecht froh, dass sich Shinya begonnen hat über die Jahre hinweg in diesem Punkt zu öffnen, denn zu Anfangszeiten war es doch recht schwierig gewesen sich mit ihm dahingehend zu unterhalten.
 

Heut ist wieder so ein Abend, wo ich mit ihm gemeinsam einige Vorschläge seitens des Managements durchgehe und ich blicke kurzerhand auf als es an meiner Tür läutet. „Ich habe Toshiya darum gebeten unseren Sänger zu fragen, welche konkreten Vorschläge er einwerfen kann und danach direkt hierher zu kommen“ berichtet Shinya mir nun, worauf ich nur nicke und ein leichtes Lächeln huscht mir über die Lippen als er diesen in meine Wohnung hinein lässt. Ich ahne gerade, dass Shinya vorher noch mit Kyo geredet haben muss, denn als sich Toshiya in die Arbeit dazu gesellt reicht er gleich auch eine Liste mit passenden Vorschlägen von unserem Zweitgitarristen ein.
 

Daraus erarbeiten wir schließlich eine brauchbare Setlist, die jedem von uns fünf sichtlich zufrieden stellt und ich entschließe mich dazu diesen Vorschlag unserem Tourmanager am nächsten Tag gleich einmal zu zeigen. Kurz darauf bricht auch schon Shinya heimwärts auf und ich bin somit mit Toshiya allein in meiner Wohnung. Tiefstes Schweigen umhüllt uns beide wie ein sachter Schleier, da keinem von uns beiden brauchbare Wörter einfallen wollen. Dann unterhalten wir uns eher über die bevorstehende Tour nach Amerika anstatt ein ganz normales Gespräch auf der emotionalen Ebene zu halten. Was ist bitte innerhalb der letzten Jahre geschehen, dass ich selbst jetzt noch offensichtlich Schwierigkeiten darin habe mich mit Toshiya über andere Themen zu unterhalten die nix mit unserer Arbeit zu tun haben?
 

„Kao? Es gibt etwas, dass ich dir noch gestehen muss“ vernehme ich ihn nach einer Weile zu mir sagen und ich blicke ihn unweigerlich an. Allein wie er diese Worte eben ausspricht lässt in meinem Inneren sich alles anspannen und ich kann nur hoffen, dass es keine weiteren schlechten Neuigkeiten sind die er mir mitteilen will. Mit einem Nicken antworte ich ihm nur um zu zeigen, dass ich ihm zuhöre und ich muss kurz schlucken, da die Stille um uns ehrlich gesagt kaum erträglich ist.
 

„Wegen Daisuke... er war am Anfang nicht so grob zu mir“ fängt er nun an zu sagen, wobei mein Blick nun auf Toshiya ruht und ich beginne mich gerade innerlich zu fragen, was er mir in diesem Augenblick konkret damit sagen will. „Ich bin anfangs freiwillig auf ihn eingegangen. Erst als ich meinte, es wäre besser die ganze Sache zu beenden ist er dann....“ vernehme ich nun seine weiteren Worte als er dabei mich nicht ganz ansieht, wobei ich mir gerade auf die Lippen beiße und ungewollt fühle ich einen gewissen Anflug von Eifersucht in diesem Augenblick in mir ansteigen. Nur weil ich damals zu stolz war um meine wahren Gefühle für Toshiya zu erkennen muss er sich deswegen nicht gleich an den nächstbesten Mann werfen der sich in unmittelbarer Reichweite befand. Allein der Gedanke, dass Toshiya & DIE sich sogar auf beiderseitiger Einverständnis auf intime Weise näher waren lässt mich verstärkt auf die Lippen beißen.
 

Eisernes Schweigen hüllt uns zwei nun in einen sachten Schleier ein und mir ist irgendwie danach zu Mute, keinen der beiden erneut sehen zu wollen. Weder Daisuke noch Toshiya. Trotzdem will mein Herz mich immer noch an unseren Bassisten binden, obwohl dieser sich doch offensichtlich seit Jahren außer Reichweite für mich befindet. Ich brauche etwas Abstand, daher stehe ich nun auf, verlasse das Arbeitszimmer in dem wir beide uns gerade befinden und begebe mich hinaus auf den Balkon um so wenigstens den Kopf etwas klar zu bekommen. Am Geländer anlehnend fühle ich die angenehme kalte Nachtluft auf meiner Haut, dabei wird mir nur noch erneut bewusst vor Augen geführt, was ich dank meines Sturkopfs so geschickt verbaut habe.
 

I open out my wings of glass

Up and towards the wind melted future

So just please don't go

Please don't go

Wanna be close to you

I am now forgetting even the colours of your tears and love

So just please don't go

Please don't go

Holding on strong to what lies ahead

Toshiya: 5

It comes and slowly stains my heart

That's been cold, all alone and so tightly closed

The sins are scattered everywhere

They're around me

I can't see it

It vainly comes just crushing down

In this sad and forgotten little town

The truth we tend to look away from lies down deep


 

Irgendwie bekomme ich das unweigerliche Gefühl vermittelt, dass wir zwei uns zu sehr von einander entfernen. Vor allem seit ich Kaoru gegenüber endlich gestanden habe, was mich tief in meinem Inneren auf der seelischen Ebene gesehen so sehr belastet. Nun da er mein dunkles als auch lang gehütetes Geheimnis endlich kennt fühle ich mich zwar innerlich etwas erleichtert, doch ich kann deutlich an mir selbst ansehen wie ich deswegen langsam aber sicher recht bald in Millionen kleiner Einzelteile zerfallen werde.
 

I lay my head on top of the heavy and closed out door and I pray

The lonely future left for me is one of meaning of just living

It comes and slowly stains my heart

That's been cold, all alone and so tightly closed

The sins are scattered everywhere

They're around me

I can't see it

It vainly comes just crushing down

In this sad and forgotten little town

The truth we tend to look away from lies down deep


 

Nachdenklich wie ich gerade bin lehne ich mich an der Hafenmauer an und ich lasse in aller Ruhe meinen Blick hinaus in die Ferne schweifen. Recht bald beginnt unsere Tour durch die Staaten. Nur was wird danach aus uns geschehen? Ehrlich gesagt bin ich in diesem Punkt ziemlich ratlos, denn auch wenn ich diese aufrichtigen als auch tiefen Gefühle für Kaoru in mir trage wird mir recht rasch klar, dass ich selbst in Zukunft stets allein sein werde. Es ist zu viel an Schaden in den vergangenen Jahren die wir uns kennen passiert als das wir beide einfach unbekümmert da anknüpfen könnten wo ich uns gerne gemeinsam von Anfang an gesehen hätte.
 

Ein tiefes Seufzen entweicht meinen Lippen, denn in einem Punkt lag DIE von Anfang an mit seiner Aussage doch richtig. Kaoru war und bleibt für mich unerreichbar, denn er ist wie die strahlenden Sterne hoch oben am Nachthimmel. Klar sichtbar, aber einfach nicht zu erfassen.
 

I bleed as my way of compensating everything to you

How heavy is blood?

Happiness and Sadness lies too close


 

Hätte ich nur einen einzigen Wunsch, der auch tatsächlich in Erfüllung gehen könnte, dann wünschte ich mir nur noch ein einziges Mal Kaoru so nahe zu sein wie wir es vor Jahren einmal waren. Mittlerweile fällt es mir schwer mir selbst gegenüber einzugestehen, dass wir zwei nie mehr als nur gute Freunde sein werden. Zwar ist es nach außen hin langsam eine von mir recht gut einstudierte Maske nach außen hin geworden, doch tief in meinem Inneren bin ich wohl schon zu sehr zerissen um noch etwas an Hoffnung in mir zu tragen.
 

The hand of the child born tomorrow will be just pure and nothing else

I can barely see you with all these tears


 

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I open out my wings of glass

Up and towards the wind melted future

So just please don't go

Please don't go

Wanna be close to you

I am now forgetting even the colours of your tears and love

So just please don't go

Please don't go

Holding on strong to what lies ahead


 

Es ist schon so etwas wie eine Routine innerhalb der Band geworden, dass wir nur bei Ankunft als auch Abflug aus dem Ausland in einem Hotel untergebracht werden. Denn während der anstehenden Touren in Übersee sind wir ja meist in einem Bus quer durchs gesamte Land fern ab unseres eigentlichem Zuhause unterwegs. Wir reisen meist immer zwei Tage früher aus der Heimat an unseren Zielort an damit wir uns dementsprechend recht schnell akklimatisieren können und diesmal sind wir sogar zu fünft in einem Zimmer untergebracht worden.
 

Zwei riesige Betten inmitten eines recht gemütlich eingerichteten Zimmers, wobei sofort untereinander ausgeknobelt wird wer sich mit wem eines der Betten die kommenden Tage teilen wird. Ich atme sichtlich erleichtert auf, da ich zum Glück nicht mit unserem zweiten Gitarristen eines teilen muss. Trotzdem bin ich doch sichtlich nervös in meinem Inneren, denn Kaoru besteht einfach darauf, dass ich mit ihm eines teile.
 

Wie erwartet ist DIE von der eben erfolgten Auslosung nicht sonderlich begeistert, denn wenn ich jetzt darauf wetten könnte, dann wäre ihm wahrscheinlich lieber gewesen ich würde kurzerhand mit Kyo & Shinya zusammen die kommenden Tage über das Bett teilen. Nachdem nun endlich geklärt ist wer von uns wo genau schläft stimme ich kurzerhand zu, unseren zweiten Gitarristen bei einem kleinen Spaziergang in der unmittelbaren Nähe zum Hotel zu begleiten und selbst Kyo & Shinya gehen dementsprechend motiviert die unmittelbare Umgebung erkunden.
 

Kaoru kommt zwar noch mit uns auf den Spaziergang mit, doch nach einer Weile kehrt er schließlich in Richtung Hotel um da er noch einige wichtige Unterlagen im Bezug zu unserer jetzigen Tour zu bearbeiten hat. Wenigstens habe ich einen Tag erwischt, wo ich mich ganz normal mit DIE unterhalten kann ohne gleich innerlich befürchten zu müssen, dass mir von ihm aus etwas passiert. Da er sich noch etwas genauer in der näheren Umgebung unserer Unterkunft umsehen will kehre ich kurzerhand allein ins Hotel zurück und beim Eintreten ins Zimmer laufe ich ungewollt leicht rot an da Kaoru nur mit einem Handtuch um die Hüften gerade aus dem Bad kommt. Es ist wieder einmal jener Momente in meinem Leben der mir klar vor Augen führt, wie sehr ich eigentlich an diesem 1,70 m großen attraktiven Mann hänge. Zwar versuche ich gerade angestrengt einen imaginären Punkt innerhalb des Raumes zu finden den ich kurzerhand lange genug anstarren kann bis er wenigstens wieder bekleidet ist, doch mein Blick bleibt einfach nur an Kaoru haften.
 

Verdammt, wieso bekomme ich gerade jetzt keine brauchbaren Worte hervor die ich an ihn richten kann? Kaoru winkt mich zu sich als er sich aufs Bett setzt und er stimmt sofort zu als ich ihm nun vorschlage, dass ich ihm eine Massage geben kann. Allein als ich das Gefühl seiner weichen Haut direkt unter meinen Fingerspitzen fühle verschnellert sich mein Herzschlag und ich bin vorerst froh völlig ungestört mit ihm im Zimmer zu sein. Er ist sichtlich verspannt im Nacken als auch im Schulterbereich und mit einem Lächeln schüttle ich dabei nur leicht meinen Kopf.
 

„Hast du wohl wieder vor dem Abflug bis spät abends mit deiner Ganesa gearbeitet?“

„Hat mich wenigstens auf andere Gedanken gebracht“
 

vernehme ich nur seine Antwort darauf, wobei ich deutlich fühle wie er sich entspannt und ich kann in etwa schon ahnen was ihm wohl durch den Kopf gegangen ist. Ob und in wie weit ich ein Teil davon bin, da kann ich kurzerhand nur raten. Unweigerlich steigt er wieder in mir hoch, dieser Wunsch ihm weitaus näher zu sein als ich es momentan bin und ich hauche ihm ganz kurz einen flüchtigen Kuss in den Nacken.
 

Ehe ich mich versehe dreht Kaoru sich unter mir nun um, blickt mir direkt in die Augen, lächelt mich dabei sanft an und er zieht mich sanft zu sich heran, dann versiegelt er kurzerhand unser beider Lippen. Sofort gehe ich auf diesen Kuss ein, der ein wohliges Kribbeln tief in mir auslöst, schließe dabei meine Augen, kuschle mich bei ihm an und gleichzeitig fühle ich mich glücklich & geborgen zugleich. Ich bräuchte mehr als tausend Worte nur um zu beschreiben, was er in mir konkret auslöst und wiederum mehr als tausend Worte nur um ihm zu sagen, was ich wirklich für ihn empfinde.
 

Mir entkommt ein wohliges Seufzen als Kaoru nun beginnt mir über den Hals zu küssen und ich genieße diesen Augenblick mit ihm in vollen Zügen. Es kommt mir wirklich wie eine wahre Ewigkeit vor ihm endlich wieder auf diese Weise nahe zu sein. Es ist fast schon wie ein unwirklicher Traum für mich, der endlich wahr wird. Auf einmal fühlt es sich wie ein ungewolltes Dejá-vu für mich an, denn ich werde schlagartig rot als mir umgehend auffällt, dass DIE gerade das Zimmer betreten hat. Dabei befindet sich Kaoru direkt über mir, wobei ihm das Handtuch weg gerutscht war und ich bis auf die Boxer sonst nix an schützender Barriere an mir trage.
 

Rasch küsst er mich noch auf recht sehnsüchtige Weise wohlwissend, dass der Mann an der zweiten Gitarre sich gerade ebenfalls anwesend im Zimmer befindet, dann lässt er mich gehen und ich verschwinde kurzerhand samt meinen Sachen im Bad. Mich leicht auf die Lippen beißend fällt mir gerade auf welches Problem ich habe und ich entscheide mich kurzerhand dazu mir eine kalte Dusche zu nehmen.
 

Das nenne ich erst einmal Glück. So knapp, ich war so knapp davor nach so langer Zeit wieder einmal mit ihm vereint zu sein, doch irgendjemand im Kosmos vergönnt mir wohl nicht wenigstens etwas Glück in meinem Leben zu haben. Als ich nach der raschen kalten Dusche angezogen das Bad verlasse fällt mir schließlich auf, dass nun auch Kyo & Shinya von ihrem Spaziergang zurück sind und ich seufze dabei leise auf. So viel dazu, dass ich während der Tour erfolgreich versuchen kann die momentane Verbindung zwischen Kaoru und mir sichtlich zu intensivieren.
 

Spät in der Nacht liege ich noch wach im Bett und starre lange die dunkle Zimmerdecke an. Ich kann einfach nicht einschlafen, da mir im Augenblick zu viele Sachen gleichzeitig durch den Kopf gehen. Gerade als ich erneut versuche meine Augen zu schließen um wenigstens etwas an Schlaf zu bekommen verspüre ich einen angenehmen Schauer durch meinen gesamten Körper huschen und instinktiv weiß ich sogar, wer diesen in mir auslöst. „Noch wach?“ bekomme ich Kaorus Frage nun an mich gestellt mit, der sich direkt über mir befindet und mir dabei tief in die Augen sieht. Ich nicke nur als Antwort auf seine Frage hin, strecke meine Hand nach ihm aus und berühre dabei seine Wange, wobei ich deutlich fühlen kann wie er sich an meine Hand anschmiegt.
 

Kurz darauf versiegelt Kaoru unser beider Lippen mit einem recht sehnsüchtigen Kuss, worauf ich leicht zu schnurren beginne und mich schon instinktiv bei ihm anschmiege. Auch wenn mir geistig bewusst ist, dass wir momentan nicht ganz allein im Zimmer sind, so schafft es Kaoru schließlich diesen aufkeimenden Zweifel in mir rasch zu zerstreuen und die wilden Flammen der Leidenschaft beginnen recht schnell uns gänzlich zu umhüllen. Verglichen zu unserem ersten Aufeinandertreffen auf dieser Ebene sind diesmal eindeutig tiefere Gefühle beiderseits mit im Spiel und ich koste diesen Augenblick in all seinen Zügen aus. Glücklich und erschöpft schlafe ich schließlich bei ihm angeschmiegt ein, dabei möchte ich ehrlich gesagt weiterhin ihm so nah sein dürfen wie gerade eben.
 

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Die Tour an sich verläuft großartig und einige der Standorte an denen wir spielen sind sogar komplett ausverkauft. Jedem Einzelnen von uns sieht man deutlich die gute Laune an, die wir dabei haben und ich bin ehrlich gesagt noch etwas mehr motiviert bei den Auftritten dabei. Der Grund dafür ist ganz simpel erklärt: Kaoru sieht den Zeitpunkt endlich reif dafür mit mir in einer fixen Beziehung zu leben. Nur Shinya und Kyo wissen vorerst davon Bescheid und das auch nur, weil unser Sänger seine Neugier dahingehend nicht wirklich im Zaum halten konnte. Gegenüber der restlichen Crew als auch DIE wird über dieses Thema Stillschweigen verhängt. Vor allem aus dem guten Grund heraus, da Kaoru sich innerlich erhofft mich so besser vor weiteren Übergriffen seitens unseres zweiten Gitarristen beschützen zu können.
 

Während wir im Bus durch die verschiedenen Bundesstaaten unterwegs sind habe ich keine richtige Chance mit Kaoru ungestört über ein bestimmtes Thema zu reden ohne das gleich einmal zehn Paar Ohren mitlauschen würden. Auf den Weg in Richtung Westküste scheint er schon innerlich zu ahnen, worüber ich gerne mit ihm unter vier Augen reden würde und er deutet mir gegenüber nur an, dass wir sofort nach Ankunft in Osaka dieses Thema in Angriff nehmen werden. Mit einem raschen Nicken reagiere ich darauf, dann gehen Shinya und ich ihm mit einigen Unterlagen zur Hand die noch ausständig sind.
 

Dabei fällt mir erneut auf, wie unser zweiter Gitarrist mich genau im Blick behält. Was immer gerade durch seinen Kopf schwirrt, ich will es ehrlich gesagt nicht wissen, denn wenn ich ehrlich sein muss würde es mir nur einen gewissen Grad an Angst einjagen. Ob er mittlerweile schon Bescheid weiß, welchen Schritt ich dank Kaorus Hilfe getan habe bevor wir diese Tour starteten? Was mache ich, wenn wir wieder zurück in der Heimat sind? Wird er mich da ebenfalls in Ruhe lassen wie jetzt auf der Tour oder heckt er schon einen Plan aus, wie er mir gegenüber vorgehen soll? Ehrlich gesagt wird mir doch recht mulmig zu Mute, dass unsere Tour nur noch die paar Stops an der Westküste aufweist und es danach wieder zurück nach Osaka geht.
 

Irgendwie wäre mir im Augenblick doch viel lieber, wir würden als Band gesehen gleich von den Staaten aus inmitten unserer Heimat weiter touren, doch die ersten angesetzten Konzerte in Japan finden erst ein paar Wochen nach unserer Rückkehr aus Übersee statt. In einem unbeobachteten Moment fühle ich deutlich wie Kaoru nach meiner Hand fasst und ich ahne sofort was er mir dadurch sagen will. Ich soll mich jetzt nicht mental dadurch fertig machen lassen was mir eventuell daheim passieren könnte, sondern all meine Konzentration in die noch ausstehenden Auftritte unserer Tour lenken.
 

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Unsere letzte Station an der Westküste haben wir nun erreicht und ich kann deutlich eine leichte Spannung in der Luft fühlen als wir uns am Austragungsort für diesen Abend befinden. ,Wahrscheinlich nur ein anstehendes Gewitter‘ versuche ich mir geistig gerade zu sagen, lehne mich an der Wand an und mache einen letzten Zug von meiner Zigarette als sich DIE auf einmal nähert. Um in aller Ruhe meine Gedanken zu ordnen habe ich mich kurzerhand zurück gezogen und daher erstaunt es mich förmlich, dass ausgerechnet er mich ausfindig macht.
 

„Fordere mich nicht all zu sehr hinaus, Toshiya“ bekomme ich nun seine warnenden Worte an mich gerichtet mit, worauf ich nur schlucken muss und ich blicke ihm ungewollt direkt in die Augen, da er gerade auf recht unsanfte Weise meinen Kopf anhebt. Er ist mir in diesem Augenblick so nah, dass sich unsere Nasenspitzen fast schon berühren und etwas Kaltes liegt inmitten seiner braunen Iriden, dass mir dabei tief in meinem Inneren noch unwohler zu Mute wird.
 

In diesem Moment taucht Kaoru ebenfalls auf und ich atme mehr als erleichtert über seine Anwesenheit auf. Erst als DIE vollkommen aus unser beider Sicht verschwunden ist beginne ich mich sichtlich zu entspannen. Kaoru sagt kein einziges Wort, sondern nimmt nur meine Hand in seine eigene und geht mit mir in einen der leerstehenden Räume. Da wir nun kurzerhand für uns sind schmiege ich mich gleich einmal bei ihm an und schließe dabei meine Augen. Genau diese Nähe zu Kaoru brauche ich jetzt.
 

Mit einem sanften Lächeln legt er seinen Arm um mich und streicht mir beruhigend über den Rücken, dabei will ich mir gerade geistig nicht ausmalen müssen was wohl passiert wäre, wenn Kaoru eben nicht erschienen wäre. Es ist wirklich schon eine recht interessante Sache, dass ich ausgerechnet mit Kaoru auch ohne große Worte zu wechseln auskomme. An was das wohl liegen mag? Für eine Weile verweilen wir beide so und genießen die uns umgebende Stille als auch die Zweisamkeit, dann brechen wir zu den Anderen auf da ja unser Auftritt kurz bevor steht.
 

Kurz vor unserem Abflug bin ich von Kaoru sichtlich überrascht worden. Da uns ja noch ein Tag geblieben war, den wir so zur Freizeit haben ausnützen können waren wir am Abend als Band noch innerhalb der Stadt unterwegs gewesen. Dabei war anfangs weder Shinya noch Kaoru bewusst in welche Art von Etablissement wir uns genau befinden als unser zweiter Gitarrist uns in einen doch recht gut besuchten Club hinein schleust. Es gibt mehrere Ebenen die man innerhalb des Clubs aufsuchen kann und Kyo ist recht rasch samt dem Rotschopf in die Kellergewölbe verschwunden während Kaoru, Shinya & ich uns kurzerhand in der Nähe zur Bar aufhalten. Diese Art der Ablenkung ist in meinen Augen gesehen für uns alle innerhalb der Band recht brauchbar und ich reagiere doch sichtlich überrascht als mich auf einmal eine übermäßig geschminkte Gestalt im hautengen Glitzerkleid steckend anredet.
 

„Na Süßer, wie wärs mit uns zwei Hübschen?“ fragt diese mich nun und nur anhand der Stimme meines derzeitigen Gegenübers wird mir sofort klar, dass es sich hier eindeutig um ein männliches Wesen handelt. Gerade als ich darauf passend antworten will ist Kaoru direkt auf mich zugekommen, legt seinen Arm um meine Taille, zieht mich sanft zu sich heran und verwickelt mich gleich einmal vor allen anwesenden Gästen in einen recht leidenschaftlich ausfallenden Kuss auf den ich sofort eingehe.
 

Bisher war ich es schon gewohnt, dass Kaoru sich in aller Öffentlichkeit was seine Gefühle für mich betrifft sichtlich bedeckt hielt.
 

„Such dir doch jemand Anderen“

„Tut mir leid das sagen zu müssen, doch er hier gehört schon zu mir“
 

vernehme ich Kaoru nun zu dem übermäßig geschminkten Wesen im Glitzerkleid sagen, worauf ich mich doch sichtlich stolz tief in meinem Inneren fühle, dass er nun endlich dazu steht was ich ihm bedeute und ich stimme Kaorus Vorschlag sofort zu, dass wir zurück ins Hotel aufbrechen. Dabei sind nun all meine Sinne nur darauf gerichtet Kaorus Nähe in vollen Zügen zu verspüren und kaum sind wir beide im Zimmer angelangt werden wir auch schon von wilden Flammen der Leidenschaft umhüllt.
 

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Es ist vorerst wie die bekannte Ruhe vor dem großen Sturm. Zumindestens kommt es mir momentan innerlich so vor, wenn ich innerhalb der angesetzten Proben mit DIE zu tun bekomme. Nach unserer Rückkehr aus Übersee bekamen wir wenigstens fast zwei Wochen vom Management aus um Kraft zu tanken, seitdem stecken wir wieder fleißig in den Proben für die landesweit anstehende Tour.
 

Nebenbei bin ich fast schon regelmäßig am Pendeln zwischen meiner eigenen und Kaorus Wohnung, da ich zum Teil auch schon bei ihm lebe. Meist wenn die Proben anstehen, dann fahre ich natürlich von meiner eigenen Wohnung aus los damit nach außen hin niemand innerhalb der gesamten Crew mitbekommt, dass Kaoru & ich nun eine fixe Beziehung führen. Vor allem dient diese geplante Irreführung dazu den zweiten Gitarristen außerhalb der Arbeitszeiten so gut es geht auf Abstand zu mir zu halten.
 

Leicht erstarre ich als ich klar fühlen kann, dass mich DIE kurz umarmt und ich versuche gerade so ruhig wie möglich in meinem Inneren zu bleiben.
 

„Hast du gerade Zeit für mich?“

„Kommt ganz darauf an um was es geht“

„Ich muß mit dir reden“

„Kann das nicht warten?“

„Es ist aber dringend“

„Nun gut, erledigen wir das nach den Proben“
 

antworte ich ihm nur darauf, wobei ich nun doch etwas neugierig in meinem Inneren deswegen werde. Kann es etwa sein, dass er endlich seinen begangenen Fehler mir gegenüber eingesehen hat und sich deswegen direkt bei mir entschuldigen will? Auch wenn ich dahingehend sichtlich skeptisch bin, so beschließe ich in diesem Moment gedanklich positiv zu bleiben und in aller Ruhe abzuwarten worüber er tatsächlich mit mir reden will.
 

Die Proben an sich verlaufen ganz zu Kaorus Zufriedenheit und am Abend besteht er schließlich darauf, dass wir uns aus dem Staub machen sollen. Er selbst hat noch ein wichtiges Gespräch mit unserem Tourmanager als auch unserem PR-Manager vor sich und bricht daher schon als Ersters vom Proberaum auf um ja rechtzeitig anwesend zu sein. Dabei ahne ich noch nicht einmal ansatzweise, was auf mich in den kommenden Minuten & Stunden tatsächlich auf mich zu kommt als ich gemeinsam mit DIE nun vom Proberaum aus aufbreche. Nachdenklich wie ich gerade bin lehne ich mich rauchend an der Plakatwand am Bahnsteig an, wo wir auf die nächste Bahn warten und innerlich erhoffe ich mir schon eine gewisse sichtliche Entspannung der Situation in die ich eher ungewollt hinein geraten bin.
 

Kaum das ich aufgeraucht habe kommt auch schon die Bahn und ein mulmiges Gefühl erwacht in mir in genau diesem Augenblick, denn ich ahne schon wohin wir fahren. „Weißt du, Toshiya, im Grunde genommen mag ich dich wirklich, sehr sogar“ fängt er auf einmal an zu mir zu sagen und ich blicke ihn völlig perplex an, während wir den Rest des Weges zu Fuß meistern. Bin ich gerade unbemerkt in eine Zeitschleife gefallen? Denn so wie er die Worte gerade an mich richtet klingt er ganz nach jenem Mann, dem ich in meinem Inneren durchaus positiv verbunden bin. „Wieso...?“ beginne ich nun meine aufkeimende Frage an ihn zu stellen, verstumme aber recht rasch und ehrlich gesagt weiß ich nicht so recht wie ich sie ihm gegenüber konkret formulieren soll. Ich wüsste nur all zu gern was ihn wirklich dazu antreibt ausgerechnet mich innerlich leiden zu lassen, wenn er doch eben sagt er mag mich.
 

Liegt Shinya mit seiner Aussage vielleicht sogar richtig? Das er im Grunde seines Herzens nicht damit klar kommt dermaßen von Kaoru abgewiesen zu werden? Wenn ja, warum lässt er all diese aufgestaute Frustration dann an mir aus? Was genau bezweckt er mit dieser Aktion? Weshalb sieht er nicht endlich ein, dass er damit nur die bestehende Bande der Freundschaft zwischen Kaoru & ihm selbst einem unausweichlichem Ende näher treibt? „Weil ich niemanden in meinem Umkreis dulde, der mich bestiehlt. Du hast mich umgehend jener Person beraubt, der mein Herz gehört“ antwortet er mir nun mit einer gewissen Kälte in seiner Stimme mitschwingend, die mich mehrfach schlucken lässt und ehe ich auf diese Situation entsprechend reagieren kann wird mir auf einmal schwarz vor den Augen. Was immer er gerade getan hat, es ist wahrscheinlich nur ein Teil seines Plans mich wohl für immer los zu werden.
 

The bell of reality rings out loudly from down deep within

And disappears with all the wind

Toshiya: 6

Eine angenehme Stille umgibt mich gerade in diesem Augenblick. Denn wo immer ich mich hier befinde, ich bekomme unmittelbar das Gefühl vermittelt endlich an einem vollkommen sicheren Ort angelangt zu sein. Von meinem Standpunkt aus sehe ich hinaus auf einen klaren See dessen gesamte Oberfläche im Sonnenlicht schimmert. Eine kurze als auch warme Brise kommt nun auf und streift mich, dabei will ich vorerst nicht auf die Stimme in meinem Inneren hören, die scheinbar eisern versucht mich zu erreichen.
 

Hier an diesem friedlichen Ort will ich für immer bleiben. Hier kann mir definitiv nichts mehr passieren und ich brauche auch keine Angst mehr davor zu haben, dass mir etwas Gravierendes in meinem Leben zustößt. Alle meine bestehenden Sorgen sind wie mit einem Schlag weg gefegt worden. Entspannt wie ich bin schließe ich nun meine Augen und blende dabei die Stimme in meinem Inneren geschickt aus, die mich versucht zu erreichen.
 

„Toshiya“ höre ich plötzlich jemand nach mir rufen, doch diese mir vertraute Stimme klingt dabei für mich wie von ganz weit entfernt. Verwirrt wie ich bin drehe ich mich nun um und ich blicke mehr als überrascht Shinya an, der fast schon durchsichtig auf mich wirkt als er sich in langsamen Schritten mir nun nähert. Wie in aller Welt ist er bitte an diesen recht abgelegenen Ort gelangt?
 

„Es war nicht gerade einfach dich zu finden“ sagt er nun zu mir, blickt mich dabei direkt an und erst da fällt mir auf, welche Sorge um mich in seiner feinen Stimme mitschwingt. Schweigend starre ich ihn lange an, dabei bemerke ich erst jetzt wie eine leise Angst in mir langsam aber sicher zu erwachen scheint. Ist er nur deshalb hier an diesen friedlichen Ort aufgetaucht, um mich mitzunehmen? Will er etwa persönlich dafür sorgen, dass ich ihnen nicht verloren gehe?
 

„Du hättest nicht kommen brauchen“

„Kaoru braucht dich“
 

höre ich ihn noch zu mir sagen bevor er vor meinen Augen ganz verblaßt und auf einmal erstarrt alles in mir wie zu Eis.
 

Ehrlich gesagt wollte ich von hier nicht mehr weg, doch diese Worte von eben machen mir innerlich gerade klar, dass für mich die Zeit an sich noch nicht gekommen ist hier an diesem wunderschönen See zu bleiben. Denn es gibt jemand, der auf meine Wenigkeit angewiesen ist. Eine von mir geliebte Person, der ich durchaus wichtig bin und die ich ungern allein zurück lassen möchte. In diesem Punkt bin ich Shinya doch dankbar, dass er kurzerhand erschienen ist, da ich mich sonst noch weiter hätte fallen lassen.
 

„Es reicht, wenn einem von uns das Glück nicht vergönnt ist, der Person nahe zu sein für die sich das Herz entschieden hat“

„Kyo...“
 

bringe ich nur leise hervor als ich nicht unweit von mir unseren Sänger erkenne, der mit grummliger Miene recht nahe am Ufer steht und ich verstehe sofort was er mir mit diesen Worten vermitteln will.
 

Egal was in Zukunft auch sein wird, sie werden stets hinter mir sein. Ich blicke lange an die Stelle wo ich Kyo bis eben noch klar sehen konnte, dann entscheide ich mich doch dazu diesen Ort zu verlassen. Auch wenn ich mich hier sicher & geborgen zugleich fühle; auch wenn ich tief in meinem Inneren weiß hier kann mir nie wieder etwas passieren, so entscheide ich mich kurzerhand dazu von hier aufzubrechen, da es eine weitaus stärkere Macht gibt die mich anzieht. Eine Macht, die weitaus stärker als der Tod an sich ist.
 

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Als ich langsam wieder zu mir komme vernehme ich ein ungewohnt schrilles Piepsen in unmittelbarer Nähe zu mir. Mir ist einfach nur kalt und mein gesamter Körper fühlt sich unendlich schwer an. Was zur Hölle war bitte passiert? Merkwürdigerweise kann ich mich nicht mehr genau daran erinnern was ich zuletzt getan habe. Beim Öffnen meiner Augen vernehme ich recht verschwommen den Verursacher dieses recht unangenehmen Tones und ich bin ehrlich gesagt nicht sonderlich begeistert wo ich mich gerade befinde. Wie in aller Welt bin ich bitte in einem Krankenhaus gelandet?
 

Als meine Sicht nun nicht mehr so stark verschwommen ist erkenne ich auf einmal meine Eltern im Raum anwesend. Was mich in diesem Moment so sehr überrascht ist die Tatsache, dass sie gemeinsam da sind obwohl sie ja schon seit Jahren jeder ein eigenes Leben führen. Von ihnen erfahre ich schließlich in kurzen Worten, weshalb ich mich auf einmal in einem Krankenhaus befinde und nachdenklich wie ich deswegen bin beiße ich mir auf die trockenen Lippen.
 

Das einzige Laster, welches ich wissentlich seit meiner Jugend mit mir schleppe ist das Rauchen. Ok, ab und an genehmige ich mir auch etwas an Alkohol. Doch im Grunde genommen habe ich doch immer einen gehörigen Abstand zu Betäubungsmittel aller Art gehalten, daher verstehe ich ehrlich gesagt nicht wieso man mich mit einer sichtlichen Überdosis eingeliefert hat.
 

Auf einmal schleicht ein mulmiges Gefühl in mir hoch. Was, wenn mir jemand mit Absicht etwas verabreicht hat ohne das ich es weiß? Nun kommt eine weitere Frage in mir auf: wer in meinem unmittelbaren Umfeld würde mir auf diese Weise schaden wollen? In aller Ruhe denke ich nun nach, doch irgendwie ist mir auf einmal als hätte mich in sanfter Weise ein weißes Tuch des Vergessens eingehüllt.
 

Wo ich zuletzt war und was ich tat - es fällt mir einfach nicht mehr ein. Es ist fast so als ob man mir diesen Augenblick aus meinen Gedächtnis für immer gelöscht hat. Vielleicht ist es ja nur ein Schutzmechanismus von meinem eigenen Körper um mir die Erinnerung an das erlittene Leid zu ersparen, dass mir zugefügt wurde.
 

Gerade als ich meine Eltern fragen will, wo denn eigentlich meine Freunde stecken kommt mein behandelnder Arzt ins Zimmer herein und bittet die beiden darum vorerst draußen am Gang zu warten. Dabei wird er von einem Polizisten begleitet und ich blicke fragend die beiden Herren an. Meine Eltern scheinen mir doch nicht alles gesagt zu haben, was genau passiert ist. Ich schlucke nur kurz, dann lasse ich meinen Blick auf dem Polizisten ruhen und ich erstarre innerlich nur aufgrund der Worte die er gerade an mich richtet.
 

Irgendwie erhoffe ich mir gerade mich gewaltig zu verhören. Ich weiß zwar mittlerweile, dass unser zweiter Gitarrist etwas eifersüchtig im Bezug zu Kaoru ist, doch ich glaube nicht er würde so weit gehen eine Person aus den Weg zu räumen, die ihm offensichtlich im Weg steht. Das ich mich gerade in diesem Gedanken gewaltig irre ahne ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht.
 

Auf jeden Fall ist nun die Staatsanwaltschaft aktiv geworden und strebt einen Prozess gegen DIE an. Warum in aller Welt musste es nur so weit kommen? Ein leises Seufzen entweicht meinen Lippen, denn ehrlich gesagt habe ich nie gewollt zwischen zwei Fronten zu geraten. Bin ich etwa am Ende der Grund, weshalb die Freundschaft von Kaoru & DIE dermaßen in ihrer Grundfeste erschüttert wurde? Bin ich etwa dafür verantwortlich, dass sich die beiden auf einmal nicht mehr so gut verstehen? Ich wollte doch nie eine schon bestehende Feundschaft derart gefährden und nun beginnen sich die Fronten zwischen den beiden sichtlich zu verhärten.
 

Erneut seufze ich auf, denn wenn ich ehrlich sein muss, so fühle ich mich dafür verantwortlich. Wieso in aller Welt habe ich nur ohne konkret nachzudenken meiner Neugier nachgegeben? Wahrscheinlich wäre es sowieso für mich besser gewesen, ich hätte niemals bei La:Sadies als Bassist zugesagt. Mir wäre sicherlich einiges an Leid erspart geblieben, wenn ich mich nur nach einer Stelle als Elektrotechniker umgesehen hätte. Rasch schüttle ich nun meinen Kopf.
 

Nein, ich darf mich jetzt nicht selbst fertig machen. Ich habe diese wichtige Entscheidung damals aus dem Grund heraus gefällt, weil ich meiner Liebe für die Musik unbedingt nachkommen und weil ich nebenbei erfahren wollte, ob es sich bei Kaoru auch wirklich um jenen Mann handelt, der jedes Mal in meinen Träumen erscheint. Obendrein, ich habe beiden so einiges zu verdanken. Trotzdem ist nicht zu verleugnen, dass ich der Auslöser für den Bruch einer so starken und beständigen Freundschaft bin.
 

Im Grunde meines Herzens mag ich den charmanten Rotschopf an der zweiten Gitarre doch auch sehr gern. Mit ihm kann man jede Menge Unfug anstellen als auch unternehmen, wenn er nicht gerade in dieser kalten als auch recht herrischen Phase steckt. Ob Kaoru von dieser Seite an unserem zweiten Gitarristen überhaupt Bescheid weiß? Da fällt mir ja wieder ein, dass Kyo & Shinya ja etwas länger innerhalb von La:Sadies waren und somit DIE wohl doch besser vom Charakter her einschätzen können.
 

Die Arme unter dem Kissen verschränkend starre ich umgehend die Zimmerdecke an, nachdem ich nun für mich alleine bin und innerlich wundere ich mich gerade, ob der Polizist vorhin überhaupt richtig liegt mit seiner Aussage. Ich erinnere mich auf einmal bruchstückhaft daran, dass DIE mir ja noch sagt er mag mich. Daher wirkt es für mich doch etwas unglaubwürdig auf mich, dass er wirklich versucht haben soll mich zu töten. Schließlich weiß er ja, wie sehr Kaoru an mir hängt und daher glaube ich kaum, dass er seinem besten Freund in dieser Weise schaden will.
 

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Nach ein paar Tagen bin ich wieder so weit stabil, dass ich endlich das Krankenhaus verlassen darf und auf Bestehen meiner Eltern komme ich mit ihnen nach Nagano mit. Dabei habe ich weder Kyo, Shinya oder Kaoru zu Gesicht bekommen. Selbst DIE war nicht vorbei gekommen während ich mich im Spital befand und ich beginne mich innerlich gerade zu fragen, ob mich meine Freunde wohl vergessen haben. Vielleicht wussten sie ja nicht, dass ich mich im Krankenhaus befand? Das würde ja auch schließlich erklären, wieso ich sie in den paar Tagen nicht sah. Trotzdem bezweifle ich stark, dass so eine Nachricht ihnen gegenüber nicht vermittelt wurde.
 

Am Bahnhof angelangt bemerke ich schließlich Shinya, doch meine Mutter schiebt mich auf sanfte Weise weiter und ich kann deutlich an ihm ablesen wie überfordert er mit der gesamten Situation gerade ist. Am liebsten möchte ich ihr doch sagen, dass Shinya im Grunde genommen ganz harmlos ist. Wir sind ja schließlich nicht nur Bandkollegen, sondern auch richtig gute Freunde über die Jahre geworden. Neben Kaoru vertraue ich ihm mein Leben an.
 

In kurzen Worten kann ich wenigstens meine Mutter davon überzeugen, dass unser Schlagzeuger eine gute Seele ist der man blind vertrauen kann und so bekomme ich die Möglichkeit mit ihm zu reden. Ich kann von ihm in Erfahrung bringen, dass Dir en Grey momentan für unbestimmte Zeit sich in Pause befindet, da das Management unseren zweiten Gitarristen fristlos aus der Band entlassen hat. Sichtlich verwirrt als auch ungläubig starre ich den um ein Jahr jüngeren Mann vor mir stehend an, da ich ehrlich gesagt damit nicht wirklich gerechnet habe.
 

Gerade als der Zug nach Nagano kurz davor ist abzufahren bitte ich Shinya darum unseren leader-sama umgehend zu informieren, dass ich mich für einige Tage außerhalb von Osaka befinde. Rasch steige ich in den Zug ein, setze mich zu meinen Eltern ins Abteil und starre sichtlich nachdenklich aus dem Fenster hinaus. Was in aller Welt mag DIE bitte denn Gravierendes angestellt haben, dass sogar unser Management der Meinung ist die Zusammenarbeit mit ihm funktioniert auf einmal nicht mehr so reibungslos?
 

Ohne ihm ist Dir en Grey nicht die Band wie sie weltweit von unseren Fans geschätzt und geliebt wird. Leicht lehne ich mich mit der Stirn an die Scheibe an, seufze leise auf und lasse dabei meinen Blick an der vorbei streifenden Landschaft ruhen. Wenigstens erlangt Kyo auf diese Weise die Chance seine Stimmbänder etwas zu schonen und Kaoru kann sich ebenfalls etwas erholen. Nur wie lange wird diese Pausierung denn andauern? Sind wir dann am Ende ebenfalls ohne Arbeit?
 

Würde ich überhaupt in eine andere Band als Bassist hinein wollen? Ehrlich gesagt ist mir die Formation um uns fünf doch sichtlich ans Herz gewachsen, daher kann ich es mir momentan nicht wirklich vorstellen, dass Dir en Grey eines Tages nicht mehr existieren soll. Schließlich sind wir schon seit Jahren ein wahrlich super eingespieltes Team, daher wäre es fast schon wie ein Todesstoß würde diese Band kurzerhand aufgelassen werden.
 

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Ein tiefes Seufzen entweicht meinen Lippen und ich starre mißmutig das Display meines Mobiltelefons an. Seit ich in Nagano im Haus meines Vaters bin versuche ich angestrengt Kaoru zu erreichen, doch irgendwie scheine ich dahingehend kein Glück zu haben. So gesehen müsste er ja problemlos erreichbar sein seit sich die Band in Pause befindet. Nur ein Wort. Mir würde schon ein einziges Wort ausreichen um zu wissen, dass es ihm gut geht. Nachdenklich wie ich gerade bin lasse ich mich ins Bett fallen und habe meinen Blick auf die Zimmerdecke gerichtet. Was ist mir bitte entgangen als ich mich im Spital befand? Warum reagiert Kaoru nicht auf meine Anrufe?
 

Am besten ich fahre umgehend nach Osaka zurück und vergewissere mich selbst, dass es Kaoru gut geht. Mit dieser Idee in meinem Kopf herum spukend setze ich mich wieder auf, versuche erneut ihn über das Mobiltelefon zu erreichen und erneut seufze ich tief auf, da nur seine Sprachbox sich ständig aktiviert. Rasch ziehe ich mir eine Jacke an, schnappe mir Handy, Kippen als auch meinen Schlüssel und ich breche nun umgehend in Richtung Bahnhof auf. Ehrlich gesagt lässt es mir innerlich keine Ruhe. Kaoru & ich sind doch nach all den Jahren endlich in einer fixen Beziehung. Wieso reagiert er dann nicht auf mich, wenn ich ihn anrufe? Tief in meine Gedanken versunken lehne ich meinen Kopf an die Scheibe und blicke dabei recht lustlos auf die vorbei streifende Landschaft hinaus. Geistig habe ich unweigerlich wieder jenen Tag klar vor Augen als sich unsere Wege zum ersten Mal kreuzten. Ich erinnere mich noch ganz gut an diesen Moment, denn seine Augen sprachen eine weitaus klarere Sprache.
 

Ehe ich mich versehe huscht mir ein kurzes Lächeln über die Lippen, da es genau diese versteckte Botschaft an sich war weshalb ich mich am Ende doch dazu entschied mich La:Sadies anzuschließen. Ich bin schließlich nicht mehr der naive Teenager von damals, dem die Kraft zum Kämpfen fehlte. Beide Gitarristen haben mir jeweils auf ihre Weise etwas an Stärke übermittelt. Doch die tiefen Gefühle in meinem Inneren gehören ganz allein Kaoru. Er ist derjenige, dem mein Herz gehört und der mir wirklich wichtig ist. Nach so langer Zeit bin ich endlich in der Lage ihm gegenüber diese Gefühle auch offen zu zeigen. Vielleicht wäre es ja besser gewesen, von Anfang an unseren Freunden gegenüber mit offenen Karten zu spielen. Ob mich DIE dann wohl eher in Ruhe gelassen hätte?
 

In Osaka angelangt blicke ich kurz auf das Display meines Handys welches mir nur anzeigt, dass keine Anrufe eingegangen sind und leise seufze ich auf. Bin ich etwa in der Zwischenzeit in einer Art Parallelwelt gelandet, wo ich für meine Freunde unsichtbar bin? Den anderen aufkommenden Gedanken möchte ich ehrlich gesagt nicht fertig denken, denn er erschrickt mich doch etwas. Während ich nun in die Bahn umsteige, die mich direkt in jenes Viertel bringt wo Kaorus Wohnung liegt, schweifen meine weiteren Gedanken wieder zu diesem merkwürdigen Traum den ich im Spital hatte. Weshalb habe ich von meinen Freunden nur Kyo und Shinya darin vernommen? Wieso war keine Spur von Kaoru darin zu sehen?
 

Als ich den Wohnkomplex endlich erreiche atme ich mehrmals tief ein & aus, dann betrete ich das Gebäude und fahre hoch zu seiner Wohnung. Etwas mulmig ist mir gerade doch zu Mute, da ich ja ehrlich gesagt nicht genau weiß wie er auf mein Auftauchen reagieren wird. Mein Herzschlag verschnellert sich als ich direkt vor der Wohnungstür stehe, mir dabei kurz auf die Lippen beiße und den Schlüssel aus meiner Jackentasche fische. Was mache ich, wenn er nicht zu Hause ist? Wäre es dann besser draußen zu warten? Ich gebe mir kurzerhand einen innerlichen Ruck, sperre die Tür auf und beim Eintreten fällt mir auf, dass alles dunkel ist. Ich schlüpfe aus meinen Schuhen, hänge meine Jacke auf und tapse in Richtung Wohnzimmer als ich Ganesa bemerke die direkt auf mich zugerannt kommt.
 

„Hallo, meine kleine Prinzessin“ kommt leise aus mir hervor, hebe sie nun hoch und ehe ich mich versehe ist auch schon Mukta anwesend, den ich ebenfalls gleich einmal begrüße. Irgendwie ist es mir gespenstisch ruhig in der gesamten Wohnung. Kaum im Wohnzimmer angelangt schlucke ich nur als ich nun Kaoru direkt gegenüber stehe und die herrschende Stille ist richtig unangenehm. Ich weiß selbst nicht wieso, doch ich bringe kein brauchbares Wort hervor. „Wie ich sehe, bist du entlassen worden“ kommt nur aus ihm hervor, worauf ich nur rasch auf seine Aussage nicke und der sachliche Ton in Kaorus Stimme lässt die herrschende Atmossphäre noch erdrückender auf mich wirken. „Kao-chan?“ vernehme ich eindeutig eine weibliche Stimme nach ihm rufen, worauf sich alles tief in mir krampfhaft zusammen zieht und ich nur vermehrt schlucken muss. Bevor einer von uns etwas sagen kann ist auch schon eine recht zierliche junge Frau in einen Bademantel gehüllt im Wohnzimmer aufgetaucht und ich erahne gerade, wieso er in den letzten Tagen nicht erreichbar war.
 

Ich muss hier schleunigst weg. Auch wenn es zutiefst schmerzt zu wissen, dass alles eine reine Lüge war, er braucht nicht zu sehen wie sehr ich darunter leide. In der Eile nur meine Schuhe schnappend verlasse ich die Wohnung, sprinte in den Aufzug und erst jetzt spüre ich deutlich wie mir nun die ersten Tränen herab rinnen. Das ich so schnell ersetzbar für ihn bin tut wirklich weh. Nun beginne ich mich zu fragen wie sich alles in meinem Umfeld entwickelt hätte, wenn DIE wirklich mit Kaoru zusammen gekommen wäre. Hätte Kaoru ihn auch so rasch durch eine andere Person ersetzt?
 

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„Sie haben nur eine Stunde Zeit, verstanden?“ klärt mich gerade ein Wärter auf, worauf ich nur rasch nicke und mich innerlich erneut frage, ob es wirklich richtig ist was ich hier tue. In meiner herrschenden Verzweiflung habe ich umgehend den jetzigen Aufenthaltsort von Daisuke Andou heraus gesucht und den Entschluß gefällt ihn aufzusuchen. Auch wenn ich ja tief in meinem Inneren weiß, dass er mir Leid zugefügt hat; auf der anderen Seite gesehen ist er ja immer noch ein Freund für mich. Nachdem ich zu einem Tisch platziert werde öffnet sich die schwere graue Tür und ich beiße mir umgehend auf die Lippen als ich ihn nun erblicke. Er sieht sichtlich abgemagert und mitgenommen aus. „Damit habe ich ehrlich gesagt nicht gerechnet“ kommen ihm gleich einmal die Worte hervor, weist dabei ein kurzes Lächeln auf und ich kann trotzdem sehen wie abgestumpft die sonst so strahlenden nussbraunen Iriden sind.
 

„Ich brauche deine Hilfe“

„Ausgerechnet von mir?“

„Ja...“
 

kommt nun leise aus mir hervor, lege meine Hände in den Schoß und senke dabei leicht meinen Blick. An Kyo oder an Shinya kann ich mich mit meinem Problem nicht wenden. DIE ist der Einzige, der Kaoru durchaus besser kennt als ich es tue.
 

„Kaoru, deswegen bist du doch hier?“ kommt nun die Frage aus ihm hervor, nicke nur rasch als Antwort und ich sehe ihm dabei direkt in die Augen.
 

„Ehrlich gesagt fühle ich mich gerade wie der große Idiot hier“

„Wie soll ich das jetzt bitte verstehen?“

„Du bist so herrlich naiv & unschuldig zu gleich, Toshiya. Leider macht genau das dich auch so anfällig dafür auf die falschen Leute herein zu fallen“
 

höre ich in nun zu mir sagen und ich bin nun sichtlich verwirrt. Ich muss hier eindeutig etwas verpasst haben was die beiden Gitarristen betrifft. Auf einmal erinnere ich mich erneut an Kaorus Frage, ob da etwas zwischen DIE & mir wäre. Damals sah ich keinen großen Sinn darin zu hinterfragen was er konkrekt damit meint. Doch jetzt bin ich mir auf einmal nicht mehr so sicher, ob Kaoru zu dem Zeitpunkt schon wusste wieso der Rotschopf mir gegenüber auf einmal so besitzergreifend reagiert.
 

„Wieso...?“

„Du willst wirklich wissen, wieso? Bist du dafür auch bereit mir zu vergeben, was ich dir angetan habe, wenn ich dir die volle Wahrheit sage?“
 

stellt er nun die Frage an mich, wobei ich deutlich erkennen kann, dass er mir gegenüber ehrlich sein will. Kurz umgibt uns eine erdrückende Stille, dabei beiße ich mir kurz auf die Lippen als ich auf einmal fühlen kann wie seine Hand trotz der Handschellen nach meiner fasst. Ich kann nicht vergessen, was er mir angetan hat. Doch bin ich überhaupt in der Lage dazu ihm zu vergeben? ,Hoffentlich bereue ich diese Entscheidung nicht‘ schießt mir der Gedanke nun durch den Kopf als ich mich dazu entschließe ihm seine begangenen Fehler zu vergeben.
 

„Ich vergebe dir, Daisuke, aber auch nur, weil wir Freunde sind“ sage ich nun zu ihm ins Gesicht, wobei mir erst jetzt auffällt wie wieder etwas Leben in seine nussbraunen Iriden einkehrt aufgrund meiner Worte. „Danke...“ höre ich ihn nur darauf sagen, worauf er mich auf sanfte Weise anlächelt und erst jetzt merke ich deutlich wie mich meine Neugier packt. Was konkret wurde mir all die Jahre, die ich mit ihnen in einer Band bin verschwiegen? „Denkst du wirklich, Kaoru ist der Einzige, der sichtliches Interesse an dir entwickelt hat?“ folgen nun seine Worte, lege fragend den Kopf leicht schief und ich begreife im Moment nicht so ganz was er damit andeuten will. Doch als die Stille um uns herum uns erneut umhüllt sickert langsam die Bedeutung seiner Worte in mir ein und ich beiße mir umgehend auf die Lippen. Entweder träume ich gerade wirres Zeug zusammen oder ich befinde mich tatsächlich in einer Art Paralellwelt wieder.
 

„Es tut mir aufrichtig leid, dass ich all die Jahre über diesen Dämon in mir nicht im Griff bekommen konnte und dir dadurch nur geschadet habe“

„Warte mal, Daisuke, verstehe ich gerade richtig, dass du...?“
 

fange ich nun an zu sagen, verstumme aber recht rasch und ich schlucke leicht, denn irgendetwas tief in mir erhofft sich gerade mich total geirrt zu haben. Diese Worte eben, sie sind eindeutig ernst gemeint und obendrein ist er gerade aufrichtig zu mir. Schlagartig weiß ich sofort was er mit Dämon andeutet. Denn wenn ich ehrlich zu mir selbst bin, dann habe ich große Angst vor dieser Seite an ihm. Dabei haben wir doch eine recht stabile Freundschaft über die Jahre zwischen uns aufgebaut.
 

„Ich wollte im Grunde genommen nur mit allen Mitteln verhindern, dass ich dich an Kaoru verliere“ antwortet er mir nun mit ehrlichen Worten, dabei bleibt mir nun sichtlich die Sprache weg. Bitte weckt mich jemand aus diesem wirren Traum auf? Ich habe mich gerade wohl verhört, oder doch nicht? Seine stetigen Eifersuchtsanfälle galten also nur unserem leader-sama und doch nicht mir wie ich stets annahm? Nun bin ich innerlich verwirrt & sprachlos zu gleich. Ich bin doch stets von dem Gedanken ausgegangen, dass er immer noch stark an Kaoru hängt, doch wie hätte ich bitte erahnen können wie sehr ich mich damit irre?
 

„Warum ausgerechnet mich?“

„Deine Ausstrahlung hat es mir angetan“
 

bringt er nun mit einem leichten Grinsen hervor, dass für ihn typisch ist und er sieht mich dabei direkt an. In einer gewissen Weise fühle ich mich ja schon geehrt, dass er in mir mehr als einen einfachen Freund sieht, doch gleichzeitig bin ich innerlich auch sichtlich überrumpelt von diesem Geständnis.
 

„Was ist mit Kyo?“

„Er sieht etwas in mir, dass ich niemals für ihn sein kann“
 

folgt nun als Antwort aus ihm hervor, dabei merke ich deutlich einen recht neutralen Ton in seiner Stimme mitschwingend. Unser Sänger tut mir ehrlich gesagt Leid. Zu wissen, dass die geliebte Person niemals die Gefühle erwidern wird, die man tief im Herzen trägt muss wohl eine unvorstellbare seelische Qual sein.
 

Gerade als ich etwas zu ihm sagen will deutet der Wärter nur an, dass die Besuchszeit für heute schon vorbei ist und ich muss ihm umgehend versprechen erneut vorbei zu kommen bevor ich gehe. Mein Kopf schwirrt aufgrund dieser neuen Informationen. Zwar weiß ich immer noch nicht, wie ich nun konkret auf Kaoru eingehen soll, doch auf der anderen Seite habe ich endlich Daisukes wahren Antriebsgrund heraus finden können.
 

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Den Blick in die Ferne gerichtet höre ich mir gerade über meinen kleinen I-Pod unsere aktuelle Single an und ein leises Seufzen entweicht meinen Lippen. Ich bin absichtlich nicht zum Prozess nach Osaka gefahren, da ich mich innerlich zwischen den Fronten fühle. Bei Kaoru habe ich mich nicht mehr gemeldet, obwohl fast schon täglich ein Anruf von ihm ankommt. Momentan weiß ich nicht so recht, was ich ihm antworten soll. Kurz richte ich meinen Blick auf das Display meines Mobiltelefons als dieses plötzlich zu vibrieren beginnt und es zeigt mir Kaorus Nummer an. Kurzerhand drehe ich den I-Pod ab, nehme den Anruf entgegen und ehrlich gesagt weiß ich selbst nicht wieso ich darauf reagiere.
 

„Moshi, moshi, Hara desu“

„Toshiya, wir müssen reden“
 

vernehme ich ihn nur sagen, dabei beiße ich mir auf die Lippen. Keine Nachfrage wie es mir im Moment geht oder wo ich mich aufhalte. Das ist halt typisch für Kaoru. Mit seinen Aussagen ist er stets direkt. Wahrscheinlich eine Angewohnheit von ihm auf diese Weise bandinterne Angelegenheiten zu regeln.
 

„Ich...“ fange ich nun an, dabei weiß ich nicht so genau was ich ihm nun antworten soll. Ich ertappe mich geistig gerade bei der an mich selbst gestellten Frage, warum er mich auf einmal anruft obwohl er doch scheinbar einen brauchbaren Ersatz für mich gefunden hat.
 

„Bitte, Toshiya, es ist wirklich wichtig“

„Dann solltest du nach Nagano kommen“
 

antworte ich ihm nur im sachlichen Ton, ignoriere gerade den aufkeimenden Schmerz tief in meinem Inneren und merkwürdigerweise bekomme ich genau in diesem Augenblick Daisukes Worte nicht mehr aus dem Kopf. Kaoru gegenüber werde ich wohl nicht zu verraten brauchen was Daisukes wahrer Beweggrund war, denn mit Sicherheit wusste er schon seit unserer ersten Tour am Festland davon Bescheid.
 

Kurzerhand mache ich mir mit ihm noch einen neutralen Ort innerhalb der Stadt als auch eine Uhrzeit aus, dann lege ich auf und starre lange mein Mobiltelefon an. In den letzten Tagen ist mein Leben an sich komplett aus den Fugen geraten und das ausgerechnet von zwei Männern gleichzeitig. Etwas Abstand tut mir im Augenblick sichtlich gut. Da trifft es sich doch gut, dass sich die Band gerade in Pause befindet. Denn in meinem jetzigen Zustand wüsste ich ehrlich gesagt nicht, wie ich auf die beiden Gitarristen eingehen soll. Meinen Kopf am Balken hinter mir anlehnend richte ich meinen Blick gen Horizont. Woher bitte schön hätte ich denn ahnen sollen, dass ich gleich zwei Männern gleichzeitig so sehr den Kopf verdrehe nur allein mit meiner Anwesenheit. Wobei ich ehrlich gesagt für den Einen tiefe Gefühle mit mir trage und den Anderen als ziemlich guten Freund ansehe.
 

Tief seufzend schließe ich nun meine Augen, lege meinen Kopf in den Nacken und geistig versuche ich mir gerade auszumalen wie es konkret mit uns allen weiter geht. So wie momentan die Stimmung innerhalb der Band ist kann es einfach nicht weiter gehen. Ich fände es wirklich schade, wenn wir nur aufgrund von Missgunst, Neid, Eifersucht & Wut geblendet die Band am Ende komplett aufgeben müssen. Ich habe die Suppe eingebrockt, also muss ich sie auch auslöffeln.
 

Kaoru wird bestimmt eine Weile nicht mehr mit mir reden wollen, wenn ich diesen Schritt tue, doch es geht halt nicht anders. In erster Linie geht die Band vor. Zumindest das hat uns Kaoru doch vom ersten Tag an eingebläut seit wir unsere Erfolge als Dir en Grey landesweit feiern. Nur muss ich mir auch ganz genau überlegen, wie ich das Management kurzerhand davon überzeuge den Rotschopf wieder aufzunehmen.
 

Die Fans brauchen ja nicht unbedingt zu wissen, dass es innerhalb der Band einige kleine Unstimmigkeiten gab. Doch vorher sollte ich doch noch mit Daisuke reden, was er von meiner Idee hält. Schließlich geht es ja in erster Linie darum, dass wir unseren Gitarristen in Freiheit haben. Auf der anderen Seite gesehen muss ja Kaoru auch einverstanden sein, dass er zurück in die Band kommt. So komplex habe ich mir das gerade nicht vorgestellt und ein weiterer Seufzer entweicht meinen Lippen.
 

Bin ich wirklich so naiv wie Daisuke meint? Tief in meine verworrene Gedankenwelt versunken schrecke ich leicht zusammen als meine Schwester mich an der Schulter antippt und mir mitteilt, dass ich Besuch hätte. Kaoru wird das wohl kaum sein können, wobei ich mich ja auch gedanklich irren kann. Als ich hinein ins Haus gehe fallen mir im Wohnzimmer Kyo & Shinya auf. Ok, mit ihnen habe ich jetzt überhaupt nicht gerechnet. Kurzerhand deute ich ihnen an mir zu folgen und ich begebe mich mit ihnen hinaus in den Garten, da ich mich dort wenigstens etwas ungestört fühle. Meine Schwester bringt uns noch Onigiri & Tee hinaus, dann ist sie wieder ins Haus verschwunden.
 

Irgendwie scheinen auf einmal die Rollen gänzlich vertauscht zu sein. Shinya redet und ich bin hier der Schweigsame. Normalerweise war es stets umgekehrt der Fall. „Toshiya, hörst du eigentlich zu?“ bekomme ich nun Kyos Frage mit als er mich etwas unsanft in die Seite boxt und ich ihn daraufhin mit einer Schmollmiene belege. Klar höre ich ihnen zu, nur innerlich bin ich wohl zu sehr abgelenkt. „Ich brauche Abstand...“ bringe ich gerade ohne jeglichen Bezug hervor, starre nahezu meine Tasse Tee an und erst da fällt mir auf wie mich Kyo & Shinya ansehen.
 

„Was genau meinst du damit?“

„Wovon brauchst du Abstand?“

„Von Kaoru... von der Band... einfach von allem“
 

kommt nun recht rasch aus mir hervor ohne vorher konkret nachgedacht zu haben, sehe dabei meine Freunde an und erst da wird mir gerade bewusst, welche Wirkung als auch Bedeutung meine Worte wohl auf die beiden haben müssen. Irgendwie bin ich im Moment froh, dass unser leader-sama nicht anwesend ist. Denn ich weiß ehrlich gesagt nicht wie er diese Aussage von mir gedeutet als auch verstanden hätte. Derjenige von meinen Freunden, der mich dahingehend verstehen würde wäre wahrscheinlich die rothaarige charmante Grinsekatze, doch so ganz sicher bin ich mir dabei auch nicht.
 

„Toshiya, du planst doch nicht etwa...?“ kam es sichtlich geschockt aus Shinya hervor, der anscheinend davon ausgeht, dass ich mich von ihnen distanzieren will.
 

„Mach dir keine unnötigen Sorgen um mich, Shinya. Ich bring die Band schon wieder zusammen“

„Und wie willst du das bitte anstellen?“

„Lasst das ruhig meine Sorge sein“
 

antworte ich nur darauf und ich weise dabei ein Lächeln auf. Vor allem Kyo gegenüber bin ich es schuldig, dass Dir en Grey weiter besteht. Vor allem für ihn muss ich dafür sorgen, dass diese Band weiter am Leben bleibt.
 

************
 

Mehr als ein halbes Jahr ist nun vergangen und ich stehe nachdenklich mit einer Zigarette am Kai. Ohne den Anderen Bescheid zu sagen bin ich kurzerhand in eine Kleinstadt direkt an der Ostküste Japans liegend umgesiedelt und ich gehe dort einer geregelten Tätigkeit nach. Zum Glück scheint mich keiner der Einwohner zu erkennen und ich kann so unangenehmen Fragen im Bezug zu Dir en Grey gekonnt aus dem Weg gehen. Auch wenn mir sichtlich die Anwesenheit meiner Freunde fehlt, so hat diese doch recht ungewollte Distanzierung mir geholfen innerlich mich etwas besser zu verstehen. Doch wenn ich ehrlich sein soll, dann vermisse ich neben Kaoru diese unbeschwerte, ausgelassene Stimmung innerhalb der Band wie wir sie zur Anfangszeit stets hatten.
 

„Dich ausfindig zu machen ist wirklich eine Heidenarbeit“ höre ich gerade eine mir vertraute Stimme sagen, die mich sichtlich erschaudern lässt und als ich mich gerade umdrehe kann ich kaum meinen Augen glauben. Nicht nur Daisuke, sondern auch Kaoru steht da vor mir und ich kann nicht anders als wie eine belämmerte Kuh sie anzusehen. Hallo, habe ich hier irgendwo etwas Wichtiges im Skript ,Das Leben des Toshimasa Hara‘ ausgelassen? Ich halluziniere hier gerade eindeutig, denn das kann nie im Leben möglich sein, dass ich beide Gitarristen nach all dem was passiert ist so friedlich nebeneinander sehe. Obendrein habe ich heute doch gar keinen Alkohol angefasst, daher wäre es somit unmöglich zu halluzinieren. „Eto...“ bringe ich nur hervor und ja, ich weiß, es ist ziemlich geistreich für einen Erwachsenen wie mich.
 

Warte mal, wie haben die beiden mich überhaupt gefunden? Ich hab doch recht sorgsam gearbeitet um jegliche Spuren von meiner Existenz in Osaka zu verwischen. Doch mir fällt schlagartig ein, wer denn verraten haben könnte wohin es mich verschlagen hat. Soviel zu ich vertrau mich unserem einstigen Mentor Yoshiki-sama an was ich gerade plane. War ja doch in einer gewissen Weise klar, dass Kaoru dort nachfragt.
 

Unsicher was ich konkret sagen soll deute ich den beiden Gitarristen nur an mir zu folgen und ich führe sie in das kleine Haus nicht unweit zum Strand entfernt in dem ich momentan lebe. Eine recht unangenehme Stille umgibt uns drei gerade, wobei ich erst einmal sie mit Tee versorge. „Ano... wie kommt es, dass ihr...“ fange ich nur an, sehe beide fragend an und irgendwie bin ich mir nicht ganz so sicher, ob ich überhaupt wach bin. „Tut mir leid, Toshiya, aber du kennst ja leader-sama & seine Morddrohungen“ kam es gerade leicht scherzend aus Daisuke hervor, der dankend den Tee annimmt und ich aufgrund der eben vernommenen Worte ein kurzes Aufblitzen in Kaorus Augen erkenne. Ein rasches Nicken meinerseits ist alles was ich gerade zustande bringe, dabei ahne ich gerade welche sichtliche Überwindung es Kaoru wohl gekostet haben mag sich an die rothaarige Grinsekatze vom Dienst zu wenden.
 

„Es geht in erster Linie um die Band“

„Ano... Kaoru, ich wurde schon informiert“
 

kommt nun aus mir hervor, entschuldige mich kurz, stehe auf um das Schreiben zu holen und reiche dieses gleich einmal unserem leader-sama. Denn vor ein paar Tagen lag das Schreiben in meinem Briefkasten neben einem Brief meiner kleinen Schwester und eines Briefs von unserem Rotschopf. Daher weiß ich ja schon wie das Management auf mein kleines Schreiben auf sie reagiert hat.
 

„Also, bist du damit in Ordnung?“ frage ich nun rasch nach, da ich innerlich nur darauf tippe, dass Kaoru nur deswegen hier aufgetaucht ist. Schließlich bin ich ja noch genau wie Kaoru, Shinya & Kyo ein aktives Mitglied von Dir en Grey. Das er noch einen weiteren Grund haben könnte will mir im Augenblick nicht eingehen. Daher lasse ich es dabei beruhen, dass es wirklich nur um die Band geht.
 

„Dann erkläre mir bitte nur eines, Toshiya: warum bist du bereit erneut so ein Risiko einzugehen?“

„Weil ich es Kyo gegenüber schuldig bin“
 

kommt ehrlich aus mir hervor, dabei versteht Daisuke sofort was ich damit andeuten will und er senkt dabei leicht seinen Blick. „Außerdem, es ist einfach nicht Dir en Grey ohne DIE“ füge ich noch dazu, sehe dabei Kaoru direkt in die Augen und genau diese Worte bewirken ein flüchtiges Lächeln auf seinen Lippen.
 

„In dem Punkt muss ich dir recht geben, Toshiya“

„Also bin ich doch noch in der Band?“

„Denk an all die Fans unserer Grinsekatze, die dich sonst geistig über den Jordan schicken, Kaoru, weil du ihn durch jemand Anderen ersetzt“
 

bringe ich nun meinen Einwand ein, schaue ihn gleichzeitig mit Dackelblick an und mit einem Seufzen hält sich Kaoru die Stirn. „Nein Danke, kein Bock darauf“ kommt nun aus Kaoru hervor, wobei ich sichtlich strahle und ihn nun kurz umarme. Damit auch Daisuke nicht zu kurz kommt umarme ich ihn ebenfalls ganz kurz. Mein Vorhaben, die Band zu retten hat also funktioniert. Doch wie ich nun meine Bande zu beiden Gitarristen richten soll ist mir immer noch schleierhaft.
 

Kurz darauf steht Kaoru auf, geht in den Nebenraum um mit großer Wahrscheinlichkeit unseren Manager zu verständigen und ich bin somit mit Daisuke allein im Wohnbereich. „Du willst wissen, warum ich ausgerechnet mit Kaoru hier bin. Deine unbändige Neugier kann man 10 km gegen den Wind bemerken“ vernehme ich ihn nun sagen, wobei ich nun leicht zu schmollen beginne und er stupst mir mit einem Lächeln meine Nase an. „So ganz verzeiht er mir immer noch nicht“ fügt er noch verlegen dazu, strich sich dabei durch sein dünkler werdendes Haar und ich ahne gerade, dass der entstandene Schaden doch viel zu groß ist als das ihre Freundschaft wieder jenes Level erreicht den sie hatten als ich neu in die Band kam.
 

„Ich bin wenigstens erleichtert, dass er wenigstens ein paar Worte mit dir wechselt“ sage ich nur darauf, dabei sehe ich kurz zu Kaoru und eindeutig ist mir tief in meinem Inneren klar, wieso. Ein so stolzes Wesen wie unser leader-sama eines ist braucht definitiv eine Weile um überhaupt an Vergebung zu denken. Sofort blicke ich auf als Kaoru zurück kommt und doch leicht mißmutig drein schaut.
 

„Das Management ist wie ich skeptisch ihn erneut in der Band aufzunehmen“

„Aber...“

„Weiß Gott was du bitte für einen Aufsatz verfasst hast, Toshiya, doch aufgrund dieses Schreibens geben sie schließlich ihr grünes Licht, dass DIE weiter Bestandteil von Dir en Grey bleibt“
 

höre ich Kaoru nun sagen, der sichtlich nicht begeistert zu sein scheint, dass wir unsere Grinsekatze wieder innerhalb der Formation haben. „Die Fans werden dir mit Freude diese Entscheidung danken“ meint nun Daisuke darauf, der ebenfalls seinen Blick auf unseren leader-sama richtet und ich nicke nur eifrig.
 

************
 

Kyo ist mit sichtlichen Elan bei den Aufnahmen dabei. Man sieht ihm deutlich die Freude als auch den Arbeitseifer an und dieser steckt auch den Rest von uns an, sehr zu Kaorus Zufriedenheit. So unbeschwert wie in den Anfangsjahren sind wir nun nicht mehr, denn dazu ist offensichtlich der entstandene Schaden zu groß. Mir ist sichtlich klar, dass der Mann an der zweiten Gitarre sich das gesamte Vertrauen aller Bandmitglieder wieder erarbeiten muss, doch ich habe dafür ein riesiges Opfer dar gebracht. Nur damit es wenigstens unserem Sänger gut geht habe ich schließlich diese Anfrage gestellt, Daisuke wieder in die Band zu lassen.
 

Irgendwie ist es fast schon wie am Anfang, wo ich sie alle erst besser kennen lernen musste. Wir müssen scheinbar wieder lernen aufeinander einzugehen. Im Moment stehe ich eine rauchend am Gang und warte sichtlich ungeduldig darauf, dass mein Take endlich kommt. Wir arbeiten gerade an zwei Songs gleichzeitig, wobei wir einen unserer alten Songs quasi etwas auffrischen. Meine Augen schließend lege ich meinen Kopf leicht in den Nacken und lehne mich dabei an der Wand an. Meine Gedanken beginnen daran zurück zu schwirren, wo im Grunde genommen der innere Zerfall anfing. Ein leises Seufzen entkommt meinen Lippen, denn die Wahrheit hat mich ehrlich gesagt mehr zerfressen als die Lüge an sich, die mir versucht wurde weiß zu machen.
 

Ob Kyo mittlerweile weiß, dass die Person seines Herzens jemand anderen begehrt? Was ist mit Kaoru? Wusste er schon von Beginn an, wenn Daisuke tief in seinem Herzen trägt oder wurde er dahingehend noch nicht eingeweiht? Hoffentlich wird mir unser Sänger nicht böse sein, wenn er eines Tages die volle Wahrheit erfährt. Erneut seufze ich auf. Wieso zerbreche ich mir in letzter Zeit so sehr den Kopf darüber? Warum ist es mir auf einmal so wichtig, dass ich vor allem Kyo nicht als Freund verliere? Weil er durch & durch eine ehrliche Seele ist, die felsenfest hinter seinen Freunden steht. Dabei beginne ich mich nun innerlich zu fragen, ob Kyo selbst schon den Schritt getan hat unserem zweiten Gitarristen zu gestehen was er wirklich für ihn empfindet.
 

Schlagartig verspannt sich mein gesamter Körper als ich deutlich spüre wie mir jemand einen kurzen Kuss auf die Lippen haucht und ich blicke sichtlich irritiert direkt in die nussbraunen Iriden unserer Grinsekatze. „Ich konnte der Verlockung einfach nicht widerstehen“ bringt er mir gegenüber nur hervor und grinst leicht, wobei ich leicht rot um die Wangen werde und erst jetzt Kaoru bemerke, der mit einer düsteren Miene direkt auf mich zu kommt. „Halt dich einfach fern von ihm, schließlich ist er mein Freund“ bekomme ich nun Kaorus kühle Worte mit, die er in diesem Moment an Daisuke richtet und stumm folge ich ihm schließlich nach draußen als er mir andeutet ich solle ihm folgen.
 

Fragend sehe ich ihn nur an als wir uns nun vor dem Gebäude befinden und mir fällt erst jetzt auf, wie sich Kaorus Körper langsam zu entspannen beginnt. War es doch ein Fehler von mir darum zu bitten, dass uns Daisuke an der zweiten Gitarre erhalten bleibt? Am Ende gibt es vielleicht noch Tote. Ich setze mich schließlich neben Kaoru auf die Mauer, richte meinen Blick gen Horizont und ich kann nicht verhindern, dass ich erneut leicht rot um die Wangen werde als ich deutlich fühle wie Kaoru nach meiner Hand fasst.
 

„Hast du dir das auch wirklich gut überlegt?“

„Ja, denn ich weiß ja wieviel die Band Kyo bedeutet“
 

antworte ich nur darauf, blicke weiterhin direkt in den Himmel und ehrlich gesagt kann ich ja sein Misstrauen verstehen. Auf die Schnelle kann ich ja selbst nicht vergessen, was mir passiert ist, doch mittlerweile verstehe ich nun den Handlungsgrund unseres zweiten Gitarristen. Ich verstehe ihn auch nur, weil er mir gegenüber in ehrlichen Worten gestand was ihn zu dieser Tat getrieben hat.
 

„Kao, du hast es gewusst, oder?“

„Was soll ich gewusst haben?“

„Wieso DIE so gehandelt hat“

„Ehrlich gesagt, nein“
 

bringt er nun hervor, wobei ich ihn sichtlich überrascht ansehe. Ich war tatsächlich davon ausgegangen, dass Kaoru Bescheid weiß wer die Person in Daisukes Herzen ist. Sie waren ja schließlich die besten Freunde, da erzählt man sich doch solche Sachen, oder nicht?
 

„Wie stehst du wirklich dazu?“

„Ehrlich gesagt, ich wäre am liebsten unsichtbar und ganz weit weg. Denn ich fühle mich in einer gewissen Form verantwortlich dafür, dass sich zwei meiner Freunde nicht mehr so verstehen wie sie es einst taten“
 

schießt nun aus mir hervor, fühle deutlich wie Kaoru sanft meine Hand drückt und ich sehe ihm dabei direkt in die Augen. Er versteht sofort, was ich damit sagen will und zieht mich sanft an sich heran, wobei ich meinen Kopf auf seine Schulter lege und meine Augen schließe. „In erster Linie kannst du ja nichts dafür, dass sich solche Differenzen zwischen DIE und mir gebildet haben“ bringt er nun hervor, sieht mich dabei genau an und ehrlich gesagt habe ich das Gefühl, er will mit diesen Worten mein Gewissen beschwichtigen.
 

„Nur mal so aus reiner Neugier heraus: wieso hast du nie mit ihm eine Beziehung begonnen?“

„Kisaki hat mich schließlich vorgewarnt“
 

antwortet mir Kaoru darauf, kuschle mich dabei etwas mehr bei ihm an und ich genieße ehrlich gesagt diesen Augenblick mit ihm, auch wenn mir innerlich bewusst ist, dass er nun eine Freundin hat die auf ihn wartet. Allein bei diesem Gedanken schnürt sich alles tief in mir zusammen und ich schließe erneut meine Augen. „Toshiya, es gibt da noch etwas, dass ich dir gegenüber noch richtig stellen muss“ vernehme ich ihn nun sagen, blicke ihn nun direkt an und ehrlich gesagt bin ich gespannt um was es geht.
 

„Wegen neulich... ich kam nicht mehr dazu dir die Sachlage zu erklären, weil du zu schnell wieder weg warst“ fängt er nun an, dabei beginne ich innerlich nur zu schlucken und ich ahne schon worum es handelt. Will er mir hier tatsächlich erklären, weshalb er sich doch dazu entschieden hat lieber eine Freundin zu haben als mit mir zusammen zu sein? Wenn ja, wieso meinte er dann Daisuke gegenüber ich gehöre immer noch zu ihm?
 

„Die junge Frau, die du kurz zu Gesicht bekamst ist die Cousine einer guten Bekannten von mir. Ich habe zugestimmt sie für einige Tage bei mir aufzunehmen, da ich noch einen Gefallen schuldig war“ erklärt er mir nur, wobei ich nur kurz nicke und ihn aufmerksam ansehe.
 

„Dann bist du also nicht...?“

„Ich habe ja schließlich dich, wieso sollte ich mich auf einmal anderwertig umsehen?“
 

vernehme ich ihn nun sagen und ich beginne rasch meinen Blick zu senken. Ich bin wahrlich ein Idiot. Wie konnte ich nur im Geringsten anzweifeln, dass er zu unserer Beziehung steht. „Verzeih mir, dass ich so an dir gezweifelt habe“ murmle ich nur, worauf Kaoru nur leicht schmunzeln muss und mir über den Rücken streicht.
 

„Damals in Korea...“

„Ich dachte damals, dass ich wohl nie eine Chance bei dir haben würde“
 

bringe ich schließlich hervor, vergrabe dabei mein Gesicht in Kaorus Halsbeuge und er versteht sofort was ich damit meine.
 

„Du hast mir bis heute immer noch nicht erklärt, wieso du unbedingt Kyo involviert hast“

„Ich habe dir gegenüber beweisen wollen, dass ich ganz gut ohne dich klar komme. Doch die Wahrheit ist halt, dass ich dich liebe, Kaoru. Mehr als du es dir überhaupt vorstellen kannst“
 

kommt nun aus mir hervor, wobei ich gegen Ende doch etwas leiser werde und deutlich fühle wie er sanft meinen Kopf anhebt. Ein sanftes Lächeln ruht auf seinen Lippen. Kurz darauf zieht er mich noch näher an sich heran und küsst mich auf sanfte Weise, wobei ich mehr als bereit willig darauf eingehe. Kurzerhand meine Augen schließend schnurre ich in diesen Kuss, den ich in allen Zügen auskoste.
 

„Dann ist ja wenigstens geklärt, dass du wieder nach Hause kommst“

„Muss ich ja sowieso, denn meine Pappenheimer werden mich sicherlich schon vermissen“
 

antworte ich ihm nun darauf und bleibe dich bei ihm angeschmiegt. „Und was ist mit mir?“ vernehme ich ihn nun mit gespielter Schmollmiene nachfragen, weswegen ich nur zu lachen beginne und ihm einen weiteren Kuss auf die Lippen hauche, auf den er auch rasch eingeht. „Ständig. Der reale Kaoru ist mir tausendmal lieber als die Variante, die stets in meinen Träumen erscheint“ sage ich nun zu ihm, worauf er sichtlich zufrieden wirkt und mich kurzerhand nicht loslässt. Eine Weile bleiben wir hier draußen sitzen und genießen die Zweisamkeit, dann treibt uns die Arbeit wieder ins Innere des Gebäudes. Dabei scheinen alle Zeichen auf Neubeginn zu stehen. Wer weiß, vielleicht werden sich sogar die beiden Gitarristen wieder etwas besser verstehen? Mal sehen, was die Zukunft für Dir en Grey so bereit hält.


Nachwort zu diesem Kapitel:
ab dem nächsten Kapitel folgt die Sichtweise von Toshiya, wobei ich in Zweierschritten diese immer mit der von Kaoru wechseln werde ;) Komplett anzeigen

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Kommentare zu dieser Fanfic (5)

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Von:  NatsUruha
2014-01-29T11:13:16+00:00 29.01.2014 12:13
ohh jee das ist aber nicht die feine englische art, von DIE, was er da tut...
ich hät in kaorus stelle die eine reingehaunen >_>
glaub ich
nun den bis zum nächsten mal ^^
Von:  tayo
2013-10-26T14:13:43+00:00 26.10.2013 16:13
...(°Д°)....
eeeh~ was geht denn hier mit Dai ab? Und woher kam Kao so schnell?(zum Glück)...
weiter~~~
Von:  tayo
2013-10-26T13:50:02+00:00 26.10.2013 15:50
uiuiui, der böse Spanner Dai xD das kann ja mal noch richtig spannend werden^^
Von:  tayo
2013-10-04T10:44:10+00:00 04.10.2013 12:44
Das is ja mal interessant ;D Wer weiß hier denn was und vor allem woher? Ich bin sooo~ gespannt darauf wie es weiter geht^^ Vlt hat Toshiya ja auch solche Träume von Kao gehabt? Nur wer hat denn dann diese Träume kreiert? Und was is denn mit Daisuke? ~waaaahh~neugier >.<'
Ich freu mich auf die weiteren Kapitel und ich hoffe noch mehr Leute finden und lesen diese tolle FF :)
Von:  tayo
2013-10-02T07:57:25+00:00 02.10.2013 09:57
Weiter, weiter, weiter !!!! ;D Das klingt doch schon vielversprechend und wer würde solche Toshiya-Träume nich auch haben wollen ;) Ich freu mich schon sehr auf die Fortsetzung :)


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