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I want you to smile again.

Titel geändert. Ehemaliger Titel: Nur Tränen sind stumm.
von

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Bewilderment.

Mit weit aufgerissenen Augen starrte ich das hellbraune Holz der Badezimmertür an. Hatte ich das eben richtig verstanden? Hattest du das wirklich gerade gesagt? Hatten meine Ohren mir nicht nur einen Streich gespielt? Das konnte nicht wahr sein. Das durfte nicht wahr sein. Ich wollte das nicht! Wollte nicht, dass du es wusstest! Es ging dich nichts an. Es hatte nichts mit dir zu tun!
 

Ich wollte dich anschreien. Wollte die Tür aufreißen und dir sagen, dass ich dich nie wieder sehen wollte. Wollte dich schlagen und dir zeigen, wie ich mich gerade wegen dir fühlte. Ich wollte dir ins Gesicht schreien, dass du verschwinden solltest. Wollte dich wissen lassen, dass ich dich hasste. Aber ich konnte es nicht. Ich konnte dich nicht anschreien. Konnte dich nicht schlagen. Konnte dir nicht sagen, dass du verschwinden solltest. Ich hasste dich nicht. Ich wollte dich  nicht verletzen. Ich wollte dir nicht weh tun. 
 

Wie hattest du es raus gefunden? Hattest du die CD gefunden? Nein. Das konnte nicht sein. Das durfte nicht sein! Dann hättest du alles gesehen! Dann könnte ich es nicht mehr leugnen. Musste mich der Wahrheit stellen. Doch was war die Wahrheit? Was genau war die Wahrheit?
 

Ich konnte das kühle Metall an meinen Handgelenken spüren. Konnte spüren, wie es zuschnappte und mich bewegungsunfähig machte. Ich sah in deine Augen, in ihre unendliche Kälte. Ich wehrte mich nicht mehr. Hatte aufgegeben. Ließ es einfach geschehen. 

Vor den Anderen gab ich mich vollkommen natürlich. Versuchte, bloß kein Aufsehen zu erregen. Doch sobald sie uns zusammen alleine ließen war sie da. Die Angst. Die Angst, dass es wieder passieren könnte. Obwohl ich wusste, dass dir das Risiko, dass sie uns sahen, zu groß war, war sie da. Selbst dann, wenn du dich nur neben mich setztest, hatte ich Angst. 

Wir beide waren alleine. Waren bei dir Zuhause. Hatten zusammen mit den anderen einen DVD-Abend gemacht und unsere wiedergewonnene Freiheit nach dem Ende der Tour genossen. Die Anderen waren schon früher gegangen, hatten uns alleine gelassen. Ich hatte auch gehen wollen, doch dein Blick zeigte mir, dass ich bleiben sollte. Du hattest mich fast schon drohend angesehen und sofort war sie wieder da. Die Angst davor, was gleich geschehen würde.

Ich hatte die Augen geschlossen. Klammerte mich leicht an deinen Schultern fest. Wieder waren wir alleine. Und wieder war die Angst da. Trotzdem hatte ich mich neben dich gesetzt und dir einen scheuen Kuss auf die Lippen gehaucht. Er war sanft und unschuldig. Unterschied sich so sehr von den Küssen, die du mir aufzwangst. Ich konnte spüren, wie sich deine Lippen zu einem Lächeln verzogen. Spürte, wie deine Hand in meinen Nacken wanderte und die Berührung intensivierte. 

Wir waren bei mir. In meinem Schlafzimmer. Du warst nicht gerade sanft zu mir gewesen, doch dieses Mal hatte es mich weniger gestört, als all die anderen Male. Ich hatte damit zu leben gelernt. Irgendwie wünschte ich mir sogar, dass es passierte. Ich liebte dich. Dessen war ich mir sicher. Ich hatte es mir selbst oft genug eingeredet.


 

Ich atmete tief durch. Ich musste ruhig bleiben. Versuchte die Erinnerungen abzuschütteln. Ja, was war eigentlich die Wahrheit? Wenn ich ehrlich war, dann wusste ich es nicht mehr. Ich war mir nicht mehr sicher, was tatsächlich geschehen war. Hatte ich es vielleicht einfach nur verdient? Hatte ich ihn geliebt? Ich verstand es nicht. Ich verstand gar nichts mehr!
 

Vielleicht war ich auch einfach nur unaufmerksam gewesen. Du konntest die CD nicht gefunden haben. Vielleicht hattest du nur die Zeichen gedeutet? Hattest dir etwas zusammen gereimt? Hattest du vielleicht einen der blauen Flecke gesehen? Ja, das musste es sein. Dann könnte ich mich raus reden. Konnte dir erzählen, dass du falsch langst. Konnte dir glauben machen, dass alles in Ordnung war, dass du dich irrtest.
 

Ich ließ ein wenig Wasser in das Waschbecken laufen, wusch mir das Gesicht. Ich musste einen kühlen Kopf bewahren, das war jetzt wichtig.
 

Langsam ging ich zur Tür. Legte meine Hand auf die Klinke. Konnte das kühle Metall an meiner Hand spüren. Langsam öffnete ich sie. Konnte dein Gesicht sehen. Konnte den Schmerz in deinen Augen sehen. Nahm wahr, wie du mich mitleidig anstarrtest. 

Schlagartig wurde mir bewusst, dass du es gesehen hattest. Das ganze Video. Ich konnte den Screensaver meines DVD Players im Hintergrund laufen sehen, sah deinen Augen an, dass du alles wusstest.  
 

Warum hatte es soweit kommen müssen? Dabei hatte ich genau das vermeiden wollen. Konnte das Mitleid nicht ertragen. Wollte nicht mitfühlend angesehen werden. Wollte nicht hören, dass du mich verstehen konntest. Du verstandest nichts. Rein gar nichts. Und dennoch warst du hier. Sahst mich gefühlvoll an. Hofftest auf eine Regung in meinem Gesicht.
 

„Geh.“, forderte ich dich auf. Ich konnte das nicht. Konnte nicht darüber reden, wollte nicht darüber reden! Wollte nicht wie ein rohes Ei behandelt werden, weil du plötzlich Angst hattest, dass du mich verletzen könntest. 
 

„Geh bitte“, forderte ich erneut. Warum gingst du denn nicht? Warum sahst du mich nur verständnislos an? Hattest du denn nicht verstanden, was ich gesagt hatte? Warum warst du immer noch hier?
 

„Geh!“. Ich schrie dich schon fast an. Doch du rührtest dich nicht. Sahst mich verwundert an. Das Verständnis war aus deinem Blick verschwunden und hatte Platz für die Verwunderung gemacht, die sich nun deutlich in deinen Augen zeigte. Du legtest mir eine Hand auf die Schulter, zogst mich in eine sanfte Umarmung. Du warst so warm und fühltest dich so weich an. Unaufdringlich und tröstend. 
 

Langsam lösten sich die ersten Tränen aus meinen Augen. Ich begann leise zu schluchzen und klammerte mich an dir fest. Hatte das Gefühl, das meine Beine mich nicht mehr lange tragen könnten. Ich fühlte, wie du mich zu Boden zogst, war froh, nicht mehr das Gefühl, ich könnte gleich zusammen klappen, ertragen zu müssen. 

Ich fühlte mich so hilflos.



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