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Du bist mir wichtig...

...warum merkst du es nicht?
von

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Funken

Satoshi konnte es sich nicht erklären. Was war nur in Niwa gefahren? Immer noch spürte er, wie der andere haltlos schluchzte. Ohne ein Wort strich er dem Jüngeren durch die Haare. Er tat das eigentlich mehr, um sich abzulenken. Die Worte des Rotschopfs hatten ihn ziemlich aufgewühlt. Niemand außer Niwa hatte es jemals geschafft, ihn so aus dem Konzept zu bringen. So ein Idiot. Natürlich hatte er alles verdient, was ihm widerfahren war. Verfluchten Personen wurde nun mal nicht vergeben. Aber jetzt war er hier, auf dem kalten Fliesenboden und sah dabei zu, wie der andere seinetwegen in Tränen aufgelöst dasaß. Schon wieder… Und das nach all den Jahren, die sich nicht begegnet waren. „Du wirst dich wohl nie mehr ändern, was?“ fragte er endlich ruhig. Aus verquollenen Augen sah der Rotschopf ihn an, bevor er zu realisieren schien, was er da gerade tat.

Sofort ließ er ihn los und erhob sich mit knallroten Wangen. „Hast du Hunger? Ich habe etwas eingekauft, als ich auf dem Weg nach Hause war.“ nuschelte er undeutlich und Satoshi konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, als er nickte. Während Niwa eher aus dem Badezimmer hinausstolperte als hinausging, stand der Blauhaarige ebenfalls auf und musterte erneut den Verband. Sicher, es war keine gute Arbeit, dennoch hatte die Blutung nachgelassen. „Du wirst mir wohl immer ein Rätsel bleiben.“ murmelte er halblaut. Früher schon war der Rotschopf ihm durch seine seltsame Art aufgefallen. Eigentlich nicht gerade die Art von Mensch, mit denen er etwas zu tun haben wollte. Krad war es damals gewesen, der Dark in Niwas Innerem gespürt hatte. Alles andere war dann von selbst passiert. Schließlich hatte auch Satoshi ein Interesse daran, den legendären Meisterdieb zu fangen. Gegen Ende war es dann aus dem Ruder gelaufen. Trotzdem war er endlich sein zweites Ich losgeworden.

Dass auch Niwa von dem dunklen Engel getrennt worden war, tat ihm etwas leid. Aber es war Darks Entscheidung gewesen und er hätte ihn sowieso nicht aufhalten können. Ein leises Lächeln huschte über sein Gesicht, als er sich daran erinnerte, was damals zwischen ihnen beiden alles passiert war. Ihre erste Unterhaltung im Kunstraum, die sich mal auf mehr als drei Sätze erstreckt hatte, ihre kurze, aber ereignisreiche Gefangenschaft im Lager und der nachfolgende vorläufige Abschied. Besonders lustig fand er immer noch den Tag, an dem er den Rotschopf vor dem Ertrinken gerettet hatte. Als Niwa erfahren hatte, dass Satoshi ihn Mund-zu-Mund beatmet hatte, war er erst feurig wie eine Tomate geworden und dann in Ohnmacht gefallen. Wie man sich deswegen so anstellen konnte… Ihm selbst war das ziemlich egal gewesen. Was andere von ihm hielten, hatte ihn nie besonders gestört.

„Hiwatari-kun, könntest du schon mal den Tisch decken? Ich kann gerade nicht vom Herd weg.“ hallte die Stimme des Rotschopfs durch den Flur und holte ihn in die Wirklichkeit zurück. „Bin schon dabei.“ erwiderte er gelangweilt und nur kurz darauf war er damit beschäftigt, Teller zu suchen und Besteck zu verteilen. Ein seltsamer Geruch drang aus der Küche und mit einer unguten Vorahnung ging er nachsehen, was los war. Niwa stand, kurz vor einer Panik, vor einem Topf, der unheilvoll qualmte und rührte wild darin herum. „Wusste ich es doch…“ seufzte Satoshi und trat näher heran.

„Hör auf zu rühren, du machst alles nur noch schlimmer.“ „Ich habe doch nur einen Moment nicht aufgepasst. Warum muss so was immer mir passieren?“ „Geh mal da weg.“ befahl der Blauhaarige und schob den Jüngeren entschieden beiseite. Prüfend kostete er etwas von dem Essen und verzog das Gesicht. Da würde einiges an Arbeit auf ihn zukommen. „Vielleicht kann ich noch was drehen, aber du musst mir helfen. Erstmal brauche ich einen neuen Topf…“ So ging es eine Weile weiter. Während er Niwa quer durch die Küche scheuchte, versuchte er, den bitteren Geschmack loszuwerden. Fast eine Stunde dauerte es, bis er zufrieden war. Immer noch etwas rauchig, aber besser als vorher. „Gut, das muss reichen.“ „Seit wann kannst du denn kochen?“ „So was lernt man, wenn man keine andere Wahl hat.“

Der Rest des Abends blieb ruhig. Nach dem Essen bemühte der Rotschopf sich, den angebrannten Topf sauberzubekommen, während Satoshi ein wenig fernsah. Bei den Nachrichten blieb er kurz hängen. „Im Fall des ermordeten Junji Hiwatari, dessen Leiche vor einer Woche gefunden wurde, gibt es immer noch keine Spur der Täter. Die Tatwaffe, ein Küchenmesser, wurde in einem Fluss gefunden. Die Polizei wollte keine genauen Angaben machen, schließt aber eine Kurzschlusshandlung nicht aus und…“ Mit einem Klick wurde der Bildschirm schwarz. Zitternd lehnte der Blauhaarige sich zurück und versuchte, sich zu beruhigen. Ungebetene Bilder flimmerten vor seinen Augen und er verkrampfte sich. Konnte er denn nicht einmal etwas Ruhe finden? „Hiwatari-kun? Alles in Ordnung?“ Besorgt sah Niwa zu ihm hinab. „Mach dir deswegen keine Gedanken. Ich schaffe das schon.“

Der andere antwortete nicht, sondern setzte sich zu ihm. „Bist du sicher? Du siehst aus, als würdest du gleich umkippen.“ „Ja, ich bin mir sicher.“ „Gut, dann werde ich mich etwas hinlegen. Falls du was brauchst, sag einfach Bescheid.“ Satoshi nickte nur geistesabwesend. Immer noch tanzten die Bilder vor seinen Augen und er kauerte sich zusammen. Eine Hand auf seiner Schulter ließ ihn zusammenfahren. „Lass es…“ Er merkte, wie ihn Panik einhüllte, alles andere in ihm zurückdrängte. „Geh einfach. Ich will nicht, dass du mich so siehst.“ „Ich kann dich jetzt nicht einfach alleine lassen.“ protestierte der Rotschopf. Langsam verlor Satoshi die Geduld. Konnte dieser elende Sturkopf nicht einmal tun, was ihm gesagt wurde? „Lass mich in Ruhe.“ fuhr er den Jüngeren an und erstarrte, als das Gesicht seines Onkels vor ihm auftauchte. Wieder wurde ihm schwindelig und er fiel vornüber, wobei er Niwa mit sich riss. Nur langsam wurde er ruhiger und die Bilder verschwanden. Ein merkwürdiges Gefühl breitete sich in ihm aus und er spürte, dass irgendetwas anders war als sonst.

Sein Blick klärte sich und er blickte in tiefrote Augen, die ihn vollkommen entsetzt ansahen. Warum der andere so schaute, wurde ihm eine Sekunde später klar, als er die Lippen des Jüngeren auf seinen eigenen bemerkte. Blitzschnell zog er sich zurück und versuchte, so viel Abstand wie nur möglich zu Niwa zu bekommen. Erst als er mit dem Rücken an die Wand stieß, wurde ihm klar, was gerade passiert war. Ihr zweiter „Kuss“. Unbeholfen rappelte der Rotschopf sich auf und floh regelrecht aus dem Wohnzimmer. Immer noch durcheinander, blickte Satoshi ihm nach. Offenbar würde er einiges klarstellen müssen…



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