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Ein Lied für uns

meine Liebe für dich
von

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Lasse Reden

Die Wochen vergingen wie im Flug. Hausaufgaben wurden länger und anspruchsvoller, das Wetter begann zu toben und in Regen und Gewitter trainierten die Quidditchteams verbissen, da sich das erste Spiel - Ravenclaw gegen Slytherin - unaufhaltsam näherte. Es würde an Halloween stattfinden, sodass das Spiel in der Kälte vom Festmahl abgelöst und das Siegerteam weitaus mehr Spaß auf der Mitternachtsparty haben würde als ihre Gegner.
 

Die beiden Schulsprecher hatten in mitten des regen Schulalltags nun weit mehr zu tun als zu Anfang. Anträge über Anträge von etwaigen Clubs mussten bearbeitet werden, Tabellen aufgestellt, Aktivitäten organisiert, Schüler beraten und die aufkommende Mitternachtsparty in Zusammenarbeit mit McGonagall geplant werden.

So kam es oft, dass Scorpius mit wüsten Haaren, roter Nase und schlammbespritzt zu ihren Treffen erschien, wo Rose bereits mit dampfendem Tee auf ihn wartete.

“Und schlagt ihr die Ravenclaws?”, begrüßte sie ihn grinsend, während er erschöpft auf den Sessel sank. “Nein.”, stöhnte er.
 

Es war ihr kleines Ritual. Sie fragte ihn jeden Abend, den sie sich trafen und jedes Mal fiel die Antwort anders aus. Mittlerweile lagen die meisten ihrer Termine nach seinem Training. Einerseits, weil er fast jeden Tag trainierte, andererseits weil sie die langen, gemütlichen Abende eher als Entspannung als Arbeit empfanden. Es war beinah so, als seien sie Freunde geworden. Als enthielte dieser Raum ihre Freundschaft und obwohl sie sich außerhalb kaum eines Blickes würdigten, hielten sie hier drin ein Lächeln für einander bereit.
 

“Wieso denn? Letzte Woche warst du so zuversichtlich. Vanille-Tee diesmal.”

Dankbar nahm er die Tasse entgegen. “Letzte Woche war ja auch Samson krank. Aaron und ich arbeiten super zusammen als Jäger, aber Samson kann sich überhaupt nicht einbringen! Ständig verpasst er den Ball, oder wirft ihn total falsch.”

“Er ist doch neu, oder?”

“Ja schon, aber wir trainieren doch jetzt schon länger!”

“Aber du sagst es selbst, du und Aaron habt euch auf einander eingespielt und ihr spielt schon Jahre zusammen. Natürlich ist es schwer sich als Neuling dort einzufinden. Als Sucher oder Hüter hat man es einfacher, die spielen quasi alleine. Wenn ein Treiber ersetzt wird, müssen sich die beiden auf einander einspielen. Aber Jäger sind zu dritt. Der Neue muss sich ins Schema anpassen, gleichzeitig solltet ihr euch aber auch auf seine Stärken einstellen.”, gab sie zu bedenken.
 

Nachdenklich nippte er an seinem Tee.

“Wir brauchen einen Schaukelstuhl.”, bemerkte sie dann.

“Wie immer perfekt übergeleitet.”, lachte er. “Also, was steht an?”

“Wir müssen noch eine Getränke- und Speiseliste für die Hauselfen aufstellen, wobei das auch die Vertrauensschüler machen könnten.”

Mit gerunzelter Stirn wedelte sie die Feder ein wenig durch die Luft.

“Okay, Planänderung: Wir müssen folgende Aufgaben an die Vertrauensschüler verteilen: Getränke- und Speiseliste, Dekorationsplan und Besorgung selbiger, Organisation der Musik.”


Zustimmend nickte er. “Ich finde auch, dass die das machen können. Wozu haben wir die denn auch sonst? Zum Glück wird das nur eine verhältnismäßig kleine Party.”
 

“Wollen wir einen Dresscode?”

“Bloß nicht! Das ist viel zu anstrengend.”, stöhnte er.


“Na gut.”, murmelte sie. “Ich werde dann auch weiter geben, dass das deine Entscheidung war, damit die Mädels wissen, wen sie lynchen können.”, zwinkerte Rose.

“Mädels lynchen mich nicht, Weasley, sie-”

“Halt! Stop!” Mit wedelnder Hand unterbrach sie ihn. “Ich will gar nicht wissen, was sie mit dir tun.”
 

Amüsiert lächelte er. “Haben wir nichts anderes für heute zu tun?”

“Doch! Zum Beispiel hat der Koboldsteinclub mehr Mitglieder und will deswegen ein Klassenzimmer bei ihren Treffen beanspruchen. Den Termin ihrer Treffen wollen sie aber nicht ändern, da er allen Mitgliedern gut passt.”

“Die treffen sich Donnerstags um 4?”

“Ja, genau.”

“Hast du einen Klassenraum-Plan?” Rose schnippte mit ihrem Zauberstab und eine Rolle Pergament kam aus einem der Schränke geflogen.
 

Er untersuchte den Plan ein paar Minuten und präsentierte dann sein Ergebnis:

“Im zweiten Stock der Klassenraum wird nur wenig gebraucht. Da könnten sie dann eventuell sogar ein oder zwei Regale benutzen.”

“Finde ich gut. Damit sollten sie zufrieden sein. Gehst du über Weihnachten eigentlich nach Hause?”, fragte sie plötzlich. Wieder eine dieser abrupten Themenwechsel, wieder eine dieser unerwarteten Fragen.

“Nein, eigentlich nicht.”
“Warum?”

“Es gibt kein besonderes Essen, wir tun nichts besonderes, wir reden über nichts besonderes. Wir tauschen bloß Geschenke aus und die krieg ich hier auch. Aber hier habe ich dann wenigstens Leute, mit denen Weihnachten Spaß macht. Ich war auch schonmal bei Earl zu Hause.”

“Klingt trist.”, stellte sie fest. Scorpius zuckte mit den Schultern.
 

“Wie ist es denn bei euch?”

“Ganz bunt und laut. Vor allem, wenn alle zusammen kommen. Früher haben wir uns bei Oma und Opa im Fuchsbau getroffen, aber jetzt sind wir meistens bei den Potters. Die haben mehr Platz. Bei Bill im Cottage waren wir auch schonmal. In manchen Jahren haben aber auch alle alleine gefeiert. Vor allem, als wir alle klein waren. Das wäre zusammen zu anstrengend gewesen. Wir feiern oft mit den Potters, weil meine Eltern so gut mit Harry befreundet sind. Und George und Angelina sind oft bei Bill und Fleur. Percy ist mit der Familie immer bei Oma und Opa. Das aufregendste war früher immer, wenn Onkel Charlie an Weihnachten da war. Er ist ja meistens unterwegs und als Kinder haben wir ihn immer bewundert, weil er die schönsten Geschichten zu erzählen hatte. Ich gehe aber auch nicht immer nach Hause an Weihnachten. Es hängt immer davon ab, wonach mir ist und in welcher Runde wir zusammen kommen.”

“Bei Merlin, das klingt ordentlich kompliziert. Vor allem habe ich noch Schwierigkeiten, die Namen und Gesichter und Familien alle zu zuordnen. Auf jeden Fall weiß ich jetzt, wer Lily ist.” Er zwinkerte.
 

“Wo wir gerade von Weihnachten sprechen: gibt es eine Weihnachtsfeier oder so was dieses Jahr?”

“Eine Feier schon, aber keinen Ball, weil McGonagall es den Schülern ermöglichen möchte, Weihnachten zuhause zu feiern. Stattdessen wird es einen Silvesterball geben, den wir auf der nächsten Versammlung besprechen müssen, für die wir übrigens auch noch eine Themenliste aufstellen müssen... Weißt du, wenn ich dich irgendwann langweile mit meinem Informationenschwall, sag’s einfach.”

Ihr war erst gerade aufgefallen, wie viel sie ihm immer erzählte von ihrer Familie und sich selbst und sie wurde leicht rot, beim Gedanken daran, wie albern dies für ihn sein könnte.

“Das langweilt mich nicht!”, protestierte er.

“Na gut, dann langweile ich dich aber jetzt mit ‘nem Haufen Arbeit. Irgendwann will ich ins Bett.”
 


 


 


 


 


 

Halloween erreichte mit einem unbändigen Sturm die Schule und damit ließ das bevorstehende Spiel die beiden Teams zittern. Unter ihren Uniformen trugen sie mehrere Lagen an Klamotten, um nicht an ihren Besenstiel zu gefrieren.

Bevor sie sich auf den Weg zu den Tribünen gemacht hatte, war Rose hinüber zu den Slytherins gegangen, um Albus viel Erfolg zu wünschen und heimlich bedeutete sie Scorpius mit einem Nicken dasselbe.

Es war ihr egal, dass ihre eingemummelten Freunde ihren kurzen Abstecher zu den Schlangen missbilligten. Albus war ihr liebster Cousin und in letzter Zeit ihre Zuflucht, denn bei ihm musste sie nicht über den Malfoy herziehen, sondern konnte dem Thema wunderbar aus dem Weg gehen.
 

In dicke Jacken gepackt und Schal und Mütze so weit ins Gesicht gezogen, dass gerade die Augen zu sehen waren, tummelte sich die gesamte Schule auf die Tribünen. Auf dem Weg hinauf lief Rose ihrem kleinen Bruder Hugo über den Weg und plötzlich wurde ihr bewusst, wie wenig sie in diesen ersten Monaten von ihm mitbekommen hatte. Das letzte Mal, dass die Geschwister gesprochen hatten, war nach seiner Aufnahme ins Hufflepuff Team als Sucher gewesen. Daher hielt sie ihn hinten am Umhang fest und grüßte ihn mit einem Lächeln.
 

“Oh hey!”, rief der 14-jährige. Er nickte seinen Freunden zu, dass sie schon einmal weiter gehen konnten und trottete dann neben seiner Schwester her.


“Womit kann ich dienen, eure Majestät?”


“Ach, ruhig.”, lachte Rose. Ein wenig hatte sie den Rabauken schon vermisst in den letzten Wochen. 
“Sag mal, muss ich mir Sorgen machen, weil ich so wenig von dir mitkriege?”, erkundigte sie sich möglichst beiläufig.

Der sonst so streichbesessene Hugo hatte sich auffällig ruhig verhalten dieses Jahr. Rose waren bisher drei mögliche Begründungen in den Sinn gekommen: Er wurde tatsächlich erwachsen, es ging ihm nicht gut oder er plante einen riesigen Blödsinn, um seiner Schwester auf die Nerven zu gehen.
 

Der kleine zuckte erst nur die Schultern. Sie standen jetzt in der Nähe der Treppen, an denen er links zu den Hufflepuffs und sie rechts zu den Gryffindors gehen würden.

“Komm schon, Hugo.”, drängte sie. “Sonst hältst du mit deinem Unfug nicht so hinterm Berg. Wenn ich nur dran denke, wie viel Arbeit du und Lily mir schon letztes Jahr eingebrockt habt, als ich nur Vertrauensschülerin war, krieg ich wieder Stressflecken.”

“Weißt du, Rosie” - sie machte sich auf’s schlimmste gefasst - “eigentlich ist gar nichts geplant.”
 

Baff atmete sie die angehaltene Luft aus. “Bitte?”

“Lily übt ziemlich fürs Modeln. Auch wenn Onkel Harry da was gegen hat, will sie es auf jeden Fall machen. Ich helfe ihr ein bisschen dabei, sich vorzubereiten. Sie ist schließlich meine beste Freundin, daher unterstütze ich sie voll und ganz. Außerdem habe ich mir gedacht, dass ich dich in diesem Jahr mal in Ruhe lasse, damit du super tolle Parties planen kannst und Lust hast mich zu unterstützen. Ich habe mir nämlich was ganz Großartiges ausgedacht, aber das muss ich erst noch ausklügeln, bevor ich es an euch herantrage.”
 


Bevor sie nachhaken konnte, flitzte er in die gelbe Menge seines Hauses. Roses Augenbrauen zogen sich verwirrt zusammen. Wenn es stimmte, was ihr Bruder sagte, sollte sie vermutlich erleichtert sein. Allerdings machte ihr das ‘ganz Großartige’ noch Sorgen. Hugos Pläne gingen meistens in die Hose, was allerdings auch ein Grund dafür sein könnte, dass er ihre Hilfe brauchte. Da er damit an sie als Schulsprecherin herantrat, konnte es nicht allzu heikel sein.

In Anbetracht des bald beginnenden Spiels zwang sie sich, diese Gedanken bei Seite zu schieben und abzuwarten und gesellte sich stattdessen zu ihren Freundinnen, die selbstverständlich Ravenclaw anfeuerten.
 

Rose bemühte sich nicht zu sehr für Slytherin zu jubeln und versuchte ihr Anfeuern bei jedem Tor des grün-silbernen Teams als höfliches Klatschen zu verkaufen. Doch als die Schlangen Ravenclaw platt gemacht hatten und Albus eine Ehrenrunde durchs Stadion drehte mit dem goldenen Ball zwischen den Fingern, stürmte sie in einem Meer aus Silber und Grün hinunter und drückte ihren Cousin an sich, der überglücklich von einem Ohr bis zum anderen strahlte.


“Du warst großartig!”, schrie sie in seinen Armen, damit er sie hören könnte. Hätte sie gewusst, wohin sie dies führen würde, hätte sie länger darüber nachgedacht, was sie tat.
 


 


 

Die Slytherins feiernd, der Rest der Schule wenig bis sehr zerknirscht, begaben sich zurück in die Wärme des Schlosses, um sich mit dem köstlichen Festmahl zu füllen. Nach dem Essen würden sich alle in ihre Schlafsäle zum Duschen und Umstylen begeben, um sich für die Party herauszuputzen.
 

Amy Longbottom saß aufgeregt neben Rose und erzählte wie ein Wasserfall von den Dingen, die sie noch zu tun hatte. Nicht jedoch für die bevorstehende Party, sondern für die mit dem neuen Monat erscheinende Schülerzeitung. Die Gryffindor war in diesem Jahr zur Chefredakteurin ernannt worden und hatte sich unheimlich gefreut. Gleichzeitig machte sie sich jedoch Sorgen, die Schülerschaft mit der nächsten Ausgabe zu enttäuschen.

“Ich habe alle Artikel Korrektur gelesen! Ich finde Rechtschreibfehler sind unverzeihlich in so einer Zeitschrift.”, brabbelte sie, während sie Kartoffeln in sich hineinstopfte, um ihre Aufregung zu stillen.
 


Rechts von Rose schwärmte Dominique von einem neuen mitternachtsblauen Kleid, dass sie am Abend tragen wollte.

“Ich habe es mit Maman à Marseille gekauft, als wir im Sommer dort waren.”

“Ich wette, es ist magnifique!”, witzelte Roxanne darüber, wie stark Dominiques Hang zum Französischen wurde, wenn sie sich sehr freute oder sehr ärgerte.

“Oui, es ist!”, rief Dome begeistert und wandte sich nun auch an ihre anderen beiden Freundinnen.
 “Darf ich euch heute die ‘aare machen? S’il te plait, bitte, bitte!”

Schmunzelnd sahen sie ihren Sonnenschein an und nickten vorfreudig. Es war unumstritten, dass Dominique Cecile Weasley ein Händchen für Kleidung und Stil hatte und so begab sich jeder gerne in die Obhut ihres Talentes, wenn auch niemand so oft diese Ehre erhielt, wie ihre besten Freundinnen.
 

Rose war ausgesprochen froh, dass die Mitternachtsparty nur ein kleines Event war, auch wenn sie damit den Berg an Arbeit für den Silvesterball noch vor sich hatte. Für den würde die große Halle zur Verfügung gestellt werden, doch für Halloween hatten Scorpius und sie auf einige Details beim Erdenken des Raum der Wünsche achten müssen, sodass er perfekt präpariert wäre für die einströmenden Schüler.
 

Ungeduldig hüpfte Amy auf ihrem Stuhl auf und ab. Wie so häufig fürchtete sie nicht rechtzeitig fertig zu werden.

“Amy! Ruhig jetzt, sonst werden die Locken hässlich. Moche, hörst du?”


“Solltest du dich nicht erst um Rose kümmern? Sie muss bestimmt früher da sein.”, sorgte die Angesprochene sich.

“Nein, meine Haare werden nur glatt. Chic, aber legere.”, wehrte Rose ab.
 

Sie drehte sich vorm Spiegel ein paar Mal im Kreis. Ihr Kleid war schwarz und locker, verziert durch einen ovalen Rückenausschnitt und dezente Spitze am Dekolleté, was den ansonsten unaufregenden Schnitt des Kleides wett machte. Ihr Haare würden einen wunderschönen Kontrast zur Schwärze des Kleides bilden.

Dominique steckte bereits in ihrem neuen Kleid, die Haare sanft hochgesteckt und die langen Beile in farblich passenden Killer-Sandaletten. Keine Überraschung, dass sie selbst den Mädchen den Atem raubte.
Roxannes silbernes Kleid war wie ein schlichtes Top, welches körperunbetont an dünnen Trägern hing, dafür jedoch verboten kurz war.

Die Jüngste unter ihnen, deren Haare nun in wellige Locken verwandelt waren, hatte sich für einen Hippie Look entschieden mit ihrem bunt gemusterten Kleid, das ebenfalls weit war, dessen Ärmel jedoch unterbrochen wurden, sodass ihre Schultern frei lagen.
Zufrieden betrachteten sie sich gegenseitig, nachdem jedes Haar perfekt saß, jeder Schuhriemen festgezurrt und jeder BH versteckt war.
 


 


 


 


 

An der Bar mit seinen Kumpeln sitzend sah er sie auf der anderen Seite des Raums eintreten. Ihr rotes Haar stach ihm sofort in die Augen, danach musterte er den Rest ihrer Aufmachung und bemerkte, wie er zufrieden nickte. Sofort fing er sich und exte seinen Koboldschnaps.

Auch Albus hatte seine Cousinen entdeckt. Er stieß einen jubelnden Schrei aus, hob den Arm und bahnte sich einen Weg zu ihnen.
 

Durch das Vorsaufen bereits benebelt stolperte der Potter hinter die Mädchen und lallte ihnen irgendwas ins Ohr, nickte zu den Schlangen hinüber und versuchte sie in deren Richtung zu treiben. Sobald Dominique und Amy merkten welche ‘diese Richtung’ war, verflüchtigten sie sich. Die dunkle Roxanne schien das Ganze, ähnlich wie Rose, entspannter zusehen.

“Lovely Ladies!”, grölte Albus. “Earl, gib mal ne Runde.”


Dieser teilte sogleich weiteren Koboldschnaps aus, den die Mädchen tapfer runterspülten. Gedanklich korrigierte Scorpius, dass Rose tapfer war, Roxanne jedoch gerade dabei war, ihre Lieblingsdisziplin zu meistern.

“Noch einen, Baumnatter.”, rief sie und streckte Rockwood ihr Glas hin.
 

Lindsey, auf dem Tresen thronend, ignorierte die Gryffindors gekonnt. Wie immer waren ihre Augen dunkel umrandet und ihre Haare präsentierten sich in einer wilden, aschblonden Mähne. Anders als die meisten trug sie kein Kleid, sondern eine enge dunkle Lederhose und ein durchscheinendes Top, das ihren roten Spitzen-BH zur Geltung brachte.

“Cooles Outfit!”, rief Rose von gutem Willen angetrieben über den Rocksong der Flaming Merpeople. Zur Antwort bekam sie ein breites, kaltes Lächeln und einen zur Decke gereckten Mittelfinger, sodass Rose der Mund offen stehen blieb. Lindsey packte Scorpius bei der Hand und zog ihn hinaus auf die Tanzfläche.

Der Bad Boy Rockwood war absolut begeistert und kippte sich zur Anfeuerung mehrere Schlucke direkt aus der Flasche in den Mund.

“Oh ho! Jemand hat ne Attitude!”, lachte Roxanne.
 

Rose war überrascht, wie lässig ihre Freundin sich verhielt. Noch vor wenigen Stunden hatte sie sich lang und breit über die Slytherins ausgelassen, doch nun ließ sie sich heiter von Rockwood und Scamander abfüllen. Einerseits war die Rothaarige dankbar für die Toleranz und das Vermeiden von Stress, andererseits machte sie sich Sorgen um die Bereitwilligkeit der Slytherins selbst von einer Gryffindor Gebrauch zu machen.
 

Ihr Cousin mit den Strubbelhaaren schien das viel gelassener zu sehen.
“My heart buuuuurnss! Oh you poisoned it ba-baby. Yeah yeah!”, sang er schreiend schief mit. Überraschender weise schienen die Mädchen im Umkreis sein Rumgezappel als Tanzen zu definieren, sodass sie ihm wie eh und je schmachtende Blicke zu warfen.

“Rose!”, brüllte er ihr auf einmal ins Ohr. Komplett verklärt grinsend und immer noch im Takt umher schwingend nickte er ihr aufmunternd zu.

“Das Lied ist so gut, Rose!” Bevor sie reagieren konnte, hatte er ihr einen Arm um die Hüfte geschlungen und sie in die tanzende Menge verschleppt. Albus war schon immer der lustigste und freundlichste Betrunkene gewesen, den sie kannte. Daher ließ sie sich von seiner Ausgelassenheit anstecken und tanzte als gäbe es kein Morgen.
 


 


 

Da sie eine Pause vom Hüftenschwingen benötigten, saßen Dominique und Amy hysterisch lachend in einer Sitzecke mit Fred und Lorcan. Auf Freds Schoß hockte eine zierliche Brünette, die verzweifelt um seine Aufmerksamkeit kämpfte.

Dieser jedoch war völlig konzentriert darauf einen Witz zu erzählen, ohne dabei den Faden zu verlieren.

“Der Vampir -”, rief er, “hat also den Knoblauch. Nein, der Thestral hat den Knoblauch.”

Egal, was er sagte, die Freude der Mädchen brauchte kaum Antrieb, um sie zum Lachen zu bewegen.
 

“Wo ist eigentlich Roxanne?”, fragte Amy vergnügt, der bald schon die Stimme fehlte.

“Bei den Kobras dort drüben!”, kam die Antwort von Lorcan.
Sofort waren Dominique und Amy voll bei der Sache und sahen besorgt ihre Freundin an der Bar an. Fred jedoch zuckte die Schultern.


“Lasst sie, die ist alt genug. Wenn sie sich nen Schlangenbiss einfängt, wird sie schon lernen, dass man mit denen nicht spielt.”

Beinahe im selben Augenblick drehte seine Schwester sich zu ihnen um und zwinkerte ihnen verschwörerisch zu, während sie den jungen Männer weiter Alkohol einschenkte. Lorcan lachte.


“Von wegen!”, johlte er. “Roxanne füllt die beiden ab, die holen sich eher nen Löwenbiss.”
 

Überschwänglich goss er ihnen Vampirblut ein, einen für den Verstand tödlichen Cocktail.

“Nein, nein, nein!”, protestierte Amy kichernd und abwehrend mit der Hand wedelnd.

“Ich kotz gleich.”, keuchte sie immer heftiger lachend.

“Was hast du der ins Getränk gemischt?”, erkundigte Fred sich leise, doch Lorcan zuckte nur mit den Schultern, genauso amüsiert wie sein bester Freund.
 

“Wisst ihr was?” Amy stand voller Elan auf. “Ich tanze jetzt.”

Damit steuerte sie auf ihren Bruder zu, der eher als Beobachter in einer Ecke saß und zwang ihn zum Aufstehen. Carl sträubte sich erst, dann ließ er sich aufs Parkett ziehen und zur Verblüffung aller, führte er sie gekonnt und zielsicher. Der abgestempelte Nerd wirbelte seine Schwester ohne Halten, schwang sie durch die Lüfte, als wiege sie nichts und erntete nachdem das Lied beendet war sogar Applaus für die gelungene Vorführung.
 


“Wow!”, hauchte Dominique träumerisch. “Das ist sooo männlich.”

“Was?”, Fred verschluckte sich beinahe an seinem Vampirblut. “Das kann ich auch!”


Ohne Rücksicht auf die Brünette erhob er sich, um Dominique von seinem Können zu überzeugen.

Auch er erntete Jubel, jedoch weniger aufgrund seiner tänzerischen Qualitäten, sondern eher als Lob für seine komödiantischen Schauspielkünste, mit denen er sich als überzeugter Wettbewerbskämpfer ausgab und seine Cousine ohne Ziel aber dafür mit Pfeffer in jegliche Richtungen schleuderte und bei keinem Stolpern die Miene verzog.
 


 


 

Viele auf der Tanzfläche versuchten sich nun für einige Lieder am Paartanz und Rose fühlte sich fabelhaft. Sie war begeistert von der Stimmung im Raum, von den ausbleibenden Keilereien und der Fröhlichkeit der Schüler - und das trotz des vorausgegangenen Quidditchspiels.

Lange schon hatte sie sich nicht mehr so entspannt gefühlt und auch Albus, der in letzter Zeit bedrückt geschienen hatte, ließ sich völlig gehen. Er war ihr Cousin und bester Freund, doch sie fühlte sich geehrt, dass er beinah den gesamten Abend mit ihr tanzte.
 

Die Mädchen standen Schlange, um eine Minute mit dem Potterspross zu bekommen und ihr schenkte er gleich mehrere Stunden. Seine Familie war Legende, damit waren es seine strubbeligen Haare, sein Suchertalent und der süße Charme, den er besaß. Albus Potter zog Mädchen an, wie eine Lampe die Motten, doch leider hatte sich in Roses Augen noch kein Schmetterling in seine Richtung gewagt.
 

Wild schwang er den Kopf und rockte jedes Lied. Von den Misfit Magicians bis zu den Fünfbeinigen Spinnen kannte er alle Texte auswendig und schämte sich für keinen Dancemove. Als die ersten Klänge seines Lieblingsliedes ‘Kiss my Broomstick’ von Nimbus Three Million ertönten, zerrte er seine Cousine zurück zur Bar und kletterte ohne zu zögern hinauf.

Rose stockte augenblicklich, da es nicht in ihrem Interesse lag, sich vor versammelter Schule zu blamieren. Ihr liebenswerter Cousin jedoch, packte sie gnadenlos an den Armen und hob sie mit einem Ruck hinauf.
 

Um ihre Situation nicht noch weiter zu verschlimmern, tanzte Rose mit feuerroten Wangen. In der Menge der Tanzenden bemerkte sie Scorpius Blick, welcher schmunzelnd auf ihr ruhte und unwillkürlich musste sie lachen.

Im Rampenlicht zu stehen, war nicht so schlimm wie gedacht und so schwang sie ihre Hüfte derart ungeniert, dass Dominique sich gezwungen fühlte ihr Gesellschaft zu leisten, damit sich Konkurrenz für die rothaarige Weasley bot.
 


 


 

Bereits weit nach Mitternacht huschte Lily Potter möglichst unauffällig hinter eine Menschentraube, um dem Blick ihres feiernden Bruders zu entgehen. Sich seiner Abgelenktheit sicher schritt sie in Richtung der Toiletten, um ihr Aussehen zu kontrollieren. Unter den älteren Schülern fiel sie kaum auf in ihrer Aufmachung.

Zufrieden besah sie sich ihre schlanken Beine im Spiegel. Ihre Füße steckten in verspielten Peeptoes für die ihre Mutter einen ordentlichen Anteil ihres Gehalts aufgebracht hatte.

“Ein werdendes Model sollte sich auch wie eines kleiden.”, hatte Ginny Potter gezwinkert und der überglücklichen Lily ihre neuen Schuhe überreicht.

Jedes Kleidungsstück behandelte Lily wie ein Heiligtum. So auch das wunderbare, rückenfreie Neckholderkleid, dass charmant ihre Figur umspielte.
 

“Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist die Jüngste auf dieser Party.”, amüsierte sich jemand hinter ihr.
Genervt sah sie Scamandar im Spiegel an, der sich hinter ihr an die Wand lehnte.


“Okay, dreh dich nicht um. Dein schöner Rücken kann sehr entzücken.”

Mit einem Augenrollen wandte sie sich in seine Richtung und verschränkte die Arme.


“Hast du noch ein paar mehr Sprüche drauf, Schleimander?”
Er grinste und der Schleier über seinen Augen verriet ihr, dass er eine ordentliche Menge Alkohol intus hatte.
 


“Sicher, Bambi. Für dich ne ganze Menge. Du bist hier ein bisschen Fehl am Platz, oder?”

Sie kniff die Augen zusammen. Hugo hatte dafür gesorgt, dass sie nicht wie der Rest der jüngeren Schüler aus der Party gezogen würde, denn schließlich musste sie für sich selbst werben, wie er gesagt hatte und der Fotograph der Schulzeitung war anwesend. Ein einziges Bild von ihr in der Zeitschrift könnte jemanden außerhalb Hogwarts auf sie aufmerksam machen.

“Das scheint niemand so zu empfinden. Wenn Sie mich also entschuldigen würden, Mr. Ich-bin-so-überzeugt-von-mir-selbst.” Mit gehobenem Kopf wollte sie an ihm vorbei spazieren, doch lässig trat er ihr in den Weg.
 


Wie immer sah Scamander aus wie geleckt. Nicht eine Strähne wirkte fehl am Platz, keine Getränkespritzer verunstalteten sein Auftreten und trotz hohem Alkoholpegel hatte er seinen Körper unter Kontrolle, als habe er nur Wasser getrunken.


“Dein Outfit ist ganz schön gewagt für eine 12-jährige.”

“14.”, zischte sie.

“Immer noch die aufmüpfige kleine Luna.”, er lächelte herablassend. “Weiß nicht, ob du es als Model taugst, schließlich bist du noch ein Kind.”

“Von wegen!”, tobte sie augenblicklich und Lysander lachte.


In ihr brodelte es, doch sie würde sich von ihm weder den Abend noch ihren Traum vermiesen lassen. Keineswegs entgingen ihr seine anzüglichen Blicke.


“Kleine Hexe, was hältst du davon, wenn ich dir helfe erwachsen zu werden.”

Lily konnte nicht verhindern, kalt aufzulachen. “Ist das dein Ernst? Du magst dich für unwiderstehlich halten, Scamander, aber so gestriegelt wie du bist, will niemand dich wirklich.”


“Da würde dir Hogwarts Frauenwelt etwas anderes erzählen.”
 

“Du bist gut in der Schule und der absolute Musterknabe - nach außen hin. Trotzdem würde dir Hogwarts anständige Frauenwelt mit Klasse genau das Gleiche sagen, wie ich. Ich habe hinten ein paar künstlich bemalte Mädchen bestehend aus Hintern und Busen gesehen, denen die Sabber aus dem Mund lief beim Gedanken an einen Quickie auf der Toilette. Diese Gänse dürften perfekt in dein Beuteschema passen, Reh gibt’s für dich heute jedenfalls nicht. Dafür bist du zu betrunken und ich zu wenig.”

Ein Lächeln huschte über sein Gesicht, deshalb fügte sie rasch hinzu: “Auch so kannst du mich von der Speisekarte streichen.”

Dann kehrte sie zurück zur Party mit dem Wissen, dass sie bald verschwinden musste, weil Scamander sie garantiert an ihren Bruder oder Rose verpfeifen würde. Ein oder zwei Tänze könnte sie sich jedoch sicher noch gönnen.
 


 


 

Es wurde später und die Schüler weniger. Ganz zum Ende blieb nur noch ein letzter Rest übrig, wovon die meisten nicht mehr sonderlich aktiv waren. Earl Rockwood lag in tiefem Schlaf auf der Bar genau dort, wo Roxanne ihn zurück gelassen hatte. Sie und Dominique kuschelten auf einer Sitzbank und waren beide in eine Art komatösen Halbschlaf verfallen. Amy, die ihnen gegenübersaß, hatte ihre High Heels längst ausgezogen und ihre Füße ruhten auf dem Tisch vor ihr.

Auf dem Boden neben ihr war Albus schlafend gegen die Sitzbank gesunken, den Kopf in ihren Schoß gebettet, die Haare noch wüster als gewöhnlich und den Mund leicht offen. Ein Pärchen aus der Sechsten knutschte in einer Ecke, als seien sie die Einzigen auf der Welt.

In der Mitte des Raums tanzten Fred und Lorcan einen langsamen betrunkenen Walzer auf ein Rocklied.


Die beiden Schulsprecher hatten bereits mit aufräumen begonnen, wobei Rose den Slytherin selbst zu dieser Stunde zwang, den Müll zu trennen.

Sich den Kopf haltend murmelte er “Reparo”, “Accio” und “Ratzeputz” ein paar Mal immer auf unterschiedliche Objekte zielend.
 


Die Rothaarige machte sich vorsichtig daran, ihre Freunde zu wecken und zum ins Bett gehen zu bewegen.


“Willst du keine Hilfe?”, gähnte Dominique, die selbst dabei ihren Mund aufzureißen noch hübsch aussah. Rose wehrte ihr verlockendes Angebot ab. Zu zweit würde es organisierter ablaufen.

Sanft schüttelte sie Amys Schulter, die von Albus wegrückte, sobald sie ihn bemerkte. Der Potter wachte ruckartig auf, als er Halt verlor, und beschwerte sich grimmig nuschelnd.

Malfoy verbannte auch die Knutscher aus dem Raum und einer nach dem anderen trollten sich alle hinaus, während Rose weiter Müll in Säcke sortierte und das Möbiliar säuberte.
 

Glücklicherweise waren Sie bald fertig, denn ihre Füße würden sie nur noch begrenzt länger tragen. Ebenfalls barfuß tapste sie umher.

Als sie Scorpius tatenlos herumstehen und zusehen sah, stemmte sie empört die Hände in die Hüften.


“Hey, Malfoy! Hast du vor mir zu helfen?”


Er trat ein paar Schritte auf sie zu und antwortete: “Nein.”

Gerade wollte sie den Mund öffnen, um ihn zu beschimpfen, da zog er sie an der Taille heran, nahm ihre Hand in seine und begann sich mit ihr tanzend durch den Raum zu bewegen. Die Musik spielte nicht mehr, zu hören war nur das Klacken seiner Schuhe und der Rascheln des Mülls, durch den sie tanzten. Über Scherben auf dem Boden hob er sie hinweg, bis er sie eine Weile einfach weiter über den Boden schweben ließ und immer weiter seine Runden zog.
 

Bei den Barstühlen angelangt drehte er sie einmal um ihre Achse und hob sie dann auf einen der Hocker.

“Da bleibst du jetzt.”, bestimmte er.

Verblüfft beobachtete nun sie, wie er in Rekordzeit aufräumte. Müde erkannte sie, wie er putzte und zusammenpackte, doch in ihren Gedanken schwebten sie weiter durch den Raum. Leicht wie eine Feder und wunderschön hatte sie sich gefühlt. Seine Hand war warm gewesen, der Arm um ihre Taille stark und sicher.

“Danke.”, wisperte sie als er fertig war und sich ihre Wege trennten.
 

Im Gemeinschaftsraum angelangt wäre sie am liebsten gleich ins Bett gefallen, doch pflichtbewusst schlüpfte sie aus dem Kleid, damit es nicht verknittern würde. Mit zwischen die Laken nahm sie nur die Erinnerung an einen Blondschopf und dessen große Hände.
 


 


 


 


 


 

Bei der Party war es ihr aufgefallen, doch ein paar Tage später war Rose völlig durch den Wind. Wohin sie ging, drehten sich Köpfe nach ihr um. Mädchen begannen zu tuscheln. Das Gerücht hatte sich wie ein Lauffeuer verbreitet, seit sie Albus so stürmisch in die Arme geflogen war.

Sie kannte ihn schon seit der Kindheit, bei Merlins Bart! Sie waren Sandkasten Freunde. Sie waren immer Freunde gewesen. Wieso bedeuteten eine Umarmung plötzlich und ein paar Tänze, dass sie miteinander ins Bett gingen? Es stimmte, dass Albus in letzter Zeit nicht mehr geflirtet hatte, aber das war ja wohl nicht ihretwegen gewesen.

Es war ihr ein Rätsel, wie sich ein solch dummes Gerücht so festigen konnte. Natürlich machte sie deswegen nicht weniger mit Albus. Von solch hirnlosen Idioten würde sie sich nicht unterkriegen lassen.
 

So gut es ging, versuchte sie zu verbergen, wie sehr es an ihr nagte. Als jedoch ein Mädchen etwas zu laut lästerte, wurde es Rose zu viel. Sie packte die Tratschtante am Arm und schrie ihr ins Gesicht. “Ich habe nichts mit meinem Cousin, du hässliche Kröte!”

“Ist das überhaupt erlaubt?”, fragte der Freund der Kröte. “Cousin und Cousine, meine ich.”

Mit großer Anstrengung hielt Rose sich davon ab, ihm ganz kräftig ins Gesicht zu schlagen und stürmte in die Große Halle, wo sie ihre Bücher energisch neben Dominique auf den Tisch knallte.
 

“Wieso bin ich bitte sehr auf einmal der Mittelpunkt aller Gespräche?”, tobte sie.

Mitfühlend tätschelte Dominique ihr den Arm.

“Es ist länger nichts passiert hier.. Die Slytherins sorgen auch nicht mehr für viel Aufruhr in letzter Zeit. Eine Folge des Voyeurismus ist das.”, mutmaßte Roxanne.

“Toll!”, maulte Rose.

“Ich habe keinen Hunger.” Damit lehnte sie die Kartoffel, die Amy ihr reichte, trotzig ab, um gleich darauf noch einmal alle Geschütze aufzufahren.

“Und du, Amy! Ich glaub’s einfach nicht!” Wutentbrannt zerrte sie die neue Ausgabe der Hogwarts’ Owls heraus und klatschte sie auf die Tischplatte.
 

Mit zittrigen Händen blätterte sie rasant um, bis sie eine Seite fand, auf der Hogwarts schönste Herbstpärchen gekürt wurden. Gleich darunter ein riesiges Bild von Albus und Rose, wie sie lachend miteinander tanzten. Heftig stach Rose mit ihrem Finger hinein.

“Erklär mir das mal! Wieso sind mein Cousin und ich als Paar in dieser Zeitschrift drin?”

Amy rief knall rot an vor Sorge.

“Rose, also, ich habe da keine Kontrolle drüber.”, murmelte sie schüchtern. “Die Schülerschaft wählt das.”

“Aha! Wie kommt es, dass ich diese Wahl verpasst habe?”
 

An diesem Punkt griff Roxanne ein. Sie packte Rose am Arm und zwang sie, sie anzusehen.


“Erde an Rose, jetzt komm mal runter! Amy wollte dir gar nichts tun und diese Abstimmung fand vor mehreren Wochen statt, da hast du Hailey und Rod angegeben, schon vergessen?”

Bitter biss Rose sich auf die Lippe.

“Es kamen ganz viele Stimmen noch hinterher seit Halloween.”, fügte Amy hinzu.

“Ja...”, kam es schwach von Rose. “Wenigstens ist das Foto schön.”
 

Die Rothaarige beruhigte sich etwas, stocherte jedoch immer noch lustlos in dem Essen herum, welches Roxanne ihr aufgetan hatte. Die Freundinnen wechselten unsichere von Rose unbemerkte Blicke.

“Also läuft da nichts mit Albus und dir?”, fragte Dominique vorsichtig.

“Sag mal, spinnt ihr?”, fauchte die Angesprochene.

“Na ja.. ihr macht ganz schön viel in letzter Zeit.”, lenkte Amy ein.

“Wir sind-”

“Kindheitsfreunde, schon klar. Aber bisher habt ihr nie sooo viel gemacht.”

“Ja und? Kann man sich nicht mehr mit jemandem anfreunden? Könnt nicht wenigstens ihr mir glauben?”

“Klar, glauben wir dir!”, beschwichtigte Roxanne sie. “Wir versuchen dir doch nur zu erklären, was die Leute zum Reden bewegt.”
 

“Hornschwanzkacke!”, zischte Rose. “Wenigstens kann er das Drama mal bei Seite legen und nicht jeder zweite Satz ist ‘Ich hasse Malfoy’. Ihr hängt mir langsam zum Hals raus mit eurem Slytherin Problem. Ich arbeite vielleicht mit dem, das ist schon genug, da muss ich nicht auf noch von euch die ganze Zeit hören, wie scheiße ihr ihn findet.”

“Sorry.”, murmelte Dominique verblüfft.

“Ich habe zu tun.” Damit marschierte Rose aus der großen Halle und jagte einem Schaulustigen einen Ganzkörperklammer-Fluch auf den Hals.

“Seit wann ist sie so empfindlich?”, wunderte Amy sich.
 


 


 

Eine halbe Stunde später fand Scorpius Rose wütend und ziellos in Pergamentbergen wühlend in ihrem gemeinsamen Büro vor.


“Ho, kleine Löwin, was ist denn hier los?”

“Ich habe keine Lust mehr, mich um den Kleinkram von nervigen, lästigen Schwachköpfen zu kümmern.”, kam es abgehackt zwischen ihren Zähnen hervor.

“Meinst du lästig oder lästernd?”

“DU!”, fauchte Rose und zeigte auf ihn. “Sei bloß leise, Malfoy!”

Abwehrend hob er die Hände, doch konnte er sich ein Lachen nicht verkneifen.

“Ruhig, ruhig!”

“Ich bin aber nicht ruhig!”, tobte sie. Sie packte ein Blatt Pergament und warf es mit aller Kraft von sich fort. Schwach flatterte es zu Boden. Frustriert aufgrund der geringen Wirkung, griff sie nach einem Buch und pfefferte es in eine Ecke.
 

“Ich bin wütend! Diese Flubberwürmer machen alles kaputt, was schön oder wichtig ist!” Während sie sprach griff sie mehr und mehr Gegenstände und Scorpius musste sich ducken, um nicht etwas abzubekommen.

“Man kann nicht in Ruhe sein Leben leben, weil irgendwer daher kommen muss, um es zu zerfetzen.” Abwartend ließ Scorpius sie wüten. Tintenfässer zerschellten, Papier zerriss. Er würde alles schon wieder in Ordnung bringen können - später.
 

“ICH HABE NICHTS MIT MEINEM COUSIN!”, schrie sie als großes Finale und trat den Stuhl mit voller Wucht von sich fort. Bevor sie sich selbst verletzen konnte, schnellte Scorpius vor und umfing sie von hinten in einer festen Umarmung, sodass sie sich nicht befreien konnte. Sie strampelte und zeterte, bis ihr erschöpft Tränen über die Wange kullerten.
 

“Alles gut, Löwin.”, sagte er ruhig, als sie sich etwas beruhigt hatte und sich auf den wieder aufgestellten Stuhl setzte.

“Nein, ist es nicht.”, widersprach sie. “Leute müssen sich immer überall einmischen.”

“Na und?”

Verständnislos sah sie ihn an.

Hast du etwas getan, was sonst keiner tut? Hast du hohe Schuhe oder gar einen Hut, oder hast du etwa ein zu kurzes Kleid getragen, ohne vorher deine Nachbarn um Erlaubnis zu fragen?

“Malfoy, was redest du?”, fragte sie sichtlich verwirrt, doch vor ihr aufgebaut fuhr er einfach fort.
 

Jetzt wirst du natürlich mit Verachtung bestraft. Bist eine Schande für die ganze Nachbarschaft. Du weißt noch nicht einmal genau, wie sie heißen, während sie sich über dich schon ihre Mäuler zerreißen.

“Malfoy!”, protestierte sie gegen seinen Aufmunterungsversuch. “Das ist kein Scherz! Mich macht das fertig.” Er kniete sich vor sie und hob ihr Kinn.

Lass die Leute reden und hör ihnen nicht zu, die meisten Leute haben ja nichts Besseres zu tun. Lass die Leute reden bei Tag und auch bei Nacht. Lass die Leute reden, das haben die immer schon gemacht.

“Sie machen alles kaputt.”, zeterte sie erneut und kopfschüttelnd stand er wieder auf.
 

Anklagend zeigte er auf sie. “Du hast doch sicherlich Gringotts überfallen. Wie könntest du sonst deine Miete bezahlen?

“Was?” Er drehte ihren Stuhl um, sodass ihr ein erschrockener Schrei entfuhr.

Rasierst du täglich deinen Damenbart?

“Ihh!”, lachte sie nun.

Hast du im Garten ein paar Leichen verscharrt?

“Nein, Inspektor! Ich schwöre.”

Na, deine Nachbarn haben da sowas angedeutet, also wunder dich nicht, wenn bald ein Auror bei dir läutet.”
 

Er wurde wieder etwas ernster und eindringlicher.


Lass die Leute reden und hör einfach nicht hin, die meisten Leute haben ja gar nichts Böses im Sinn.

“Warum tun sie es denn?”, fragte sie verzweifelt.

Es ist ihr eintöniges Leben, das sie quält und der Tag wird interessanter, wenn man Märchen erzählt. Und wahrscheinlich ist ihnen das nichtmal peinlich. Es fehlt ihnen jede Einsicht und wieder mal zeigt sich, sie sind kleinlich und vermeintlich fremdenfeindlich.”
 

“Wie kannst du damit so locker umgehen? Deiner Familie ist ihr Ruf doch unglaublich wichtig.”

“Nein, meinem Vater ist unser Ruf wichtig, weil es seinem Vater schon so wichtig war. Meine Mutter ist da viel lockerer. Sie tut ihm gut auch wenn er das nicht gerne zeigt und auch nur ungern zulässt. Sie ist nur ein Halbblut, was meinst du, was das meinem Vater eingebrockt hat, als seine ‘Freunde’ das herausgefunden haben.” Er lachte. “Dieses ganze Getratsche ist total albern.”
 

Theatralisch baute er sich erneut vor ihr auf und sprach mit verstellter Stimme weiter, während jedoch ein Lächeln seine Lippen umspielte:

“Hast du gehört und sag mal, wusstest du schon? Nämlich: Du verdienst dein Geld mit Prostitution. Du solltst ja meistens vor dem Hogwartsexpress stehn, der Kollege eines Schwagers hat dich neulich geseh’n.


“Du hast mich ertappt.”, gestand sie gespielt.

“Unerhört!”, rief Scorpius.
 

Er zog sie zu sich hoch und wischte ihre restlichen Tränen fort. “Lass die Leute reden, denn wie das immer ist: solang die Leute reden, machen sie nichts Schlimmeres und ein wenig Heuchelei kannst du dir durchaus leisten. Mein Tipp: Bleib höflich und sag nichts - das ärgert sie am Meisten.

“Ich werd’s probieren.”, versprach sie.

“Also, alles gut, kleine Löwin?”, murmelte er und sie nickte zur Antwort.
 

Plötzlich wanderte seine Hand von ihrer Wange zu ihrem Nacken und zog sie zu sich heran. Seine Lippen trafen ihre und sie sog scharf die Luft ein, dann drückte sie ihn von sich weg und starrte ihn entsetzt an.

“Es tut mir leid.”, sagte er sofort. “Das war daneben, sorry.”

“Ist schon ok.”, murmelte sie. “Glaube ich.”

“Nein, wirklich Rose.” Beim Klang ihres Namens hob sie überrascht den Kopf. “Ich meine es Ernst. Das war ne dumme Gewohnheit, die hier absolut nichts zu suchen hat.”

Nachsichtig nickte sie. “Deswegen ist es ok. Wir denken da beide das gleiche. Aber ich gehe trotzdem jetzt, in Ordnung?” Erleichtert nickte er.
 

“Danke, du hast mir sehr geholfen. Mehr als meine Freunde. Wirklich, mir geht es viel besser und ich glaube, ich werde deinen Rat beherzigen.”

“Oh.”, scherzte er. “Ich dachte, wir seien Freunde. So im Geheimen.”

Nach einem kurzen Zögern lächelte sie. “Ja, wir sind Freunde. Bis dann... Scorpius.”
 

Als die Tür hinter ihr zu fiel, schlug er sich die Hand auf die Stirn. Was hatte er sich nur dabei gedacht, sie mitten auf den Mund zu küssen? So etwas Unüberlegtes hatte er noch nie getan und schon gar nicht bei einer Weasley.

Während Scorpius sich die Haare raufte, ging eine verwirrte Rose um die nächste Ecke. Ihre Lippen prickelten und ihr Magen erholte sich vom freien Fall.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Farbwolke
2013-12-29T20:36:26+00:00 29.12.2013 21:36
Hallo
Was fuer ein Kapitel. Ich muss sagen, ich bin begeistert. Scheiß angewohnheit hat Scorpius dann wohl. Ich muss sagen der Kuss war echt das Tüpfelchen auf dem I. Schön das die Party ruhig verlief :) Krieg muss halt nicht immer sein. Ich finde du hast dieses Kapitel gut beschrieben. Die Lieder bringst du gut rein :)

Grüße
Traumtaenzerin
Von:  _Natsumi_Ann_
2013-05-31T13:34:28+00:00 31.05.2013 15:34
hä waruum ist ferd 19? glaube nicht dass er zweimal sitzen geblieben ist oO

och wie süß.... aber welche angewohnt meint er o-O küsste er alle weiber bei so einem vorfall oder wie ><

wieder ein paar lieder mit einfließen lassen ja? ^^ hehe



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