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Vom Lied des Blutes

von

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Epilog

Epilog
 

Schwach fiel seine Hand zurück in den Schnee, der sich bereits in tiefem rot gefärbt hatte. Die leisen Flocken, die zu ihm hinab sanken, legten sich wie ein schweres Tuch auf seinen Körper und taten ihr bestes, ihn vor anderen Augen zu verstecken. Sein Blick war starr gen Himmel gerichtet – es war bereits dunkel geworden, aber es musste noch mitten am Tag sein. Wie hatte er es soweit geschafft, ohne zusammenzubrechen – wie war er soweit ins Landesinnere gedrungen, ohne auch nur einer Menschenseele zu begegnen? Wie hatte er solange durchhalten können?

Langsam schloss er die Augen, sie fühlten sich unglaublich schwer an.

„Ich wollte … alles ändern … Criss sollte doch nur in Frieden … leben … können. … Ist dies … nun der wahre Preis, den ich … zahlen muss?“

Seine Gedanken wirbelten um alle möglichen Ereignisse – Erinnerungen aller Art kamen in ihm hoch. War das berühmte Vorbeiziehen des eigenen Lebens? Er wusste es nicht.

„Criss …“

Damals, als sie angegriffen wurden, war er mit seinem Bruder aus dem Haus geflohen – ihre Eltern hatten sie solange geschützt, bis sie es aus dem Fenster geschafft hatten. Lucis war lange mit seinem Bruder auf dem Rücken fortgerannt – solange, bis sie von George aufgegriffen und letztlich gänzlich von ihm aufgenommen wurden. Seitdem hatte Criss kaum noch mit ihm geredet – er hatte ihm vorgehalten, dass sie ihre Eltern hätten retten können, aber was sollten zwei Kinder schon ausrichten?

Damals hatte er auch Mat kennengelernt – die Ausbildung zur Klinge hatte ihm den wohl treuesten Freund gebracht, den man sich wünschen konnte. Ein ewiges Bündnis hatten sie sich geschworen – ewiges Vertrauen. Warum hatte er es aufgegeben?

Ein Röcheln drang aus seiner Kehle, Blut rann über seine Mundwinkel hinab. Sein Hals brannte schwach, doch das alles schien zu verschwimmen.

„Garnett …“

Wie hatte er sie kennengelernt? Er konnte sich schwach daran erinnern, dass sie bei einem seiner ersten Aufträge hereingeplatzt war – arrogant hatte sie ihnen das Kopfgeld letztlich weggeschnappt und war wieder von dannen gezogen. Schon damals war er von ihr fasziniert gewesen – und irgendwann hatte er sie an für sich gewinnen können. Sie hatten sich alles erzählt – Geheimnisse gab es nicht zwischen ihnen. Nur den Pakt hatte er ihr verschwiegen …

„Ich hätte deine Bürde für die Ewigkeit getragen, Garnett. Der Tod der Prinzessin – ich weiß, dass du es nicht wolltest. Ich weiß, dass es nur ein Unfall war …“

In der Nacht war sie zu ihm gekommen – sie hatte ihm alles berichtet. Als man ihn anklagte, hatte er sie davon abgehalten, die Wahrheit zu sagen – sie wurde verbannt, aber das war ihm lieber als mit anzusehen, wie sie gehängt wurde.

Unter großer Anstrengung öffnete er wieder seine Augen und spannte ein letztes Mal seine Muskulatur an, um in seine Tasche zu greifen. Schwerfällig zog er den Silberring hinaus und hielt ihn vor sich, bevor er die Hand samt Ring auf seine Brust sinken ließ, während er den linken Arm von sich streckte. Zwei Monate vor seiner Flucht hatte er das Schmuckstück gekauft – in der Nacht, in der er seine Liebste zurückgelassen hatte, er hatte sie um ihre Hand bitten wollen. Doch als er die Menschen auf den Straßen hörte, wie sie schrien und ihm den Tod wünschten, da konnte er es nicht – er konnte sie nicht mit in diesen Abgrund reißen …

Keuchend und röchelnd drehte er sich auf die Seite – ein Wehklagen seines Körpers konnte er kaum unterdrücken, sodass er sich vor Schmerzen krümmte. Dann fiel sein Blick auf das Blutmal. Verblasste es etwa? Der Text schien zu verschwinden – jedes Wort, vom ersten bis zum letzten. Die Noten jedoch verblieben in seinem Fleisch um die zu mahnen, die es vielleicht irgendwann erblicken würden. Ein schmales, erschöpftes Lächeln zierte seine blassen Lippen – es war nun also vorbei.

Endgültig schloss er die Augen und sein letzter Atemzug verließ seine Lippen. Er hatte die Rufe seines Bruders nicht mehr vernehmen können, spürte nicht mehr, wie er umgedreht wurde und wie die eine Frau in seinem Leben ihm einen letzten Kuss gab. Er hörte nicht mehr, wie Mat ihm nun seinen lang ersehnten Frieden wünschte – fernab allem Hass, aller Angst und aller Schmerzen …



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  ruffyboy
2014-01-24T23:37:57+00:00 25.01.2014 00:37
wunderschönes kapitel aber auch traurig das die geschichte zu ende ist :'( hatte aber meinen Spaß und freue mich schon auf mehr von dir :P
Antwort von:  19Rei-Sama
20.04.2014 16:03
*wums* Mensch, ich hatte dein Kommi ja noch gar nicht gelesen x'D
Vielen Dank, es freut mich, dass es dir gefallen hat - und hoffe natürlich, dass die vielleicht irgendwann folgenden Geschichten dir auch gefallen ;)


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