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Vom Lied des Blutes

von

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Kapitel 5
 

Lucis atmete tief durch, lauschte und hörte weitere dumpfe Aufschlage. Erst als jemand zu kichern begann, drehte er sich langsam um.

„Der Kriecher hatte tatsächlich recht, als er meinte, du hättest damals überlebt!“, lachte ein kleiner, dicker Mann in grünen Tüchern, dessen gelbe Augen Lucis zu durchdringen schienen, ebenso wie die der anderen vier Leute. Die einzige Frau unter ihnen, sie war in violette Tücher gehüllt, sprach weiter.

„Wir hatten erwartet, dass wir dich endlich los seien, weißt du? Wir hatten gehofft, jetzt endlich ein wenig Urlaub zu haben.“, wisperte sie kühl. Sie war hochgewachsen und überaus dünn. Ein ebenso dürrer Kerl trat vor und zeigte mit einem kristallinen Messer auf ihn, gab dabei ein verrücktes Lachen von sich und deutete auf seine Kehle. Lucis musterte die anderen beiden. Einer war groß und kräftig, der andere hatte wie er eine schlanke Figur. Der verrückt lachende und der Riese trugen beide schwarze Gewänder, der dritte aber trug eines in dunklem Rot. Dieser trat vor und zückte zwei Schwerter, bevor er eine geduckte Haltung annahm.

„Es ist lange her, Lucis.“, sagte er knapp – Lucis nickte. Er kannte sie, alle fünf. Sie waren ausgebildete Auftragskiller, wie einst er und alle fünf hatten den obersten Rang bereits erreicht. Sie waren damals zusammen ausgebildet worden, hatten zusammen viel erlebt – bis Lucis sich für einen anderen Weg entschied. Anders als diese fünf tötete Lucis nicht mehr für Geld – er tötete im Namen des Blutes.

„Weshalb so schweigsam, hm?“, fragte Fay, während sie das Tuch aus ihrem Gesicht zog und ihm einen eisigen Blick zuwarf. „Hast du das sprechen verlernt?“

Lucis spuckte aus.

„Sicherlich nicht – ich weiß nur besseres mit meinem Atem anzufangen!“, fauchte er und zückte seinerseits sein Langschwert. Er beobachtete aufmerksam wie Fay einen Bogen zog, der dicke Worn zwei Wurfäxte und Riese Billy einen zweischneidigen Beil, der größer war als er selbst. Selbst der verrückte Kain nahm nun Angriffshaltung an. Nun wanderte Lucis Blick zurück zu dem Mann in dunklem Rot. Gerötete Augen sahen ihm finster entgegen – Mat war früher sein bester Freund gewesen, sie hatten alles geteilt, jeden Taler, jeden Brotkrumen, jeden Gedanken. Und nun standen sie sich als Feinde gegenüber.

„Dich haben sie also auch überzeugen können.“, sagte Lucis ruhig, doch Mats Blick wurde nur noch dunkler. Lucis schüttelte den Kopf – vor wenigen Jahren noch hatte er sich gesträubt, Lucis anzugreifen oder überhaupt zu verfolgen, er hatte ihm sogar noch einmal aus der Klemme geholfen. Doch diese Zeiten, sie waren nun endgültig vorbei.

„Ich werde dich wohl nicht davon überzeugen können, einfach zu gehen?“, fragte er leise und sein ehemals bester Freund schüttelte den Kopf. Lucis nickte leicht und verlagerte sein Gewicht. „Dann werde ich dich zusammen mit den anderen hier auslöschen.“

Der Schmerz seines Arms wandelte sich wieder in ein Kribbeln – die Totenseele, sie konnte es kaum erwarten Blut zu trinken! Lucis konzentrierte sich – dann sprang er nach vorn und schlug dem verrückten Kain seinen Dolch entgegen, bevor er ihm das Schwert zwischen die untersten beiden Rippenbögen schlug und die Klinge wieder herauszog, um dem Beil Billys zu entgehen. Mit einer schnellen Bewegung sprang er zur Seite und trat Fay von sich, bevor diese einen Pfeil in seiner Augenhöhle versenken konnte. In diesem Moment entging er knapp der Schneide von Worns rechter Axt und konnte nur durch ein Abrollen nach links Mats Klinge ausweichen. Kurzerhand stieß er sich vom Boden ab und landete auf Billys Schultern. Dieser blickte hoch und ergriff Lucis' rechtes Bein, bevor er ihn herunterziehen wollte, doch in diesem Moment rammte dieser dem Riesen den Dolch in die Schulter, sodass er auf der Stelle sein Bein freigab. In letzter Sekunde fing sich Lucis auf dem Boden und rollte nach hinten, stieß dabei Kain zur Seite und wich einem Giftpfeil Fays aus. Lucis knurrte vernehmlich, ehe er sich aufrichtete und überlegte, wie er die fünf erledigen konnte, ohne dabei Aufsehen zu erregen. In diesem Moment aber warf ihm Kain ein Messer entgegen, dem er nur knapp entgehen konnte – es streifte ihn an der linken Wange. Lucis spürte, dass etwas zu Boden rieselte – alte Hautpartikel. Er sah, wie Fay entsetzt die Augen aufriss, als sie bemerkte, dass Lucis' Wunde auf der Stelle wieder verheilte. Er spuckte Staub aus, dann duckte und konzentrierte sich. Sein Atem wurde ruhiger, immer flacher, bis er begann, Billy zu fixieren, der gerade zu ihm stürmte und den Beil niederfahren ließ. Gekonnt sprang Lucis zurück und mitten in der Luft bildeten sich unter seinen Füßen schwarze Partikel, von denen er sich abstieß! Mit enormer Geschwindigkeit sauste er auf Billey zu, die Partikel verdichteten sich um die Klinge seines Schwertes. Der Angriff auf Billys Kehler erfolgte zu schnell, als das es jemand hätte verhindern können und so landete Lucis beinahe geräuschlos auf dem Boden, noch bevor der Kopf des Riesen über das Gestein rollen konnte. Im Anschluss erschlaffte der Körper Billys und fiel samt Beil zu Boden. Lucs richtete sich auf und blickte zu Kain, dieser schluckte merklich.

„W-wie … ?“

Fays Stimme brach, sie stürzte. Erneut sammelten sich Partikel um Lucis' Schwert. Sein Blick ruhte fortwährend auf Kain, während er dem Angriff Worns auswich und Mats Schritten hinter ihm lauschte. Kain wurde nervös, er zückte eine weitere Klinge und griff an. Lucis wich der linken, dann der rechten Klinge aus, weitere Schläge folgten, Kain trat zu – es half nichts. Als er nach Dreck griff und Lucis diesen ins Gesicht werfen wollte, rollte sich dieser zur Seite und sprang hinter den Messerfetischisten, bevor er dessen Brustkorb durchbohrte, ohne Widerstand zu spüren. Das Blut ergoss sich über dem Boden, bevor Lucis die Klinge wieder aus dem Körper zog und die schwarzen Partikel wie zuvor bei Billy zerstoben. Er wandte sich Worn zu, der augenblicklich zurückwich.

„E-er ist ein Monster!“, jammerte Fay seit mehreren Minuten ununterbrochen, aber nun meldete sich auch Mat zu Wort.

„Nein – nur ein Wahnsinniger, der sich einen Freifahrtschein in die unterste Ebene der Hölle besorgt hat!“ Lucis blickte zu ihm, musterte seine Augen – er hätte es ahnen müssen. Ein kaltes Lächeln stahl sich für wenige Sekunden auf sein Gesicht, ehe er dem Jäger entgegnete:

„Und ich dachte, du wärst der Vernünftigere von uns.“

„So war es auch – bis du mich mit all diesem Scheiß zurückgelassen hast!“, erwiderte Mat knurrend. Lucis schüttelte den Kopf, ehe sich erneut Partikel um seine Klinge sammelten und er auf Worn zustürmte – dieser hatte keine Zeit mehr, mehr zu tun als ihn erschrocken anzusehen, bevor auch sein Kopf rollte.

„Gehe ich recht in der Annahme, dass die vier nichts davon wissen?“, fragte Lucis dann und drehte sich zu Fay, welcher bereits Tränen über die Wangen liefen. Er wusste, dass Mat dazu nichts sagen würde – und auch, dass Mat sie ihm nicht überlassen würde.

„Was sind deine Fähigkeiten, Mat? Willst du sie mir nicht zeigen?“

Der in rote Gewänder gehüllte Mann spuckte aus und fixierte ihn kalt. Lucis wusste, dass Mat nicht die gleichen Fähigkeiten bekommen hatte wie er, als auch er den Pakt eingegangen war – wäre es so gewesen, hätte er Lucis' Angriffe aufhalten können, hätte genauso schnell angreifen können. Also musste es etwas anderes sein, Gewinn an Stärke, die Möglichkeit, Geist von Körper zu trennen? Lucis überlegte fieberhaft – er musste Mats Schwachpunkt finden, bevor er gegen ihn gewinnen konnte.

Lucis' Blick fiel auf Mats Hals, der mit einem Verband verdeckt war. Er deutete darauf.

„Ist es dort, dein Mal?“

Mat zuckte unweigerlich zusammen, bevor er die Klingen näher an seinen Körper hielt. Lucis schüttelte den Kopf – Mats neuen Fähigkeiten hatten etwas mit Magie zu tun. Er hätte es ahnen müssen – von Anfang an hätte er es ahnen müssen.

Mat fauchte, dann rannte er auf ihn zu. Lucis wich nach links aus, dann nach rechts und nach unten.

„Du wirst nicht immer ausweichen können, Lucis!“, fluchte Mat und shclug erneut zu – aber Mat sagte die Wahrheit, Lucis würde nicht gewinnen, indem er jedem Angriff auswich.

„Sag, Mat – was nutzt du?“, zischte er und stieß den Jäger von sich, aber dieser richtete sich schnell wieder auf und hatte sich kurz darauf wieder gefangen.

„Sicherlich nicht die Schatten, Verräter!“, gab er zur Antwort und griff erneut an, seine Klingen verfehlten nur knapp Lucis' Kehle, sodass er gezwungen war, sich zurückdrängen zu lassen. Der Schwarzhaarige steckte Schwert und Dolch weg und richtete die linke Hand nach vorn. Mat reagierte schnell und sprang zur Seite – doch Lucis griff nicht an. Schwarze Partikel hatten sich verdichtet, sodass er den Griff seiner Sense packen und dieser aus den Schatten ziehen konnte. Mat schnaubte über seine Hast, ehe er sich Lucis wieder näherte – er fixierte ihn und konzentrierte sich scheinbar stark. Lucis schluckte leicht und bereitete sich auf den Angriff vor, als er sah, dass sich auch um Mat Partikel sammelten – nur dass seine von leuchtendem Rot waren. Das gleiche Rot, in dem nun auch seine Augen aufleuchteten.



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