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Der letzte Atemzug

(Der Hobbit - Thorin x Bilbo)
von

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Der letzte Atemzug
 

Bilbo stand vor Thorins Zelt und trat nervös von einem Fuß auf den anderen. Er wusste nicht, weshalb der Zwerg ihn hergebeten hatte. Das letzte Mal, als sie miteinander gesprochen hatten, war Thorin mehr als wütend auf ihn gewesen, sie hatten sich gestritten und Thorin hatte ihn weggejagt. Aber es nutzte alles nichts, hier einfach stehen zu bleiben, würde diese Frage auch nicht beantworten. Also nahm er seinen Mut zusammen und schob die Plane beiseite, die den Eingang zu dem großen edlen Zelt verschloss. Er musste blinzeln, da sich seine Augen erst an die Düsternis im Innern gewöhnen mussten, da die Zeltplane das meiste der noch spärlichen Kraft der Frühjahrssonne abhielt und das wenige Sonnenlicht, das hindurchsickerte, nur von einigen wenigen Kerzen verstärkt wurde.
 

Balin saß gerade neben Thorins Lager und er konnte sehen, dass sie sich leise unterhielten. Beide sahen auf, als er eintrat und nach einem kurzen Blick auf den König stand Balin auf und verließ das Zelt. Nur zögerlich trat Bilbo auf Thorins Wink an diesen heran. Stumm betrachtete er den Zwerg, dessen Körper mit unzähligen Wunden übersäht war und er wunderte sich kurz, weshalb keiner der Heiler anwesend war. Immerhin war das der Zwergenkönig, man sollte sich um ihn kümmern.
 

Schließlich setzte er sich auf den niedrigen Hocker, der neben Thorins Lager stand und auf dem zuvor noch Balin gesessen hatte. Er sah zur Seite, dabei wusste er noch nicht einmal, warum er Thorin nicht ansehen konnte, schließlich hatte er ein reines Gewissen, war er sich doch sicher, das Richtige getan zu haben. Dennoch hatte er das Gefühl, sich entschuldigen zu müssen, doch es fiel ihm schwer, die richtigen Worte zu finden. Ihm fiel auch nicht auf, dass Thorin ihn die ganze Zeit über eingehend musterte.
 

Schließlich seufzte Bilbo leise. „Es tut mir leid,“ nuschelte er dann und meinte eigentlich alles. Dass er den Arkenstein gestohlen hatte, da er gehofft hatte, so den Frieden zwischen den Völkern erhalten zu können, dass sie sich deshalb gestritten hatten, dass es trotzdem zu einer großen Schlacht gekommen war, in der er absolut nutzlos gewesen war und dass Kili und Fili schließlich ihr Leben auf dem Schlachtfeld verloren hatten.
 

Er spürte eine Hand an seinem Knie und senkte den Blick darauf.

„Ich habe dir längst verziehen, mein Freund,“ erklärte Thorin mit heißerer Stimme.

Bilbo hob sacht den Kopf und sah den Zwerg etwas überrascht an. Doch bevor er etwas entgegnen konnte, fuhr Thorin fort. „Es ist besser, zu gehen, wenn man sich mit allen ausgesöhnt hat. Ich hoffe, auch du verzeihst mir. Ich war von meiner Gier geblendet.“
 

Bilbo nickte sacht. „Natürlich.“ Dann stutzte er. „Was meint Ihr mit gehen? Ich habe mich noch nicht entschieden, ins Auenland zurückzukehren.“ Er sah fragend auf den König hinab.

Nun war es an Thorin, seinerseits den Hobbit erstaunt anzusehen. „Hat man es Euch nicht gesagt, Meister Beutlin? Ich sterbe. Ich wurde tödlich verwundet.“

Bilbo öffnete den Mund, doch der Schock, in den ihn diese Nachricht versetzt hatte, erlaubt es ihm nicht, auch nur einen Laut über seine Lippen kommen zu lassen. Er fühlte sich von innen heraus plötzlich ganz kalt. „Was?“ brachte er schließlich mit dünner zittriger Stimme hervor und sprang auf.
 

Thorin lächelte traurig und sah an seinem eigenen Körper hinab. „Seht Euch doch meine Wunden an. Ich wurde schwer getroffen; keiner kann mir sagen, wie lange es noch dauert. Habt Ihr Euch denn nicht gewundert, dass ich sämtliche Heiler weggeschickt habe? Für mich können sie nichts mehr tun, aber es gibt noch genug andere Verletzte, die ihre Heilkünste benötigen.“
 

Bilbo konnte seinen Blick nun nicht mehr von dem Gesicht des Zwerges lösen und er schluckte schwer an dem harten Klos, der sich plötzlich in seiner Kehle gebildet hatte, die sich nun auch sehr trocken anfühlte.

„Bilbo, du solltest nicht um mich weinen.“ Thorin blickte ihn von unten her an und sie sahen sich tief in die Augen. Erst auf diese Bemerkung hin bemerkte Bilbo die Tränen, die in Bächen über seine Wangen flossen.
 

Ehe Thorin sich versah, lag Bilbo plötzlich auf ihm, die Hände in seinem Oberteil vergraben und schluchzte leise in seiner Halsbeuge.

Er war überrascht, doch dann legte er, zunächst zögerlich, seine Arme um den schmalen Hobbit. Eine Hand beschrieb sanfte Kreise auf Bilbos Rücken, während die andere sich in den Nackenhaaren des Jüngeren verfangen hatte.

„Du kannst nicht einfach gehen!“ schniefte Bilbo leise und drückte sich noch mehr an Thorin heran.

„Hm, einfach wird das sicher nicht,“ brummte Thorin, bemerkte aber sofort seinen Fehler, als Bilbos Weinen wieder lauter wurde.

Eine ganze Weile lagen sie so da, während Bilbo noch immer weinte und sein heißer Atem über Thorins Hals strich.
 

„Bilbo, sieh mich an.“

Nur widerwillig kam der Angesprochene dieser Aufforderung nach und löste sich schließlich aus der warmen Kuhle. Sofort sah er Thorin in die blauen Augen und dieser legte eine Hand an Bilbos Wange, um die Tränen sanft fortzuwischen. „Du warst ein mutiger Begleiter...“ begann Thorin, doch wurde er rasch von Bilbo unterbrochen. „Unsinn. Was hab ich schon getan? Ich kann ja kaum ein Schwert aufrecht halten.“

Thorin schmunzelte. „Ein Schwert zu halten ist nicht alles, was ein mutiger Mann braucht. Obwohl ich zuerst nicht glücklich darüber war, hast du doch Mut damit bewiesen, den Arkenstein zu entwenden, um einen Krieg abzuwenden und Frieden zu erzwingen. Und es gab noch viele andere Momente, in denen du tapfer warst. Du warst ... bist sehr wichtig für mich.“
 

Plötzlich zog Thorin Bilbo zu sich herunter und küsste ihn. Es war ihr erster Kuss und er war tränennass und Thorin entließ den Hobbit auch rasch wieder. Der sah ihn zwar überrascht von seinem Platz auf Thorins Brust an, doch dann beugte er sich wieder herab, um nun seinerseits seine Lippen auf die des Zwerges zu drücken. Diesmal vertieften sie den Kuss und Bilbo schloss genießend die Augen.
 

Bis Bilbo ein kurzes Zucken des Körpers unter sich spürte und Thorin seinen letzten Atemzug in Bilbos Mundhöhle hauchte. Dieser braucht einen kurzen Moment, bis er begriff, was gerade geschehen war. Dann löste er sich von Thorin und blickte auf den erschlafften Körper, aus dem alles Leben gewichen war.

„Nein!“ schrie Bilbo auf und konnte doch nur noch fassungslos in die leeren Augen blicken. „Nein, nein, nein!“ Er schrie immer wieder, doch der Schmerz über den Verlust wollte einfach nicht weichen.
 

Alles, was danach geschah, bekam er nur wie durch einen Schleier mit. Die Zwerge, die ihn vorsichtig von dem toten Körper ihres Königs hoben, die eben jenen forttrugen.

Bilbo stand irgendwann zwischen Felsen tief unter dem Erebor und sah zu, wie Thorin zwischen Kili und Fili, seinen Neffen, gebettet wurde und somit Stein zurück zu Stein gegeben wurde. Den Arkenstein legten sie ihm auf die Brust, bevor die Steinkammer geschlossen und Orkrist darauf gelegt wurde.
 

Für Bilbo war seit Thorins Tod die Welt stehen geblieben, während die Welt um ihn herum raste. Er bekam nicht mit, dass er von Dain und den anderen Zwergen entlohnt und verabschiedet wurde.
 

Wie er schließlich ins Auenland zurückgekommen war, wusste er nicht. Er kehrte in seine Höhle zurück, die ihn zu seinem Leidwesen ebenfalls an Thorin erinnerte, aber er brachte es aus dem gleichen Grund nicht übers Herz, auszuziehen.
 

Und aus dem gleichen Grund nahm er sich nie eine Hobbitfrau.
 

Denn er konnte den Gedanken daran nicht ertragen, dass sich diese auf den Stuhl setzen würde, auf dem Thorin einst gesessen hatte und der nun fortan immer für diesen reserviert sein würde.



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