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Do you hear the people sing..?

von

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Down at the Barricades


 

Don't you freat, Monsieur Marius...

I don't feel any pain..

A little fall of rain can hardly hurt me now..

You're here - That's all I need to know

And you will keep me safe, and you will keep me close..

&

Rain will make the flowers grow..
 

Erbarmungslos und unerschütterlich prasste der Regen auf ihn herab. Er wusste nicht wie lange er nun schon regungslos hier stand. Er war am Ende. Er hatte seine Reserven ausgezerrt und merkte das er nur noch knapp am Limit seiner Kräfte existierte. Er fror und zitterte und doch.. er bewegte sich keinen Schritt. Er würde nicht - konnte nicht. Sein Blick war unfokussiert und nahm kaum noch etwas wahr. Alles war verschleiert, alles ein Abklatsch der Realität. Er wusste nicht mehr zwischen Realität und Illusion zu unterscheiden und doch lehnte er es ab seinen Posten zu verlassen. Er hatte die Wache über dieses Gebäude ununterbrochen übernommen, schickte die Männer weg, die ihn ablösen wollten. Er stand einfach da, wie ein Fels in der Brandung und.. betete. Marius Pontmercy war nie ein Mann Gottes. Er war es nie gewesen und angesichts der letzten Geschehnisse würde er es auch nie sein, nicht nach allem was er gesehen hatte, nicht nach dem Verlust seiner Männer, nicht nach dem, was das Schicksal ihm zugedacht zu haben schien. Und dennoch betete er unaufhörlich, wobei sich sein beten sich lediglich auf einen inneren Monolog , ein heiseres, kraftloses flehen reduzierte. Er wusste nicht zu wem er betete, dass einzige was er wusste war, dass jemand sein Flehen einfach erhören musste..

Ein schweres seufzen glitt über seine geschundenen Lippen und er führte seine kalte, nasse Hand in sein Gesicht um für einen kurzen Moment seine Augen zu bedecken, die er im selbigen Augenblick schloss. Ein unangenehmes brennen seiner Augen machte das Bedürfnis nach Schlaf geltend, dem er nicht nachkommen würde, nicht jetzt. Nicht umsonst stand er hier in der Dunkelheit, sein Gewehr fest umklammert in seiner rechten Hand. Er würde das Lazarett nicht einen Moment aus den Augen lassen. Nicht eine Sekunde würde er unachtsam sein, hing ihr Leben doch an einem seidenen Faden. Alles war seine Schuld, dessen war er sich vollstens Bewusst. Er hatte sie gebeten Cosette einen Brief zu bringen und dabei nicht an das Risiko gedacht, dass sie in diesem Moment eingehen würde. Wie konnte er nur so unvorsichtig sein? So.. unglaublich Blind? Warum hatte er nicht den Schmerz in ihren Augen gesehen, warum keinen Mann geschickt? - Doch für all diese Fragen gab es keine Antworten mehr. Er hatte sie geschickt und keinen seiner Männer, er hatte ihren Schmerz nicht wahr genommen, dass einzige was er in diesem Moment wahrgenommen hatte war sein stark pochendes Herz. Auch jetzt pochte es stark. Allerdings nicht aus Nervosität oder Freude. Aus Angst, schierer Panik, pochte ihm das Herz bis zum Hals. Er war schuld und deswegen konnte er nicht zulassen, dass jemand das Lazarett angreifen und ihr das Leben, dass in seinen Augen so klein, so zerbrechlich und so unheimlich wertvoll war, nehmen würde.
 

"Guter Gott, was machst du hier? Eponine, hast du denn keine Angst!? Hast du meine Liebste gesehen..!? Warum bist du zurück gekehrt..?" seine Stimme überschlug sich beinahe vor Aufregung, sein Gesicht eine Mischung aus Aufregung und Freude. Es musste einen Grund geben, dass Eponine sich an die Barrikaden vorgewagt hatte und zwar einen triftigen, so risikofreudig, konnte selbst sie nicht sein. Sie hatte ihre Haare unter einer Mütze versteckt, wirkte blass, ihr Gesicht voller Schmutz und dennoch lächelte sie. Ein ungutes Gefühl kam in ihm auf, dass er allerdings mit dem Gedanken an seine Liebste verbannen konnte. Wenn Eponine es geschafft hatte ihr den Brief zu bringen, würde Cosette sicher sein, dessen war er gewiss. Angespannt behielt er die Tochter der Wirtsleute im Auge. Sie waren Freunde seit eh und jeh. Der Unterschied in ihrem sozialen Gefilde machte dabei keinen Unterschied. Selten hatte er jemanden mit so viel Schneid wie sie ihn hatte getroffen. Eponine wirkte angestrengt ihr Atem schien stoßweise zu kommen , doch er konnte sich nicht darauf fokussieren. "Ich hab den Brief genommen, wie Ihr gesagt habt.. Hab' ihren Vater an der Tür getroffen, er sagte.. er würde ihn ihr geben.." sie begann gefährlich zu schwanken und er legte ihr in aller Vorsicht eine Hand auf den Oberarmen. Noch bevor er zu Wort kam entwich ein gewimmertes "I-ich.. kann nicht mehr stehen.." ihren Lippen und sie sackte zusammen. Bevor ihr Körper den dreckigen Boden unter ihnen erreichen konnte zog Marius sie in seine Arme, presste ihren schwachen Oberkörper an seine Brust und ließ sich langsam mit ihr auf den Boden sinken. "Eponine..! Was ist los..? Da ist etwas klebriges an deinem Kopf.." ihm schwarnte böses. Mit einer ruckartigen Bewegung entfernte er die Mütze von dem Kopf seiner Freundin nur um ängstlich seine Hand wieder sinken zu lassen. Blut.. Blut.. Ihre dunkelbraunen, zotteligen Locken klebten nur so vor Blut. "Eponine du bist verletzt! Du brauchst Hilfe!" suchend ließ er seinen Blick über ihren Kopf, zu ihrer Brust wandern, getrieben von der Furcht es könnte sie nicht nur dort getroffen haben. Zögerlich legte er seine Finger an ihre Jacke und löste jene aus den verkrampften Fingern der jungen Frau und wurde in seiner Furcht bestätigt. "Oh Gott..es ist überall.." flüsterte er panisch. Sie wurde verletzt, man hatte auf sie geschossen. Er schluckte schwer, ließ seinen ängstlichen Blick wieder in ihr Gesicht wandern , nur um ihren sanften, warmen braunen Augen zu begegnen. Zögerlich hob sie ihre zitternde Hand an und berührte mit ihren Fingern seine Wange. Sie waren so kalt, so unendlich kalt. Mittlerweile hatte es angefangen zu regnen. Um die beiden herum war es hektisch und doch war er nicht in der Lage auf irgendwas zu reagieren. In diesem Moment hatte das schwache Wesen in seinen Armen seine volle Aufmerksamkeit. Er starrte lediglich in ihre Augen und spürte den bitteren Schmerz in seiner Brust bei ihrer zärtlichen Berührung, ihrem liebevollen Blick. "Habt keine Angst, Monsieur Marius... ich fühle keinen Schmerz. Das bisschen Regen, kann mir jetzt nicht mehr weh tun.." sie nahm einen schweren, zittrigen Atemzug. Die Farbe wich zusehenst aus ihrem Gesicht, ein Wenig Blut floss über ihre Stirn hinab zu ihrer Wange und wurde im selben Augenblick von dem Regen weggewaschen. "Ihr seit hier.. das..ist alles was ich zu wissen brauche..". Marius zog sie enger an sich und legte seine eigene, warme Hand über die zitternde Hand des Mädchens in seinen Armen. "Und Ihr werdet auf mich Acht geben.. ihr werdet mich warm halten.." sie schluckte und ihre Augenlider schienen schwer zu werden, ihre Augen waren glasig. "Und der Regen.. wird die Blumen wachsen lassen.." Sie war so schwach, so zerbrechlich in seinen Armen. Er begann zu zittern, sie brauchte Hilfe, er musste sie hier weg bringen, dringend. Doch die Angst lähmte ihn, die Angst sie in seinen Armen sterben zu sehen, wegen eines Fehlers den er begangen hatte. "Du wirst Leben, 'Ponine, lieber Gott im Himmel.." wenn er ihre Wunden doch nur mit liebevollen Worten schließen könnte. Sie lächelte schmallippig und führte sein Gesicht mit ihrer Hand näher an ihre Lippen. "Haltet mich einfach.. und lasst es geschehen..bietet mir Schutz.. tröstet mich.." - Eponines Stimme war nichts mehr als ein heiseres Flüstern. Ihre Augen hatte sie beinahe gänzlich geschlossen. Mit einem Mal rutschten ihre Finger von seiner Wange und fielen auf seine Hand. Ihr Körper wurde schwer in seinen Armen. "Eponine..!" er schüttelte das Mädchen in seinen Armen, Tränen stiegen in seinen Augen auf. Noch atmete sie.. noch schlug ihr Herz. Ganz schwach, als wäre es kurz vor dem Aufgeben. Ein lauter Knall ließ ihn aus seiner Starre aufschrecken. Sie brauchte Hilfe sonst würde sie noch hier in seinen Armen den Barrikadentod finden. Vorsichtig schob er seinen Arm unter ihre Kniekehlen und stützte ihren Rücken mit dem anderen. Seine Beine schienen ihn von alleine zu tragen. Selten war er jemals so schnell gerannt wie in diesem Moment. Er musste zum Lazarett, sie mussten ihr helfen, sie durfte nicht sterben, nicht sie, nicht seine 'Ponine. Durchgeweicht vom Regen kam er in dem voll belagerten Lazarett an. Niemand wandte seinen Blick herüber zu dem durchnässten Mann und der verletzten. Zitternd öffnete er seine Lippen. Warum sah sie denn niemand an..?! Man musste ihr doch helfen, sie brauchte Hilfe..! "H-hilfe..!" heiserte der junge Revolutionist. "Hilfe..!" er wurde lauter, seine Stimme gepresst, sein Atem kam nur noch Stoßweise über seine Lippen. "Bitte! Wir brauchen Hilfe..!!" mittlerweile hatten sich die Menschen zu ihnen gedreht. Ab diesem Moment ging alles so schnell. Man riss ihm Eponine aus seinen Armen und ließ ihn alleine zurück. Allein mit seiner Angst und seinen Schuldgefühlen..
 

Scheinbar war Marius im stehen eingeschlafen. Ein schütteln an seinem Oberarm ließ ihn erschrocken die Augen aufreißen. Seine Sinne waren noch vom Schlaf getrübt, seine Sicht verklärt und dennoch schaute er neben sich ehe er resigniert seufzte. Einer der Männer der ihn von seiner Wache ablösen wollte stand neben ihm und zog besorgt seine Augenbrauen zusammen. "Geh schlafen, Junge.. so nützt du uns noch weniger als tot". Entschieden schüttelte Marius den Kopf. "Ich bin niemandem ein Nutze.." flüsterte er und strich sich mit der Hand durch das nasse Gesicht. Irgendwie hatte er damit recht, genau wie sein Gegenüber. Er war am Ende und hatte keine Kraft mehr. Er tat keinem einen Gefallen , gerade Eponine nicht. So war er nicht in der Lage sie angemessen zu beschützen. Erneut seufzte er schwer und schulterte sein Gewehr. "Du magst recht haben.. ich sollte mich einige Stunden zur Ruhe legen". Der ältere Revolutionist lächelte Marius an und legte ihm seine Hand auf die Schulter um diese in einer tröstenden Geste kurz zu drücken. "Die da drinnen kriegen das Mädchen schon wieder hin, du musst nur fest genug daran glauben. Gott ist gütig, Marius. Gott ist wahrlich gütig..". Kurz nickte Marius ehe er sich von ihm abwand und sich erschöpft zu seiner Unterkunft begab. Die Gedanken an das was der Mann gesagt hatte ließen ihn nur bitter schmunzeln. Gott ist gütig. Das er nicht lachte, wenn Gott gütig war wären sie alle noch am Leben, Enjolras, Grantaire, Courfeyrac, Gavroche.. Die Männer, die Frauen..Die ganzen Barrikadenkinder. Wäre Gott denn wirklich so gütig, wären sie alle noch bei ihm, würden Seite an Seite mit ihm für ein neues, freies Frankreich kämpfen... Zudem hätte niemand Eponine ein Leid getan. In seiner Unterkunft angekommen sprach er mit niemandem, registrierte lediglich die mitleidigen Blicke. Sie sollten aufhören ihn so anzusehen..! Er konnte ihre Blicke nicht ertragen. Er konnte sich selbst nicht mehr ertragen.. In seinem Zimmer angekommen stellte er erschöpft sein Gewehr an die Seite des alten Bettes. Er war immer auf alles vorbereitet. In Zeiten wie diesen, in denen es von Verrätern nur so wimmelte, musste er auf Nummer sicher gehen. Seine nasse Kleidung ignorierte er in diesem Moment geflissentlich. Er war zu entkräftet um sich etwas trockenes anzuziehen. Er brauchte Schlaf, musste stark sein, würde stark sein und dann würde er wieder in der Lage sein sie zu beschützen. Matt striff er seine Stiefel von seinen Füßen, stellte sie an die kleine Feuerstelle in dem Zimmer und legte sich auf das Bett. Wenige Sekunden nachdem sein kaltes Gesicht das Kissen berührt hatte, war er in der Hoffnung , dass sein Schlaf ruhig und Kräfte bringend sein würde, eingeschlafen.



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