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Einer mehr für den Zwerg

Blut und Spiele
von

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Blut und Spiele

„Ja, bitte?“

Das einträchtige Stampfen von Stiefeln – oder, in einem Fall, nackten Füßen – wurde das erste Mal seit Stunden von Worten untermalt, ohne dass es abreißen würde. Und zunächst schien es auch keinen Effekt zu haben. Die kleine Gruppe bewegte sich unbeirrt weiter durch steiniges, dicht bewaldetes Terrain, Laub raschelte, ab und zu peitschte ein Zweig gegen eine Panzerplatte oder ein ungeschütztes Stück Haut.

Dennoch drehte Anders sich im Gehen um, um den Elf, der einen halben Schritt hinter ihm war, mit einem entnervten Blick zu streifen. Fenris blinzelte, den Mund zu einer mürrischen Linie verkniffen, die Varric gern als eine seiner tausend Spielarten des Grübelns bezeichnete. Zugehörig zu diesem Phänomen waren Ein-Wort-Sätze und ein neuerliches Blinzeln.

„Was?“

Eben erst erwähnter Zwerg befand sich aus naheliegenden Gründen am Schluss des Zuges, da umgestürzte Bäume oder im Weg liegende Felsbrocken für ihn ein größeres Hindernis darstellten als für seine langbeinigen Kameraden. Er wischte sich den Schweiß von der Stirn und richtete seine Augen jetzt auf Hawkes schwarzen Hinterkopf. Der Champion von Kirkwall bahnte sich mit dem Charme eines Flachlandbullen den Weg durch den Forst und schien nichts von dem zu hören, was hinter ihm gesprochen wurde. Vielmehr stellte er sich wohl beharrlich taub.

„Ihr starrt mich an.“ Anders klang ungeduldig und mehr als ein bisschen gereizt. Fenris blinzelte wieder. Nicht, dass man nicht durchaus häufiger am Tag blinzeln durfte, auch wenn man ein Elf war. Aber mit jedem Blinzeln schien Fenris darauf zu warten, dass Anders‘ Anblick sich auflösen würde. „Nicht, dass ich wüsste“, erwiderte er trocken.

Bis zu diesem Zeitpunkt war Varric durchaus klar geworden, dass Hawke nicht einschreiten würde, solange niemand eine Waffe zog oder mit dem Leuchten anfing. Sehr praktische Sache, leuchten zu können, aber leider nie ein gutes Zeichen. Anders als bei Glühwürmchen, wo Leuchten Paarungsbereitschaft signalisierte… Allerdings hatte Varric weder Fenris noch Anders je gefragt, ob es auch ein Leuchten für diesen Anlass hatte, vielleicht war der Gedanke ja nicht abwegig.

„Was er meint“, schaltete Varric sich ein, bevor das irritierte Zucken von Anders‘ Augenbrauen sich in ein Gewitter entladen konnte, „ist dass Ihr momentan diese Art von Grübelei kultiviert, bei der Ihr offensichtlich etwas auf dem Herzen habt, und wir alle brennen darauf, es zu erfahren. Nicht wahr, Hawke?“

Wenn es einen Garant gab, dass Fenris den Schatz seiner geistigen Prozesse mit anderen teilen würde, war es Hawke – der Erbauer mochte wissen, warum, auch wenn Varric eine relativ genaue Vorstellung davon hatte. Und auch eine Ahnung, warum Hawke es so vertrauensvoll ihm überließ, einen Hauch von Harmonie zu erhalten, wenn Fenris und Anders für mehr als eine Stunde dieselbe Atemsphäre teilten.

„Aber sicher. Wir sollten sowieso rasten.“ Hawke schob die Ruten eines Haselstrauchs beiseite und zwängte sich an dem rachsüchtigen Gewächs vorbei auf eine kleine Lichtung, wo er seinen Rucksack absetzte und die Schultern rollte. Varric hätte beinahe aufgeatmet, als Anders (offensichtlich und zu allem Überfluss heute auf der falschen Seite aus dem Bett gefallen) die Haselruten etwas früher als nötig losließ und diese zischend zurückschnellten. Die biegsamen Zweige verfehlten Fenris‘ Wange so knapp, dass zu hören war, wie die Blätter sein Haar streiften. Endlich brach die Fassade grüblerischen Schweigens daraufhin auf.

„Ihr stinkt.“

Varric schnaubte belustigt. Hawke, ewig der Diplomat, lachte laut auf. Anders zog eine Augenbraue hoch.

„Ist das ein Produkt Eurer allgemeinen Geisteshaltung oder-“

„Ich werde es deutlicher formulieren. Statt nur meine Augen und Ohren beleidigt Ihr heute ausnahmsweise auch meine Nase, Magier.“ Fenris rümpfte auf eine Art die Nase, die Hawke – möge der Erbauer ihn doch endlich vom Blitz treffen lassen – kichern ließ, noch bevor er sich wieder beruhigt hatte.

„Ich bin ein Mensch und kein Veilchen. Wenn Euch das nicht aufgefallen ist, solltet Ihr die entsprechenden Organe dringend untersuchen lassen“, erwiderte Anders gallig, und Fenris bleckte die Zähne. „Ihr tragt den Gestank dieses Dreckslochs bereits an Euch, und dass Ihr ihn nun mit Eurem… Odeur verfeinert, ist eine Zumutung.“

Hawke kratzte sich ungerührt seine bärtige Wange und sog prüfend die Luft ein. „Das mit dem Verfeinern tun wir vermutlich alle“, bemerkte er heiter, doch Anders ließ seinen Versuch, die Situation zu entschärfen, nicht gelten. Varric unterstellte ihm, dass er insgeheim ganz froh war, seine wechselseitige Feindschaft auszutoben – manche Männer brauchten das, und wenn kein Templer in der Nähe war, tat es immer noch ein übellauniger Elf.

„Für einen ehemaligen Sklaven seid Ihr faszinierend wehleidig, Fenris. Steckt in Euch am Ende eine orlaisianische Prinzessin?“

Fenris zupfte vernichtend ein Blatt Haselstrauch von seiner Schulterplatte. So vernichtend, wie man diese Aktion eben durchführen konnte, zumindest. „Im Gegensatz zu Euch steckt in mir kein selbstgerechter Schlächter-Dämon, das Privileg der zweigeteilten Geisteskrankheit müsst Ihr schon behalten.“

„Ich dachte, ich hätte vorhin einen kleinen Weiher gesehen“, warf Hawke ein, ohne von dem Disput Notiz zu nehmen (in Momenten wie diesen stellte Varric sich gern vor, dass es den Champion lediglich an Streit mit seinen jüngeren Geschwistern erinnerte). „Warum geht Ihr nicht gemeinschaftlich baden?“

Anders verschluckte vor Erstaunen die zweifellos bissige Parade, die er gerade noch auf der Zunge gehabt hatte. „Baden?“

Varric verengte die Augen. „Ihr?“

Fenris blinzelte. Zweimal.

Hawke zog ein kurzes Grabmesser aus seinem Rucksack und steckte es in seinen Gürtel. „Ich bin mir sicher, ich habe auf dem Weg Embrium gesehen…“

Der Wind begann sich in eine Richtung zu drehen, die Varric gar nicht gefiel. Er verschränkte die Arme und nutzte die rare sprachlose Überraschung der restlichen Expedition, um kameradschaftlich zu grinsen. „Reizende Idee, Champion. Ihr solltet bei diesem Fest männlicher Solidarität nicht fehlen. Zeigt uns den Weg!“

Hawke trat einen Schritt auf ihn zu und hakte einen Daumen unter den Gürtel, wobei er auf diese Art den Kopf schieflegte, die seine Größe ihm erlaubte. Varric kannte das amüsierte Funkeln in den bernsteinfarbenen Augen nur allzu gut – ein Ausdruck von Verschlagenheit, der von einem zutiefst verdorbenen Charakter zeugte.

„Es ist für Solivitus. Keine Sorge, ich stoße bald zu Euch.“

Ja, und Sebastian tanzte bei Vollmond nackt auf dem Kirchenhof Ringelpiez. Doch da zwängte Hawke sich bereits ins Gebüsch, wobei er Varric ein unmerkliches Nicken zuwarf.

Sicher, wenn der Templer im Brunnen lag, schrien immer alle nach dem Zwerg. Dafür würde Hawke büßen, lang und qualvoll. Varric schmunzelte und wandte sich mit einstudiertem Enthusiasmus zu Anders und Fenris um. „Na, das ist doch mal ein Vorschlag, Männer! Marsch!“

 

Gelegentlich verbrachte der Erbauer Wunder. Er ließ irgendwo plötzlich Brücken wachsen, beschwor Gewitter und wendete das Schlachtglück.

Aber diese knickrige Gottheit hatte sich beharrlich geweigert, Hawkes verdammten Scheiß-Tümpel spontan austrocknen zu lassen. Als wäre das zu viel verlangt!

Anders musterte das trübe Wasser zögernd, anscheinend hatte er berechtigte Zweifel, inwiefern er davon sauberer werden sollte. Fenris begann unterdessen, sein Wehrgehänge zu lösen, unerschütterlich in seiner Absicht, seinen Astralleib in diese Brühe zu tauchen. Seufzend zog Varric seine Handschuhe aus und schickte sich an, seine Stiefel loszuwerden.

Die einzig amüsante Wendung dieser Geschichte wäre, wenn ihre Kleidung derweil von jungfräulichen, drallen Zwergenmädchen gestohlen wurde und sie nackend den Fluten entstiegen und sich in den Zweikampf der einzig wahren Art warfen…

„Werdet Ihr jetzt endlich Eure Röcke herunterlassen, Magier?“, grunzte Fenris ungeduldig und ließ seinen Panzerhandschuh mit fast sinnlicher Eleganz fallen. Vielleicht lag Isabela mit ihren Theorien darüber, welche Sünde der Elf für seine angeblich himmlischen Beine begangen hatte, ja auch nicht falsch. Varric brauchte eine Unterredung mit diesem Weib, möglichst bald. Ihm fehlte einfach der weibliche Blickwinkel.

Anders schnaubte, nestelte aber lediglich an seinem gefiederten Schulterschützer. „Könnt Ihr es nicht erwarten?“

„Das ist wie beim Pokern, Blondschopf. Ohne Einsatz kriegt man einfach nichts zu sehen.“ Varric gab die Hoffnung auf Zwergenmädchen auf und warf seinen Mantel ins Gras, wobei er sich sinnierend das stoppelige Kinn rieb. „Gibt es eigentlich einen Grund, warum alle Magier Röcke tragen, selbst die Abtrünnigen?“

Anders rollte mit den Augen und schälte sich aus seinem Wams. „Aus demselben Grund, warum sie Stäbe tragen und keine Peitschen?“

„In Tevinter tragen alle Magier Peitschen, falls sie ihre Sklaven kurzfristig bestrafen müssen“, bemerkte Fenris mit der für dieses Thema reservierten Bitterkeit und torpedierte damit erfolgreich Varrics Versuch, eine unverfängliche Richtung einzuschlagen. Ungerührt verlagerte der Zwerg seine Aufmerksamkeit auf ihn und rieb sich erneut das Kinn. Das Varric-Äquivalent zum Blinzeln.

„Ihr werdet Euch nicht vor einer Dame entblößen, mein grüblerischer Freund.“ Liebevoll tätschelte er den Griff der Armbrust, der über seine Schulter ragte. „Ihr bringt Bianca in Verlegenheit.“

Fenris hielt inne, den Brustharnisch in einer Hand und den Riemen seiner Schutzkleidung in der anderen. Er blinzelte schon wieder, als versuchte ein Funke Humor, sich dort drinnen hervorzukämpfen. Es geschah selten, aber manchmal…!

„Ich dachte, Ihr wärt bereits in diesen Aspekt Eurer Beziehung fortgeschritten.“

Und zwar völlig deplatzierter Humor. Anders grinste (Fenris drehte ihm den Rücken zu, insofern nahm sein magisches Selbstverständnis das hin) und warf seinen Gürtel ins Gras. „Ich könnte Euch meine Robe anbieten, Varric.“

„Der Tag, an dem ich Bianca in den Armen eines anderen Mannes – und seien es nur seine Ärmel – lasse, ist der Tag, an dem ich mir Brüste aus Lyrium tätowieren lasse“, schnaubte Varric einen Hauch indigniert und breitete seinen eigenen Mantel über die ins Gras gebettete Armbrust, wobei er behutsam ein totes Blatt entfernte. Kritisch beäugte er dabei Fenris‘ achtlos abgeworfenes Gnadenschwert und Anders‘ boshaft funkelnden Wächterstab. Schlechte Gesellschaft. Er berührte Biancas glattes Holz einen Moment mit seinen rauen Fingerkuppen. „Wenn ich gegen die Jungs durchhalte, dann du doch auch, meine Schöne“, murmelte er und zupfte das Leder zurecht.

Falls Hawke noch beabsichtigte, sein Geschwätz wahr zu machen – jetzt wäre ein vortrefflicher Moment, um zu ihnen zu stoßen. Doch wie so oft ließ der Held von Kirkwall auf sich warten, wenn es um die wirklich wichtigen Dinge ging.

Was Varric ihm weniger übelnahm als die Tatsache, dass er diesen Badevorschlag gemacht hatte.

Plötzlich ließ Anders die Schnüre seiner Stiefelhosen los und wischte sich sein rotblondes Haar aus den Augen. Sein schmales Gesicht zeigte ein unheilvolles Staunen.

„Beim Atem des Erbauers, Fenris, Ihr habt diese Male auch auf Eurem-“

„Wendet Eure Augen ab, Magier!“, fauchte Fenris, machte aber keine Anstalten, sich zu bedecken. Varric wirbelte herum – weitaus weniger geniert, und gewissermaßen war das sowieso seine Augenhöhe. Metaphorisch. „Was, der durchgeknallte Alte hat Euch wirklich den Rammbock versilbert?!“

„Eigentlich meinte ich die Wirbelsäule“, korrigierte Anders trocken. „Aber das ist auch ein weniger medizinischer Betrachtungswinkel.“

Fenris schnaubte und watete mit so viel Würde, wie die Situation überhaupt erlaubte, in den Weiher, doch Varric war nicht bereit, das Gesehene so einfach abzuheften. Allein all die literarischen Möglichkeiten, die sich daraus ergaben! Nicht zu vergessen die Anwendungsmöglichkeiten.

„Die Krähen werden sich um Euch reißen, wenn sie das jemals erfahren. Denkt nur, wie einfach Ihr jemanden ermorden könntet, wenn Ihr erst mal Euren grüblerischen Charme spielen lasst und dann im richtigen Moment…“ Varric zog vielsagend die Brauen hoch und tauchte einen Fuß widerstrebend ins Wasser. Der schlammige Untergrund gab ein Stück weit nach, aber vermutlich durfte man sich nicht beklagen, wenn man schon in Schlimmeres getreten war. Zum Glück war Varric ein Oberflächenzwerg.

„Ich hatte das nicht als zwingend tödliche Körperzone eingeschätzt. Aber es käme wohl auf die Anwendungsrichtung an“, sann Anders nachdenklich – Varric hätte sie ihm seine Interpretation des wissenschaftlichen Interesses fast geglaubt, doch dazu war er zu welterfahren. Das, oder ohne verdorbene Gedanken überlebte kein Magier die Einzelhaft.

Fenris murmelte irgendetwas auf Tevene, vermutlich eine ausgesuchte Höflichkeit über Männer, die sich zu viele Gedanken über die Reproduktionsorgane anderer Männer machten, nur weil sie sie zu Gesicht bekommen hatten.

Der Weiher war kalt und trübe, er fühlte sich an, wie er aussah. Anders‘ Gesichtsausdruck stand der Märtyrermiene von Andraste auf dem Scheiterhaufen in nichts nach, als er die Zehen ins Wasser tauchte, nachdem er sich widerwillig von seiner Hose getrennt hatte.

Fenris hatte die ausführliche Diskussion seiner Geschlechtsteile überwunden und drehte sich um. Elfen hatten sehr scharfe Augen.

„Ich hatte mir die Grauen Wächter beeindruckender vorgestellt“, warf er spröde ein – Anders rutschte über das Ufer und landete platschend in den Weiher, wobei er Varric aufgrund dessen kurzer Statur mit einer Welle grünlichen Wassers überspülte. „Die Idee, dass Ihr Euch das vorstellt, gibt mir Stoff für Alpträume in den nächsten drei Jahren“, schnappte Anders.

Varric und Fenris wischten nahezu synchron Spritzer aus ihren Gesichtern. Der grünliche Ton kam von kleinen, klebrigen Algen.

„Vielleicht ist das Längenmaß in Ferelden anders“, knurrte Varric. „Aber wenn Ihr Eure wechselseitige Leidenschaft nur durch einen direkten Vergleich abkühlen könnt…“

Fenris blinzelte wieder. Der grünliche Stich seiner Haut half dieser Miene nicht gerade ab.

Anders sah betont in die andere Richtung. „Findet Ihr es nicht seltsam, dass…“

„Ich hätte nie gedacht, dass Ihr so viel Spaß haben könntet. Vielleicht sollten wir häufiger in gemeinsame Badeausflüge zur Verwundeten Küste machen – oder ins Hafenbecken!“

Varric hätte ausnahmsweise seinen Siegelring dafür gegeben, Bianca zur Hand zu haben, um Hawke dieses eine Mal seine vorlaute Gebetsluke zuzunageln. Der Champion lehnte mit verschränkten Armen an einem Baum und grinste seine Gefährten mit dem Stolz eines Vaters an, der seine drei Sprösslinge in die Badewanne gestopft hatte.

In die Badewanne mit der Rosen-Lavendel-Jasmin-Seife.

„Vielen Dank, dass Ihr den allgemeinen Wohlgeruch diesem schleimigen Algenbrei geopfert habt.“ Anders verschränkte fröstelnd die Arme (der Mann hatte mehr von einer Katze, als er zugab) und schaute sorgsam an Fenris vorbei. „Es ist Platz genug hier.“

Hawke schnaubte und zuckte mit den Schultern. „Ich passe.“

Fenris verengte die Augen. „Leider seid Ihr gerade nicht am Zug.“

„Ich würde unwahrscheinlich gerne an Eurem Badespaß teilhaben, aber wir haben einen wütenden Oger auf dem Weg zu uns. Und mindestens zwei Dutzend Abscheulichkeiten. Und Schatten, Schatten zähle ich schon gar nicht mehr.“ Hawke schmunzelte vielsagend. „Ich glaube, es war Richtung Westen.“

Varrics Blick heftete sich unwillkürlich an Bianca, als die Erwähnung auf Dämonen fiel. Glücklicherweise lag sie unberührt im Gras, ihre Bolzen schimmerten im Sonnenlicht.

Er hatte sie vorhin erst zugedeckt. Mit seinem Mantel.

Anders begriff im selben Moment wie er. „Andrastes kratziger Unterfummel, wo ist meine Robe, Hawke?!“

Der Fereldener verdrehte madonnenhaft die Augen gen Himmel, als erwartete er, dass der Erbauer das fragliche Kleidungsstück auf ihn fallen lassen würde. „Einem tieferen Zweck zugeführt? Nach Orlais exportiert? In der Blühenden Rose…- Hah!“ Ein schlammiger Stein zischte dicht über seinen Kopf hinweg, als Hawke sich noch rechtzeitig duckte.

„Dem Erbauer sei Dank zielt Ihr mit Steinen nicht so gut wie mit Weinflaschen, Fenris.“

Der Elf versenkte seinen Arm abrupt wieder im Wasser und angelte nach einem neuen Geschoss. „Ich warne Euch, Hawke, ich brauche nur noch einen weiteren Versuch, um Euch zwischen die Augen zu treffen.“

Hawke lachte und deutete eine höfische Verbeugung an, die nahtlos in einen Salut überging. „Leider habe ich nicht die Zeit – da war diese Wette, die ich gegen Isabela verloren habe…“

„Hawke…!“, zischte Varric und streckte die Hand auffordernd aus. „Gebt mir den Stein, Elf, ich erledige das.“

Varric ahnte, dass er nie erfahren würde, wie Hawke es geschafft hatte, die Kleidung zu entwenden, ohne bemerkt zu werden – offenkundig war er ein größerer Meisterdieb, als alle ahnten.

Und auch ein lebenstüchtiger Taktiker, denn er verschwand unter schadenfrohem Gelächter in den Tiefen des Waldes und ließ nur wippende Zweige zurück.

Anders kniff sich ins Nasenbein. „Jetzt grille ich ihm die Eier.“

Fenris blinzelte endlich wieder, auf diese langsame, grüblerische Art. „Venhedis.“

Varric grinste nur. „Dann auf mein Kommando, Jungs!“

 

„Die Idee mit dem Blutbad gefällt mir nicht. Bei grünem Wasser kommt dabei nur Braun heraus, das ist ein grässlicher Kontrast.“

„Lest genauer, Antivaner. Das heißt nicht ‚Blut‘ in der Zeile.“

„Ooh.“ Zevran stellte seinen Becher ab und zog eine Augenbraue hoch, während er den Text studierte. „Jetzt macht das Sinn.“

„Ich mag den Ansturm der wilden Jungfrauen. Wir sollten die ‚wehenden Kettenhemden‘ zu passformoptimierten Bustiers reduzieren“, bemerkte Isabela vergnügt und tauchte ihre Feder in die Tinte, um die entsprechende Passage zu korrigieren. Fragend sah sie zu ihren beiden Tischgenossen auf. „Reichen fünf Mädels?“

„Solange eine von ihnen Hörner hat“, stimmte Zevran zu. „Viele hübsche Wortspiele und scharfes Beiwerk. Mindestens einer sollte sich daran aufspießen.“ Er füllte die tönernen Becher nach und lehnte sich wieder zurück, während Isabela mit fliegenden Fingern skizzierte. Ihre Skizzen bestanden meist nur aus den… essenziellen Partien, der Rest kam später.

„Und was geschah dann?“

Varric grinste nur und faltete gemächlich die Finger auf der Tischplatte. Isabelas Feder hielt inne, als sie ihn ebenfalls erwartungsvoll beobachtete. „Erzählt uns die Wahrheit, damit wir sie nicht versehentlich einbeziehen. Nichts ist langweiliger als die Wahrheit, Mann.“

„Es bleibt bei unserem Abkommen für Hawke?“, hakte Varric gelassen nach, und Zevran nickte ungeduldig. „Wird nicht wissen, was ihn getroffen hat, der arme kleine Liebling.“

Varric räusperte sich gewichtig und rieb sich zufrieden das Kinn. „Nun gut. Ich nenne dieses Kapitel ‚Die wilde Jagd der wütenden Waldkobolde‘, und ungelogen, es war so…“

 

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A/N: Ich kann mir nicht helfen – humorous Hawke, Varric, Fenris und Anders sind die tollste Truppe überhaupt und der Garant für immer wieder wundervollen party banter. Ich musste mir den Wunsch erfüllen, ein Mal so ein Szenario aufzuschreiben!

Allein schon, weil diese Jungs auch völlig ohne Rivalmance auskommen können.



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von:  AnniinaAgricola
2015-12-25T08:50:48+00:00 25.12.2015 09:50
Ich lach mich hier gerade scheckig! XD meine Kids schauen schon ganz verdutzt! Hihi.... herrlich! Die Charaktere sind wunderbar getroffen, der Humor ist auf den Punkt genau, wenn nicht sogar noch besser als im Spiel!

“jetzt grille ich ihm die Eier!“ xD das ist genau meins! :-)


LG CaSa
Von:  Legoory
2014-02-20T21:52:39+00:00 20.02.2014 22:52
Die Badegemeinschaft xD
und wie du Varrick rüber gebracht hast, ein Traum. Ich hab so gelacht xD
Von:  Maire
2013-07-04T07:32:04+00:00 04.07.2013 09:32
sehr gut geschrieben^^ bringt einen sehr zum lachen =D
Von:  Kassna
2013-05-17T12:42:30+00:00 17.05.2013 14:42
Dein Stil passt absolut herrlich zu den Charakteren! XD Ich glaube, meine Nachbarn halten mich für seltsam, so wie ich hier lache...
Absolut wundervoller OS, bei dem ich auch nicht verstehe, warum er nicht mehr Kommentare hat. Du hast die Charas super getroffen, ihre Art zu reden (und zu denken, in Varrics Fall) und ihren Umgang miteinander perfekt eingefangen (den Rammbock versilbert, ich kann nicht mehr... XD)!

Vielen Dank für diesen Spaß! :D
Von:  Renalanfordgirl
2013-02-23T20:31:25+00:00 23.02.2013 21:31
Ich weiß gar nicht ,warum du noch gar kein Kommentar hier hast! Ich persönlich LIEBE diesen OS! Er ist herrlich geschrieben, witzig und alle Charaktere sind in-character ;3
Dem Erbauer sei Dank für diese tolle FF :D


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