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Castles in the Sky

Erstes Aufeinandertreffen der Zwillinge
von

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Schlaflos

Ich wusste nicht was ich machen sollte.

Markus war, na ja, Markus halt. Aggressiv, hielt sich für den Größten, war strohdoof....das typische Beispiel eines Hartz VI Empfängers eben, der er später mal sein würde.

Und Tom, der sah so aus als wäre er gerade zu einem Mord fähig, und das machte mir gelinde gesagt wirklich Angst.

So einen Blick hatte ich noch nie gesehen. Nicht mal bei Markus und seinem dummen Gefolge.

Solche Blicke kannte ich nur aus den Nachrichten, wenn irgendwelche Mörder in die Kamera starrten, oder in der Richtung.
 

„Und wer bist du? Sein Lover?“ kams von Markus und ich sah diesen an.

Trotz dieses Satzes, konnte ich erkennen das er Angst hatte. Ich sah es an seinen Augen. Er hatte Angst vor Tom. Schon fast panische Angst. Und seinen Freunden schien es nicht anders zu gehen.

Das war wohl das erste Mal, dass wir etwas gemeinsam hatten.

Wir hatten gerade gemeinsam Angst vor Tom.
 

„Ich bin sein Bruder, und ich werde zu deinem schlimmsten Alptraum wenn ich dich noch einmal in seiner Nähe sehe. Es wäre gut für dich die Finger von ihm zu lassen“ kam es eisig von meinem Zwilling und ich schauderte.

Markus überlegte wohl ob es klug wäre etwas darauf zu erwidern....und entschied sich dafür.

„Ach ja? Was passiert sonst?“

Ich hielt es ja für keine gute Idee Tom zu provozieren. Vielleicht war ich hier aber auch der Einzige der so was wie einen Instinkt besaß, wann es Zeit war die Schnauze zu halten.

Mal abgesehen davon, dass ich mich selten daran hielt.
 

Tom beugte sich etwas zu Markus vor und grinste leicht.

Es war aber nicht das Grinsen das ich kannte, sondern ein richtig boshaftes, fast schon gefährlich wirkendes Grinsen.

„Sonst wird deine liebe Mama die nächsten 20 Jahre damit beschäftigt sein deine armseligen Überreste in der Stadt zusammen zu kratzen“ zischte Tom und Markus wich die Farbe aus dem Gesicht.
 

Eine Weile stand er noch stumm wie ein Fisch da, ehe er Reis aus nahm.

Das hatte ich noch nie gesehen, und irgendwie war das befriedigend. Allerdings stand ich jetzt allein mit Tom hier und war...etwas überfordert.

Vorsichtig streckte ich meine Hand aus und berührte Tom an der Schulter, ehe meine Finger über sein Schulterblatt nach unten strichen und sich an sein Shirt klammerten.
 

Tom drehte sich zu mir um und ich guckte ihn eine Weile an, ehe sich das altbekannte Grinsen auf sein Gesicht schlich, und er meine Hand vorsichtig aus seinem Shirt löste nur um mir kurz über die Wange zu streichen und mich dann zu umarmen.

„Tut mir leid, ich wollte dir keine Angst machen. Aber ich guck garantiert nicht zu wie sie dich fertig machen“ kams dann leise und ich nickte nur, bevor ich wieder los gelassen wurde.
 

„Du warst gerade echt unheimlich“ gestand ich dann und grinste entschuldigend als Tom betreten zu Boden guckte.

„Aber das ist nicht schlimm. Ich war nur...irritiert“ hängte ich hinten dran und knuffte meinen Zwilling kurz in die Seite.
 

Nachdem wir uns Beide anscheinend wieder entspannt hatten betraten wir das Klassenzimmer, wo Tom auch gleich mal vorne stehen bleiben durfte, um sich dann der Klasse vorzustellen.

Ich begab mich derweil an meinen Platz nach ganz hinten am Fenster und sah ab und zu zu meinem Bruder während ich mein Schulzeug aus der Tasche kramte.

Als der Lehrer Tom nach dem Klingeln dann aufforderte sich vorzustellen, huschte mein Blick wieder zu ihm, und traf den Seinen.
 

„Hey, ich bin Tom, Bills Zwillingsbruder und komm aus Hamburg. Ein paar von euch kenn ich ja schon. Ich bin mir sicher wir werden viel Spaß zusammen haben“ kams dann von ihm und mir rutschte die Klappe auf.

Vor allem als ich sah wie Markus und sein Gefolge sich klein machten, während die Mädchen Tom schon förmlich mit ihren Blicken auszogen und nieder schmachteten.

Und das ging mir aus irgendeinem seltsamen Grund gerade tierisch auf den Sack. Die sollten was anderes an schmachten. Justin Bieber, David Haselhoff, Dieter Bohlen oder sonst irgendeinen Vollspasten. Aber gefälligst nicht meinen Bruder.
 

Nachdem der Lehrer ihn entlassen hatte, schlurfte Tom durch die Klasse zu mir und ließ sich neben mich fallen, während ich ihn immer noch sprachlos anstarrte.

„Du hast nicht wirklich vor dir die halbe Schule zum Feind zu machen?“ zischte ich ihm dann zu und erntete einen unverständlichen Blick ehe ein Schulterzucken folgte.

„Doch, wenn es um dich geht schon.“ kam die Antwort und ich verfluchte ihn in Gedanken eine Runde.
 

Ich wollte gerade was sagen, als Tom mir mit einer Handbewegung das Wort abschnitt.

„Bill, ich bin weder aus Glas oder sonst irgendwie zerbrechlich. Ich halt schon einiges aus. Mal abgesehen davon bin ich nicht immer lieb und nett. Zu dir vielleicht, aber ich kann auch anders wenn mir was gegen den Strich geht“ erklärte er dann ruhig, während unser Lehrer vor sich hin labberte.

Ich konnte nicht anders und nickte nur. Mir war nicht wohl bei der Sache. Ich wollte nicht das Tom Ärger bekam, geschweige denn einen Kratzer.
 

Andererseits, wenn ich so darüber nachdachte, hatte Tom es bis jetzt immer darauf angelegt.

Auch gestern im Club wäre es zu einer Konfrontation gekommen, wenn Georg und Gustav nicht aufgetaucht wären.

Und inzwischen hatte ich das miese Gefühl, dass es Tom nicht im geringsten etwas ausmachte, körperlich etwas gewalttätig zu werden.

Andererseits konnte ich mich natürlich auch irren. Oder ich war paranoid.

Beides wäre mir jetzt wirklich Willkommen.
 

Der restliche Schultag war eher langweilig. Oder er kam mir so vor, weil ich den Rest des Tages nicht einmal dumm angemacht wurde. Vielleicht lag das aber auch daran das Tom sich in der Pause hingebungsvoll der Beschäftigung widmete, Markus mit Blicken zu durchlöchern, dem das sichtlich unangenehm war.

Und trotzdem schaffte Tom es noch zu rauchen, und sich nebenbei mit mir zu unterhalten. Ich fand das irgendwie bewundernswert.
 

Nach der Schule schlenderten wir zum Parkplatz wo meine Freunde schon an Georgs Auto warteten und Gustav winkte uns wie ein Gestörter. So, als hätte er uns Jahre nicht gesehen. Nur das er uns nicht über den Haufen rannte, wofür ich wirklich dankbar war.
 

„Wow, Tom! Ich hab dich ja echt für langweilig gehalten. Aber anscheinend bist du echt mit Vorsicht zu genießen“ kams grinsend von Georg und ich guckte ihn genauso wie Tom fragend an.

Na wenigstens handelten wir schon synchron.

„Na, die verbale Abreibung die du Markus verpasst hast. Das hat sich schon bis ins B-Gebäude verbreitet. Der ach so starke und unbezwingbare Markus hat Konkurrenz bekommen“ grinste Gustav dann und meine Mundwinkel zuckten.

Ja, so konnte man das natürlich auch sehen.
 

Die ganze Fahrt über redeten Georg und Gustav nur noch darüber das Tom Markus wohl das Fürchten gelehrt hatte, und Tom wurde mehr oder minder gezwungen an dem Gespräch teil zu nehmen.

Kaum waren wir zu Hause, schwebte uns auch schon wieder unsere Mutter entgegen und grinste breit.

„Ich hab eine Überraschung“ flötete sie dann und ich hoffte inständig das sie nicht einen von ihren versifften Kerlen heiraten wollte.

Sonst würde ich jetzt sofort zu Markus rennen, und ihn bitten mich zu töten.
 

Wir guckten sie Beide fragend an, weil wir nicht wussten welches Grauen uns erwartete.

Es hätte alles Mögliche sein können. Ich wusste das besser als Tom, aber dieser schien sich meinen Emotionen gerade anzupassen.

War vielleicht auch ganz gut so. Dann konnte ihn nichts mehr so wirklich aus der Bahn werfen.

„Toms Zimmer ist fertig“ verkündete sie dann und strahlte uns an.
 

Ich atmete synchron mit Tom aus, der dann anfing zu grinsen.

„Das heißt ich kann ENDLICH meine Klamotten aus dem Koffer räumen“ freute er sich und ich musste leise Lachen.

Stimmt ja....Tom hatte seine Klamotten immer noch im Koffer. Und in unzähligen Kartons die davor in seinem noch nicht renovierten Zimmer gestanden hatten.
 

Unser Weg führte uns nach oben, um Toms Zimmer unter die Lupe zu nehmen. Und ich musste sagen Bernd....oder wie auch immer er hieß, hatte ganze Arbeit geleistet.

Das Zimmer sah toll aus.

Die Wände waren weiß mit einem breiten weinroten Streifen kurz unter der Zimmerdecke. Der Schreibtisch stand wie bei mir an der Wand direkt neben dem Fenster, und das Bett direkt gegenüber. Am Bettende stand auch schon der Kleiderschrank, gefolgt von einer Kommode.

Und am geilsten fand ich den Teppich. Cremefarben, und total flauschig.

Wobei Toms Musikanlage auch nicht zu verachten war, die direkt gegenüber des Kleiderschranks stand.
 

Den Nachmittag verbrachten wir damit unsere Hausaufgaben mehr oder minder zu erledigen, und dann damit Toms Sachen auszupacken.

Und er hatte wirklich viel.

Ich hatte mich dazu entschieden seinen Kleiderschrank einzuräumen. Einfach, weil ich dabei nicht viel falsch machen konnte. Wo er nämlich was im Zimmer haben wollte wusste ich nicht.

Und ständig fragen war nur zeitraubend.
 

Als wir damit fertig waren, war es bereits 21 Uhr und Tom ließ sich stöhnend auf sein Bett fallen wo er alle Viere von sich streckte, was mich zum Grinsen brachte.

„Ich bin fix und alle“ stöhnte er dann und ich nickte einfach bestätigend, was er zwar nicht sehen konnte, aber das war mir gerade egal.
 

Nach einer Weile informierte ich ihn, dass ich nun abschminken und dann schlafen gehen würde. Als Antwort erntete ich einen bestätigenden Laut, bevor ich mich erhob und Toms Zimmer verließ.
 

Nachdem ich mit dem Abschminken fertig und in meine Schlafklamotten gekrochen war, legte ich mich ins Bett, stellte meinen Handywecker und schaltete das Licht aus.

Nur um mich dann fast eine Stunde hin und her zu wälzen.

Ich konnte beim besten Willen nicht schlafen. Woran das lag, wusste ich zu meinem Leidwesen auch nicht.
 

Nach weiteren zehn Minuten stöhnte ich genervt auf und schaltete das Licht wieder an, nur um mir eine Zigarette anzuzünden, und mich damit ans offene Fenster zu stellen um auf die Straße zu gucken die verlassen vor unserem Haus lag.

Erschrocken zuckte ich zusammen als meine Zimmertüre aufging, und drehte mich um, nur um Tom im Türrahmen stehen zu sehen.
 

„Was ist los? Ist was passiert?“ fragte ich ihn dann sofort, weil er einen ziemlich erbärmlichen Eindruck machte.

„Nein, alles okay. Ich kann nur nicht schlafen“ antwortete er dann und ich nickte ehe ich den Kopf schief legte.

„Kann ich bei dir schlafen?“
 

Ich musste vermutlich ausgesehen haben wie ein pinker und extrem schwuler Teletubbie, weil Tom verlegen grinste und sich im Nacken kratzte.

Oder ihm war seine Frage einfach nur peinlich. Ich meine, welcher 18-jährige fragte seinen Bruder ob er bei ihm schlafen durfte? Ich kannte keinen.

Aber wir waren Zwillinge, da war das wohl was anderes.

„Klar“ antwortete ich dann und musste lächeln als Tom erleichtert ausatmete, bevor er in mein Zimmer kam und die Türe hinter sich schloss.
 

Er ging auf mein Bett zu und ließ sich darauf fallen, ehe er mich beim rauchen beobachtete.

„Warum kannst du nicht schlafen?“ fragte ich deswegen einfach mal und Tom verzog das Gesicht.

„Das Bett ist zu groß“ erklärte er dann und ich hob verwundert eine Augenbraue.

Um genau zu sein hatte das Bett meiner Einschätzung nach dieselbe Größe wie meins.

„Oder um es anders auszudrücken....es ist zu leer“
 

Ich brauchte eine Weile bis ich verstand was er damit meinte und nur grinste während ich mit dem Kopf schüttelte und meinen Zigarettenstummel dann aus dem Fenster schnippte, bevor ich das Fenster schloss und über Tom drüber stieg um mich hinzulegen.
 

Nachdem ich mich hingelegt hatte räusperte Tom sich und ich sah ihn fragend an, während er die Arme nach mir ausstreckte, und ich wieder grinsen musste, bevor ich zu ihm rüber rutschte.

Er schob seinen Arm unter meinem Kopf durch, den ich dann auf seiner Schulter platzierte, während Tom das Licht ausmachte.
 

Kurz darauf drehte er sich zu mir um, um mich auch noch mit dem zweiten Arm zu umarmen, was mich zum grinsen brachte, ehe ich seufzte.

„Heißt das wir können jetzt schon nicht mehr ohne einander einschlafen?“

Von Tom kam erst mal Schweigen bevor ein belustigtes „Sieht so aus“ seine Lippen verließ.

Die Beziehung zwischen uns wurde ja immer besser.

Wahrscheinlich würden wir irgendwann nicht mehr alleine duschen können, dachte ich mir sarkastisch.



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