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Dark City

Das Dämonen Tor
von

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Lord Christopher Stoker stand gelassen in der Tür und als er diese hinter sich schloss, verkrampfte sich mein Magen vor Angst. Er war ein untoter Vampir, verdammt, nicht irgendein Untoter – er war einer der ältesten Vampire, die ich kannte; er war der Blutmeister. Wenn er wollte, könnte er mir mit Leichtigkeit den Kopf abreißen, oder das Herz heraus - ohne ins Schwitzen zu geraten.

Und nun stand dieser Mann da, versperrte mir meinen einzig möglichen Fluchtweg.

„Ich schätze es nicht besonders, wenn jemand meine Privatsachen durchwühlt“, sagte Stoker gelassen.

Da half nur Flucht nach vorne.

„Und ich schätze es nicht, wenn jemand unerlaubt Fotos von mir macht“, gab ich schnippisch zurück.

Ich hätte jetzt erwartet, dass er irgendwie zornig reagieren würde, wenn man so mit ihm redete.

Stattdessen lächelte er. Es war ein Lächeln, das ein Großvater seinem Enkel schenkte, wenn dieser sich über sein Unwissen amüsierte.

„Es war eigentlich nur Zufall. Danach habe ich mir erlaubt, ein paar Erkundigungen über Sie einzuholen, Miss Raider.“

„Glauben Sie mir, das meiste, was Sie gehört haben, ist übertrieben“, sagte ich. „Aber jetzt, wo Sie hier sind, können Sie mir ein paar Fragen beantworten.“

„Sie hätten auch einen Termin mit mir vereinbaren können.“

„Damit ich Wochen, Monate oder Jahre warten müsste, bis ich überhaupt eine Bestätigung kriege? Da ziehe ich lieber den direkten Weg vor.“

„Und direkt sind Sie, wie mir scheint, das ist... sehr erfrischend. Aber wollen wir uns nicht setzen, damit Sie mir ihre Fragen stellen können?“

Er ging an mir vorbei zu dem kleinen Abstelltisch, nahm die Karaffe mit Blut, goss sich zwei Gläser davon ein und kam zurück. Stoker setze sich in einen der Sessel, während ich ihm gegenüber Platz nahm.

„Müssten Sie nicht bei ihren Gästen sein?“, fragte ich.

„Eine der Vorteile, wenn der Gastgeber dieser und Herrscher zugleich ist: Man hat immer Leute, die einen entschuldigen“, sagte er und gab mir eines der Gläser.

Dann setze er sich wieder. „Nun, Miss Raider, stellen Sie mir ihre Fragen“, forderte er mich auf.

„Wie standen sie zu Daniel Davis?“, begann ich.

„Er war eine Investition, könnte man sagen“, erklärte Stoker. „Ich unterstütze gerne junge Künstler, das habe ich seit meiner Zeit in Florenz getan. Ich war auch einer der Förderer von dem jungen Leonardo da Vinci. Und die Bilder dieses Jungen sind sehr beeindruckend. Junge Lady, glauben Sie wirklich, dass ich ihn habe töten lassen?“

„Haben Sie es denn?“, hakte ich nach.

Wieder dieses Großvaterlachen: „Wenn ich es getan hätte, dann hätte ich es nicht so plump angestellt. Und man wäre nie darauf gekommen, dass es Mord gewesen wäre. Bin ich denn verdächtig?“

„Ich gehe nur Hinweisen nach.“ Ich seufzte. Anscheinend kam ich hier nicht weiter. Ich stand vom Sessel auf und wollte gehen, doch da stellte sich Stoker mir mit seinem Stock in den Weg: „Ich habe nicht gesagt, dass Sie gehen dürfen.“ Da lag ein Hauch von Drohung in seiner Stimme.

Ich ging mit Widerwillen zurück zu meinem Sessel und setze mich erneut. Ich betrachtete seinen Stock und fragte mich, wozu ein untoter Vampir wie Stoker wohl eine Gehhilfe brauchte?

Oder war es alles Show und es war vielleicht eine Waffe in dem Stock versteckt, eine Klinge vielleicht? Wenn ich Stoker wäre und ein Haufen Schlangen würden um mich herum schleichen, würde ich auch eine Waffe tragen. Stoker sah einige Zeit lang ins Feuer, als ob er sich sammeln müsste.

Dann fragte er: „Haben Sie schon mal was von der Geschichte vom Untergang der Elfen und dem Dämonentor gehört?“

„Ich bin nicht in Stimmung für Märchen“, erwiderte ich barsch.

„Sie sollten sich damit beschäftigen, es ist hochinteressant“, meinte Stocker. Und dann erzählte er: „Die Elfen waren das magischste, hochentwickeltste Volk, was jemals gelebt hatte. Ihr Wissen um die Geheimnisse der Magie war beispiellos. Allerdings war das mit einer Verantwortung verbunden. Die Elfen hatte die Aufgabe übernommen, über das Dämonentor zu wachen. Ein unterirdisches Tor, das angeblich direkt in die Hölle selbst führte, und dass Dämonen über die Erde herfallen würden, sollte es je geöffnet werden.

Jedoch wurde das Tor immer wieder durch fremde Hände geöffnet, sodass die Elfen immer wieder in die Schlacht ziehen mussten. Und so hochentwickelt die Elfen auch waren, ignorierten sie, dass sich eine Schwäche in ihrer Genstruktur auszubreiten begann. Sie wurden nämlich langsam unfruchtbar, der Grund ist bis heute unbekannt. Die Elfen waren darauf bedacht, ihre Blutlinien rein zu halten und es war unter schwerster Strafe verboten, sich mit anderen Rassen einzulassen. Innerhalb von zwei Jahrzehnten waren von Tausenden von Elfen nur dreihundert übrig. Die meisten fielen 1906, als erneut das Dämonentor geöffnet wurde. Die letzten starben viele Jahre nach dem Beginn des neuen Zeitalters bei einem Ritual, die das Dämonentor dauerhaft versiegeln wollten.“

„Nichts gegen eine Gutenachtgeschichte – aber was hat das mit meinem Fall zu tun?“

„Dazu komme ich jetzt. Haben sie etwas Geduld“, sagte Stoker und klang wieder wie ein Großvater, das ging mir langsam auf die Nerven. „Nun, nicht alle Elfen hielten sich an die Reinheitsphilosophie. Als diejenigen sehr früh erkannten, was ihrer Rasse drohte, begannen sie sich mit andern Rassen zu paaren. Vor allen Dingen mit Menschen. So vermischte sich Menschenblut mit dem der Elfen. Haben Sie je Bilder von Daniel gesehen? Sehr eindrucksvoll, nicht wahr? Als ob sie lebendig wären.“

„Moment mal“, sagte ich. „Wollen Sie damit sagen, dass Daniel ein Halbelf war, oder so was?“

„Nein“, sagte Stoker. „Er ist ein Mensch, allerdings liegt die magische Begabung seiner Vorfahren in seinem Blut. Zum Beispiel Träume, die ihn in die Vergangenheit blicken lassen. Sie haben doch sicher eines seiner Bilder gesehen, oder? Sie sind der Beweis für seine Abstammung. Und wenn man der Legende Glauben schenkt, kann das Tor nur mit dem Blut eines Elfen geöffnet werden.“

„Dann ist da immer noch die Frage, wer ihn getötet hat“, murmelte ich unbeabsichtigt laut.

„Nun, vielleicht war es kein absichtlicher Mord, immerhin wurde die Wohnung verwüstet.“

„Woher zur Hölle wissen Sie davon?“, fragte ich. Es gab davon weder Erwähnung in den Zeitungen, noch in anderen Medien.

„Ich habe meine Quellen.“

Dann begann er langsam, sein Glas zu schwenken: „Ich würde an Ihrer Stelle Ihre Hexenfreundin fragen, oder noch besser den Hexenzirkel selbst.“

Er nippte an dem Glas, dann sagte er gelassen: „Sie können jetzt gehen.“

Damit war ich wohl aus der Audienz entlassen. Ich stand auf und ging zur Tür. Ich konnte es kaum erwarten, von hier wegzukommen. Als ich die Hand am Knauf hatte, drehte ich mich ein letztes Mal um. Stoker saß immer noch in seinem Sessel, die Hände ineinander gefaltet. Dann griff Stoker mit einer beiläufigen Bewegung nach einer der Bauernfiguren auf dem Schachbrett und schob sie nach vorne.

Ich schluckte und ein bitterer Geschmack in meinem Mund breitete sich aus. Ein sehr alter Ratschlag, den jeder Bewohner von Dark City kannte, lautete: 'Vertraue keinem Vampir, denn er wird dich benutzen. Alles bei ihnen hat seinen Preis, selbst wenn du nur gute Absichten verfolgst, irgendwann fordern sie was zurück.'

Und ich hatte irgendwie das Gefühl, dass ich dieser Bauer in Stokers Spiel war.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  fahnm
2015-04-03T01:35:31+00:00 03.04.2015 03:35
Spitzen Kapitel


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