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Zeit steht still, wenn zwei Herzen im Takt lächeln

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Zeit steht still, wenn zwei Herzen im Takt lächeln

Die Abenddämmerung tauchte die Landschaft in ein sanftes Licht. Ninten atmete tief ein, während er den Wind in sein Gesicht bliesen lies. Er lehnte sich an das geöffnete Fenster, summte eine Melodie und genoss den harmonischen Moment. Im Nebenzimmer gönnte sich Teddy ein Schläfchen. Und Ana wollte noch einen Spaziergang machen. Teddy war zwar dagegen, sie alleine ziehen zulassen, aber Ana hat darauf bestanden. Ninten runzelte die Stirn, als er an das blonde Mädchen dachte. Seit ein paar Tagen war sie wie ausgewechselt. Natürlich war Ana schon immer ein nachdenkliches, junges Mädchen gewesen. Vielleicht machte sie sich ja auch nur Sorgen um die Situation? Oder um Lloyd? Ein schwaches Seufzen entfloh aus dem Mund des Jungen mit dem Halstuch.

Er vermisste seine Familie. Seine Mutter, die ihn jedes Mal vor dem zu Bett gehen liebevoll über die Haare strich. Sein Vater, der zwar selten zu Hause war, aber trotzdem über seine Familie wachte. Seine jüngeren Schwestern Mimmy und Minny, die ihn bewundern und trotzdem öfters zur Weissglut brachten. Auch den Familienhund hatte er jetzt gerne in die Arme geschlossen. Sogar, wenn er wieder einmal sein Spielzeug oder Hausaufgaben zerbissen hätte. Traurigkeit stieg in Ninten hoch. Was wäre, wenn sie es nicht schaffen würden? Manchmal wünschte er sich, dies alles wäre ein Traum. In seinen Gedanken nistete sich Panik ein. Wie oft sind er und seine Freunde nur knapp mit dem Leben davon gekommen? In seinem Inneren zog sich alles zusammen.

Hastig suchte der Junge nach seinem Asthmaspray. Dieser sollte wie immer in seiner rechten Hosentasche sein. Seine Finger tasteten zitternd die Tasche ab. Einige Bonbons, ein Stofftaschentuch und ein gebrauchtes Ticket für die Eisenbahn spürte er. Sein Atem ging schneller, stossweise. Endlich umklammerten seine Finger den Spray. Sofort setzte Ninten ihn ein. Seine Atmung ging wieder normal und er fühlte sich besser. Wie immer, wenn er seinen Spray benutzen musste, schloss er seine Augen, zählte rückwärts von Zehn bis Eins und sagte ein Sprüchlein auf, welches ihm sein Vater beigebracht hatte. Er fühlte sich jede Sekunde besser.
 

„Hey Kleiner, alles klar hier drin?“ Teddy stand alarmiert im Türrahmen und guckte sich im Zimmer um. Schnell wurde dem Teenager bewusst, dass kein Angreifer sich im Raum versteckte oder den Lärm verursachte. Mit drei Schritten erreichte er den Jungen, kniete sich hin und klopfte sachte auf seinen Rücken. „Geht es wieder?“, fragte der Ältere besorgt. „Ja … ich … Danke“, nuschelte Ninten beschämt. Er getraute sich nicht hoch zu sehen. Zögernd stand Teddy auf, blickte sich im rustikal eingerichteten Raum um. Was sagte man am besten in einer solchen Situation? Fast beiläufig fiel sein Blick auf das geöffnete Fenster. „Ich schliesse es lieber, bevor wir uns einen Schnupfen einfangen“, brummte der Ältere. Ninten nickte nur. Obwohl Teddy genau wusste, dass sein Anfall nichts mit einer Erkältung zu tun hatte, erwähnte er den wahren Grund nicht. Seit seiner Geburt litt Ninten an Asthma. Der Bursche erhob sich vom Boden und schaute zu, wie Teddy sich fluchend mit dem Fenster abmühte.

Teddy schien auf den ersten Blick ein fieser Typ zu sein, aber er war ein feiner Kerl. Trotz seiner Vorliebe für Messer und Schwerter, seinem draufgängerischen Auftreten und seinem Aussehen.

„So das hätten wir“, grinste Teddy und lüpfte seine Sonnenbrille, damit er Ninten zuzwinkern konnte. Da der Junge nichts erwiderte, schritt der Teenager zu ihm hin. „Wenn das ganze vorbei ist, ich meine Alten gerächt habe, laden wir Lloyd ein und feiern bis in die Puppen!“ Bevor Ninten reagieren konnte, wurde er aufgehoben und seine Haare zerzaust. Lachend zappelte er und bat um Gnade. „So gefällst du mir schon viel besser!“, sprach der Ältere brüderlich und liess Ninten wieder frei. In diesen Moment wurde die Türe der kleinen Pension geöffnet und leise wurde nach Ihnen gerufen.
 

Der anwesende Arzt nickte dem Mädchen freundlich zu und widmete sich wieder seiner Lektüre. Ana lächelte zu Begrüssung ihren zwei Freunden lieblich zu. „Schaut, ich habe diese hübschen Blumen zu einem Kränzchen geflochten.“ Freudestrahlend tänzelte sie direkt zu Teddy. Sie beugte den Kopf leicht zur Seite, blinzelte und blickte den Teenager lieb an. Der junge Mann mit der Sonnenbrille senkte ohne zu murren seinen Kopf und bot ihn dem blonden Mädchen an. Vorsichtig, um seine Haartolle nicht zu zerstören, setzte sie ihm das Kränzchen auf. „Wie ich mir dachte. Es steht dir vorzüglich“, sagte Ana und klatschte fröhlich in die Hände. Ninten legte den Kopf schief und betrachtete den posierenden Teenager. Was wohl seine Freunde dazu sagen würden? „Schön, dass du so fröhlich bist, Ana“ Ninten zupfte an seinem Halstuch herum. „Hat dir der Spaziergang gefallen?“ Nickend wirbelte sich das Mädchen zu ihm um. Ein sanftes Lächeln erschien auf ihrem vom schlendern gerötetem Gesicht. „Ja. Die Umgebung ist bezaubernd. Die Luft herrlich belebend. Das Wundervollste ist aber wahrlich die Harmonie hier. Ausserdem musste ich über was nachdenken.“ Ana errötete und senkte zaghaft ihren Blick. Teddy sah zwischen Ana und Ninten hin und her, während sein Grinsen von Sekunde zu Sekunde breiter wurde. „Ich bin sicher, ihr zwei wollt alleine sein. Ich geh raus und telefoniere mit meinen Freunden“, sprach er schmunzelt und schritt hinaus.

Ninten runzelte die Stirn. Unsicher, ob er Teddy darauf aufmerksam machen sollte, dass er noch die Blumen im Haar trug, musterte er seine Reisegefährtin. Über was zerbrach Ana ihr Köpfchen? Konnte man ihr irgendwie helfen? Vielleicht konnte er Ana mit einem Plätzchen aufmuntern. Genau, er hatte ja noch Plätzchen in seinen Rucksack. Der Junge suchte das Schlafzimmer wieder auf. Kaum hatte er einen Fuss in den Raum gesetzt, hörte er hinter sich leise Schritte. Verwundert blickte Ninten Ana an. „Ist was?“, fragte er besorgt. „Nein“, hauchte sie. Das beruhigte den Jungen nicht. Er musste wieder an seine Schwestern denken. Sie sagten auch immer mit trostloser Stimme, dass alles in Ordnung sei.
 

Erst Anas leises gesprochenes „Ninten?“ brachte ihn wieder zurück in das Hier und Jetzt. Das Plätzchen. Wo war nur sein Rucksack? Zaghaft näherte sich das Mädchen mit den rosa Schleifchen dem Jungen. „Ninten, ich muss dir was sagen.“ Ana fasste sich ein Herz und berührte seine Hände. „Ninten, bleib bei mir“, wisperte sie. Perplex sah Ninten das Mädchen an. Er stotterte ein Ja.

Was sollte diese Frage? Natürlich blieb er bei ihr. Genauso wie Teddy. Und Lloyd. Sie waren alle Freunde. Ausserdem hatte er doch einen wichtigen Auftrag von Königin Mary zu erledigen. Und dazu brauchte er ihre Hilfe. Und die der zwei Jungs.

„Es wird ruhig“, redete Ana beherzt weiter, „Möchtest du vielleicht tanzen?“ Der Bursche mit dem gestreiften T-Shirt sah beschämt zu Boden. Sein Herz raste und er spürte, wie er rot wurde. Tanzen? Er wusste nicht, was sie tanzen wollte. Und wie ging Tanzen überhaupt? Er hatte sich noch nie über Tanzen Gedanken gemacht …

Doch Ana lächelte Ninten weiterhin hoffnungsvoll an. Er fasste nach einigen Zögern fester ihre Hände. Unbeholfen führte der Junge seine Reisegefährtin. Ein bis dato unbekanntes Gefühl stieg in ihm hoch.

Wie zerbrechlich Ana doch war. Sie strahlte eine Aura des Friedens aus. Niemand konnte ihrer unschuldigen Art entrinnen. Jeder Mensch würde sie verzaubern können. Ninten strich ihr sacht über die Wange. Das Mädchen schlang ihre Arme um ihn und schmiegte sich enger an ihn. Lloyd bezeichnete Ana als wahrhaftigen Engel. Teddy nannte sie Prinzessin der Lieblichkeit. Man musste Ana einfach beschützen und gernhaben.

Ninten schloss seine Augen. Ana musste seinen Herzschlag hören. So laut wie sein Herz schlug. Duftete das Mädchen immer so fein? Warum fiel ihm das erst jetzt auf? Sein Bauch kribbelte heftig. Was war nur mit ihm los?
 

Langsam hob Ana den Kopf und blieb stehen. Ihre Augen blickten ihn direkt an. Sie drückte seine schwitzenden Hände und lächelte glücklich: „Oh Ninten, ich liebe dich seit einer langen Zeit. Seit ich dich in meinem Traum gesehen habe.“ Sein Herz machte einen Luftsprung vor Freude. Dieses Wesen von einem Engel hegte Gefühle für ihn? Zärtlich strich ihr Ninten wieder über ihre Wangen und stupste ihre Nase. „Ich habe auch Gefühle für dich. Ich meine … ich liebe dich auch. Und ich werde immer bei dir bleiben.“ Ana lächelte selig und umarmte ihn.

Einen Moment lang standen die zwei Kinder im Zimmer. „Ana“, flüsterte Ninten berauscht und strich über die Haare, „ich weiss zwar noch nicht viel über die Liebe. Aber ich möchte diese Erfahrung mit dir sammeln.“ Ana küsste ihn auf die Wange, löste sich von ihm und lächelte ihn süss an. „Meine Grossmutter hat mir immer ein Gutenachtlied vorgesungen. Im Refrain kommen die Zeilen Zeit steht still, wenn zwei Herzen im Takt lächeln. vor. Ich glaube, jetzt weiss ich, was diese Worte bedeuten.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  KiraNear
2013-07-05T10:41:06+00:00 05.07.2013 12:41
Wahnsinn, einfach nur Wahnsinn :3
Ich kenn die Szene, auch wenn sie nur in einem LP gesehen habe - aber du hast sie echt klasse rübergebracht. Auch finde ich es toll, dass es auch eine FF zum ersten Teil der Serie gibt - der wird von allen drei am meisten vernachlässigt. So kommt es mir jedenfalls vor.

Eine wirklich, wirklich tolle FF :3
Antwort von: Lupus-in-Fabula
13.09.2013 01:03
Da kommt man nach langer Zeit wieder ins Animexx und liesst ein so nettes Kommentar :)
Vielen lieben Dank dafür.

Ja die Szene ist einfach super süss. So eine richtige unschuldige Kinderliebe. Das erste Mal verliebt sein.

Nochmals Danke für das Kompliment :)


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