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Zwischen Glühwein und Zuckerwatte

Fanfiction-Adventskalender 2012
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo miteinander

Hier folgt mein Beitrag zum Adventskalender 2012 aus dem Fanfiction-Forum mit Tür 10 - Zwischen Glühwein und Zuckerwatte.

Die Charaktere und das Szenario sind eigens für diesen OS entstanden.


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Zwischen Glühwein und Zuckerwatte

„Wenn du einen eigenen Wagen haben möchtest, dann geh arbeiten.“

Genervtes Augenrollen.

„Such dir einen Job. Zu meiner Zeit hat man sich nicht so angestellt.“

Jetzt fing auch noch seine Großmutter damit an!
 

Der fröstelnden Kälte zum Trotz, die Hände in den mit Lammfell gefütterten Jackentaschen zu Fäusten geballt, beobachtete Jens das frühe Treiben auf dem Weihnachtsmarkt.

Zwischen den dunkelbraunen Holzhütten mit den blauen Dächern reihte sich immer mal wieder eine Fressbude. Manchmal sogar eine Kinderattraktion.

Nur leicht hing der Duft von gerösteten Mandeln in der Luft.

Der süßliche Geruch von heißem Glühwein.

An einem Stand wurde bereits Bier ausgeschenkt und Kaffee verteilt. Anderswo lief jemand mit einem Brötchen im Mund über den Platz.
 

Der großen Uhr gegenüber an der Stadthalle fehlte immer noch der Stundenzeiger.

Doch auch so wusste Jens dass er noch genug Zeit hatte sich vorzustellen. Er war bloß deswegen so früh hier, weil ihn sein Vater auf dem Weg zur Arbeit hier abgesetzt hatte.
 

„Wage es dich bloß nicht den Job sausen zu lassen.“
 

Mürrisch über diese Worte die sich Jens wieder in Erinnerung rief – oder ob der Kälte wegen – verzog er sein Gesicht, als habe er in eine Zitrone gebissen.
 

Einmal nur bewegte er sich, als jemand mit einer Sackkarre und einem Fass auf ihn zukam.

Jens konnte sich besseres vorstellen als morgens um kurz vor neun Uhr in der Stadt zu sein und auf einem Weihnachtsmarkt auszuhelfen. Es ist arschkalt, überall knirscht der Schnee unter den Schuhen und auch der graue Himmel besserte seine Laune nicht.

Im Gegenteil.

Hier war es so trostlos, dass er sein Wochenende eigentlich damit geplant hatte, ein neues Videospiel zu testen, welches ihm ein Kumpel gestern extra vorbei gebracht hatte.
 

Doch kam Jens nicht drum herum.

Wenn er seinen Vater enttäuschte und einfach gehen würde und dieser dies herausfinden würde…

Allein schon bei dem Gedanken daran erschauderte Jens erneut.

Es half alles nichts. Er musste da durch und versuchen das Beste aus diesem Tag zu machen. Überhaupt aus diesem Wochenende – nein. Bis zum Ende des Weihnachtsmarktes ein Tag vor dem Fest.

Denn für solange hatte er diesen Job – dank seines Vaters.
 

Lustlos setzte er sich in Bewegung.

Der Schnee war an manchen Stellen so platt getreten, dass er rutschig war und hier besondere Vorsicht galt.
 

Der Stand den Jens ansteuerte war ein hell beleuchteter Süßwarenwagen. Doch bislang hingen nur Lebkuchenherzen und lange Popcornschlangen an dafür vorgesehenen Haken von der Überdachung herab. Na das durfte lustig werden. Wenn er ab heute fast täglich bis zweiundzwanzig Uhr in der Kälte stehen durfte.
 

„Jens Haas?“
 

Zunächst wusste Jens nicht woher die Stimme kam. Auch nicht, als er sich umdrehte.

Als sie erneut erklang, tauchte hinter einem Stapel Kartons und Boxen eine dickliche mittelgroße Frau auf.
 

„Ja.“, stimmte Jens der Frage zu, wollte der Frau schon seine Hand geben zur Begrüßung, da wurde ihm direkt ein schwerer Karton gegen die Brust gedrückt.

„Fein. Dann bring das hier doch schon einmal zum Wagen und komm wieder. Es gibt noch genug zum tragen.“

Während Jens etwas perplex wirkte, lächelte die unbekannte Frau und verschwand wieder hinter den Kartons.
 

Obwohl ihm zumindest durch das viele hin und her tragen und auspacken der ganzen Süßwaren bereits warm genug war, so waren seine Hände doch immer noch kalt. Den rechten kleinen Finger spürte Jens sogar nicht mehr.
 

Eigentlich hatte er befürchtet eine dieser dämlichen Arbeitsbekleidungen mit Firmennamen und dummer Mütze tragen zu müssen, aber hier musste er es nicht. Welche Glück auch.

Nicht auszudenken was seine Freunde über ihn denken mochten, würden sie ihn hier sehen. Davor grauste es ihm bereits.
 

Etwas verloren kam er sich schon vor.
 

„Verzeihung, aber ich kenne immer noch nicht Ihren Namen.“, begann Jens und beobachtete die Frau dabei, wie sie die Kartons mit einem Cutter entlang des Packbandes aufschnitt und öffnete.

Darunter lagen verschiedene Süßwaren verborgen.
 

„Gerta. Dein Vater und ich sind alte Bekannte.“

Während Gerta sprach sah sie kein einziges Mal auf, aber trotzdem konnte Jens dasselbe lächeln ausmachen, wie vor einer halben Stunde als sie ihm den ersten Karton gegeben hatte.

„Wir waren auf der gleichen Schule, studierten auch gemeinsam das gleiche, aber das hier ist doch eher mein Ding.“

Nun lachte sie, richtete sich auf und lehnte den linken Unterarm auf die metallene Ablagenfläche.
 

„Konrad meinte du könntest etwas Geld gebrauchen, weil du einen eigenen Wagen möchtest.“

Jens fühlte sich bei diesen Worten ertappt, als habe er etwas Verbotenes getan.

Zustimmend nickte er.

„Das stimmt. Ich weiß nur noch nicht genau was für einen Wagen ich möchte.“
 

Gerta nickt mehrmals. Lauscht den Worten Jens’ und schlägt dann mit der flachen Hand auf die Ablage.

„Die Stunde bekommst du zehn Euro. Manchmal gibt es auch etwas Trinkgeld, dass darfst du natürlich behalten. Wir arbeiten heute bis zwanzig Uhr und dann schauen wir mal weiter.“
 

Etwas überrumpelt von dem plötzlichen Themenwechsel nickte Jens nur langsam, geht Gerta dann zur Hand und entnimmt die Süßwaren den Kartons.
 

„Die Lutscher kommen nach ganz vorne rechts, daneben die Kaugummipackungen und hinter den Kaugummipackungen direkt die Fruchtbonbons.“, dirigierte Gerta und nickte zwischendurch immer mal wieder.

Warum wusste Jens nicht.

Ob dies ein Tick von ihr war, oder nur Zustimmung darüber, dass er ihre Anweisungen richtig befolgte wusste er nicht zu sagen.
 

Genau nach diesem Schema, auspacken und einräumen, lief die gesamte Prozedur ab die etwas über eine Stunde in Anspruch nahm.
 

„Drei Euro fuffzich bitte.“

Das kleine Mädchen sah hilfesuchend zu ihrer Mutter auf, wurde lachend hochgehoben und die abgezählten Münz- und Centstücke wechselten den Besitzer.

„Bitte sehr kleines Fräulein.“

Gertas lächeln wurde von dem Mädchen mit der grauen Bommelmütze erwidert, als sie die Tüte gebrannte Erdnüsse entgegen nahm.

„Dankesöhn.“, ratterte sie schnell runter, nestelte bereits an der Tüte herum, noch bevor ihre Mutter sie wieder runterließ.
 

An diesem Samstag hatte es einen ordentlichen Ansturm gegeben und auch Jens war damit beschäftigt gebrannte Erdnüsse oder Mandeln auszugeben, Babyflaschen mit bunten Perlen, aber auch Zuckerwatte erfreute sich großer Beliebtheit.

Die Kälte die er anfangs gespürt hatte war wie verflogen.

Wärmte doch die Heizung den Wagen und auch die von Gerta gestellten Handschuhe.
 

Die Straßenlaternen waren bereits an und in ihrem beinahe goldenen Licht konnte man die herab fallenden Schneeflocken besonders gut ausmachen.

Eltern trugen ihre Kinder auf den Schultern, hielten sie an den Händen, liefen ihnen eilig hinterher wenn sie sich von ihnen davonstahlen, schoben Kinderwägen durch den Schnee.

Ältere Menschen bewegten sich langsam, fast schon im Schneckentempo durch die Straße. Wurden von ungeduldigen Leuten überholt, von Jugendlichen mit blöden Sprüchen angemacht.

Überall an den Ständen standen kleine Grüppchen. Bestaunten das was es dort zu sehen gab. Kauften aber meist nichts.
 

„Jens?“
 

Diese Stimme hätte er überall wiedererkannt. Dennoch wurde ihm sogleich anders, als er aufsah.

„Hallo Mark.“

Mehr geflüstert, leise.
 

„Ich wusste gar nicht, dass du auch hier arbeitest.“

Mark zog sich die dicke Mütze vom Kopf. Sein blondes Haar kam darunter zum Vorschein. Strubbelig.
 

Sichtlich überrascht darüber, trat Jens einen Schritt zurück.

Auch?

Zwar mochte er mit Mark befreundet sein, aber dass dieser auch hier arbeiten sollte verwirrte ihn. Gleichzeitig war es jedoch auch eine Erleichterung. Wo Jens doch schon davon ausgegangen ist, dass er sich dumme Sprüche würde anhören müssen, wenn jemand aus seiner Klasse ihn hier sehen würde.
 

„Bin auch erst seit heute hier.“

Jens sah immer wieder auf, um etwaige Kundenwünsche entgegenzunehmen. Doch befand sich keine Menschentraube in ihrer Nähe und auch Gerta unterhielt sich scheinbar mit jemanden den sie kannte.
 

„Ich helfe ein paar Häuser weiter vorne am Getränkestand aus. Leider ist meine Pause gleich vorbei, aber wenn du mal Zeit hast dann komm rüber. Ich gebe dir eine Cola aus. Oder was auch immer du möchtest.“

„Auf alle Fälle.“
 

Seit geraumer Zeit schon beobachtete Jens die ältere Dame die vor dem Brunnen auf der Bank saß.

Sie war ihm schon vorher aufgefallen.

Vor etwa einer halben Stunde.

Sie erweckte auf ihn keinen glücklichen Eindruck.
 

„Möchtest du nicht noch einmal eine letzte Pause machen? Es ist gleich halb sieben und ein bisschen frische Luft täte dir sicherlich gut.“

Wieder nickte Gerta während sie sprach.
 

Abwesend nickte auch Jens, zog sein Portemonnaie aus seiner rechten Gesäßtasche und drückte Gerta sieben Euro in die Hand, als er sich eine mittelgroße Tüte gebrannte Mandeln in die linke Jackentasche steckte und auch eine Packung Fruchtgummis bevor er dann seine Arbeitsstelle verließ.
 

Er atmete die kühle Nachtluft ein, roch den Glühwein den er schon am frühen morgen wahrgenommen hatte erneut, intensiver.
 

An dem Glühweinstand musste er nur kurz warten.

Jens zeigte seinen Ausweis vor, bezahlte und ging mit dem Becher dampfenden Glühwein dann herüber zu dem Brunnen.
 

Obgleich er ein wenig aufgeregt war, so setzte er sich doch zu der Dame auf die Bank.

„Guten Abend.“

Jens hielt den Pappbecher der älteren Dame entgegen.

Zunächst irritierte sie diese Geste und auch den Glühwein beäugte sie kritisch. Doch sie nahm ihn schließlich entgegen.

„Das ist wirklich sehr freundlich junger Mann.“, antwortete sie und während sie von dem Glühwein trank, schielte sie zu Jens herüber, der die Tüte Mandeln aus seiner Jackentasche zog, sie öffnete und sie der Dame reichte.

„Die sind auch noch für Sie.“
 

Das lächeln welches Jens nun auf den Gesichtszügen der Dame ausmachte und auch der Glanz der ihren Augen zugrunde lag, veranlasste ihn ebenfalls zu einem Lächeln.
 


 

Konrad stutzt, schaut zwei Mal hin als er das Titelblatt der Zeitung sieht.

„Regina?“

„Ja?“

„Jens ist in der Zeitung.“
 

Nun lacht Konrad, liest sich den dazugehörigen Text zum Weihnachtsmarkt durch.
 

„Wo denn?“
 

Konrad schiebt seiner Frau die Zeitung über den Tisch zu, deutet dabei auf das Titelblatt.

„Na dort. Auf der Bank.“
 

Jens’ Mutter setzt sich zu ihrem Mann an den Tisch, hebt die Zeitung etwas an und formt lautlos die Worte die sie dem Text entnimmt.
 

Das große Foto zeigt ihren Sohn und eine ältere Frau auf einer Bank am Brunnen der Stadt sitzend. Beide lächeln sich an und um sie herum ist ein reges Treiben zu sehen.
 

Unter dem Foto steht:
 

Foto: Doris Weber, Zwischen Glühwein und Zuckerwatte



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Shizana
2012-12-22T15:22:51+00:00 22.12.2012 16:22
Kurz und knackig.
Um ehrlich zu sein, hätte ich mir bei diesem Thema etwas Fluffiges erwartet, aber das hier ist nicht minder gut. Die Geschichte hatte einige schöne Aussagen, was ich wirklich sehr an deinem Beitrag schätze.
Leider muss ich aber auch sagen, dass ich es sehr schade finde, dass die Geschichte schon zu Ende war bevor ich richtig mit ihr warm werden konnte. Ich habe die ganze Zeit auf das große Oho gewartet, naja, und dann war da dieses unerwartete Ende. Wie gesagt, die Idee finde ich dennoch super, aber mir hat da immer noch ein wenig was gefehlt.

Vom Schreiberischen her: Dein Schreibstil ist sehr angenehm. Ein paar Schwächen erkenne ich noch in der Kommasetzung und auch bei der Großschreibung hat es stellenweise gehapert, doch es hielt sich in Grenzen.
Allerdings bist du oft zwischen Präsens und Präteritum hin und her gesprungen, mitten im fließenden Text. Der Epilog steht bestimmt bewusst im Präsens, was auch vollkommen okay ist, nur während der fließenden Erzählung sollten solche Zeitformsprünge nicht passieren. ;)
Etwas irritiert haben mich auch die Leerzeilen, doch das ist nur mein persönliches Empfinden.

Trotzdem war es eine sehr angenehme kleine Geschichte. Dankeschön dafür.


Frohe Weihnachten und schon einmal einen guten Rutsch in ein gesundes neues Jahr.

Liebe Grüße
Shizana
Von:  Kunoichi
2012-12-13T15:36:53+00:00 13.12.2012 16:36
Hey, das war wirklich eine schöne Kalendergeschichte!
Die Entwicklung von Jens hat mir gut gefallen, von dem lustlosen, unmotivierten Jungen zu jemandem, der Arbeit zu schätzen lernt und einer fremden Frau etwas Gutes tut. ^^
Es hat mich auch gefreut zu lesen, dass sein Kumpel ihn nicht auslacht, sondern selbst auf dem Markt arbeitet.
Die Geschichte ist zwar kurz, sagt aber alles aus, was wichtig ist! ^^


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