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Black and White

von

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Adventskalender

Murrend patschte Manabu auf dem Nachttisch herum, um sein Handy zu finden, das ihn mit einem nervtötenden Piepen zum Aufstehen zwingen wollte. Als er es endlich gefunden hatte, verstummte das Piepen und er vergrub seinen Kopf im Kissen. „Ich will nicht~“, murmelte er frustriert und hätte sich am liebsten die Decke über den Kopf gezogen, doch genau das schien seine bessere Hälfte schon vorhergesehen zu haben, denn er hielt die Decke fest und gab ihm einen Klaps auf den Hintern. „Vergiss es, Schlafmütze. Wenn wir nochmal zu spät kommen, nur weil du nicht aus dem Bett kommst, dann wird Kazuki uns mit Freuden lynchen, auch wenn es nur eine Besprechung ist.“ Ja, Kazuki war ein Kindskopf der nur Blödsinn im Kopf hatte oder wahlweise perverses Zeug, aber seine Rolle als Bandleader nahm er ernst, auch wenn Außenstehende das niemals glaubten.

Manabu drehte sich widerwillig auf den Rücken und setzte sich auf. So konnte er gerade noch sehen, wie die Schlafzimmertür geöffnet wurde und Maru mit einem „Guten Morgen, meine Süße~“, begrüßt wurde.

„Guten Morgen Schatz, ich liebe dich auch“, grummelte der Braunhaarige, der sich gerade wieder arg ungeliebt fühlte. Manchmal hatte er das Gefühl, dass Rui seine Katze wirklich mehr liebte als ihn. Nach einigen Augenblicken erhob sich Manabu schwerfällig und trottete in die Küche. Dort fand er jedoch nur Maru vor, die genüsslich ihr Frühstück verspeiste. Doch als sie den Gitarristen bemerkte, der gerade die Kaffeemaschine anstellte, ließ sie ihr Futter Futter sein und strich schnurrend um seine Beine. Der Braunhaarige hockte sich hin und streichelte das braun-schwarze Fellknäul. „Wenigstens einer, der mich liebt“, meinte Manabu und beobachtete lächelnd, wie Maru ihren Kopf an seine Hand schmiegte. „Was redest du denn da? Als ob Maru die einzige wäre. Was ist mit mir?“, ertönte die Stimme des Bassisten, der soeben aus dem Bad gekommen war. „Da merk ich heute Morgen nicht viel von“, beschwerte sich der Kleinere direkt und schmollte. „Tut mir leid, aber du weißt, wie Kazuki sein kann und da hab ich einfach keinen Bock drauf“, entschuldigte sich Rui. „Jaja, würde ich jetzt auch sagen!“, versuchte Manabu mürrisch zu kontern, doch gleichzeitig schmiegte er sich an den Rosahaarigen, der ihn in eine Umarmung gezogen hatte. „Du bist genau so verschmust wie Maru“, stelle er grinsend fest, bevor er den Braunhaarigen noch etwas an sich drückte und ihm dann seine Lippen aufdrückte. Es war ein zärtlicher und liebevoller Kuss. „Okay, vielleicht liebst du mich doch, zumindest ein Bisschen“, grinste Manabu, nachdem sich ihre Lippen voneinander getrennt hatten. „Frechdachs“, grinste der Größere und schnappte noch einmal nach den fremden Lippen, bevor er sich von ihm löste und ins Schlafzimmer ging um sich fertig zu machen, was der Gitarrist dann auch nach seiner ersten Tasse Kaffee tat.
 

Eine halbe Stunde später saßen sie dann in Ruis Wagen. Normalerweise fuhren sie mit der Bahn, aber mittlerweile war es doch recht kalt und da hatten beide heute ausnahmsweise keine Lust, draußen in der Kälte rumzulaufen. Während der Rosahaarige sie gekonnt durch den Verkehr lenkte, fiel Manabu etwas ein. „Du weißt, welcher Tag heute ist?“ „Samstag, wieso?“ „Und welches Datum?“ „Der erste Dezember“ Schon an Ruis Tonfall konnte man merken, dass er keine Ahnung hatte, worauf Manabu hinaus wollte. Dieser verdrehte die Augen. „Und was sagt uns das?“, fragte er weiter und sah Rui auffordernd an. „Dass in 23. Tagen Weihnachten ist?“, versuchte Gefragter es zaghaft, doch an den verschränkten Armendes Braunhaarigen konnte er erkennen, dass seine Antwort nicht das gewesen war, was er hatte hören wollen. „Ich hab keinen Adventskalender bekommen!“, beschwerte sich der Gitarrist nun. Gut, dass sie gerade sowieso an einer Ampel halten mussten, sonst hätte Rui vermutlich eine Vollbremsung gemacht. „Darum geht’s dir? Meinst du nicht, dass du ein bisschen zu alt dafür bist?“, fragte der Bassist und war sich nicht sicher, ob sein Freund das ernst meinte, doch dessen empörtes „Man ist nie zu alt für einen Adventskalender!“ ließen die Zweifel verschwinden.

„Und warum sagst du mir das dann, anstatt wie letztes Jahr einfach einen im Supermarkt zu kaufen?“, fuhr Rui fort und versuchte dabei, sie weiter sicher durch Tokyos Verkehr zu schleusen. „Weil wir letztes Jahr noch nicht zusammen waren“, war Manabus Antwort und wieder konnte man Rui bestens ansehen, dass er auch diesen kausalen Zusammenhang kein bisschen verstand. „Ich will von dir einen Adventskalender! Kazuki bekommt von Byou auch jedes Jahr einen! Der denkt sich jeden Tag etwas aus, um Kazuki zu überraschen!“ Der Bassist sah etwas fassungslos aus. „Das nennst du nachdenken? Du weißt, dass deren Adventskalender zu fünfundsiebzig Prozent aus irgendwelchen Sexspielzeugen und der Erfüllung perverser Fantasien besteht?!“ „Ja, das weiß ich! Aber es geht ums Prinzip!“, jammerte der Jüngere und sah nun demonstrativ aus dem Fenster und ignorierte sämtliche Versuche von Rui, ihn zu beruhigen.

Manchmal fragte Manabu sich wirklich, welcher Teufel ihn geritten hatte, als er sich in Rui verliebt hatte. Er war manchmal so ein Idiot. Es entsprach schon beinahe dem Typ „weiche Schale, harter Kern“.
 

Auch als sie in der PSC angekommen waren, hatte Manabu immer noch kein Wort mit seinem Freund geredet und ihn keines Blickes gewürdigt. Sobald Rui den Motor abgestellt hatte, verließ Manabu Tür knallend das Auto und stampfte ins Innere des Gebäudes. Rui folgte ihm eilig.

Im Proberaum war der Rest auch schon versammelt. Jin war mit seiner PSP beschäftigt, während Byou und Kazuki rumalberten. „Manabu, was war heute Morgen in deinem Adventskalender drin?“, wollte Kazuki direkt mit leuchtenden Augen wissen, als die beiden den Proberaum betraten und sie sich begrüßt hatten. So ein Kleinkind, dachte Rui, doch der Kleinere drehte sich bei den Worten zu ihm um und funkelte ihn böse an. „Siehst du. Byou macht Kazuki mit dem Adventskalender eine Freude. Und du sagst mir, das sei kindisch und albern! Idiot!!“, beschwerte sich der Braunhaarige erneut und versuchte scheinbar, seinen Freund mit Blicken zu erdolchen. Ihr Drummer fand das ganze nun scheinbar spannender als seine PSP, denn die war unbeachtet auf dem Tisch gelandet und stattdessen beobachtete er das Spektakel mit großen Augen. Byou betrachtete das ganze skeptisch und Kazukis Blick huschte zwischen Rui und dem anderen Gitarristen hin und her. „Also hast du keinen Adventskalender bekommen?“, fasste der brünette Gitarrist zusammen und erntete ein Nicken von dem Braunhaarigen. „Jetzt mal im Ernst, das ist doch was für kleine Kinder“, unternahm der Rosahaarige einen erneuten Versuch, Manabu den Kalender auszureden, wurde aber von ihrem Sänger unterbrochen. „Also Kazukis Kalender ist alles andere als für kleine Kinder!“ Das dreckige Grinsen unterstrich seine Worte noch. „Jaja, aber Ausnahmen bestätigen die Regel. Jetzt mal ehrlich, Jungs. Ist ein Adventskalender so wichtig?“ Rui wusste nicht, was er sich erhofft hatte, aber ihm kam ein vierstimmiges „Ja, ist es!“ entgegen. Schulterzuckend ließ er das Thema aber vorerst fallen und sie widmeten sich ihrer Arbeit, als ihr Manager den Raum betrat.
 

Während einer kurzen Pause standen Kazuki und Rui in der Raucherecke. „Ist es wirklich so wichtig?“, fragte der Bassist in die Stille und im ersten Moment wusste Kazuki nicht, was er meinte, doch dann nickte er. „Du liebst Manabu doch, oder?“, fragte er und Rui blickte ihn empört an. „Natürlich liebe ich ihn! So sehr wie noch nie jemanden zuvor“, verteidigte er seine Gefühle für den Gitarristen. „Dann zeig ihm das doch auch. Wenn er sich über einen Adventskalender freuen würde, dann mach ihm doch einfach die Freude, auch wenn du es vielleicht kindisch findest. Es muss ja auch nichts teures sein oder was besonders aufwendiges. Und wenn es nur eine Tafel seiner Lieblingsschokolade ist, er würde sich trotzdem freuen. Oder ist er dir das etwa nicht wert?“ Rui seufzte. „Doch, natürlich ist er das. Aber… ach, ich weiß auch nicht. Mal sehen, was mir so einfällt.“ Das brachte den Brünetten zum Grinsen. „Ich bin stolz auf dich“ Der Rosahaarige zog eine Grimasse und als sie kurz darauf fertig geraucht hatten, begaben sich die beiden schnell zurück ins warme Gebäude.
 

Am späten Nachmittag konnten sie sich auf den Weg nach Hause machen. Manabu redete wieder mit Rui, wenn auch etwas distanziert. Er war sauer auf den Bassisten. Was war so schlimm daran, einen Adventskalender haben zu wollen? Er wusste, dass Rui ihn wirklich liebte. Aber er zeigte es verhältnismäßig selten offen und sagen tat er es eigentlich auch nicht so oft. An sich war es für Manabu okay so, aber er wollte wenigstens jetzt in der Weihnachtszeit etwas mehr Aufmerksamkeit von Rui. Der konnte seine grauen Zellen auch ruhig mal anstrengen. Wenn sogar Byou das schaffte, dann sollte Rui erst recht in der Lage dazu sein, ihn vierundzwanzig Tage lang jeden Tag mit einer Kleinigkeit zu überraschen. Aber der Braunhaarige hatte ja schon feststellen müssen, dass er da bei dem Bassisten scheinbar auf taube Ohren stieß.
 

Zuhause angekommen musste Manabu dann auch noch feststellen, dass seine Zigarettenpackung leer war und er auch keine mehr da hatte. „Scheiß Tag“, murrte er und zog sich gleich seine Boots und die Jacke wieder an. „Ich bin in der Stadt“, rief Manabu noch netter Weise in die Wohnung, bevor er diese verließ. Diese Chance nahm Rui wahr und verließ ebenfalls die Wohnung, nachdem er Maru einen entschuldigenden Blick zugeworfen hatte, doch die verzog sich beleidigt zurück aufs Sofa. Da war sie schon den ganzen Tag wieder alleine gewesen und kaum waren die beiden wieder da, waren sie auch schon wieder weg.

Der Rosahaarige kaufte im Supermarkt an der Ecke zunächst einen typischen Schoko-Adventskalender. Und dann überlegte er, mit was er seinem Freund eine Freude machen könnte. Kazuki hatte Recht, dass Manabu sich wahrscheinlich auch über eine Tafel seiner Lieblingsschokolade freuen würde, aber das war dann doch wieder zu einfach. Ohne dass er darauf geachtet hatte, wo er hinging, stand er plötzlich auf der Takeshita Dori. Das war gar nicht mal so schlecht, immerhin gab es hier jede Menge Läden, wo man Kleinkram kaufen konnte. Im ‚World Connect‘ wurde er dann auch fündig. Ein Handyanhänger aus Metall in Gitarrenform. Es war eine Kleinigkeit und auch nicht so wahnsinnig spektakulär, aber Manabu würde sich sicher darüber freuen. Hoffte der Bassist zumindest. Und etwas für den nächsten Tag hatte er auch schon gefunden.

Auf dem Rückweg überlegte er schon mal, was er Manabu noch schenken könnte. Immerhin brauchte er noch zweiundzwanzig weitere Mini-Geschenke für den Gitarristen.
 

Als er wieder nach Hause kam, war Manabu auch schon wieder da. Unschwer an den in die Ecke gekickten Boots erkennbar. „Wo bist du gewesen?“, schallte auch gleich Manabus Stimme aus dem Wohnzimmer. „Weg“, antwortete Rui jedoch nur und verschwand in die Küche, wo er den Adventskalender auf den Küchentisch stellte und das kleine Tütchen mit dem Anhänger danebenlegte. Erst dann ging er ins Wohnzimmer, wo der Braunhaarige auf der Couch lag und Maru kraulte, die sich auf seiner Brust zusammengerollt hatte und genießend vor sich hin schnurrte. „Tolle Antwort, echt“, grummelte Manabu und sah Rui trotzig an. Der Rosahaarige zuckte jedoch nur mit den Schultern, bevor er sich an den Schreibtisch in der Ecke setzte und den PC hochfuhr. „Maru, dein Herrchen ist heute wieder echt scheiße. Er liebt mich gar nicht!“, maulte Manabu und zu Ruis Entsetzen maunzte Maru einmal und es klang wie eine Zustimmung. Rui hielt jedoch die Klappe und tat so, als hätte er das Ganze nicht gehört, was den Braunhaarigen dazu veranlasste, grimmig unverständliche Sachen vor sich hinzumurmeln.
 

Eine Weile war es still im Wohnzimmer. Das einzige, was zu hören war, war Marus Schnurren und das Surren des Computers. Doch ein protestierendes Miauen durchbrach die Stille. Manabu hatte die Katze hoch und von sich runter gehoben und aufs Sofa gelegt um aufzustehen. Rui grinste, als Manabu in die Küche ging. Kurz darauf war ein leiser Freudenschrei zu hören. Unglaublich, wie leicht man Manabu glücklich machen konnte. Der Rosahaarige stand auf und ging in die Küche, doch auf halben Weg kam ihm der Kleinere schon entgegen und umarmte ihn. „Danke~“, strahlte er den Bassisten an, der nur zurücklächeln konnte. Ja, es hatte sich definitiv gelohnt, dafür durch die Kälte zu laufen. Denn das Strahlen in Manabus Augen war nur eine Sache, die Rui so sehr an ihm liebte. „Erwarte nur nicht zu viel von mir“, meinte Rui schief grinsend und legte seine Arme um seinen Freund. „Passt schon. Es freut mich, dass du das machst, obwohl du da nicht viel von hältst“, erklärte Manabu lächelnd. „Nicht viel? Eher gar nichts!“, antwortete der Bassist direkt und bekam von dem Braunhaarige eine Kopfnuss. „Du bist doch echt blöd. Kein Sinn für Romantik und so.“ Der Rosahaarige grinste. „Stimmt, aber das wusstest du schon vorher.“ „Ja, aber ich liebe dich leider trotzdem“, neckte Manabu den Größeren, der beleidigt die Wangen aufplusterte. „Was heißt denn hier leider?“ Dann aber lächelte er. „Ich dich auch“
 

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Kommis wären furchtbar lieb ♥



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  helios_no_hideto
2012-12-02T09:54:05+00:00 02.12.2012 10:54
Du liebst mich gar nicht!XD
Ein herrliches Kapitel ich habe wirklich selten soviel Spaß beim FF lesen!
Und da sag nochmal einer das Pairing passt nicht!xDDDDDD
Ich bin auf die nächsten Kapitel gespannt! ♥


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