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Unter den Apfelbäumen

Prequel zu Drachenkind
von

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Die 6. Begegnung - Teil 3

Nachdem Jonathans Inneres in Tausend Teile zersprungen war und sich vollkommen neu zusammengesetzt hatte, ihre Körper vom Schweiß glänzten und noch immer leicht bebten, küsste er Mary und schenkte ihr damit einen Teil seiner Seele.

„Ich liebe dich“, flüsterte er gegen ihre Lippen. Seine Worte besiegelte er mit einem weiteren, sanften Kuss. Diese Worte trafen nicht einmal annähernd das Gefühl, welches Jonathan empfand. Sie erschienen ihm viel zu schwach und doch wollte ihm nichts anderes einfallen, was stärker gewesen wäre. Doch unter seinen Lippen formte Mary ein breites Grinsen. Verwundert sah er sie an. Dann musste er unwillkürlich lachen.

„Du solltest dich sehen können. Ich glaube du hast noch nie so breit gegrinst“, sagte er spöttisch. Noch immer lag er auf ihr und er weigerte sich diese Nähe aufzugeben, obwohl er wusste, dass er zu schwer für sie sein musste.

„Ich war auch noch nie so glücklich“, antwortete sie ehrlich.

„Und?“

„Was?“

„Was ist mir dir? Lie-“ Er musste sich räuspern. Es war ihm peinlich. Er wollte sie nicht darum bitten, dass sie es sagte. So jemand war er doch nicht. Trotzdem wünschte er sich es von ihr zu hören.

Mary fuhr mit ihren Händen seinen Körper entlang, über seine Schultern und schließlich zu seinen Kopf. Sie streichelte seine Wange und lächelte.

„Ja, ich liebe dich, immer schon.“ Jonathan hatte nicht erwartet so erleichtert zu sein. Es fühlte sich an als wären Steine von seiner Brust gefallen. Abermals küsste er sie, dann löste er sich gänzlich von ihr und legte sich neben sie. Gleich darauf zog er sie fest in seine Arme. Er wollte nicht mehr als nötig von ihr getrennt sein.

„Warum liebst du mich?“, fragte er sie plötzlich und liebkoste ihre Schulter mit seinen Lippen. Erneut spürte das Verlangen nach ihr in sich wachsen. Er würde nie genug von ihr bekommen, das wusste er.

„Was ist das denn jetzt für eine seltsame Frage?“ Sie runzelte die Stirn.

„Ich bin neugierig. Ich meine, du denkst doch eigentlich, dass ich ein verwöhntes, egoistisches Muttersöhnchen bin, das sich nicht anstrengen muss, um etwas zu erreichen. Warum liebst du mich trotzdem?“

„Jonathan! Das habe ich nie gesagt!“

„Aber du hast es gedacht.“

Sie schwieg einen Moment. „Manchmal“, gab sie schließlich zu. Er nahm ihre Antwort gelassen hin, hatte er doch damit gerechnet.

„Also, warum?“

„Es stimmt, dass du manchmal so… von oben herab sein kannst. Dann bist du dir deines Namens und Erbes nur zu bewusst. In solchen Momenten denkst du zuerst nur an dich und nicht an andere und das mag ich nicht. Zum Glück ist das jedoch nur selten der Fall und soweit ich es beurteilen kann, siehst du auch ein, dass dieses Verhalten nicht in Ordnung ist.“

Jonathan kreuzte seine Finger mit ihren. Mit dem Daumen strich er über ihren Handrücken. Sicher dachte Mary an diesen schrecklichen Tag, als er ihr befohlen hatte sie anzusehen, als er all diese abscheulichen Dinge zu ihr gesagt hatte.

Er konnte nicht verstehen, warum sie jetzt bei ihm war.

Mary war jedoch noch nicht fertig: „Aber ich bewundere deine Intelligenz, die Art und Weise, wie du mit Worten umgehen kannst. Du hast mir so viel erklärt und beigebracht, warst meist geduldig mit mir und du hast mir die Welt so viel näher gebracht.

„Und deine Zeichnungen… Wenn ich nicht schon zuvor etwas für dich empfunden habe, dann aber ab dem Moment, als du mir den Feengarten zeigtest und wenn nicht ab diesem Moment, dann ab dem Augenblick als du mit mir gemeinsam gezeichnet hast. Du kannst dir nicht vorstellen, wie viel mehr das bedeutet hat.

„Das alles zeigt mir, wie du wirklich bist: sanft und einfühlsam, gefühlvoll und voller Leidenschaft. Du hast mich nie wie jemand Hilfloses behandelt. Aber am meisten liebe ich dich wegen dem, was vorhin geschehen ist.“

Jonathan vergrub das Gesicht in ihren Haaren. „Das ist mir peinlich, vergiss es bitte“, murmelte er. Er spürte wie sie lachte.

„Nein, ganz bestimmt nicht. Ich werde es immer in Erinnerung behalten und weißt du warum?“

„Sag es mir“, erwiderte er seufzend.

„Dass ich es bin, die all diese unterschiedlichen Gefühle gleichzeitig in dir auszulösen vermag, gibt mir das Gefühl dich wirklich zu kennen, dich mein zu nennen. Es hat mir gezeigt, wie sehr du mich liebst. Ich habe mich nie begehrter gefühlt, nie glücklicher und vor allem hat es mir etwas von meiner eigenen Angst genommen.“

Sie schwiegen eine Weile und er streichelte ihren Arm. War er wirklich all das? Er selbst hielt sich nur für den verwöhnten Jungen, etwas was sie ihm einmal direkt gesagt hatte. Aber er wusste auch so, dass es stimmte. Hatte er sich inzwischen wirklich geändert? Er hoffte es. Er wollte gut genug für sie sein.

„Du bist dran“, unterbrach sie seine Gedanken.

„Mmh?“

„Warum liebst du mich?“ Er atmete schwer ein. Mit dieser Frage hätte er rechnen müssen und es war auch nicht so, dass er nicht wusste, was er antworten sollte. Vielmehr gab es so vieles, dass er nicht wusste, wie er es in Worte fassen sollte. Schon wieder.

Mit Begriffen wie Schönheit und Attraktivität, konnte sie nichts anfangen. Das Aussehen hatte für sie keinerlei Bedeutung. Deswegen musste er es anders formulieren.

Er küsste sie flüchtig, bevor er antwortete.

„Du nimmst mich, wie ich bin“, begann er schließlich. „Du sprichst mit mir, als wär ich niemand besonderes und obwohl es mir am Anfang auf die Nerven ging, habe ich es schätzen gelernt. Du verstellst dich nicht, bist immer ehrlich und sagst was du denkst – auch wenn du mich damit manchmal in den Wahnsinn treibst. Du sagst mir, wenn ich etwas falsch gemacht habe, ohne lange drum herum zu reden. Es sind deine Worte, die mich dazu bringen, meine Handlungen noch einmal zu überdenken. Immer hast du ein Lächeln auf dem Gesicht. Es macht mich glücklich dein Kichern zu hören und dich Lachen zu sehen. Du bist wunderschön, deine Haare einmalig. Nur deinetwegen habe ich mit dem Malen begonnen. Nur wegen dir konnte ich zu dem werden, der ich heute bin.

„Du machst mich… gut.“

Mary lächelte.

„Ich kann dich nicht gut machen, das bist du nämlich schon. Ich gebe dir vielleicht nur hin und wieder einen kleinen Anstoß.“

„Ein Tritt trifft es wohl eher“, sagte er schmunzelnd. „Ich weiß nicht. Manchmal denke ich, dass wenn ich dich nicht kennen würde, dich nicht mehr hätte, ich wohl verloren wäre. Was für einen Sinn hätte dann alles noch?“

„Jonie, so darfst du nicht reden.“, rügte sie ihn sanft. „Du bist ein wundervoller Mensch und es ist schade, dass du das selbst nicht erkennst, also glaube mir, wenn ich dir das sage. Ich würde dich nicht anlügen.“

„Nein, das würdest du wohl nicht.“

Sie schwiegen einen Moment und genossen die Nähe des Anderen. Dann stellt Mary ihm die Frage, die er die ganze Zeit schon gefürchtet hatte.

„Warum bist du eigentlich zurückgekommen?“, fragte sie mit leiser Stimme.

Erneut vergrub er den Kopf in ihrem Haar und atmete ihren Duft ein. Der Gedanke an Äpfel überkam ihm dabei und er musste traurig lächeln.

„Es ist egal, es spielt keine Rolle mehr.“

„Sag es mir trotzdem, bitte.“

Er schüttelte den Kopf und wusste, dass sie es gespürt haben musste, denn er hatte seine Position nicht verändert.

„Hast du von meiner… Eh-“

„Sag es nicht“, unterbrach er sie schärfer als beabsichtigt. Mit sanfterer Stimme fuhr er fort. „Sag es nicht, bitte. Ich will dieses Wort nicht hören.“

„Wusstet du davon?“, fragte sie ihn dennoch, vermied das Wort aber.

Er schüttelte erneut den Kopf. „Nein, erst als ich hier war und nach dir gesucht habe. Meine Mutter hat es mir erzählt und auch warum.“ Jonathan presste wütend den Kiefer zusammen und ballte die Hand zur Faust.

„Was ist?“

„Nichts.“, erwiderte er einsilbig. Mary atmete schwer aus. „Auch, wenn ich blind bin, spüre ich, dass etwas nicht in Ordnung ist.“

„Ich weiß. Das ist unheimlich.“

„Jonie!“ Sie schlug ihm leicht auf die Hand und er musste lachen. „Das hat damit nichts zu tun. Ich bin eine Frau und wir spüren das einfach!“ Immer noch lachte er. Wenn sie sich so aufregte, verliebte er sich noch ein wenig mehr in sie, dachte er. „Ich glaube, ich habe mich außerdem in dich verliebt, weil ich nie zuvor eine andere Frau getroffen habe, die so viele Schimpfwörter kennt wie du. Den Tag, als Misses Collest dich wegen der Wäsche ausgeschimpft hat, werde ich nie vergessen. Du hast geschimpft, wie in kleiner Spatz.“

Eine tiefrote Farbe zog sich über Marys Gesicht und ließ ihn laut lachen.

„Das hätte niemand hören dürfen! Oh, du…“

„Ja?“

„Du…“

„Ja?“

Sie drehte den Kopf weg und verschränkten die Arme vor der Brust. Es wäre weitaus beeindruckender gewesen, wäre sie nicht nackt gewesen. So hatte es jedoch etwas seltsam Komisches an sich. Er konnte nicht mehr aufhören zu lachen.

„Oh, ich bin also so lustig, ja?“, fragte sie spitz. Sie klang eingeschnappt.

„Ja. Nein!“, schob er sofort hinterher. Er sah wie sich ihre Lippen kräuselten und mit den Fingern drehte er ihr Gesicht zu ihm und platzierte einen Kuss auf ihrem Mund. „Ich liebe dich mit meinem ganzen Herzen.“, flüsterte er ernst.

„Weißt du, es hätte mehr Wirkung, wenn du mich vorher nicht ausgelacht hättest.“ Ihre Antwort ließ ihn erneut auflachen und Mary stimmte mit ihrem unverwechselbaren Kichern ein.

Anders als Jonathan gehofft hatte, hatte Mary ihre Frage dennoch nicht vergessen. „Warum bist du zurückgekommen, Jonie? Niemand hat mit einer so frühen Rückkehr gerechnet.“

„Ich… Ich habe dich gemalt, schon wieder und ich habe es nicht einmal gemerkt. Du bist immer in meinen Gedanken. Als mein Meister und seine Frau es merkten, haben sie mir ein Angebot unterbreitet, das ich annehmen wollte. Doch jetzt… ist es nicht mehr von Bedeutung.“ Er hatte leise gesprochen. Es war einfach schwer über zerbrochene Träume zu sprechen.

„Was war das für ein Angebot?“

„Mary, bitte...“

„Nein, sag es mir.“ Jonathan atmete tief durch und erzählte Mary dann alles. Er fing bei dem Auftrag für die Küchenwand an und endete damit, dass er gleich am nächsten Tag nachdem Cecilie mit ihm gesprochen hatte, aufgebrochen war um sie zu holen.

Während er erzählte, beobachtete er Marys Reaktion. Erst war sie erstaunt, doch je mehr er ihr von dem Vorschlag erzählte, der ihm unterbreitet worden war, desto trauriger wurde ihr Gesicht, bis sie schließlich die Hände vor das Gesicht schlug, um ihre Tränen zu verbergen, die zwischen ihren Fingern hindurch liefen. Sacht zog Jonathan ihre Hand weg und küsste die Tränen fort.

„Wärest du mit mir gekommen? Wenn all das nicht geschehen wäre, oder ich eher dagewesen wäre, wärest du dann mit mir gekommen?“

„Oh, Jonie, willst du diese Antwort wirklich wissen? Du hattest recht, es ist egal.“

„Bitte.“

„Es spielt doch keine Rolle mehr“, schluchzte sie.

„Mary, ich muss es wissen!“

„Ja!“, stieß sie schließlich aus. „Ich wäre mit dir gegangen! Ich hätte nicht einmal darüber nachdenken müssen. Du weißt nicht, wie sehr ich dich vermisst habe. Du kannst dir nicht vorstellen, wie sehr ich es bereut habe, dass ich nicht damals schon mit dir gegangen bin. So sehr… Immer und immer wieder habe ich daran gedacht, habe mir gewünscht, dass du zurückkommst und-“

Sie biss sich so fest auf die Lippen, dass Jonathan überzeugt war, dass es wehtun musste. Tränen liefen noch immer ihre Wange hinab.

„Doch, dass kann ich“, flüsterte er zwischen seinen Küssen. „Mir ging es genauso.“

„Jonie, halte mich, bitte.“ Fest schloss er sie in die Arme und sie liebte sich ein weiteres Mal, ganz so, als wollten sie die Versäumnisse der Vergangenheit aufholen.
 

Erst am späten Nachmittag aßen sie etwas. Hinterher zeigte Jonathan Mary einige Zeichnungen, die er noch in seiner Mappe hatte. Es waren grobe Skizzen, aber auch die Entwürfe die Küchenszene waren darunter.

Jonathan sah sie nachdenklich an, während Marys Finger über das Papier strichen, ganz so, als könnte sie die Linien mit ihren Fingerkuppen spüren und nachzeichnen.

„Du bist du still“, merkte sie schließlich an und ließ die Hand sinken.

„Ich würde dich gern zeichnen“, sagte er mit rauer Stimme. Mary sah ihn verwirrt an.

„Aber das hast du doch schon so oft getan.“

„Nein, nicht so… sondern so, wie du im Moment bist.“ Er zog sie in seine Arme und küsste sie flüchtig. „Ich möchte dich zeichnen, wie du im Moment bist, nackt und wunderschön“, flüsterte er gegen ihr Ohr. Er spürte, wie sie erschauerte und sich die feinen Härchen auf ihrem Arm aufstellten.

„Nackt?“ Ihre Stimme zitterte leicht und sofort bedeckte sie ihre Blöße, obwohl sie schon die ganze Zeit entkleidet waren.

„Ja.“

„Aber, ich… das gehört sich nicht… und… ich… ich schäme mich…“, stammelte sie verlegen. Sanft zog er ihr die Hand vom Körper und platzierte kleine Küsse auf ihren Schultern.

„Bitte, du musst dich nicht schämen. Nicht vor mir. Ich habe dich die ganze Zeit nackt gesehen, dich geliebt und du bist wunder-, wunderschön. Ich glaube nicht, dass meine Zeichnungen dir gerecht werden können oder dass ich es je sein kann, aber ich will es weiter versuchen.“

Mary schnaubte kurz und Jonathan schüttelte ungläubig den Kopf. Sie würde seine Komplimente nie annehmen.

„Wenn ich zustimme, musst du mir versprechen, dass niemand dieses Bild jemals zu sehen bekommt!“, forderte sie von ihm.

„Natürlich! Glaubst du wirklich, ich würde diesen Anblick mit jemanden teilen?“, fragte er sie ernst. „Allein der Gedanke, dass dein… er… dich ebenfalls schon so gesehen hat, nackt und erregt, macht mich rasend vor Wut“, presste er heraus.

„Sprich nicht über ihn“, sagte sie sanft.

„Nichts lieber als das. Aber du hast zugestimmt und ich will keine Zeit mehr vergeuden, solange ich noch etwas sehen kann.“

„Wie soll ich mich…“, sagte sie unbeholfen.

„Wie du es möchtest. Ich will, dass du dich wohlfühlst und entspannst.“

Sie nickte, dann legte sie sich auf das Bett, während er aufstand und seine Zeichensachen holte. Anschließend zündete er den Kerzenleuchter an, damit ihr Körper in warmes Licht getaucht wurde. Er setzte sich auf einen der Stühle und legte seine Mappe zurecht. Mary legte sich leicht seitlich auf das Bett, einen Arm schob sie dabei unter ihren Kopf. Mit der anderen Hand zog sie die Decke über ihr Becken und bedeckte sich damit. Obwohl es Jonathan nicht gefiel, sagte er nichts. Ihren linken Arm legte Mary über ihren Bauch. Den Kopf drehte sie in seine Richtung und schloss dann die Augen. Das war die Art und Weise wie sie sich am wohlsten fühlte, also würde er sie auch genauso zeichnen.

Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, begann er. Strich für Strich brachte er ihren Körper aufs Papier und musste sich doch beherrschen, dass sein Begehren ihn nicht übermannte und er sie ein weiteres Mal liebte.

„Ich denke nicht, dass er mich jemals so gesehen hat, wie du mich.“, sagte Mary nach einer ganze Weile plötzlich in die Stille. Jonathan hielt inne und sah auf. „Ich habe mich bei ihm nie so gefühlt, wie ich es bei dir tue. Nie haben seine Berührungen oder Küsse dieses Verlangen, dieses Feuer in mir ausgelöst.“ Sie lächelte, noch immer mit geschlossenen Augen und es war genau dieses Lächeln, dass Jonathan auf das Papier bannte.
 

Als er das Bild beendet hatte, runzelte Mary plötzlich die Stirn.

„Was ist?“, fragte er sie und machte die letzten Striche.

„Regnet es?“

„Mmh?“

„Es hört sich nach Regen an oder?“

Jonathan hörte auf zu Zeichnen und lauschte auf die Geräusche von draußen. Dann stand er auf und öffnete die Tür ein wenig. Tatsächlich regnete es leicht.

„Ja, es regnet und das hast du gehört?“, fragte er erstaunt. Inzwischen war es dunkel geworden und nur vereinzelt konnte er die Sterne am Himmel sehen.

„Ja, bring mich zur Tür“, antwortete sie. Jonathan konnte die Aufregung in ihrer Stimme hören. Ein wenig irritiert tat er, worum sie ihn gebeten hatte. Er führte sie zur Tür und Mary streckte die Hand nach dem Regen aus. Dann ging sie langsam nach draußen, immer noch mit erhobenen Händen und einen Kichern drang aus ihrer Kehle.

„Mary, komm zurück! Du wirst ja nass!“, rief er entsetzt aus.

„Na und?“

„Mary, sei doch vernünftig. Du könntest krank werden!“, versuchte er zu argumentieren. Ein Schauer überkam ihn, als er daran dachte, wie oft seine Mutter diesen Satz benutzt hatte.

„Komm her, Jonie! Es ist herrlich und überhaupt nicht kalt“, sagte sie freudig und begann sich im Kreis zu drehen.

Immer noch war sie nackt und ihr schwingender und drehender Körper übte eine sehr starke Wirkung auf Jonathan aus. Bei diesem Anblick zögerte er nicht länger und ging zu ihr. Er legte seine Hände von hinten um ihre Taille und zog sie an sich. Mary drehte ihren Kopf leicht und er küsste sie zärtlich.

„Das wollte ich schon immer machen. Einmal durch den Regen laufen und es ist herrlich! Ein tolles Gefühl.“

„Der Anblick ist es auf jeden Fall“, stimmte er ihr zu und küsste sie erneut.

„Tanz mit mir!“, forderte sie ihn auf, doch er konnte sie nur verständnislos ansehen.

„Was?“

„Du sollst mit mir tanzen, bitte!“

„Hier gibt es keine Musik“, erwiderte er fast wie von selbst. Mary verzog die Lippen und er küsste sie noch einmal. Wie oft er das an diesem Tag getan hatte, wusste er nicht, aber er konnte sich an jeden einzelnen dieser Küsse erinnern. Unter seinen Lippen, begann Mary eine vertraute Melodie zu summen. Immer wieder erstaunte sie ihn. Sie war bei den Empfängen nie dabei gewesen, trotzdem muss sie die Musik von der Küche oder einem anderen Raum gehört und sich gemerkt haben. Sie gab die Melodie perfekt wieder. Nur hatte er nun keinen Grund mehr sich ihr zu verweigern. Extra laut seufzte er noch einmal und Marys Summen wurde durch ein winziges Lachen unterbrochen. Er drehte sie sanft zu sich und nahm ihre Hand in seine. Die andere legte er auf ihre Taille. Dann führte er Mary im Takt der Melodie, die sie erzeugte.

„Das meinte ich, als ich sagte, du bringst mich dazu Dinge zu tun, die ich nie im Leben getan hätte“, flüsterte er leise. Wenn ihn jemand, der ihn kennen würde so sah, würde er es nicht glauben. Er konnte es ja nicht einmal selbst glauben. Wie sehr sie ihn doch veränderte.

Mary verzog die Lippen zu einem Lächeln. „Weißt du am Anfang, habe ich gedacht, dass du nicht ganz richtig im Kopf bist“, sagte er plötzlich gerade heraus.

„Was?“, rief Mary erschrocken und riss die Augen weit auf. Sie blieb stehen, doch Jonathan tanzte weiter mit ihr, auch wenn es nun keine Melodie mehr gab.

„Du hast immer so viel gelächelt und ich wusste einfach nicht warum. Egal, was ich oder andere gesagt haben, du hast ganz oft mit einem Lächeln reagiert. Manchmal habe ich mich gewundert, ob du mich nicht auslachst.“

Mary schüttelte kurz den Kopf. „Nein, das habe ich nie“, sagte sie. „Ich lache eben gern, ist doch besser als immer nur traurig zu sein und wenn ich andere damit auch für einen kurzen Moment glücklich machen kann, umso besser.“

Jetzt war es Jonathan der inne hielt. „Du bist einfach erstaunlich“, sagte er bewundernd. „Mir wäre nicht einmal der Gedanke daran gekommen.“

„Ich weiß“, erwiderte sie schlicht. Sie umfasste seinen Nacken und zog ihn zu sich. Jonathan küsste sie nur zu bereitwillig. Doch es war kein kurzer Kuss, denn Mary vertiefte ihn und ertastete vorsichtig mit ihrer Zunge seinen Mund, bis er sie schließlich einließ.

Ihre Hand glitt seine Arm hinab, bis sie seine Finger fand. Sie umfasste sie und unterbrach den Kuss. Dann zog sie Jonathan auf den Boden.

„Was soll das werden?“, fragte er neugierig. Mary tastet nun nach seiner Schulter und drückte ihn sanft nach hinten, so dass er im Gras lag. Sie küsste seine Brust und ein leises Stöhnen entfuhr ihm. „Mary?“

„Es wird Zeit für noch ein ‚noch nie‘“, flüsterte sie heißer. Er zog sie nach oben und küsste sie wild auf die Lippen. Er wollte sich aufrichten und sich über sie beugen, doch sie drückte ihre Hand auf seinen Oberkörper und schüttelte den Kopf. Jonathan spürte das Gras in seinem Rücken. Es war weich und kühl. Keineswegs fühlte es sich unangenehm an. Stattdessen löste es ein zusätzliches Kribbeln in ihm aus. Mit ihrem Mund strich sie zärtlich über seine Wangen, bis sie sein Ohr erreichte. „Jetzt bin ich dran.“

Diese einfachen Worte ließen seinen ganzen Körper erzittern und heftiges Verlangen nach ihr durchströmte ihn. Erneut küsste er sie, während ihre Finger seinen Körper erkundeten. Jonathan konnte nicht glauben, wie ihm geschah. Jetzt war sie es die ihn verführte. Noch nie hatte das eine Frau versucht oder gar den Mut dazu gehabt. Mary schien so selbstsicher in diesem Moment, dass er sie noch reizvoller fand. Ihre Küsse und Berührungen schienen sich in seine Haut einzubrennen. Sie erregte ihn so sehr, dass es ihn fast wahnsinnig machte. Keine andere Frau hatte das vor ihr geschafft. Der Regen, der warm auf sie nieder fiel und ihre Körper streichelte, tat sein übriges.

„Oh Gott!“, stieß er aus, als Mary ihn mit ihren Händen verwöhnte. Etwas grob zog er sie nach oben und küsste sie hart. „Bitte!“, flehte er sie mit trockener Kehle an. „Ich kann nicht mehr warten.“

Abermals lächelte sie und es brachte ihn dazu, sie gleich noch einmal zu küssen.

„Du musst mir helfen“, sagte sie und kurz klang ihre Stimme doch unsicher. Mary schwang ein Bein über seinen Körper und platzierte sich in seiner Körpermitte. Wiederholt stöhnte er laut auf, als er sie an sich spürte. Dann zog er sie an den Haaren nach unten und sein Mund verschmolz mit ihrem, während es auch ihre Körper taten.
 

In der Hütte nahmen sie eine der Decken, um sich zu trocken. Mit Hilfe der noch brennenden Kerzen entfachte Jonathan ein Feuer im kleinen Kamin. Anschließend schlüpfte er mit Mary unter die zweite Decke im Bett und sie kuschelten sie sich aneinander. Mit den Fingern kämmte Jonathan Marys Haare und strich zwischendurch immer wieder über ihre Schulter. Da es nur ein kleines Zimmer war, wurde es schnell warm. Eine ganze Weile sagten sie nichts. Sie genossen schlicht die Wärme und Gegenwart des Anderen. Jonathan spürte diesen Moment, die Zeit mit ihr, unaufhaltsam durch seine Hände rinnen und er konnte nichts tun, um es aufzuhalten. Am Morgen würde er sie gehen lassen, zurück zu ihrem… Er konnte das Wort nicht einmal denken.

„Wenn du so weiter machst, schlafe ich noch ein“, flüsterte Mary mit geschlossenen Augen.

„Mach es. Ich bleibe wach und betrachte dich noch ein wenig.“

„Nein, ich will nichts von der Zeit mit dir verpassen.“

„Das geht mir genauso.“ Wieder schwiegen sie eine Weile. Dann stellt ihr Jonathan eine Frage, die ihn schon jahrelang beschäftigte: „Mary, ich habe dich schon einmal danach gefragt, aber wie ist es wenn man blind ist?“

Mary runzelte die Stirn und drehte sich zu ihm um. „Wie kommst du plötzlich darauf?“

„Das kann ich dir ehrlich gesagt auch nicht sagen, aber ich denke oft daran. Ich kann es mir nicht einmal vorstellen und du musst jeden Tag damit leben.“

„Es ist nicht so schlimm, wie du vielleicht denkst.“

„Aber du kennst es doch nicht anders. Du weiß nicht, was dir entgeht.“

„Nein, das weiß ich nicht. Ich glaube es ist schlimmer, sehen zu können und dann blind zu werden. Ich weiß nicht, was mir entgeht und hatte immer nur meine Vorstellung. Andere wissen, was sie verloren haben.“

Stumm nickte Jonathan, dachte aber noch darüber nach. Marys Stimme riss ihn aus seinen Gedanken.

„Der Gürtel von meinen Kleid, liegt er hier?“, fragte sie plötzlich.

Jonathan stütze sich auf den Ellenbogen und sah über die Bettkante. Ihre Kleidung lag noch genauso da, wie sie sie zuvor ausgezogen hatten. Er beugte sich über Mary, gab dabei acht ihr nicht wehzutun und griff nach dem Kleid. Den Gürtel zog er in einer flüssigen Bewegung heraus und legte ihn Mary in die Finger.

„Was willst du damit?“

„Ich nicht, aber du. Binde ihn dir über die Augen.“

„Was?“

„So kannst du vielleicht einen kleinen Eindruck davon bekommen, wie es sich anfühlt.“

Jonathan zögerte und Mary bemerkte es. „Hast du Angst?“, fragte sie ihn.

„Nein, nicht direkt, aber es ist…“

„Nicht für immer“, beendete sie seinen Satz.

„In Ordnung“, stimmte er schließlich zu. Er nahm ihr den Gürtel ab und setzte sich auf. Dann verband er sich die Augen damit. Da es leichter Stoff war, nahm er ihn doppelt und band ihn über die Augen. Als Jonathan die Augen öffnete, sah er nur noch ein dünnen Streifen Licht hindurch. Nicht mehr. Der Gedanke so immer leben zu müssen, verursachte Panik in ihm. Am liebsten hätte er sie sofort wieder abgenommen, aber er wollte durchhalten. Mary lebte ihr ganzes Leben damit, er wollte es wenigstens eine kurze Zeit schaffen.

„Und?“, fragte sie schließlich. Sie berührte ihn an der Hand und er zuckte zusammen. Es kam unerwartet. Er hatte es nicht kommen sehen.

„Es ist seltsam“, gestand er ihr. Jetzt war er es, der an Marys Fingern entlang tastete. Er glitt ihren Arm entlang, hinauf zu ihren Schultern. Behutsam strich er über ihr Schlüsselbein und ihren Busen wieder hinab, bis zu ihren Bauch. Mary seufzte leise.

„Ich glaube es gibt doch einen Vorteil“, sagte sie leise. Jonathans Hände strichen ihren Körper wieder nach oben, bis zu ihrem Hals und dann vorsichtig über ihre Lippen und ihre Wange.

„Welcher soll das sein?“ Es war merkwürdig ihren Körper, von dem er dachte, dass er mit ihm inzwischen recht vertraut war, so wahrzunehmen. Er wusste wie sie aussah und doch fühlte es sich anders an. Sie schien nur noch aus Bergen und Tälern zu bestehen, die er mit seinen Fingerkuppen erkundete. Es war aufregend nicht zu wissen, welche Stelle er als nächstes berühren würde.

Als könnte sie seine Gedanken lesen, griff Mary genau diese Worte auf. „Es ist aufregend nicht zu wissen, wo du mich als nächstes berührst. Würde ich es sehen, wäre ich wohl darauf vorbereitet und würde es nicht ganz so intensiv empfinden, wie ich es jetzt tue.“

„Vielleicht hast du recht“, stimmte er ihr zu. „Ich will es selbst herausfinden.“

Er beugte sich langsam herab und konnte nur erahnen, wo er ihre weichen Lippen finden würde. Seine Hände lagen noch immer an ihrer Wange und streichelten diese. Mit seinem Mund fuhr er die Konturen ihres Gesichtes nach, bis er ihre Lippen fand. Er küsste sie sanft und innig. Sie lächelte unter seinem Kuss.

„Was machst du mit mir?“, flüsterte er leise. „Ich will dich erneut.“ Er sog scharf die Luft ein, als Mary ihn schließlich berührte. Ihre Hände streichelten seinen Rücken, erst hinauf und ab und dann zeichnete sie kleine Kreise mit den Finger. Sie hatte recht. Es war etwas ganz anderes nicht zu wissen, wo sie ihn als nächstes Berühren würde. Es versetzte all seine Sinne in Aufregung und schien sie zu schärfen.

Mit einem Stechen im Herzen, dachte er daran, wie er nur ohne sie weiter leben sollte. Wie konnte er all diese köstlichen Erfahrungen machen und sie dann wieder gehen lassen?

„Liebe mich“, flüsterte sie ihm ins Ohr. Mit diesen zwei Worten gelang es ihr, alles anderen aus seinen Gedanken verschwinden zu lassen.
 

Sie schwiegen.

Langsam legte das Pferd den Weg in die Stadt zurück. Jonathan hatte einen Arm um Mary gelegt und sie lehnte sich gegen seine Brust. Als der Morgen angebrochen war, hatten sie sich auf den Rückweg gemacht. Mary wollte ihren Vater nicht länger allein lassen und war davon überzeugt, dass sich ihre Mutter Sorgen machte. Gewöhnlich kam sie am Abend immer noch einmal vorbei, um nach den beiden zu sehen.

Jonathan wusste, dass auch seine Mutter sich Gedanken machte, vielleicht auch sein Vater und sie würden wissen wollen, wo er gewesen war. Es war wohl besser nichts darauf zu antworten. Was sollte er ihnen auch sagen? Sie würden es nicht verstehen. Das haben sie vorher nicht und nun war Mary eine verheiratet Frau. Jonathan wusste, dass er ihre Belehrungen nicht würde ertragen können.

Sicher brachte Jonathan sie in die Stadt zurück und obwohl es ein langer Weg war, erschien er ihm immer noch zu kurz. Noch vor dem Mittag erreichten sie die Stadtgrenze und kamen bald darauf bei Marys Heim an. Doch bevor sie ihr Ziel erreichten brachte Jonathan das Pferd noch einmal zum Halten. Schwer atmete er aus.

„Sind wir schon da?“, fragte sie leise. Ihre Hand lag auf seiner und sie drückte sie sanft.

„Noch nicht. Mary…“ Seine Stimme brach. Wie sollte er sie zu diesem Haus bringen und dann umkehren? Wie?

„Nicht. Wir wusste es von Anfang an.“

„Bereust du es? Bereust du es deinen Mann betrogen zu haben?“, wisperte er mit heißer Stimme.

„Weißt du, was ich mich die ganze Zeit gefragt habe?“

„Sag es mir“, forderte er sie auf. Mit einer Hand schob er ihr Haar zur Seite und küsste ihren Nacken.

„Wie kann sich etwas so gut und richtig anfühlen, wenn es doch eigentlich eine Sünde ist. Für diese eine Nacht bin ich gern zur Sünderin geworden.“

Er drehte ihr Gesicht in seine Richtung und küsste sie.

„Lass uns hier Abschied nehmen“, flüsterte sie gegen seine Lippen.

Also küsste er sie ein letztes Mal und in diesen Kuss legte er all seine Gefühle für sie, seine Liebe und Verlangen, aber auch seine Verzweiflung und seinen Schmerz.

Er glaubte bei ihr das gleiche zu Schmecken.

Danach ritten sie genauso schweigend weiter, wie zuvor. An ihrem Haus hielt er und half ihr vom Pferd. Er sah einige Frauen, die sie beobachteten, aber er ignorierte ihre Blicke. Niemand hatte sie gestern schließlich zusammen wegreiten sehen und wenn es ihr Mann doch erfahren sollte, wenn er sie verlassen sollte… Diese Hoffnung wollte sich Jonathan gar nicht erst ausmalen. Er würde sie sofort zu sich holen und sie endgültig und vor Gott sein machen.

All das sprach er nicht aus, sondern behielt es für sich. Mary konnte er davon nichts erzählen. Er führte sie zur Tür und legte ihre Hand auf den Griff, ließ sie jedoch nicht los.

„Du musst mich gehen lassen…“, flüsterte sie. Ihre Stimme klang fest und fast hätte sie in von ihrer Tapferkeit überzeugt, wenn nicht eine Träne ihre Wange hinab gelaufen wäre. Jonathan hob den Kopf und sah der Nachbarin von nebenan direkt in die Augen. Er konnte Mary nicht noch einmal küssen, er konnte nicht länger bleiben – so sehr er es auch wollte. Er durfte sie nicht in Schwierigkeiten bringen. Er wusste, dass sie immer ihn gewählt hätte, hätte das Schicksal es anders mit ihnen gemeint. Das musste ihm genügen.

Ein letztes Mal noch drückte er ihre Hand, dann schwang er sich auf sein Pferd und gab ihm die Sporen. Jonathan drehte sich nicht noch einmal um, aus Angst sie schließlich doch einfach noch mit sich zu nehmen.
 

Im Haus der Semerloys warteten seine Eltern bereits auf ihn. Sobald sie hörten, dass er das Pferd in den Stall brachte, kamen sie nach draußen und stellten ihn zur Rede.

„Jonathan, wo bist du gewesen? Weißt du eigentlich, was für Sorgen wir uns gemacht haben?“, sprach Magdalena aufgeregt.

Jonathan ging an seiner Mutter vorbei ohne ein Wort zu sagen. Sein Vater bedachte ihn mit einem strengen Blick, den er in seinem Rücken spüren konnte und der ihn normalerweise immer dazu brachte sich zu entschuldigen und sein Verhalten zu erklären, aber nicht an diesem Tag. Wortlos betrat er das Haus und ging in großen Schritten den Flur entlang. Ein Mädchen lief ihm mit einem Stapel Betttücher entgegen. Sie war die erste mit der er sprach: „Lasst mir heute Abend ein heißes Bad ein.“ Mehr sagte er nicht zu ihr und wartete auch nicht auf ihre Antwort oder ein Kopfnicken.

Hinter sich hörte er seine Mutter und Vater, die ihm immer noch folgten.

„Jonathan Mathew Semerloy!“, sagte sein Vater mit erhabener Stimme. Wenn sein Vater seinen vollständigen Namen aussprach, wusste Jonathan, dass er wütend war. Vielleicht hatte er auch allen Grund dazu, schließlich hatten sie nicht gewusst, wo er die letzte Nacht und den Tag verbracht hatte. Aber er konnte es einfach nicht erklären. Er konnte ihnen nicht sagen, dass er die letzte Nacht mit der einzigen Frau verbracht hatte, die er jemals geliebt hatte und dass es… unbeschreiblich gewesen war. Sollte er ihnen sagen, dass sie einen Mann, der es gut gemeint hatte, hintergangen hatten? Bestimmt nicht.

Jonathan ging zu seinem Zimmer und öffnete die Tür. Noch bevor seine Eltern bei ihm waren, war er schon im Zimmer und hatte die Tür halb geschlossen.

„Jonathan!“, rief seine Mutter. Angst war in ihrer Stimme zu hören. Er konnte sie einfach nicht ignorieren. Jonathan hielt in seiner Bewegung inne und wartete bis sie vor seiner Tür standen.

„Es geht mir gut“, sagte er schließlich, konnte ihnen jedoch nicht in die Augen sehen. Er hatte Angst, dass man ihm alles ansehen würde. „Sagt Mister Alley, dass ich morgen wieder abreise.“

Ohne ihre Antwort abzuwarten oder sie doch noch anzusehen, schloss er die Tür. Er ging zu seinem Bett und entledigte sich nur seiner Weste, Hemd und Schuhe. Dann legte er sich hin, zog die Decke über seinen Körper und stellte sich vor, es wären Marys Hände, die ihn berührten.

Er war müde. Er hatte mehr als einen Tag nicht geschlafen und er hoffte inständig, dass die Welt des Traumes ihn zu Mary zurückbringen würde.



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