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風の記憶 (Kaze no kioku)

Die Erinnerung des Windes
von

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Vorbereitungen

Nachdem sie diese intime Zeit miteinander verbracht hatten, ging Hiko davon aus, dass Seiimei die Nacht über bei Sachi bleiben würde und erwartete ihn nicht zurück. Umso überraschter war er, als er am nächsten Morgen erwachte und Seiimei neben sich spürte. Er hielt eine Haarsträhne in seiner Hand und spielte damit.

Langsam öffnete Hiko die Augen und sah zu ihm auf, erschauderte bei seinem Lächeln. „An deinem Blick sehe ich, dass du mich hier nicht erwartet hast. Bist du etwa davon ausgegangen, dass ich den Rest der Nacht bei Sachi verbringe, um… irgendetwas aufrecht zu erhalten?“ Beschämt wandte der Junge den Blick ab und schluckte, traute sich nicht mehr, ihn anzuschauen. Das war so peinlich… Seiimei lachte auf und schüttelte den Kopf. „Nun, ich kann es dir nicht verübeln, dass du so denkst.“ Er griff nach einer Glocke und gleich darauf öffnete sich die Schiebetür und zwei Diener traten ein. „Bleib noch liegen und entspanne dich. Im Gegensatz zu dir habe ich eine große Verpflichtung, die ich leider erfüllen muss.“ Er beugte sich über ihn und gab ihm einen Kuss auf die Stirn, ehe er sich erhob. „Außerdem muss alles für die Hochzeit vorbereitet werden.“ Hiko setzte sich auf und verbeugte sich tief. „Komm später in meine Amtsgemächer.“ Der Junge nickte und sah zu, wie die Tür sich schloss, die zum Umkleidezimmer führte. Er seufzte und ließ sich in die Kissen zurückfallen, atmete Seiimeis Geruch ein. Es war tatsächlich passiert… Er hatte mit dem Shogun die Nacht verbracht. Bei dem Gedanken daran klopfte sein Herz wieder so schnell und sein Gesicht wurde heiß vor Scham. Doch er wollte sich jetzt nicht ausruhen… Bevor er wieder zu Seiimei gehen würde, wollte er noch trainieren, damit er nicht nachlässig wurde. Es dauerte noch eine Weile, bis er sich endlich erheben konnte und schlüpfte in seinen Trainings-Kimono, nahm sein Katana und verließ die Gemächer. Ihm war klar, dass diese Nacht unter den Dienern längst die Runde gemacht hatte und sie mit Sicherheit spektakulärer zu erzählen war als die Nacht, die der Shogun mit Sachi verbracht hatte. Wen interessierte es auch, dass er mit einer Konkubine im Bett war, wenn der Beischlaf mit dem Leibdiener sehr viel sensationsreicher war?

Ein leises Seufzen entwich ihm bei dem Gedanken. Ihm hätte klar sein müssen, dass er nun das Zentrum der Klatschgespräche sein würde und damit wurde er sich auch im Dojo auseinandersetzen müssen. Schweigend betrat er die Hallen und atmete tief durch, zog sein Schwert aus der Scheide und begann mit dem Training. Zum Glück war bis jetzt noch niemand hereingekommen und so musste er sich erst einmal nicht rechtfertigen. Er fürchtete sich sogar ein wenig davor, von anderen darauf angesprochen zu werden, immerhin war Seiimei Shogun und nicht irgendein niederer Beamter, bei dem es nicht interessiert, was er tut. Nach einiger Zeit legte er das Katana beiseite und stöhnte leise. Egal wie, er konnte sich einfach nicht konzentrieren! Die Nacht, die hinter ihm lag, wollte nicht aus seinem Kopf verschwinden, jedes Mal, wenn er sich bewegte, musste er daran denken, dass Seiimei ihn an diesen Stellen berührt hatte. Sein Herz klopfte ihm bis zum Hals und er wandte sich ab, verließ den Dojo und ging die Gänge entlang zurück zu seinen Gemächern. Er ließ sich von den Dienern umziehen und eilte dann zu den Amtsgemächern, glitt leise hinein, doch das war eigentlich überflüssig, denn im Empfangsraum herrschte ein schrecklicher Lärm. Verwirrt glitt er hinter Seiimei und beobachtete die Minister, die lautstark miteinander diskutierten. „Eure Majestät, was ist passiert?“, fragte er leise und blickte zu ihm, kniete sich hinter ihn. „Meine Spione haben einen Boten abgefangen. Bevor er sich selbst gerichtet hat, hat er ihnen Hinweise überlassen, die darauf hindeuten, dass jemand einen Putsch plant. Jetzt diskutieren sie darüber, wie sie weiter vorgehen wollen, um den Anstifter zu finden.“, antwortete Seiimei fast monoton. „Und da sie nicht verstehen wollen, dass ich deswegen keine Sorgen habe und das regeln kann, ohne dass ich Leibwachen an jeder Ecke brauche.“ Etwas geschockt sah Hiko zu ihm auf und seufzte innerlich. Natürlich wollten es die Minister nicht hinnehmen, immerhin ging es darum, den Herrscher Japans zu schützen, der danach allerdings nicht verlangte.

„Haben sie denn schon eine Vermutung?“ „Außer, dass er innerhalb der Schlossmauern sein muss? Nein.“ Seiimei sah ihn leicht an und zuckte mit den Schultern, er seinem Herold den Befehl gab, dieses Durcheinander zu beenden. Auch wenn Hiko nach außen hin ruhig schien, diese Neuigkeit verunsicherte ihn. Er war Seiimeis Leibwache und würde so noch mehr auf ihn und seine Sicherheit achten müssen, pausenlos bei ihm sein müssen. Er würde noch wachsamer sein, damit ihm nichts passieren würde. Als die Minister unter großem Murren und Protest den Saal verlassen hatten, rieb sich Seiimei leicht die Stirn und atmete tief durch. Besorgt beugte Hiko sich vor, doch er winkte nur ab. „Nein… Mir geht es gut. Ich bin nur ein wenig genervt von all dem. Die Hochzeit muss geplant werden und das ist gerade wichtiger als dieser lächerliche Versuch, mir mein Leben zu nehmen. Es wird ein wichtiger Tag… Für alle… Akira überlässt es mir, alles zu planen und ich habe einige damit beauftragt. Sie werden gleich kommen und Akira ebenfalls, um seine Zustimmung oder Ablehnung zu geben.“ Als Seiimei den Namen erwähnte, sah Hiko auf und musste sofort an Kaya denken. Wie es ihr wohl ging mit all der Vorbereitung? Er hatte sie nicht mehr gesehen seit seinem Besuch in der Ooku, bei dem er von ihr ein paar Hinweise bekommen hatte, wie man sich weiblicher geben konnte. Es war noch ganz in Gedanken, als sich die Tür erneut öffnete und Akira eintrat, Seiimei zunickte und sich vor dem Podest an die Seite setzte. Gleich darauf traten die Verantwortlichen für die Hochzeit ein und nun folgte ein langes Gespräch über die Pläne. Der Termin war für die nächste Woche gesetzt, da dort ein Tag war, der nach dem buddhistischen Kalender ein Glückstag war. Natürlich durfte da auch organisatorisch absolut nichts schiefgehen, weswegen die Priester auf schiere Perfektion pochten. Irgendwie tat ihm Kaya da schon richtig leid, denn alles würde streng nach Protokoll laufen. Seinem Gefühl nach vergingen Stunden, ehe sie sich alle geeinigt und Akira genervt zugestimmt hatte.

Als die Priester und Akira den Raum endlich verlassen hatten, stöhnte Seiimei leise auf und schüttelte den Kopf. „So ein Affenzirkus…“, knurrte er und stand auf, hob seinen Kimono leicht an und trat von der Erhöhung herunter. „Ich habe für dich einen Kimono anfertigen lassen für die Hochzeit. Er wird wundervoll an dir aussehen.“ „Aber… Das… hättet Ihr nicht tun müssen.“ „Du bist nicht irgendjemand, du bist mein Leibwächter. Und noch so viel mehr. Du weißt um deine andere Aufgabe. Ich werde dich mit Sicherheit keinen alltäglichen Kimono bei der Zeremonie tragen lassen.“, entgegnete Seiimei streng und verließ mit ihm das Empfangszimmer, ging den Gang entlang und sah nach draußen in den Garten, in dem ein Kirschbaum stand. Mittlerweile war es fast Sommer und er trug statt der Blüten nur noch Blätter an seinen Ästen. „Alles ist vergänglich, auch das Leben. Ich weiß, dass du dich um mich sorgst wegen diesen Gerüchten, aber wenn ich sterben sollte, kannst auch du das Schicksal nicht aufhalten, Hiko.“ Er drehte sich zu ihm und strich ihm über die Wange. Der junge Mann schloss die Augen leicht und sah ihn an. „Ich weiß, Goushujin-sama…“, sagte er leise und hatte das Gefühl, seinen Dolch, der um seinen Oberschenkel gebunden war, noch mehr zu spüren als so schon.

„Genieße die Zeit, solange sie dir gegeben ist. Als Shogun habe ich von klein auf gefährlich gelebt, ich habe fast eine Beziehung mit der Gefahr.“ Hiko nickte nur und sah ebenfalls kurz auf den Baum, ehe er mit ihm weiterhing. Seiimei hatte Recht, alles war vergänglich, doch trotzdem hielt er an seiner egoistischen Hoffnung fest, dass ihm nichts passieren würde. Zumindest nicht, wenn er es zu verhindern wusste.

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Mal wieder ist so viel Zeit vergangen… Es tut mir wirklich Leid. :/ Das 12. Kapitel wird bereits geschrieben und ich hoffe, ich werde sie auch bald hochladen können. :)



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