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Silent Ship

-without any words-
von

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Retten was zu retten ist.

Doch ich fürchte, dass bald nicht mehr alles mit Schweigen zu lösen ist.
 

Was dann…?
 

砂月:
 

Abwesend starrte ich aus dem Fenster des Autos, während Karyu sich neben mir hinter das Steuer klemmte. Schweigend sah er mich an. „Soll ich dich nach Hause bringen?“

Langsam wandte ich ihm den Kopf zu, sah ihn mit leerem Blick an. „Ich weiß nicht“, erwiderte ich schließlich und richtete mein Blick wieder hinaus. Vielleicht war Zero noch dort… wollte ich ihn jetzt sehen? Wollte ich wissen, warum er mich fast zu Tode gewürgt hatte? Würde er es mir überhaupt erzählen? Ich seufzte tief, fügte aber nichts hinzu. Ich war unentschlossen.

„Satsuki“, setzte Karyu schließlich wieder an, „ich glaube nicht, dass Zero noch dort sein wird. Er ist sicher gegangen.“ Als hätte er meine Gedanken erraten. „Aber…wenn du nicht alleine sein willst, dann kann ich mitkommen“, bot er an. Kurz dachte ich darüber nach, dann schüttelte ich langsam den Kopf. Mein Hals tat noch immer weh. „Eigentlich würde ich lieber mit zu dir kommen“, sagte ich leise und senkte den Blick. Ich wollte nicht alleine sein. Und ich wollte noch nicht in meine Wohnung zurück.

„In Ordnung.“
 

Überstürzt hatte ich die Wohnung verlassen und war zu Karyu gelaufen. Ich hatte Glück gehabt, dass er da gewesen war. Sofort hatte er mich ins Auto gesteckt und war mit mir zum Arzt gefahren. Erst unterwegs hatte ich ihm erzählt, was überhaupt passiert war. Er hatte es kaum glauben können. Aber er vertraute mir und ich schaute nicht gerade aus, als ob ich Scherze machte. Zudem waren die tiefblauen, fast schwarzen Male an meinem Hals Beweis genug.
 

Ich konnte mich wehren wie ich wollte, Karyu war nicht davon abzubringen, mich wenigstens für eine Stunde in sein Bett zu stecken. Ich sähe aus wie eine Leiche und sollte mich etwas ausruhen. Schmollend rollte ich mich in seinem großen Bett zusammen. Ich sah nicht aus wie eine Leiche. Ich war hübsch, so wie immer. Aber diese Abdrücke an meinem Hals… Unruhig wälzte ich mich in den Laken hin und her. Ständig hatte ich Zeros Gesicht vor Augen, diese Verbissenheit in seinem Blick jagte mir immer noch einen Schauer über den Rücken.

Er hätte mich beinahe erwürgt. Ich war kurz davor gewesen, zu ersticken. Warum hatte er das getan? War er doch irgendwie verrückt? Hatte ich etwas getan, was ihn mich plötzlich hassen ließ? Ich kam einfach nicht darauf, was Zeros Motiv gewesen war.
 

Karyu:
 

Ich entschied mich dazu, Zero eine unverbindliche SMS zu schicken. Vielleicht meldete er sich ja…ich machte mir auch um ihn Sorgen.

»Hi, was machst du so? Ich hätte Lust, was trinken zu gehen. Wenn du mitkommen willst, sag Bescheid :) «

Mir fiel einfach nichts Besseres ein. Außerdem war es eine normale Nachricht, wie ich sie ihm öfter schickte. Wenn er darauf reagierte, würde es ihm nicht allzu schlecht gehen. Hoffte ich zumindest.

Während Satsuki schlief, saß ich mit Hummeln im Hintern in der Küche und starrte auf mein Handy. Ich zuckte zusammen, als es tatsächlich zweimal kräftig vibrierte.

»Nein, heute lieber nicht. Aber sag mal…du hast nicht zufällig was von Satsuki gehört?«

Ich bekam große Augen. Da war aber jemand direkt. Und was sollte ich jetzt antworten? Und wie ich was gehört hatte. Aber ich wollte Zero jetzt bei mir haben und mit ihm drüber reden. Bei diesem Gedanken schnaubte ich verächtlich. Reden. Das war eh nicht möglich. Was sollte ich also eigentlich tun?

Grübelnd starrte ich das Display meines Handys an. Hatte ich was von Satsuki gehört? Ich konnte Zero doch schlecht sagen, dass er gerade bei mir im Bett lag, nachdem ich ihm zum Arzt gebracht hatte. Das würde meiner vorigen Nachricht Lügen strafen und zeigen, was mein eigentliches Anliegen war. Dann stand ich etwas doof da. Dennoch…
 

砂月:
 

Ich lag dem Fenster zugewandt und starrte durch die Vorhänge hinaus. Es war später Nachmittag und noch immer lag ich in Karyus Bett. Ich hatte gehört, wie es an der Wohnungstür geklingelt hatte. Wenig später war eine leise Stimme zu hören gewesen. Wahrscheinlich saß Karyu mit jemandem im Wohnzimmer. So oder so hatte ich keine Lust, mich aus dem Bett zu bewegen. Auch wenn irgendwo in meinem Hinterkopf der Gedanke an die Arbeit herum schwirrte.

Ich runzelte die Stirn und räusperte mich, auch wenn das etwas weh tat. Mein Hals war trocken und wund. Ich musste was trinken…

Langsam, widerwillig, setzte ich mich auf und schlug die Bettdecke beiseite, bevor ich das Gesicht in den Händen vergrub und erstmal tief durchatmete. Unvermittelt hörte ich die Tür hinter mir. „Satsuki?“

Fragend sah ich auf. Karyu stand in der Tür und erwiderte meinen Blick sanft. „Ist alles in Ordnung?“, wollte er wissen, woraufhin ich nickte. „Soll ich dir noch etwas zu trinken bringen?“ Innerlich huschte ein müdes Lächeln über mein Gesicht. Als hätte Karyu es geahnt.

Ich nickte leicht. „Ja, bitte. Ich wollte mir gerade ein Glas Wasser holen“, erwiderte ich leise. Das Sprechen schmerzte etwas.

Unvermittelt tauchte Zeros Kopf hinter Karyu auf. Ich zuckte nicht zusammen, blinzelte aber erkennbar. Was wollte er hier? Konnte er mich nicht in Ruhe lassen, nur für ein paar Stunden?

Unschlüssig sah Karyu zu dem Bassisten, dann zu mir. „Soll ich euch alleine lassen?“ Die Frage hallte in meinem Kopf wider. Wollte ich das? Nicht, dass ich in 5 Minuten wieder halb zu Tode gewürgt wurde. Karyu schien mein Zögern zu bemerken. „Ich lass die Tür offen“, fügte er mit eindringlichem Blick in meine Richtung hinzu. Verwirrt runzelte ich die Stirn. Was schaute er denn MICH so an? Sollte er nicht Zero so angucken, als Warnung?

Ich ließ die Schultern hängen und nickte nur ergeben. Meinetwegen. Karyu war ja da, das war wohl beruhigend. Er verschwand aus dem Zimmer und Zero kam unsicher etwas näher. Er setzte sich am Bettende auf den Rand, langsam, als würde er befürchten, mich mit zu schnellen Bewegungen zu erschrecken. Schweigend saßen wir eine Weile so beieinander. Ja, was sollte da jetzt auch anderes bei rauskommen.

Unbewusst strich ich mit den Fingern über den Verband um meinen Hals, was Zero aufblicken sah. Zumindest spürte ich plötzlich seinen Blick auf mir. Weitere Sekunden verstrichen. Im Moment hatte ich ihm nichts zu sagen. Und was ihn anging…

„Es tut mir leid… Ich hab das nicht gewollt…“

Ich bekam große Augen und kam nicht umhin, Zero einen überraschten Blick zuzuwerfen. Bildete ich mir das ein oder kamen gerade Worte, gar zusammenhängende Sätze über seine Lippen? Was war denn nun los? Da fiel mir ein, dass er in der Nacht auch etwas gesagt hatte…in dem Moment hatte ich nur nicht darauf geachtet, da ich mit Kotzen beschäftigt gewesen war.

Zero erwiderte meinen überraschten Blick ernst, sah mich beinahe reumütig an. „Du hast mich gefragt, ob ich dir vertraue, und das habe ich bejaht. Jetzt bitte ich dich, mir ebenso zu vertrauen. Glaub mir, ich wollte dir nie was tun!“ Tränen traten ihm in die Augen. „Ich hab das nicht mit Absicht gemacht.“ Er machte eine Pause und sah mich eindringlich und bittend an. „Du glaubst mir doch?“

Ich wandte den Blick ab und runzelte leicht die Stirn. Er hatte das nicht mit Absicht getan? „Warum ist es denn dann passiert, wenn du das eigentlich nicht wolltest?“, fragte ich nach. Da gab es etwas, was ich nicht verstand. „Du hast mich angesehen. Du hast mir in die Augen gesehen und..und zugedrückt. Was…was also daran hast du nicht gewollt? Für mich fühlte sich das alles sehr absichtlich an.“

Der Bassist schnappte nach Luft und ich konnte aus dem Augenwinkel sehen, wie er den Kopf schüttelte. „Ich wollte dir nichts antun!“, versicherte er mir nachdrücklich. „Ich liebe dich. Und wenn du mich auch nur halb so sehr liebst wie ich dich, dann vertraust du mir und denkst darüber nach, ob ich dich jetzt wirklich anlüge. Hätte ich einen Grund, dir weh zu tun?“

Ich schwieg eine Weile unter seinem Blick, ließ die Schultern hängen, dann seufzte ich. „Nein, eigentlich nicht. Nicht, dass ich wüsste.“

Langsam nickte Zero. „Nun, da weißt du genauso viel wie ich.“ Hilflos zuckte er mit den Schultern. „Ich weiß nicht, wie das passieren konnte. Aber es tut mir unendlich leid!“ Er schluckte und sah beiseite. „Ich…ich hab daran gedacht, dass es vielleicht an meinem Schlafmittel lag. Na ja, dass ich es nicht genommen habe…ich hatte es vergessen…“

Daraufhin summte ich nur und starrte vor mich hin. Ich hatte ja schon ein Mal miterlebt, wie unruhig Zero schlafen konnte. Aber… „Was soll das genau heißen?“

Er machte eine hilflose Geste. „Dass ich vorher noch keinen anderen versucht habe, zu erwürgen.“, erwiderte er trocken.

Ich räusperte mich und fuhr mir mit den Fingern erneut abwesend über den Hals. Was sollte ich nun davon halten…

„Es könnte bedeuten“, erklang plötzlich Karyus Stimme, „dass Zero so etwas wie schlafwandelt.“ Er stieß sich vom Türrahmen ab und kam mit einem Glas Wasser, das er mir in die Hand drückte. „Entschuldigt, ich hab nicht gelauscht. Nicht direkt.“, fügte er schief lächelnd hinzu, bevor er sich wieder umdrehte und das Zimmer verließ.

Erstmal nahm ich einen großen Schluck Wasser, in der Hoffnung, dass dieser meinen Hals ein wenig beruhigte, dann warf ich Zero einen Blick zu. „Was denkst du darüber? Was Karyu gesagt hat?“

Vorsichtig erwiderte er meinen Blick, dann seufzte er. „Das könnte durchaus möglich sein. Wenn ich mein Schlafmittel nicht nehme und Alpträume bekomme, dann mache ich im Schlaf schonmal verrückte Sachen. Und wenn ich schlafgewandelt habe, würde das erklären, warum ich die Augen offen, aber nicht mitbekommen hatte, was ich tue…“

Langsam nickte ich. Es klang einleuchtend. Und wie Zero schon gesagt hatte, er hatte doch keinen Grund, mir was antun zu wollen. Ich schluckte und fuhr mir mit einer Hand über das Gesicht, richtete meine Augen dann wieder auf Zero, der meinen Blick erwiderte. „Satsuki“, setzte er an, doch ich schüttelte den Kopf und schlang kurzerhand die Arme um ihn. Ich hörte, wie er überrascht nach Luft schnappte, doch schon legten sich seine Arme um vorsichtig um meine Mitte.

„Ich glaube dir“, murmelte ich leise gegen seinen Hals, woraufhin er erleichtert seufzte.

„Danke…“, erwiderte er kaum hörbar.

Eine Weile lagen wir uns schweigend in den Armen und ich spürte, wie meine leichte Angst langsam verflog. Ich war mir wirklich nicht sicher gewesen, was mit Zero los gewesen war. Langsam löste ich mich von ihm und sah ihn ernst an. „Aber eine Sache gibt es da noch. Zero, du hast mir ernsthaft Angst gemacht. Ich will nicht immer Angst haben, neben dir einzuschlafen. Du kannst ja auch nicht immer an deine Schlaftabletten denken. Und gesund kann das auf Dauer auch nicht sein, dass du die ständig nimmst.“

Er ließ mich los und lehnte sich etwas zurück. „Was soll das heißen?“

„Es soll heißen, dass du dein Trauma vielleicht endlich behandeln lassen solltest.“ Ich betrachtete Zero, wie er sich unschlüssig auf die Unterlippe biss und wegsah. Hatte er immer noch nicht verstanden, wie dringend nötig er das hatte?

„Ich weiß nicht, ob ich das kann…“, erwiderte er schließlich. „Und ich glaube, ich will das auch nicht…“

Ich seufzte und schüttelte den Kopf. „Du kannst das. Wollen ist ein anderes Thema, Zero. Du MUSST es tun. Sonst bringst du irgendwann noch jemanden um, wahrscheinlich mich.“, fügte ich ausdruckslos hinzu, woraufhin er mich entschuldigend ansah.

„Ich weiß nicht, ob ich das kann“, wiederholte er leise und wandte den Blick ab, starrte vor sich her. Ich betrachtete ihn ungläubig.

„Und was nun? Was sollen wir machen?“, wollte ich wissen, aber Zero zuckte nur hilflos mit den Schultern. Warum nur wehrte er sich so sehr dagegen, einem Therapeuten oder ähnlich Professionellem zu erzählen, was ihn belastete? Warum ließ er sich nicht helfen? Vielleicht hatte er irgendwas angestellt, etwas Schlimmes. Dass er es keinem sagen konnte. Möglicherweise war jemand gestorben. Innerlich verdrehte ich die Augen. Weil Zero nicht drüber redete, begann ich mir nach und nach Horrorszenarien auszudenken. Damit sollte ich besser aufhören. „Schön…also willst du dir nicht helfen lassen?“, hakte ich noch mal nach, woraufhin er wieder nur mit den Schultern zuckte. „Hm“, machte ich nur und stand langsam auf. So wie ich das sah, war unser Gespräch erstmal beendet. Ich warf Zero einen Blick zu. „Und ich weiß nicht“, sagte ich, „ob ich darauf vertrauen kann, dass du immer an dein Schlafmittel denkst. Ob ich neben dir noch ruhig schlafen kann. Ob ich es aushalte, darauf zu warten, dass du mich eines Tages umbringst.“

Bei den letzten Worten hob er den Blick und starrte mich aus großen Augen an, aber ich wandte mich seufzend ab und verließ das Schlafzimmer. Im Moment war ich nicht bereit, Zero in seiner Sturheit zu unterstützen. Er schien überhaupt keine Konsequenzen aus dem Ganzen zu ziehen. Aber ich für meinen Teil, ich hatte gelernt, in seiner Nähe vorsichtig zu sein. Und Angst sollte unser Verhältnis nicht beherrschen.

Fragend sah Karyu mich an, als ich zu ihm in die Küche ging, doch ich schüttelte langsam den Kopf. „Ich werde gehen.“, sagte ich leise. „Danke für deine Hilfe.“ Als ich mich umdrehte, stand Zero im Türrahmen. Er sah mich bittend an. Vielleicht wollte er nicht, dass ich ging. Ich wusste es nicht. „Bis bald“, sagte ich nur an ihn gerichtet, bevor ich mich im Flur anzog. Karyu kam mir hinterher und wollte mit mir reden, aber ich strich ihm über den Oberarm und schüttelte leicht den Kopf. „Lass uns ein ander Mal reden, ok? Ich brauch eine Pause…“

Er nickte nur und umarmte mich. „Ihr schafft das schon“, wisperte er leise, bevor er mir die Tür öffnete und ich seine Wohnung verließ.
 

Es war schwer. Ich liebte Zero, aber so konnte ich nicht mehr mit ihm zusammen sein. Vorerst nicht.
 

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tbc~
 

Die FF geht übrigens stark dem Ende zu ^^
 

@Lucel: Ich hoffe, die leichte Verwirrung hat sich nun etwas gelegt :')
 

@Kyra_Nakamura: Ich würd nicht sagen, dass ich es nicht schreiben kann XD Es fällt mir nur nicht leicht :< Es muss eben perfekt werden :o Und wie es aussieht, lagst du mit deiner Vermutung richtig: Zero hat..halt einen Schatten x'D Da sind unabsichtliche Mordversuche wohl normal xDD
 

@Kouichi-chan: Haha, ich mag es auch lieber mit etwas Drama :) Vielleicht kommt das Happy End ja noch ;) Danke für das Lob, und auch wenn es etwas spät, kommt: あけおめ ^-^ Bald ist es schon Februar und dann sind Maifo endlich daaa *-* ♫



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2013-01-21T21:45:14+00:00 21.01.2013 22:45
oje.. jetzt will ich natürlich nur noch mehr wissen, was damals mit Zero passiert ist.. >___<
(..weil der zusammenhang ja wohl ziemlich offensichtlich scheint..^^")

..aber.. dass Zero so einfach tatsächlich wieder ganz normal gesprochen hat, fand ich dann jetzt doch echt überraschend ô_O"


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