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Without Emotion

Kenn ich mich selbst?
von

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Schlachtfeld

Ewige Treue hatte ich ihr geschworen, Schutz und Sicherheit, dass ich niemals ihre Seite verlassen würde. Doch nun musste ich in den Krieg ziehen und Katherina, meine geliebte Katherina musste ich zurücklassen. Es war gerade mal ein Halbes Jahr her dass wir uns Beide das Ja-Wort gaben, und dann kam dieser Brief. Jeder wurde in den Krieg gezogen, es wurde heikel an den Fronten und das Königreich hatte keine Wahl als ihre letzten Reserven in den Kampf zu schicken. Ich kannte diese Strategie nur zu gut, denn ich war es der sie vor etlichen Jahren entwickelt hatte, damals als ich noch Kommandant meiner eigenen Truppe war. Fünf Jahre musste es bereits her sein, als ich das letzte mal ein Schlachtfeld betreten hatte, dass brachte mir zwar einen Vorteil, aber vor dem Tod würde es mich trotzdem nicht bewahren. Jeder setzte seine Hoffnungen in mich, glaubte an mich und dachte ich wäre furchtlos vor dem bevorstehenden Kampf. Doch die Wahrheit war, gerade weil ich das Schlachtfeld nur zu gut kannte hatte ich vermutlich die größte Angst von allen. Jeder der zum Kampf berufen wurde prahlte damit, dass er bald ein siegreicher Held sein würde, doch keiner wusste nur im geringsten was einen erwarten würde. Es gab keinen Ruhm oder Sieg auf dem Schlachtfeld, sondern nur Tod, Schrecken und Angst.

Es war Sommer als ich den Brief bekam und Katherina und ich saßen in unserem Garten. Sie war schwanger, bereits im dritten Monat und gerade sang sie unserem Kleinen ein Schlaflied. Ein Bote kam mit einem versiegelten Brief auf mich zu er entschuldigte sich für die Störung, reichte mir den Umschlag und verschwand sogleich wieder. Bereits als ich das Siegel des Königs sah wusste ich worum es ging. Die vordersten Fronten waren gefallen und es mussten dringend neue Männer her. Auch wenn ich wusste was in diesem Brief stand, wollte ich es einfach nicht wahrhaben. Mit zitternden Händen hatte ich den Brief geöffnet und bereits bei den ersten Zeilen war mir fast das Herz stehen geblieben:
 

Geehrter Kommandant Dust,

es ist eine Schande hiermit bekennen zu müssen, dass unsere Truppen gefallen sind und wir keine weiteren Truppen haben um diese in den Kampf zu schicken. Daher müssen wir jeden Mann aus dem umliegenden Städten auffordern dem Kriegsdienst Folge zu leisten und innerhalb der nächsten Woche, zu unseren Stützpunkten im Süden und im Westen zu reiten.

Wir entschuldigen uns Aufrecht Sie zu Rate ziehen zu müssen, doch bleibt uns keine andere Wahl, da wir einen Mann brauchen der die neuen Truppen befehligt.

Hochachtungsvoll König Wilhelm der VI
 

Es war ein sehr persönlicher Brief gewesen, König Wilhelm und ich kannten uns gut und daher war ich vermutlich auch der Einzige der genau wusste warum er in den Krieg ziehen musste. Und dennoch, ich hatte so furchtbare Angst, Angst zu sterben, Angst Katherina nie wieder sehen zu können und Angst niemals das Gesicht meines kleinen Kindes vor den Augen haben zu dürfen. Wir groß meine Angst doch damals war, sofort hatte Katherina gemerkt dass etwas nicht stimmte und mir über die Schulterblickend den Brief gelesen. Schockiert hatte sie mich angesehen, doch ich war einfach nicht in der Lage gewesen sie auch nur irgendwie zu beruhigen. Auch sie hatte furchtbare Angst.
 

Wie lange war dass alles jetzt her gewesen? Ich hatte vergessen die Tage zu zählen, waren es 10? Oder doch 20? Ich wusste es nicht mehr, jeden Tag tat ich dass gleiche, kämpfte um mein überleben und um dass anderer. Doch wofür? Ich wusste es nicht mehr. Wofür kämpfte ich eigentlich? Warum hörte es nicht auf? Katherina, ich konnte mich nicht mehr erinnern wie sie aussah, alles was ich noch sah war Tod und Schmerz. Warum lebte ich noch? Warum konnte ich nicht auch einfach sterben? Ich war so müde. Jeden Tag zog ich erneut ins Feld und schlug abertausende von Menschen nieder ohne auch nur zu wissen ob sie überhaupt schlechte Menschen waren. Hatten sie Familie? Waren sie einfach nur Menschen? Warum tötete ich all diese Menschen? Ich war nicht mehr als eine Tötungsmaschine ohne Verstand und ohne Herz, wurde mir ein Befehl aufgetragen so füllte ich ihn aus. Doch ich wusste nicht mehr wofür. Wie lange war es her dass ich zum letzten Mal einen Brief von Katherina bekommen hatte? Ich hatte aufgehört zu zählen, es tat zu weh. Hatte sie mich vielleicht vergessen? Nicht daran denken, gar nicht denken nur handeln. Was tat ich hier draußen nur? Wann hatte ich zum letzten Mal eine richtige Mahlzeit zu mir genommen? Meine Magen schwieg, er wusste nichts, er wusste genauso wie ich gar nichts. Täglich das selbe, Messerhiebe, parieren, Pfeilen ausweichen und Männern Befehle erteilen, immer und immer wieder. Wie lange noch? Wann war es zu Ende? Ich wusste es nicht. Ewigkeit um Ewigkeit schien zu verstreichen ohne dass sich was änderte, noch immer kämpften wir und täglichen starben abertausende von unseren eigenen Männern. Jungen, Männer, Alte es störte nicht sie waren nichts als weitere Opfer die dem Krieg zu verdanken waren. Überall lagen Leichen, es stank, doch niemand bemühte sich die Toten zu begraben. Wofür auch? Nur kämpfen, nicht denken, nur tun, einfach hinüber, versuchen zu überleben. Doch wofür? Warum überleben? Mein Kopf war leer, ich durfte nicht sterben, warum wusste ich selbst nicht. Einfach über die Leichen hinweg, sie sind Tod, sie spüren nichts mehr. Doch warum? Ich verstand einfach nicht warum. Alles um mich herum war tot und ich kämpfte noch immer weiter wie eine Tötungsmaschine mit dem Befehl zu töten. So viele um mich herum. Sind alles Feinde? Es ist egal, jeder der mir zu nahe steht wird getötet. Nicht denken, nur handeln, es ist alles egal. Wann hab ich das letzte Mal geschlafen? War es vor wenigen Minuten? Oder doch schon vor mehreren Tagen? Ich wusste es nicht mehr. Es war auch egal, alles was zählte war das Überleben. Einfach weiter kämpfen, nicht nachdenken, nicht hinterfragen, nur töten.



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