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Fremde Welten: Das Schloss am Meer (#2)

Crimsons eigene Serie, yay!
von

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Der Nutzen des Chaos

Kapitel 7: Der Nutzen des Chaos
 

Crimson hatte schon schlimmere Tage erlebt. Zum Beispiel, als man ihm den Rücken aufgeschnitten hatte, oder als er für eine große Drachenbeschwörung geopfert worden war. Das beides ging auf Sorcs Rechnung, und der stand jetzt gerade neben ihm, als wäre das ganz normal, zusammen mit Yugi, Yami und dem Berserkerdrachen von Lord Genesis.

Nun war es an sich nicht schlimm, Besuch zu bekommen, auch wenn es dabei um einen Feind ging – Crimson war noch nicht bereit, zu ehemaliger Feind überzugehen. Schlimm fand er, dass er selbst dabei recht ramponiert aussah, eine magische Fessel trug und von einem Magier-Ritter bewacht wurde, der für jemanden arbeitete, der gehört hatte, dass Crimson Kinder vernaschte. Genau genommen, die Kinder an seiner Schule, von denen zwei heute früh unter Drogen stehend aufgegriffen worden waren, und dafür machten die Eltern jetzt ihn verantwortlich. Und ganz nebenbei bekam Paladia da drinnen gerade ihr Kind, während Crimson vor den Toren seines eigenen Schlosses warten musste. Alles kein Problem, oder?

Crimson versuchte, Ordnung in seine sarkastischen Gedanken zu bringen und atmete einmal tief durch. „Paps. Du darfst ja wohl hinein, nicht? Bitte hol die kleine Schachtel von meinem Schreibtisch... eine schwarze mit meinem Zeichen drauf.“ Er hatte sein Siegel-Tattoo in vereinfachter Form zu seinem Zeichen gemacht, für gewöhnlich rot auf weißem oder schwarzen Grund. Er malte es auf alles, was sein privates Eigentum war, und überlegte schon, seine Schulflagge entsprechend zu gestalten.

Shiro blickte zweifelnd in die Runde, denn er ließ seinen Sohn augenscheinlich nur ungern in dieser Situation allein. Doch andererseits vertraute er Yugi... sie beide taten das. Und sie vertrauten Genesis. Crimson wusste zwar nicht, was Sorc hier zu suchen hatte, aber das Problem konnte er sich für später aufheben, denn ihn konnte nur Genesis geschickt haben, und Yugi sah auch nicht so aus, als wäre er eine Geisel des Chaoshexers.

„Ich gehe, aber mach keine Dummheiten,“ sagte Shiro und strich sich die Haare glatt. „Wir treffen uns bei ihr...“

Crimson nickte. Er musste nur noch auf Endymion warten... und das schien ewig zu dauern. Aber wenigstens musste er sich dann nicht mehr damit aufhalten, die Schachtel zu holen. Paladia würde ihm nie verzeihen, wenn er nicht bei der Geburt ihrer Tochter anwesend war. Fast hoffte er, es wurde ein Sohn, gerade weil sie so von einer Tochter überzeugt war.

Während er wartete, hatte er Gelegenheit, mit den Neuankömmlingen zu reden. „Was, ähm... hat das zu bedeuten, Yugi?“ Er blickte von einem zum anderen.

„Na... wir sind auf Urlaub hier. Hab ich dir doch geschrieben!“

„Hast du? Oh...“ Ja, der Brief... der noch immer ungelesen in seinem Turmzimmer lag. Mist!

Yugi schien die Situation zum Glück schnell zu erfassen. „Du erinnerst dich sicher, dass ich dir wegen Sorc geschrieben habe,“ half er ihm auf die Sprünge. „Er hat eine Bewerbung an dich geschickt, und Genesis meinte, wir sollten ihn gleich mitbringen. Da du nicht widersprochen hast, haben wir es so gemacht. So hatte ich es ja im Brief vorgeschlagen. Uhm... du hast nicht etwa deine Meinung geändert? Ich meine... sieht aus, als hättest du inzwischen andere Sorgen.“

„Oh, ahahaha... ja, ich meine, nein, schon gut. Ich könnte hier wirklich mehr Leute gebrauchen.“ Was er ausgerechnet mit Sorc anfangen sollte, war ihm freilich schleierhaft, aber er benötigte mehr Energiequellen für sein Schloss. Und Chaosmagier waren diesbezüglich immer recht ergiebig.

Der Berserkerdrache war auf Sorcs Schulter geklettert und kuschelte sich an seinen Kopf. Das musste man sich mal vorstellen. Er kuschelte sich an seinen Kopf! Der Magier musste sich in letzter Zeit gut mit Genesis' Haustier angefreundet haben. Nun, wie lange war es jetzt her? Neun Monate?

„Kommen wir vielleicht ungelegen?“ fragte Yugi weiter.

Über diese Frage musste Crimson nachdenken. Einerseits freute er sich über das Wiedersehen, aber zur Zeit hatte er so viel anderes im Kopf, dass er es wohl kaum genießen konnte. „Ich werde dieses kleine Problem hier...“ Er hob die gefesselten Hände. „sicher bald los sein. Aber ich muss zu Paladia und kann mich im Moment nicht um euch kümmern. Ähm...“ Eine Lösung für dieses Problem bot sich eigentlich an. „Sorc kennt sich hier aus.“

Der Chaosmagier nickte zur Bestätigung. Er schien es kein bisschen unangenehm zu finden, dass er jetzt wieder hier war. Nur war er jetzt nicht mehr der Schlossherr. Aber das schien ihn nicht weiter zu kümmern. Leute wie er zeichneten sich eben durch ihre extreme Anpassungsfähigkeit aus.

Doch inzwischen war wohl auch bei Cathy die Information angelangt, wer hier zu Besuch kam. Der Schlossgeist verließ seinen Posten an Paladias Bett nicht, doch sein Zorn schwappte in Crimsons Geist wie ein Hammerschlag. [DU! GEH BLOSS WEG!]

„Uh... Cathy, nicht doch!“ Crimson griff sich an den schmerzenden Kopf.

[Ihr wollt ihn nicht wirklich reinlassen, Meister! Nein, das wollt ihr nicht!]

„Was ist denn los mit dir, Cathy...“ Crimsons Knie drohten nachzugeben. Yugi und Yami standen besorgt neben ihm, als er seine Umgebung wieder bewusst wahrnahm.

„Du bist noch nicht so lange mit dem Geist verbunden, nicht wahr?“ erkundigte Sorc sich.

[Was weiß er denn schon!]

„Doch... seit fast neun Monaten, aber... oh. Nun, in gewisser Weise...“ Crimson wollte seinem Feind nicht zu viel erzählen, schon gar nicht in Gegenwart des Ritters. Warum fühlte er sich überhaupt gemüßigt, dem Kerl zu antworten? Dieses Schloss ging ihn nichts mehr an. Er hatte es bewohnt, ohne sich um das Schlossherz zu kümmern, und es dann einfach wieder verlassen... Moment, das kam von Cathy. Crimsons Gedanken drehten sich eher um andere Dinge, andere Gründe, aus denen er Sorc unsympathisch fand.

„Verbindungen einzugehen hat Vorteile,“ sinnierte der Blauhäutige, scheinbar an die Allgemeinheit gewandt. „Aber man muss aufpassen, dass man sich selbst dabei nicht verliert.“

Zu seinem Verdruss musste Crimson ihm Recht geben. Vielleicht hatte er das auch instinktiv gewusst und sich deshalb dem Schlossgeist zunächst verweigert. Aber nun war es zu spät, und im Großen und Ganzen war es gut, so wie es war. Klar, er hatte etwas von seiner Individualität geopfert, aber dafür war er auch daran gewachsen. Fast wörtlich. Es war, als würde er jemandes Hand halten, so dass er nicht mehr allein bestimmen konnte, wohin er ging. Aber gleichzeitig hielt diese Hand auch ihn. Immer. Auch, wenn er fiel.

„Das Herz ist wütend, hm?“ Sorc lächelte amüsiert. Es war gruselig. „Sie können recht eigensinnig sein, die Schlossgeister, besonders, wenn sie eigensinnige Herren hatten. Ich frage mich, was die Verbindung mit dir aus ihm macht. Dein Nachfolger wird sich einer Herausforderung zu stellen haben.“

Cathy versuchte, Sorcs Energie anzuzapfen, um ihm eins auszuwischen – vielleicht mit einem schmerzhaften Energieschlag. „Lass das,“ ermahnte er den Geist. „Sei nicht unhöflich...“

Doch Cathy hatte keinen Erfolg. Sorc war nicht als Energiequelle nutzbar, anders als Yami und Yugi, die mit dem Betreten des Geländes automatisch dafür zur Verfügung standen, ob sie es nun wussten oder nicht. Crimson nahm dieses Wissen zur Kenntnis, als hätte er es selbst herausgefunden. Das war es wohl, was Sorc gemeint hatte... man dachte irgendwann nicht mehr darüber nach, dass man nicht mehr nur für sich war.

„Er redet mit dem Schlossherz,“ hörte er Sorc sagen, da die beiden Jungen sich ziemlich wunderten, mit wem Crimson sprach. „Eine Wesenheit, die im Schloss haust und ihm ein gewisses Leben einhaucht. Mauern mit einem Herz sind viel gefährlicher als bloßer Stein. Crimson ist mit ihm fusioniert, so dass er wirklich und wahrhaftig der Herr dieses Schlosses ist. Aber anscheinend ist das noch etwas neu für ihn. Die Energie fließt unstetig.“

Das ließ Crimson aufhorchen. „Hey! Woher willst du das wissen?“

Sorc lächelte hintergründig. „Das sieht man doch.“

Während Crimson sich noch darüber wunderte, konnte Cathy nicht länger an sich halten und erschien vor der Gruppe. Er wirkte blasser als sonst, aber das mochte an der Lichtintensität im Freien liegen. „Du!“ fauchte er Sorc an. „Unwürdiger! Hast meine Mauern mit deiner Anwesenheit beschmutzt, es aber nicht für nötig befunden, dich um mich zu scheren!“

„Ah, daher weht der Wind,“ meinte der schwarzhaarige Magier belustigt. „Aber denk mal nach: Wolltest du wirklich einen Chaosmagier als Herrn haben? Wir gelten allgemein als instabil und risikoreich für ein Schlossherz. Unsere Entscheidungen sind nicht immer das, was andere rational nennen würden. Eine Fusion mit mir hätte dich ruiniert.“

„Wer behauptet das?“ empörte Cathy sich. „Ich bin doch nicht so ein hirnloses Stufe Eins!“

„Eben. Die haben kein eigenes Bewusstsein, deshalb würden sie mit meinesgleichen klarkommen. Aber sie sind zu schwach für das Chaos. Stell dir ein ganzes Schloss vor, beherrscht von den Gedanken eines irrationalen Gehirns...“ Sorc machte eine Geste mit den Händen, die deutlich eine Explosion darstellen sollte. „Und jetzt sei mal bloß froh, dass ich Malice nichts von dir erzählt habe.“

Wenn Geister erröten konnten, dann tat Cathy es gerade, und zwar in einer Mischung aus Abscheu, Wut und der Verlegenheit, diesen Aspekt nicht bedacht zu haben.

„Sorc, du öffnest dich ihm nicht. Wenn du in diesem Schloss lebst, musst du deine Reserven zur Verfügung stellen.“ Crimson verschwieg, wie sehr sie jeden Mann brauchten, hatte aber das Gefühl, dass er daraus eh kein Geheimnis machen konnte.

„Genau, also kannst du gleich wieder gehen, du Geizkragen,“ zischte Cathy Sorc an.

„Ach, daran soll es nicht scheitern,“ meinte der Chaosmagier leichthin, und dann musste Crimson erneut alle seine Willenskraft aufbringen, um sich vor einer Flut neuer Eindrücke zu schützen, die durch Cathy auf ihn einströmte.

Sorc war unglaublich, seine Kraft gewaltig. Aber das Gute – in dem Fall – war, dass seinesgleichen sich sehr schwer damit tat, all diese Macht in geordnete Bahnen zu lenken. Er hatte seine magischen Barrieren von einer Sekunde auf die andere gesenkt, ein Vorgang, den man normalerweise etwas vorsichtiger und langsamer anging, erst recht, wenn jemand in der Nähe war, der einem feindlich gesonnen war.

Cathy wollte sich sofort auf Sorc stürzen und seine Energiereserven plündern, doch Crimson hielt ihn auf. Er musste den Befehl gar nicht aussprechen, es war, als hielt er sich selbst davon ab, es dem Chaosmagier heimzuzahlen. Cathy und er wollten es beide, aber Crimson beherrschte den Impuls, zumal es sehr unfreundlich gewesen wäre, Sorcs Vertrauen derartig zu hintergehen. Und es war Vertrauen, was Sorc hier demonstrierte. Wenn ein Magier sich so entblößte, war er entweder in einer akuten Zwangslage, oder er vertraute darauf, dass er es überlebte. Oder er war verrückt.

Ehe Crimson weiter darüber nachdenken konnte, traf endlich Endymion ein. „Eure Frau wünscht Eure Anwesenheit,“ verkündete er. „Außerdem hat es hier wohl tatsächlich ein Missverständnis gegeben. Aber ich behalte Euch im Auge!“ Er gab Cross ein Zeichen, und daraufhin löste der Ritter die Fessel von Crimsons Handgelenken.

Der Weißhaarige gönnte sich den Luxus, sich mit Magie vom Staub zu reinigen und seine Haare zu ordnen, ehe er zu Paladia eilte. Er verzichtete angesichts der Eile darauf, sich noch etwas mit Endymion anzulegen – schließlich hätte dieser sich ja wenigstens mal entschuldigen können. Dummerweise war seine Kleidung immer noch rissig und seine Haut zerschrammt, aber immerhin sauber. Für solche Unwichtigkeiten fehlte ihm jetzt die Zeit und die Konzentration.

Yugi, Yami, Sorc, Endymion, Cross und Cathy blieben ihm auf den Fersen, betraten aber die Krankenstation nicht. Als Crimson eintraf, erhob sich Shiro von einem Stuhl neben Paladias Bett, wo er die Stellung gehalten hatte. Er machte jetzt aber Platz für seinen Sohn und steckte diesem im Vorbeigehen die Schachtel zu, die er geholt hatte. Crimson steckte sie in eine Tasche in seiner Robe.

„Ah, wir haben schon auf dich gewartet,“ begrüßte Lily ihn. „Hier!“ Sie warf ihm ein Haarband zu, das er gleich benutzte, um sich einen Nackenzopf zu binden.

„Du bist spät dran!“ keuchte Paladia.

„Du brauchtest mich nicht zum Händchenhalten, oder?“ erwiderte er neckisch.

„Du weißt, wo dein Platz ist, Magier,“ gab sie zurück.

Oh ja, darauf war er vorbereitet. Der Mann wurde an ihrer Seite nicht gebraucht, um bekräftigend ihre Hand zu halten, während sie von lieben Ärztinnen umsorgt wurde. Nein, er musste beweisen, wie hart er wirklich war. Manch einer kippte beim Anblick all des Blutes einfach um, auch wenn er Blut schon oft in der Schlacht gesehen hatte. Es war eben keine saubere Angelegenheit, beides. Crimson wusch sich die Hände in einer bereitstehenden Schüssel, während Lily und Creata sich taktvoll entfernten.

Paladia lächelte erleichtert, als er sich ihr zu wandte. Tränen traten in ihre Augen. Ihre tapfere Fassade fiel, und sie erlaubte ihm, ihre Schwäche zu sehen. „Crimson... ich habe noch nie ein Kind bekommen. Vermassel es ja nicht!“ flehte sie ihn an.

Er lachte leise. „Wie könnte ich das vermasseln? Du bist die Gebährende!“ Aber er machte das auch zum ersten Mal, da half es auch nicht, dass er bei Lily einen Lehrgang absolviert hatte. Nichts desto trotz musste er ihr jetzt Stärke vermitteln, denn in dieser Situation war auch eine Amazone völlig hilflos. Also tat er so, als wüsste er ganz genau, wie man Kinder auf die Welt brachte. Hätte er dies voraussehen können, hätte er damals im Heilkundeunterricht besser aufgepasst...
 

Das Amazonenorakel behielt Recht: Crimson und Paladia bekamen eine Tochter. Crimson zeigte sie der Mutter kurz, ehe er sich daran machte, das Kind zu baden. Er wickelte die Kleine in saubere Tücher und hielt sie auf dem Arm, genoss das Gefühl... doch nur kurz. Es war besser, sich gar nicht zu sehr auf seine Tochter einzulassen.

Dann trat er mit ihr an das Bett und reichte der Mutter das Kind. „Ich übergebe dir die neue Schwester der Amazonen. Und damit sie immer weiß, dass ihr Vater ein hochmütiger Magier ist, schenke ich ihr dies...“ Er holte die Schachtel hervor und zeigte Paladia einen Armreif, der im Moment noch viel zu groß für die Kleine war. Ein undurchsichtiger, blutroter Stein zierte das Silber, und in das Metall eingearbeitet waren kleine magische Runen. Man konnte sich denken, dass dies nicht nur Schmuck war, sondern eine praktische, magische Wirkung entfalten würde, wenn die Zeit reif war.

Paladia kicherte. „Du konntest dich nicht mit einem einfachen Ohrring zufriedengeben, was?“

„Wozu, wenn ich in dieses Artefakt alle guten Wünsche eines Vaters an seine Tochter einweben kann?“ grinste er.

Die blonde Amazone streichelte gerührt seine Wange. Einen Moment noch betrachteten sie gemeinsam ihr Kind, doch dann half er ihr, sich etwas herzurichten, und entfernte sich, um die anderen zu ihr zu lassen. Sein Verhalten hatte auch eine symbolische Bedeutung – er gab das Kind her, ließ es in ihrer Obhut und verzichtete auf alle Rechte, die er als Vater haben mochte. Aus Sicht der Amazonen hatte er natürlich ohnehin keine Wahl, aber es war wichtig, dass man sich einig war.

Shiro tätschelte väterlich seine Schulter, als er an ihm vorbei ging, um einen Blick auf seine Enkelin zu werfen. Lily wollte das Baby auch mal halten. Veiler und Legend bestaunten es und eilten dann los, um Saambell und Rosi zu holen.

Mava hielt sich etwas zurück, denn er sorgte sich immer noch um die allgemeine Sicherheit und behielt die Besucher im Auge. Er hatte Yugi und Yami anscheinend schon begrüßt, denn die beiden standen bei ihm, während Sorc in der Nähe an der Wand lehnte.

Es war etwas ungünstig, dass jeder, der zu Paladia wollte, an den Betten von Dharc und Milla vorbei musste. Aber dies war ja auch nur eine Notfallstation und nicht für längeren Aufenthalt gedacht. Die Kinder regten sich murmelnd, so dass die Aufmerksamkeit der Eltern sich ihnen zu wandte. Nur Cross blieb wachsam und beobachtete Crimson unablässig.

Yugi in seiner aufgeschlossenen Art sprang den Magier regelrecht an und gratulierte ihm. „Hey, du bist Vater! Das ist so cool!“

„Lass uns nachher das Kind ansehen, Yugi,“ schlug Yami vor. „Jetzt ist da zu viel los.

Der Schlossherr bugsierte seine neuesten Gäste zurück auf den Flur, gefolgt von Mava und Cross. „Also, könnt ihr zwei länger bleiben?“ erkundigte er sich und fragte sich im selben Moment, ob er das wollte. Eigentlich ja, aber es war momentan ungünstig mit Olvin irgendwo auf der Lauer. Andererseits würde er ihnen gewiss nichts tun. „Seit wann seid ihr eigentlich im Schattenreich?“

„Oh, wir waren schon seit etwa einer Woche bei Genesis,“ erzählte Yugi. „Appi war auch mit. Ich habe ihm gezeigt, wie die Playstation funktioniert, er war gar nicht mehr vor dem Ding wegzukriegen.“

Crimson grinste schief. „Ah ja, *das* Ding. Es gibt Sachen, für die bin ich nicht gemacht.“

„Man kann ja nicht alles können,“ neckte Yugi ihn. „Also, was ist hier los? Und bezüglich Sorc müssten wir wissen, ob er hier bleiben kann.“

Der Berserkedrache saß jetzt auf Sorcs Armen und ließ sich kraulen wie eine Katze. Crimson wusste nicht, was gruseliger war: Dass der mächtige Drache sich so verhielt oder dass Sorc darauf einging. Denn der benahm sich wie ein Katzenbesitzer. Die Anwesenheit des Chaoten mochte durchaus etwas Unterhaltung in das Schloss bringen.

Cathy drängelte sich dazwischen. Er wollte protestieren, doch Crimson sah ihn streng an, und es bedurfte keiner Worte, um seine Botschaft zu vermitteln. Selbst der Geist musste zugeben, dass Sorc eine Bereicherung wäre... wenn auch nur aus energetischer Sicht.

„Ja, ich lasse ihn bleiben,“ teilte Crimson seine Entscheidung mit. „Ich verlasse mich auf Genesis' Urteilsvermögen. Wenn er meint, dass es gut geht, soll es so sein. Sorc, ich habe keine spezielle Aufgabe für dich im Moment. Du könntest dich etwas um die Sicherheit kümmern. Schließlich... kennst du dich hier aus. Vertrag dich wenn möglich mit Catherine.“

„Ich habe mit dem Schlossherz kein Problem,“ versicherte Sorc.

Anders herum konnte man nicht so sicher sein.

„Glaubst du wirklich, dass du ausgerechnet ihn mit der Sicherheit betrauen solltest?“ gab Mava zu bedenken. „Wir wohnen hier ja jetzt schon länger, als er es je getan hat.“

Crimson fand den Einwand berechtigt, er sollte vielleicht nicht zu leichtfertig handeln. „Ah, du hast Recht. Wie konnte ich sowas Wichtiges vergessen! Sorc, schwörst du, mir und dieser Schule zu dienen, dich meinen Befehlen zu unterwerfen und stets im Sinne unserer kleinen Gemeinschaft zu handeln?“

„In Ordnung, ich schwöre bei allen Mächten des Chaos,“ antwortete Sorc ohne große Umschweife. Seine sachliche Art vermittelte irgendwie einen Eindruck von Überlegenheit, fand Crimson. Sich groß zu zieren hätte schwach gewirkt.

„Dann an die Arbeit,“ nickte Crimson.

Sorc schritt davon, als wüsste er ganz genau, was zu tun war, dabei wusste das nicht einmal der Schlossher selbst. Aber Crimson war froh, eine Aufgabe abgegeben zu haben. Cathy behielt den Chaosmagier misstrauisch im Auge und überwachte ihn auch noch, als er schon außer Sicht war.

Shiro gesellte sich zu ihnen. „So... kehrt jetzt Ruhe ein? Du wolltest mir noch etwas erzählen, mein Sohn.“

„Ja, aber das hat noch Zeit, bis Endymion und seine Leute weg sind,“ entgegnete der Weißhaarige. Er versuchte, seine Stimme so normal wie möglich klingen zu lassen, damit Cross nicht auf die Idee kam, er hätte etwas zu verbergen.

Shiro verstand den Wink. „In Ordnung, ich gehe mal nach Kuro sehen. Der hat wahrscheinlich im Garten gearbeitet und nichts von alledem mitbekommen, der Schuft.“

„Ja, mach das, Paps... ich brauch jetzt ein Bad. Kommt ihr mit, Jungs?“

Yugis Augen wurden groß und er lächelte erwartungsvoll. „Hast du heiße Quellen?“

„Ja, sicher... allerdings im Keller, nicht unter freiem Himmel, wie's bei Dark war. Ist etwas finster da, aber ich habe es ganz gemütlich hingekriegt.“ Mit ein paar Badezimmermöbeln und Dekogegenständen... aber im Prinzip wirkte es dort immer noch wie in einem Kerker, das ließ sich wohl nicht wirklich ändern. Vielleicht assoziierte das auch nur er so aufgrund seiner Erfahrungen. „Ansonsten hätte ich auch noch ein Meer anzubieten.“

„Nein, der Keller klingt toll!“ freute Yami sich. „Wir könnten auch ein Bad vertragen nach der Reise. Aber wir haben gar keine Sachen zum Wechseln dabei, Genesis meinte, du hättest was. Er schickt unser Gepäck nach.“

Crimson musste lachen. „Ja, ich glaube, jedes Schloss im Schattenreich hat irgendwelche Kleidung für Gäste!“

Er zeigte ihnen das Bad, wobei der Weg dorthin teilweise derselbe war wie zu den Kerkern. In letzter Zeit hatte er vermutet, dass dies nicht immer Kerker gewesen waren. Vielleicht hatte Sorc sie einfach nur so benutzt. Warum sollte man sonst ein Entspannungsbad in der Nähe haben?

Yugi und Yami waren begeistert.

„Cool! So richtig... Gothic Style!“ rief Yugi.

„Vielleicht würde es noch mehr hermachen, wenn man die Wände sandfarben verkleidet, mit Darstellungen von Falken und Katzen...“ überlegte Yami. „Dann wäre es heller. Man könnte die Regale statt aus Holz aus hellen Sandsteinen machen, hier ein Feuerbecken als Lichtquelle...“

„Hm, das wäre ne Idee,“ stimmte Crimson zu. Er machte für gewöhnlich mit ein paar Leuchtkugeln Licht, um Fackeln zu sparen, zumal die auch immer die Wände vollrußten.

Wie auch in einem japanischen Bad wuschen sie sich erst und weichten sich dann in dem heißen Becken ein, insofern war es gar keine Umstellung für die beiden. Crimson band sich die Haare hoch und ließ sich wohlig seufzend bis zum Hals in das Wasser sinken.

„Ist uns eigentlich dieser Ritter noch gefolgt?“ fiel es Yugi dann ein.

„Wir könnten ihn einladen,“ witzelte der Magier. „Vielleicht wartet er vor der Tür, oder sie haben endlich gerafft, dass ich als Schlossherr nicht einfach abhauen werde.“ Er hatte jedenfalls nicht weiter auf Cross geachtet, wie er sich eingestehen musste.

„Erzählst du uns nachher, worum es hier eigentlich geht?“ fragte Yami. Beide Mutous sahen Crimson abwartend an.

Der Weißhaarige willigte zögernd ein. „Na gut... aber erst, wenn Paps dabei ist. Ich hätte gerne mit ihm allein geredet, aber es ist ja Blödsinn, alles zweimal zu sagen, wenn einmal reicht. Wollt ihr eigentlich ein Gästezimmer für zwei haben? Ich kann euch auch in einem der Schlafzimmer für Jungen unterbringen.“ Das wollten sie ganz bestimmt nicht. Crimson dachte da eher an eins der Zimmer in seinem Turm, aber vielleicht nicht direkt unter seinem. Schließlich wollte er ja noch schlafen können.

Das Gespräch wandte sich nun hauptsächlich der Planung für den Rest des Tages zu, was Crimson lieber war als irgendwelche heiklen Sachen. Einen Vorteil hatte all die Hektik aber immerhin... Zeitweise hatte er Olvin ganz vergessen.

Er musste unbedingt bald mal den Brief lesen, den Yugi geschickt hatte, nur um sich nicht ganz zu blamieren...



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  jyorie
2013-06-24T15:00:42+00:00 24.06.2013 17:00
Hallo ^_^

also sowie du das auf zählst, was der arme Crimson da alles auf einen Schlag an Problemen hat – nein, dann kommt der Besuch sichtlich ungelegen^^

Ein tolles Kapitel und schön, das sich die Probleme so schnell geklärt haben. Ein bisschen schade ist es schon, das er kein Junge bekommen hat, aber es ist dennoch traurig, wenn man von vorneherein weiß, das einer der Eltern ohne Kind sein wird – wie heißt die Kleine? (Ps. wenn du magst, ich habe neulich eine FF mit Yami als einziger Männlicher Amazone gelesen, wenn du magst, such ich dir den Link raus :D

So wie du die letzte FF abeschlossen hast, ist Sorc garnicht so schlecht, er hat einfach eine Gelegenheit ergriffen ... aber ich verstehe es total, wenn ihm erstmal misstraut wird.

CuCu Jyorie

Antwort von:  Purple_Moon
24.07.2013 20:44
Na wenn schon, dann dicke, ne?^^
Wie das Mädel heißt, wird noch gesagt, ich gleube im nächsten Kapitel.
Also eigentlich widerspricht sich männlich und Amazone ja schon, oder? Aber hey, würde mich schon interessieren, wie es dazu kommt XD
Sorc ist zumindest nicht einer dieser Bösewichte, die böse sind, nur um böse zu sein. Er ist auch kein Sadist, aber er foltert Leute, wenn es seinem Zweck dient. Wenn er vierliert, nimmt er es sportlich. Man könnte vielleicht sagen, dass er einen gewissen Stil hat... Naj, mal abwarten. Als ich ihn in diese Geschichte einbaute, war das eigentlich erstmal nur eine fixe Idee...
Von:  Hikari-Yumi
2012-10-21T12:42:56+00:00 21.10.2012 14:42
Huhu X3
Soo jetzt ist es auch hier da ^^

Was kann ich jetzt noch sagen?

Außer das es richtig geil ist...
Kannst du mir yami rüber schicken, mein Zimmer braucht etwas Ägyptenrlair ^.^
Glg


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