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Ein letzter Tanz

von

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Tag 7 - Betrunkene und Kinder sagen die Wahrheit (2/2)

Wilde Küsse, hungrige Küsse, Küsse, die voller Gier und Leidenschaft waren. Hände, die über den nackten Körper des anderen glitten, Stöhnen, das die Stille erfüllte, Berührungen, die voller Feuer waren. Das Kribbeln auf der Haut, in den Lenden, das Kribbeln überall dort, wo er ihn spürte, die Lippen, die ihn und jede freie Stelle seines nackten Körpers bedeckten. Aber trotzdem das Gefühl, gegen eine Mauer zu stoßen, nicht weiter zu kommen.
 

Mamoru blinzelte. Sein Kopf hämmerte wie verrückt, als er sich langsam aufrichtete und das Gefühl hatte, er würde entweder durch den Boden fallen oder ihm die Decke auf den Kopf. Schwindel packte ihn. Er richtete sich langsam auf und sah an sich herunter. Er trug nur noch seine Boxer-Shorts. Und er lag in Motokis Bett.
 

Bitte, lieber Gott, lass das ein Traum gewesen sein.
 

Er wusste nicht, woher die Erinnerung des leidenschaftlichen Kusses kam. Traum oder Realität? Mamoru schluckte und blickte zur Seite. Motoki lag ebenfalls dort, aber er hatte zumindest noch seine Jeans an.
 

Was war letzte Nacht geschehen? Konnte es wirklich sein, dass er sich trotz der aufgelösten Abmachung von Motoki hatte rumkriegen lassen? Das durfte doch nicht ernsthaft passiert sein.
 

Mamoru taumelte aus dem Bett, schlurfte ins Badezimmer und ehe er irgendetwas tun konnte, übergab er sich im vollen Bogen im Waschbecken. Das Erbrochene stank nach Alkohol und er fragte sich, was für ein Vollidiot er eigentlich in letzter Zeit war.
 

„Bist du schwanger?“, murmelte Motoki schmunzelnd und stand in der Tür. Mamoru schloss seine Augen, öffnete den Wasserhahn und ließ endlos lang das rettende Nass fließen.
 

„Hau ab. Du verleitest mich nur noch zu idiotischen Aktionen“, nuschelte Mamoru, aber er sprach so undeutlich, dass Motoki mit Sicherheit nicht ein Wort verstanden hatte.
 

„Ich mach Frühstück“, sagte Motoki leise und ließ ihn alleine. Vielleicht hatte er ihn doch verstanden.
 

Mamoru wusch sich den Mund aus und setzte sich auf den Rand der Badewanne. Verzweifelt vergrub er seinen Kopf in seinen Händen und versuchte das ständige Hämmern zu verdrängen. Er fühlte sich elendig. Nicht nur wegen dem Alkohol, sondern wegen allem, was passiert war. Natürlich hatte Bunny Schluss gemacht, wenn er so idiotisch war und solch eine Abmachung mit Motoki hatte. Und natürlich war sie sauer, dass er ihn geküsst hatte. Aber wie viel von dem leidenschaftlichen Kuss, an den er sich wage erinnerte, war wahr? Wie viel war gestern Nacht zwischen ihnen passiert? Hatte das Gefühl der Mauer zu bedeuten, dass sie zum Glück nicht zu weit gegangen waren? Vielleicht war es auch einfach nur ein Traum und er hatte nichts zu befürchten.
 

Mamoru schluckte. Wie sollte er Bunny nach allem jemals zurück gewinnen? Das schlechte Gewissen plagte ihn. Anfangs erschien ihm alles locker, nach einem großen Scherz, nach etwas, womit er das Leben genießen konnte. Jetzt wurde ihm langsam klar, dass er mit Bunnys Gefühlen gespielt hatte, sie verletzt hatte. Und er wurde die Vorahnung nicht los, dass Motoki all dies ernster gesehen hatte als er.
 

Er stand auf und lief in die Küche. Motoki stand am Fenster und sah nachdenklich hinaus.
 

„Du liebst sie wirklich, oder?“, fragte er nur, als er hörte, wie Mamoru sich hinter ihn stelle.
 

„Was soll die Frage?“, murmelte Mamoru und hob abwehrend seine Hände. „Du wusstest von Anfang an, dass ich Bunny liebe. Ich hätte mich einfach nicht auf diese Abmachung einlassen sollen.“
 

„Du hättest ja nicht zusagen müssen. Schieb die ganze Schuld nicht in meine meine Schuhe, okay? Dazu gehören noch immer zwei.“
 

„Du hättest mich gar nicht dazu verleiten sollen.“
 

Motoki schnellte herum und funkelte in sauer sein. „Hör mir auf mit so einem Gelaber. Du hast auch mich geküsst!“
 

Mamoru biss sich auf die Unterlippe und schwieg. Er hatte recht. Zu einem Kuss gehörten noch immer zwei. „Trotzdem“, versuchte er einen letzten Vorstoß, aber Motoki schüttelte vehement seinen Kopf. „Wir waren es beide, Mamoru“, knurrte Motoki drohend und drehte sich wieder um.
 

„Du hast deine Abmachung aber nicht vergessen, mir zu helfen, oder? Ich muss sie wieder zurück gewinnen, Motoki“, flehte Mamoru. Doch Motoki reagierte nicht. Erst, als er lange aus dem Fenster gesehen hatte, drei Mal tief ein- und ausatmete und sich zu ihm wandte.
 

„Was war das alles für dich?“
 

Mamoru hätte wissen müssen, dass die Frage früher oder später kommen würde. Und früher oder später musste er sich auch seiner eigenen Gefühlswelt stellen, warum er all dies so weit hatte kommen lassen.
 

„Ein Spiel“, murmelte Mamoru. Motoki hob zweifelnd seine Augenbrauen. „Ein Spiel? Und dir war egal, was Bunny dazu sagen würde?“
 

„Hey, manchmal verhalten sich Menschen nicht so, wie sie eigentlich sollten. Das solltest du auch wissen. Manchmal kann man Entscheidungen auch nicht rückgängig machen. Wir waren beide betrunken, als wir auf diese idiotische Idee gekommen waren.“
 

„Aber was hat dich gereizt? Immerhin ging es darum, dass wir miteinander schlafen oder du mit Bunny. Du hast dich darauf eingelassen, sie zu betrügen.“
 

„Mir kam es nicht wie ein Betrug vor“, verteidigte sich Mamoru schwach.
 

Motoki lachte verächtlich auf. „Und warum nicht?“
 

„Ich weiß nicht. Mir kam die Vorstellung, mit dir zu schlafen einfach… Nicht so vollkommen absurd vor.“
 

„Und warum?“
 

„Ich denke, weil ich neugierig war“, räumte Mamoru ein. „Ich habe mit Bunny nicht einmal ansatzweise Körperlichkeiten ausgetauscht und ich habe einfach immer mit dir darüber reden können. Es ist ja nicht so, dass ich auf das andere Geschlechte stehe oder so, aber du… Du hast mir halt das Gefühl gegeben, als wüsstest du ganz genau, was ich wollte. Ich habe dich nicht begehrt, sondern die Vorstellung, mich mal auszuleben. Es kam mir einfach wie ein absurdes Spiel vor und ich habe zu spät gemerkt, dass ich damit Bunnys Gefühle verletzt habe.“
 

„Was ist, wenn ich dir sagen würde, dass es für mich viel mehr wäre?“
 

„Was willst du damit sagen?“, fragte Mamoru verwirrt und schüttelte seinen Kopf. „Hey, Motoki. Ich gebe zu, dass ich mich falsch verhalten habe. Ich hätte dich auch nicht küssen dürfen. Ich liebe Bunny und ich will mit ihr zusammen sein. Ich weiß selbst nicht, warum ich in den letzten Tagen ständig hin und her gesprungen bin und mich auf dich eingelassen habe. Aber es hätte nicht passieren dürfen. Ich werde Bunny auch verstehen können, wenn sie nie wieder etwas mit mir zu tun haben will. Aber das mit uns…“ Mamoru suchte händeringend nach den richtigen Worten. „Das mit uns muss aufhören, Motoki. Wir können nicht ständig die Situation so aus den Rudern laufen lassen, dass wir uns küssen. Wir konzentrieren uns darauf, dass ich wieder mit ihr zusammen komme, okay?“
 

Motoki hob seine Augenbrauen. „Küssen? Und gestern Nacht?“
 

Mamorus kleine, heile Welt brach zusammen. Er erinnerte sich nicht. Was hießen die Fetzen in seinem Inneren?

„Naja, gestern Nacht…“
 

„Du erinnerst dich nicht mehr“, gab Motoki verletzt von sich.
 

„Ich war betrunken“, wehrte Mamoru ab. Seine Ausreden wurden immer schlimmer. „Sag mir bitte, was gestern Nacht passiert ist.“
 

„Du bist selbst schuld, wenn du es nicht mehr weißt!“, schrie Motoki wütend. Mamoru seufzte und ging einen Schritt auf ihn zu, doch sein bester Freund wich ihm aus.
 

„Bitte“, flehte Mamoru, doch Motoki zeigte ihm einen Vogel. „Denk dir doch meinetwegen was aus. Ganz ehrlich, vergiss unsere Abmachung! Vergiss auch, dass ich dir gesagt habe, ich würde dir mit Bunny helfen. Hau einfach ab.“
 

„Warte…“ Mamoru sah ihn verständnislos an, dann dämmerte es ihm langsam. Das musste sein verletzter Ton bedeuten!
 

„Du bist in mich verknallt“, platzte es aus Mamoru heraus.
 

Motoki sah ihn an, antwortete nicht. Mamorus Augen wurden immer größer. „Motoki, antworte mir!“ Motoki sah ihn an, seine Augen leer, dann öffnete er seinen Mund um endlich zu sagen, wie er die letzten Tage gesehen hatte.



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