Zum Inhalt der Seite

Von Sonnenblumen und Rosen

Masumi Sera X Shiho Miyano
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Freundschaft

„Hey, Schlafmütze! Aufwachen, hier bin ich!“, höre ich eine laute Stimme direkt neben meinem Ohr und mit einem Schlag bin ich hellwach. Masumi rüttelt an meiner Schulter und sieht mich mit einem breiten Grinsen an. 

„Man, hast du mich erschreckt“, rufe ich und versuche sie wegzustoßen, doch ich habe ihre Jeet Kune Do Fähigkeiten natürlich wieder einmal unterschätzt. 

Sie ergreift meinen Arm und bevor ich es realisiere, hat sie mich zu sich herangezogen und hält meine Hände fest. „Ich kann doch nichts dafür, wenn du immer bis spät in die Nacht Experimente machst und dann am nächsten Tag im Café einfach so einschläfst“, flüstert sie in mein Ohr und ihr warmer Atem kitzelt mich, sodass ich unwillkürlich zusammenzucke. Mein Rücken lehnt eng an ihrem Oberkörper und ich kann spüren, wie ihr Herz schlägt. Es scheint unregelmäßig zu schlagen und auch schneller als normal. Ob sie hierher gerannt ist? Dabei ist sie gar nicht außer Atem. 

Mit einem Ruck befreie ich mich und hake mich bei ihr unter. „Auf geht‘s zum Beika Zentrum, ich brauche dringend neue Klamotten!“ 

Wir schlendern die Einkaufsstraße entlang, während Masumi mir von ihrem Tag in der Polizeischule erzählt. „Heute war es so witzig. Wir hatten Waffenkunde bei Herrn Takagi und auf einmal kommt Frau Sato rein, um etwas zu holen. Der arme Kerl war plötzlich total durcheinander und hat den Rest der Stunde nichts mehr hinbekommen. Die zwei sind aber auch zu süß!“ 

Ihre gute Laune ist ansteckend und ich muss plötzlich grinsen. „Wieso sagst du eigentlich immer noch Frau Sato? Die beiden haben doch vor ein paar Wochen geheiratet“, schaue ich sie fragend an, doch sie lacht nur. Ihr Lachen ist so fröhlich und unbesonnen, als hätte sie noch nie etwas Schlechtes im Leben erlebt. Ich spüre, wie ihre Anwesenheit meine traurige Grundstimmung verfliegen lässt und ich merke, wie ich mich an sie schmiege und ein Lächeln nicht verbergen kann. 

„Na, wovon träumst du?“, reißt sie mich aus meinen Gedanken. Bevor ich mir eine passende Antwort überlegen kann, bleibt sie auf einmal stehen und zeigt auf das Schaufenster eines Geschäfts direkt vor uns.

„Das ist ein Goth-Loli Geschäft. Sag bloß, du trägst solche Sachen?“, frage ich und lasse meinen Blick vielsagend über ihre Männerjeans und das lässige T-Shirt schweifen. „Ach Quatsch. Aber du meintest doch immer, dass du so ein Outfit gerne mal anprobieren wolltest.“ Bevor ich mich wehren kann, hat sie bereits meinen Arm genommen und mich in das Geschäft gezogen. Ihre Hände sind warm und fühlen sich erstaunlich weich an auf meiner Haut und ich bin fast schon ein bisschen traurig, als sie mich loslässt und anfängt die Ständer zu durchsuchen. Wie albern. 

„Das hier wäre doch optimal für dich, Shiho!“, mit einem entzückten Schrei, der so gar nicht zu ihr passt, hält sie mir ein schwarzes, ziemlich kurzes Kleid hin. Ihre großen, grauen Augen sehen mich erwartungsvoll an, sodass ich ohne Widerstand mit einem Seufzen in der Umkleidekabine verschwinde. Ich kann ihr aber auch gar nichts abschlagen. „Wow! Du siehst absolut fantastisch aus!“, ruft sie und klatscht in die Hände, als ich umgezogen vor ihr stehe. 

„Also ich finde es ja etwas zu kurz“, murmel ich und zupfe am Saum des Kleides herum, während ich mich skeptisch im Spiegel betrachte. 

„Das sieht doch sehr sexy aus“, sagt sie mit tiefer, rauer Stimme und schenkt mir einen vielsagenden Blick. Komisch, so hat sie mich noch nie angesehen. Dieses Funkeln in ihren glänzenden Augen. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, das ist – Lust?! Ich schüttel energisch den Kopf, um diesen unsinnigen Gedanken zu vertreiben. Aber wenn du ehrlich bist, gefällt dir dieser Blick doch, sagt eine leise Stimme in meinem Hinterkopf. 

Auf einmal sieht Masumi mich erwartungsvoll an und mir wird bewusst, dass ich eine Minute lang einfach dagestanden bin, ohne mich zu regen oder etwas zu sagen. Ich erröte leicht und husche mit einem nachdrücklichen „Es ist sowieso viel zu teuer. Ich zieh mich wieder um“ zurück in die Kabine. 
 

„Sag mal, Shiho, hast du Hunger?“ Es sind mittlerweile 2 Stunden vergangen und ich merke, dass sich mein Magen tatsächlich meldet. 

Ich nicke und frage: „Wollen wir zum Professor gehen und uns was kochen? Er hat sicher auch Hunger, wir könnten alle zusammen essen.“ Für einen Moment huscht ein Schatten über ihr Gesicht und ich frage mich, ob ich etwas Falsches gesagt habe. 

Bevor ich nachsetzen kann, lächelt sie und meint: „Wie wäre es, wenn ich dich zur Feier des Tages zum Essen einlade?“ 

„Zur Feier des Tages? Aber heute ist doch gar nichts Besonderes“, erwidere ich mit einem fragenden Blick. 

„Du hast mir ein Lächeln geschenkt. Das ist etwas Besonderes und es macht mich glücklich. Lass mich dich einladen, ja? Da hat ein leckerer Ramen-Laden aufgemacht, gleich hier um die Ecke.“ Sie redet ein bisschen zu schnell, wendet unvermittelt ihren Blick ab und wirkt leicht beschämt. Ich habe ihr ein Lächeln geschenkt? Was soll das denn bedeuten? Ich gebe ja gerne zu, dass man mich eher mit einem ernsten Gesichtsausdruck antrifft, aber trotzdem bin ich überrascht über ihre Aussage. Wieso macht sie das glücklich? Zu viele Gedanken schwirren in meinem Kopf umher und ich fühle ein merkwürdiges Ziehen in meiner Brustgegend. Es fühlt sich ungewohnt an, aber nicht unbedingt unangenehm. 

Als ich aufblicke, schaut sie mich direkt an und wirkt, als versuche sie meine Gedanken zu entschlüsseln. Für einen Moment stehen wir einfach nur so da und ich habe das Gefühl, die Welt dreht sich ohne uns weiter. Dann reiße ich mich von ihren Augen los und sage bestimmt: „Na dann lass uns gehen. Eine Einladung werde ich mir natürlich nicht entgehen lassen.“ Sie grinst erfreut, hakt sich bei mir unter und Arm in Arm machen wir uns auf den Weg. 
 

Satt und zufrieden erreichen wir das Haus des Professors, um uns zu verabschieden. „Hast du Lust auf einen DVD-Abend am Samstag? Allerdings müssten wir den bei dir machen. Du weißt ja, unsere Wohnung ist sehr klein und Shuichi wäre bestimmt angenervt, wenn wir das Wohnzimmer blockieren.“ 

„Super Idee! Ich hab gerade die neue Staffel von 'The Earl and the Fairy' gekauft, die können wir uns anschauen, wenn du möchtest“, antworte ich und lächle. Ich merke, wie sehr ich mich darauf freue und komme mir ein bisschen albern und naiv vor. Und dazu kommt dieses Kribbeln in meinem Bauch, das sich seit geraumer Zeit nicht mehr ignorieren lässt. Sehr merkwürdig. Was ist denn schon dabei? Ein DVD-Abend eben. Das habe ich mit Ran doch auch schon gemacht.

Aber mit Masumi ist es etwas anderes, findest du nicht?, meldet sich wieder diese lästige Stimme meinem Kopf zu Wort. Vermutlich mache ich mir einfach nur zu viele Gedanken, so wie immer. Ich stoße einen Seufzer aus und schüttel den Kopf, wie um alle Verwirrungen einfach hinaus zu schleudern. 

Das Mädchen mit den faszinierenden Augen sieht mich fragend an, belässt es aber dabei. Ich schätze, sie ahnt schon, dass ich ihr sowieso nicht sagen würde, was in diesem Augenblick in mir vorgeht. Sie kennt mich gut und gerade bin ich ihr dankbar, dass sie nicht nachfragt. Ich weiß ja selber nicht genau, was los ist.

Ich bin einfach nur übermüdet, das wird es sein, versuche ich mir einzureden. Sie umarmt mich und streicht mir sanft übers Haar. Für einen Moment fühle ich mich unglaublich geborgen und zufrieden, sodass ich sie am liebsten gar nicht mehr loslassen würde.

Schon mit dem nächsten Atemzug ist mir dieser Gedanke peinlich und ich reiße mich ruckartig von ihr los. Sie wirkt irritiert, sagt jedoch nichts. „Geh heute mal früher ins Bett, Shiho“, ruft sie und zwinkert, wirft mir eine Kusshand zu und verschwindet hinter der Hausecke.



Fanfic-Anzeigeoptionen
Blättern mit der linken / rechten Pfeiltaste möglich
Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück