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Chasing The Challenge

Puzzleshipping (Yami x Yugi)
von

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Welches Tier bist du? - Part I

Kapitel 4 – Welches Tier bist du? (Part I)

(https://www.fanfiction.net/s/7748449/4/)

„Jo! Tristan! Hier rüber!", rief Joey und hob seine Hand in die Luft, bevor das zelluläre Objekt in ihr landete.
 

„Leute! Ernsthaft! Gebt her!", quiekte Mana verzweifelt und stellte sich auf Zehenspitzen, um wenigstens halbwegs die Höhe ihrer beiden Peiniger zu erreichen. Joey und Tristan jedoch lachten nur weiter auf ihre Kosten, ehe sie damit fortfuhren das Handy zwischen sich hin und her zu werfen.
 

Yugi stöhnte auf und lehnte sich in seinem Bürostuhl zurück. Diese seltsamen Leuten, mit denen er hier arbeitete, Idioten zu nennen, war möglicherweise eine Beleidigung gegen Yami. Aber Fakt war, dass diese Leute hier keine Polizisten waren, sondern höchstens Clowns! Kein Wunder, dass die ganze Papierarbeit stapelweise liegen blieb. Wahrscheinlich wussten sie noch nicht einmal, wie man einen Stift ordentlich in der Hand hielt, ohne ihn dabei jemandem in die Nase zu schieben, oder so ... Was nicht heißen sollte, dass er ihnen die Schuld an dieser ... zirkusartigen Atmosphäre gab. Die hatte wennschon ihr Boss, die sogenannte 'Führungskraft' der Gruppe.
 

Also wirklich jetzt, wer sonst würde seinen Angestellten erlauben, Handys zu stehlen, sie herumzuzeigen und Sachen anzuzünden? Ja ... sie hatten etwas angezündet, aber das war eine ziemlich lange Geschichte. Yugi zog es vor, sich nie mehr daran zu erinnern. Obwohl er zugeben musste, dass es ihm erheblich schwer fiel, wenn Joey und Malik sich weiterhin 24 Stunden die Woche hämisch darüber freuten. Alles in allem ... war das Leben als Polizist auf der Domino-Polizeiwache alles andere als Yugi es erwartet hätte. Sein Leben war wie eine lange Reise mit einem Wanderzirkus und seine Mitarbeiter verhielten sich wie ein Haufen Grundschüler.
 

„Mana hat einen Freund~! Mana hat einen Freund~!“
 

…'Tschuldigung, hatte er gerade etwas von Grundschule gesagt? Er meinte natürlich Kindergarten.
 

„Er ist nicht mein Freund! Er ist mein Lehrer in der Abendschule!“, schnaubte Mana und schaffte es dann endlich, sich das silberne Handy aus den Händen des noch immer kichernden Brünetten zurückzuholen.
 

Joeys Augen weiteten sich und ein Grinsen stahl sich auf seine Lippen. „Oh~ Mana, du unanständiges Mädchen! Wie ist der Sex? Treibt ihr es in seinem Klassenzimmer? Oder ist er einer von diesen total langweiligen Lehrern, die einfach nur ihren Unterrichtsplan abarbeiten und dann gehen?“, sprudelte es aus Joey hervor wie aus einem zu weit aufgedrehten Wasserhahn. Das einzige Problem war, dass das Spülbecken darunter nicht groß genug für die reichliche Menge an Wasser war, die der Hahn ausschüttete.
 

„Nein! Müsst ihr Jungs echt so unreif sein! Mahad ist ein witziger, intelligenter und talentierter Lehrer und vor allem ANSTÄNDIG und er würde nie etwas mit einem seiner eigenen Studenten anfangen, ganz zu schweigen davon mit ihnen im Klassenzimmer zu schlafen.“, murmelte Mana und öffnete ihr Handy, um nachzusehen, ob die Beiden ihrem Baby irgendwelchen irreparablen Schaden zugefügt hatten.
 

Joey sah die Ägypterin an und wackelte suggestiv mit den Augenbrauen. „Ohhh~ aber du hättest es gerne~“, sang er und stimmte dann in Tristans Gelächter mit ein.
 

Mana spottet. „Pfff! Und ob! Gott, es ist so schwer sich heutzutage in eine Autoritätsperson zu verlieben. Ich meine, verbotene Romanzen sind heiß und so, aber nein danke!“, rief sie entkräftend. Yugi lächelte im Verborgenen über die entgeisterten Mienen seiner Kollegen. Voreilige Schlüsse waren eben doch nicht so das Wahre. Natürlich ging der einzige Weg, diese Lektion zu lernen darüber, sie zu durchleben und wenn das wirklich der Fall war, dann war Yugi sich ziemlich sicher, dass er genauso gut der Meister darin hätte sein können.
 

„Was?“, fragte Mana, während sie sich in ihrem Stuhl umher drehte. „Ich hab' gesagt, dass er nicht mein Freund ist, aber ich hab nie gesagt, dass ich nicht interessiert wäre!“ Sie seufzte. „Mensch, ihr Typen seid wie eine Horde Affen! Außer Yugi. Er ist eher wie ein Babykätzchen oder ein Koala, so, so verdammt süß!“, quiekte sie. Yugi errötete und drehte sich weg. Er fühlte, wie der letzte Rest seines „männlichen Stolzes“ direkt durch seine Finger rann. 'Na ja, eigentlich kann man ja nicht verlieren, was man sowieso nie hatte.', wies er sich selbst sachlich darauf hin, wobei er jedoch recht schnell bemerkte, dass er sich keinen sonderlich großen Gefallen tat, sich immer wieder auf solch ihm längst bekannte Schönheitsfehler seines Lebens aufmerksam zu machen. Darum kümmerte Yami sich schließlich schon.
 

„Ey! Yugi is' kein Kätzchen! Er ist mehr wie ein … ähm … ähhhhhh, Chihuahua!“ Yugi hätte schwören können, dass er jeden Moment vom Stuhl kippte. „Er ist vielleicht klein und knuddelig, aber wenn er beißt, dann wird er ziemlich fies!“ War das nicht die Wahrheit? Yugis Gesichtszüge zuckten leicht. Ohhh, wenn Yami doch nur da wäre. Gott, der hätte seine wahre Freude an diesem Gespräch! Er würde ihn wahrscheinlich direkt mit irgendeinem Vogel oder einer Maus vergleichen, nur um sich über seine Statur lustig zu machen.
 

Aber zum Glück war Yami im Moment nicht da. Er hatte einen dringenden Anruf von Kaiba erhalten, der einzigen Person auf der Wache, die mehr Macht hatte als er selbst, und Malik hatte er direkt mitgenommen. Ein Teil von Yugi war extrem erleichtert, dass er die beiden wahrscheinlich größten Idioten der Welt losgeworden war, und obwohl er sich nun mit einem Haufen verantwortungsloser „Mitarbeiter“ abgeben musste, war Babysitten immer noch besser als Non-Stopp dumme Bemerkungen über sich ergehen lassen zu müssen.
 

Andererseits … war es irgendwie auch alles andere als erleichternd. Es kam selten vor, dass Yami einen Anruf von Kaiba erhielt und noch viel seltener für ein Meeting. Es musste also um etwas wirklich Ernstes gehen, um etwas, an dem Yami Yugi zweifellos nicht teilhaben lassen würde. Seit der Mordserie, die sich um Dukes Bekannte drehte, hatte Yami mehr als einmal betont, dass Yugi auf der Wache bleiben und auf ihre Rückkehr warten sollte. Nicht, dass Yami ihn je überhaupt arbeiten ließ, aber in letzter Zeit … war er noch finsterer beziehungsweise ernsthafter geworden, was die ganze Sache anging. Das war es, was ihm am meisten Angst machte. Was Yami beschäftigte – nein, was Yami UND Kaiba beschäftigte, war ganz sicher nichts, was man auf die leichte Schulter nehmen sollte.
 

„Yugi ist kein Mexikaner!“, bluffte Mana zäh, auf eine Weise, die Yugi ein wenig an einen frechen Pudel erinnerte. „Wenn irgendwer hier ein Hund ist, dann ja wohl du „Köter““, stichelte sie. Sie wusste, dass der Spitzname, den Joey über alle Maßen hasste, das Feuer richtig schön weiter anheizte. Oh ja, zu diesem Spitzname gehörte auch eine lange Geschichte. Eigentlich konnte man nichts von dem, was innerhalb dieser Wände geschah, so wirklich in Worte zu fassen. Es gab da allerdings das perfekte Substantiv, das all das zusammenfasste: Chaos.
 

„Lass den Geldsack da raus! Der kann mich meinetwegen am Allerwertesten lecken!“, maulte Joey und Tristan musste ihn zurückhalten, damit er sich nicht, verfolgt von den misstrauischen Blicken der umstehenden Mitarbeiter, auf das Mädchen vor ihnen stürzte. Es war nicht neu, dass Joey und Seto sich abgrundtief hassten. Ja, bisweilen versammelte sich sogar einige um die Beiden, wenn sie mal wieder einen ihrer berühmt-berüchtigten Auseinandersetzungen hatten. Yugi stattdessen saß dann meistens nur da und verdrehte die Augen darüber, wie unglaublich unprofessionell die zwei sich verhielten. Also darüber, wie unprofessionell Joey und Seto sich verhielten… Joey und Mana dagegen waren nochmal eine völlig andere Geschichte.
 

„Oh! Da hab ich einen wunden Punkt getroffen, was?“, neckte Mana den Honigblonden und schloss ihr Handy, während ein fieses Grinsen sich durch ihre Gesichtszüge zog.
 

„Nein!“, zischte er und klopfte seine Schulter ab, sobald er sich aus dem groben Griff seines brünetten, besten Freundes gekämpft hatte. „Außerdem, wenn ich ein Hund wäre, wär' ich so was wie… ein Bluthund! Oder ein Pitbull!“ Er grinste und ließ seine Muskeln zum Beispiel seiner 'großen Kanonen“ spielen… die ehrlich gesagt alles andere als groß waren, obwohl sie mindestens zweimal so groß waren wie Yugis… wenn man bei ihm überhaupt von Muskeln sprechen konnte.
 

„Ja, du hast vielleicht das Hirn von einem.“ Tristan grinste und trat damit dem 'Gefecht der Witzeleien' bei, das nicht nur aus endloser Dummheit bestand, sondern zudem nicht unwesentlich zu Yugis endlosem Kopfschmerz beitrug. Gut, dass er eine Krankenversicherung hatte, denn er war sich mehr als sicher, dass er eines schönen Tages entweder durch Joeys unglaublich an den Haaren herbeigezogene Prahlereien was seine Muskeln und seine „Lady-Killer-Fähigkeiten“ anging, Manas zwanghafte, teenagerartige Reaktionen, Tristans gottverdammte Retourkutschen, Maliks koffeinbeeinflusstes Verhalten, Kaibas Ego oder höchstwahrscheinlich durch Yamis unerträgliche Sticheleien ohnmächtig werden würde. Es war ein Wunder, dass sein Blutdruck so niedrig war.
 

„Musst du grad' sagen, Einhornmann!“, zischte Joey. Wenn Yugi es sich recht überlegte, war umzukippen gar keine so schlechte Idee. Eigentlich war es sogar verlockender als alles andere in diesem Moment, und es schien, zu sterben war der einzige Weg Yamis wachsamen, Wutanfall auslösenden, karmesinroten Augen zu entkommen. Wer hätte das gedacht? Vielleicht wartete seine persönliche Hölle geradezu auf seinen Tod, und Yami hatte sich auf dem goldenen Thron niedergelassen und wartete auf die Ankunft seines Lieblingssklaven. Allerdings war der beängstigendste Teil dieses Gedankens nicht die Tatsache, dass sein Meister sein Feind Nummer Eins sein könnte, nein, sondern dass er überhaupt so über die Sache nachdachte… Bei Gott, er brauchte mehr Schlaf.
 

'Nein, was du brauchst, ist Urlaub', korrigierte er sich selbst, während er diverse Gegenstände durch den Raum fliegen sah, mit denen Joey ohne Zweifel auf Tristan gezielt hatte. Oder… andersherum. Das wusste man bei den Beiden nie genau. Ehrlich gesagt hätte er gerne gewusst, wie viele Verbrecher die Polizeistation im Jahr so fasste. Mit solchen Angestellten wettete er auf ungefähr zwei, wenn sie Glück hatten. Andererseits… erwiesen sie sich manchmal... als extrem… hartnäckig. Entweder waren sie das, oder sie waren einfach so nervig, dass der Täter aus purem Unglauben darüber kapitulierte. Er wusste, er hätte genau das getan, wenn die Bande, die ihn da mit Handschellen verfolgte, aus einem Haufen armer Irrer bestand, deren Vokabular so winzig war, dass eine Maus es mit einem Mal verschlingen könnte.

Trotzdem, all das war im Großen und Ganzen nicht der Rede wert. Ganz im Gegensatz zu dem, was ihn im Moment wirklich quälte. Klar, es war nicht schwer zu erraten, dass es dabei um Yami ging, aber ausnahmsweise einmal nicht in Bezug auf seine Schwester oder seine Highschool oder Yamis Talent, jeden Fehler, den er hatte, zu finden und zurück in sein Gesicht zu klatschen wie irgendeinen halbgaren, mikrowellentauglichen, tropfenden Kürbiskuchen. Nein, darum nicht. Allerdings zerfetzte es seinen Stolz sicher ebenso sehr.
 

Heute Morgen hatte Yami entschieden, allen ihre Gehaltchecks früher zu geben, da sein Meeting mit Kaiba so wichtig zu sein schien, dass es den ganzen Arbeitstag dauern würde. Im Geheimen hoffte Yugi, dass Kaiba Leute entließ oder so, denn wenn er von der Firma 'recycelt' werden würde, bekäme er wenigstens Arbeitslosenunterstützung, wogegen, wenn er selbst kündigte (was Tag für Tag verlockender klang), er, Mai und Ethan wahrscheinlich auf der Straße landen würden. Mai würde sich prostituieren müssen, Ethan würde aus dem Kindergarten geschmissen und Teil einer Zuhältergang werden und Yugi an diesem Punkt wahrscheinlich Selbstmord begehen ... und ... er tat es schon wieder...
 

Jedenfalls freute sich Joey, nachdem Yami weg war, urplötzlich wahnsinnig über etwas, dessen Ursache Yugi nicht so wirklich herausfinden konnte, denn alles, was es brauchte, um den Amerikaner glücklich zu machen, war ein Eimer Schokoladeneis und eine extragroße Schachtel Pepperonipizza. Es dauerte noch bis zu dem Moment, in dem Joey auf den Tisch kletterte – oder eher, auf den gigantischen Stapel an unfertigen Dokumenten, der darauf lag – und rief... nun ja... Yugi schenkte dem ehrlich gesagt nicht so viel Aufmerksamkeit, doch die Wörter, die hängenblieben, waren „173 Dollar" und „Gehaltserhöhung"... dann sah er hinunter auf seinen eigenen Gehaltscheck...
 

Da auf dem Papier stand eine große, stolze Zahl, die Joeys dagegen wie ein Insekt hätte zerquetschen können. 368 Dollar! Yugi war ein Anfänger! Er sollte halb so viel wie die Anderen bekommen, nicht zweimal so viel! Das also war er für Yami, ja! Ein Sozialfall! Vielleicht hatte der Mann endlich erkannt, was für ein Arschloch er in Bezug auf Yugi war, oder möglicherweise versuchte er nur zu helfen, aber ganz egal, was es war, es war falsch. Er würde Yami finden. Er würde ihn finden und in klitzekleine Teilchen zerschmettern, BIS ER NUR NOCH EIN HAUFEN KALTER SCHOTTERSTEINE WAR!
 

„Ey Yug', alles okay bei dir, Kumpel?", fragte Joey nervös und trat zurück von einem gewissen verärgerten "Einhorn", wie Joey selbst ihn benannt hatte. Nun, wenigstens sein Spitzname machte Sinn. Die Form seiner Haare verkörperte wirklich irgendwie jenes mystische Wesen, aber -Yugi-chan-? Okay, er wusste, dass er eine ein wenig feminine Figur hatte, aber war es wirklich so schlimm?
 

Yugi beendete die Reise in seine gedankliche Welt voll Todesversprechen und heftigen Schimpftiraden abrupt und bemerkte, wie seine zierlichen Finger sich fest um das schwarze Heftgerät geschlossen hatten, mit dem er vorhin noch beschäftigt gewesen war. Seine Knöchel waren weiß vor Wut; seine Hände bebten wie ein Vulkan kurz vor dem Ausbruch. Mit seinem äußerst verstimmt wirkenden Gesichtsausdrucks sah er aus wie ein wandelndes 'Achtung! Betreten Verboten'-Schild. Super! Wenn Yami es jetzt nur noch lesen könnte.
 

Yugi öffnete seinen Mund, um zu antworten, doch sein Satz wurde von einer unbekannten, weiblichen Stimme aufgehalten. „Mister Mutou? Mister Sennen möchte Sie sprechen. Er wartet in Mister Kaibas Büro.“
 

Yugi erstarrte vor Angst. Hatte Yami letztendlich doch entschieden, Yugi zu feuern? Oh Gott ... oder vielleicht hatte er ja Recht mit seiner Entlassung! Was, wenn Kaiba herausfand, dass Yugi bisher nicht wirklich gearbeitet hatte? Das war allerdings Yamis schuld! Er konnte die Befehle seines Bosses ja nicht einfach missachten ... ganz egal, wie sehr er es gewollt hätte. Oder ... oh nein ... was, wenn Kaiba Yugi dabei gesehen hatte, wie er letzte Nacht in Yamis Appartement verschwunden war und jetzt annahm, dass sie zusammen waren! 'Oh GOTT, bitte lass es Ersteres sein', betet Yugi zu welchem Gott ihm auch immer gerade zuhörte. So sehr er auch als Yamis Flittchen von Freund angesehen hätte wollen, „hatte eine Affäre mit ehemaligem Boss“ würde NICHT unbedingt gut aussehen auf seinem Arbeitszeugnis.
 

Nach einiger Verzögerung nickte er und versuchte sich zu erinnern, was er gerade noch über voreilige Schlussfolgerungen gedacht hatte. Er musste sich beruhigen. Kaiba brauchte wahrscheinlich nur Hilfe beim Stapeln von irgendwelchem Zeugs oder so. Bei all dem Geld, das die Kaibas besaßen, hätte es Yugi nicht einmal gewundert, wenn der Mann einen Assistenten an der Toilettenspülung stehen gehabt hätte. Klar... andererseits war die Toilette sicher aus Gold oder so, und er wollte sicher keine Fingerabdrücke darauf. Beides schien überraschend plausibel.

Obwohl ... irgendetwas juckte ihn da so seltsam im Hinterstübchen, dass er sich dort am liebsten gescharrt hätte, was das Zeug hielt. Doch er wusste, dass die Dinge sich dadurch letztendlich sowieso nur verschlimmern würden.
 

Was sollte ein Serienkiller denn schon von ihm wollen? Ja, und? Er kannte Duke. Er war aber doch nur der Bruder ... der Exfrau des Mannes. Ganz zu schweigen davon, dass die Frau auch noch einen Sohn hatte. Also, na gut, vielleicht war er zu einem Großteil in die Sache verwickelt, aber sollten sie nicht in erster Linie Mai beschützen? Sie war die Mutter seines Kindes, für das er sich im Übrigen scheinbar nicht sonderlich interessierte, denn er hatte vor Gericht keine Anstalten gemacht, das Sorgerecht zu bekommen. Gott, es würde Yugi nicht überraschen, wenn dieser „tolle, neue Job in Amerika“ in Wirklichkeit nur irgendeine Stelle als Spekulant in einem Kasino war.
 

Allerdings, fairerweise musste gesagt werden, dass Yugi die Gabe der Beharrlichkeit besaß und die Neigung hatte, seine Nase in Angelegenheiten zu stecken, die ihn nichts angingen und deshalb konnte man es Yami eigentlich nicht verübeln, dass er sein Bestes gab, ihn von der ganzen Sache fernzuhalten. Das aber würde er ganz sicher niemals laut sagen. Nicht nur, weil es seinem ohnehin kaum noch vorhandenen Stolz den letzten Rest gegeben hätte, wenn er zugab, dass sein allergrößter Feind Recht in etwas hatte ... Obwohl das an sich ja eigentlich schon ein ziemlich guter Grund gewesen wäre. Trotzdem lag es vor allem daran, dass Yamis Gesicht sich wahrscheinlich bei jedem Mal, da das Thema aufkam, verdunkeln würde, wie der Himmel vor einem Sturm. Oder wie dann, wenn Yugi die Lichter ausgeschaltet hatte, um einen Film zu sehen und die Bilder mit hundert Meilen pro Stunde durch seinen Kopf rasten ...
 

Wieder ...
 

Und wieder ...
 

Und wieder ...
 

Yugi hasste es.
 

Im Grunde sollte Yami froh sein! Oder wenigstens zufrieden. Auch wenn Yugi diesen uncharmanten Bastard wirklich hasste, hätte er einer Veränderung seiner aktuellen Situation doch nicht wirklich offen gegenüber gestanden. Und jetzt, da Yami sich seinen Weg in sein Leben erschlichen hatte, war er nun einmal da. Wie ein Flicken genäht auf eine Decke, auf der, würde man den Flicken von der Stelle abreißen, nur ein Loch bliebe. Auch wenn er diesen Flicken wirklich abgrundtief hasste.
 

Aber wer war diese Person überhaupt? War es Duke? Oder vielleicht eine eifersüchtige Freundin? Exfreundin? Der Gedanke schien ein wenig weit hergeholt, doch dann wiederum war wahrscheinlich sowieso alles, was Yugi an diesem Tage dachte, ziemlich weit hergeholt. Die tödliche Kombination aus Kaffee und nur zwei Stunden Schlaf in der Nacht hatten durchaus nicht ihre Wirkung verfehlt. Fügte man der Gleichung dann noch einen Idioten von Boss hinzu, hatte man ein ganz neues Ballspiel. Und zwar keins dieser lustigen mit den Hotdogs und den dicken Leuten, die einem jedes Mal den Sitz wegnahmen, sobald man die Toilette aufsuchte.
 

Aber ... warum würde Yami ihn unbedingt sehen wollen, wenn er doch mitten in einem Meeting war? Vielleicht war das alles irgendeine Art von Bürostreich, der ihm als Neuling gespielt wurde. Großartig! Das Letzte, was Yugi brachte, war eine Erinnerung an seine Highschoolzeit. Viel weniger noch an sein erstes Jahr. Er konnte nicht sagen, wie viele unzählige Male er sich verlaufen hatte und irgendein Oberstufenschüler ihn in irgendeine völlig verkehrte Richtung geschickt hatte, zum Beispiel aufs Dach oder auf die Schulwiese. Einmal hatten sie ihn zu den Damentoiletten dirigiert ... und na ja, war ja nicht schwer zu erraten, was wohl als nächstes passiert war. Die Narbe des Schuhabsatzes zierte heute noch seinen Rücken, ganz zu schweigen von den emotionalen Wunden. Die einzige Sache, die Yugi an der Erinnerung an diesen Tag lustig fand, war, dass es ein perfektes Beispiel dafür abgab, weshalb genau er schwul war.
 

Vielleicht brauchte Yami seine Hilfe ... nein, er hatte Malik mitgenommen und obwohl der Ägypter zu den seltsamsten Dingen gehörte, die auf der Erde wandelten, war er doch eigentlich recht intelligent im Vergleich zu Joey und Mana. Es hätte Yugi nicht einmal wirklich überrascht, wenn der Andere auf der Highschool bessere Noten als er selbst bekommen hatte. Möglicherweise langweilte Yami sich auch einfach nur und hatte entschieden, ihn zur bloßen Bespaßung zu sich zu rufen. Und dummerweise war das wohl leider viiiiiiel mehr als nur eine an den Haaren herbeigezogene Möglichkeit. Kaiba wusste, dass Yami in seinem Job ganz schön nachgelassen hatte. Er musste es doch einfach wissen! Nur was hielt ihn dann davon ab, seinen Boss einfach auf die kalte, harte Straße zu werfen?! Und zwar mit einem schönen, großen, blauen Brief in der Hand. Und noch etwas Anderes wunderte ihn. Was war eigentlich los mit Yami und--
 

„Buh."
 

Yugi quiekte, fuhr herum und sein Blick traf auf amüsiert wirkende Rubine, die bald schwarze und blaue Blutergüsse zieren würden, wenn der Mann nicht endlich anfing MANIEREN ZU LERNEN!
 

Yami hob eine Augenbraue und beobachtete Yugis komisch zerzaust wirkende und seltsam zuckende Gestalt. Der arme Junge wirkte irgendwie verstört, oder als ob die Erdanziehungskraft sich seiner sofort bemächtigte, wenn man ihn auch nur anstupste. Wahrscheinlich würde er dann sogar direkt ohnmächtig werden. Seine violetten Iriden waren geweitet, wie enorm große, blutunterlaufene Pflaumen, die ihn mit leichtem Bangen und voll der Hitze ziemlich übertriebenen Hasses anstarrten. Verdammt, wenn Yami es nicht besser gewusst hätte, hätte er ihn wahrscheinlich wegen Drogenmissbrauchs oder massivem Alkoholkonsums ins Krankenhaus einweisen lassen. Armer Yu-chan~ Aber na ja, es war ja nicht so, dass Yugis Schlafmangel sein Problem war, denn schließlich gab er seinem Angestellten hier mehr als genug Gelegenheiten heimzugehen. Aber der Mann musste ja unbedingt darauf bestehen zu bleiben, bis Yami ihm endlich Arbeit gab. Yugis Sturheit und Dummkopf würden ihn eines Tages sicher noch umbringen. Leider würde das Yami dann keine wirkliche Gelegenheit mehr geben, ihn mit einem „Ich hab's dir ja gesagt“ aufzuziehen.
 

„Meine Güte, läufst du langsam. Ich hab meine Sekretärin vor über 15 Minuten losgeschickt, Aibou. Und es dauert nur fünf herzukommen.“ Er grinste und klopfte eindringlich gegen den Holzrahmen in der Tür neben ihm, verlor dabei jedoch nie den Augenkontakt mit den violetten (jedenfalls normalerweise violetten, wenn er denn nicht so tot vor Müdigkeit ausgesehen hätte) Iriden des Anderen.
 

Yugi zwinkerte leicht, während er langsam begann zu verarbeiten, dass er gerade dabei war direkt an der Tür seines Bosses vorbeizulaufen und Moment, was? Eine Schimpftirade gegen besagte Autoritätsperson und Baseballspiele loszulassen? ... Gott, er wusste echt nicht mehr, was er in letzter Zeit eigentlich dachte. Seine Gedanken schienen ebenso gezielt wie ein Sniper, der zum ersten Mal versuchte Pfeil und Bogen zu benutzen. Oder um es einfacher zu sagen, wirr zerstreut. Wie Puzzleteile auf dem Fußboden verstreut. Yugi konnte gut mit Puzzlen umgehen, in seiner Kindheit war er sogar „König der Spiele“ genannt worden. Aber dieses Puzzle … es war … zu unheimlich … zu trocken, einfach zu viel für Yugi. Doch im Geheimen liebte er es gleichzeitig. Nicht Yami, nicht seinen Job, nicht seine Kollegen, aber die Tatsache, dass all das eine Herausforderung war.
 

Und Yugi trat vor keiner Herausforderung zurück.
 

Irgendwie hatte er das Gefühl, dass Yami genau das wusste und mit Absicht versuchte zu testen, wie weit er es treiben konnte, bevor Yugi aufgeben und das Handtuch werfen würde. Aber Yami war dumm, wenn er glaubte, dass er wirklich so viel über ihn wusste. Zum Beispiel Dinge, die Yugi noch nie jemandem erzählt hatte und die er merkwürdigerweise trotzdem herausfand. Dinge, von denen er noch nicht einmal Mai erzählt hatte! Trotzdem schien er sehr wenig über Yugi zu wissen. Und Junge, da konnte er sich aber auf ein hartes Erwachen gefasst machen. Er würde schon merken, wer hier zuerst das Handtuch warf. Nicht, dass Yugi wirklich ein Mitspracherecht hatte, aber er würde es schon schaffen Yami in die Knie zu zwingen, selbst wenn das schlaflose Nächte und Arbeitsentzug für ihn bedeuten sollte. Oh, und dann würde Yami nicht nur einen kleinen Knacks weg haben, oh nein.
 

Yugi wollte, dass er daran zerbrach.
 

Yugi grinste leicht höhnisch und riss seinen Blick von den roten Augen des Größeren los, um seinen Ärger in den Griff zu bekommen. „Aha. Was willst du?“, spie er. Normalerweise war er nicht so kalt gegenüber Yami. Klar, hier und da mal ein zorniger Blick oder eine kleine Diskussion, gefolgt von einigen, na gut, haufenweise gedanklichen Morddrohungen, aber er wirkte eigentlich nie so … gefühlskalt … und böse, geradezu wie eine Art … Federvieh. Nicht falsch verstehen, er war definitiv eins, aber … immerhin war die Atmosphäre zwischen ihnen gerade eher spielerisch statt aufgeladen gewesen und genau das erinnerte ihn an den Streit mit Mai. Er musste sich zusammenreißen, bevor sich die ganze Situation wiederholte und er alles komplett vermasselte. Reiß dich zusammen. Zusammenreißen. Bleib dabei. ‚Reiß dich einfach zusammen! ‘, wiederholte er.
 

„Eigentlich hatte ich entschieden, dass du dieses Mal mitkommst. Ich habe gerade einen Anruf von einer benachbarten Schule bekommen. Anscheinend droht dort ein Mann mit einer Waffe eine Gruppe von Erstklässler zu erschießen, wenn er keine 5.000 Dollar bekommt.“
 

Yami seufzte und setzte dann mit der Geschichte fort, stieß dabei allerdings auf taube Ohren, während Yugi ihn geschockt ansah. Arbeit? Richtige Arbeit? Das musste doch einen Haken haben! War Yami es nur Leid geworden Leergewicht mit sich herumzuschleppen? Vielleicht hatte Kaiba ihn endlich zur Vernunft gebracht und angeordnet, dass Yami ihm etwas zu Arbeiten geben sollte. Entweder das, oder der Andere spielte nur mal wieder einen Streich mit ihm und wollte ihn in Wirklichkeit in eine Art Bar oder Stripclub zerren. Noch war es nicht passiert, aber andererseits hatte auch noch keiner kybernetische Roboter erfunden, die menschliche Arbeit übernahmen, sodass alle Anderen sich für den Rest der Ewigkeit auf ihren faulen Hinterteilen ausruhen konnten. Aber auch das würde früher oder später schon noch kommen.
 

„Warum kommen die Anderen nicht mit?“, platzte es aus Yugi heraus. Falls die ganze Sache einen Haken hatte, wollte er definitiv wissen, auf was genau er sich da gerade einließ, anstatt sich von Yami hinhalten zu lassen, wie der das ja so gerne mit ihm abzog. Er hatte seine Theorie darüber längst aufgegeben, dass sein Boss ihn auf irgendeine grauenvolle Art ermorden wollte, denn dazu hätte er schon mehr als eine Gelegenheit gehabt und trotzdem hatte er noch keine Anstalten gemacht ihn zu verletzen. Natürlich nicht. Yami war schließlich der Böse und er wollte sein Opfer nur ungern verlieren, denn wenn das geschah, müsste er sich ja jemanden Anderen suchen, den er aufziehen und über den er sich lustig machen konnte und es war schwer jemanden zu finden, der so voller Wut war und reagierte wie Yugi Mutou. Wirklich, er könnte mit seiner Wut ein Haus in Flammen setzen.
 

„Nun ja, ich hab angenommen, dass du heute schon genug mit diesen Affen zu tun hattest, aber wenn du wirklich willst, dass sie mitkommen---“
 

„Nein!“, rief Yugi und er machte sich nichts daraus, dass so gut wie jeder im Büro ihn anstarrte. Es würde ihn wirklich alle Kraft kosten, wenn er sich auch nur einen einzigen weiteren lahmen Witz von Joey anhören musste. Er würde wahrscheinlich jemanden (vorzugsweise Joey) packen und ihn erwürgen. „Lass uns – einfach gehen.“, knurrte er und lief direkt an einem grinsenden Yami vorbei, zu der heiß vermissten Tür, die ihn zum himmlischsten aller Plätze auf Erden führen würde, nämlich weg von hier.
 

„Yugi…"
 

„WAS!"
 

„Die Tür ist in der anderen Richtung, Süßer.“
 

* * *
 

„Gott sei Dank sind Sie Beide hier.“, seufzte die Frau erleichtert. Sie wirkte fast ebenso erschöpft, wie Yugi sich fühlte. Aber so würde wahrscheinlich jeder aussehen, wenn ein armer Irrer in einer Schule eine riesige, schwarze Waffe auf deren Schüler halten und fünf Tausender verlangen würde. Um ehrlich zu sein war die ganze Situation ziemlich erschreckend, allerdings auch komplett bescheuert. Niemand würde ein paar 14 bis 15-jährige erschießen …
 

Oder?
 

„Könnten Sie uns bitte eine Karte der Schule und der Position des Mannes im Gebäude geben, Mam?“
 

Yugi starrte Yami an. Nein, das war nicht Yami … diese Person strahlte geradezu eine Aura der Professionalität aus und schien die Sache hier richtig ernst zu nehmen. Waren sie etwa immer so, wenn sie außerhalb des Büros im Dienst waren? Vielleicht sogar alle von ihnen? Yugi konnte sich Joey nicht vorstellen, ohne dass er grinste, während er einen völlig veralteten Witz erzählte. Oder Tristan, ohne dass er diese kleinen Streits mit dem Vorhergenannten provozieren. Und genauso wenig konnte er sich eine Mana ohne ihr Handy vorstellen, die nicht die ganze Zeit über Sex, heiße Typen und wie dumm Joey und Tristan sich verhielten brabbelte. Obwohl, um ehrlich zu sein, bei Letzterem war er ganz ihrer Meinung.
 

Eins war klar, wie er da stand mit einem absolut nüchternen Gesichtsausdruck … Yugi fühlte auf einmal eine ganze Menge Respekt für seinen Vorgesetzten. Es fühlte sich merkwürdig an … aber auch seltsam beruhigend aus Gründen, die der Kleinere nicht kannte. Allerdings würde es höchstwahrscheinlich sowieso nicht lange so bleiben, sobald sie wieder zurück ins Büro kamen.
 

„Bitte bringen Sie sie sicher dort raus.“, bat die Frau, nachdem sie die Karte gekritzelt hatte, die die benötigte Information enthielt, um den Kriminellen erfolgreich zu fassen und die Kinder drinnen zu retten.
 

Yami schenkte ihr ein kleines Lächeln. Es war nur leicht, aber herzerwärmend. „Wir tun unser Bestes, Mam.“ Er nickte, bevor er an der Frau, die sich kurz verbeugte, vorbeilief und Yugi mit einem Wink anwies seinen Schritten zu folgen.
 

Yugi zögerte und sah sich nach all den Gesichtern des Personals und der besorgten Eltern um. Was, wenn sie mit leeren Händen wiederkamen? Würden diese Leute sie dafür verantwortlich machen?
 

Wenn einer der Schüler Ethan wäre … Yugi würde … das würden sie büßen müssen, wenn der Junge nicht in einem Stück heimkäme. Und schon eskalierte Yugis Welt unter dem Druck, der durch seinen Verstand trieb, wie eine gepfiffene Melodie, ein ausgefallenes Lied, der konstante Fluss eines unnachgiebigen Rhythmus … er schob seine wirren Gedanken auf den Kaffee, allerdings hätte er überhaupt keinen Kaffee trinken müssen, wenn Yami nicht gewesen wäre.
 

Yami. Er schien geradezu das Zentrum seiner Aufmerksamkeit zu sein, ob er sich nun auf einer Mission befand, um Erstklässler von einem gefährlichen Mann mit einer Waffe zu retten, ob er ein Buch in der Bibliothek suchte oder Abendessen für seine Schwester und seinen Neffen kochte. Yami schien immer das Zentrum seiner Probleme zu sein. Es war, als ob schon sein Name an sich irgendetwas tief in Yugis Seele entzündete. Ein brennendes Bedürfnis den Anderen Tag für Tag mehr zu hassen. Aber er hätte lügen müssen, wenn er behauptete, dass die ganze Prozedur seinem zierlichen, gestressten Körper nicht langsam ziemlich zusetzte.
 

Stress. Die zweite Quelle seiner Angst. Wenn das Problem nicht Yami war, waren es die unbezahlten Rechnungen. Klar, er hasste Yami dafür, wie e ihn behandelte, als sei er irgendein hilfloser Penner ohne Geld, der seine Familie ernähren musste, aber er brauchte ja wirklich Geld.
 

Mit den Mietzahlungen hingen sie Tag für Tag mehr hinterher, ein oder zweimal hatte er eine Mahnung in der Post gehabt, die ihn wissen ließ, wenn er nicht bald zahlte, würden Strom und Wasser im Nu abgestellt werden. Ethan brauchte Windeln. Mai brauchte bestimmte … Produkte speziell für das weibliche Geschlecht … die besser ungenannt blieben. Yugi brauchte Waffenunterricht. Sie alle brauchten Essen auf dem Tisch. Sie brauchten Wasser, Strom, ein Dach über dem Kopf. Und wenn das so weiterging, war er sich nicht sicher, ob sie auch nur eins der Dinge auf seiner mentalen Liste, die von Woche zu Woche länger wurde, noch lange haben würden. Sein Großvater sagte ihm immer, wenn er es in dieser Welt zu etwas bringen wolle, müsse er ein paar Richtlinien folgen:
 

Kein Mädchen schwängern, bevor sie 20 ist. Wenigstens darüber musste ich mir keine Gedanken machen …
 

Gute Noten bekommen.
 

Aufs College gehen. Aber nicht nur ein halbes Semester, Yugi. Allerdings, wer konnte was dafür, dass ihm das Geld fürs College ausgegangen war.
 

Immer einen Plan B haben.
 

Yugi fand, Nummer drei und vier gehörten eher zu seinen Schwachstellen. Aber wenn du jung bist, denkst du auch, das Leben sei leicht. Du wirst eben der Star einer berühmten Band, ein Model, ein Popstar, ein Schauspieler und das macht es einfach. Die raue Realität allerdings war, dass niemand es wirklich einfach hatte … Naivität und Jugend waren nur Momente purer Glückseligkeit, in die jeder sich zurücksehnte, doch niemandem wurde dieser Wunsch je erfüllt. Er fiel. Fiel mit 100 Meilen pro Stunden in die falsche Richtung … und sehr bald würde er am absoluten Tiefpunkt angekommen sein.
 

„Willst du weiterhin meinen Hinterkopf anstarren oder deine Gedanken endlich aussprechen?“ Yami hatte seinen Kopf leicht nach hinten gedreht und starrte den verloren wirkenden Jungen hinter sich an.

Yugi blickte finster drein und lief einige Schritte schneller, damit er nicht mehr hinter Yami lief, aber in einer Geschwindigkeit, in der er mit ihm mithalten konnte. „Was bist du, mein Therapeut?“, zischte er und schob seine verschwitzten Hände in die Taschen seiner blauen Jacke. Yugi hasste nichts mehr als im Rampenlicht zu stehen. Ein Problem, das Yami einmal mehr zu seinem Vorteil zu nutzen schien. Er war wie ein Fuchs, hinterhältig und tödlich, der nur auf den passenden Moment zu warten schien und dann zuschlug. Und wenn er traf, dann aber richtig.
 

Yami grinste und wurde ein wenig langsamer, um sich ein Stück herunterzubeugen, bis seine Unterlippe Yugis Ohrläppchen streifte, woraufhin der Andere plötzlich erstarrte wie ein gefrorener Schneemann. „Ich kann für dich sein was auch immer du willst.“
 

Und schon flog der neuentdeckte Respekt seinem Boss gegenüber aus dem Fenster.
 

Der Jüngere blickte noch eine Spur finsterer drein und stieß den Anderen von seinem nun tomatenroten Ohr weg, um das unerwünschte, jedoch irgendwie auch angenehme (nicht, dass Yugi das je zugegeben hätte) Gefühl loszuwerden, das durch sein Ohr und dann seinen Hals entlang fuhr. „Wie wär’s, wenn du direkt damit anfängst, dein Mitleid für dich zu behalten?!“, bellte er und wendete seinen Blick zur nächsten Wand ab, während sich die immer gleiche Frage in seinem Kopf wie eine kaputte Schallplatte wiederholte: ‚Ist es das überhaupt auch nur im Geringsten wert?‘ Yugi warf einen kurzen Blick zurück. Yami schien sich prächtig zu amüsieren. Schnell wendete er seine Augen wieder ab. ‚Sieht aus wie ein dickes, fettes Nein.‘
 

„Tut mir leid, Yu-chan, aber ich befürchte, du musst ein wenig konkreter werden. Wann habe ich dich je bemitleidet?“, fragte er sanft und die Ruhe, die sich durch seine Worte zog, wie ein Karpfen durch den Strom, war ungefähr das genaue Gegenteil von Yugis wutentbrannter Gestalt. „Oder … ist das nur mal wieder einer deiner übertriebenen Wahnvorstellungen darüber, dass ich das allerschlimmste Wesen auf dem Planeten bin?“ Yugi blitzte ihn an. Er hatte keinen Zweifel daran, dass Yami wirklich keine Ahnung hatte, wie genau er den Kleineren bemitleidete, aber musste er wirklich seinen eigenen kranken Humor zu dieser ganzen Tortur noch hinzufügen?
 

„Du zahlst mir mehr, als ich kriegen dürfte. Verdammt! Das ist ja fast, als ob du---!MM!“, quiekte Yugi, als er eine starke Hand auf seinen noch immer offenen Lippen fühlte. Für einen Moment dachte er darüber nach in die Hand des Anderen zu beißen, bis sie entweder blutete oder er das Ding aus seinem Gesicht nahm! Er wollte gerade seinen Gedanken Taten folgen lassen, als er die Quelle von Yamis plötzlicher Bedrängnis in seinen Augenwinkeln sah. Da war der Mann … die glänzende, schwarze Waffe fest zwischen seinen schweißnassen, kurzen Fingern. Das Gesicht verzerrt, als ob er eine Art Russisches Roulette spielte … als ob eine einzige Kugel alles war, was er hatte, obwohl es in Wahrheit vielleicht viel mehr Kugeln waren.
 

Und genau das machte ihm Angst. Yugi hatte nicht wirklich über die Gefahren dieser Mission nachgedacht, bevor er aus der Tür geschlendert und ins Auto seines Vorgesetzten gesprungen war. Keinen Augenblick lang hatte er an die Tatsache gedacht, dass er dabei schlussendlich nicht weniger als sterben konnte, wenn er auch nur einen falschen Schritt tat. Und das war der Moment, in dem er verstand, warum Yami ihn die ganze Zeit von dieser Art von Außendienst ferngehalten hatte. Zum Schutz. Und so schwer es ihm auch fiel, es zuzugeben, Yugi wusste, dass Yami nicht wollte, dass er sich physisch verletzte. Psychisch allerdings, na ja, das war wieder eine ganz andere Geschichte.
 

Part II folgt ...



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  mu_chan
2014-06-24T17:48:55+00:00 24.06.2014 19:48
ein sehr schönes kapitel...^^
ich würde nur allzu gern weiter lesen :)

glg mu_chan
Antwort von:  -Miaka-
24.06.2014 20:02
Danke schön! :) Ja, leider hab ich im Moment absolut keine Zeit zum Weiterübersetzen. Wird also noch eine ganze Weile dauern. Ich kann dir ansonsten für's Erste nur das Original ans Herz legen.

Liebe Grüße, Miaka
Von: abgemeldet
2014-05-03T21:31:56+00:00 03.05.2014 23:31
Wie schön es geht weiter *_* das freut einen ja
aber schön übersetzt Yugi tut mir allerdings immer noch sehr leid - ob sich das bald mal ändert ?
Antwort von:  -Miaka-
03.05.2014 23:35
Danke, freut mich total :) Ja, mir tut er auch leid. Ich hoffe, dass ich mit dem Übersetzen schnell vorankomme, damit du bald erfährst, ob es sich ändert ;)
Vielen Dank für deinen lieben Kommentar! :)


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