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Der Fluch der Meerjungfrau

Die Gier und ihre verheerenden Folgen
von

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Von schlagenden Herzen


 

Der Fluch der Meerjungfrau

Die Gier und ihre verheerenden Folgen

Kapitel Zehn

≈ Vᴏɴ sᴄʜʟᴀɢᴇɴᴅᴇɴ Hᴇʀᴢᴇɴ ≈
 

Ein Brennen, so heiß wie Feuer, erfüllte meine Lungen, als ich mich aus den Händen dieser Gestalten befreite. Ich lief, doch wusste ich nicht, wohin ich gehen sollte. Wo war ich? Wer hatte mich hier her gebracht. Warum stolperte ich auf zwei Beinen umher? Sollte ich nicht in den sicheren Tiefen des Meeres verharren? In der schützenden See? Hastend und strauchelnd suchte ich nach einem Ausweg. Meine Füße polterten über blankes, poliertes Holz. Verzweifelt hob ich den Blick, doch meine Augen waren von Tränen verhangen. Hilflos fiel ich in mich zusammen. Krümmte mich, japste nach Luft, die ich nicht benötigte. Ich brauchte Wasser. Kraftlos schleppte ich mich dahin, kroch, wimmerte und vernahm Schritte hinter mir.

»Verschwindet!«, fauchte ich, während mir salzige Perlen über die Wangen strömten. »Lasst mich gehen!«

Worte, sie formten sich wie von selbst. Ich sprach, doch wie? Eine Stimme, laut und schrill, drang aus meiner Kehle empor. Fremd fühlte es sich an ...

Abrupt hielten die stampfenden Laute inne. Ich hob den Kopf, doch erkannte nichts, nur verschwommene Silhouetten. Schatten, die sich im Licht bewegten. Bunte Splitter, die vor meinen Augen tanzten. Ich musste ihnen entkommen. Ich gehörte nicht hier her. Ich musste fort, weg von diesen Biestern, diesen Gestalten, die mich gefangen hielten und mich daran hinderten, wieder in schützende Gewässer zu fliehen.

»Nein!«, schrie ich, als wollten meine Lungen bersten. Jemand griff nach mir, packte mich, hob mich empor. »Tötet mich!«

Stille trat ein, niemand wagte es, zu sprechen.

»Tötet mich!«, bettelte ich und ergab mich den Klauen, die mich hielten. Meine Kräfte waren versiegt. Schwäche hatte meinen Körper erfasst, mich überwältigt.

»Was macht ihr?«, klagte ich erschöpft, als mich jenes Wesen auf seine Arme hob. Das Geschöpf wandte sich zu seinen Kameraden um, wirkte verwirrt, während ich kaum wagte, Atem zu schöpfen. Wie schlaffer Tang hing über den Muskeln und bemerkte ein Zucken. Dann Laute, die schnell und hastig in meinen Ohren widerhallten. Niemand sprach, doch das Pochen blieb.

»Was machen wir mit ihr?«, vernahm ich und erlag erneut dem Versuch, meine Neu-Entdeckung zu gebrauchen. Ein Krächzen entrann meiner Kehle, doch andere Töne kamen nicht hervor.
 

Was taten sie mit mir?

Was hatte ich ihnen getan?

Warum?

Warum konnten sie mich nicht in Frieden dem Meer übergeben?

Mir fehlte die Kraft, mich zu winden. Meine Macht war verloren. Erschöpft ließ ich mich fortreißen. Nichts war mir geblieben. Keine See, die mich rettete. Kein Meer, das mich beschützte. Ich war gefangen. Mein Blick leer, meine Ohren taub. Doch da, abrupt und plötzlich, kaum hatte ich den Gedanken gesponnen, drang ein merkwürdiges Trommeln zu mir heran. Es wuchs, schwoll an, vermischte sich mit anderen, hämmernden Lauten zu einer Art Rhythmus. Viele, kleine Tropfen, die sich zu etwas Großem zusammenfügten. Ich hob die Lider und erkannte Gesichter. Erkannte jene Figuren wieder, die ich zuvor bemerkt hatte. Der Seestern-Mann, der mich auf seinen Armen trug. Sein Hämmern vernahm ich deutlicher, doch auch das Pochen der anderen Gestalten vermochte ich zu hören. Was war das? Ich lauschte, horchte in mich hinein, doch jene Laute konnte ich nicht ausmachen. Still war es in mir. Kein Pochen, kein Klingen. Was war geschehen?

Ohne, dass ich mich dem Folgenden hätte zur Wehr setzen können, ließ man mich fallen. Ein platschendes Geräusch erklang und ich rang, vom Schrecken erfasst, augenblicklich nach Luft. Doch das, was ich in meine Lungen strömen ließ, war salzig und nass. Ich zappelte, wand mich und trat ins Leere. Das, was mich so plötzlich umgab, war jenes Nass, das ich so sehr herbeigesehnt hatte, doch erschien es mir trügerisch, als wolle es mich verschlingen. Kein Schutz, keine Rettung. Es zog mich tiefer und presste den letzten, mir noch verbliebenen Odem aus mir. Ich wollte sprechen, wollte schwimmen, doch ich sank, rutschte und fiel.
 

Ergeben schloss ich die Augen, als das letzte Bisschen Atem meinen Lungen entwich. Ich bemerkte kaum, dass etwas nach mir haschte. War dies der Tod, der mich endlich zu sich nahm? Schon oft hatte ich ihn gesehen, begrüßt und wieder fortgeschickt.

»Seid ihr wahnsinnig geworden?« Dumpf drangen die Worte zu mir.

»Sie ist geflohen und wir dachten ...«, folgte die Erwiderung leise, beinahe flüsternd.

»Was dachtet ihr? Dass ihr sie wieder ins Wasser werfen könntet?« Abermals vernahm ich jene Stimme, die erregt schien, aufgebracht und erbost. Dann umfing mich erneute Stille. Ein Trugbild. Verschwommen sah ich eine Gestalt auf mich zuschweben. Groß, dunkel und doch spürte ich eine Wärme, die sich auf meine kühle Haut legte. Wieder bemerkte ich einen Körper, der mich umhüllte, doch er war dünn und weich. Gemurmel vertrieb die Stille. Ein Wesen, das flüsternd etwas verlangte. Doch, was war es?

»Bleib bei mir!«, forderte es sanft, umschlang mich mit seinen Armen und presste sich an meine Schultern. Ein Beben setzte ein, das mich gleichermaßen in Schwingung versetzte. Es zitterte, hielt mich fest, ehe Laute, so eigenartig klingend, meine Welt zerbrechen ließen.

»Nami.« Wieder dieses Wort ... leise drang es zu mir. »Nami

Etwas in mir horchte auf. Klein, wie eine Knospe, erschien es mir, während die Gestalt jene Silben sprach. Der Klumpen, schwarz, leblos, brach entzwei. Schrecken ließ mich frösteln, denn ein winziges, leuchtendes Korn entwand sich dem toten, kargen Leib. Ich wehrte mich, wollte nicht, dass der Keimling wuchs. Jene Schlacht in meinem Inneren zog sich fort. Der Kern, und war er noch so jung, reifte, wucherte und dehnte sich mit jedem Herzschlag, der nicht der meine war. Der Klumpen, schwer und voller Finsternis, zerfiel.

Wieder hörte ich jenes Pochen. Es schwoll an und zersprang. Wellenrauschen, ein Klang, eine liebliche Melodie, ein Ziehen, ein Zerren und dann ... Ein Laut, so kraftvoll und stark, dass ich glaubte, den Verstand zu verlieren. Etwas schlug in mir, schnell und aufgeregt. Etwas wütete in mir, presste und peitschte, forderte, ehe ich nach Luft rang.

»Ein Glück«, flüsterte jene Gestalt und zog mich näher zu sich heran. Mein Kopf, er dröhnte, als wolle er brechen. Meine Finger, klamm, aber dennoch beweglich in den Gliedern. Mein Innerstes erfüllt von einem Klang, den ich so sehr vermisst hatte.

»Nami«, wieder ertönte jenes Wort, doch ich erkannte es. Ich erkannte ihn. So schwach ich mich auch fühlte, mein Herz ... es schlug. Pumpte Blut und Sauerstoff durch meinen Körper.

»Sanji«, wich es voller Erschöpfen von meinen Lippen. Seine Arme hatten mich umschlungen, ebenso wie die Decke, in die man mich gehüllte hatte. Ich spürte die einzelnen Strähnen seines blonden Haares an Hals und Wange, während sich der Smutje, erleichtert seufzend und Gebete flüsternd, an mich schmiegte. Sanji umklammerte mich wie eine Schlingpflanze aus tropischen Gefilden. Ein mildes Lächeln legte sich auf mein Gesicht. Es war merkwürdig, die Lippen der Art grotesk zu verziehen, doch ich kannte das Gefühl. Ich erkannte es wieder.
 

»Ist der Fluch jetzt gebrochen?« Erwartungsvoll blickten die Strohhut-Piraten auf mich herab. Noch immer war ich in den schweren Stoff gehüllt, denn meine Haut war ausgekühlt. Ruffy, wie hatte er mir gefehlt, trat auf mich zu, ging in die Hocke und taxierte mich. Er musterte mich eindringlich, dann haschte er nach mir. Ich wich zurück, doch ich besann mich und ließ den Kapitän gewähren. Ruffy griff nach der Krone auf meinem Kopf und rüttelte daran, ehe er resigniert den Kopf schüttelte.

»Heißt das«, erhob Brook das Wort, »dass es noch nicht vorbei ist?«

»Sieht wohl ganz danach aus«, merkte Lorenor Zorro an, der, an eine Wand gelehnt, das Schspiell aus der Ferne beobachtet hatte.

Ich stutzte. Zorro? Zorro war hier? Schwach vermochte ich mich zu erinnern, dass Robin, mit ihm und Lysop im Schlepptau, nochmals die Dorfler befragen wollte. Ich reckte den Hals und versuchte, jene hochgewachsene Frau zu erspähen. Erleichterung überkam mich, als ich sie bemerkte, doch sie schwieg. Erneut blickte ich in die Runde. Sah mit großen Augen von einem zum anderen. Wartete auf ein Wort, auf irgendetwas, das mich erlösen würde, doch es blieb still.

»Was? Was ist los?«, fragte ich und durchbohrte die Archäologin mit meinem Blick.

»So lang ...«, hob Robin endlich an, »so lang noch nicht Vollmond ist, können wir nichts tun.«

»Gut«, meinte Sanji und löste sich aus der verkrampften Haltung, in der er sich befunden hatte. Lauernd und beinahe wie zum Sprung bereit, hatte er neben mir verharrt und die Arme vor der Brust verschränkt.

»Und wann ist Vollmond?«, verlangte er zu wissen.

»Heute Nacht«, ließ Robin verlauten.

»Und dann ist alles wieder wie früher?«, fragte ich und war nicht sonderlich überzeugt. Das war zu leicht, nach all dem Schrecken, der mir und uns, widerfahren war.

»Nein«, gab unsere Kameradin zurück. »Nein, denn dann fängt alles erst an.«
 

»Spürst du das?«, fragte Chopper und strich mit einer Feder über meinen linken Arm. Ich nickte. Die kleine Daune war bereits das zehnte Objekt, mit dem das kleine Rentier versucht hatte, mir zu entlocken, wie es um meine Empfindsamkeit bestellt war.

»Und das?«, fragte Lysop und boxte, wenn auch nur leicht, gegen meine Schulter.

»Hey Lysop«, fauchte Chopper sofort und schwoll zu seiner monströsen Form an. Auch ich hatte etwas erwidern wollen, doch ich rieb mir über die schmerzende Stelle und taxierte den Kanonier mit wütendem Blick.

»Das macht zehntausend Berry, weil du mir einen blauen Fleck verpasst hast!«, zischte ich und schlang die Wolldecke wieder um meinen Körper. Unter murrendem Protest verließ Lysop die Kajüte.

»Er kann froh sein, dass Sanji von all dem nichts mitbekommen hat«, murmelte unser Schiffsarzt und suchte in seinem Koffer nach dem nächsten Gegenstand, den ich auf meiner Haut fühlen sollte. Als er jedoch Sanjis Namen erwähnte, kam ich nicht umhin den Blick zu senken. Was hatte ich ihm angetan? Was hatte ich der Crew angetan? Wann war dieser Schrecken endlich vorüber? Ich konnte nicht länger still und leise ausharren. Ich musste etwas tun, etwas unternehmen. Entschlossen schälte ich mich aus dem Stoff und kam holperig auf die Beine.

»Aber Nami.« Chopper sah von seinem Vorhaben auf.

»Mir geht es gut, danke Chopper«, versicherte ich ihm und verließ das Zimmer.
 

»Ich muss zur Klippe«, sagte ich, als ich die Kombüse betrat und in die erschrockenen Gesichter meiner Freunde blickte. Das Stimmengewirr war augenblicklich verebbt, als man Notiz von mir nahm.

»Auf gar keinen Fall!« Es war Ruffy, der das Wort ergriff, noch ehe jemand anderes dazu im Stande war.

»Ruffy«, knurrte ich und sah meinen Plan bereits in Gefahr. »Nur ich allein kann mich dem stellen.«

»Nein«, gebot mir der Grünschnabel. »Nein. Ich bin der Kapitän und ich verbiete es!«

»Nein«, zischte ich, »den Teufel wirst du tun! Ich habe uns in diese missliche Lage gebracht und ich allein kann uns da auch wieder herausholen, begreifst du das denn nicht, Ruffy?«

»Nami«, wandte Robin ein und packte das Buch beiseite, in dem sie gelesen hatte, »wir ...«

»Nein!« Doch diesmal war nicht ich es, die sprach. Sanji hatte seine Stimme erhoben. Ein Gefühl, das ich als eigenartig und seltsam empfand, rollte sich tief im Innern meines Herzens zusammen.

»Ich werde mit ihr gehen. Allein.« Mein Verstand überschlug sich, denn ich begriff nicht, warum man für den Smtuje kein Wort des Protestes übrig hatte. »Aber ... ihr bleibt in der Nähe. Sollte diese garstige, alte Schachtel eine linke Tour veranstalten, wäre es sicherlich ein Pluspunkt, euch im Hintergrund zu wissen.« Damit war für Sanji die Diskussion beendet.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  fahnm
2015-04-28T21:58:51+00:00 28.04.2015 23:58
spitzen kapitel
Von:  lieselotte90
2015-04-27T22:44:53+00:00 28.04.2015 00:44
*_* sanjiiii <3 kann kaum das nächste Kapitel erwarten du schreibst so toll :)


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